•It ^ ^^ DER PHARMACIE. Eine Zeitschrift ues allgemeinen deutschen Apotheker ■Vereins ^aiitlinluug JinriikKterlilauli. Herausgegeben unter Mitwirkung des Directoriums von El. Bley. VII. Jahrgang. HANNOVER. Im Verlage der Hahn'schen Hofbuchhandlung. 18 5 7. LJ) jqi DER PHARMACIE. Zweite Reihe. LXXXIX. Band. Der ganzen Folge CXXXIX. Band. 13 Unter Mitwirkung der Herren H. Bley, Ficinus, Geiseler, Harms, Hendess, Herzog, Hornuvg, Ihlo, Tonas, Krauthausen, Lancierer, Lichtenberg, LöJir, Ludioig, Maschke, Pecholdt, Prollius, Reichardt, Rottmanner, Wilms, Wittstein heraus gegeben Dulk einsjahr. HANNOVER. Im Verlage der Hahn'schen Hofbuchhandlung. 185 7. Inhaltsanzeige. Erstes Heft. Erste Abtheilung. I. Physik, Chemie und praktische Pharmacie. Seite Bericht über die Arbeiten, welche zur Lösung der Preisfrage der Hagen - Bucholz'schen Stiftung auf das Jahr 1855/.. ein- gegangen sind. Erstattet von Dr. L. F. Bley 1 Ueber das citronensaure Chinin; von Wittstein- 27 Ueber Reinigung der Gutta Percha durch Chloroform'; "von U. Mas chke in Breslau 31 Ueber die Hydrate des Kupferoxyds; von Ed. Harms,' '.'.'.'.'." 35 IJie Kohle als Reinigungsmittel; von Demselben 36 Ueber die Zersetzung des Weingeistes durch Brom bei Gegen- wart von Schwefel; von Demselben 37 Analyse einer Glockenspeise; von Demselben 38 Ueber Honig und dessen Reinigung; vom Me'dici'nal'-'Ässessor Wilms oq Ueber Mel depuratum; vom 'Äpot'heker'k'r'au't'haus'e'n' i'n'Epe 42 i^rmittelung eines Gehalts von Salzäther in dem Salpeteräther- weingeist und Nachweisung der Quantität von Salpetersäure, welche als Salpeteräther in dem zu prüfenden Salpeteräther- weingeist enthalten ist; von Demselben 44 II. Monatsbericht 46—70 in. Literatur und Kritik Y^ Zweite Abtheilung. Vereins - Zeitung. ] . Vereins - Angelegenheiten. Vortrag in der 36sten General -Versammlung des Apotheker- Vereins von Norddeutschland, gehalten zu Gotha zu Ehren Ph. Dulks am 9. September 1856 vom Oberdirector Dr .Bley gj Bericht über die zur Preisbewerbung eingegangenen Arbeiten der Zöglinge gg Veränderungen in den Ki-eiseu des Vereins . 100 Notizen aus der General -Correspondenz des Vereins 101 Dankschreiben iq-. VI Inhciltsan^eige. y-^. , ^ -'^ Seite 5tes Verzeichniss der IBsel^äge für' die zu Ehren Wacken- roder's in Bonn bei der General- Versammlung ins Leben gerufene Stiftung . . .-. .».......- v . ^..-r Vv? 102 für Dr. Fri edi^feb^iy^ipp Dul^j^^^rTT 104 3. Zur Medicinalpoliz^fNsJ.?^;' 106 4. Technologisches Tr^rT 110 6. Verzeichniss der zu Dr. Meurer's Ehrenjubiläum gezeichneten Beiträge 114 6. Notizen zur praktischen Pharmacie 126 Z^veiteis Heft. Erste Abiheilung. I. Physik, Chemie und praktische Pharmacie. Vorschläge für die beabsichtigte neue Ausgabe der Preussischen Landespharmakopöe vom pharmaceutischen Standpuncte aus; vom Medic.-Assessor Fr. Wilms in Münster 129 Ueber die chemischen Bestandtheile der Chinarinden; von Dr. E. Reichardt in Jena 153 Gelegentliche Beobachtungen im Laboratorium ; von Prof. Dr. Ludwig in Jena 163 Ueber die Entfärbung des gerbstoffsauren Eisen - Oxyduloxyds durch Oxalsäure; von Dr. Geisel er, Apotheker zu Königs- berg i. d. N 165 Abscheidung des Strychnins in krystallisirter Form aus dem Magen eines damit vergifteten Hundes; von E. Prollius in Hannover 168 Untersuchung der Jodcigarren; von J. Rottmanner 170 Die hydrostatische Wage von Prof. Kaeppelin 173 Ueber den Gebläsestuhl von H. Brauns in Sion (Wallis) ... 175 Ueber ätherisches Lindenblüthenöl 177 Ueber Heftpflaster und Zinkseife; von H. Ihlo 178 - Ueber Selbstbereitung des baldriansauren Zinkoxyds; von Dem- '". selben 178 ^ II. Monatsbericht 179—211 in. Literatur und Kritik 212 Zweite Abfheilung. Vereins-Zeitung. 1. Biographisches Denkmal für H e i n r i ch O s a n n 225 i^ Inhaltsanzeige. vii Seite 2. Vereins -Angelegenheiten. Veränderungen in den Kreisen des Vereins 226 Notizeii aus der General-Correspondenz des Vereins 227 Statuten der Müller' sehen Stiftung für studirende Pharma- ceuten 228 An die Herren Kreisdirectoren und Mitglieder des norddeut- schen Apotheker- Vereins im Vicedirectorium Sachsen 230 Bericht über die am 8. Juli 1856 zu Glückstadt abgehaltene ' Versammlung für die Kreise in Holstein und Schleswig. . . 230 Bericht über die Kreisversammluug zu Münster am 22. Novem- ber 1856 231 3. Die studirenden Pharmaceuten in Breslau 235 4. Zustände in der Medicin und Pharmacie 237 5. Medicinisches, ArzneistofFe, Arzneimittel 240 6. Technologisches '. . 252 7. Die deutsche Münzeinigung 253 8. Uebersicht über den Absatz von Blutegeln im Jahre 1856 aus der Blutegel- handlung von G. F. Stölter & Co. in Hildesheim 255 9. Notizen zur praktischen Pharmacie 262 -— *«eH Drittes Heft. Erste Abtheilung. I. Physik, Chemie und praktische Pharmacie. Vorschläge für die beabsichtigte neue Ausgabe der Preussischen Landespharmakopöe, vom pharmaceutischen Standpuncte aus; vom Medic. -Assessor Fr. Wilms in Münster (Fortsetzung) 265 Untersuchung eines Brunnenwassers, welches in unverhältniss- mässig kurzer Zeit in einem Dampfkessel einen bedeuten- tenden, den Betrieb behindernden Kesselstein absetzte, und die Angabe des Mittels, womit derselbe zum grössten Theil beseitigt wurde; vom Apotheker M. J. Löhr 299 Ueber das Harz vom Kousso; von Ed. Harms 301 Ueber Cubebinum; von Dr. X. Landerer in Athen 302 Ueber die Zersetzung des Jodblei-Amylums durch das Sonnen- licht ; von Demselben 303 Ueber eine wachsähnliche Materie aus einem hellenischen Grabe ; voii Demselben 304 Ein Beitrag über die technische Anwendung des Wasserglases; von L. E. Jonas, Apotheker in Eilenburg 305 Einige chemisch-pharmaceutische Notizen ; vom Apotheker Li ch - tenberg in Mühlberg a. d. Elbe 307 VIII Inhaltsanz&ige. Seite Trocknen, Abdampfen und Destilliren mittelst eines kleinen Luftheizungs- Apparats; von Dr. C. Herzog 310 Verbesserte Construction der sogen. Florentiner Flaschen; von Demselben. 314 II. Monatsbericht 316—349 UI. Literatur und Kritik 350 Zweite Abtheilung. Vereins-Zeitung. 1. Zur Reform der Pharmacie 361 2. Vereins - Angelegenheiten. Veränderungen in den Kreisen des Vereins 364 Notizen aus der General - Correspondenz des Vereins 365 3. Zur- Medicin und Toxikologie 366 4. Zur Naturgeschichte . 369 5. Versammlung der Naturforscher in Wien 385 6. Technologisches 388 7. Handelsbericht 390 8. Notizen zur praktischen Pharmacie 395 -t-st^ ARCHIV DERJHARIACIE. CXXXIX. Bandes erstes Heft. Erste Abtheiluug"* I. Physik., Chemie und pralLlisehe Pharmacie. Bericht über die Arbeiten, welche zur Lösung der Preisfrage der Hagen-ßucholz' sehen Stiftung auf das Jahr 18^^/56 eingegangen sind. Erstattet von Dr. L. F. Bley. JJas Thema der Preisfrage lautet: „Ausmittelung eines praktischen Verfahrens zur Dar- stellung des Colchicins, Prüfung seines chemischen Verhaltens und seiner übrigen Eigenschaften, nament- lich auch bezüglich seiner Wirkung auf den thie- rischen Körper. Bei den deshalb anzustellenden Versuchen ist die grösste Vorsicht zu empfehlen." Es sind 4 Arbeiten eingegangen: I. Die erste, bereits im Anfange des Monats März eingesandt, mit dem Motto: ^^Non omnia possiimiis omnes'-^, ist ohne die gestellten Vorschriften eingereicht. Es ist das Curriculum vitae zwar beigelegt, allein nicht versie- gelt, mit offener Namensunterschrift, es fehlt das Zeug- niss des Principais oder Lehrers, es befindet sich kein Devisenzettel dabei. Ein Bogen Postpapier enthält die ganze Arbeit. Der Verfasser führt an, dass weder S t oltz e, noch Pelletier und Caventou ein eigenthümliches Al- kaloid in der Herbstzeitlose aufgefunden, beide letztere die Gegenwart des Veratrins in der Herbstzeitlose ange- Arch.d. Pharm. CXXXIX. Bds. l.Hft. 4 2 Bley, nommeri) Buchner jün. die Eigenthümlichkeit desselben vermuthet habe, welche von Geiger (nicht Gey-ger, wie der Verf. schreibt) bestätigt sei. Nach Dulk's Angabe in seinem Commentär der Preuss. Pharmakopoe stellt das Colchicin ein krystallinisches geruchloses Salz dar, von sehr bitterem, hintennach kratzendem, aber nicht bren- nend scharfem Geschmack. Es errege kein Niesen. Es werden dann nach den Angaben von Dulk und Duflos die Eigenschaften verzeichnet. Der Verf. führt an, dass, als er einst Kaffee getrunken, dessen Bohnen auf einer Kaffeemühle gemahlen worden, welche sonst zum Zerklei- nern von Semen Colcliici gedient habe, er von Brechen^ Purgiren, Schwindel und heftigen Fieber anfallen befallen sei, welche Symptome erst nach einigen Tagen geschwun- den seien. Um von der Schreibart des Verf. eine Probe zu geben, sei hier angeführt: „Erst im December erfuhr ich von der Preisaufsrabe und machte mich daran. Zuerst machte ich aus dem Abdampfen von Tr. Colcliici zurückgebliebenem Extract mir einige Atoma Colchicin^ dann unternahm ich folgende Versuche, denn die im Lehrbuch von Duflos angegebene ist kostspielig u. s. w." ci) Aus 1/2 Pfund des Samens wurde ein wässeriger Auszug bereitet, der in Gährung gerieth, beim Abdunsten Gallerte bildete, folglich zersetzt war und kaum eine Spur Alkaloid lieferte, was bei der durch nicht sorgsame Be- handlung bewirkten Veränderung nicht auffallen kann. h) Aus 1 Pfund Samen stellte der Verf. durch wein- saures Wasser ein Extract dar, das nicht entfärbt werden konnte. Colchicin war bei den in sehr kleinem Maass- stabe angestellten Versuchen natürlich nicht erhalten. c) Ein weinsaurer Auszug aus ^l^ Pfund Samen wurde mit doppelt- kohlensaurem Natron, hernach mit Aether be- handelt, gab wenigstens kein entscheidendes Resultat. d) Das Verfahren wie bei c), nur mit dem Unter- schiede, dass das ätherische Extract in Wasser gelöst Preisarbeiten der Ilagen-Bucholz^ sehen Stiftung. 3 mit wenig Salzsäure versetzt wurde. Das eingedampfte und wieder in Wasser gelöste Extract wurde mit Koch- salz versetzt, wodurch eine fast vollkommene Abschei- dung des Farbstoffs erlangt worden sein soll, doch ohne sonstiges Ergebniss. e) Bei gleicher Behandlung von 1 Pfund Samen wur- den 15 Gran ziemlich farbloses (?) Salz erhalten. Das- selbe ist zur Entfernung der Salzsäure mit kohlensaurem Baryt (?) behandelt, eingedampft und mit Aether extra- hirt worden. Der Verf. führt an, dass er leider die von Duflos angegebenen Reactionen nicht vornahm, wohl aber sagen könne, dass, wenn es sich um Vergiftungen mit Sem. Col- cJiici handle (!), sich auch wohl der gelbe Farbstoff zur Constatirung benutzen lasse. Sehr naiv heisst es hier: doch ist er auch, wie alles Organische, vergänglich. Bei seinen Versuchen mittelst des Geschmacks zog sich der Verf. Brechen, Purgiren und Fieber zu. In dem Aus- gebrochenen war der gelbe Farbstoff lange Zeit erkenn- bar, Colchicin konnte nicht nachgewiesen werden. Die salzsaure Verbindung will der Verf. flüchtig gefunden haben. Als Gegenmittel empfiehlt er Olivenöl, darauf Madeirawein, Bei an Hunden angestellten Versuchen will der Verf. nach einer Gabe von I/4 Gran Colchicin, in 4 Unzen Wasser gelöst, starkes Purgiren, Brechen, Durst, Verlust der Fresslust bemerkt haben. Weder Tannin, noch Jodtinctur wollte als Gegenmittel wirksam sich er- weisen. — Präparate sind nicht eingesandt. Die Arbeit, welche in der ganzen Behandlung den Stempel allzu grosser Flüchtigkeit zeigt, ist mit Namens- unterschrift des Verf. versehen, deshalb als gegen die bestehende Vorschrift nicht preiswürdig. No. II. mit dem Motto : „Doch noch Niemand hat's erkundet, Wie die grosse Mutter schafft. Unergründlich ist das Wirken, Unerforschlich ist die Kraft," 1* 4 Bley, Der Verf. hat mit dem Vorsatze nach Jean Paurs Worten: „Beharrlichkeit führt hin zur frohen Vollendung!" die Lösung der Aufgabe begonnen. Die Darstellung ward versucht : a) aus den Knollenzwiebeln, h) „ „ Blüthen, c) „ j, Samen. Aus den Zwiebeln wurde die Darstellung im Octo- ber mit frisch gesammelten Knollen versucht. 8 Pfund frische Knollen gaben 21/2 Pfund trockne, wurden im Steinmörser mit Wasser zerquetscht, unter Zusatz kalten destillirten Wassers, und sodann gepresst. Die Flüssig- keit reagirte sauer,, was von Gallussäure herrühren soll, wie der Verf. aus dem Verhalten des Presssaftes gegen Eisenchlorid und Ammoniak schliesst, und die Meinung ausspricht, dass das Colchicin sich als gallussaures Alka- loid in den Wurzeln finde. Die Flüssigkeit wurde mit Kalkmilch versetzt, welche eine starke Fällung bewirkte, aber das Colchicin gelöst erhielt. Das alkalische Filtrat wurde mittelst Schwefelsäure gesättigt, der Gyps entfernt und die Flüssigkeit verdunstet, die syrupartige Masse mit kohlensaurem Kali im Ueberschuss versetzt. Der so er- haltene Niederschlag mit Alkohol behandelt, lieferte indess kein Colchicin. Weiter angestellte ähnliche Versuche lehrten dem Verfasser, dass das Colchicin durch Fällen mit einem kohlensauren Alkali oder einer ätzenden un- organischen Base sich nicht gewinnen liess. Ein ebenso dargestellter wässeriger Auszug von einer gleichen Menge Wurzeln ward durch Absetzen und Co- liren gereinigt, erhitzt und filtrirt und das saure Filtrat mit Gerbstoff versetzt. Ein Versuch, das vermeintlich gerb- saure Colchicin in alkoholischer Lösung mit Bleiglätte zu reinigen, gab kein günstiges Resultat. In einem dritten Versuche nahm der Verf. statt der Bleiglätte essigsaures Bleioxyd, suchte die Essigsäure mittelst Kalkmilch zu entfernen, filtrirte, dampfte ab und wollte das Colchicin mit weingeisthaltigem Aether aus- Preisarbeiten der Hagen- Bucholz' sehen Stiftung. 5 ziehen. Das so dargestellte Colcliicin enthielt noch essig- sauren Kalk. Der Verf. verwirft auch diese Methode der geringen Ausbeute willen. Ein Versuch, das gerbsoffsaure Colchicin mittelst Magnesia zu zersetzen, führte zu keinem genügenden Ergebniss. Besser gelang die Zersetzung mittelst Eisenoxyd- hydrats. Der Verf. Hess getrocknete, gestossene Wurzeln kalt mit Wasser extrahiren, mit basisch - essigsaurem Blei- oxyd fällen und das Filtrat behutsam mit kohlensaurem Natron sättigen, um allen Ueberschuss an Alkali zu meiden, wodurch die Menge der Ausbeute nach seiner Erfahrung verringert wird. Die vom kohlensauren Bleioxyd abfil- trirte Flüssigkeit wurde mit Gerbsäure versetzt, das gerb- saure Colchicin abfiltrirt, gewaschen, gepresst, in der achtfachen Menge Alkohol gelöst und mit frisch gefälltem Eisenoxydhydrat in Ueberschuss versetzt, dann bei 30^ digerirt, bis Eisenoxydlösung nicht mehr reagirte. Die Lösung ward filti'irt, das gerbsaure Eisenoyd durch Waschen mit Wasser entfernt und zur Trockne abgedunstet, der Rückstand in einem Gemisch von gleichen Theilen absoluten Alkohols und Aethers gelöst, hierauf nochmals abgedampft und mit Wasser behandelt und wiederum abgedunstet. Das Colchicin wui-de dabei so rein erhalten, dass beim Ver- brennen auf Platinblech kein merklich unorganischer Rück- stand blieb. 1 Pfund im October gegrabener Wurzeln lieferten 6,5 Gran 1 „ „ November „ „ nur 4,0 „ ] „ „ j\lai „ „ „ 0,75 „ Junge Knollenzwiebeln gaben vom Pfunde 6,5 „ Der Verf. nimmt mit Geiger als die günstigste Zeit der Einsammlung der Wurzeln hinsichtlich des Gehalts an Colchicin die Monate Juli und August an. B. Versuche zu der Darstellung des Colchicins aus den Blüthen. Die Bereitung geschah nach der zuletzt bei den Ver- suchen über die Wurzeln erwähnten Methode. 6 Bley-, 2 Pfund frische Blüthen sammt den Theilen unter der Erde, welche 41/2 Unzen getrockneter entsprachen, lie- ferten 7 Gran Colchicin. 2 Pfund desgl. ohne die unterirdischen Theile gaben nur 2 Gran Colchicin. C. Versuche der Bereitung aus den Samen. Es wurde nach Geig er 's Vorschrift verfahren, d.h. durch Ausziehen .des Samens mit schwefelsaurem Alko- hol, Zusatz von Kalkmilch u. s. w., aber wenig und dazu nur unreines Colchicin erhalten. In einem andern Versuche wurde der Samen mit heis- sem Wasser ausgezogen, der Avässerige Auszug aufgekocht, filtrirt, abgedunstet zur starken Extractdicke, mit Alko- hol ausgezogen, mit Magnesiahydrat versetzt, der Alko- hol abdestillirt, der Rückstand zur Trockne eingedampft und das trockne Extract mit Aether behandelt. Auch auf diese Weise wurde nur wenig und auch nur unreines Colchicin gewonnen. In drei andern wenig abgeänderten Versuchen, je mit 2 Pfunden Samen, wurden keine besseren Resultate erlangt, weil ein harzartiger Stoff und eine Säure dem Gelingen im Wege standen. In einem Mdederum veränderten Versuche wurde das wässerige Extract aus 2 Pfund Samen mit Bleiessig be- handelt, der Ueberschuss des Bleigehalts mit Hydrothion- gas beseitigt, das klare Filtrat zur Syrupsconsistenz einge- dunstet, mit Magnesiahydrat gemischt und mit Aether ausgezogen. Auch so wurden nur etwa 4 Gran Colchicin aus 1 Pfund Samen erzielt, von noch unreiner Beschaf- fenheit. Der Umstand, dass das Colchicin fast nie ohne Rück- stand auf Platinblech verbrannte, so wie die fast unmerk- liche alkalische Reaction Hess den Verf. auf die Vermu- thung gerathen, dass das Colchicin kein Alkaloid, sondern ein indifferenter Körper sei, wie Amygdalin, welcher mit unorganischen Stoffen sich zu verbinden im Stande sei. Bei einem nochmaligen Versuche, unter Anwendung Preisarbeiten der Ha gen-Bucholz sehen Stiftung . 1 von Bleizucker, wurde wiederum kein reines Colchicin erlangt, weshalb der Verf. jetzt bei einem Versuche mit 4 Pfund Samen frisch dargestelltes Eisenoxydhydrat in Anwendung brachte, dann digerirte, eindampfte, mit ab- solutem Alkohol extrahirte, das gerbsaure Eisenoxyd abfil- trirte und zur alkoholischen Lösung Aether mischte. Nach Abscheidung des Harzes wurde die ätherisch geistige Lösung zur Trockne verdunstet, in Wasser gelöst und dieser Process mehrmals wiederholt. So endlich erhielt der Verf. ein Colchicin, welches auf Platinblech keinen merk- lichen Rückstand beim Verbrennen hinterliess, nicht alka- lisch und nicht sauer reagirte. Die Ausbeute war zwar reichlicher, das Verfahren aber zu umständlich, was bei einem folgenden Versuche vermieden wurde. Man Hess die zerkleinerten Samen zweimal mit ko- chendem Wasser ausziehen und pressen, den Auszug mit- telst Kalkwasser neutralisiren, aufkochen, filtriren und im Dampfapparate zur Ext^actdicke bringen, das Extract mit Alkohol ausziehen, bis der Auszug nicht mehr bitter schmeckte, was auf 5 Pfd. Samen nur 2 Pfd. Alkohol erforderte. Der Alkohol wurde vorsichtig im Wasserbade abdestillirt, der Rückstand mit Wasser behandelt, die Lö- sung mit Gerbsäure versetzt und der Niederschlag mit Wasser gewaschen und ausgepresst. Letzterer wurde dann in wässerigem Weingeist gelöst und so lange mit frisch gefälltem Eisenoxydhydrat bei 300 digerirt, bis eine Probe von Eisenchlorid nicht mehr bläulich gefärbt wurde, dann das gerbsäurehaltige Eisenoxyd durch's Filter entfernt und ausgewaschen, das Filtrat abgedunstet, mit absolutem Al- kohol ausgezogen, und die filtrirte Lösung zur Trockne verdampft. So wurden aus 10 Pfd. reifem Samen 160 Gran rei- nes Colchicin, also 16 Gran pr. 1 Pfund, demnach 0,240 Procent erhalten. Unreife Samen gaben die gleiche Menge Colchicin. Krystallisirt konnte der Verf. das Colchicin nicht darstel- len und zweifelt an seiner Krystallisirbarkeit. 8 Bley, In einem zweiten Abschnitte der Arbeit ist die Be- schreibung der Eigenschaften des Col<}hicins, so wie sein Verhalten gegen Reagentien im Allgemeinen aufgeführt. Das Colchicin stellt, wenn es durch Abdampfen aus einer alkoholischen Lösung dargestellt worden ist, eine gummiartige, gelb weisse Masse dar, von anhaltend bitte- rem, nicht scharfem Geschmack; trocken ist es geruch- los, feucht entwickelt es einen schwach narkotischen Geruch. In wässeriger Lösung entsteht schon binnen einigen Tagen bei Einwirkung der Luft eine Zersetzung, es bil- det sich eine fadenziehende flüssige Masse, aus welcher sich braune Flocken abscheiden. In trocknera Zustande erregt das gepulverte Colchi-. ein kein Niesen, es ist luftbeständig, nicht hygroskopisch. Beim Erhitzen auf Platinblech schmilzt es zu einer brau- nen Flüssigkeit, welche beim stärkeren Erhitzen sich auf- blähet, brenzlich riechende Dämpfe ausstösst, mit hell russender Flamme verbrennt, eine trockne Kohle giebt, die bei starkem Erhitzen verglimmt. Das Colchicin ist leicht löslich in Wasser, wie in Alkohol, weniger leicht in Aether, leichter in wasser- und weingeisthaltigem Aether. Aether scheidet das Colchicin aus wässeriger Lösung mit gelber Farbe ab. Das Colchicin wirkt in concentrirter wässeriger Lö- sung auf Pflanzenfarben nicht ein und lässt Lackmus- und Rhabarberpapier ohne Veränderung. Concentrirte Schwefelsäure löst das Colchicin unter braungelber Farbe auf, die Lösung erscheint im Glas- cylinder bei durchfallendem Lichte gelbroth. Salpetersäure giebt mit Colchicin verschiedene Far- benerscheinungen. Beim Uebergiessen mit einer Säure, die frei von salpetriger Säure ist, erscheint die Flüssig- keit gelb. Zunächst tritt um das ungelöste Colchicin eine braunrothe Färbung auf, die allmälig ins Violette, dann ins Braungrüne übergeht, und darauf braunroth wird. Bei längerem Verweilen an der Luft bildet sich eine citro- Preisarbeiten der Hagen- Bucholz' sehen Stiftung, 9 nengelbe Färbung. Im Glascy linder erscheint die Flüs- sigkeif bei durchfallendem Lichte roth^ unter Zusatz vie- ler Salpetersäure gelb. Rauchende Salpetersäure löst das Colchicin mit dun- kelvioletter oder indigblauer Farbe, je nach dem Oehalte an salpetriger Säure. Bei längerem Stehen an der Luft wird die Lösung rein gelb, bei durchfallendem Lichte dunkelroth, nach längerer Zeit gelb. Wird zu einer Lösung des Colchicins in Salpeter- säure Schwefelsäure gesetzt, so färbt sich die Flüssigkeit blau oder violett, später braungelb, endlich rein gelb. Phosphorsäure, wie Chlorwasserstoffsäure, lösen es gleich mit rein gelber Farbe. In einer wässerigen Lösung von kaum Vi 000 Colchicin bewirkt Salzsäure noch ^ine citronengelbe Färbung, was am besten in einer Porcellan- schale wahrgenommen wird. Saures chromsaures Kali mit einer Auflösung, von Colchicin in concentrirter Schwefelsäure zerrieben, bewirkt schön grüne Lösung. Gerbsäure giebt in der wässerigen Lösung des Col- chicins einen weissen Niederschlag, der sowohl von Alko- hol, wie von kohlensauren Alkalien und auch von Essig- säure gelöst wird. Beim Erwärmen mit destillirtem Wasser ballt das gerbsaure Colchicin zu einer harzartigen Masse zusam- men, welche beim Malaxiren schön bronzefarben und an der Luft rasch braunschwarz erscheint und spröde wird. Jod in concentrirter wässeriger Lösung unter Zusatz von wenig Jodkalium dargestellt, giebt in nicht sehr ver- dünnter Lösung einen kermesfarbigen gelatinösen Nieder- schlag, löslich in Alkohol wie in Wasser. Essigsaures Bleioxyd, Schwefelcyankalium, Quecksil- berchlorid und Eisenchlorid bewirken in der Auflösung keinen Niederschlag. Salpetersaures Quecksilberoxydul giebt einen gelb- weissen Niederschlag, der beim Erwärmen grau wird durch Reduction des Quecksilbers. 10 Bley, Platinchlorid giebt erst nach 24 Stunden eine geringe braungelbe Trübung, löslich in Alkohol. Goldchlorid giebt sogleich einen gelben Niederschlag, löslich in Alkohol, wie in Wasser. Kalilauge in geringer Menge giebt keinen Nieder- schlag, wohl aber bei gleichem Volumen mit der Colchi- cinlösung gelbweisse Fällung. Kohlensaures Kali, Kalkwasser, wie alle Alkalien, bewirken intensiv gelbe Färbung, aber keine Fällung. Chlorwasser giebt einen gering gelben Niederschlag, löslich in Ammoniakflüssigkeit, mit orangegelber Färbung. ^ Verhalten gegen Basen und Säuren. Bei Behandlung des Colchicins in der Wärme mit Kalilauge zersetzt sich dasselbe in eine braune harzige Masse, die in Alkohol und Wasser löslich ist. Als 20 Th. Colchicin mit so viel Barytwasser gemischt waren, dass dasselbe auf Pflanzenfarben ohne Reaction blieb, und so lange Kohlensäure eingeleitet wurde, dass der überschüssige Baryt gefällt wurde, blieb nach dem Filtriren^ Abdampfen und Lösen in Alkohol, reines Col- chicin mit wenig anhängendem Baryt zurück. Als Barytwasser mit Colchicin versetzt und einge- dampft und der Rückstand in Alkohol gelöst ■^^alrde, erhielt man zwei Verbindungen: eine schwer und eine leicht in Wasser lösliche. Auch mit Kalk Hess sich eine Verbindung herstellen, ebenso mit Magnesia. Als Colchicin (20 Gran) in Lösung so lange mit kohlensaurem Kali versetzt wurde, als noch eine Färbung statt fand, und das Gemenge bei 50^ im Dampfapparate verdunstet, sodann mit Alkohol behandelt und abgedampft wurde, brauste die Verbindung, mit Säu- ren übergössen, nicht. Kohlensaures Natron gab ähnliche Resultate. Mineralsäuren zersetzen das Colchicin. Flüchtige organische Säuren Hessen das Colchicin beim Verdampfen Preisarbeiten der Hagen-Bucholz' sehen Stiftung. 11 unzersetzt zurück, mit Gerbsäure gebt es aber eine Ver- bindung ein. Der Verf. versuchte auch eine Elementaranalyse des Colchicins. Nachdem derselbe sich durch Prüfung mittelst Natron- kalks in einem Glasrohr von dem Vorhandensein des Stickstoffs überzeugt hatte, wurden nach der Methode von Var rentrapp und Will 2,81 Proc. Stickstoff erhalten. Der Kohlen- und Wasserstoffgehalt wurde nach Lie- big bestimmt. Erhalten wurden: 55,19 Kohlenstoff 6,24 Wasserstoff Die Sauerstoffmenge würde also betragen 35,76 100,00. Mittelst Division der procentischen Zusammensetzung durch die Aequivalentgewichte wurde das Verhältniss der elementaren Atome zu einander ermittelt, also: C 55,2 = 9,2 Aeq. C 6 : H 6,2 = 6,2 „ H i N 2,8 = 0,2 „ N ~U ' O 35,76 = 4,4 „ O 8 Durch Multipliciren dieser Zahlen mit 10 behufs der Reduction auf einfache Zahlen wurde folgende Formel erhalten: C92H62044N2^ welche der Vereinfachung wegen mit 2 dividirt sich also gestaltet: C46H31022N. C. Wirkung des ColcJiicins auf Thiere. Eine Taube erhielt 1/4 Gran Colchicin; sie verlor die Fresslust, war traurig, hatte dünne Ausleerungen und 12 Bley, starb am neunten Tage abgemagert. — Ein 2 Monate altes Kaninchen bekam 1/2 Gran Colchicin. Nach 6 Mi- nuten stellte sich Angst, beschleunigte Respiration, Läh- mung, krampfhafte Zuckungen und nach 7 Stunden der Tod ein. Ein ausgewachsenes Kaninchen, welches 2 Gran Col- chicin enthielt, starb nach 16 Stunden. Ein drittes er- holte sich nach 3 Tagen. Als einem i/4Jährigen Hunde 1 Gran Colchicin in eine Schnittwunde am Schenkel beigebracht wurde, er- folgte Unruhe, Winseln, schleimige Entleerung, dann Durchfall, nach 16 Stunden aber der Tod. In einem andern Versuche wurden einem 2jährigen Huride in der Nierengegend 2 Gran Colchicin in •/2 Drachme Alkohol gelöst, eingerieben. Es folgten breiige Excre- mente, Urinabsonderung, Verschmähen der Nahrung, Zu- sammenziehen des Hinterleibes, Erbrechen, Unruhe, Durch- fall, der zuletzt Blut mit entleerte, nach 5 Stunden Tod. Ein Ziegenlamm von 10 Tagen starb nach 6 Stun- den unter ähnlichen Erscheinungen, wie bei dem Hunde und Kaninchen. Eine Katze starb nach einer Gabe von 1 Gran Col- chicin nach 26 Stunden. In einem Falle einer Vergiftung eines i/2Jährigen Hundes mittelst 1 Gran Colchicin leisteten 15 Gran Gerb- säure keine Hülfe, das Thier starb nach 7 Stunden. IV. Ausmittelung des ColcMcins in Vergiftungsfällen. Von einer Katze, welche mit II/2 Gran Colchicin vergiftet war, wurden Magen und Dünndarm mit Alkohol ausgezogen, dann noch mit Wasser ausgekocht. Der wäs- serige, sauer reagirende Auszug wurde abgedunstet, mit Alkohol in der Wärme extrahirt, filtrirt und mit dem ersten Alkohol-Auszuge gemischt, und gleich anfangs eine kleine Menge Eisenoxydhydrat zugesetzt, um Verluste zu vermeiden. Der Rückstand wurde in Wasser aufgenom- men, filtrirt, mit Gerbsäure versetzt und der Niederschlag Preisarheiten der Ha gen-Bucliolz sehen Stiftung. 13 durch Pressen gesammelt; derselbe wurde wiederholt mit Alkohol behandelt, das Filtrat mit Eisenoxyd digerirt, bis Eisenchlorid in einer Probe keine Reaction auf Gerb- stoff zeigte. Nach abennaligem Filtriren, Nachwaschen mit Alkohol, Abdunsten bei 40^, Lösen in Wasser, noch- maligem Abdampfen, Ausziehen mit Alkohol, neuem Ein- dampfen, abermaligem Behandeln mit starkem Alkohol und Abdunsten gab Chlorwasserstoffsäure mit etwas der wässerigen Lösung dieses Magen- und Darm-Extracts eine intensiv citronengelbe Lösung. Salpetersäure gab mit einem Theile der Substanz eine braungelbe Färbung, die später rein gelb, im durchfallen- den Lichte röthlich-gelb erschien. Schwefelsäure bewirkte in der salpetersauren Lösung violette Färbung. Jod mit ein wenig Jodkaliura einen kermesartigen Niederschlag, der in Wasser wie Alkohol löslich war. Gerbsäure in Wasser einen grauweissen Niederschlag, löslich in Alkohol. Chlorwasser gab Trübung, welche beim Ammoniak- zusatz leicht orangefarben sich zeigte. Kohlensaures Kali gelbe Färbung, namentlich in einer Porcellanschale wahrzunehmen, welche Erscheinungen sämmtlich die Anwesenheit von Colchicin darthun. Die toxikologisch-chemische Untersuchung wurde jetzt ausgedehnt auf Herz, Lunge, Leber, Nieren und Blut, unter gleichem Verfahren. Auch hier traten dieselben Erscheinungen ein und wurde dadurch das Vorhanden- sein des Colchicins nachgewiesen. Der Verf. glaubt nach seinen Versuchen berechtigt zu sein, das Colchicin für ein scharfes narkotisches Gift zu erklären, welches Entzündung des Magens und Darm- kanals hervorbringt (was die Sectionen erwiesen haben) und tödtlich wirkt, sobald es in den Kreislauf des Blu- tes kommt. Als Präparate sind beigefügt: 14 Bleyy 1) Eine Probe Colchicin, aus Samen dargestellt mit- telst Eisenoxydhydrats. 2) Eine Probe Colchicin aus Wurzeln erhalten, un- ter Behandlung mit Eisenoxydhydrat. 3) Eine Probe desselben, mit essigsaurem Bleioxyd dargestellt. 4) Colchicin -Baryt. 5) Colchicin - Kalk. 6) Colchicin -Magnesia. 7) Colchicin - Kali. 8) Colchicin - Natron. 9) Colchicin aus dem Magen der vergifteten Katze. 10) Colchicin aus dem Magen des vergifteten Kanin- chens. Diese Präparate sind sehr sauber verwahrt und schei- nen sehr rein. Die Handschrift ist sehr deutlich und gefällig, die Ausarbeitung fleissig, fliessend und deutlich. Die ganze Arbeit macht einen sehr guten Eindruck. Um des Neuen willen, mit dem diese Arbeit die Wissen- schaft, Chemie, Pharmacie wie Toxikologie bereichert, verdient sie eine ausgezeichnete Belohnung, weshalb für dieselbe die goldene Medaille der Stiftung und die Summe von 15 Thlr. als Kostenersatz bestimmt worden ist. Als Verfasser hat sich bei Eröffnung des Devisen- zettels ergeben: Albrecht Aschoff aus Bielefeld, Sohn des Dr. L. Asch off daselbst, Schüler des Dr. Walz in Heidelberg, jetzt bei Hm. Apotheker Kohl in Brakel. No. ni. mit dem Motto: „Es irrt der Mensch, so lange er strebt!" In einem beigelegten Vorwort entschuldigt der Verf., dass nur sehr wenig literarische Hülfsmittel ihm zu Ge- bote gestanden^ ebenso seine Folgerungen, wenn sie ge- ringe medicinische physiologische Kenntnisse verrathen sollten. Im Abschnitt I. beschreibt der Verf. die Pflanze und erwähnt der officinellen Theile, so wie der daraus dar- gestellten Präparate. Preisarbeiten der Hagen-Bucholz sehen Stiftung. 15 Im Abschnitt IL handelt er von Darstellung des Colchicins. A. Ans dem Samen. — Durch 4 — 6tägiges Mace- riren suchte der Verf. das schwierige Pulvern der Samen zu vei'meiden. Die Samen wurden dann drei Mal, je 1/4 Stunde, mit Wasser ausgekocht, mit Kalkmilch ver- setzt und ausgepresst. Die fa*t klare gelbe Flüssigkeit wurde mit Schwefelsäure schwach übersättigt, wobei viel braune Flocken ausgeschieden wurden. Nach dem Ab- setzen, Filtriren und Verdampfen auf ein kleines Volum wurde kohlensaure Magnesia beigemischt, 10 Minuten heiss digerirt, das Extract mit dem doppelten Gewicht Wein- geist von 60^ Übergossen und unter häufigem Umschüt- teln stehen gelassen. Die ausgepresste Flüssigkeit wurde durch Destillation vom .Weingeist befreit, der Rückstand mit Schwefelsäure gesättigt, filtrirt, abgedunstet und zum Krystallisiren hingestellt, was indess, nicht eintrat. Kurz dieser Weg gab kein günstiges Resultat. Ein dem Syrupus communis ähnlicher Geruch der Extractbrühe, so wie die schwarze Färbung, liess den Verf. mit Rücksicht auf eine Erfahrung des Königl. Hof- Apothekers Dr. Witt stock in Berlin, auf Zuckergehalt schliessen, von dem er meinte^ dass sein Vorkommen die Krystallisation hindere. Durch Anwendung der Trom- mer'schen Methode überzeugte sich der Verf. vom Zucker- gehalte, der seinen Sitz hauptsächlich in der Samenhaut haben soll, die von Colchicin wenig oder nichts enthält. Der Verf. setzte dem wässerigen Auszuge Bierhefe zu, liess sie in Gährung kommen; aber auch nach vollendeter Gährung war keine Krystallisation zu bewirken. Ein anderer Versuch mit 15 Pfd. Samen wurde nach Geiger 's Vorschrift unternommen und endlich ein äthe- rischer Auszug dargestellt, der 18 Gran Ausbeute lieferte, also nur 1,2 Gran a Pfund. B. Aus den Zwiebeln. — 6 Pfd. wurden mit kaltem Wasser ausgezogen, die Extractbrühe mit Bleizucker und Bleiessig versetzt, die Flüssigkeit durch kohlensaures 16 BUij, Natron vom Bleigelialt befreit, zur Sjrupsdicke abgedun- stet und mit Aether behandelt. So erhielt der Verf. 4 Gr. Colchicin von 1 Pfd. Wurzeln. Jetzt erst kam der Verf. zur Anwendung des Gerb- stoffes. Er nimmt auf 1 Pfd. Samen 40 Gran englische Schwefelsäure, zieht aus durch dreimaliges i/4stündiges Kochen, setzt der heissea Colatur 360 Gran Bleizucker zu und ebenso viel Bleiessig, presst aus, vermischt die Brühe mit 240 Gran kohlensaurem Natron, lässt absetzen, colirt, decantirt und dampft zur schwachen Syrupsconsi- stenz ein, fügt frisch bereiteten Gallusaufguss hinzu und presst scharf aus, setzt zu dem gleichförmig zerriebenen Rückstande das halbe Gewicht an gebrannter Magnesia, digerirt kochend heiss 1/4 Stunde lang, übergiesst mit dem li/2fachen Gewicht Weingeist von 60^, lässt unter Umschütteln 12 Stunden in Berührung, presst, destillirt den Weingeist ab, dunstet zur Syrupsconsistenz und be- handelt mit Aether. Aus dem Aether entzog er das Col- chicin mit etwas schwefelsaurem Wasser. Die Lösung wurde mit frisch gefälltem Bleioxydhydrat behandelt, fil- trirt, auf 1/3 abgedampft, vom Harze abgeschieden und das Colchicin durch Abdunsten erhalten, 5 Gran pr. Pfund Samen. Eigenschaften: Nach dem Verf. ist das Colchicin eine gelbliche, harzähnliche Masse, welche bei 1000 C. weich, beim Erkalten spröde wird, und ein amorphes, etwas hygroskopisches Pulver liefert. Es erscheint nicht krystallisirt, geruchlos, reizt nur gering die Nase, schmeckt bitter, etwas kratzend, und löst sich in 8 — 10 Theilen Wasser, ebenso viel Alkohol, 20 Theilen Aether. Die Lösung bläuet rothes Lackmuspapier. Gerbstoff bewirkt Niederschlag, Goldchlorid Trübung, Eisenchlorid tief schwarzgrüne Färbung, Quecksilber- chlorid starken gelben flockigen Niederschlag. Platin- chlorid gelben Niederschlag. Salpeters. Silberoxyd gelben flockigen Niederschlag. Chlorwasser weissen flockigen Niederschlag. Preisarbeiten der Hagen-Bucholz' sehen Stiftung. 17 * Jodtinctur kermes-b raunen Niederschlag. Aetzkali weissen Niederschlag. Das Colcliicin sättigt nach dem Verf. die Säure voll- ständig (?j, bildet Salze, welche schwer krystallisirbar sind (?). Wirkung auf den thierischen Körper. Ein Kaninchen starb nach einer Gabe von 1/20 und i/g Gran Colchicin unter Convulsionen nach 6^/2 Stunden. Es wurde im Magen starke Entzündung der Magenhaut wahrgenommen. Fische mit kleinen Hautwunden, welche in Wasser gesetzt wurden, in dem ein wenig Colchicin gelöst war, starben nach 15 Minuten. Ein Staar starb auf die Gabe von 1/2 Gran Colchicin, wovon die Hälfte in einer Wunde beigebracht war, nach 6 Stunden. Ausmittelung des Giftes. Der Magen und die Gedärme wurden mit destillirtem Wasser 36 Stunden lang ausgezogen, mit Bleiessig gefällt, mit Schwefelwasserstoff behandelt, filtrirt, abgedampft, der Rückstand in W^eingeist aufgenommen, mit gebrannter Magnesia versetzt, abgedunstet, in Wasser gelöst, filtrirt, zur Syrupsdicke verdunstet, mit Aether geschüttelt, der ätherische Auszug aber mit Wasser gemischt und mit Reagentien geprüft. Jodtinctiu' gab kermesfarbenen Nie- derschlag, Tannin weissen Niederschlag. Ein weingeistiger Auszug des Mageninhalts lieferte gleiche Resultate. In einer Note C. spricht sich der Verf. über den bekannten in Berlin vorgekommenen, von Casper und Schacht geprüften Vergiftungsfall aus, so wie über eigene Wahrnehmungen. Er ist der Ansicht, dass die Wirkung des Colchicins hauptsächlich den Nervus vagus berühre und von da aus Magen und Lungen afficire und endlich lähme. Aa-ch. d. Pharm. CXXXIX.Bds.l.Hft. 2 18 ' Bley, In einem Anhange giebt der Verf. eine kurze Be- trachtung der Herbstzeitlosenblüthe^ des fetten Oels aus dem Samen, das er unschädlich fand. Endlich bespricht er ein zweites Alkaloid im Colchicum, wie Apotheker Dr. Joh. Müller in Berlin gefunden haben will, wel- ches er nicht auffinden konnte. Noch stellte der Verf. Versuche über eine Säure im Colchicum an, er fand Phosphorsäure und vermuthet noch eine organische Säure, deren Existenz er aber nicht nach- gewiesen hat. Die Arbeit steht der No. IL sehr nach. Die Art der Behandlung verräth keine rechte Klarheit in Ausführung der Aufgabe, die Resultate sind daher mangelhaft. Als Probe ist eine nicht geringe Menge Colchicin, circa eine Drachme, eingesandt. Das erhaltene Colchicin war der Beschreibung nach jedenfalls kein reines, wie auch ange- stellte Versuche erwiesen haben. Gleichwohl ist bei der Arbeit ansehnlicher Fleiss und Mühe nicht zu verkennen. Leider fehlten literarische Hülfsmittel. Dem Verf. ist die bronzene Medaille der Stiftung und 10 Thlr. für die Kosten bewilligt worden. Als Verf. zeigte die Eröffnung des Devisen-Couverts an: Carl Bacmeister aus Esslingen in Würtemberg, der in Plieningen seine Lehre bestand, dann in Hohen- heim auf der Forstakademie naturwissenschaftliche Col- legia zu besuchen Gelegenheit fand, sodann in Esslingen conditionirte und jetzt in Hainichen in Sachsen bei Herrn Apotheker üblich als Gehülfe lebt. No. IV. mit dem Motto: „Ist's nur ein Schritt, führt's näher doch flem Ziel ! " Der Verf. sagt in der Einleitung, dass er zunächst zu seiner eigenen Belehrung Versuche über das Colchicin unternommen, dabei einige nicht ungünstige Resultate erlangt habe, was ihn bestimmte, die Arbeit weiter aus- zuführen und sie dem Vorsteheramte der Hagen-Bucholz- schen Stiftung vorzulegen. Preisarbeiten der Hag en-Bucliolz' sehen Stiftung. 19 Nach einem Eingange über Sertürner's Vorgang auf der Bahn der Entdeckung der organischen Basen betrachtet der Verf. die Alkaloide in einem allgemeinen Ueberblicke. Ueber Colchicin wird das Wichtigste der Unter- suchungen von Pelletier, Caventou, Geiger und Hess angeführt. Der Verf. untersuchte zunächst die Wurzeln, sowohl im frisch gesammelten, als älteren Zustande und fand in 100 Theilen: a. in den älteren h. in den frisch gesammelten Stärkemehl 44,0 Stärke 29,0 Zucker 0,80 Zucker 0,36 Weichharz 0,14 Weichharz 0,12 Pflanzenfaser 18,0 Pflanzenfaser . . . . 22,0 Zerlegbares Extract ... 37,0 Colchicin 0,066 Unzersetzbares do. . . . 6,0 Zerlegbares Extract . . 35,0 Rothen Farbstoff .... 0,33 Unzerlegbares do. . . . 4,0 Farbstoff 0,540 Gallussäure 0,130 In im Juli gesammelten reifen Samen fand der Verf. folgende Bestandtheile : Colchicin 0,209 Traubenzucker 6,0 Eiweiss - 7,0 Fettes Oel . . - 6,0 Weichharz 1,5 Extract 45,0 Gallussäure j Veratrinsäure ...... 1 Spuren Gelben Farbstoff ) Faserstoff / oe /^ o5,0. Wasser Der Verf. hielt das Colchicin an Gallussäure und Veratrinsäure gebunden, überzeugte sich aber später, dass dies ein Irrthum war. Darstellung des Colchicins. Der Samen war von der letzten Ernte. a) 16 Unzen wurden gröblich gepulvert mit Wein- geist von 90 Proc. ausgezogen, liltrirt, kaustische Magnesia 2* 20 Bley, '(I/2 Unze) beigemischt, öfters geschüttelt, einige Stunden bei Seite gestellt, Aether (8 Unzen) zugesetzt, umgeschüt- telt, filtrirt, im Wasserbade verdunstet, der Rückstand in Wasser aufgenommen, mit Thierkohle beiiandelt und nach dem Filtriren in sehr gelinder Wärme abgedampft. Es wurden 6 Gran gelbe klebrige Substanz erhalten, welche auf Platin noch einen Rückstand beim Verbren- nen gab. 6) In einem anderen Versuche wurde der Auszug aus 1 Pfd. Samen auch mit Weingeist dargestellt, aber Schwefelsäure zugesetzt und hernach mit Kalk abgestumpft, der Weingeist abdestillirt, in Wasser aufgenommen, mit kohlensaurem Kali gefällt, der Niederschlag mit absolutem Alkohol behandelt, mit Blutkohle entfärbt, etwas Wasser zugesetzt und dann dem freiwilligen Verdunsten überlassen. Es wurden 9,6 Gran Colchicin erhalten, das unter dem Mikroskope krystallinisch erschien, in Wasser, Alko- hol und Aether sich löste, sehr bittern Geschmack besass, von concentrirter Salpetersäure intensiv violett gefärbt wurde, welche Färbung bald ins Braune überging, mit Chlorwasserstoff aber schön gelb gefärbt erschien. Schwe- felsäure bewirkte gelbbraune Färbung. Die wässerige Lösung gab mit Jodtinctur kermes- farbenen Niederschlag, Platinchlorid einen gelben Nieder- schlag. Auf Platin verbrannt wurde noch ein Rückstand wahr- genommen. Nach einer vorgenommenen Reinigung war das Präpa- rat von hellerem Ansehen, zeigte nichts Krystallinisches und hinterliess keinen Rückstand beim Verbrennen. c) In einem dritten Versuche wurden die Samen mit schwefelsaurem Weingeist extrahirt, wie in h) behandelt und 8,6 Gran reines Colchicin erhalten. d) In dem vierten Versuche wurden die Samen mit Aether ausgezogen, dem 25 Proc. Weingeist beigemischt waren, das Extract in Wasser gelöst und verdunstet, Preisarbeiten der Hagen- Bucholz' sehen Stiftung. 21 wieder gelöst und mit Thierkohle behandelt. Es wurden lö,0 Gran reines Colchicin erhalten. e) Aus 3 6 Unzen Tinct. sein. Colchici Ph. bor. Ed. VI, wurden durch Behandlung mit destillirtem Wasser, Kalk- hydrat und Schwefelsäure nicht ganz 1 Gran Colchicin dargestellt. /) Der Verf. suchte auch unter Anwendung von Salzsäure, Essigsäure und Behandeln der Auszüge mit Bieioxyd, mit Eisenoxyd Colchicin zu bereiten, doch lie- ferten diese nicht befriedigende Resultate. B. Aus der Wurzel, a) 16 Unzen dreijähriger Wur- zeln gaben bei der Behandlung mit schwefelsaurem Wein- geist und weiterem Verfahren wie bei den Samen keine Spur von Colchicin. b) 4 Pfund frisch gesammelte getrocknete Wurzeln lieferten 3 Gran reines Colchicin. c) 4 Pfd. frisch gesammelte und gleich bearbeitete Wurzeln gaben 4,0 Gran Colchicin. d) Ein Versuch, die Wurzel mit schwefelsaurem Was- ser zu extrahiren, gab nur 2,8 Gran Colchicin. e) Aus 8 Unzen Vinum rad. Colchici Ph. hör. wurden nur 0,7 Gran Colchicin erhalten. C. Aus den Blüthen. 17 Unzen gaben 1,9 Gran Colchicin. D. Aus den Blättern. 10 Pfd. frische Blätter ge- währten 2,0 Gran Colchicin. Procentgehalt an Colchicin. Samen Knollen Blüthen Blätter trockene trockene frisch 0,22 0,053 0,25 0,006. Als die meiste Ausbeute gebend wird die Methode unter Anwendung des Aethers als Extractionsmittel an- gesehen, welche auch deshalb, weil man den Aether meist wieder gewinnen kann, nicht sehr kostspielig ist. Die ofßcinelle7i Präparate von Colchicum autumnale. Der Verf suchte zu ermitteln, ob die zu diesen Prä- 22 Bley, paraten gegebenen Vorschriften zweckmässig seien, d. h., ob nach selbigen wirklich an Colchicin reichhaltige Prä- parate gewonnen werden. Er verneint diese Frage und weist dieses durch Bei- spiele nach. Die Tinct. sem. Colchici Ph. bor. zeigt einen Colchicingehalt von nur 0,056 Proc.^ mit 2 Pfd. Weingeist aus 8 Unzen Samen dargestellt. Viniim rad. Colchici enthielt nur 0,07 Proc. Colchicin. Vinuvi sem. Colchici zeigte einen Gehalt von 0,045 Procent Colchicin. Man würde also zweckmässiger concentrirte Auszüge darstellen, indem man ätherische Tincturen bereitete, oder solche durch angesäuerten Weingeist darstellte. Eigenschaften des Colchicins. Nach des Verf. Angabe stellt das Colchicin eine gelb- liche amorphe Masse dar, ohne Geruch, von bitterem, nicht scharfem Geschmacke, die an der Luft beständig bleibt, leicht schmelzbar, bei 900R. flüchtig ist und ohne Rückstand verbrennt. In Wasser, Weingeist, absolutem Alkohol und wein- geisthaltigem Aether ist es leicht löslich, schwieriger in reinem Aether. Die concentrirte Auflösung wirkt weder auf Lackmus- noch Curcumapapier. Die verdünnte Lösung wird von Jodtinctur kermesbraun gefällt. Platinchlorid bewirkt einen gelben Niederschlag, erst nach längerer Zeit. Concentrirte Salpetersäure von mindestens 1,2 spec. Gew. giebt eine prächtige violette Färbung, die mit der Zeit schmutzig - grün erscheint. Concentrirte Chlorwasserstoffsäure von 1,16 spec. Gew. giebt dem Colchicin eine gelbe Farbe. Concentrirte Schwefelsäure eine gelbbraune. Diese Färbungen sind so charakteristisch, dass sie selbst bei gerichtlichen Untersuchungen Beachtung ver- dienen. Preisarbeiten der Hagen-Bucholz' sehen Stiftung. 23 Der Verf. stellte vergleichende Versuche an zwischen Colchicin und Veratrin, Es stellte sich Folgendes heraus : Colchicin Veratrin geruchlos geruchlos, erregt Niesen von bitterem Geschmack v. brennend scharfem Geschmack in Wasser löslich in Wasser unlöslich in Weingeist löslich in Weingeist löslich in Aether löslich in Aether schwierig löslich reagirt nicht alkalisch reagirt deutlich alkalisch conc. Salpetersäure -bewirkt vio- lette Färbung gelbliche Färbung conc. Schwefelsäure gelbbraune Färbung blutrothe violette Färbung Chlorwasserstoffsäure, gelb keine Veränderung Jodtinctur kermesfarbig keine Eimvirkung. Verbindungen des ColcMcins. Colchicin, mit sehr verdünnter Schwefelsäure über- gössen und im Wasserbade eingeengt, krystallisirt auch bei niedriger Temperatur nicht. Die Flüssigkeit ent- wickelt aus kohlensaurem Natron Kohlensäure und der Rückstand ist schwefelsaures Natron und reines Colchicin. Colchicin gab auch mit Essigsäure keine krystallisirbare Verbindung, als Kalilauge zugesetzt wurde, entstand essig- saures Kali, das Colchicin war dabei nicht verändert, auch Salpetersäure und Chlorwasserstoffsäure gaben keine günstigen Resultate, so dass der Schluss gezogen wurde, dass das Colchicin mit Säuren keine krjstallisirbaren Verbindungen darstellt. Jetzt Avurden Versuche mit Basen angestellt. Colchicin, mit kohlensaurem Natron versetzt und ein- gedunstet, Hess aus der Flüssigkeit kein kohlensaures Natron krystallisiren, verdünnte Schwefelsäure entwickelte keine Kohlensäure. Die abgedunstete Masse löste sich in weingeisthalti- gem Aether. Auch andere Versuche bestätigten, dass das Colchicin mit starken Basen Verbindungen eingehen kann, die aber nicht krystallisirbar sind und in ihren Eigenschaften viel Uebereinstimmendes mit Colchicin haben. Wirkungen des Colchicins auf den thierischen Körper. a) Eine 1/4J ährige Katze starb nach einer Gabe von i/ß Gran Colchicin, nach vorangegangenem Durchfall, Er- brechen, angstvoller Unruhe und heftigen Zuckungen, nach etwa 6 Stunden. Bei der Section zeigte sich Ent- zündung der Speiseröhre, des Magens, Ueberfüllung des Herzens mit schwarzem Blut. 6) Ein ausgewachsenes Kaninchen erhielt in drei Gaben 2 Gran Cdichicin, urinirte viel, verlor die Fress- lust, hatte flüssige Ausleerungen, Erbrechen nach vielem Würgen und starb nach etwa 7 Stunden. Die Sec- tion erwies eine Ueberfüllung der Leber und Nieren mit Blut, Entzündung der Speiseröhre, der Darm- und Schleimhäute, schwarzes Blut im Herzen, gelblich schlei- mige Flüssigkeit im Magen, blutigen Koth im Mastdarm. c) Ein Kaninchen von gleicher Beschaffenheit erhielt ^/^ Gran Colchicin und nach einigen Stunden 15 Gran Tannin in Wasser ; es war sehr unruhig, frass nicht, liess Urin und flüssigen Koth von sich und erhielt deshalb nochmals 15 Gran Tannin. Nach 6 Stunden frass es wieder und nach einigen Tagen war es völlig genesen, behielt aber eine Scheu vor Menschen. d) Als einem Kaninchen 1 Gran Colchicin mit wenig Wasser in die Drosselader gebracht war, starb das Thier unter Angst und Zuckungen nach II/2 Stunden. Bei der Section fanden sich die Gedärme entzündet, Leber und Nieren blutreich, im Herzen dunkles Blut, Magen und Speiseröhre normal. e) Eine 2 Monate alte Taube erhielt 1/4 Gran Colchicin ; sie ward sehr unruhig, zeigte öftere Kothausleerungen, heftiges Würgen und Erbrechen und endete ihr Leben nach 8 Stunden. Nachweisung des Colchicins. Der Magen, Speiseröhre und Dickdarm des vergif- teten Kaninchens wurden im Wasserbade mit absolutem Alkohol ausgezogen, filtrirt, eingedampft, der Kückstand Preisarbeiten der Hagen-Bucholz sehen Stiftung. 25 mit Weingeist und Aether in gleichen Volumen behandelt und der Auszug bei 30^ abgedunstet. Das Resultat war eine gelbe klebrige Masse von sehr bitterem Geschmack. Concentrirte Salpetersäure gab damit die charakteristische violette Färbung, Schjvefelsäure eine gelbbraune und Salz- säure eine gelbe, Jodtinctur einen kermesbraunen Nieder- schlag, wodurch überall die Gegenwart des Colchicins nachgewiesen ist. Zw( Resultat Zwei andere Proben gaben ein eben so sicheres Elementaranalyse. Zur qualitativen Prüfung auf StickstofFgehalt wurde von dem Colchicin etwas mit Kalihydrat gemengt und erhitzt. Es wurde das entweichende Ammoniak an feuch- tem gerötheten Lackmuspapier, so wie an den Nebeln, welche der Dampf bei Annäherung von Chlorwasserstoff- säure gab, erwiesen. Zur qualitativen Bestimmung des Kohlenstoffs, so wie des Wasserstoffs, wurden 0,440 Grm. Colchicin, mit frisch bereitetem Kupferoxyd gemengt, verbrannt. Man erhielt bei der ersten Verbrennung . . 0,213 Wasser „ „ zweiten „ . . 0,266 „ und bei dem ersten Versuch . . . . 0,885 Kohlensäure „ „ zweiten „ .... 0,890 „ Danach Avurde berechnet: C = 0,887 — 27,27 = 54,97 H =rö,295 — 11,11 = 7,45 ~0,440. Die Menge des Stickstoffs wurde aus dem Ammoniak bestimmt, indem 0,440 Grm. der zu prüfenden Substanz mit der achtfachen Menge frischen Natronkalks gemischt und die Verbrennung vorsichtig geleitet wurde, so dass das Ammoniakgas in einem mit ChlorwasserstofFsäure ge- füllten Kugelapparate aufgefangen wird. Es wurde mit Platinlösung Platinsalmiak hergestellt und aus demselben 13,0 Stickstoff berechnet. 26 Bley, Preisarbeiten der Hagen-Bucholz'schen Stiftung. Sonach stellt der Verf. folgendes Verhältniss auf: C = 54,97 H = 7,45 N = 13,00 O = 24,58 aus dem Verluste berechnet. Als Formel wurde aufgestellt: CSTHSON^OH. Sclilussfolgerungen. Das Colchicm ist in allen Theilen von Colchicum autumnale enthalten, wenngleich in verschiedenem Mengen- verhältnisse, die reifen Samen enthalten es in grösster Menge, weshalb der Samen auch zur Bereitung den ande- ren Pflanzentheilen vorzuziehen ist. Mittelst Behandlung durch ein Gemisch von Weingeist und Aether erhält man die reichste Ausbeute, nächstdem unter Anwendung von angesäuertem Weingeist. Das Colchicin ist keine organische Base, sondern als indifferenter Körper anzusehen, ungeachtet des Stickstoff- gehaltes, Seine Wirkung auf den thierischen Organismus ist eine höchst giftige. Als Gegenmittel ist Tannin zu empfehlen. Die chemischen Reactionen sind sehr charakteristisch. Beigegeben sind sechs Proben: 1) Colchicin aus Samen mittelst Aether bereitet 2) „ „ „ „ Alkohol dargestellt 3) „ „ den Knollen erhalten 4) „ „ „ Blüthen 5) „ „ „ Blättern 6) „ „ Vinum rad. Colchici gewonnen. Das Präparat No. 1. ist schön hell und trocken, No. 2. weniger trocken und etwas dunkler, No. 3. sehr hell und trocken, No. 4. dunkelbraun und klebrig, No. 5. trocken, aber braun, No. 6. bronzefarbig, etwas feucht. Alle nur in kleinen Mengen. Die Arbeit No. IV. ist der No. II. fast gleich zu achten. Wittstein, über das citronensaiire Cliinin. 27 Wenn die No. II. mehr rein ■wissenschaftliches Interesse zeigt^ so ist die No. IV. reicher an praktischen Resultaten. Die Beobachtungen über die Eigenschaften und Wir- kungen des Colchicins stimmen in beiden Arbeiten gut zusammen, weniger die Ergebnisse der Elementaranalysen. Indess, dass diese versucht wurden, spricht für das Stre- ben, so viel als möglich zur Kenntniss des Colchicins beizutragen, so die Lösung der Aufgabe möglichst zu erreichen. Diese Ai-beiten sind erfreuliche Zeichen für wissenschaftliche Bestrebung unter den jungen Pharma- ceuten, welche jetzt leider nicht so häufig angetroffen werden. Dem Verf. ist die vergoldet - silberne Medaille der Stiftung nebst 1 5 Thlr. Ersatz der aufgewendeten Kosten als Belohnung zuerkannt worden, Verf. ist Gustav Bley aus Bernburg, Schüler des Herrn Apothekers Giseke in Eisleben, gegenwärtig in der Apotheke seines Vaters in Bernburg als Gehülfe. Ueber das citronensanre Chinin; von Witts lein. Dieses Salz wird seit einiger Zeit theils für sich, theils in Verbindung mit citronensaurem Ammoniak oder mit citronensaurem Eisenoxyd in der Medicin angewendet. Ueber seine Eigenschaften und Zusammensetzung findet sich nirgends eine befriedigende Angabe; ich habe des- halb versucht, diese Lücke auszufüllen. Das beste Verfahren zu seiner Darstellung schien mir die directe Vereinigung von Base und Säure, denn bei einem so theuern Präparate muss man jeden Verlust möglichst vermeiden, und ein solcher tritt bei der Wechsel- zersetzung des schwefelsauren Chinins mit citronensaui'em Alkali immer ein, weil das citronensaure Chinin in Was- ser, wenn auch schwer, löslich ist. 28 Wittstein, Es wurden daher 12 Gran in der Wärme getrocknete Citronensäure (das dreifache Hydrat = C12H50H -[~ ^ i^O) in einem geräumigen Kolben in 2 Unzen Wasser gelöst, die Lösung im Sandbade erhitzt und nach und nach von einer abgewogenen Menge Chininhyd)-at (C20H12NO2 -|- 3 HO) eingetragen. Die ersten Portionen Chinin' ver- schwanden bald, später bildete sich auf der Oberfläche der siedenden Flüssigkeit eine Salzhaut, weshalb man durch Verdünnen mit Wasser nachhalf. Durch ferneren Zusatz von Chinin und, um krystallinische Auescheidungen wieder zu beseitigen, von Wasser, gelang es, nahe an 50 Gr. Chinin aufzulösen. Die kochende concentrirte Lösung, circa 8 Unzen betragend, in welcher jetzt ein kleiner Ueberschuss von Chinin in käsigen Flocken herum- schwamm, befreite man mittelst Kolirens durch feine Lein- wand (ein Versuch, durch Papier zu filtriren, misslang, denn die Flüssigkeit erstarrte bald auf dem Filter kry- stallinisch) von dem ungelöst gebliebenen Chinin, und stellte sie in die Kälte. Nach 24 Stunden war die Lösung zu einem kryställinischen Brei von Nadeln erstarrt. Durch Koliren trennte man die Krystalle von der Mutterlauge, welche spurweise sauer reagirte und bei weiterem Ver- dunsten noch ein Paar gute Anschüsse lieferte. Die nun- mehrige Mutterlauge zeigte eine stark saure Reaction; das darin noch aufgelöste Chinin wurde mit Ammoniak herausgefällt und zu einer neuen Bereitung von Chinin- salzen aufgehoben. Sämmtliche Krystalle wogen lufttrocken 59 Gr. (47 Gr. vom ersten, 7 Gr. vom zweiten und 5 Gr. vom dritten Anschüsse), stellten weisse, feine, etwas seidenglänzende Nadeln dar, und schmeckten intensiv bitter. 10 Gr. derselben wurden bis auf 100^ C. erhitzt und 1 Stunde lang in dieser Temperatur gehalten. Sie wogen nun 8,94 Gr., hatten aber in ihrem äussern Ansehn nicht die mindeste Veränderung erlitten. Bis auf 125^ erhitzt, fand keine weitere Gewichtsabnahme oder sonstige Ver- änderung statt. Man steigerte nun die Hitze allmälig über das citroneusaure CJiinin. 29 noch höher. Eine noclnnalige Wägung^ nachdem der Thermometer 1450 zeigte, ergab dasselbe Gewicht wie früher. Erst bei 1580 fing das Salz im Tiegel an, sich etwas zu erheben, bei 1610 begann es zu einem braun- gelben Liquidum zu schmelzen, aber erst bei 1830 ^^r die ganze Quantität zergangen. Die Schmelzung erfolgte indessen nicht ohne Zersetzung, denn es entwickelten sich dabei Dämpfe, welche schwach bittermandelartig rochen. Die Masse erstarrte beim Erkalten zu einem gelbbraunen spröden Harze, welches nur mehr schwach bitter schmeckte, also auch hierdurch die bereits eingetretene partielle Zer- setzung erwies. Die harzige Masse entzündete sich in noch höherer Temperatur und hinterliess eine schwer, aber endlich vollständig verbrennende Kohle. Zur genauen Ermittelung der chemischen Constitution des Salzes schien mir die Elementaranalyse unerlässlich. Ich wandte dazu das bei 1000 getrocknete Salz an. 7 Gr. lieferten durch Verbrennung mit Kupferoxyd 17,06 Gr. Kohlensäure, w^orin 4,653 Gr. Kohlenstoff = 66,49 Proc. — Ferner: 4,15 Gr. Wasser, worin 0,461 Gr. Wasserstoff = 6,58 Proc. 7 Gr. gaben durch Erhitzen mit Natronkalk u. s. w. 7,50 Gran Platinsalmiak, worin 0,471 Gran Stickstoff = 6,73 Proc. Den Sauerstoff aus dem Verluste berechnet, ergiebt sich folgende Zusammensetzung: gefunden Aequivalente berechnet Kohlenstoff 66,49 92 66,42 Wasserstoff. 6,58 55 6,62 Stickstoff. 6,73 4 6,74 Sauerstoff. 20,20 21 20,22 100,00 100,00! Diese Gruppe von Aequivalenten enthält 4 Aeq. Chinin, 2 Aeq. Wasser und 1 Aeq. Citronensäure, entspricht also der Formel: 4C20H12NO2 -f 2 HO + C12H5011. Die quantitative Zusammensetzung des bei 1000 ge- trockneten Salzes ist hiernach, seinen näheren Bestand- theilen gemäss: 30 Wittstein, über das citronensaure Cliinin. Chinin 77,98 Citronensaure 19,86 Wasser 2,16 Aequivalente berechnet 4 69,68 1 17,74 2 1,94 11 10,64 100,00. Das liifttrockne Salz verlor (s. oben), bis zu 100^ erhitzt, 10,6 Proc. Wasser, welclie 11 Aeq. entsprechen, denn: gefunden Chinin 69,72 Citronensaure 17,75 , Wasser 1,93 Wasser 10,60 100,00 100,00. Die Formel des lufttrocknen Salzes ist mithin: 4^C20lli2NO2 4- 2H0 -f C12H5011 + 11 Aq. Von den in 4 Aeq. Chininhydrat und 1 Aeq. Citro- nensäurehydrat enthaltenen 15 Aeq. Wasser befinden sich noch 13 Aeq. in dem Salze, von denen 11 Aeq. schon bei 1000, die übrigen 2 Aeq. aber gar nicht ausgetrieben werden können und als Basen -Vertreter zu betrachten sind. Das Salz ist somit ein Salz mit 6 Aeq. Basis auf 1 Aeq. Säure, und ein zweifach-basisches oder halbsaures, denn das neutrale würde auf 1 Aeq. Citronensaure nur 2 Aeq. Chinin und 1 Aeq. Wasser enthalten. Auch die Löslichkeit dieses basisch - citronensauren Chinins in Wasser und Weingeist habe ich ermittelt. 820 Theile kaltes und 30 Theile kochendes Wasser, so wie 44 Theile kalter und 3 Theile kochender Alkohol von 85 Gew.-Proc. lösen 1 Theil des lufttrocknen Salzes auf. Sämmtliche Lösungen reagiren neutral. Maschke, Reinigung der Gutta Percha durch CJdoroform. 31 lieber Reinigung der Gutta Percha durch ' Chloroform; von 0. Maschke in Breslau. Wenn man gewöhnliche rohe Gutta Percha von braun- rother Farbe in einer bedeutenden Menge Chloroform — etwa 1 Theil in 40 Theilen — löst, so erhält man eine trübe, braune Flüssigkeit, die sich leicht filtriren lässt und dann in kleinen Mengen fast farblos erscheint; auf dem Filter bleiben Holzstücke, Sand und eine braune Substanz, der die rohe Gutta zum grössten Theil ihre Farbe verdankt. Statt durch Filtration kann man die Reinigung der Lösung auch durch Sedimentiren vornehmen, denn nach 1 — 2 Wochen haben sich alle Unreinigkeiten, natürlich mit Ausnahme der Holzstücke, auf dem Boden des Ge- fässes abgelagert und darüber zeigt sich die Gutta Percha- Lösung durchaus klar. Löst man dagegen 1 Theil rohe Gutta in 20 Theilen Chloroform, so wird die Lösung schon so dickflüssig, dass das Filtriren schwer von Statten geht (siehe dieses Archiv Bd. 83. Heft 1., Abhandlung von Dr.. Geiseler). Durch Absetzenlassen kann man auch jetzt noch eine vollkommen klare Flüssigkeit erhalten, doch verstreicht darüber eine' sehr lange Zeit. Diese Uebelstände bei Darstellung einer concentrirten klaren Gutta Percha -Lösung lassen sich aber sehr gut durch eine einfache Methode beseitigen, deren ich mich nun schon seit etwa 2 Jahren zur Darstellung der gerei- nigten Gutta Percha bediene, eines Fabrikates, das die Zahnärzte zur Ausfüllung hohler Zähne, zu Gaumunter- lagen bei künstlichen Gebissen, so wie im roth gefärbten Zustande zur Nachahmung des Zahnfleisches verwenden. Mein Verfahren ist folgendes: 1/2 Pfund roher, in kleine Stücke zerschnittener Gutta Percha übergiesse ich 32 Maschke, mit 10 Pfund Chloroform und lasse das Gänze in einer geeigneten, durch Kork verschliessbaren Flasche bei ge- wöhnlicher Temperatur, unter öfterem Um.schüttein, 2 bis 3 Tage hindurch stehen; die Lösung ist dann vollständig erfolgt. Zu dieser Lösung nun setze ich etwa 2 Unzen Wasser, schüttele von Neuem tüchtig durchein- ander und überlasse die Flüssigkeit der Ruhe. Nach 2 Wochen schon ist eine vollständige gleichsam umgekehrte Sedimentation vor sich gegangen; die Verunreinigungen der Gutta schwimmen Jetzt in einer scharf abgegrenzten, schleimigen Schicht oben, während sich darunter die klare Lösung der Gutta befindet; sehr geringe Quantitäten Sand haben sich auf dem Boden der Flasche abgelagert. Die klare Lösung pflege ich vermittelst eines Hebers, den ich, der Beweglichkeit halber, aus mehreren kleinen Glasröhren durch vulkanisirte Kautschukröhren zusammen- setze, aus der Flasche zu ziehen. Da jedoch kleine Quan- titäten der abgeschiedenen braunen Substanz ganz bedeu- tende Massen reiner Gutta bräunlich zu färben vermögen, so unterwerfe ich die abgezogene Flüssigkeit, der Sicher- heit halber, noch der Filtration, die nun sehr rasch und leicht von Statten geht. Die filtrirte Lösung ist jetzt vollkommen klar und von weingelber Farbe. Die Abscheidung der Gutta aus ihrer Lösung ge- schieht durch Destillation; ich bediene mich dazu einer gewöhnlichen kupfernen Destillirblase, die eine so grosse Oeffnung hat, dass ich die 10 Pfd. schwere Gutta Percha- Lösung in einen irdenen, innen gut glasirten Napf, ohne Schwierigkeit in die Blase, und dort auf einige Ziegel- steine stellen kann. In den Napf wird ausserdem noch etwas Wasser gegossen, so dass die Gutta Percha-Lösung einige Linien hoch davon bedeckt ist, und in der Blase selbst muss so viel Wasser zugegen sein, dass der Boden des Napfes davon berührt wird. Reinigung der Gutta Percha durch Cliloroform. 33 Die Destillation hält man anfangs massig, nachher aber, sobald die grösste Menge Chloroform übergegangen, verstärkt man das Feuer bis zum Kochen des Wassers. Nach beendeter Destillation bildet die gereinigte Gutta eine weiche, blasige Masse, die durch abwechselndes Malaxiren und Erwärmen in kochendem Wasser zu einem recht gleichmässigen Aussehen gebracht und dann auf einem sehr reinen Brett, am besten in dünnen Stengel- chen, aufgerollt wird. Nach vollständigem Erstarren er- scheinen diese weiss mit einem kleinen Stich ins Bräun- liche. Vollkommen farblos kann man die Gutta Percha, nach meinen Erfahrungen, nur dadurch erhalten, dass man die weingelbe ursprüngliche Lösung mit gepulverter Knochenkohle behandelt *) ; doch hat diese Operation bei so concentrirten Lösungen ihre Schwierigkeiten, weil die nöthig werdende Filtration wiederum sehr langsam vor sich geht, und weil auch nicht die geringste Spur der Kohle durch das Filtrum gehen darf, wenn nicht die feste Gutta grau gefärbt erscheinen soll. Mäcerirt man die bräunlichen Gutta Percha- Stangen mit starkem Alkohol oder Aether, so werden sie schon nach kurzer Zeit so weiss, wie das schönste Elfenbein, indem zugleich ihre Härte bedeutend zunimmt; die Flüssigkeit färbt sich dabei gelblich (Fluavil Payens), auch setzt sich nach und nach ein weisser pulverförmiger, zuweilen kry- stallinisch kömiger Niederschlag (Äthan Payens) ab. Diese Entfäi-bung ist jedoch nur scheinbar, mag man die Gutta auch noch so lange mit dem Alkohol in Berüh- rung lassen, denn erwärmt man die Stangen, so zeigen sie beim Zusammenkneten fast denselben Stich in das Bräunliche, wie vorher. Das Weisswerden durch Alkohol *) Mehrmals habe ich jedoch rohe Gutta Percha unter meinen Händen gehabt, die den in Chloroform löslichen brauneu Farbestoflf nicht oder wenigstens in sehr geringer Menge ent- hielt. Arch. d. Pharm. CXXXIX. Bds. l.Hft. 3 34 Maschke, Reinigung der Gutta Percha durch Chloroform. beruht hauptsächlich darauf, dass sich jenes weisse Alban zum Theil auch in der Gutta selbst niederschlägt, denn keineswegs bestehen die Gutta Percha -Stangen aus einer vollkommen zusammengeflossenen Masse, sondern, wie schon der blosse Augenschein beim Zerreissen einer Stange der Länge nach lehrt, aus sehr zarten Fasern und mehr oder weniger bedeutenden Poren. Man kann aber auch die Gutta Percha als nicht poröse, faserlose Substanz erhalten, wenn man sie für sich längere Zeit hindurch erhitzt; sie erscheint dann, in dünnen Lagen wenigstens, klar und durchsichtig. Bemerkenswerth ist noch, dass kleine Quantitäten Chloroform sowohl, wie Alkohol mit grosser Hartnäckig- keit von der Gutta zurückgehalten werden und dass diese, wenn nicht auf ein Minimum zurückgeführt, ein Brüchig- werden der Gutta zu veranlassen scheinen. Das Färben der Gutta ergiebt sich aus dem zu An- fange Gesagten von selbst; wie in der dunkelbraunen Lösung der rohen Gutta der färbende Stoff hauptsächlich nur suspendirt enthalten ist, so hat man beim künstlichen Färben die Farbstoffe nur in einen solchen Zustand zu bringen, dass sie ebenfalls lange suspendirt zu bleiben vermögen. Zu Darstellung der rothen Sorte verreibe ich dem- nach Carmin — 1/2 Gran auf jede Unze der in Arbeit genommenen rohen Gutta — recht tüchtig mit etwas Gummipulver, füge eine geringe Menge Wasser hinzu, so dass eine schleimige rothe Flüssigkeit entsteht, giesse diese zur Gutta Percha -Lösung und bringe das Ganze nach anhaltendem Schütteln in den oben erwähnten Napf, ohne den Inhalt mit einer Wasserschicht, wie bei der Darstellung der weissen Gutta, zu überdecken. Die Destil- lation muss sofort beginnen, damit der Carmin nicht Zeit hat, sich wieder abzusetzen; durch Malaxiren des Rück- standes endlich erhält man die Gutta von durchaus gleich- massiger fleischrother Farbe. Harms, über Hydrate des Kupferoxyds. 35 neber die Hydrate des Kupferoxyds; von Ed. Harms. Das Kupferoxyd bildet mit Wasser zwei bestimmte Verbindungen, denen die Formeln CuO, HO und 3 CuO, HO zukommen. Fällt man aufgelöstes schwefelsaures Kupferoxyd mit überschüssiger Kalilauge, so entsteht ein Niederschlag, der nach vollendetem Trocknen über Schwefelsäure nach der Formel CuO, HO zusammengesetzt ist. Analyse : I. 0,500 Grm. verloren beim Glühen 0,107 Grm. = 21,40 Proc. n. 0,465 Grm. verloren beim Glühen 0,098 Grm. = 21,08 Proc. Berechnet Gefunden I. II. CuO 39,7 81,52 78,60 78,92 HO 9,0 18,48 21,40 21,08 48,7 100,00 100,00 100,00. Im Verlaufe des Auswaschens nimmt dies CuO, HO eine Beständigkeit an, die es vorher nicht besitzt. Es kann hierauf in Flüssigkeiten, die nicht chemisch auf dasselbe eingreifen, bis zum Siedepunct des Wassers und selbst über denselben hinaus erhitzt werden, ohne dass es seine Farbe, so wie seine Zusammensetzung ändert. Analyse : I. 0,726 Grm. verloren beim Glühen 0,149 Grm. =. 20,52 Proc. II. 0,699 Grm. verloren beim Glühen 0,144 Grm. = 20,60 Proc. Berechnet Gefunden I. n. CuO 39,7 81,52 79,48 79,40 HO 9,0 18,48 20,52 20,60 48,7 100,00 100,00 100,00. * 36 Harms, Das frisch gefällte Kupferoxydhydrat wird beim Erhitzen der Flüssigkeit, aus welcher es niedergeschlagen ist, dunkelbraun. Dieser Farbenwechsel steht mit einer Aenderung in seiner chemischen Zusammensetzung in Verbindung. Es entsteht hierbei indessen nicht das was- serfreie Oxyd, sondern das Hydrat 3CuO, HO. Analyse: I. 0,833 Grm. verloren beim Glühen 0,056 Grm. = 6,73 Proc. ' II. 0,489 Grm. verloren beim Glühen 0,034 Grm. = 6,95 Proc. Berechnet Gefunden I. II. 3CuO 119,1 92,98 93,27 93,05 HO 9,0 7,02 6,73 6,95 128,1 100,00 lÖOjÖÖ 100,00. Die Eigenschaften dieser beiden Hydrate sind hin- länglich bekannt. Die Kohle als Reinigungsmittel; von ^ Demselben. Die schwarz gebrannte Knochenkohle ist ein vorzüg- liches Mittel, um Glasgefässe von Harzen oder ätherischen Oelen zu befreien. Man bringt etwas Alkohol in das Glas, verbreitet ihn über die innere Oberfläche, fügt eine massige Menge Knochenkohle hinzu und schüttelt mit Wasser. Ist die Harzschicht bereits erhärtet, so muss das Schütteln wiederholt werden. Diese Nutzanwendung der Kohle beruht auf ihrer bekannten Eigenschaft, aus wässerigen Flüssigkeiten den Weingeist an sich zu ziehen, so wie darauf, dass der in den Poren der Kohle abgelagerte Weingeist fortfährt, auf die an den Wandungen der Gläser haftenden Harze oder ätherischen Oele lösend zu. wirken, sie zu sammeln und in den Zwischenräumen der Kohle festzuhalten. Zersetzung des Weingeistes durch Brom. 37 Das Spülwasser zeigt sich völlig klar und ist nicht im Mindesten milchig getrübt. Die Kohle kann zu diesem Zwecke mit Recht em- pfohlen werden. lieber die Zersetzung des Weingeistes durch Brom bei Gegenwart von Schwefel; von Demselben. Brom vermischt sich mit Weingeist unter starker Wärmeentwickelung und es entstehen hierbei nach Löwig folgende Producte; Fester Bromkohl enstoif (C^BrS), ßro- mal, Ameisensäure, Brom wasserstoffsäure, Bromäthyl, schwerer Bromäther, Wasser und eine weisse, nicht näher untersuchte Substanz. Ausserdem bildet sich, mindestens nach einiger Zeit, etwas Essigäther, der sich beim gelin- den Erwärmen der Flüssigkeit sogleich an seinem eigen- thümlichen Geruch zu erkennen giebt. Das Destillat ent- hält freies Brom und zeigt deshalb eine röthliche Farbe. Die Gegenwart von Schwefel ändert an dem Vor- gange wenig. Das Brom nimmt die nämlichen Formen an. Essigäther und Ameisensäure konnten hingegen nicht nachgewiesen werden. Auch war das übergehende De- stillat bei allen Versuchen, welche vorgenommen wurden, von Anfang bis zu Ende vollkommen farblos. Ein ver- hältnissmässig zu der Menge des angewandten Broms sehr geringer Theil des Sch^vefels verwandelt sich in Schwe- felsäure, deren Bildung, schon bei gewöhnlicher Tempe- ratur beginnend, Avährend der Destillation fortgeht und zu Ende verläuft. Das Brom wurde nicht in der Menge angewandt (1 und 2 Theile), dass aller Weingeist zersetzt werden komite. Wird nun die durch Destillation aus diesem Gemisch erhaltene Flüssigkeit mit möglichst wenig Was- ser gefällt, so tritt in allen Fällen eine schwache Gas- 38 Harms, Analyse einer Glockenspeise. entwickelung ein, welche kurze Zeit anhält und insbeson- dere von der ausgeschiedenen ölartigen Substanz ausgeht. Der Siedepunct der durch Wasser abgesonderten Flüs- sigkeit steigt von 410 — 420 auf lOOO und höher. Das Bromal geht zuletzt über. Unterbricht man deshalb die Destillation in einem gewissen Zeitpuncte, so hinterbleibt dasselbe nur mit etwas schwerem Bromäthyl untermischt, und an der Luft entsteht nun, unter Verflüchtigung der letzten Verbindung, eine feste Krystallmasse von Bromal- hydrat. Die Destillation einer Spirituosen Lösung von Brom mit Schwefel wurde in der Erwartung unternommen, rei- nes Bromäthyl zu erzielen auf ähnliche Weise, wie ich Bromwasserstoffsäure, neben Schwefelsäure, durch Behand- lung von Brom unter Wasser mit Schwefel erhielt. Analyse einer Glockenspeise; von Demselben. Von A. H. van Bergen et Comp, zu Mitwolda in Oldambt, Provinz Groningen, wurden am 20. Juni v. J. zwei Thurmglocken für die Gemeinde zu Stollhamm im Oldenburgischen gegossen. Die dazu verwandte Legirung zeigte bei der Analyse folgende Zusammensetzung: I. II. Zinn 21,22 21,38 Kupfer 78,23 78,42 99^5 9pör Blei und Eisen fanden sich in kleiner, aber noch bestimmbarer Menge beigemischt; da sie keine wesent- lichen Bestandtheile von dem Glockenmetall ausmachen, so erschien es überflüssig, die quantitative Analyse auch auf sie auszudehnen. Spec. Gew. = 8,49. Das berechnete Mittel der spec. Wilms, über Honig und dessen Reinigung. 39 Gewichte ist 8,48. Die Legirung besitzt eine weisse, ins Köthliche spielende Farbe und zeigt einen feinkörnigen Bruch. Die Trennung von Zinn und Kupfer wurde mittelst Salpetersäure ausgeführt. lieber Honig und dessen Reinigung; vom Medicinal- Assessor Wilms. Auf meine beiläufige Erwähnung des vonHrn. Hoff- mann ausgegangenen Vorschlages, den Honig durch Tan- nin und Leim zu reinigen, hat sich derselbe bewogen gefunden, im vorjährigen Augusthefte des Archivs in einer Weise zu erwiedern, die mich zu einigen Gegen- bemerkungen nöthigt. Ich habe bei Apothekenrevisionen gefunden, dass der mit Tannin gereinig-te Honig in der Regel mit Eisensal- zen Reaction giebt. Dies ist von Hrn. Hoffmann aus- drücklich zugestanden, und deshalb von ihm der Vor- schlag, Leimlösung zuzusetzen, gemacht worden. Nichts ist wahrscheinlicher, als dass nun, um die Gerbsäure völ- lig zu entfernen, gewiss in den meisten Fällen, wo dieser Vorschlag jemals befolgt werden sollte, ein Ueberschuss von Leim zugesetzt wird, der im Honig bleibt, oder um- gekehrt bei nicht genügendem Zusatz von Leim noch Tannin darin enthalten ist. Wer jemals Fällungen in grösserem Maassstabe ausgeführt hat, wird mir darin beipflichten, dass es nicht so leicht ist, eine vollständige Fällung zu be- wirken, ohne den geringsten Ueberschuss des Fällungs- mittels anzuwenden, wenn auch nach Hrn. Hoffmann nichts leichter sein soll, als das. Näher untersucht ist meines Wissens der Niederschlag noch nicht, welcher durch Gerbsäure in vielen Honig- sorten erzeugt wird; oder kann Herr Ho ff mann etwa in Abrede stellen, dass die Gerbsäure, abgesehen von 40 Wilms, vielen andern Stoffen, nicht ebenso gut Casein fälle. Das erhebliche Coagulum, welches sich beim Erhitzen der Lösung von manchen Honigsorten bildet, spricht eher für Casein, als für Leim. Wir wissen also noch keineswegs bestimmt, ob der Honig Leim enthält, sind daher auch nicht befugt, ein Klärungsmittel anzuwenden, wodurch aller Wahrscheinlichkeit nach in den meisten Fällen der Honig leimhaltig werden muss. Hiernach wird Jeder die leichtfertigen Bemerkungen des Hrn. Hoff mann über die Natur des Niederschlages der Gerbsäure in Honig- lösung bewirkt, beurtheilen, Uebrigens ist es mir nicht eingefallen zu behaupten, es könnten Leim und Tannin zugleich in dem nach Herrn Ho ff mann gereinigten Honig enthalten sein. Es ist nicht so schwer, Honig zu finden, dessen Lö- sung, erhitzt und iiltrirt, durch Gerbsäure nicht gefällt wird. Freiwillig aus den Waben geflossener Honig giebt überhaupt mit Tannin keinen Niederschlag, der durch schwaches Erwärmen und, gelindes Pressen gewonnene, nur sclnvache Fällung, erheblich ist diese aber, wenn der Wabenrest stark gepresst war. Es ist demnach mehr als wahrscheinlich, dass der vielbesprochene natürliche Leim- gehalt (?) des Honigs dem thierischen Safte der in den Waben noch befindlichen Bienenlarven zugeschrieben wer- den muss. Hat man Gelegenheit, Honig von Bienenzüch- tern direct zu beziehen, so kann man, nach gehöriger Anweisung, durch etwas höheren Einkaufspreis leicht Honig erhalten, dessen Lösung durch Tannin kaum ge- trübt wird. Dieser Honig filtrirt unter allen Umständen gut, schlecht filtrirender ist immer der vorhin erwähnte, durch starkes und sehr warmes Pressen gewonnene. Nur auf diesen letzteren bezog sich mein eventueller Vorschlag, bei der Reinigung ausser der Holzkohle noch einen klei- nen Zusatz gröblicher Thierkohle zu machen. Darunter verstehe ich ■! — 2 Unzen auf je 10 Pfund Honig. Wer einige Aufmerksamkeit beim Ankauf des Honigs anwen- über Honig und dessen Reinajimg. 41 det, wird kaum zu diesem Mittel zu greifen Lrauclien. Darin liegt ferner kein Widerspruch,- wenn ich behaupte, die Vorschrift der Pharmakopoe reicht für alle Fälle aus, nur kommt Honig vor, welcher schwer klar wird, d. h. sehr langsam filtrirt; dies kann durch wenig Thierkohle beschleunigt werden, absolut nöthig ist der Zusatz nicht, weil man ohnedem, wiewohl nicht so rasch, fertig wird. Die Thierkohle findet bei der Zuckerraffinerie eine so ausgedehnte Anwendung, dass ihr Gebrauch zur Klärung des Honigs in einzelnen wenigen Fällen mir gar nicht so bedenklich erscheint, als Hrn. Hoffmann, dessen Ein- wände sich besonders auf den Gehalt der Thierkohle au phosphorsaurem und kohlensaurem Kalk stützen. Guter frischer Honig ist aber nicht sauer, selbst älterer, nicht in Gährung übergegangener reagirt nicht auf Lackmus, andern verwende ich nie. Die Möglichkeit, den Honig kalkhaltig zu machen, ist mithin ausgeschlossen, wenn guter, nicht aber, wenn schlechter gegohrener Honig angewendet wird. Nach den von mir vorgenommenen Versuchen rea- girte alter gegohrener Honig, welcher flüssig geworden war, allerdings sauer, die Säuremenge darin war aber doch nur sehr gering, so dass es mir nicht gelang, be- stimmt zu ermitteln, ob es, wie ich vermuthe, Milchsäure war. Die Auflösung dieses Honigs gab beim Erhitzen ein starkes, schmieriges, dem Casein ähnliches Coagulum. Das Casein ist bekanntlich der Gährungserreger für die Milchsäure, deren Bildung aus dem Honigzucker hiernach leicht erklärlich ist. Andererseits kann die Gegenwart von Casein nicht bezweifelt werden nach den Eigenschaf- ten des Gerinnsels, wenn auch ausserdem geringe Antheile Leim in einigen Sorten Honig enthalten sein mögen; der von mir untersuchte gab nach dem Erhitzen und Filtri- ren mit Tannin keine Reaction. Li Bezug auf die in der Idee des Hrn. Hoff mann existirenden kolossalen Filtrirbeutel, bemerke ich demsel- ben, dass ich nie zu complicirten Geräthen gTeife, wenn 42 Krauthausen, ich mit einfachen leicht und vollständig meinen Zweck erreiche. Dies ist in Bezug auf die Honigreinigung bei Anwendung von frisch geglühter Kohle aus' leichtem Holze, bisher noch der Fall gewesen. Damit stelle ich jedoch die Nützlichkeit der Hochdruckfilter keineswegs in Abrede. Ich betrachte übrigens hiermit den Gegenstand als erledigt, und habe um so weniger nöthig, ferner noch ein Wort darüber zu verlieren, indem praktische Apothe- ker in ihrem Urtheile über den Vorschlag des Hrn. Hoff- mann nicht zweifelhaft sind, wie das nachfolgende mir zugegangene Schreiben eines renommirten Praktikers zeigt. lieber Mel depuratum; vom Apotheker Krauthausen in Epe. In Bezug auf die Reinigung des Honigs vermittelst Leim und Tannin bin ich ganz Ihrer Ansicht; einmal, weil diese Stoffe nicht hinein gehören, und dann auch, weil selbige dazu völlig entbehrlich sind, indem die von der Pharmakopoe vorgeschriebene Klärung mit Kohle rascher und vollständiger statt findet, wenn in nachstehen- der Weise verfahren wird, wie langjährige Erfahrungen mit den verschiedensten Honigsorten mir gelehrt haben. Ich erlaube mir deshalb diese Methode anzugeben. Ein Gemisch von 20 Pfd. Wasser und 16 Pfd. Honig wird in einem Zinnkessel während einiger Stunden über Dampf erhitzt und nach dem Erkalten mit 2 Unzen von allem Pulver befreiter Lindenkohle gemengt, von Neuem einige Stunden im Dampfbade erhitzt, dann sogleich durch einen gestrickten wollenen Spitzbeutel, der vorher mit Wasser durchtränkt ist, colirt. Sämmtlicher Honig läuft in weniger als 2 Stunden völlig klar ab, worauf der Rückstand im Beutel noch zwei Mal mit Wasser ange- rührt und dann gleich colirt wird. Bei richtiger Befol- gung dieser Vorschi'ift ist ein Filtriren des Honigs durch über Mel depuratum. 43 Papier nicht nöthig, was indessen, falls es beliebt werden sollte, jetzt äusserst rascli von statten geht. Die Klärung der erst angeführten 16 Pfd. Honig ist in einem halben Tage stets beendigt, die Ausbeute an gereinigtem Honig von starker Syrupsdicke betrug von 16 Pfund Honig: 14 Pfd. 5 Unzen — 15 Pfd. 9 Unzen — 14 Pfd. 14 Unzen 14 Pfd. 15 Unzen — 15 Pfd. 2 Unzen — 15 Pfd. 3 Unzen 15 Pfd. 3 Unzen — 15 Pfd. 4 Unzen etc. Bei Anwendung von Meilerkohlen und solchen von harten Hölzern ist es mir nie gelungen, eine genügende Klärung des Honigs, ohne eine gleichzeitige Filtration durch Papier, die äusserst langsam von statten ging, zu bewirken, daher ich die Anwendung von Lindenkohle dringend empfehle, um so mehr, als selbige auch zu an- dern Zwecken, wie z. B. zur Entfuselung des Brannt- weins und des Spiritus, so wie zur Entfernung des Wein- geistes aus den Aetherarten u. s. w. jede andere Kohle an Wirksamkeit übertrifft. Die Herstellung dieser Kohle verrichte ich selbst, indem trocknes, in passende Stücke zersägtes Lindenholz in einem mit einem Deckel ver- sehenen grossen gusseisernen Topfe einer gelinden Glüh- hitze ausgesetzt wird, bis kein Rauch oder Flamme mehr entweicht, was etwa nach 1 Stunde schon aufhört, wo- nach die Kohlen noch glühend in ein verschliessbares Metallgefäss, etwa eine sogen. Dämpfe, entleert werden. Auf diese Weise lassen sich in einem halben Tage, bei verhältnissmässig geringem Aufwand an Brennmaterial, so viel Kohlen gewinnen, als in einem ganzen Jahre ver- braucht werden, nur müssen dieselben, wenn sie ihre Wirksamkeit ungeschwächt beibehalten sollen, aufs beste gegen den Zutritt der Luft geschützt, aufbewahrt werden. 44 Krauthausen, Ermittelung eines Gehalts von Salzäther in dem Salpeterätherwein- geist und Nachweisnng der Quantität Yon Salpeter- säure, welche als Salpcteräther in dem zu prü- fenden Salpeterätherweingeist enthalten ist 5 von Demse iben. Der Salzäthergelialt lässt sich dadurch ermitteln, dass man den Sinr. aetli. nitr. mit Liq. ammo7i, caust. gemischt verdunstet j bis aller Weingeist verflüchtigt ist, wonach die rückständige Flüssigkeit mit einer Salpetersäure über- sättigt resp. angesäuert wird^ und nun so lange eine Lö- sung von Hydr. nitr. oxydulat. zusetzt, als noch ein Nieder- schlag entsteht. Diesen, der aus Quecksilberchlorür be- steht, süsst man aus, trocknet und wägt ihn, das Gewicht desselben zeigt durch Berechnung den Gehalt an Chlor, welches als Chloräther in dem geprüften Salpeteräther- weingeist enthalten war. Die Quantität von Salpeteräther in dem Spir. aeth. nitr. kann nur indirect gefunden werden durch Ueber- führung der mit dem Alkohol zu Aether verbundenen salpetrigen Säure in Salpetersäure^ indem man den S2Jir. aeth. nitr. mit so viel frisch bereitetem Chlorwasser ver- setzt, bis der Geruch des Chlors vorherrscht, dann dieses Gemisch mit einem Ueberschuss von frisch gefälltem, noch feuchtem Silberoxyd digerirt, das hierdurch gebildete Chlor^ silber, nebst dem überschüssig angewandten Silberoxyd, durch's Filtrum trennt und aus der filtrirten Flüssigkeit das darin gelöste salpetersaure Silberoxyd durch Salzsäure ausfällt, trocknet und schmilzt. Aus dem Gewichte die- ses Chlorsilbers, verglichen mit dem äquivalenten Gewichte des salpetersauren Silberoxyds, findet man in bekannter Weise die Quantität der im Salpeterätherweingeiste zu Aether (Salpeteräther) verbunden gewesenen Menge Sal- petersäure. Ermittelung von Salzäther in SalpeterätJienveingeist etc. 45 In einigen Wei'ken, so auch in der Pharmacopoea Neerlandia vom Jahre 1851 ist als Prüfung auf Salzäther in dem Spir. nitr. dulc. die Verbrennung desselben in Berührung mit salpetersaurer Silberlösung, wobei kein Chlorsilber gebildet werden dürfe, angegeben, ohne dass dabei bemerkt ist, dass der nach der Abbrennung übrig bleibende Rückstand näher geprüft werden solle, was jedenfalls geschehen muss, da der Rückstand bei weitem zum grössten Theile aus Cyansilber, dem nicht selten so viel Knallsilber beigemengt ist, dass beim Trocknen des Rückstandes in der Wärme eine imter Umständen gefähr- lich werdende Explosion statt findet, wenn die Unter- suchung mit etwas grösseren Mengen vorgenommen wurde. Schliesslich erlaube ich mir noch darauf aufmerksam zu machen, dass der im Handel vorkommende Spir. ammon. caust. Dzond. statt des von unserer Pharmakopoe vorge- schriebenen Gehalts von 10 Proc. Ammoniak häufig nur 6 Proc. enthalte, ohne dass das spec. Gewicht desselben dadurch berührt wird. 46 II. monatsberiebt. lieber Dr. A. Streng' s maassanalytisehe Bestim- mungsmethode. Wiewohl die von Dr. Streng empfohlenen volume- trischen Bestimmungsmethoden durch die Schärfe der Reaction den Vorzug vor anderen verdienen, so können bei der Ausführung derselben doch leicht üebelstände eintreten, durch welche das Resultat völlig unbrauchbar Avird. Bei dieser Methode ist nämlich der bedeutende Einfluss der Verdünnung mit Wasser auf das Eintreten der Jodreaction nicht hervorgehoben worden, so dass wohl häufig diese Operationen mit verdünnteren Lösungen, als Streng angiebt, vorgenommen werden. Die folgenden Ver- suche beweisen, wie sehr die Resultate durch die Ver- änderung mit Wasser eine Aenderung erleiden. 3 Cub.-Centim. einer Zinnchlorürlösung erforderten, ohne Wasserztisatz, nur mit etwas klarer Stärkelösung und einigen Tropfen Jodkaliumlösung versetzt, von einer Lösung des sauren chromsauren Kalis, welche 1 Millgrm. Sauerstoff in 1 CG. als oxydirend wirkend enthielt, 7,8 CC. Bei der Verdünnung mit Wasser waren immer weniger Cubikcentimeter der Chromlösung zum Eintreten der Jod- reaction erforderlich, so dass bei Zusatz von 300 C. C. Wasser 3 CG. derselben Zinnchlorürlösung nur 5,8, bei Zusatz von 500 G. G. Wasser nur 5, bei Zusatz von 1200 G. G. Wasser sogar nur 3,8 G. G. der Ghromlösung erforderten. Dass hierdurch manche Bestimmungen, wie z. B. die Ghlorbestimmung, wo man die zu untersuchende Substanz mit einer grösseren Menge Wasser zu behandeln pflegt, ungenau werden müssen, liegt auf der Hand. In Betreif der von Streng aufgeführten Kupferbe- stimmung führt Dr. A. Bopp an, dass nach seinen Ver- suchen, mit reinem Kupferoxyd angestellt, der Stärke- zucker in der erhaltenen Kupferoxydullösung bedeutend reducirend auf das saure chromsaure Kali wirkt, indem er immer über 10 Proc. mehr Kupfer erhielt, als die Be- rechnung verlangt. Allerdings wirkt eine Stärkezucker- Photochemische Untersnchimgen. 47 lösung für sich nicht reclucirend auf das saure chromsaure Kali, wenn man aber ein bestimmtes Vokunen einer Eisen- oxydullösung einmal mit Stärkezucker, das andere Mal ohne denselben durch die Chromlösung oxydirt, so treten die reducirenden Wirkungen des Stärkezuckers sehr deut- lich hervor. 19,3 C.C. Eisenoxydullösung ohne Stärkezucker erfor- derten 19,7 C.C. Chromlösung, mit Stärkezucker dagegen 22,3 C.C. (Qiem.-pharm.CentrbL 18Ö5. No.29.) B. Photochcmiscilc llutersuchuiigen. Versuche, um die Gesetze der chemischen Wirkung des Lichtes aufzufinden, sind von Dr. Witt wer angestellt und in Poggd. Annal. Bd. 94. p. 597 bekannt gemacht Avorden. Er bediente sich, um die Wirkung des Lichtes zu messen, des Chlorwassers und bestimmte durch eine mit Indigolösung gebläute arsenige Säure, Avelche Menge Chlor unzersetzt geblieben Avar. Dr. R. B u n s e n und Dr. H. E. Roscoe, welche sich schon seit 2 Jahren mit photochemischen Untersuchungen beschäftigt hatten, fanden sich veranlasst, die Versuche von Witt wer zu wieder- holen, bedienten sich aber hierzu nicht der älteren von Gay-Lussac angegebenen Bestimmung des Chlors, son- dern der weit schärferen jodometrischen Titrirung. Ausser dass Witt wer nach Bunsen und Roscoe ein unsiche- res Verfahren zur Bestimmung des Chlors eingeschlagen, sind dadurch noch grössere Fehlerquellen entstanden, dass derselbe die störenden Einflüsse imbeachtet gelassen, welche aus der Gas -Absorption und -Diffusion hervorgehen. Aus ihren Untersuchungen geht schliesslich hervor 1) dass die bei der photochemischen Zersetzung des Chlorwassers gebildeten Producte eine Rückwirkung auf die Grösse der ursprünglichen Verwandtschaft des Chlors ausüben; 2) dass die wasserzersetzende Wirkung des Chlors aus diesem Grunde weder der Dauer, noch der Intensität der Bestrahlung, noch der Stärke des Chlorwassers proportional ist. Es haben deshalb Bunsen imd Roscoe schon seit einem Jahre es ganz aufgegeben, aus der Zersetzung des Chlorwassers die chemische Wirkung des Lichtes zu mes- sen, versprechen aber, bald ein einfaches Gesetz, welches diese merkwürdige Beziehung beherrscht, mittheilen zu können. (Poggd. Annal. 1855. No. 11. p. 37 3 — 394.) Mr. 48 Oertliche Faradisation. Die örtliche'^f'aradisatioii, eine uene Methode der Elektrisation. Die Elektricität hat seit den ältesten Zeiten eine Rolle in der Medicin gespielt. Das gelieimnissvolle Dun- kel, welches über dem Wesen des elektrischen Stromes ■waltet, liess denselben in eine besondere Beziehung zu dem thierischen Leben bringen, dessen Erscheinungen ja auch von der Wissenschaft meür oder weniger auf elek- trische Vorgänge zurückgeführt wurden; speculative Heil- künstler und industriell« Pfuscher wussten durch allerlei Hokus- Fokus der elektrischen Behandlung einen beson- dern, zauberischen Schein zu verleihen; selbst der Mes- merismus fand gläubige Anhänger, und Zufall und Ein- bildung schufen nicht selten anscheinend die günstigsten Heilerfolge. Offene Kopfe aber und redliche Aerzte blieben einem solchen Verfahren abholdl Einige setzten sich auch wohl im Besitz der wunderthätigen Maschine, um sie, bald enttäuscht, in einem entlegenen Winkel dem Staube Preis zu geben; es fehlte aber auch in der That an einer wissenschaftlichen Grundlage und einer zweck- entsprechenden Methode, und der Magnetismus hat mit Recht bisher mehr oder weniger bei der Medicin in Miss- credit gestanden. Erst der Neuzeit blieb es vorbehalten, Klarheit und Methode in dies Gewirr de» rohesten Empirismus zu bringen. Nachdem durch einen Humboldt, Matteucci, Dubois-Reymond und Andere zunächst im Allgemeinen die Gesetze des elektrischen Verhaltens thierischer Körper und Gewebe erklärt waren, versuchte es schon der be- rühmte Froriep, die elektrische Behandlung rheuma- tischer Affectionen wissenschaftlich zu begründen; später schrieb die medicinische Gesellschaft zu Gent eine Preis- frage aus und, durch diese angeregt, Avurde Duchenne de Boulogne zu JParis der Schöpfer einer neuen Aera. Versuchen wir es, die Duchenne'sche Entdeckung dem grösseren Publicum in Kürze vorzuführen. Es handelt sich hier allein um die Inductions - Elek- tricität des von Duchenne wesentlich verbesserten volta- elektrischen Apparates, dessen Construction sich auf Fara- day's Entdeckungen gründet. Duchenne bezeichnet daher das neue Verfahren mit dem Namen „der Faradi- sation". Dieser Apparat liefert zwei verschiedene elektrische Ströme: den primären (inducirenden) und den secundären Oertliclie Faradisation. 40 (inducirten oder sog. P^xtracurrent). Diese beiden Stromes- arten zeigen eine merkwürdige Verschiedenheit in Bezug auf die Art der Einwirkung auf den menschlichen Körper: so hat z. B. der primäre Ötrom eine specifische Wirkung auf das Muskelgewebe, welches er durch die Haut hin- durch und, ohne diese irgend anzusprechen, zur Zusam- menziehung reizt; der secundäre Sti'Om dagegen hat wie- derum eine besondere Beziehung zur äussern Haut, welche er in eigenthümlicher Weise erweckt. Die Duchenne'sche Methode der Faradisation hat theils die geeignete Anwendung dieser beiden Stromes- arten, theils den Mechanismus der Application zum Gegen- stande, und letzterer bildet den eigentlichen Kernpunct der neuen Erfindung. Bisher wurde mit ziemlicher Will- kür die Elektricität von zwei beliebigen Stellen aus durch den ganzen Körper gejagt und dabei auch Theile mit betroffen, denen diese Erregung schädlich oder mindestens nutzlos sein musste, wälirend wiederum die des Reizes bedürftigen Stellen nicht in genügendem Grade angespro- chen Avurden. Duchenne dagegen hat gelehrt, den elek- trischen Strom auf ganz bestimmte Organe und Stellen zu coDcentriren, er schuf die locale (örtliche) Faradisation. Durch Verbesserung des Apparates, durch gründliche Analyse der Wirkungen verschiedener Stromesarten auf verschiedene Gewebe, durch Variirung der Gestalt, Form des Materials und der physikalischen Beschaffenheit der Conductoren gelangte er zu dieser wichtigen Entdeckung. Sie hat gelehrt, die Haut unter Schmerzensempfindung zu röthen (nach Art des Blasenpflasters), durch die Haut hindurch jeden einzelnen Muskel sonder Schmerz zur starr- krampfähnlichen Zusaramenziehung zu bringen und mittel- bar durch Erregung der Nerven ganze Muskelgruppen und Organe ins Spiel zu setzen, selbst wenn diese gelähmt sein und dem Willen des Kranken nicht mehr gehorchen sollten. Ein berühmter Franzose hat die locale Faradi^'k- tion daher sehr treffend als eine Anatomie vivante bezeich- net. Es gewährt, abgesehen von der pi-aktischen Wichtig- keit des Gegenstandes, ein überraschendes Schauspiel, wie ohne Zuthun des Willens von Lebenden wie beim Auto- maten durch den elektrischen Strom Bewegungen hervor- gerufen werden; dieselben bleiben selbst an kürzlich Verstorbenen nicht aus, und es ist bereits mehrmals gelungen, durch Faradisation der Athemmuskeln anschei- nend Erstickte wieder ins Leben zurückzurufen; auch die erlöschende Wesenthätigkeit ruft der so angewandte Strom Arch. d. Pharm. CXXXIX. Bds. 1. Hfl. 4 50 Oertliche Faradisatlon. wieder' hervor. So kann der geschickte Faradisateur an jedem beliebigen Individuum jegliches Minenspiel veran- lassen: die Züge zum Lächeln, zum Ernste, zum Zorne verziehen; und es sei hier nochmals hervorgehoben, dass diese BcAvegungen nicht minder prompt an gelähmten jMuskeln erfolgen, woraus die therapeutische "Wichtigkeit erhellt. Die entsprechenden Proceduren Duchenne's haben selbst den Männern der Wissenschaft, welche auch aus Deutschland nach Paris eilten, Staunen abgerungen, und es waren bisher gerade die erleuchtetsten Männer der Medicin, welche dem neuen Verfahren in unserem Vater- lande Aufnahme zu bereiten strebten. Es leuchtet ein, dass die richtige Anwendung der Faradisation in dieser Weise eine genaue Kenntniss der anatomischen Details voraussetzt, so wie nicht minder zur Beurtheilung des concreten Falles und zur Wahl der jedesmal entsprechen- den faradischen Procedur eine gründliche ärztliche Durch- bildung erfordei-lich, und die Zeit hoffentlich nicht mehr fem ist, wo der Titel eines „Magnetiseurs", jedes aben- teuerlichen Gewandes entkleidet, auch dem streng wissen- schaftlichen Arzte zur Zierde gereichen muss. Auch in dieser neuen Gestalt ist indess die Elektricität keineswegs ein Universalmittel gegen alle möglichen Krankheiten, die Faradisation hat wie jedes specielle Curverfahren einen, wenn auch grossen, so doch begrenzten Wirkungskreis. Mit dem ausgezeichnetsten Erfolge ist die Elektricität bisher bei Nervenkrankheiten angCAvendet worden. Ein auf irgend eine Hautstelie angebrachter Reiz ist im Stande, einen vorhandenen nervösen Schmerz zu beseitigen, und auf diesen Erfahrungssatz gründet sich die erfolgreiche Anwendung der sog. elektrischen Geisselung beim Zahn- weh, Hüftweh, bei rheumatischem Schmerze verschiedener Stellen; in ähnlicher Weise wird tauben, des Gefühls verlustig gegangenen Stellen die Empfindung wieder- gegeben. Indem ferner der elektrische Strom durch Erregung kräftiger Zusammenziehungen die Ernährung hebt, wirkt er heilsam auf Krämpfe und Lähmungen. Denken wir uns ein gelähmtes Glied und dasselbe ist schlaff, kalt, abge- magert, unfähig jeder Bewegung; wir unterwerfen es einer Faradisationscur: disr Strom wird anfangs gar nicht, bald immer deutlicher empfunden; demnächst kehrt die Tempe- ratur zur normalen Höhe zurück, die Ernährung wird eine bessere ; endlich reagirt der Muskel durch immer Analyse des Wassers vom todten Meere. ■ 51 kräftigere Zusaninienziehiingen auf den elektrischen Reiz, und das nun volic; warme Glied führt endlich willkürliche Bewegungen aus. Dies ist der Vorgang bei Lähmungen in Folge von Verletzung der Nervenstämnie, von Bleivergiftung, Rheu- matismus u. s. w., und diese Krankheiten bilden vorzugs- weise das Feld, auf dem die örtliche Faradisation ihre glänzendsten Triumphe feiert. Bei Duchenne ist ein gCAvisser Musset im Dienste, dessen rechte Hand in Folge einer Verletzung des Speichennerves zum Skelett abgemagert und durch den Krampf dermaassen missge- staltet war, dass man zur Amputation schreiten wollte. Dieses Glied stellte Duchenne so vollständig wieder her, dass Mus s et nun Schreiberdienste bei seinem Wohlthäter verrichtet. Auch Krämpfe wurzeln häufig in einem der Lähmung verwandten Schwächezustande bestimmter Muskelgruppen, so wie nicht minder gewisse Arten von Rückgratverkrüm- mung, schiefer Hals, Klumpfuss, so dass der Faradismus ein wesentliches Hülfsmittel, wo nicht ebenbürtiger Ersatz der Orthopädie und Schwedischen Heilgymnastik zu wer- den verspricht. Der mächtige Einfluss des elektrischen Stromes auf die Ernährungsvorgänge bekundet sich durch seine zer- theilende Wirkung auf krankhafte Absonderungen, so ist es z. B. einer fortdauernden Faradisation gelungen, Aus- schwitzungen auf der Hornhaut des Auges und selbst Gichtknoten zum Verschwinden zu bringen. Auch die Chirurgie hat die Inductions - Elektricität mit Glück in ihren Wirkungskreis aufgenommen: der galvanische Strom bringt das Blut zur Gerinnung und heilt so Krampfadern und Pulsadergeschwülste; seine zer- legende Kraft auf chemische Verbindungen bewährt sich auch bei der Anwendung zur Auflösung von Blasensteinen; die chemische Wirkung der Contact - Elektricität zerstört bösartige Geschwülste und Geschwüre. Dr. N. (Bl. für Hand. u. Gewhe. 1856. No. 20.) B. Analyse des Wassers vom todten Meere. Boussingault erhielt eine Probe Wasser des todten Meeres, welche ein junger Amerikaner Namens Domingo Arosamena ihm mitgebracht hatte. Boussingault' s Analyse stimmt sehr gut mit der von Gmelin überein, wie folgende Zusammensetzung zeigt: 4* 52 Chemische Untersuchimg der Mineralquellen Cronthals. Boussingault Gmelin Chlormagnes>am... 10,7288 11,7734 Chlornatrium G,4964 7,0777 Chlorcalcium 3,5592 3,2141 Chlorkalium 1,6116 1,6738 Brommagnesium... 0,3306 0.4393 Schwefels. Kalk . . . 0,0424 0,0527 Salmiak 0,0013 0,0075 Chlormangan 0,0000 0,2117 Chloraluminium . . . 0,0000 0,0896 22,7703 24,5398 Wasser 77,2297 75,4602 100,000 100,000 Spec. Gew 1,194 1,212. Hierbei erwähnt Boussingault noch, dass zur Auf- findung von Nitraten die Liebig'sche Methode mittelst schwefelsauren Indigs die empfehlenswertheste sei. Selbst bei Anwendung dieses Mittels Hess sich im todten Meere kein Salpeter finden. Im Ganzen, scheint es, hat das todte Meer keine constante, sondern im Laufe der Jahreszeiten verschiedene Zusammensetzung. (Compt. rend. T. 42. — Chem. Centrhl. 1856. No.41.) B. Chemische Untersuchung der Mineralquellen Cronthals. Die Stahlquelle. Diese Quelle liefert in der Minute ungefähr 8 Maass Wasser. Die Temperatur dieser Quelle erhielt sich bis heute bei der constanten Höhe von -|- 110 R. = 13_,750C. Spec. Gew. bei der Temperatur von 12,5^ C. im Mittel 1,0027777. In dem Wasser der Stahlquelle ist nach Dr. Löwe enthalten in 1 Pfunde 7680 Gran: Chlornatrium 22,273567 Kiesels. Natron 0,188544 Chlorkalium 0,776909 Chlorammonium 0,070418 Chlorcalcium 0,071755 Fluorcalcium Spuren Kohlens. Kalk 4,176245 Schwefels. Kalk 0,210040 Phosphors. Kalk 0,020751 Arsens. Kalk 0,003356 Chlormagnesium 0,041978 Kohlens. Magnesia 0,723686 Kiesels. Thonerde 0,009745 Kieselsäurehydrat 0,669144 Kohlens. Manganoxydul . . 0,022325 „ Eisenoxydul . . . 0,056839 Organische Materie .... 0,012795 Freie Kohlensäure . . . . . 20,517074 49,845171. Analyse der Salzquelle zu Plane. 53 Gase sind enthalten in 1 Pfd. Wasser: Ganz freie Kohlensäure = 40,28 CubikzoU Theilweise freie do. = 44,48 „ Die aus der Quelle entweichenden Gase bestehen in 1000 Vol. aus (CG.): Kohlensäure = 988,701 Stickgas = 9,410 Sauerstoffgas = 1,889 . 1000,000. ' Zusammensetzung der Stahlquelle nach früheren Ana- lysen : Bestandtheile in 1 Pfund = 16 Unzen : Maver Hille Jung Löwe Schwefels. Natron. . . 1,568 0,175 0,638 0,219 Grm. Chlornatrium 27,740 27,833 24,445 22,273 „ Chlormagnesium . . . ^ — 1,921 0,0419 „ Kohlens. Magnesia . . 0,427 0,583 0,506 0,723 „ „ Kalk .... 6,840 7,175 3,640 4,176 „ „ Eisenoxydul . 0,760 1,000 0,613 0,056 „ Thonerde '. . — — 0,100 0,007 „ Kieselerde 0,665 0,750 0,640 0,7739 „ Summe . 38,000 37,516 32,603 28,2698 Grm. Kohlensäure CubikzoU — 33,336 44,48 Temperatur 110 R. — 11« R. Spec. Gew 1,006 - 1,0027777. Analyse des Ockers der Stahlquelle. Zu dieser Analyse wurde der geschlämmte und bei 100^ C. getrocknete Ocker der Quelle verwendet. Eisenoxyd 71,1470 71,6420 Kohlens. Manganoxydul 0,8636 0,7009 „ Kalk . .■ 4,7928 4,6000 Phosphors. Kalk 0,0724 0,0703 Arsens. Kalk 0,8118 0,6100 Kohlens. Magnesia 0,2100 0,3000 Fluorcalcium 0,0030 0,0028 Thonerde 0,0805 0,1000 Kieselsäure 14,0350 13,6280 Feuchtigkeit beim schwachen Glühen 7,8000 8,2000 Organische Stoffe und A^erlust . . . . 0,1839 0,1460 100,0000 100,0000. (JaJiresher. des pliys. Ver. zu Frankf. a. M. 1856.) B. Analyse der Salzquelle zu Plaue (Soolbad Arnstadt in Thüringen). Diese Salzquelle erfreut sich in neuerer Zeit etwas grösseren Rufes; ihre Heilkräftigkeit in den dazu ange- zeigten Fällen ist durch Dr. Nieberg all so oft gerühmt 54 Angehlicher Jodgehalt der Luft etc. worden, dass die Fürstl. Staatsregierung sie fassen lässt, wodurch ihre Benutzung noch allgemeiner werden wird. Spec. Gew. des Wassers 1,002. Die Analyse derselben nach H. Lucas hat ergeben: Feste Bestandtheile in 1 Pfund oder 7860 Gran. Chlornatrium 26,10 Gr. Chlorkalium 0,02 „ Chlormagnesium 0,50 „ Schwefels. Kalk 3,24 „ „ Natron 1,52 „ „ Talkerde 0,72 „ Kohlens. Kalk 1,00 „ „ Talkerde 0,04 „ ~33^ll Das Wasser enthält ausserdem so viel Kohlensäure, um den kohlens. Kalk und die kohlens. Talkerde in Auf- lösung zu erhalten, auch ist darin irgend eine Substanz organischen Ursprungs aufgelöst, die das Wasser aus der Dammerde aufnimmt, mit der es in Berührung kommt. [Balneol. Ztg. 1856.) B. lieber den angeblieben Jodgebalt der Luft und Nach- weis der Salpetersäure in derselben. Kletzinskj widerlegt die Ansichten Chatin's und Grange's, von denen der Erstere bekanntlich durch seine Untersuchungen zu dem Schlüsse gelangt sein soll: Der Mangel an Jod in der Luft, dem Wasser und den Nahrungsmitteln sei die Hauptursache des Kropfes und Kretinismus, durch seine Untersuchungen der Wiener Luft, einer kröpf- und kretinfreien Gegend, die er völlig jodfrei fand, und stellt ferner die Behauptung auf, dass Salpeter- säure auch in gewitterfreier Winterluft stets vorhanden sei. Kletzinsky bereitete sich, da er keine einzige im Handel befindliche Soda-, Pottasche-, Aetzkali, Aetznatron- und Aetzkalksorte völlig jodfrei fand, eine völlig jodfreie, zugleich aber auch salpeterfreie Aetzkalilösung von ziem- lich hoher Concentration, füllte damit einen Liebig'schen Kugelabsorptions-Apparat, der einerseits mit einem gewöhn- lichen Aspirator, andererseits mit einer gläsernen Röhren- leitung mittelst Kautschuk in Verbindung stand, die den Apparat mit der freien, durch Baumwolle filtrirten Luft speiste. Nach viermonatlicher Speisung des Apparats (im Sommer) wurde der Inhalt des Kali-Apparats mit Schwefel- ammonium versetzt, zur Trockne verdunstet, mit Alkohol erschöpft. Der Alkoholauszug enthielt eben so wenig, als Ueher platinirte Kohle. 55 der Rückstand, irgend eine Spur von Jod, obwohl der Nachweis mit Salpeters. Amidon nahe ViOOOOOüO erreichte. Ihr mit Alkohol erschöpfter Salzrückstand enthielt keine JSpur von Jod, hingegen gab er die unzweifelhaftesten Keactionen von Salpetersäure. (Heller's Archiv. 12. Bd.) B. Heber platinirte Kohle. Bei der Holzkohle ist das Absorptionsvermögen be- trächtlicher, als die Eigenschaft, chemische Reactionen hervorzurufen; beim Platin ist das Umgekehrte der Fall. Durch Verbindung der Kohle mit dem Platin hat Sten- house ein Product erhalten, welches alle Eigenschaften beider Substanzen allein besitzt. Die platinirte Kohle wird auf folgende Weise präparirt. Man lässt 12 — 15 Minuten lang gröblich gepulverte Holzkohle mit einer Lösung von Platinchlorid sieden und glüht sie hernach in einem verschlossenen Tiegel. 150 Theile Kohle werden auf diese Weise mit 9 Theilen Pla- tin imprägnirt. Einige Decigrm. dieser Verbindung, mit Wasserstoff und Sauerstoff über Quecksilber in Berührung gebracht, veranlassten ihre Vereinigung in wenigen Minuten. Die Verbindung der beiden Gase fand unter Explosion statt. Sie ist um so langsamer, je weniger die Kohle platinirt ist. Ein Stück platinirte Kohle, in einen Strom Wasser- stoffgas gebracht, wird rosig - glühend und entzündet das Gas. Sie erglüht im Dampfe des gewöhnlichen und des Holzalkohols. Sie verwandelt den Alkohol rasch in Essig, sobald sie 2 Proc. Platin enthält. Stenhouse glaubt, dass Miasmen und andere oxy- dable, organische, gasförmige Flüssigkeiten vollständig zer- stört werden müssen, wenn sie Filter von platinirter Kohle durchstreichen. Er glaubt ferner, dass das neue Präparat Anwendung finden werde bei der Behandlung bösartiger Geschwüre, so wie in manchen Krankheiten auch innei'- lich. Ohne Zweifel wird es auch bei der Bunsen'schen Batterie in Anwendung kommen. (Journ. de Pharm, et de Olim. Fevr. 1856.) A. O. 56 Methode, den Zucker quantitativ zu hestlynynen. Methode, den Zucker quantitativ zu bestimmen. Maumene hat schon früher als Reagentien auf Zucker Metallchloride empfohlen. Unter diesen eigneten sich Chlorzink und Chlorzinn, SnCP, 5 HO, gut zur Entdeckung des Zuckers. Den Zucker durch solche Körper quantitativ zu bestimmen, hielt damals Maumene nicht für möglich. Jetzt hat derselbe gefunden, dass Zucker mit Zinn- oxyd eine Verbindung eingeht. Trocknet man nämlich die Lösung von 15 bis 30 Grm. Zinnchlorid mit 1 Grm. Zucker bei 120 bis 1300 ein, so schwärzt sich die Mischung und man erhält nun eine unlösliche Verbindung, deren Analyse lehrte, dass die darin enthaltene organische Sub- stanz die Zusammensetzung C12H404 = Ci2HiiOii — 7 HO hat. Man erhält ähnliche Verbindungen aus Trauben- zucker, Cellulose, Dextrin, im Allgemeinen aus den Kör- pern C^ (H0)\ Die Substanz C'^H^O* nennt Maumene Caramelin. Bei einer Zuckerbestimmung soll man nach Mau- mene folgendermaassen verfahren. Zuerst bestimmt man die Zuckermenge durch Zusetzen einiger Grammen Zinn- chlorid nur approximativ, man trocknet ein und erhitzt auf 120 bis 1300, um den Zucker in Caramelin zu ver- v/andeln. Man nimmt nun den Rückstand in Wasser auf; ist der Ziicker nicht vollständig umgewandelt, so färbt sich das Wasser braun, man fügt dann von Neuem Zinn- chlorid dazu und trocknet nochmals bei 120 bis 130^, bis sich das Wasser nur noch wenig färbt. Der Zucker ist dann vollständig in Caramelin umgewandelt, das in Wasser, Weingeist und verdünnten Säuren unlöslich ist. Man kann daher die übrigen Substanzen durch diese Säuren ausziehen und das Caramelin auf einem Filter sammeln und wägen und dann leicht die Zuckermenge berechnen, da C 12 H 11 011 in C12H4 04 übergeht. Ist auf diesem Wege der Zuckergehalt approximativ bestimmt worden, so wiederholt man den Versuch, wendet nun aber sogleich auf jedes Gramm Zucker 12 bis 15 Grm. Zinnchlorid an und verfährt wie vorhin. Das so erhaltene Caramelin ist sehr fein vertheilt, nach Maumene's Meinung könne es in der Malerei Anwendung finden. (Compt. rend. {T. 39. — Chem. -pharm. Centrhl. 1854. No.46.) B. Nachweisung der Verfälschung ätherischer Oele. bl lieber die Naehwcisuiig der \ crfälscliuiig thciircr äthe- rischer Oele mit wohlfeileren, besonders mit Terpentinöl *). G. S. H e p p e zählt zuerst die bisher gebräuch- lichen Prüfungsmethoden, welche angewendet wurden, um die Verfälschung ätherischer Oele zu ei'kennen, auf und zwar: 1) den Geruch beim Reiben oder nach dem An- zünden und Ausblasen; 2) die schwere Löslichkeit des Terpentinöls in 80^ Alkohol; 3) die Unlöslichkeit des San- delroths in dem Terpentinöl; 4) das Verpuffen des Ter- pentinöls mit Jod, aber alle diese Methoden haben ihre Mängel und dies veranlasste den Herrn Kaufmann Gehe zur Aufstellung einer Anfrage. Die eigenthümliche Constitution der ätherischen Oele zwingt nun den Verf., die Wirkung seines Reagens dahin zu beschreiben und festzustellen, dass dasselbe nur die Gegenwart sauerstofffreier in sauerstoffhaltigen nachweise, aber z, B. nicht die Verfälschung des Citronen-, Pome- ranzen- und W^achholderöls mit Terpentinöl. Das Reagens, dessen sich Heppe bedient, ist das fein geriebene und gut getrocknete Nitroprussidkupfer. Man bringt hiervon einen Nadelkopf gross mit einer klei- nen Menge des zu prüfenden Oels in einem Reagensröhr- chen zusammen und erhitzt bis zum Sieden des Oels, erhält letzteres nur einige Secunden und lässt absetzen: ist das Oel ein von Terpentinöl reines, sauerstoffhaltiges Oel, so ist das Nitroprussidkupfer schwarz, braun oder grau geworden, das überstehende Oel hat seine Farbe geändert und erscheint gewöhnlich dunkler. Enthielt das fragliche Oel Terpentinöl, so ist der Absatz schön grün oder blaugrün, das überstehende Oel farblos oder schwach gelb. Das Reagens ist ein sehr feines und erfordert ein genaues Innehalten des angegebenen Verfahrens, zuweilen Anwendung der Loupe zur Erkennung der Farbenver- änderung, denn auch die Farbe des mit Terpentinöl behan- delten Nitroprussidkupfers ist eine andere, eine intensivere, *) Dieses Thema war dem Pliarmaceuten-Yerein vom Chef des Ge- schäftes Gehe & Comp, in Dresden als Preisfrage gegeben und ist von Herrn G. S. Pleppe, einem in Leipzig studirenden Phar- maceuten, aiif die angegebene Weise rühmlichst gelöst worden. Es ist gewiss eine grosse Empfehlung für ein Geschäft, wenn dessen Chef für die Entdeckung eines Betrugs, der so häufig von Kaufleuten und Fabrikanten getrieben wird, einen Preis aufstellt und zahlt. 58 Nachiveisung der Verfälschung ätherischer Oele. als die ursprüngliche desselben. Zuweilen sind auch Gegenversuche mit ganz reinem üel zu empfehlen. Zah- lenverhältnisse über das anzuwendende Oel und Reagens vermag der Verf. noch nicht zu geben. Von den sauerstofFfreien Oelen versuchte Heppe mit dem Nitroprussidkupfer folgende Oele und fand, selbst bei längerem Kochen, die Wirkung wie oben angegeben, nur bei No. 7 a) und e) wurde das Oel etwas bräunlich gefärbt, der Absatz aber war intensiver grün. — Es prüfte derselbe 1) Petroleum, rohes und rectificirtes; 2) Ol. aurantior. amar.; 3) Ol. aurantior. dulce; ^ Ol. flor. aurantior.; 5) Ol. hacc. juniperi; 6) Ol. sabinae und 7) Ol. terehinthinae a) rohes deutsches, h) rohes französisches, c) rectificirtes französi- sches, d) über Kalk rectificirtes deutsches und e) sehr altes, dick gewordenes, rectificirtes französisches. Die sauerstoffhaltigen Oele verhalten sich im Allge- meinen gleich, doch finden auch hier kleine Unterschiede statt. Der Verf. prüfte aus der Classe der Umbelliferen; 1) Das Ol. carvi, aus Samen und aus Spreu dargestellt, für sich und mit Zusatz von Terpentinöl. Das reine Oel wurde mit dem Reagens beim Kochen schnell trübe, der Niederschlag setzte sich schwer ab, die Farbenänderung war um so schärfer, je länger man kochte und bei altem Oele. Ein Zusatz von Terpentinöl hinderte die Zersetzung ganz, doch darf man nicht zu lange kochen, weil das Terpentinöl flüchtiger ist, als die andern ätherischen Oele, und dann allerdings die Wirkung des sauerstoffhaltigen Oeles frei hervortritt. Das Oel aus der Spreu, welches nicht von so ange- nehmen Geruch ist, verhielt sich rein, wie es ihm das Geschäft von S a ch s e & Comp, geliefert, ganz wie das Samenöl. Das aus verschiedenen Handlungen bezogene enthielt allemal Terpentinöl. 2) Das Ol. foeniculi. Das Nitroprussidkupfer wurde erst dunkelgrün, dann schwarz, das Oel färbte sich bei sehr geringer Menge des Reagens bräunlich-gelb, bei einer grösseren rothbraun. Hierbei glaubt der Verf. beobachtet zu haben, dass 20 — 22 Theile Oel 1 Theil Reagens zu zersetzen vermögen. — Zusatz von Ol: terehinthinae ver- hinderte die Zersetzung. 3) Ol. anethi und 4) Ol. anisi sem. zeigen sehr rasch die Reaction, schwächer, wenn auf 1 Th. des Nitroprussid- kupfers 1000 Th., als wenn nur 100 Th. des Oels einwir- ken. Der Absatz ist schwarz. Nachweisung der Verfälschung ätherischer Oele. 59 5) Ol. cumini sem. wurde bräunlich-gelb beim ersten, dunkel - braungelb beim zweiten Verhältniss, der Absatz nur aschgrau. Aus der Familie der Labiaten wurde untersucht: 6) Ol. lavenchdae, es lieferte «einen schiefergrauen Absatz. Die Farbe des Oels je nach dem Verhältniss des Keagens dunkler. Ferner 7) Ol. onenth. jpip.; 8) Ol. menth. crisp.; 9) Ol. •melissae; 10) Ol. majoranae; 11) Ol, salviae; 12) Ol. ser- pilli- sie verhielten sich im Allgemeinen wie Ol. laven- didae. Der Absatz war bei einigen ganz schwarz, bei andern braun oder grauschwarz. Fin Zusatz von Ter- pentinöl verhinderte auch hier die Farbenänderung. Von den Oelen der Compositen wurde geprüft: 13) Ol. ahsynthii] 14) Ol. cynae; 15) Ol. inillefolii ßor. und 16) Ol. tdnaceti. Der Absatz war hier mehr braunschwarz und nur bei Ol. cynae rein schwarz. Die schön blaue Farbe des Ol. millefolii wurde erst blassblau, dann dunkelgi'ün. Noch untersuchte Heppe aus der Classe der Myr- taceen : 17) Das Ol. cajeputi, dessen grüne Farbe eine bräun- lich-gelbe wurde. Der Absatz war schwarz. 18) Ol. caryophyllorum. Es wurde hier das rohe und rectificirte Oel mit dem Reagens gekocht, die Farbe des Oels wurde violett bis kirschroth, der Absatz war schiefer- grau. Noch V2000 ^^^ Reagens bewirkte eine rosenrothe Färbung. Terpentinöl verhindert auch hier die Einwir- kung, wenn nicht durch zu starkes Erhitzen dasselbe ganz vertrieben wird. Von den Laurineen wurde 19) Ol. cassiae und 20) Ol. Sassafras auf gleiche Weise mit Nitroprussidkupfer zusam- mengebracht, es wurde in beiden schwarz, die Farbe des Oels dunkler, letzteres undurchsichtig, ersteres in zwei Schichten getrennt. 21) Das Ol. anisi stellati aus der Familie der Magno- liaceen gab auch einen schwarzen Niederschlag; ebenso verhielt sich 22) das Ol. valerianae aus der Reihe der Valei'ianeen. Von den Rutaceen wurde nur 23) das Ol. rutae grav. geprüft, der Absatz war aschgrau, das Oel war schwach gelb und wurde braungelb. 24) Das Ol. bergamottae aus der Familie der Hespe- rideen gab rein einen aschgrauen Absatz und färbte sich 60 Abkömmlinge vom Gaultheria-Oele und der Carholsäure. dunkler. CitronenÖl zugesetzt verhinderte die Einwir- kung ganz. Von den Monokotyledonen wurde nur 25) das Ol. calami radic. geprüft; es lieferte einen schiefergrauen bis schwarzen Absatz und wurde dunkelrothbraun. Das Ol. sinapis und am.ygdalar. amarar., von denen es nach des Verf. Ansicht fraglich ist, ob wir sie den ätherischen Oelen zurechnen können, verhalten sich wie sauerstoflffreie ätherische Oele gegen das Nitroprussidkupfer, die Farbe desselben wird eine schön dunkelgrüne. Auf welcher Zersetzung die Farbenveränderung des Nitroprussidkupfers beruht, wagt der Verf. nicht mit Ge- wissheit zu bestimmen und spricht daher nur die Ver- muthung aus, dass das im Reagens enthaltene NO^ sich in NO^ oder NO^ umwandele. Schliesslich führt er noch die Ansichten von Play- fair, Gerhardt und Ov erb eck über die Zusammen- setzung des Nitroprussid, welche dasselbe wie bekannt als 5 oder 2 R. ansehen^, hält aber die seines Lehrers, des Herrn Prof. Kühn in Leipzig, welcher die Nitro- prussidwasserstoflfsäure als eine Anderthalb-Cyaneisenblau- säure (Fe2Cy3 -f. 3 HCy), in der 1 Aeq. HCy durch N02 vertreten ist (Fe^Cy^ -j- ""02) ansieht, für die richtigste. Das Nitroprussidnatrium ist hiernach Fe^Cy^-j- 2 N^Cy -\- lOHO und das Nitroprussidkupfer bei lOO^C. getrocknet Fe2Cy3+2^cuCy _|_ HO. Der Verf. hat noch viele andere Körper versucht, um die Preisfrage zu lösen, doch ohne allgemeinen Erfolg und wird dies später noch bekannt machen. (Zeitsclir. für Pharm. 1856. N. 6., 7. u. 8.) Mr. lieber Abliömmlinge vom Gaultlieria-Ocle und von der Carbolsäure. Nach Gerhardt's Ideen über die Zusammensetzung des Aethers der Salicylsäure lässt sich das salicylsaure Methyloxyd oder das Gaultheria-Oel neben der Salicyl- säure so betrachten, wie es folgende beiden Formeln zeigen: Salicylsäure Gaultheria - Oel CUR-oQ^. C14H4(C2H3)04( 2 H ^^ H ^^ ' , Aus der weiteren Untersuchung Gerhardt's, der das Gaultheria-Oel mit Benzoylchlorid, Cumylchlorid etc. behandelte, ging schon hervor, dass das zweite Aequivalent Verbindungen der Ziicherarten mit den Säuren. 61 Wasserstoff auch durch andere organische Radicale ersetzt werden kann. Oahours liat die Kaliverbindung des Oels deshalb mit Jodmethyl, Jodäthyl, Jodamyl einge- schmolzen und erhitzt und so die folgenden Körper erhal- ten, die mit Chlor, Brom, Salpetersäure andere weitere bestimmte krystallisirbare Verbindungen gaben: 1. 2. C14H4(C2H3)04) ^4 C'4H4(C2H3)04; ^o C2H3 i^ C4H5 \^ ' 3. C14H4(C2 H3) I Die erste dieser Verbindungen siedet bei 248<^, die zweite bei 262», die dritte über 3000. Die dem Gaultheria-Oelkali (Kaliummethylsalicylate) entsprechende Aethylverbindung giebt bei gleicher Behand- lung VerbiiKlungen von homologen Formeln. Die eigent- lichen Aether der Salicylreihe in der Methyl-, Aethyl- Amylreihe C14H504/^, C14H504/^2 C14H504)^, C2H3 i ^" C4H5 \^ CiOHii \^" sind daher noch zu entdecken. Hierbei bemerkt Cahours noch hinsichtlich des Phenylhydrats und einiger anderer Körper Folgendes: Phenylhydrat giebt bei der Behandlung mit Acetyl- chlorid eine Verbindung, die unverändert überdestillirt und durch Kali wieder in Essigsäure und Carbolsäure zerfällt. Aehnlich verhalten sich die Chloride von Araan- thyl, Capryl, Pelargyl, nämlich: C12H602 _f C4 H3 C102 = CIH -I- C16H8 04 C«2H602 4- C14H13C102 = CIH -I- C26H1804 CI2H602 4- C16H15C102 = CIH + C2SH20O4 C12H602 _|_ C'8H17C102 = CIH 4- C30H22O4. (Compt. rend. T. 39. — Chem.- pharm. Centrbl. 1854. No.42.) B. Heber die Yerbindiiiigeii der Zuckerarten mit deu Säuren. Die Untersuchungen, welche Berthelot über das Glycerin angestellt hat, führen zur Erkennung gewisser Aehnlichkeiten zwischen diesem Körper und den Zucker- arten. Theilt man diese letzteren hinsichtlich ihrer Stabilität zunächst in zwei Classen, so umfasst die 62 Verhindungen der Zuckerarien mit den Säuren. I. Classe das Gljcerin, den Mannit; das Dulcin, den Pinit; Quercit, das Erythroglucin als ziemlich stabile Kör- per, welche eine Temperatur von 200 — 250^ ertragen und selbst durch starke Säuren bei 100^ noch nicht zersetzt werden. Alle diese enthalten mehr Wasserstoff, als die sogenannten Kohlenhydrate. IL Classe. Die gährungsfähigen Zucker, wie Rohr- zucker, Fruchtzucker, Glucose, Milchzucker, Lactose, Meli- tose etc., und die ihnen isomeren, nicht gährungsfähigen Zucker, wie Sorbin, Eucalyn etc. Alle diese Körper wer- den bei 2000 ^ind bei Gegenwart von starken Mineral- säuren bei 100^ zersetzt, die meisten auch von Alkali. Sie haben alle eine Zusammensetzung, die sich durch Wasser -j- Kohlenstoff ausdrücken lässt. ßerthelot be- schreibt nun in Folgendem die von Mannit abstammenden Körper und deren Verbindungen: Mannit C^H^Oß, Salz- säuren Mannit C^H^CIOS, Mannitan C^R^O^, Mannitwein- säure C30Hi5R3O30^ Mannid C6H504, ferner eine Mannit- phosphorsäure, zwei buttersaure Mannite, den essigsauren Mannit, zwei stearinsaure Mannite, zwei benzoesaure Man- nite, einen Ölsäuren Mannit, einen Aethylmannit. Der salzsaure Mannit ist flüchtig und krystallisirbar. Die Verbindungen des Mannits erhält man direct durch Zusammenbringen der Säuren mit demselben und Erhitzen auf 200 — 2500 auf längere Zeit. Diese Bedin- gungen sind also dieselben wie die, bei denen Berthelot die neutralen Fette und Aether herstellte. Dieselben Verbindungen bekommt man auch durch ]3ehandeln des Mannitans mit Säuren. Alle Mannitverbindungen zersetzen sich unter den verschiedensten Einflüssen, namentlich durch Alkali, Wasser und das Gemisch von Alkohol und Salzsäure; man erhält die angewandte Säure wieder aus Mannitan mit Aufnahme von Wasser. Die Bildung des Mannitans bei der Zersetzung von Mannitverbindungen ist eine allgemeine, erst mit der Zeit nimmt dasselbe Wasser auf, um sich in krystallisirten Mannit zu verwandeln. Das Mannitan ist es also, welches die Rolle des Glycerins spielt, was auch durch die For- meln der Mannitverbindungen bestätigt wird. Hiernach haben die Verbindungen des Mannits die grösste Aehnlichkeit mit den neutralen Fetten. Die phy- sikalischen Eigenschaften zweier Verbindungen einer und derselben Säure, einmal mit Glycerin, ein anderes Mal mit Mannit sind einander zum Verwechseln ähnlich. Verhindungen der Zuckerarten mit den Säuren. 63 Wenn nun hiermit dem Mannit unbedingt ein Platz in der Reihe der Alkohole zukommt, so stellt sich auch eine bestimmte Verschiedenheit zwischen seinen Verbin- dungen und denen von den gewöhnlichen Alkoholen her- aus, während er sich dem Glycerin hierin unmittelbar anschliesst. Der gewöhnliche Alkohol hat nur eine Reihe neutraler Verbindungen, der Mannit wie das Glycerin deren drei. Die eine Reihe der Mannitverbindungen ist analog den geAvöhnlichen Aethern und enthält auf 1 Aeq. iSäure 1 Aeq. Mannitan; die Verbindung geschieht unter Verlust von 2 Aeq. Wasser. Dahin gehören Monobuttersäure-, Monobenzoesäure- und Salzsäuremannit. Eine zweite Reihe entsteht durch Aufnahme von 2 Aeq. Säure auf 1 Aeq. Mannitan mit Ausscheidung von 2 oder 4 Aeq. Wasser. Dahin gehören Zweifach -Butter- säure- und Zweifach - Stearinsäuremannit. Die dritte Reihe ist analog den natürlichen Fetten, sie entsteht durch Vereinigung von 3 Aeq. Säure mit 1 Aeq. Mannitan imter Ausscheidung von 6 Aeq. Wasser, Dahin geliören Tristearinsäure, Tribenzoesäure und Man- nitweinsäui-e. Mannit und Glycerin verhalten sich also zum gewöhn- lichen Alkohol wie dreibasische Phosphorsäure zur ein- basischen Salpetersäure. Während der gewöhnliche Alko- hol nur eine Reihe von Aethern giebt, bildet der Mannit deren drei, die bei ihrer Zersetzung und Gegenwart von Wasser alle denselben Körper, das Mannitan, liefern. Das Mannitan ist also eine Species der dreiatomigen Alkohole. Die Theorie der Aether erlangt hierdurch eine bedeutende und völlig unerwartete Weite. Jedenfalls, behauptet Ber- thelot, können der Mannit, das Glycerin imd die ihnen ähnlichen Zuckerarteii eben so viel, vielleicht noch mehr Reihen geben, wie die Amide und Alkaloide, die zum Typus Ammoniak gehören. Daher kommt es denn auch, dass so viele organische Körper sich auf Zuckerverbindungen zurückführen lassen. Betrachtet man nun den Mannit und das Glycerin als dreiatomige Alkohole, so stellen die ersten ihrer Verbin- dungen, gebildet durch Vereinigung von 1 Aeq. Säure mit 1 Aeq. Mannit oder Glycerin, quasi zweiatomige Alkohole dar. (Die Existenz von einem Benzoechlorhydi-in, Stearo- chlorhydrin, Butyrochlorhydrin, Gleomargarin spricht frir eine solche Betrachtung.) Ebenso stellt eine jede Verbin- dung der zAveiten Reihe, entstanden durch Vereinigung 64 Zur Geschichte der Isocyanursäure. von 2 Aeq. Säure mit 1 Aeq. Mannit oder Glycerin, gewis- sermaassen noch einen einatomigen Alkohol dar. (Comjyf. rend. T. 42. — Chem. Centrhl. 1856. No. 40.) B. Zur Giescliielite der Isocyanursäure (Fulmiuursäure). V. Liebig's Entdeckung der Fulminursäure wurde den Chemikern zuerst durch eine Notiz der Augsburger Zeitung vom 18. August 1855 bekannt, welche in der am 25. August 1 855 ausgegebenen Nummer des Centralblattes aufgenommen wurde. In No. 45. desselben Jahrgangs folgten die Resultate der durch jene Notiz angezeigten Untersuchung nach einem von v. Liebig in den Comptes rend. T. 61. p. 293 gegebenen Auszuge nach. Thatsache ist es nun, dass L. Schischkof unabhängig von dem deutschen Chemiker ganz denselben Gegenstand bearbeitete wie dieser, und dass seine Arbeit in Russland einige Tage früher durch den Druck veröffentlicht und noch früher vorgetragen wurde; sie ist enthalten un Bidle f. de St. Petersb. v. J. vom 5. August. Die Isocyanursäure Schischkof 's ist derselbe Körper, Avie v. Liebig's Ful- minursäure. Die Frage um die Priorität konnte von Sei- ten der Redaction des Chemischen Centralblatts gar nicht berührt werden, da bei zwei so bedeutenden Arbeiten über denselben Gegenstand es wohl klar ist, dass die Untersuchungen selbst gleichzeitig geführt worden sein müssen, wenn ihre Veröffentlichungen um so wenige Tage differiren. Uebrigens ist in der Fassung der Berichte Seitens der Redaction des Chemischen Centralblatts keine Veranlassung gegeben, dass die eine Arbeit als von der anderen abhängig angesehen Averde. Um nun auch die im Nachstehenden verhandelte Prioritätsfrage dem Leser rein objectiv. vorzulegen, erfolgt hiermit der Brief Avort- getreu. Lettre de M. Leon Schisckkof ä M. Fritzsche (lu Je 23. Novemhre). „In No. 45. des Chemisch -pharmaceutischen Cen- tralblattes vom 17. October 1855 lese ich S. 707 als Ein- leitung zu meiner im Auszuge mitgetheilten Abhandlung Folgendes: „Der Verf. hat das Knallquecksilber ana- lysii't und durch Behandlung desselben mit Jod- und Chloralkalimetallen dieselbe Säure, und von dieser Avie- der dieselben Salze erhalten, die ganz kürzlich von V. Liebifir entdeckt und S. 705 beschrieben wurden." Methode der Milchanalyse. 05 Da man aus dieser Einleitung- den falschen Schluss ziehen könnte, meine Arbeit sei keine selbstständige, sondern in Folge der Liebig'schen, also später als diese, unternommen worden, so ei"suche ich Sie, diesen Zeilen einen Platz in dem Bulletin der Akademie gönnen zu wollen. " „Meine Abhandlung wurde von Ihnen am 8. (20.) Juni der Akademie vorgelegt (s. Bull, jjhys. math. T.14. No..6. p. 96) und ist gedruckt in der am 5, (17.) August aus- gegebenen No. 7. dieses Bulletin. Ihnen und mehreren anderen hiesigen Chemikern war es schon vor einem Jahre bekannt, dass ich eine neue Säure aus dem Knallquecksilber dargestellt hatte. Die erste Nachricht von der Liebig'schen Arbeit aber erschien in No. 234. der Augsb. Allgem. Zeitung vom 6. (18.) August, und eine Notiz über dieselbe wurde der Pariser Akademie der Wissenschaften in ihrer Sitzung am 8. (20.) August mitgetheilt. Vollständig ist Liebig's Abhandlung erst in dem am 20. September ausgegebenen Septemberhefte der Annalen der Chemie und Pharmacie erschienen." (Bull, de St. Petersh. T. 14. — Giern. Centrhl. 1856. No. 16.) B. Ifiethode der Milclianalyse. Leconte's Galactometer, der ziemlich und genau den Butterg-ehalt der Milch bestimmt, besteht aus einer 2 Centimeter weiten Glasröhre, deren unteres Ende ge- schlossen ist. Die Glasröhre selbst ist in 5 Theile ab- getheilt, jeder Theilstrich stellt 5 Cub.-Cent. Inhalt dar. An den oberen Theil der Röhre ist ein zweites engeres, in ^/2o Cub.-Cent. getheiltes Glasrohr angebracht, an dieses ist endlich abermals ein weiteres kurzes, den Einfüll- trichter bildendes Rohr angesetzt. Man füllt 5 Cub.-Cent. der zu untersuchenden Milch in den Galactometer ein und setzt 20 Cub.-Cent. Eisessig hinzu. Man verschliesst sodann den Einfülltrichter und schüttelt tüchtig, das Casein coagulirt, wird aber durch die überschüssige Essigsäure wieder gelöst, die Butter steigt als Rahm an die Ober- fläche der Flüssigkeit in die enge Röhre und erwärmt man die Masse ein wenig, um die Ausscheidung des Fettes zu erleichtern, so lässt sich bald der Buttergehalt leicht an der Gradeintheilung der engen Röhre ablesen. Das Volum kann man durch einige controlirende Versuche Arch. d. Pharm. CXXXIX.Bds. l.Hft. 5 66 DestülafAonsproducte der stearinsauren Kalkerde. leicht in Gewicht übertragen. (Journ. de Chem. med. 1855. — Oiem. Centrhl. 1856. No. 19.) B. Bestimmung der Butter in der Milch. Mar eh and 's Lactobutyrometer besteht aus einer geraden Glasröhre, als Aufnahmegefäss, die sich in eine engere, auf einer Seite geschlossenen Glasröhre endigt. Sie ist auf 1^/20 ihres Inhaltes in drei gleiche Theile ge- theilt, wovon der dritte (der Oefinung der nächste) wieder für die drei oberen Zehntel in 100 Theile getheilt ist, die sich auf die Zahl 10 bis unterhalb der Abgrenzungslinie verlängern. Zur Untersuchung füllt man das erste Drittel mit der Milch, der man auf je 10 Cub.-Cent. 1 Tropfen flüs- sigen Aetznatrons zugesetzt, bedeckt dieselbe mit ihrem gleichen Volum Aether, mischt beide wohl unter einander, das letzte Drittel füllt man mit Alkohol von 86 — 90^, schüttelt die Mischung tüchtig und senkt das verschlossene Instrument in ein Wasserbad von 43^ und lässt es in verticaler Stellung darin so lange stehen, bis die Tempe- ratur des Wasserbades auf 30^ gesunken ist. Das Volum des Fettes, das sich an der Oberfläche abgeschieden, bestimmt man durch Ablesen der Grade, die es einnimmt, von unten nach oben, bis zum unteren Niveau des Menis- cus. In einer Tabelle findet man das correspondirende Gewicht der Butter für jedes Kilogramm. (Journ. de CJiim. med. 1855. — Chem. Centrhl. 1856. No. 20) B. lieber die Destillationsproducte der stearinsauren Kalk- erde, namentlich über das Stearon. W. Heintz hat schon früher Untersuchungen über die Zersetzungsproducte des Stearinsäurehydrates durch Destillation angestellt, da aber hierbei stets eine grosse Menge Stearinsäure sich unzersetzt verflüchtigte, so hat er jetzt dieselbe an Kalk gebunden und diesen der Zer- störung in einem Glasrohre unterworfen. Hierbei erhielt er folgende wesentliche Resultate. 1) Es entstand aus dem stearinsauren Kalk ausser kohlensauren Kalk eine geringe Menge gasartiger Producte, welche im Wesentlichen aus Kohlenwasserstoff nach der Formel C"H" bestehen. Grubengas bildet sich nur unter Ablagerung von Kohle bei sehr starker Hitze. Vorkommen der Ili'ppursäure im Harne. 67 2) Das zweite Hauptproduet dieser Zerstörung der Stearinsäure ist das Stearon C70H70O2 oder C35H35 0. 3) Ausser dem Stearon entstehen -noch geringe Men- gen von Ketonen (C"H"0) mit minderem Kohlengehalt, welche nicht rein abgeschieden werden konnten. 4) Das erste Product der Einwirkung des J3roras auf \ H34 ) Stearon ist das Bromstearon 0^5 ) gj, O. Bei stärkerer Einwirkung des Broms im Ueberschüss entsteht eine leicht schmelzbare Verbindung, welche nicht weiter untersucht ist, in welcher aber wahrscheinlich andere Atome Wasser- stoff durch Brom vei'treten werden. Die Zersetzung des stearinsauren Kalkes in der Hitze lässt sich durch folgende Formel ausdrücken: I. C36H3503 + CaO = (CaO, C02) -|- C35H350 IL C35H350 = C"H"0 -j- C35-nH35-n. Hier bilden sich nur Kohlenwasserstoffe von minde- rem Atomgewicht, umgekehrt ist es aber, wenn man das Stearinsäurehydrat der trocknen Destillation unterwirft, wo sich nur Kohlenwasserstoffe und Säuren der Fettsäure- reihe bilden. Hier scheinen sich nur Kohlenwasserstoffe von hohem und Säuren dieser Reihe von niederem Atom- gewicht, Essigsäure, Buttersäure etc., zu bilden. {Poggd. Annal. 1855. No. 9. p. 65 — 80.) Mr. Heber das Yorkommen der Hippursäure im Harne. In Folge der Beobachtung, welche Dr. Du check machte, dass sein Harn 7 — 8 Stunden nach dem Genüsse von grünen Zwetschen constant eine ziemliche Menge Hippursäure enthielt, hat derselbe verschiedene Unter- suchungen darüber angestellt. Dr. Du check negirt die Behauptung Liebig's und Bird's, Hippursäure sei ein constanter Bestandtheil des Menschenharnes, pflichtet aber Lehmann bei, dass sie ein constanter Bestandtheil des diabetischen Harnes sei und sich im Anfange verschiedener fieberhafter Krank- heiten vorfinde; auch will er sie im Harne einer an Cliorea leidenden, sehr wenig Nahrung zu sich nehmenden weib- lichen Person gefunden haben. Du check stützt sich hierbei auf die Beobachtungen von Guckelberger, dass stickstoffhaltige Substanzen, mit Salpetersäure behandelt, Benzoesäure und Bittermandelöl liefern, und meint, dass auch die Benzoesäure durch einen im Organismus vor- gehenden Process entstehe und als Hippursäure in den 68 Suhlimation des Naphthalins. Harn übergehe; welche Rolle aber das Glycocoll dabei spiele und ob dasselbe bei seinem Erscheinen im Harne in der Galle vermindert werde oder ganz fehle, ist noch unbekannt. Du check hat daher, um sich in der Sache ein wenig Licht zu verschaffen und um zu erfahren, wie viel Glycocoll in einer bestimmten Zeit entleert werde, eine gewogene Menge Benzoesäure bei Ausschluss aller Pflanzennahrung eingenommen und während der folgenden 18 Stunden seinen Harn untersucht. Nach einer Dosis von 1 Grm. Benzoesäure enthielt sein Harn 0,714 Grm. Hippursäure, nach einer Dosis von 2 Grm. Benzoesäure 1,857 Grm. Hippursäure, nach einer Dosis von 4 Grm. Benzoesäure 1,714 Grm. Hippursäure und 2,500 Grm. Benzoesäure. Du check zieht hieraus den Schluss, dass nur eine bestimmte Menge von Glyco- coll in einer bestimmten Zeit zur Hippursäurebildung verwendet werde, und diese bestimmte Menge drücke entweder die Menge des im Körper überhaupt gebildeten Glycocolls aus, das sich bei der Gegenwart der Benzoe- säure der Gallenbildung entziehe, bei Abwesenheit der- selben aber mit der Cholsäure verbinde, oder das Glycin der Hippursäure sei der Ueberschuss, welcher bei der Gallenbildung unverwendbar als Hippursäure entleert werde. Da die Benzoesäure innerlich genommen keinerlei Störungen des Befindens im Allgemeinen nach sich ziehe, so wäre wohl die letztere Ansicht die wahrscheinlichere. Es ist bekannt, dass alle Kerne der Drupaceen und Pomaceen Araygdalin oder verwandte Körper enthalten, die bei nachfolgender Vergährung durch das Emulsin (Synaptas) flüchtige Glieder der Benzoylreihe liefern, Avelche sich bekanntermaassen im Thierkörper zu Benzoesäure oxydiren und als Hippursäure ausgeschieden werden. Ferner ist es bekannt, dass überreife Früchte häufig soge- nannten Kerngeschmack zeigen, was beweist, dass die fraglichen Verbindungen des Benzoyls entweder aus dem Kerne ins Fruchtfleisch transudirten oder in letzterem entstanden. Ebenso ist es längst gewiss, dass die Benzoyl- reihe nicht die einzige stoffliche Ursache der Hippursäure- Ausscheiclung sei. {Prager Vierseljahrsschr. Bd. 3. — ^ Chem. Centrbl. 1856. No. 19.) B. Sublimation des Naphthalins. Zur Darstellung von reinem farblosen Naphthalin durch Sublimation aus dem rohen Naphthalin giebt Otto Neue Fleischhrilhe für Kranke. 69 das letztere in einer Quantität von etwa 1/2 Pfunde in eine grosse Porcellanschale, klebt oder dreht einen Bogen Fliesspapier darüber und stellt sie auf das Sandbad. Nach einigen Stunden ündet maii die ganze Schale mit den prächtigsten, blendend weissen Blättern von Naphthalin erfüllt. Hat man diese, nachdem die Schale erkaltet^ herausgenommen, so kann die Sublimation von Neuem beginnen. Es ist dann zweckmässig, den am Boden der Schale befindlichen Kuchen von Naphthalin mit einigen "Scheiben Fliesspapier zu bedecken, welche das Oel ein- saugen. So fährt man fort, so lange noch weisses Subli- mat erhalten wird. {Annal. der Chein. u. Pliamn. XVII. 383.) G. Wallrath. Die Untersuchung des Fettes im Kopfe des Physeter macroceiyhalus wurde von Hoffstädter unternommen und dargethan, dass das genannte Fett der Hauptmasse nach aus Wallrath besteht, dass das flüssige Fett eine neue Oelsäure, die Physetölsäure ((J32H30O4)^ eine kleine Menge einer festen fetten Säure, Valeriansäure und Glycerin, und dass das beigemischte Ammoniak kleine Mengen von Trimethylamin enthalte. {An7ial. der CJiem. u. Pharm. XV. 177 — 185.) G. Neue Fleischbrühe für Kranke. Die Erkrankung eines jungen Mädchens am Typhus und die Bemerkung ihres Arztes, dass in einem gewissen Stadium dieser Krankheit die grösste Schwierigkeit in der mangelhaften Verdauung liege, gaben Liebig Ver- anlassung, Fleischbrühe für die Kranke in nachstehender Weise bereiten zu lassen. Man nimmt 1/2 Pfund Fleisch von einem frisch ge- schlachteten Thiere, hackt es fein, mischt es mit 1 1/2 Pfd. destillirtem Wasser, dem man 4 Tropfen reine Salzsäure inid 1/2 — 1 Quentchen Kochsalz zugesetzt hat, gut durch- einander. Nach 1 Stunde wird das Ganze auf ein kegel- förmiges Haarsieb geworfen und die Flüssigkeit ohne Anwendung von Druck oder Pressung abgeseiht. Den zuerst ablaufenden trüben Theil giesst man zurück, bis die Flüssigkeit ganz klar abfliesst. Auf den Fleisch- rückstand im Siebe schüttet man in kleinen Portionen '2 Pfd. destillirtes Wasser nach. Man erhält so etwa 1 Pfd. Flüssigkeit (kaltes Fleischextract) von rother Farbe 70 Bitterstoff aus den unreifen Oliven. und angenehmem Fleischgesclimack, die der Kranke tassen- weise nach Belieben nimmt und zwar kalt, da sie sich in der Wärme trübt und Fleischalbumin und Blutroth absetzt. Diese neue Fleischbrühe hat sich für viele Kranke heilsam erwiesen. In der gewöhnlichen durch Kochen bereiteten Fleischbrühe fehlen in der That alle diejenigen Bestandtheile des Fleisches, die zur Bildung des Blut- albumins nothwendig sind, und das Eigelb, welches hinzu- gesetzt wird, ist sehr arm an diesen Stoffen, denn es ent-' hält im Ganzen 82^/2 Procent Wasser und Fett und nur 171/2 Proc. an einer dem Eieralbumin gleichen oder sehr ähnlichen Substanz und ob diese dem Fleischalbumin in seiner Eraährungsfähigkeit gleichsteht, ist nach Magendie mindestens zweifelhaft. Ausser dem Fleischalbumin ent- hält die neue Fleischbrühe Blutroth und darin eine grös- sere Menge des zur Bildung der Blutkörperchen noth- wendigen Eisens und zuletzt die verdauende Salzsäure. {Annal. der Chem. u. Pharm. XV. 244 — 246.) G. Heber desi Bitterstoff aus den unreifen Oliven (Olivamarin). Alle Organe des Oelbaumes enthalten einen Bitter- stoff, der sich jedoch besonders in den Blättern und noch mehr in den unreifen Früchten kund giebt, und den Lander er wegen seiner specifischen Eigenschaften und antifebrilischen Wirkungen mit dem Namen „Olivamarin" bezeichnet. Das schwefelsaure Extract der Blätter übertrifft an Bitterkeit die Lösung des Chinins, und nach Landerer's Ansicht dürfte der Bitterstoff des Oelbaumes sehr geeignet sein, als Fehrifugum dem Chinin substituirt zu werden. Die unreifen Oliven enthalten noch mehr Bitterstoff. Sie enthalten fast gar kein Oel. Die Bildung des Oeles wird erst durch das Reifen bestimmt. Die reifen, nun ölreichen Früchte schmecken weit weniger bitter. Durch Auskochen der zerquetschten unreifen Früchte mit Wasser und Abdampfen des Decocts erhält man ein äusserst bitteres Extract, das in dieser Beziehung alle übrigen bekannten bitteren Extracte übertrifft und sehr gute antifebrilische Wirkung äussert. (Wittst. Viertel- jahrsschr. Bd. 5. Hfl. 3.) B. 71 III. liiteratur und KritilL. Canstatt's Jahresbericht über die Fortschritte in der Pharmacie und verwandten Wissenschaften in allen Ländern im Jahre 1855. Neue Folge. 5r Jahrgang. Erste Abtheilung. Würzburg 1856. Bericht über die Leistungen in der Pharmakognosie und Pharmacie; von Prof". Dr. Wiggers. I. Pharmakognosie. A. Pharmakognosie des Pflanzenreiches. 1. Allgemeine pliarmakognostische Verhältnisse. Ueber den Verlust der Kräuter beim Trocknen sind von Kurz und von Haar mann n Versuche angestellt. 2. Studien allgemein verbreiteter Pflanzenstoffe. Zucker. — Berthelot hat die Reihe von Zuckerarten durch einige neue vermehrt. Sie sind: 1) Mejitose. So nennt Berthelot den Zucker in der Manna von Eucalyptus rnannifera, welchen Johnston für Traubenzucker und Anderson für Fruchtzucker ei-klärt hatten. Dieser Zucker krystallisirt in äusserst kleinen Nadeln, die schwach süss schmecken, sich in Wasser ungefähr so leicht wie Mannazucker auflösen und nach der Formel C12H'2U12 -f- 2 HO, also ebenso wie der Traubenzucker zusammengesetzt und damit (wenn man dessen Atom mit C6H6 06-|-HO ausdrückt) polymerisch ist. Er ist bei -j- 100^ halbflüssig, verliert dabei das Krystallwasser und wird bei höherer Temperatur mit dem Geruch nach Caramel zerstört. Er reducirt aus einer mit Kali versetzten Kupferlösung nicht Kupfer, wohl aber, nachdem mau ihn mit etwas Schwefelsäure gekocht und dadurch in unkrystallisirbaren Zucker verwandelt hat. Er ist mit Hefe gährungsfähig, liefert aber dabei nur halb so viel Alkohol und Kohlensäure, als wenn er, wie Traubenzucker, ga,nz darin umgesetzt wurde. ■ Die Untersuchung der ausgegolirenen Flüs- sigkeit hat dieses Räthsel dadurch gelöst, dass sie darin einen an- dern zuckerartigen Körper erkennen Hess, den Berthelot 2) Eucalyn nennt, welcher dieselbe Zusammensetzung besitzt, und der weder für sich, noch nach dem Kochen mit Schwefelsäure gährungsfähig ist. Dieser Zucker beträgt gerade die Hälfte von der zur Gährung angewandten Melitose, und ist _ daher so, wie er aus der Eucalyptus - Manna direct krystallisirt erhal- ten wird, ein mechanisches Gemenge von wahrer Melitose und Eucalyn zu gleichen Atomgewichten, oder die Melitose wird bei EinfluBs der Hefe gerade zur Hälfte in Kohlensäure und Alkohol 72 Literatur. umgesetzt und zur andern Hälfte isonierisch in dieses Eucalyn ver- wandelt, welches letztere unwahrscheinlicher aussieht.' . 3) Pinit. Dieser Zucker ist der Hauptbestandtheil in der süs- sen Masse, welche sich in Höhlungen der Stämme von Firnis lamhertiana dadurch ansammeln soll, dass die Indianer Feuer an dem Fusse des Baumes anlegen. Die Indianer essen diese süsse Masse, und die Portion, woraus Berthelot den Pinit ausschied, hatte derselbe von Bourgier de la Riviöre aus Californien erhalten. Der Pinit krystallisirt, schmeckt fast so süss wie Kandis, ist leicht löslich in ÄYasser, schwer löslich in gewöhnlichem Alkohol, hat 1,52 spec. Gew., reducirt Aveder für sich, noch nach dem Kochen mit Schwefelsäure das Kupfer; er ist nicht gährungsfähig und nach der Formel C12H'201'' zusammengesetzt. Er ist also isomerisch mit dem Quercit, unterscheidet sich aber davon durch seine Krystalli- sation, durch seinen süsseren Geschmack und durch seine grössere Löslichkeit. Gummi. — Ludwig gruppirt die von ihm untersuchten Gummi- sorten in: I. schleimbildende, II. gallertbildende*). Asparaginum. — Das Asparagin ist nach Hlasiwetz in der Wurzel von Rohinia pseudacacia in einer solchen Menge enthal- ten, dass er aus 30 Pfund fi-ischer Wurzeln leicht 20 Drachmen davon ausscheiden konnte, und ist auch der Körper, welchen Rein seh vor einigen Jahren daraus darstellte, verkannte und Ro- biniasäure nannte, welche Säure also zu existiren aufgehört hat. B. Arzneischatz des Pflanzenreiches nach natürlichen Familien geordnet. Fungi, Pilze. — Sperinoedia Clavus. Das Mutterkorn des Rog- gens und des Weizens {hU) ist von Grandclement verglitjhea worden, und glaubt derselbe folgende bestimmte Verschiedenheiten davon angeben zu müssen, durch welche man ihre sichere Unter- scheidung nicht verfehlen kann. Das Mutterkorn des Roggens bildet längliche, spindelförmige, ein wenig bogenförmig gekrümmte und mit mehreren nahezu gleich tiefen Längsfurchen versehene Körner, während das Mutterkorn des Weizens in der Gestalt mehr den natürlichen Weizenkörnern nahe kommt und mit ungleich tieferen Längsfurchen versehen ist. Die Mutterköruer vom Roggen sind im Durchschnitt 20 bis 25 Millimeter lang, die kürzesten 10 bis 12 und die längsten 60 bis 70 Millimeter, während die Länge der Mutterkörner vom Weizen im Durchschnitt nicht 10 Millimeter übertrifft; die kürzesten =4 — 5 und die längsten =12 — 15 Millimeter. Das Mutterkorn vom Weizen erscheint nur wegen seiner Kürze dicker als das Mutterkorn vom Roggen; in Wahrheit ist es dünner. Die Farbe im Aeussern und Innern ist bei beiden Mutterkörnern nahezu gleich, auch zeigen sie keine Verschiedenheiten im Geschmack, aber im Geruch zeigt sich das Mutterkorn des Weizens weniger widrig als das des Roggens. Beide keimen nicht. Der von der Oberfläche des Muttei-korns vom Weizen abgemachte Staub zeigt sich unter dem Mikroskope als ein Haufwerk von Sporenkörnern, deren Durchmesser 1/266 Millimeter beträgt, vind man bemerkt dar- unter einige vollkommene Sporen, deren Durchmesser Vioo bis 1/90 Millimeter ist. Derselbe Staub von dem Mutterkorn des Roggens besteht aus länglichen und polyedrischen Sporen ; , die Länge der *) Siehe d. Arch. 1855, Bd. 82. S. 33 u. 153. Die Red. Literatur. 73 erstercn beträgt Vefi und die Dicke Vi76 ^'fil'if^^tcr, und die letzteren haben Vifio Millimeter im Durchmesser. Die Corticalschicht ist bei beiden Mutterkörnern unter einem Mikroskop völlig gleicli erscheinend, indem sie sich aus polyedri- sehen und länglichen Sporen bestehend zeigt. Das aus dem Mutterkorn vom Weizen nach Bonjeau's Vor- schrift dargestellte Ergotin fand Grandclcment mit dem aus Muttei'- korn vom Roggen dargestellten nicht identisch, indem das erstere wie ein Glemisch von Süssholz und Kaffeesyrup und das letztere .nach gäh- rendeni Honig i-och; beide lösten sich in Wasser auf, das erstere mit Johannisbeerrother und das letztere mit gelber Farbe; beide schmecken nicht völlig gleich. Nach Aufzählung dieser Diflrerenzen stellt derselbe die Frage auf: „Hat das Ergotin aus beiden Mutter- kornarteu einerlei therapeutische Wirkung?" Wiewohl keine ver- gleichende Versuche darüber vorliegen, so hält er die Wirkung von beiden doch gleich und ist dabei der Ansicht, dass das Mutterkorn vom Weizen wohl schon oft für das vom Roggen substituirt wor- den sei. Wiggers macht hierzu die vollkommen richtige Bemerkung, dass nach seiner Ansicht diese Substitution nicht zu befürchten sei, indem das Mutterkorn vom Weizen so selten ist, dass es Nieman- dem einfallen kann, dasselbe auf Weizenfeldern aufzusuchen, was er leicht auf Roggenfeldern finden kann. Ausserdem macht Wiggers auf die Arbeiten von Smith, Corda, Bauer und von Tulasne aufmerksam, welche die Natur des Mutterkorns betreflPen. Smith bemerkte zunächst an den Aehren, worin Mutterkorn entstand, nicht benannte Insekten, die ihn zu der Vermuthung führ- ten, dass das Mutterkorn den Stichen derselben in die Samenkörner seine Entstehung verdanke, wie dieses schon viele Male ausgespro- chen worden war. Allein diese Ansicht Hess er bald fallen, als er bemerkt hatte, dass sich innerhalb der Spelzchen, in welchen Mutter- korn gebildet wird, als diesem vorhergehend ein dickes syrupför- miges Liquidum ergiesst (wie dieses schon vor 27 Jahren von Wig- gers näher beschrieben worden ist), und es wurde ihm dann bei einer genaueren Beobachtung klar, dass die Insekten sich nur zur Verzehrung des süssen Saftes an den Aehren einfänden. Als er dann den gesammelten Saft mit einem Mikroskop betrachtete, sah er darin M.yriaden von gleichförmigen, durchscheinenden, den Spo- ridien der Schwämme ähnlichen, schwach gebogenen tmd nach dem einen Ende zu mit einem unbestimmten Fleck versehenen Körper- chen, welche er im ersten Augenblicke für die Sporidien des Mut- terkorns hielt, und in dieser Ansicht wurde er bestärkt, als er i-eifes Mutterkorn mit Wasser abspülte und in diesem dann diesel- ben Körperchen schwimmend fand. Im weiteren Verfolge fand er dieselben auch an allen Theilen der Pflanze, welche der Saft be- rührt hatte, an dem Mutterkorn in allen Stadien seiner Entstehung, selbst schon an den verschiedenen Theilen der noch nicht aufge- gangenen Blüthen u. s. w., woraus er den Schluss zog, dass sie nicht die Samen-Sporidien für das Mutterkorn sein könnten, sondern dass sie die Glieder eines kleinen gegliederten Pilzes sein raüssten, der sich im ersten Stadium der Blüthe entwickelt, rasch wächst, zuletzt eine Incrustation bildet und sich von selbst durch eine gänzliche Trennung der Glieder fortpflanzt, wenn Feuchtigkeit hinzukommt, und diese weitere Fortpflanzung besteht dann darin, dass diese Glieder den Boden imprägniren, oder sich vollkommenen Samen 74 Literatur. anhängen, welche, wenn sie dann keimen und aufwachsen, einige der Glieder des Pilzes den Staubfäden zuführen, sich selbst daran weiter entwickeln und durch den Pollen dem Fruchtknoten zuge- führt werden, welcher dadurch erkrankt und anstatt gesunde Samen hervorzubringen, zu dem Metamoi-phosenproduct heranschwellt, wel- ches wir Mutterkorn nennen, an dem der kleine Pilz primitiv zu entspringen scheint. Das Mutterkorn selbst ist also kein Pilz, aber durch den Einfluss eines solchen aus dem Fruchtknoten ohne alle vorhergehende Samenbildung hervorgebracht. Dem kleinen Glie- derpilz hat Smith keinen Namen gegeben, und die Glieder dessel- ben bilden die Bedeckung des Mutterkorns. Diese Ansicht unter- scheidet sich von der von Decandolle dadurch, dass dieser das Mutterkon selbst für einen Pilz erklärt und die das Mutterkorn bedeckenden staubförmigen Körperchen für die Sporidien desselben, welche in ähnlicher Art, wie Smith vorlegt, das Mutterkorn auf andere Pflanzen überträgt und zur Entvvickelung bringt. Smith hat die Entstehung des Mutterkorns, ausser an Roggen, an Elymus giganteus, E. sabulosus, E. canadetisis, Lolium perenne, Agropyrum maritimimn, A. caninum, Dactylis glomerata, Avena pu- bescens, Arundo Phragmites, Molinia coeridea, Milium muUiflorum^ Arrhenatherum avenaceum und Phalaris aquatica beobachtet. An Plileum prateiise hat er seinen Gliederpilz, aber kein Mutterkorn bemerkt. Bauer erklärt das Mutterkorn für ein aus dem Embryo des Fruchtknotens entstandenes monströses Gebilde und alle Ansichten, die nicht damit übereinstimmen, für Irrthixm. Was dann die Ui'- sache dieser krankhaften Metamorphose anbetrifft, so betrachtet er sie als noch völlig unbegreiflich. Cor da ist durch seine, unstreitig sehr gründliche mikrosko- pische Untersuchung zu dem Schluss gekommen, dass das Mutter- korn selbst wirklich den Fleischpilzen (Hymenomycetes), und zwar der Gattung Hymemda angehört. Daher er diesen Pilz Hymenula Clavus nennt. Tulasne erklärt das Mutterkorn ebenfalls für einen Pilz und hat darüber insofern eine sehr werthvoUe Arbeit geliefert, als darin das vorliegende so ausgedehnte Material mit eigenen Beobachtun- gen sowohl vermehrt, als tiefdenkend beurtheilt und in einer wis- senschaftlicheren botanischen Sprache dargestellt wird. Er unter- scheidet drei Arten von Mutterkorn und giebt der sie umfassenden Gattung einen neuen Namen, nämlich Claviceps. 1) Clavice.ps piir- purea. 2) Cl. microcephala. 3) Cl. nigricans. Diese drei hier auf- geführten Pilze sind in ihrer definitiven Form zum Theil schon bekannt gewesen, namentlich als Sphaeria entomorrhiza, Sph. pur- purea, Kentrosporium mitratum, Cordyliceps purpiirea, Kentropo- rium microcephcdum u. s. w., allein die genetische Verknüpfung des- selben mit den Mutterkorn bildungen war noch unergründet. Tu- lasne's Abhandlung verdient auf deutschen Boden verpflanzt zu werden, um auch von Jedem in ihrer Ganzheit gelesen zu werden. Die Angaben Laneau's, um Mutterkorn im Mehl zu entdecken, wurden von Wittstein einer Prüfung unterworfen, die Probe aber nicht sicher brauchbar gefunden. Dagegen hat Wittstein bei diesen Versuchen eine andere brauchbare Beobachtung gemacht, welche darin besteht, dass wenn man reines Roggenmehl mit Kali- lauge von 1,33 spec. Gew. anrührt, sich nur ein laugenartiger Ge- ruch entwickelt, während Mutterkorn mehl mit Kalilauge von 1,83 spec. Gew. angerührt, seinen charakteristischen Häringsgeruch von Literatur. 75 Propylamin (Trimethylamin) hervorruft, und dieser Geruch ist noch deutlich erkennbar, besonders beim Erwärmen, wenn das Mehl auch nur V75 IMutterkorn enthält; auch zeigt sich dieser Geruch, wenn man Brod, welches Mutterkorn enthält, mit Kalilauge behandelt. Wiggers stellt bei diesen Referaten die Frage auf: Sollte man das Mutterkorn im Mehl nicht dadurch erkennen können, dass man das Mehl oder das Brod mit Aether auszieht und die geklärte Aetherlösung verdunstet, wobei sie viel dickes fettes Oel zurück- lassen muss, von dem das Mutterkorn mehr als 1/3 seines Gewichts enthält, vi^ährend Fett in dem Samen der Cerealien eine untergeord- nete Rolle spielt? Als diese Referate schon längere Zeit niedergeschrieben waren, erhielt Wiggers eine Portion Roggen und das daraus gebackeue Brod, durch dessen Genuss Mehrere an der Kriebelkrankheit erkrankt und Einer bereits gestorben war, zur Untersuchung. Der Roggen enthielt etwa V30 Mutterkorn, alaer diese Mutterkörner waren sehr klein und noch mit Valveln ziemlich ganz einge- und umschlossen. Das Brod war schwärzlich braun, dicht, im Geruch und Geschmack widrig. Mit diesem Brode wurden nun die von Laneau und von Wittstein angegebenen Reactionen gemacht. Wiggers gesteht aber zu, dass darauf keine überzeugende Erklärung zu gründen sei. Mit Kalilauge nach Witt st ein behandelt, entwickelte sich ein Geruch, der viel mehr mit alter Seife als mit Häringen zu ver- gleichen ist. Als nun das Brod, welches wirklich Mutterkorn enthielt, und zur Vergleichung eine gleich grosse Menge gewöhnliches Roggen- brod von einem Bäcker Göttingens mit Aether digerirend ausge- zogen und die filtrirte Lösung verdunstet wurde, wurden so unver- hältnissmässig ungleiche Mengen von einem dicken fetten Gele erhalten, dass man bei einem solchen vergleichenden Versuche nicht in Zweifel bleiben kann, ob Mutterkorn vorhanden ist, oder nicht, und dass man in dem fetten Oele bei gerichtlich-chemischen üntei'suchungen ein geeignetes Corpus delicti dem Berichte beizu- geben hat. Lichenes, Flechten. Irideae, Irideen. — Crocus sativiis. Ueber die Cultur der Safranpflanze in Kaschmir in Vorderindien giebt Lowther einige statistische und merkantilische Nachrichten. Die Cultur geschieht bei dem grossen Dorfe Pampur am rechten Ufer des Ihelum, wo der Boden sich allein nur dazu eignet. Die . Zwiebeln werden im Juni auf kleine viereckige Beete eingepflanzt, dann gehörig bewässert, gejätet, tmd im October wird der Safran eingeerntet. Der geerntete Safran wird auf die königlichen Bazars zum Ankauf gebracht und von Kaufleuten wird 1 Ru.pie als Abgabe für 2 Pfund Safran erhoben. Der Preis des Safrans richtet sich nach der Qualität desselben. Lowther sah zuweilen, dass man 2 Pfund für 5 Rupien (= SVa Thlr.) verkaufte, allein derselbe war dann auch mit sehr alter Waare und mit getrockneten Blumen- blättern vermischt, oft auch wurmstichig. Von dem guten und unter königlicher Garantie stehenden Safran kosten 2 Pfd. 7 bis 10 Rupien. Asphodeleae, Asphodeleen. — Colchiaceae, Colchiaceen. — Sem. Colchici *). *) Ueber das Colchiein sind in diesem Hefte p. 1 — 27 die neue- sten durch die Preisaufgabe der Hagen - Bucholz'schen Stif- tung erlangten und herbeigeführten Resultate, nebst Mitthei- lung über eine Elementaranalyse des Colchicins, mitgetheilt. B. 76 Literatur. Smilaceae, Smilaceen. — Seüamineae, Scitamineen. — Amomum. lieber einige seltene Sorten von Cardamomen hat Hanbury ge- nauere Nachrichten und Beschreibungen mitgetheilt und dieselben durch Holzschnitte versiunlicht, was um so Avichtiger ist, als nur dadurch die Missverständnisse gründlich beseitigt werden können, welche darüber statt finden. Allein ungeachtet dieser Arbeit und der ihr vorhergehenden Bestrebungen von Ilooker, Daniel, Gui- bourt und Pereira bleibt die vollständige Erforschimg der An- zahl und Abstammung der Cardamomen immer noch eine der gröss- ten Schwierigkeiten für die Pharmakognosie, weil die Heimath der- selben nur selten und unvollständig besucht werden kann, und weil nur wenige derselben europäische Handelsartikel sind. Nach allen bis jetzt (besonders von Guibourt, Pereira, Hooker und Hanbury) vorliegenden Forschungen können folgende Sorten von Cardamomen aufgestellt werden: 1) Cardamomum maxvmum. Die Früchte von Amomum Clusii Smith. 2) Card, majus africanum. Die Früchte von Amomum Danielli Hoolcer. 3) Card, majus madagascariense. Die Früchte von Amomum angustifoliimi Sonneral. 4) Card, majus javanicum. Die Früchte von Amomum maxi- mum, Roxhurgli. 5) Card, majus citratum. Die Früchte von Amomum citratum Pereira. 6) Card, abyssinicum. Die Früchte von Amomum Korarima Pereira. I) Card, handaense. Die Früchte von Amomum macrosperm.um Smith. 8) Card, chinense majus. Die Früchte von Amomum glohosum, Loureiro. 9) Card, chinense minns. Die Früchte von einer Spielart dea Amomum globosum Loureiro. 10) Card, chinense nmricatum. Die Früchte von Amoimim vil- losum Loureiro. II) Card, xanthoides. Die Früchte von Amomum xanthoides Wallich. _ * 12) Card, rotundum. Die Früchte von Amomum Cardamomum Linne. 13) Card, ovatum. Die Früchte von Alpinia alba Roscoe. 14) Card. Galanga. Die Früchte von Alpinia. Galanga Schwartz. 15) Card, amarum. Die Früchte von Zingiber nigrum Gaertn, 16) Card, longum ceylonense. Die Früchte von Elettaria major Smith. 17) Card, loiigum malabaricum. Nach Guibourt die Früchte einer Varietät von Elettaria Cardam. T^liife. 18) Card, minus. Die Früchte von Elettaria Cardam.. White. Noch schwieriger ist die Erforschung der Anzahl und Abstam- mung der hiermit im Zusammenhange stehenden Paradieskörner, Grana Paradisi, welche mit Einschluss der Sorten von dem sogen. Piper Malaguetta eine Reihe von Samen bilden, die von verschie- denen Amomeen gewonnen werden und welche sich insofern als eine besondere Gruppe von Droguen an die Cardamomen anschliessen, dass, wenn diese die ganzen, reifen und daher nur angenehm ge- würzhaft riechenden und schmeckenden Früchte (d. h. die Kapseln mit den Samen) von den vorhin aufgeführten Amomeen sind, die . Literdtur. 77 Paradieskörner die ans den Kapseln ausgemachten, unreifen und dalicr pfefferartig scharf schmeckenden Samen, wenn auch nicht von allen, so doch von gewissen derselben und einigen andern Amo- meen betreffen. Wie es scheint, so haben die Samen der Amomeen vielleicht durchgängig im iinreifen Zustande einen pfefferartigeu Geschmack, und konnten sie dadurch leicht und wohl die Auf- stellung so vieler Sorten von Paradieskörnern und Malaguttapfeffer und den Wirrwarr über ihre Beneiuiung und Abstammung veran- lassen. Afzelius stellte vier Sorten auf: Mebooho (nach Smith von Amomnm. macrospermum), Massa oba (nach Sn)ith von A. stro- büaceum), Massa amquona (von A. Meleguetta Roscoe) und Tossan (von A. Gran. Paradisi Afzel.) Pereira führte dann 6 Sorten auf, xxnd gegenwärtig, insoweit sie Gegenstand des europäischen Handels, nur zwei, nämlich Grana Paradisi vera, als die Samen von Amomum Grana Paradisi Afzel.., und Piper Malaguetta, als die Samen von Amomum Malaguetta Roscoe, nachdem er diese beiden Amomum ■ Arten wegen der grossen Aehnlichkeit ihrer Samen auch einmal schon für einerlei PHanzen ei-klärt hatte. Diese beiden Sorten sind auch von Guibourt angenommen worden. Inzwischen fügt derselbe diesen beiden noch Grana para- disi parva als kleine Samen von einer Spielart des Amomum Gran. Paradisi Afzel. hinzu. Piperaeeae, Piperaceen. — Cubeba Clusii. Die Guinea-Cube- ben sind jetzt von Stenhouse chemisch untersucht worden. Der- selbe stellte daraus das Piperin dar, woraus folgt, dass man sie mit Unrecht als eine Art Cubeben betrachtet, wofern hier keine Ver- wechselung mit den Früchten von Habzelia aethiopica statt gefun- den hat, indem Stenhouse die von ihm untersuchten Früchte auch „schwarzen Pfeffer von West-Afrika" nennt, ohne jedoch die Früchte näher zu beschreiben und ihnen bestimmt ein schwarze Fai-be beizulegen, welche diese Früchte haben, während die von Cjibeba Clusii so, wie sie vorzukommen pflegen, nelkenbraun sind, völlig reif allerdings auch graulich - schwarz und runzlich sein können. Cupuliferae, Cupuliferen. — Corylus avellana. Quercus infec- toria. Quercus tinctoria. Arctocarpeae, Arctocarpeen. — Ficus Carica. Cannabineae, Cannabineen. — Cannahis sativa. Der Hanfsamen ist von Anderson analysirt worden. Er hat darin gefunden: Fettes Öel 31,84 Proc. Eiweiss 22,60 „ Schleim ) og ^q Faser j "^^''^ " Asche ...... 6,37 „ Wasser 6,47 „ Die Asche bestand grösstentheils aus phosphorsauren Erden und Alkalien, die erster6n nämlich 2,47 Tind die letzteren 3,23 Proc. Diese Analyse weicht sehr von Eucholz ab, nicht bloss wegen der verschiedenen Verhältnisse der hier augeführten und auch von Bucholz gefundenen Bestandtheile, und auch dadurch, dass die- ser Körper darin fand, welche Anderson nicht angiebt. Humulus Lup'ulus. Synanthereae, Synanthereen. — Ar7iica mmitana. Taraxacum offieinale. Ericineae, Ericineen. — Arbtitus Uva Ursi. 78 Literatur. Styraceae, Styraceen. — Styrax officinalis. Ziir Bereitung der Zimmfsäure aus dem flüssigen Storax giebt Löwe die folgende Vorschrift: Man übergiesst den Storax mit einer concentrirten Lösung von Soda, setzt so viel Kalkhydrat hinzu, dass dadurch die Soda in Aetznatron verwandelt werden kann, kocht 8 Stunden lang unter Umrühren und Zusatz des verdampfenden Wassers, verdünnt mit der doppelten Menge heissen Wassers, lässt klären, decantirt die klare Flüssigkeit und behandelt den Bodensatz noch vier oder so viele Male mit neu hinzugesetzter Soda und Kalkhydrat kochend, dass die geklärte Flüssigkeit mit Salzsäure nicht mehr wesentlich gefällt wird. Alle erhaltenen Auskochungen werden vermischt, fil- trirt, mit Salzsäure ausgefällt, die abgeschiedene Zimmtsäure abfil- trirt, ausgepresst und noch einige Male in Soda aufgelöst und mit Salzsäure wieder ausgefällt und abgewaschen, bis sie ganz farblos geworden ist. Auf diese Weise erhielt Löwe 33/4 Unzen Zimmt- säure aus 16 Unzen Storax, also fast doppelt so viel wie Herzog. Der ächte Storax ist also die billigste und ergiebigste Quelle der Zimmtsäure. Mit wie viel Soda der Storax das erste und die folgenden Male behandelt werden soll, hat Löwe nicht angegeben, und hat man die Quantität selbst zu ermessen. (Fortsetzung folgt.) Jahresbericht über die Fortschritte der reinen^ pharma- ceutischen und technischen Chemie, Physik, Mine- ralogie und Geologie pro 1855, von Justus Liebig und Hermann Kopp. Giessen 1856. Der unter dem vorstehenden Titel erschienene Bericht zeichnet sich durch seine Vollständigkeit aus und gewährt einen nutzreichen Ueberblick der Leistungen und Erfahrungen, die im Jahre 1855 für die Förderung der auf dem Titel genannten Wissenschaften gewirkt haben. Es liegt das erste Heft des Berichts vor mit den Abtheilungen Physik und physikalische Chemie, unorganische Chemie, organische Chemie, analytische Chemie, technische Chemie. Die erste Abtheilung enthält die Unterabtheilungen: Molecular- wirkungen, Atomenlehre, Wärmelehre, Bewegungslehre, Akustik, Optik, Magnetismus und Elektricität. Die zweite Abtheilung ist geordnet nach den Eubriken, wie sie in den Lehrbüchern der anorganischen Chemie gemacht werden; zuerst Allgemeines, dann die Elemente in gewöhnlicher Reihefolge. Die dritte Abtheilung hat die Abschnitte: Allgemeines, Cyan- verbindungen, Mellonverbindungeu, Säuren und dahin Gehöriges, organische Basen, Alkohole und dahin Gehöriges, Kohlenwasser- stoffe und flüchtige Oele, FarbstofFe, Zuckerarten nebst Stärkmehl, Gummi und Holzfaser, eigenthümliche Pflanzenstoff'e, Pflanzenchemie, nähere Bestandtheile der Thierkörper und Thierchemie. Die vierte Abtheilung zählt die neuen Entdeckungen und Er- fahrungen auf in Bezug auf die Gasanalyse, die volumetrische Ana- lyse, anorganische und organische Stoffe, Apparate und die ver- schiedenen Arten des Wassers, insofern neue analytische Methoden befolgt sind. Literatur. 79 Die fünfte Abtheilung enthält die Abschnitte: Metalle und Le- girungen, Säuren nebst Basen und Salzen, Glasbereitung, Töpfe- rei und Mörtel, Agriculturchemie, Nahrungsmittel, Brennstoffe und Beleuchtungsstoffe, Anwendung der Pflanzenfaser, Färberei. Das Schlussheft des Berichts, welches die Mineralogie und che- mische Gcobgie nebst Register enthalten soll, liegt noch nicht vor. Die Anordnung wird und muss allgemeinen Beifall finden, und können wir die Anschaffung des Berichts um so mehr allen Pharmaceuten empfehlen, als wir nichts in den angeführten Rubri- ken und Abschnitten vermisst haben, was für Apotheker wichtig ist. Insbesondere müssen wir aber auch auf die treffliche Bear- beitung des phj'sikalischen Theils aufmerksam machen, der den Zusammenhang des Studiums der Physik mit dem der Chemie recht deutlich erkennen lässt. G. Schul - Naturgescliiclite. Eine analytische Darstellung der drei Naturreiche zum Selbstbestimmen der Natur- körper. Mit vorzüglicher Berücksichtigung der nütz- lichen und schädlichen Naturkörper Deutschlands für höhere Lehranstalten und zum Selbstunterrichte bear- beitet von Johannes Leunis, Doctor der Philo- sophie, Professor der Naturgeschichte am Josephinum in Hildesheim und mehrerer naturhistorischen Gesell- schaften wirklichem, correspondirendem und Ehren- . mitgliede. Dritter Theil. Oryktognosie und Geognosie. Zweite sehr verbesserte und mit der etymologischen Erklärung der Namen vermehrte Auflage. Mit 431 in den Text eingedruckten Abbildungen. Hannover, Hahn'sche Hofbuchhandlung. 1856. gr. 8. XX. S. 323. Dadurch, dass auch dieser dritte Theil der Schulnaturgeschichte, die Mineralogie, vergriff"en war und somit eine neue Auflage nöthig wurde, ist dem thätigen Verfasser die erwünschte Gelegenheit ge- geben, auch hier Vieles zu verbessern und zu vervollständigen, und dadurch seinem Lehrbuche einen immer grösseren Werth zu ver- leihen. Die naturgeschichtlichen Werke des Verf. sind in ihren mehr- fach erneuerten Auflagen in unserm Archive schon oft mit der verdienten Anerkennung besprochen, und die Vorzügliehkeit der analytischen Methode, welche derselbe mit besonderer Vorliebe in Anwendung bringt, ist wiederholt hervorgehoben worden. Es be- darf deshalb auch für das gegenwärtige AVerk der besonderen Em- pfehlung des Ref., wie eines Eingehens in das Einzelne, nicht. Ref. glaubt sich auf eine kurze Uebersicht der Behandlung des reichen Stoffes beschränken zu köniien und erwähnt nur, dass die allge- meine Oryktognosie von S. 3 bis 46, die specielle Oryktognosie von da bis S. 152 abgehandelt wird. Die allgemeine Geognosie erörtert die physikalischen Verhältnisse der Erde und die äusseren der Fels- arten vornehmlich von S. 152 — 164. Die specielle Geognosie aber behandelt in mehrfachen Haupt- und Uuterabtheiluugen die Gesteius- und Gebirgsbeschreibung (Petrographic und Orographie), und in diesen mit besonderem Fleisse die zahlreichen Versteinerungen der 80 Literatur. verschiedenen Formationen, vom aufgeschwemmten Gebirge abstei- gend, durch schöne Abbildungen illustrirt. Am Schlüsse der Grau- wackengruppe und mit dieser der Versteinerung führenden Gebirge ist eine gedrängte Beschreibung des Harzes mit einer kleinen geo- gnostischen Karte angereihet. Dann folgen die, keine Versteine- rungen enthaltenden, Formationen, die krystallinischen Schiefer- gebirge, die plutonischen und zum Schluss die vulkanischen Gebirge. Bereichert ist diese neue Ausgabe, ausser den zahlreichen Ver- besserungen und Vervollständigungen, insbesondere durch viele neue Abbildungen von Krystallen, Leitmuscheln und Gebirgsdurchschnit- ten, so wie durch den geognostischen Abriss des Harzes. Zugleich sind die etymologischen Erklärungen überall beigefügt, was das Verständniss der Namen ungemein befördert und erleichtert. Durch diese Verbesserung, so wie dadurch, dass die Nutzanwendung der Mineralien noch mehr hervorgehoben worden ist, wird sich dieses Werk gewiss noch mehr Freunde erwerben, und der Wunsch des achtuugswerthen Verf., dass auch dieser Theil seiner Schulnatur- geschichte das so angenehme und nützliche Studium der Minera- logie erleichtern möge, wird sicherlich in Erfüllung gehen. Nament- lich werden unsere jüngeren Fachgenossen, wenn sie sich mit der Mineralogie vertraut machen wollen, es mit Nutzen zur Hand nehmen. Die Ausstattung ist lobenswerth, besonders wenn wir den nie- drigen Preis und die grosse Anzahl von gelungenen Abbildungen erwägen. Hornung. Das Apothekergewerbe und dessen nöthige Reform. (Fort- setzung.) Ein Entwurf über die Heranbildung der Apothekerlelirlinge^ von L. E. Jonas, Apotheker in Eilenburg. Eilenburg, Verlag von C. W. Offenhauer. 1855. (S. 28.) 8. Da man einen Auszug aus diesem Schriftchen nicht geben kann, so machen wir das pharmaceutische Publicum, dem der Verf. aus seinen früheren Ai'beiten hinlänglich bekannt ist, nur auf das Erscheinen desselben aufmerksam, überlassen ihm aber, sieh selbst ein Urtheil über das darin Ausgesprochene zu bilden und über die mögliche Ausführung der gemachten Vorschläge zu entscheiden. Mr. 81 Zweite Abtheilung". Vereins -Zeitung, redigirt vom Directorium des Vereins. 1. Vereins -Angelegenheiten. Vortrag in der 36sten General- Versammlung des Apotheker- Vereins von Norddeutscliland, gehalten zu Gotha zu Ehren Ph. Dulk's am 9. September 1856 vom Oher- director Dr. Bley. Hochgeehrte Herren, lieben Freunde und Collegen! Zur Feier des 36sten Stiftungsfestes unseres norddeutschen Apo- theker-Vereins haben wir uns heute versammelt in einer der schön gelegenen Hauptstädte Thüringens, wo vor uns schon zahlreiche Vereine gern weilten, die alle zu rühmen wussten die günstige Aufnahme, die sie hier gefunden, und die Förderung ihrer Zwecke, welche sie hier zusammenführte. Auch wir sehen uns hier freund- lich aufgenommen und es wird nur an uns liegen, unsere Versamm- lung gelingen zu lassen nach dem ihr gesteckten Ziele. Freudig, so dürfen wir sagen, sind wir alle dem Rufe unseres Directoriums gefolgt nach dieser freundlichen Stadt. Möge denn auch unser Zweck hier durch geraeinsames Streben erreicht werden. Diese unsere 36ste General -Versammlung soll zugleich dem Andenken eines Mannes gewidmet sein, der durch eine Reihe von Jahren der Pharmacie nützliche erspriessliche Dienste geleistet • hat, als ihr Jünger, als ihr Lehrer und als Schriftsteller. Es ist dies der Name Friedrich Philipp Dulk's, Professors in Königsberg in Preussen, über den ich nur folgenden kurzen Bericht zu geben im Staude bin, da weitere mir versprochene Nachi-ichten , noch nicht den Weg zu mir gefunden haben. F. Ph. Dulk, geboren den 22. November 1788 in Stallopöhnen, wo sein Vater Accise -Einnehmer war. Schon nach einem Jahre kam er mit seinen Eltern nach Bartenstein, wo er seine erste Jugend verlebte. Zu Michaelis 1804 bezog er die Universität zu Königsberg, wo er sich dem Studium der Jurisprudenz widmete. Nach den für Preussen so unglücklichen Kriegsjahren 1806 — 1807, in deren Folge viele aus den von Preussen abgetretenen Polnischen Provinzen ent- lassenen Beamten nach Preussen zurückkehrten, um hier wieder Anstellungen zu finden, entschloss sieh Dulk, dem längeren Ver- weilen auf der Universität, wo er fast allein auf sich selbst auge- wiesen, durch Ertheilen von Unterricht sich nothdürftig erhalten Ärch.d. Pharm. CXXXIX.Bds. l.Hft. 6 S2 Vereinszeitung. hatte, zu entsagen, und trat dem zufolge im Jahre 1807 bei seinem ]iruder, der Apotheker in Königsberg war, in die Lehre. Im Jahre 1812 machte er in Berlin sein Examen als Apotheker 1. Classe und übernahm dann 1815 das Geschäft von seinem Bruder, für eigene Rechnung. Die geschäftsfreien Stunden, hauptsächlich auf das Studium der Chemie verwendend, fand er Gelegenheit, in einigen Vorträgen in der dasigen physikalisch - medicinischen Gesellschaft, deren Mit- glied er geworden war, Mittheilungen aus seinen chemischen Ver- suchen zu machen, woraus von befreundeter Seite der Vorschlag zur Habilitation als akademischer Docent hervorging, welcher dann auch im Jahre 1825 ausgeführt wurde. Seit dieser Zeit hat Dulk ununterbrochen Vorlesungen an der Universität gehalten, bei der ihm nach und nach die ordentliche Professur der Chemie übertragen worden war. Wissenschaftliche Abhandlungen sind von ihm mehrere in den verschiedenen Zeitschriften, wie: Annalen für Chemie und Physik, Journal für praktische Chemie, Eepertorium für die Pharmacia, Archiv für Pharmacie, Berlinisches Jahrbuch der Pharmacie, erschie- nen, ausserdem: ein Lehrbuch der Chemie, in zwei Auflagen, und der Commentar über die Preussische Pharmakopoe, von dem, ein in Reutlingen herausgegebener Nachdruck ungerechnet, fünf Auf- lagen erschienen. Als Abgeordneter der Stadt Königsberg zum Vereinigten Land- tage im Jahre 1847 schloss Dulk sich mit den beiden andern Ab- geordneten Königsbergs der Opposition an, ohne jedoch sich ernst- lich an den Verhandlungen des Landtages persönlich zu betheiligen. Insonderheit hat der Verewigte sich durch seinen Commentar der Preussischen Pharmakopoe verdient gemacht, der mit grossem Fleisse bearbeitet war und grossen Nutzen gestiftet hat. Dulk 'war persönlich ein liebenswürdiger, bescheidener Mann, dem die Biederkeit seiner Gesinnung aus den Augen leuchtete. Trotz seiner athletischen Gestalt war es Dulk nicht vergönnt, zu einem hohen Alter hinanzusteigen. Er starb, nachdem er seine Apotheke anderen Händen übergeben hatte, nach längerer Krankheit. Der Verein trägt dem Verewigten, der zu seinen Ehrenmitglie- dern gehört und sein Archiv mit manchen Arbeiten geschmückt hat, seine Ehrenschuld ab, indem er heute hier sein Andenken feiert, als das Andenken eines Gerechten, das in 'Segen erhalten wird. Wenn ich mich nun zu dem weiteren Berichte über die Gestal- tung unseres Vereins in dem Jahre 18^5^5ß wende, so habe ich zuerst zu bemerken, dass die Redaction des Archivs allein zu führen mir für das abgelaufene Jahr die Verpflichtung auferlegt Avar, ich in diesem Amte auch ferner bemüht sein werde, dem Vereine und unserin Fache zu nützen, so weit ich es vermag und ich mich der wirksamen Unterstützung mit passenden Arbeiten von Seiten der Collegen und Freunde zu erft-euen habe. Den bisherigen Mitarbeitern Ahlers, Becker, H. Bley, Bolle, Bödeker, Bredschneider, Brunner, Casselmann, Droste, Drude, Flach, Geffcken, Geiseler, Grischow, Harms, Heinecke, Heinrich, Helfft, Hennig, Heyn, Herzog, Hirsch, Hoffmann, Hornung, Jonas, Kempßr, Kohl, Koldeweg, Kühn, Kümmell, Kurtz, Landerer, Lehmann, Löhr, Lucas, Lüdersen, Ludwig, von der Marck, Marquart, IMeurer, Meyer, Mohr, Müller, Ohme, Overbeck, Vater und Sohn, Peekolt, ßamdohr, Eebling, Keicharflt. Rüge, Rüger, Rump. Schimmel, Schlienkamp, Vereinszeitung. 83 Schulze, Schwacke, Sonnenschein, Stahl, Steege, Stickel, Strass- ger, Stümbke, Thüniinel, Tod, Wcppen, Wild, Wilms sage ich Dank für ihre gütige Bereitwilligkeit, das Vereinsorgan durch Mittheiluug ihrer cheunsch-pharmaceutischen und literarischen Arbeiten zu unter- stützen und so dem Vereine und der Ph^rmacie zu nützen und bitte um Fortsetzung ihrer geneigten Beihülfe bei dem schwierigen Amte der Eedaction. Den HH. Prof. Dr. Ludwig und Docent Dr. Rei- chardt danke ich noch insbesondere für ihre eben so gefällige, als nützliche Beihülfe. Möchten sich doch die Mitglieder des Vereins, namentlich auch die jüngeren, mehr und mehr betheiligen bei den wissenschaftlichen Bestrebungen des Vereins und die älteren ihnen mit gutem Bei- spiele vorangehen. Die Veränderungen in den Kreisen anlangend, so ist Folgendes zu erwähnen. Das Vicedirectorat Holstein ging aus den Händen des Herrn Collegen Gesken in Altona in die Hände des Herrn Collegen Claussen in Oldenburg über. Die Verwaltung des Vicedirecto- riums Bernburg -Eisleben übernahm an Hrn. Giseke's Stelle Hr. College Brodkorb in Halle, welcher jetzt einem Vicedirectorium und zweien Kreisen vorsteht. In der Verwaltung der Kreisdirectionen traten nachfolgende Veränderungen ein. Hr. Apotheker W^olff in GlückÄadt übernahm die Stelle des Hrn. Kreisdirectors Geske in Altona, Hr. Apoth. Hederich jun. die des Hrn. Apoth. Schäfer in Gotha, Hr. Apoth. Wigand jun. die seines Vaters Hrn. Dr. Wigand in Treysa, die des Hrn. Hof- Apoth. Lim an n in Charlottenburg ging in die Hände seines Sohnes über, Hr. Apoth. Hirsch in Goslar erhielt das Kreisdirectorat des Hrn. Apoth. Sparkuhle in Andreasberg. Das Kreisdirectorat für Schleswig übernahm Hr. Apoth. Lehmann in Rendsburg und das Amt eines Kreisdirectors für den neugebildeten Kreis Heide oder Dithmar'schen Hr. Apoth. Rüge in Heide. Im Kreise Pritzwalk hat Hr. Jung nach Verkauf seiner Apotheke das Amt eines Kreisdirectoi's niedergelegt. Die Leitung des Kreises ist Hrn. Collegen Schul tze in Perleberg übertragen. Für Kreis Lissa, der leider zu meinem grossen Bedauern sehr vernachlässigt worden war, hat sich endlich in Hrn. A. Blüher in Lissa ein neuer Kreisdirector gefunden, der, so hoffen wir, bemüht sein wird, die Ordnung her- zustellen und die Leitung wieder günstig zu gestalten. Auch für den Kreis Crefeld ist es gelungen, an die Stelle des Hrn. Hoff- mann den Hrn. Collegen Richter als Kreisdirector zu gewinnen, ^vir hoffen und wünschen zum Besten des Kreises und des Vereins. Den Vereinsbeamten, welche im verwichenen Jahre ihrem Amte mit Treue und Eifer vorgestanden und so dem Vereine genützt haben, statte ich Namens desselben herzlichen Dank ab. Niemand im Verein weiss es besser zu würdigen, als ich, wie viele dieser Her- ren Collegen unablässig bemüht sind, die Ordnimg des Vereins in seinen Zwecken aufrecht zu erhalten und, wo es geht, zu erwei- tern. Einzelnen der HH. Vicedirectoren verdanke ich allwöchent- liche, oft mehrmalige Mittheilungen oder allmonatliche, von nur weni- gen kommen Bei'ichte seltener. Durch ein günstiges Geschick in der Wahl der Vereinsbeamten ist es bisher immer noch gelungen, fast überall eine regelrechte Ordnung in Foi-tführung der Vereins-Angelegenheiten zu bewirken. Einzelne der HH. Kreisdirectoren haben allerdings die Nachsicht und Geduld der Vicedirectoren und des Oberdirectors auf schwere 6* 84 Vereinszeitung. Probe gestellt und bei der humansten und grössten collegialischen Gesinnung war es nicht möglich, bei einigen scharfe Maassregeln zu vermeiden, um nicht den Vei-ein in offenbaren Nachtheil gerathen zu lassen. Dass dieses g'eschehen musste, ist eine Ungunst in dem Ansehen des Vereins. Mögen wir für die Zukunft vor ähnlichen Anlässen verschont bleiben. Das würde der Fall .sein, wenn überall, wie es sein sollte, ein Geist der Ordnung und der Ehrenhaftigkeit alle Collegen im Vereine belebte. Möchten alle bedenken, was Schiller sagt: Es kann der Beste nicht im Frieden bleiben, wenn es dem bösen Nachbar nicht gefällt. Wenn Jeder in dem Gelingen der Vereinszwecke die Ehre der Pharmacie suchen wollte und diese zu wahren recht von Grund der Seele trachtete, an seinem Theile beizutragen, so würde ein noch günstigeres Licht auf den Verein fallen, wie, dass es so sei, alle Ehrenmänner im Vereine es mit tins wünschen. Durch Ausscheiden hat der Verein im letzten Jahre verloren 28 Mitglieder. Im Kreise Arnsberg 2, Bonn 2, Cassel 1, Cöln 1, Corbach 1, Danzig 2, Eilenburg 1, Elberfeld 1, Elbing 1, Erfurt 1, Eschwege 1, Gotha 2, Hanau 3, Jena 1, Lesum 1, Münster 1, Posen 1, Eeinfeld 1, St. Wendel 2, Trier 2. Dagegen hat der Verein gewonnen durch Eintritt 67. Kreis Arnsberg 8, Arnswalde 1, Berlin 2, Blankenburg 2, Bonn 1, Bres- lau 1, Cleve 1, Danzig 1, Duisburg 2, Eilenburg 1, Erfurt 1, Erz- gebirg-Leipzig 3, Erxleben 2, Eschwege 1, Görlitz 1, Gotha 1, Glück- stadt 1, Grünberg 1, Güstrow 1, Hannover 2, Heide 5, Hanau 1, Herford 1, Königsberg in Pr. 2, Lippe 1, Lobau 1, Lüneburg 1, Minden 1, Münster 6, Naumburg 1, Osnabrück 1, Ostfriesland 1, Posen 2, Reichenbach 1, Saalfeld 1, Sondershausen 1, Stavenhagen 1, Stendal 1, Stett.in 3, Wolgast 1. In einigen Kreisen, z. ß. Aachen, Charlottenburg, Dessau, Eifel, Neu-Euppin, ist die Zahl der Mitglieder sehr gesunken durch Theil- nahmlosigkeit der Collegen, welche an die Stelle verstorbener Apo- theker die Officinen übernahmen, aber vom ^'^ereine sich fern hielten. Zu wünschen ist, dass die HH. Kreisdireetoren die uöthigc An- zeige machen wegen geschehener Abändea'ungen und Austritte, weil ohne diese Bemerkung die Uebersicht der Zahl der Mitglieder nicht möglich ist, was zu dem Uebelstande führt, dass in der Bestellung der Archiv-Exemplare niemals mit der so wünschenswerthen Sorgfalt verfahren werden kann, weshalb die HH. Kreis- und Vicedirectoren auf die sorgfältigste Führung der Liste aufmerksam gemacht werden. An Ehrenmitgliedern erhielt der Verein im vergangenen Ver- einsjahr die Herren: Geh. Med.-Rath Prof. Dr. Wutzer in Bonn, Hofrath Dr. Spengler in Bad Ems, Droguist F. Mastenbroek in Amsterdam, Bohn und Krieger in Coblenz und die Senioren des Vereins: Hr. Neuber in Zittau, Just in Herrenhut, Klöune in Mühlheim, Lim an n in Charlottenburg, Jung in Pritzwalk, jetzt in Berlin. Durch den Tod wurden uns folgende Mitglieder und Ehren- mitglieder entrissen. Die HH. Apotheker deVoogt in Uti-echt, Brüning in Volkmarsen, Wolff in Burg auf Fehmarn, tielmts in Aurich, Stisser in Papenburg, Hinze in Dissen, Hösch in Camen, Laube in Leitmeritz, Geh. Eath v. Fuchs in München, Geh. Ober-Medicinal-Rath Dr. Klug in Berlin, Dr Schmidt in Sonderburg auf der Insel Alsen. Unter den Ehrenmitgliedern hatten die letztgenannten Männer fast alle das höchste Ziel mensch- licher Jahre en-eicht, die beiden erstgenannten waren ausgezeichnet Vereinszeitung. 85 im' Dienste der Wissenschaft, namentlich der Chemie und Minera- logie, wie der Zoologie und Physiologie. Der Dr. Schmidt war eins der ältesten Ehrenmitglieder, ein Freund des seligen Brandes, wie seines Nachfolgers im Directorium, ein bis in sein hohes Alter lebendig sich für alle Fortschritte der Pharmacie und Naturwissen- schaft interessirender Mann, ein Gönner und Freund unseres Vereins. Wir danken den Heimgegangenen ins Jenseits hinüber für ihre Leistungen um Leben und Wissenschaft, Avie für unsere Vereins- zwecke, so weit sie dieselben im Auge gehabt. Kreisversammlungen sind nur gehalten worden in dem Kreise Corbach, Heide, Reinfeld und Glückstadt. Recht zu beklagen ist es, dass der Sinn für diese so wichtigen Kreisversammlungen immer noch mehr zu schwinden scheint und somit ein wichtiges Mittel zur Belebung pharmaceutischer Interessen verloren geht. Das Dii-ectorium kann hierin nichts weiter thun, als wiederholt die Sache anregen und auf die Wichtigkeit und Nütz- lichkeit hinweisen. Der vorjährige Jahrgang des Archivs (1855) war dem Fürsten Leopold zur Lippe ehrerbietigst gewidmet, als dem Herrscher des Landes, aus dem der Verein hervorgegangen und dessen Regierung immer eine lebendige Theilnahme für das Gedeihen des Vereins bewiesen hat. Auf den Wunsch eines unserer ausgezeichnet regsten Mitarbeiter, des Prof. und Leib - Apothekers Dr. Land er er in Athen, ist die Redaction sehr gern bereit gewesen, Sr. Majestät dem Könige Otto von Griechenland den diesjährigen Jahrgang vom Archiv ehrfurchts- voll zuzueignen, nachdem des Königs Majestät huldvoll zu erklären geruhet hatte, dass bei der lebendigen Theilnahme für alle Förde- rung wissenschaftlicher Veranstaltungen auch im deutschen Vater- lande Höchstderselbe gern die Dedication annehmen wolle. Hier in der Versammhing in Thüringens schönem Landstriche liegt die Erinnerung nahe an den im Archive geschehenen Aufruf zur Mitwirkung für die Errichtung der Denkmale für die verewigten Professoren in Jenn, Geh. Hofrath Dr. Döber ein er und Geh. Hofrath Dr Wackenroder, die beide vim die Pharmacie und den Verein sich gi-osse Verdienste erworben haben. Das Denkmal für Döbereiner soll in einem einfachen Denk- .steine mit umgebenden Basaltsäulen bestehen mit Döbereiner's Namen. Bis jetzt sind die Gaben dafür von wenig Seiten geflossen, ich erlaube mir die Betheiligung Ihrem Gedächtnisse einzuprägen. Das Denkmal für Wackenroder soll eine Stiftung werden zur Unterstützung junger -würdiger Pharmaceuten durch Stipendien bei ihren Studien und sich eng anschliessen an die von mir ins Leben gerufene Stiftung zu Ehren Brandes', damit Beide nach ihrem Ableben noch fortwirken mögen auf dem Gebiete, dem ihr Leben und Wirken gewidmet war zum Besten der Pharmacie. Lassen Sie diese Mahnung als eine Ehrenschuld uns allseitig günstig aufnehmen, damit der Erfolg ein gedeihlicher sein möge zur Er- höhung wissenschaftlichen Lebens zugleich, als ein Ehrendenkmal für die Stifter, wie für den Stand, dem es zu nützen bestimmt ist. Ueber die Finanz-Angelegenheit unseres Vereins will ich Ihnen nun eine gedrängte Uebersicht geben, woraus sich ergiebt, dass trotz Ungunst der Zeit und der mancherlei Verluste, welche die Nach- lässigkeit einiger Vereinsbeamten, wie die Unehrenhaftigkeit einiger Mitglieder dem Vereine zugezogen, dieselbe eine sehr günstige genannt werden kann. 86 Veremszeitung . Sie wissen ja aus den Verhandlungen der ständischen Kammern und sonst, wie überaus Avichtig eine sorgfältige Regelung des Haus- haltes einer jeden Familie, Corporation, wie jedes Staates ist, dass von den mehr oder weniger günstigen Verhältnissen im Finanzwesen das Glück oder der Druck eines ganzen Volkes,, die Wohlfahrt oder der Verfall eines Familienverbandes, wie einer gesellschaftlichen Verbindung abhängig ist. Die Finanzzustände eines Staates, einer Gesellschaft, einer ein- zelnen Familie oder eines Mannes sind immer der beste Maass- stab für seine Verhältnisse, deshalb wollen wir auch hier eine ausführliche Mittheilung über die Cassen - Angelegenheiten unse- res Vereins geben, um hierdurch die Verfassung und den Zu- stand des Ganzen den Anwesenden vorzuführen. Wir hoffen auf diese Weise zu zeigen, dass nicht bloss die Verhältnisse des Vereins gesichert und fest begründet sind, sondern dass auch unsere ganze Verfassung eine solche ist, dass Jeder das Ganze leicht übersehen kann, dass Alles der General - Versammlung und später gedruckt jedem einzelnen Mitgliede öffentlich vorgelegt wird und dass somit die Begründung des Vereins eine immer innigere und festere wer- den muss. Alle Einnahmen desselben fliessen in eine Gasse, die General- Casse, deren Verwalter jetzt der Ehrendirector Dr. M eurer in Dresden ist, zusammen. Diese General - Gasse zerfällt in die Vereins -Gasse, die Vereins -Capital -Gasse, die Gehülfen - ünter- stützungs- Gasse, die allgemeine Unterstützungs- Gasse und die Gasse zur Unterstützung studirender Pharmaceuten, jetzt Brandesstiftung genannt. (Die Tabelle No. 1. giebt genaue Auskunft über die Ein- nahmen der General -Gasse für 1855, über welclie eine allgemeine Uebersicht gegeben werden soll.) Der Abschluss der Gesaramt- rechuung bleibt leider für dies Jahr eine unvollkommene, da die Abrechnungen des Kreises Düsseldorf für 1854 und 1855, so wie die der Kreise Crefeld und Lissa für 1855 bis jetzt, aller Mühe der HH. Vicedirectoren, so wie der des Oberdirectors und Cassen -Ver- walters ohnerachtet, nicht erhalten werden konnte. Eine Behörde kann bei solchen Nachlässigkeiten, wie sie sich die Directoren der genannten Kreise zu Schulden haben kommen lassen, mit aller Strenge verfahren, ein Verein aber, dessen Verfassung sich auf Collegialität und Humanität gründet, muss anders handeln, er kann seine Beamten zwar absetzen, aber nicht bestrafen, auch letzteres ist nur eine Ehrenstrafe, da die Beamten ihre Geschäfte, die oft schwierig sind, unentgeltlich besorgen. Materielle Verluste werden dem Verein durch die Nachlässigkeit der erwähnten Kreisdirectoren wahrscheinlich nicht erwachsen, da durch die Vicedirectoren Alles geschieht i^nd geschehen ist, um dem vorzubeugen. Leider musste in einem Falle schon Strenge angewendet Averden. Betrachten wir nun- zuerst die Vereins-Casse, in welche die lau- fenden Beiträge der Mitglieder, das was füi- vei-kaufte Archive und auscirculirte Journale gelöst wird, fliessen, so ergiebt sich für das Jahr 1855 eine Einnahme von 8708 *f 24 S(jr 2 §) und nach Abzug aller Ausgaben immer noch ein Ueberschuss von 81*^17 scfrG^j, welcher letzterer aber weit höher sein würde, wenn nicht, wie schon erwähnt wurde, noch 3 Kreise mit ihrer Einzahlung in Rest Avären.. Dieser Ueberschuss ist an die Vereins-Capital-Casse ausgezahlt und dort verzinslich angelegt worden. Es ist aber wahrscheinlich, dass dieses die letzte derartige Einnahme der Vereins-Capital-Casse gewesen ist, selbst wenn im nächsten Jahre die aussenstehendeu Vcrainszeüung. 87 Keste eingehen, da derselben laut Dircctorial-Beschlusses für künftig dadurch eine bedeutende Ausgabe erwächst, dass von diesem Jahre an jedem Kreise ein Exemplar des Jahrbuchs der Pharmacie fin- den Leserkreis ohne weitere Bezahlung geliefert wird. Das Direc- toi-ium fand sieh zu diesem Beschluss, welcher eine Ausgabe über 250 »|i veranlasst, deshalb bestimmt, weil seinerseits das Vermögen der Vereins -Capital -Casse als ein hinlänglich gi-osser Reserve -Fond dasteht, der ausserdem dui'ch Zinsen nachwächst, und andererseits, weil die sich so gemehrten Porto- Ausgaben, wegen Zurücknahme der Portofreiheit, die den Lesekreisen gehörigen Gelder zu sehr beschränken. Die Zahl der wirklichen Mitglieder für das Jahr 1855 ist 1537, in 96 Kreisen und 14 Vicedirectorien, zwei Kreise mehr als früher, weil im Königreich Sachsen und im Herzogthum Holstein zwei zu gross gewordene Kreise gespalten wui'den. Von den wirklichen Mitgliedern- haben fast alle ihre Beiträge bezahlt, doch sind der Vereins-Casse dieselben nur von 1496 Mitgliedern zugekommen, da noch drei Kreise ihre Abrechnungen nicht eingereicht haben und in denen, wo die Eechnungen eingegangen, drei als Restanten auf- geführt worden sind. Von 15 früheren Restanten sind in diesem Jahre die rückständigen Beiträge in der ausserordentlichen Ein- nahme mit verrechnet, ■ die Reste eines einzelnen von 8 Jahren mussten freilich eingeklagt werden, was dem Vereine eine Ausgabe von 13 9$ 20 s(jjr verursacht hat. Die Gesanimt- Einnahme der General- Casse beti-ägt für das Jahr 1855 =10,769^ lOsgr 3 ^, also immer noch, obgleich von drei Kreisen noch die Einnahme fehlt, 54 i^ 15 sgr B §) mehr, als im Jahre 1854. Diese Mehrzahl fällt theils der Vereins -Capital -Casse, da mehr Mitglieder als in früheren Jahren eingetreten, theils der Gehülfen- und der allgemeinen Unterstützungs - Casse, namentlich der ersteren, zu. Die Einnahme der Vereins-Casse besteht in 8403 «^ 11 s^) — 0) Vereins-Beiträgen von 1494 Mitgliedern, für ver- kaufte Archive und auseursirte Journale 80 „ 10 „ — „ eingegangenen Reste vom Jahre 1845 — 54 16 „ 17 „ 6 „ für aus dem Schleswig'schen Kreise zurückerhal- tene Archive mehrerer Jahre 19 „ 20 „ — ,, für 7 Exemplare des Archivs au den süddeutschen Apotheker - Verein 181 „ 10 „ — „ für 68 Exemplare des Jahrbuches der Pharmacie 7 „ 25 „ 8 „ aus dem Niemann'schen Nachlasse 8708^24sgr 2d). Mitglieder sind im Jahre 1855 81 mehr neu zugetreten, als im Jahre 1854, und es sind hierdurch der Vereins-Capital-Casse 162 ^ an Eintrittsgelder zugegangen. Die Gehülfen-Unterstützungs-Casse hat ausser den ordentlichen Beiträgen, welche in diesem Jahre, unerachtet der Restanten, 756 ^, an ausserordentl. Beiträgen 1696 ^ 15 .sgr 5 §), fast 100 ^ mehr als im vorhergehenden, eingenommen. Die Beiträge fliessan sehr un- gleich aus den verschiedenen Vicedirectorien, was zum Theil wohl an dem Interesse liegt, welches die Vereinsbeamten an dieser Casse nehmen. Besonders rühmlich genannt zu werden verdienen wohl Hr. Vicedir. Brodkorb in Halle und Hr. Kreisdir. Vogel in Dresden. Die allgemeine Ünterstützungs-Casse hat aus der General-Casse 192 «f 10 s^r 8 d) erhalten, doch sind hiervon nur 117 ^ 1 s^r frei- 88 Vereinszeitung. willige Beiträge der Mitglieder, da 75 ^ 9 sa^r 8 §) als Rückzahliings- Prämie der Aachen - Münchener Feuer- Versicherungs- Anstalt vom Vicedirectorium Hannover der General -Casse mit zugegangen sind. Ausserdem hat aber noch die Aachen -Münchener Feuer - Versiche- rungs - Casse 722 ^ 21 sgr als Rückzahluugs - Prämie durch den Oberdir. Dr. Blej^ an die allgemeine Unterstützungs-Casse gezahlt. Aller Bemühungen ungeachtet hat das Directorium mit der Gesell- schaft Colonia noch nicht dahin gelangen können, dass diese die Rückzahluugs -Prämie im Ganzen und ohne besondere Reclamation des Einzelnen gewähre, w^eshalb von dieser auch nur wenige Thaler eingegangen sind. Für die Brandes - Stiftung sind im Jahre 1855 nur 7 ^ 15 sar an freiwilligen Beiträgen eingegangen. Diese Stiftung, welche, wie bekannt ist, den Zweck hat, Studirende zu unterstützen, ist aber noch dadurch vermehrt worden, dass ihr 50 *^ überwiesen wurden, welche die Blutegelhandlung Stölter & Comp, in Hildesheim als ein vorläufiges Aequivalent eines den Mitgliedern verheissenen Vor- theilsgenusses zusandte. So weit sind die Einnahmen der Vereins-Casse für dieses Jahr auf der Tab. II. summarisch verzeichnet und bestehen in folgenden Sätzen : 3944 «^ — sm — d) an die Hahn'sche Hof-Buchhandlung in Han- nover für 1577 Exempl. des Archivs 13 „ 27 „ — „ Zeitschriften für das Directorium 218 „ 28 „ 3 „ Porto für Archivsendungen an die Kreis- directoren 36 „ — „ — „ dem Buchbinder für das Couvertiren der Archive 5 „ — „ — „ demselben für das Einbinden der Dedications- Exemplare — „ für 70 Exempl. des Jahrbuchs der Pharmacie 6 „ für den Druck von Vereinspapieren an die HH. Gebr. Jänecke in Hannover 9 „ Verwältungskosten des Directoriums, incl. des Gehaltes für Archivar Schwarz — „ für die Preise der Lehrlinge 7 „ für die Verwaltung der Casse, incl. Reise- spesen, Porto, Schreibmaterialien etc. — „ Zeitungs - Annoncen wegen der General -Ver- sammlung — „ Gerichtskosten für Einklagen von Resten — „ Lesezirkel- und Verwaltungskosten der Kreise — „ an die Gehülfen-Unterstützungs-Casse als den gesetzlichen Beitrag von 15 sar pro Mitglied 8627^ 7 .sgr 1 d). Ziehen wir nun von der vorhin angegebenen Einnahme der Vereins - Casse, die von 8708 *^ 24 s^r 2 d) die Ausgaben derselben von 8627 „ 7 „ 1 „ sib, so verbleibt ein üeberschuss von . . . . 81 ^ 17 s^r 1 §)y welcher an die Vereins - Capital - Casse für 1856 abgeliefert worden und dort in Einnahme aufgeführt werden wird. Ebenso sind sämmt- liche Einnahmen der übrigen Cassen von der General-Casse an die Verwalter der einzelnen Cassen abgeliefert und dort in Einnahme gestellt worden. 186 „ 46 „ 20 2 542 , 24 13 , 194 „ 25 4 5 „ 1 13 „ 2651 „ 756 „ 20 4 Verelnszeihmg. 89 Nachträglich wollen wir noch bemerken, dass von den 1577 Exem- plaren des Archivs, welche die Hahn'sche Hof- Buchhandlung dem Vereine geliefert und bezahlt erhalten hat, 1537 Excmpl. an wirkliche Mitglieder des Vereins, 24 Exempl. an Ehrenmitglieder und zum Austausch von andern Journalen, die übrigen theils so verkauft, theils an einzelne Mitglieder nachgeliefert worden sind. Ueber die Ausgabe der einzelnen Vicedirectorien giebt die Tafel III. genauere Auskunft: aus derselben geht hervor, dass nvir eins derselben, der Kreis Schleswig, eine Ausgabe gemacht, welche seinen Etat überschreitet. Alle andern haben Gut gemacht, und leicht könnte noch mehr Gut gemacht werden, wenn die Joui'- nale der Lesezirkel besser gehalten und vollständig an die Kreis- directoren zurückkämen und von diesen verkauft würden. Wundern darf man sich aber doch nicht, dass, obgleich die Vicedirectorien so viel Gut gemacht haben, niu- 81 ^ Ueberschuss geblieben sind. Es liegt dies theils darin, weil die Kreise noch mit ihren Einzahlungen zurück, die Ausgaben aber zum Theil schon für sie mit bestritten sind, z. B. die Archive, welche die Mitglieder erhalten, theils liegt es in der Vermehrung der allgemeinen Aus- gaben für Porto, Gerichtskosten u. s. w. Nachdem über die General- und Vereins-Casse berichtet worden, wollen wir eine kurze Uebersicht über die Verhältnisse der Vereins- Capital - Gasse, der gegründeten Reserve -Gasse des Vereins, geben. Diese Gasse wurde bis zur Mitte des Jahres 1855 vom Hrn. Director Dr. Herzog verwaltet und von diesem dem Verwalter der General- Gasse, dem Hrn. Dr. Meurer, übergeben, welcher auch die Rech- nung für 1855 aufgestellt hat. Der Bestand der Vereins - Gasse war am Schlüsse der Jahres- rechnung 1854 — an Werthpapieren 12,125 ^, baar 251 ^ 6 sjr 2 d). Zuerst könnte der grosse ßaarbestand hier auffallen, doch muss hier ein solcher statt finden, weil diese Gasse zu vielen andern Gassen Vorschüsse gewähren muss, theils liegt das Geld nicht bloss todt da, sondern war namentlich vom Hrn. Dr. Herzog theilweise auf W^echsel ausgegeben. Zu diesem Fond kamen im Jahre 1855: 506 ^ 14 sgr 11 h) Zinsen von den verschiedenen Werthpapieren 162 „ — „ — „ Eintrittsgelder von 81 neuen Mitgliedern 153 „ 3 „ 9 „ Ueberschuss der Vereins -Gapital- Gasse von 1854, incl. II/2 4 Coursdifferenz - 200 „ — „ — „ als zurückgezahltes Gapital 1021 4 18 sf' 8 d). Hiervon wurden verausgabt 900 4 zum Ankauf von Wertli- papieren imd die Ausgaben dieser Gasse bestritten. Diese bestanden in 106 4 20 sqr für einen eisernen Geldschrank zur Aufbewahrung der Werthpapiere sämmtlicher Gassen, in 100 4i welche einem unglücklichen Gollegen in Schleswig als eine ausserordentliche Unter- stützung gewährt wurden, endlich in 47 ^ 11 sgy 5 ^ für die Gassen- Verwaltung, Porto, Schreibmaterialien etc. und in gezahltem Auf- gelde beim Einkauf von Staatspapieren. Am Schlüsse des Jahres 1855 ergiebt sich ein Besitz von 12,825«^ in Werthpapieren und 118 4 18 si^r 8 o() in Cassa. Es hat sich somit, wie die Rechnung, welche hiermit vorgelegt wird, genau zeigt, der Bestand dieser Ca.ss,e um fast 700 4 ver- mehrt, obgleich zwei grosse ausserordentliche Ausgaben bestritten werden mussten. Um Ihnen, verehrte Mitglieder des Vereins, eine recht anschau- liche Uebersicht zu geben von der veränderten Gestaltung des Finanz- 90 Vereiiiszeitung. zustandes unsers Vereins seit 14 Jahren oder der Zeit, wo nacli des sei. Brandes Tode die Leitung des Vereins in meine Hände überging, und wo an des früheren lieclmungsführers Stelle in der Cassenverwaltung die HH. Wilhelm Brandes und Dr. M eurer die grösste Umsicht und Sorgfalt dem Eechnungs- und Cassenwesen zuwendeten, ei'laube ich mir zu bemerken: dass während im Jahre 1842 die Einnahme der Vereinscasse 6383 ^ 15 S(jr 9 h betrug, „ „ 1854 dieselbe einen Ertrag hatte von 8760 „ 4 „ — „ dass der Vereins-Capitalfond im Jahre 1842 die Summe von 4698 ^ 15 s^r 9V2 §) betrug, „ 1854 sich auf 14,592 „ 26 „ 2 .„ erhoben hat; dass die allgemeine Unterstützungscasse mit 2000 *f Capital und 877 *^ 24 s^|r 8 d) Jahreseinnahme eine Erwerbung dieses letztverflos- senen Zeitabschnittes ist, d. h. vom Jahre 1849 her datirt. Ebenso das Capital der Brandes-Stiftung 2300 <,$ beträgt, mit einem Baarvorrath von 358 «^, die seit 1843 begründet wurde. Die Gehülfen -Unterstützungscasse, welche im Jahre 1842 ein Capital von nur 450 ^ besass, dagegen nach der letzten Rechnung von 1854 9250 -^ besitzt, wonach der Vermögensbetrag des Vereins sich auf 28,000 ^ stellt, folglich in den 12 Jahren um mehr als 23,000 ^ gewachsen ist, was Avohl beachtenswerth sein dürfte. Gegenüber einer solchen Rechnung kann das Directorium mit leichtem Herzen eine Schuld bekennen, zu welcher patriotischer Sinn der Mehrzahl der Mitglieder die Veranlassung gegeben hat. Als im Jahre 1849 der Nothschrei der Bedrängung von unsern Stammgenossen in Schleswig und Holstein herübertönte, glaubte das Directorium eine an dasselbe gelangte Aufforderung zu einer Bei- hülfe von 200 1^ in Holsteinischen Actien nicht von sich weisen zu dürfen. Sie kennen die unglückliche Geschichte dieses Werthver- lustes. Gewissenhaft haben die Directorialmitglieder bis dahin, wo die Rückerstattung dieser 200 i^ noch möglich schien, die Zinsen jährlich unter sich aufgebracht. Nachdem aber jetzt alle Hoffnung verschwunden ist, diese 200 »$ wieder ersetzt zu erhalten, trägt das Directorium darauf an, diese 200 *f* aus dem Vermögen des Vereins absetzen zu dürfen. Wir würden dann nicht ganz 23,190 »$, sondern 22,890 ^ erworben haben, als Sicherheitsfond für die Dauer unserer wissenschaftlichen, wie humanen Institute des Vereins. Die HH. Mitglieder wollen sich hierüber erklären, wer noch Auskunft in dieser Sache wünscht oder das Wort zu nehmen beab- sichtigt, wolle sich deshalb jetzt melden. Wenn die Mitglieder aber kein Bedenken tragen, die Absetzung dieser 200 •^ aus dem Capital zu genehmigen, so bitte ich das durch Aufstehen von ihren Plätzen erkennen zu geben. (Es ward die allgemeine Zustimmung erklärt.) . Mit dem Jahre 1855 ist das siebente Lustrum des Bestehens des Vereins abgelaufen. Ich werde den Bericht über die Leistun- gen des Vereins und seine Gestaltung während dieses Zeitraumes Ihnen im künftigen Jahrgange des Archivs zur Kenntnissnahme vorlegen, und hoffe, dass Sie die Ueberzeugung mit mir gewinnen, dass der Verein keine Ursache hat, mit Scham auf diese jüngsten fünf Jahre zurückzublicken. Doch ich will nicht sagen, dass nicht noch mehr hätte geboten werden können; aber das glaube ich be- haupten zu können, dass das Directorium es nicht an gutem Willen und unablässiger Fürsorge hat fehlen lassen. Vereinszeitung. 91 Nun, meine Freunde und Collegcn, lassen Sie uns zu eineffi zweiten besonderen Abschnitte unsers Vereinsfestes übergeben. Die Aeltesten, so uns Weisheit und Wahrheit lehren, sollen wir zwei- fach ehren und achten, sagt die Schrift. Dai'um freuen wir uns. dass uns heute in diesem Kreise Gelegenheit geboten wird, Jubel- feste zu feiern, dass uns der Herr gemacht hat zu Zeugen der Thätigkeit wackerer Männer, welche vor uns und mit uns gewirkt liaben zum Besten unsers Standes, unseres Faches, zum Besten der Wissenschaft, welche die Stütze unsers Geschäfts ist. Es ist ein erhebendes Fest: denn wir erhalten für unsern Stand neue Zeugen für dessen Werth in den Männern, die der Pharmacie durch eine lauge Reihe von Jahren treu geblieben sind, die mit Liebe und Bereitwilligkeit im Dienste der leidenden Menschheit ihre Kräfte geopfert; die nicht bloss bestrebt gewesen sind, einfach diesem Dienste ihre Kräfte zu weihen, die selbst den Stand zu Ehren zu bringen, sein Wissen auszudehnen, bemüht waren, deren Arbeiten aber auch dazu dienten, die Wissenschaft selbst zu heben und zu erweitern. Ein solches Leben, meine theuren und werthen Vereinsgenos- sen, das durch ein halbes Jahrhundert hindurch emsig bemüht war, zu dienen der Wissenschaft, sie auszubauen; das heute zurück- schauen kann auf ein wohl benutztes Arbeitsfeld, ein Leben, reich an Dienst und Mühen, reich an Hoffnung, der Hoffnung, dass alle Arbeit und alle Mühe zum Besten der Menschheit eine Saat sei in seinem Dienste, dem Dienste des Herrn aller Herren, dem des Jubilars Auge, Mund und Herz danket, dass er ihn ausgerüstet hat mit Kraft für die vielfachen Mühen und Drangsale eines wech- selvollen Lebens; dass er seinem Geiste und Herzen Stärke ver- liehen und Vertrauen für die Tage, von denen die Schrift sagt: mit den bösen Tagen nimm auch vorlieb, die ja in Niemandes Leben fehlen, dass er die Tage der Prüfung, der schweren Schick- salsstunde bestanden, und nach manchem Kummer und Sorgen seine Bahn wieder geebnet, mit Freude seine späteren Lebenstage geschmückt, und seine höclisten Lebensjahre reich gemacht an Er- innerungen, geziei-t mit dem Gefühle innerer Zufriedenheit, die höher ist, denn aller Welt Güter, und beglückt durch Freundschaft und Liebe der Seinigen, durch Anerkennung im Kreise der Fach- und Standesgenossen, im Kreise der Medicin, wie der Pharmacie: ein solches Fest lassen Sie uns heute feiern. Wenn wir, meine geehrten Collegen, in diesem hier aufgeroll- ten Bilde eines einfachen, aber Avohlgeführten Lebensberufes das Bild des hochverehrten Collegen und Freundes, des Ehrendirectors Dr. Meurer betrachten, so sprechen wir mit Ihm voll Dankes gegen die gütige Vorsehung: Bis hieher hat Gottes Gnade ihn geleitet, bis zu der Höhe einer fünfzigjährigen Wirksamkeit. Wir preisen Ihn, der den Keim legte, das Gedeihen gab, dass dieses Leben be- hütet, beschirmet, geschützet, dass es in lebendiger Thätigkeit durch ein halbes Jahrhundert hindurch grünen, wachsen, blühen und Frucht tragen konnte, die Frucht des Geistes und des Herzens, in der Wissenschaft, in der Freundschaft und der Collegialität. Im Namen des Vereins bezeuge ich Dir, verehrter Freund Meurer, die wärmste und freudigste Theilnahme au dem goldenen Jubeltage. Möge Gott, der Dein Leben schmückte mit einem sol- chen Diadem seiner Gnade, auch ferner über Deine Tage seine Hand des Segens halten und Dir zu dem halben Jahrhundert noch manches Jahr gesegneter Wii-ksamkeit in körperlicher und geistiger 92 Vereinszeitung. Rüstigkeit schenken, und möge spät erst der stille Bote des Ewigen Dir den himmlischen Friedenskuss bringen, der Dich zu höherem Leben berufet, wo wir einst im Himmelslicht wandeln und wieder- finden alle die Geliebten unsers Herzens, alle die grossen Geister und Meister, die uns zur ewigen Sternenbahn vorangegangen sind. Als ein Zeichen unserer Theilnahme und Anerkennung Deiner Verdienste nimm die Gabe, welche freundliche Zuneigung vieler Col- legen Dir widmet, denen ich freundlich collegialischen Dank sage für die Betheiligung an der Ausführung einer Ehrenschuld, die jedes ehren- haften CoUegen Interesse erregen muss. Hell Avie das edle Metall möge Dein Leben fortan strahlen in Zufriedenheit des Herzens, die das wahre Glück ist im menschlichen Leben, die es schmücket mit dem schönsten Geschmeide! Der Verein hat zum ehrenden Gedächtniss dieser Ehrengabe das folgende Dankschreiben beigefügt: Hochgeehrter Herr Doctor! Würdiger Herr College und Jubilar! Mit aufrichtiger Theilnahme hat der Verein davon Kenntniss genommen, dass Sie bereits ein halbes Jahrhundert hindurch auf dem Gebiete ärztlicher wie pharmaceutischer Kunst und Wissen- schaft thätig gewesen sind. Als die grossen Meister unsers Faches, ein Hagen, Bucholz, Göttling, Trommsdorfi-', Klaproth, V. Eose, Hermbstädt, Wiegleb, Westrumb, Sertürner, Döbereiner und manche andere bemüht waren, die Pharmacie aus der Empirie heraus zur Wissenschaft zu erheben, waren Sie schon ein Glied in der Kette der pharmaceuti sehen Ge- nossenschaft. Früh schon erkannten Sie den Werth des emsigen Vorschreitens auf der jetzt immer hen'licher sich erschliessenden Bahn der NaturAvissenschaft. Sie wurden mit den älteren unserer Vereinsgenossen ein Zeuge der rastlosen Arbeiten alle der grossen Natui-forscher, welche das 19te Jahrhtindert durch das Eindringen in die tiefen Schachte der Wissenschaft und das Ausbeuten der köstlichen Schätze derselben bereichern, mit der hellen Fackel des Geistes der Menschheit vor- anleuchten auf dem Pfade zur Erkenntniss der grossen Werke der gütigen Vorsehung, sich selbst erringend die Kränze der Anerken- nung und des Dankes für die Beförderung der leiblichen und gei- stigen Wohlfahrt des Menschengeschlechts. An dieser Fackel zün- deten auch Sie Ihre Leuchte an, dass sie hell und heller glänze in der Bahn Ihrer eigenen l'hätigkeit. Zehn Jahre lang wurden Sie ein unmittelbarer Wohlthäter als ein emsiger fleissiger Arzt für die leidenden Armen in Leipzigs Mauern. Sie widmeten sich dem Dienste im Kampfe für die Frei- heit des deutschen Vaterlandes und kehrten nach hergestelltem Frieden zurück zu der friedlichen Beschäftigung eines Dieners des Gesundheitswohles. Wieder eintretend auf das früher erkorene Gebiet der Pharmacie, wurden Sie Vielen ein gewissenhafter Leh- rer tind Führer, den Behörden ein Berather und Helfer, unserm Vereine einer seiner würdigsten Vereinsbeamten. Sie unternahmen mit freiem Worte muthvoll die Aufdeckung der Wahrheit in Er- strebung einer günstigen Gestaltung der äussern Verhältnisse wie der geistigen Erhebung der Pharmacie. Im Königreich Sachsen wurden Sie der Begründer unsers Ver- eins und waren fast ein Vierteljahrhundert hindurch einer seiner eifrigsten Vorsteher. In den letzten Jahren haben Sie dem Ver- Vereinszeitung. 93 eine durch die Uebernahme dos Cassenwesens sehr Aveseiitliche Dienste geleistet. Für alle das Gute, Wiü-dige und Nützliche, welches Sie der Medicin, Pharmacie, Naturwissenschaft und unsenn Vereine, alles zum Besten der leidenden Menschheit, geleistet haben, bringen wir Ihnen den anfrichtigsten und wärmsten Dank ^lar und wünschen, dass Sie auch ferner für uns Ihre Mitwirkung für das Beste unsers Vereins wie unsers Faches erhalten wollen. Wir empfehlen uns Ihrer fernereu fi-eundschaftlichen Gesin- nung, Sie aber dem Schutze Gottes, dessen Gnade auf einer langen Laufbahn mit Ihnen war und Sie ein halbes Jahrhundert hindurch höchst nützlich thätig sein Hess. Gegeben in unserer General-Versammlung zu Gotha am 9. September 1856. Der Apotheker-Verein in Norddeutschland. Das Directorium. An Herrn Dr. med. Friedrich M eurer, Ehrendirector des Apotheker-Vereins. Wir haben die Freude, neben dem 50jährigen Jubiläum noch ■das Dritteljahrhundert-Jubelfest eines der Vereinsbeamten, unsers verehrten Collegen Bucholz aus Erfurt zu begehen, welcher schon vom Jahre 1828 an als Vereinsbeamter, also seit 33 Jahren, seit dem Jahre 1831 aber als Vicedirector, also seit 25 Jahren fungirt, und sonach neben dem Director Dr. E. F. Aschoff der am läng- sten im Amte befindliche Vereinsbeamte ist. Wer da weiss, mit welcher Sorgfalt und Pünctlichkeit unser College Bucholz allen seinen Geschäften obliegt, wer da weiss, wie vielfältig die Geschäfte eines Kreisdirectors sind, mit welchen Mühen und Arbeiten sie ver- bunden, wie viel Noth ihm öfters erwächst aus der Unpünctlichkeit einzelner Mitglieder: wird mit uns begreifen, wie schätzbar es dem Vereine, dem Directorio sein muss, wenn so bewährte Vereins- beamte durch eine lauge Eeihe von Jahren ihren Aemtern treu bleiben. Aber nicht genug, dass unser College Bucholz lange Zeit dem Directorio ein treuer Beistand Avar, was von mir als Ober- director insbesondere dankbar anerkannt werden muss, da ich am häufigsten Gelegenheit habe, die Umsicht und treffliche Fürsorge unsers Freundes in allen Vereins -Angelegenheiten kennen zu ler- nen, da allmonatliche, ja oft allwöchentliche Zuschriften von ihm mich häufig in amtlichen Verkehr zu ihm setzen. Auch an unserm Archiv ist er ein nützlicher Mitarbeiter gewesen, dessen Mittheilun- gen immer das Gepräge der praktischen Wichtigkeit getragen haben. Auch als Mitdirector der Hagen-Bucholz'schen Stiftung hat er sich um diese Stiftung verdient gemacht, und das neue Statut, das der- selben zu Grunde gelegt ist, darf sein Werk genannt werden. Aber den Collegen in Erfurt und seinen näheren Freunden ist nicht min- der bekannt, wie verdient er sich um die Gehlen-Bucholz-Tromms- dorff'sche Unterstützungs-Anstalt für alte verdiente Apothekergehül- fen gemacht hat. Ihnen ist es auch im treuen Gedächtniss, was er für die Förderung des Gewerbe- Vereins geleistet hat. Die Mitglie- der der Akademie gemeinnütziger Wissenschaften halten auch in dankbarer Erinnerung seine Aj-beiten zur Erweiterung der nütz- lichen Wirksamkeit dieses hochverdienten Wissenschafts -Instituts. Die Aerzte und das Publicum iu Erfurt haben stets die gewissen- hafte Verwaltung seiner Officin gerühmt und mit billigem Vertrauen geehrt. Atich in anderer städtischer Wirksamkeit hat seine Vater- 94 Vereinszeitung. Stadt ihn bewährt gefunden. Seine Collegen, wie seine näheren Freunde aber wissen mit mir die Innigkeit seiner freundschaftlichen Beziehung anzuerkennen, mit der er die zu umfassen weiss, welche in derartige wechselseitige Beziehung zu ihm getreten. Mit herz- licher Frevide begrüssen wir darum unsern verehrten Collegen F. C. Bucholz in unserer heutigen Versammlung innerhalb seines Ver- einssprengels als den Senior unter den Vicedirectoren, danken ihm mit dem freudigen Gefühle coUegialischer Werthschätzung, mit dem Bewusstsein, dass seine Arbeit dem Vereine nützlich und ehrenhaft gewesen, dass seine treue Pflichterfüllung in allen Verhältnissen ihn uns zum Musterbild macht. Darum steigert sich unser Dank. Wir vermögen demselben keine bessere Weihe zu geben, als indem wir den Collegen Bucholz dem Directorium als Ehrenmitglied beige- sellen und ihm die beifolgende Urkunde überreichen mitsammt dem Dankschreiben, welche also lauten: Hochgeehrtester Herr College! Als unser verewigte Freund Dr. Rudolph Brandes den Grund gelegt hatte zu dem Apotheker- Vereine, waren Sie einer der ersten, welche von den Collegen Thüringens sich für dessen Ausbreitung interessirten und demselben dort Ihre hülfreiche Hand reichten. Seitdem sind dreiunddreissig Jahre vorübergegangen; der Stifter Rudolph Brandes ist längst zum höheren Lichte berufen, Sie aber haben mit uns fleissig, eifrig und Avirksam fortgearbeitet an seinem wie unserm Werke zu Ehren und zum Besten der Phar- inacie. Ihre Vaterstadt hat Ihnen grosse Vorbilder gegeben für die Entwickelung der Pharmacie, wie der NaturAvisseuschaft. In Ihrem eigenen trefflichen Vater verehrt die erste einen ihrer würdigsten Meister, dessen Namen für alle Zeiten in ehrenvollem Gedächtnisse fortleben wird. In J. B. Trommsdorff und H. Biltz erkannten Sie wüi-dige Lehrer und Freunde; was von diesen geschah im Sinne ächter coUegialischer Gemeinschaft, wussten Sie Avirksam zu erhal- ten im Laufe der Zeit. Für Ihre Vaterstadt arbeiteten Sie emsig zum Besten des Gesundheitswohls, wie der Erhebung seiner Indu- strie und Gewerbestandes. Unserm Verein aber sind Sie durch ein Dritteljahi-hundert ein umsichtiger und würdiger Vereinsbeamter, der mit freudigem Eifer die Kreise des Tliüringisehen Sprengeis auf eine väterliche Weise zu leiten verstand. Dafür gebührt Ihnen unser aufrichtigster und herzlicher Dank, den wir Ihnen hierdvirch aussprechen und ihn bethätigen durch die Ernennung zu dem Ehrenmitgliede des Direc- toriums, worüber wir die betreffende Urkunde Ihnen anbei über- reichen und mit dem Wunsche begleiten, dass Sie uns noch lange ein freundlich gesinnter College im Directorium sein möchten. Gegeben in unserer General- Versammlung in Gotha am 9. September 1856. Das Directorium des Apotheker - Vereins in Nord- deutschland. An den Herrn Apotheker F. C. Bucholz, Ehrendirector des Apotheker- Vereins in Norddeutschland. Ausser den verehrten Collegen Meurer und Bucholz können wir heute noch manche andere im Silbei-schmuck ihrer Wirksam- keit als Vereinsbeamte begrüssen: denn das Jahr 1831 hat dem Vei-eine eine Reihe von Vereinsbeamten gegeben, welche mit der Anlage zur Treue und Beständigkeit ausgerüstet, diese Zierden Vereinszeitimg. 95 heute als Jubelschmuck zeigen. Es sind dieses die Collegen ver- beck, Faber, Dr. Geiseler, E. Müller, und selbst mir ward im Jahre 1831 zuerst das Amt eines Kreisdirectors übertragen bei Ein- reihung der Kreise Bernburg und Dessau, die von mir im Jahre 1826 gestiftet waren, in den grossen Verein im gedachten Jahre, nach der von mir gemachten Bekanntschaft mit K. Brandes. Namens des Vereins danke ich allen diesen lieben Collegen für :ille die Arbeiten, welche sie zvim Besten des Vereins unternommen. Die ersten drei gehören seit 20 und seit 14 Jahren dem Direc- torium an. Sie haben sich um das Cassenwesen des Vereins, so wie der Gehülfen- und der allgemeinen Unterstützungs - Casse ver- dient gemacht, Dr. Geiseler ist aber noch heute von allen Direc toren der am eifrigsten auf dem Gebiete der Wissenschaft Bauende, ja ihm verdanken wir viel an schönen und wichtigen Arbeiten, an würdiger, kräftiger Unterstützung unserer Interessen durch seine Mitarbeit an den Deidvschriften, durch die Leitung eines der gröss- ten Sprengel des Vereins im Königreich Preussen. Mir aber ist er der bereitwilligste, eifrigste Helfer gewesen, da, wo ich irgend eine Unterstützung bedurft habe, und so lange der Verein besteht, wird sein Name unvergessen bleiben: denn aus dem tiefsten Schacht der Wissenschaft hat er achte Erze gefördert, welche gleich Edelsteinen glänzen werden durch alle Zeiten. Aber nun müssen wir noch einen Namen nennen, eines Vereins- beamten, der uns in das Jahr 1831 zurückgeführt hat: es ist dieses der College E.Müller aus Arnsberg, ehedem in Driburg, dort wie hier ein emsiger Kreisdirector, ein wahrer Mehrer des Reiches ; denn unter allen Vereinsbeamten hat er persönlich seinen Kreis am weitesten ausgedehnt, am zahlreichsten uns neue Mitglieder zuge- führt. Darum Dank ihm, freundliche Anerkennung seinem Wirken! Der Gesammt- Verein hat ihn zu seinem Ehrenmitgliede erwählt und das Directorium das folgende Dankschreiben ausgestellt: Hochgeehrter Herr College! Seit einem Vierteljahrhundert sind Sie dem Apotheker- Vereine ein treuer und eifriger Beamter gewesen. Sie haben den collegia- lischen Sinn mehr und mehr unter den Collegen Ihres weit aus- gedehnten Kreises auszubreiten sich bemüht, und sind auf dem XVege der PHicht Arielen in anzuerkennender Kücksicht auf die Ehre der Pharmacie und ihrer nützliehen Wirksamkeit für die all- gemeine Wohlfahrt vorangegangen. Indem wir dieses mit gebülu-endem Dank freudig wahrnehmen, bezeugen wir Ihnen gern unsere herzliche Theilnahme zu dem sil- bernen Jubiläum eines Vereinsbeamten und stellen Ihnen hiei-bei als Zeichen unsers Dankes die Urkunde zu als Ehrenmitglied des deutscheu Gesammt-Apotheker-Vereins. Wir bitten um Ihr ferneres gedeihliches Wirken zum Besten des Vereins und empfehlen uns Ihrer coUegialischen Freundschaft. Gegeben zu Gotha am 9. September 1856. Das Directorium des Apotheker- Vereins in Nord- deutschland. Au Herrn Kreisdirector Apotheker Müller in Bernburg. Als die Krone aber dieser Jubelfeier lassen Sie uns Alle, meine verehrten Freunde und Collegen, den festen Vorsatz fassen: Treue 96 Vereinszeitung. zu üben .in unserm Berufe, der ein schwerer ist, denn gross und wichtig ist der Kreis seiner Pflichten ; die Würde und Ehre unsers Standes immer mehr zu fördern durch fleissiges Eortarbeiten an unserer wissenschaftlichen wie praktischen Ausbildung^ durch An- leitung unserer Zöglinge und Gehülfen zu tüchtigen Fachgenossen, und unsere Pharmacie zu erheben zu einem Musterbilde in Ehren- haftigkeit, Treue und emsigem Streben und immer höherer Ver- vollkomumung. Möge es also geschehen! Bericht über die zur Preisheiverhung eingegangenen Arbeiten der Zöglinge. In Uebereinstimmvmg mit dem Vorschlage des Directoriums der süddeutschen Abtheilung des Vereins war für das Jahr 1855/5g fol- gende Preisfrage gestellt: „Wie verhalten sich die specifischen Gewichte der offieinellen Tincturen innerhalb der Gi-enze einer Temperatur von 10 bis 20" nach dem Eeaumur'schen Thermometer?" Es sind 6 Abhandlungen eingegangen: No. I. mit dem Motto; „Nova nihil, Mihi autem ntilissima." Bereits Anfang des Monats März kam diese Arbeit ein, und zwar gegen alle bestehende Vorschrift mit Namensunterzeichnung des Verfassers. Die höchst flüchtige Arbeit enthält auf einem Octavbogen: 1) die Abhandlung, 2) das Currictdum vitae, 3) statt des Zeugnis- ses die Erklärung, dass die vorstehende Lösung der Aufgabe eige- nes Machwerk sei, welche so Avenig mathematische Erfindungsgabe erfoi'dert habe, dass sie keine Schwierigkeiten bereiten konnte, wes- halb also ein Zeugniss nicht nöthig, da ja, wie der Verf. sehr naiv meint, es eine Unmöglichkeit sei, durch ein Zeugniss darzvilegen, dass die Arbeit sein eigenes Werk sei. Aber nicht dieses allein soll das Zeugniss besagen, sondern auch das ürtheil des Lehrherrn enthalten über die Fähigkeit, den Fleiss, die Führving, welches Alles bei der Prüfung der Arbeiten ins Auge gefasst werden soll. Die Abhandlung selbst umfasst 6 Octavseiten eines Bogens Schreibpapier. Der Verf. macht sich die Aufgabe sehr leicht, denn mit der Formel xj = xj =11. y d. h. die spec. Gewichte einer Flüssigkeit bei verschiedenen Tem- peraturen innerhalb der Grenze von 10 — 20" R. stehen im umge- kehrten Verhältniss zu dem Räume, den sie bei denselben verschie- denen Temperaturen einnimmt, hält er die Aufgabe für gelöst und meint, es sei freihch gut, noch eine Tabelle der spec. Gewichte der offieinellen Tincturen aufzustellen, indess dieses erlaubten seine Verhältnisse nicht, und so müsse er sich dai-auf beschränken, einen Weg anzugeben, der die Arbeit um Vieles leichter und genauer Vereinszeitung. 97 machen könnte. Man solle genau das spec. Gewicht einer Flüssig- keit bei 10^ R. und bei 200R. bestimmen, z.B. nach Kopp (Annal. der Chemie u. Pharm. XCIV. 3. jj'. 6. p. 267) und dann für jede Temperatur in der gegebenen Grenze das spec. Gewicht nach der Formel berechnen. Hätte der Verf. statt die Arbeit bereits zu Anfang März ein- zusenden, sie noch, wie er konnte, 4 Wochen zurückbehalten, so wüi'de er Zeit gefunden haben, die Tabelle zu entwerfen. So wie er sie eingesandt hat, ist die Arbeit zu dürftig, auch gegen Vorschrift und Observanz mit Namensunterschrift versehen, ohne Zeugniss, und kann also nicht mit zur Concurrenz kommen. No. II. mit dem Motto : „Der Geist ist toillig, aber das Fleisch ist schwach.^ Zum Eingange giebt der Verf. eine Erklärung des Begriffs „Tinctur und bringt dieselben in 5 Abtheilungen: a) mit VV^ein- geist dargestellt, h) mit Wein, c) mit Aether, d) mit Wasser, e) mit Ammoniakliquor. Von jeder Abtheilung werden die officinelleu Tincturen auf- gezählt. Der Verf. stellte die Tincturen dar nach Vorschrift der Königl. Sachs. Pharmakopoe. Nach vollendeter Digestion presste er die Tincturen, goss ein Aeqiiivalent des Verlustes an Flüssigkeit auf den Pressrückstand zurück, presste abermals und stellte einige Tage bei Seite zum Absetzen. I. Abtheilung. Zur eigentlichen Prüfung nahm der Verf. z. B. 1 Unze Asa foetida, zog sie mit 6 Unzen Alkohol von 0,845 aus, setzte nach dem Filtriren 1 Drachme Alkohol zu, um den Verlust zu ergänzen, und fand das spec, Gew. bei -j- 12^ 0,870, bei -f- IS^R. 0,865, bei -J-200R. 0,855, und probirte so eine grosse Reihe von Tincturen durch. II. Abtheilung. Weinige Tincturen. Es wurde nur Tinct. Opii erocata geprüft. III. Abtheilung. Aetherische Tincturen. Probirt wurden : Tinct. digitalis aeth., Tinct. valerian. aeth., Tinct. Ambrae aeth , Tinct. ferri acet. aeth. IV. Abtheilung. Wässerige Tincturen. Hier wurden Tinct. rhei, Tinct. ferri pomat., Tinct. laccae, Tinct. Fuliginis geprüft. V. Abtheilung. Ammoniakhaltige Tincturen. Tinct. guctjaci ammoniat. und Liq. ammonii vinos. sind untersucht. Der Verf. sagt,^ dass er gefunden habe, wie die Tincturen der ersten Abtheilung bei einer Temperatur von 4~ IS" fast alle um 5 Gran (?), wenige um 10 Gran leichter seien, als bei einer Tem- peratur von -j- 20'J R., wiederum um 5 Gran leichter, als bei lö" R.: dass die ätherischen sich verschieden verhielten, theils um 5, theils um 10 Gran leichter bei +150R. als bei 120R., bei 20« R. um ö» leichter als bei -|- 15*^ R. ; dass die wässerigen sich ebenfalls ver- schieden verhielten, so Tinct. Fidiginis., Tinct. ferri pornati bei 150 R. uni 10 Gr. leichter als bei -f- 12» R., bei -{- 20» wieder um 10 Gr. leichter als bei -["IS^R., dagegen Tinct. rhei aquos.' und Tinct. ferri bei +150 um 5 Gr. leichter als bei +120R., bei +200 um 5 Gr. leichter als bei +15^; dass die ammoniakalische Tinctur bei +150 um 10, bei +200 um 15 Gr. leichter als bei +1201^ sei. In einer Tabelle sind sodann 58 Tincturen tabellarisch ver- zeichnet mit Angabe des spec. Gewichts bei + 120R., + 150 R. und + 200 R. Arch.d.Pharm. CXXXIX.Bds.l.Hft. 7 98 Vereinszeitung. Von diesen Tincturen sind Proben eingesandt, die gut berei- tet scheinen. Es ist schade, dass der Verf., dessen Arbeit sonst das Gepräge der Sorgfalt trägt, die Bestimmung nur bei drei verschiedenen Tem- peraturen vorgenommen hat. Darüber hinwegsehend, soll demselben der Preis I. bestimmt werden : ein Löthx-ohr-Apparat und 2 ^ von der süddeutschen Vereinsabtheilung. Verfasser ist Christ. Ferd. Märker in Würzen, bei Herrn Apotheker Neubert. Nö. III. mit dem Motto: „Diirch Prüfung zur Wahrheit." Der Verf. giebt eine kurze Definition über Tincturen, sodann eine Vor- bemerkung, in welcher er mittheilt, dass er sämmtliche Tincturen, welche die Pharmakopoe umfasse, dargestellt habe, mit Ausnahme derjenigen, welche nur durch Maceration hergestellt werden sollen, so wie der Eisentincturen und der Tinct. aromaiica acida, weil bei diesen die Temperatur keine Veränderung des spec. Gewichts hervorbringe. In einer Tabelle sind sodann 40 Tincturen aufgestellt und da- bei das spec. Gewicht bemerkt bei 10, 11, 12, 13, 14, 15, 16, 17, 18, 19 und 20 Grad. Die Arbeit beantwortet nicht die aufgestellte Frage, obgleich diese ganz richtig in der Einleitung zu der Arbeit aufgestellt ist. Statt das spec. Gewicht der lege artis bereiteten Tincturen bei ver- schiedenen Temperaturgraden zu ermitteln, hat der Verf. die Tinc- turen selbst durch Digestion bei 11 verschiedenen Temperaturgra- den bereitet und dann das spec. Gewicht ohne Rücksicht auf die Temperatur ermittelt. So ist also eigentlich Nichts für die Lö- sung der Preisaufgabe, aber im Allgemeinen das Resultat gewonnen, dass die bei höheren Temperaturgraden bereiteten Tincturen specifisch schwerer, also concentrirter sind, als die bei niedrigeren Temperaturgraden bereiteten, was freilich schon vorherzusehen war. Diese Arbeit ist mit einem Accessit belohnt. Der Verfasser derselben ist Peter zum Felde, bei Herrn Apotheker Schulze in Jork. No. IV. mit dem Motto: r,Jung geioohnt, alt gethan."' In dieser Arbeit ist eine kurze Erklärung über die Wichtigkeit der Tincturen als Arzneimittel und deren Prüfung auf ihre Güte gegeben. Es folgt dann eine Tabelle, in welcher 137 Tincturen aufgeführt sind, mit Angabe der spec. Gewichte bei 10, 11, 12, 13, 14, 15, 16, 17, 18, 19 und 20 Grad. Bei jeder Tinctur ist die Quelle der Vor- schrift gegeben. In ihrem Aeussern ist diese Arbeit die gefälligste, dann auch die ausführlichste und fleissigste. Eücksichtlich der gewonnenen Resultate steht sie nur der Arbeit No. II. wenig nach und erhielt den II. Preis : ein botanisches Besteck und 2 -^ vom süddeutschen Vereine. Verfasser ist Ernst Hornung in Aschersleben. No. V. mit dem Motto: „Gerivge Arbeit, Product jugendlich strehenden Geistes, das mehr des Tadels, als der Nachsicht verdient.'^ Die Arbeit besteht zwar nur aus einer Tabelle, die aber sehr gut gearbeitet^ist, 63 Tincturen aufführt, mit der Bezeichnung des spec. Gewichts bei allen Graden von 10 — 200R. In einer Anmer- kung am Schlüsse ist die Angabe enthalten, dass die Tincturen nach der Pharm, horussica und nach Schaeht's Appendix bereitet sind. Die spec. Gewichte sind mittelst der Mohr 'sehen Waage Vereinszeitung. 99 gefunden. Erhält den III. Preis: eine Loupe und 2 ■^ vom süd- deutschen Vereine. Verfasser ist: Adolf Bülow bei Hrn. Apotheker Marquart in Lychen. No. VI. mit dem Motto: „ Was Anfangs man gemeint, das findet man am Ende, 0, dass icKs stets auf halbem Wege fände!"' Der Verf. hält in-thümlich die Aufgabe für eine von derHagen- Bucholz'schen Stiftung aufgegebene. Derselbe spricht sich im Eingange über die Ableitung und den Begriff Tinctur aus, kommt darauf zu der Eintheilung der Tinc- turen in einfache und zusammengesetzte. Er stellt dann als Uuter- abtheilungen : 1) Tincturen, welche narkotische Stoffe enthalten. 2) Tincturen, welche vorzugsweise Bitterstoff enthalten. 3) Tincturen, welche vorzugsweise Gerbstoff enthalten. 4) Tincturen, welche vorzugsweise ätherisches Oel oder flüchtige balsamische Stoffe enthalten. 5) Tincturen, welche vorzugsweise Harz enthalten. 6) Tincturen, welche Metallsalze aufgelöst enthalten. Die Bereitung der Tincturen bildet einen besonderen Abschnitt der Arbeit. Das spec. Gewicht wurde mittelst eines 1000 Gran -Glases ge- funden, von 70 verschiedenen Tincturen aber, wie es scheint, nur bei einer Temperatur zwischen 12 — 15*^R., denn es heisst S. 5 der Abhandlung: „Angenommen wurde hiebei die Temperatur von 10 bis 15" R.", sonach ist also diese gar nicht beachtet. Diese Beach- tung ist aber doch ein wesentlicher Theil der Aufgabe. Die Arbeit hat sonst manche Vorzüge vor einigen andern, kann aber des wesentlichen Mangels halber keinen der drei Pi-eise, son- dern nur ein Accessit erhalten. Verfasser ist: Friedrich Dan seh ach er bei Hrn. Apotheker Barnickel in Remmlingen. Um einigermaassen einen Maassstab für die Beurtheilung des Werthes der ausgeführten Arbeiten zu erhalten, ward zuerst das spec. Gewicht der nach der Preuss. Pharm, bereiteten vorräthigen Tinct. Ahsynthii bei einigen verschiedenen Temperaturgraden ermittelt. Sie hatte ein spec. Gewicht bei + 100 R. = 0,925 „ -f 150 R. = 0,920 „ 4- 200 E. = 0,915. Ferner wurde nach der bekannten, von Scbacht und Link entworfenen Tabelle das spec. Gewicht der Tinct. Opii spl. notirt bei -f- 100 R. — 0,982 „ 4- 150 R. = 0,9785 „ + 200 R. ^ 0,976. Eine ganz bestimmte Uebereinstimmung mit diesem Resultate ist nicht zu verlangen, da die Ten)peratilr bei der Maceration oder Digestion die längere oder kürzere Dauer derselben und die Be- schaffenheit der zu den Tincturen vei-wandten Vegetabilien und Rohstoffe auf den Gehalt an aufgelösten Theilen, also auch auf das spec. Gewicht einen wechselnden Einfluss ausüben. Doch ist zu verlangen, dass der Wechsel nur zwischen engen und nicht zu weiten Grenzen sich bewegt. Das spec. Gewicht der ganz genau nach der Vorschrift der Preuss. Pharm, bereiteten Tinct. Opii spl. ward selbst bei 140 R. zwischen 0,974 und 0,985 wechselnd gefunden. "7 ^ 100 Vereinszeitung. Im Allgemeinen hat eigentlich keiner der Bewerber die höchste Spitze der Aufgabe, nämlich die Ermittelung eines bestimmten Ver- hältnisses in Zu- und Abnahme des spec. Gewichts während der festgestellten Temperaturgrade gelöst, aber Einige haben doch die Data dazu zu liefern sich bemüht, und insofern sind die besseren Arbeiten nicht ohne Werth, namentlich No. II. und IV. sehr gut. Es stellt sich also die Prämiirung so: Erster Preis: No. IL Zweiter Preis: No. IV. Dritter Preis: No. V. Accessite: No. III. und No. VI. Veränderungen in den Kreisen des Vereins. Im Kreise Reinfeld ist eingetreten: Hr. Apoth. Triepel in Ahrensburg. Im Kreise Corhaeh ist Hr. Apoth Schütte in Mengeringhausen gestorben, dagegen sein Nachfolger Hr. Apoth. Götte eingetreten, ebenso Hr. Apoth. Leonard! in Adorf. Hr. Apoth. Rein wald in Fritzlar ist ausgetreten und Hr. Apoth. A. Möller daselbst eingetreten. Im Kreise Altstadt-Dresden. tritt ein: Hr. Apoth. Ernst Schneider in Döbeln. Der bisherige Kreis Andreasberg ist in Kreis Goslar umgeändert, da in Andreasberg kein Mitglied mehr existirt, der Kreisdirector seinen Wohnsitz in Goslar hat. — In diesen Kreis ist eingetreten: Hi-. Apoth. Ringleb in Hohen- eggelsen. Im Kreise St. Wendel ist Hr. College Freudenhammer in Saarlouis ausgeschieden. Im Kreise Lissa sind eingetreten: Hr. Apoth. Schumann in Rawicz und Hr. Apoth. Ger icke in Rackwitz. Im Kreise Königsberg ist Hr. Apoth. Schütz in Cüstrin eingetreten. Im Kreise Erxlehen ist Hr. Apoth. Schröder in Neuhaldensleben ausgetreten. Im Kreise Schleswig ist Hr. Apoth. Hennings in Husum ausgeschieden. Im Kreise Freiberg ist ausgeschieden: Hr. Apoth. Krause sen. in Freiberg; ein- getreten: Hr. Apoth. Krause jun, ferner Hr. Apoth. P es chek in Pausa. Im Kreise Leipzig ist ausgeschieden: Hr. Apoth. Morgenstern in Brandis. Im Kreise Osnabrück sind ausgeschieden: HH. Nettelhorst in Iburg, Jan ecke in Freren und Meyer sen. in Osnabrück. Eingetreten sind: HH. Friedrich Meyer jun. in Osnabrück, E. V. Lengerken in Berge. Vereinszeitung. * 101 Notizen aus der Generalcorrespondenz des Vereins, Von Hrn. Berg-Comm. Retscliy Avegen Rücktritts des Kreisdir. Hrn. Strom eyer. Von Hrn. Wahl wegen weiterer Fürsorge für die Pensionaire. Von Hrn. A-'icedir. Brodkorb wegen Mitwirkung dazu. Von Hrn. Vicedir. v. d. Marck wegen Eintritts von Mitglie- dern in die Kr. Münster und Arnsberg. Von Hm. Hof-Apoth. Dr. Bucholz wegen Abrechnung und Generalversammlung. Von ^en HH. Dir. Dr. Herzog und verbeck wegen der Corporations- reclite und nöthigen Vorarbeiten. Von Hrn. Dr. M eurer ebendes- halb und wegen Rechnungssachen. Von HH. Vicedir. Löhr und Kreisdir. Richter wegen der Kreise Crefeld und Düsseldorf. Von Hrn. Klamroth Meldung zu Unterstützung. Von Hrn. Med.-Rath Dr. Müller wegen Corporatiousrechte in Preussen und Stiftung für Studirende. A^on Hrn. Dir. Dr. Geisel er wegen Stiftungen des Vereins, Archiv und Pensionen. Von Hrn. Kreisdir. Dr. Tuchen wegen Legats des Hrn. Apoth. Staacke an den Verein. Beiträge für das Archiv von den HH. Med.-Rath Dr. Göppert, Dr. Flech- sig, Dr. Meurer, Kreisdir. Eder, Hornung, Prof. Dr. Lande- rer. Von Hrn. Vicedir. Ficinus Anmeldung neuer Mitglieder. Von Hrn. Kreisdir. Stresemann Auskunft über die Capital-Ange- legenheit. Von Hrn. Meyer in Neuenkirchen Anzeige vom Tode seines Vaters. Von Hrn. Vicedir. Bucholz wegen Eintritts neuer Mitglieder. Von Hrn. Oberdir. Dr. Walz wegen Prämiengelder und Jahrbuch. Von Hrn. Vicedir. Claussen Anzeige vom Tode des Kreisdir. Hrn. Rüge und Eintritts neuen Mitgliedes. An Hrn. Runge in Heide Instruction als Kreisdirector. Von Hrn. Apoth. Weiss in Riga Beitrag zu Döbereiner's Denkmal, an Dr. Rei- chardt gesandt. Von Hrn. Hofr. u. Leibarzt Di-. Kaufmann in Hannover wegen Nachrichten aus Athen. Von Hrn. Vicedir. Wer- ner wegen neuer Mitglieder. Gesuch des Hrn. Kurth in Jarmen wegen Fürsorge an Hrn. Dr. Faber empfohlen. Von Hrn. Kreisdir. Med.-Ass. Wilms wegen Eintritts von 3 Mitgliedern in Kr. Mün- ster. Von HH. Gebr. Jan ecke wegen Drucks des Archivs. Von Hrn. Vicedir. Ober-Med.-Ass. Dr. Wild wegen Abdruck im Archiv und Sendung für die Bibliothek. An Hrn. Prof. Dr. Ludwig wegen Annales de Chimie et de Physique. An Hrn. Med.-Rath Ov erb eck wegen Directorial- und Unterstützungs- Angelegenheit. Hrn. Sup- pius Tod. Dankschreiben. Wohlgeborner Herr ! Hochgeehrter Herr College ! Durch Herrn Dr. Ehr mann ist mir das Diplom eines cor- respoudirenden Mitgliedes des Apotheker- Vereins in Norddeutsch- land nebst Ihren freundlichen Zeilen zugekommen. Indem ich für diese Auszeichnung meinen ergebensten Dank ausspreche, ebe ich zugleich die Versicherung, dass ich gern jede Gelegenheit ergreifen werde, um mit dem Vereine Mittheilungen zix wechseln. Mit besonderer Hochachtung und Verehrung Ew. Wohlgeboren ei-gebenster Diener Mähr. Ostrau, 17. Novbr. 1856. S. Johanny. 102 Ve reinszeitung , ötes Verzeichniss der Beitrüge für die zu Ehren Wackenroder s in Bonn hei der General -Versammlung ins Lehen gerufene Stiftung, welche dieselhe Tendenz tvie die Brandes-Stvftung verfolgt. 1856. Oct. 26. Durch Hrn. Kreisdirector Schumann: Von den Herren: Klamroth, Ap. in Cottbus ■ 1 ^ — sqr Klamroth, A., Ap. in Spremberg .... 1 „ — „ Morgen, Ap. in Peitz 1„ — „ Kiess, Ap. in Senftenberg 1 „ — „ Schumann, Ap. in Geissen 1 „ — „ „ 27. Durch Hrn. Kreisdir. Dr. Hardtung: Von den Herren: Beddin, Ap in Buxtehude 1 „ — „ Mergeil, Ap. in Harburg 1 „ — „ Dr. Hinüber, Ap. in Hittfeld 1 „ — „ Lohmeyer, Fr Wwe., Ap. in Verden ... 1 „ — „ n 28. Durch Hrn. Ehrendir. Dr. M eurer: Von Hrn. Dr. Bredschneider, Vicedir. in Königs- berg 1 „ 10 „ Nov. 10. „ „ Dünhaupt sen., Ehrenmitglied in Wol- fenbüttel 2„ — „ „ 25. Durch Hrn. Kreisdir. CA. Hederich: Von den Herreh: Dr. Bucholz, Hof-Ap. in Gotha 2 „ — „ Klie, Geh. bei Demselben 1 „ — „ Bredschneider, Lehrl. bei Demselben ... — „ Ib „ Dr. Dannenberg, Ap. in Gotha 2 „ — „ Schäfer, Hof-Ap. das. .......... 2 „ — „ E. L. Hederich, Stadt- Ap. das 2 „ — „ Victor Bauer, Lehrl. bei Demselben ... — »15 n Osswald, Hof-Ap. in Eisenach 5 „ — „ Klinge, Ap. in Tonna — » 15 n Bahr, Ap. in Ruhla . 5 „ — „ Krüger, Ap. in Waltershausen 5 „ — „ Sinnhold, Hof-Ap. in Eisenach 3 „ — „ Geheeb, Ap. in Geisa 5„ — „ Lohse, Ap. in Tambach 2„ — „ Plasse, Ap. in Gr. Behringen — „ 15 „ Stickel, Ap. in Kaltennordheim 3 „ — „ Göring, Ap. in Berka a. d. W 2 „ — „ C. A. Hederich, Ap. in Gotha 2 „ — „ n 27. Durch Hrn. Kreisdir. John: Von den Herren: Täschner, Ap. in Leipzig 2 „ — „ Märtens, Ap. das 2„' — „ Behme, Ap. das 2„ — „ John, Ap, das 2„ — „ Güttner, Droguist das 2 „ — „ Latus . 65 ,$ 10 sm- Vereinszeitung. 103 1856. Tramport . 65 4 10 s^r Berndt, Ap. in Grimma 1„ — „ Atenstädt, Ap. in Oschatz 1 „ — „ Henny, Ap. in Rötha 1„ — „ Voigt's Erben, Ap. in Mügeln 1 „ — „ Arnold, Ap. in Leisnig 1„ — „ Möstel, Ap. in Strehla 1„ — „ Schrieber, Fabrikant das 1 „ — „ Dec. 3. Durch Hrn. Droguist Krieger: Von den HH. Bohn & Krieger, corresp. Mitgl., Drogueriehandl. in Coblenz .... 5 „ — „ „ 8. Durch Hrn. Vicedir. Brodkorb: Von den Herren: Poppe, Ap. in Ai-tern 5„ — „ Brodkorb, Ap. in Halle a. d. S 2 „ — „ Dr. Bley, Med.-Rath, Oberdir. in Bernburg 2 „ — „ (2ter Beitrag) Schwarz, Provisor das 1„ — „ G. Bley, Geh. das 1„ — „ Cuntze, Lehrl. das 1, — „ Hoffmann, Ap. das 2 „ — „ Soussmaun, Geh. aus Petersburg .... 1 „ — „ Tuchen, Ap. in Stassfurth 2 „ — „ Kanzler, Ap. in Calbe a. d. S 1 „ — „ Lüdecke, Ap. in Gönnern 1„ — „ Meyer, Ap. in Gernrode am Harz .... — n 15 « Jonas, Kreisdir. in Eilenburg 1 „ — „ Knibbe, Ap. in Torgau 1 „ — „ Eichter, Ap. in Wittenberg 2 „ — „ Colberg, Kreisdir. in Halle a. d. S 1 „ — „ Dr. Francke, Ap. das 1„ — „ Marche, Fr. Wwe., Ap. in Merseburg . . . 1 „ — „ Schnabel, Administr. das 1 „ — „ Leidolt, Ap. in Beizig 1„ — „ Hörn, Ap. in Schönebeck 1 „ — „ Dr. Geiss, Ap. in Aken 2„ — „ Voley, Ap. in Dessau 1„ — „ Schuster, Ap in Jessnitz 1 „ — „ Porse, Ap. in Rosslau 1„ — „ Weiss, Geh. das 1„ — „ Andr^e, Ap. in Cöthen — >j 20 „ Reissner, Med.-Ass. in Dessau 2 „ — „ Mohrstedt, Ap. in Zörbig 1 „ — „ „ 9. Durch Hrn. Kreisdir. Telke : Von den Herren: Göde, Ap. in Guttentag — » 15 „ Göldel, Ap. in Peiskretscham -^ „ 15 „ Kalkowski, Ap. in Tost — „ 15 „ Schliwa, Ap. in Kosel 1„ — „ Fincke, Ap. in Krappitz 1 „ — „ Trubel, Ap. in Carlsruhe in Schlesien . . 1 „ — „ Lehmann, Ap. in Kreuzburg 1 „ — „ T.elke, Ap. das 1„ — „ Latus . 123 4 • — ''Sf- 104 Vereinszeitung. 1856. Transport . 123 4> — Sf Dec. 12. Durch Hrn. Director Dr. E. F. Aschoff: Von den Herren: Dr. E. F. Aschoff, Ap. in Herford .... 2 „ — „ G. A. Höpcker-Aschoff, Ap. das 2 „ — „ H. üpmann, Ap. in Schildesche 2 „ — „ H. Schreiber, Ap. in Bielefeld 2 „ — „ H. Krönig, Ap. in Gütersloh 1 „ — „ H. Steiff, Ap. in Eheda 1„ — „ Summa . 133 «f — sar Laut 4ten Verzeichnisses (Arch. Bd. 88. p.234) . 428 „ 14 „ Total-Summa . 561 ■^ 14 sgr Der Nachweis über die belegten Capitalien, so wie über die verursachten Ausgaben, findet mit dem Schlüsse des Jahres statt und wird mit dem nächsten Verzeichnisse veröffentlicht. Dr. Herzog. Indem das Directorium allen freundlichen Gebern den besten Dank ausspricht für die Betheiligung bei der Stiftung, welche zum ehrenden Andenken Wacken roder 's gegründet, noch den Nach- kommen in Unterstützung der wissenschaftlichen Ausbildung zu Gute kommen wird, empfiehlt sie diese den Verein selbst ehrende Anstalt der ferneren geneigten Förderung der Mitglieder. Im Decembey 1856. Das Directorium. % Biographisches Denkmal für Dr. Friedrich Philip 2^ Dulk. Friedrich Philipp Dulk wurde den 23. November 1788 zu Stallopöhnen geboren, woselbst sein Vater Accise - Einnehmer war. Schon nach einem Jahre kam er mit seinen Eltern nach Bartenstein, verlebte dort seine erste Jugendzeit und bezog zu Michaelis 1804 die Königsberger Universität, um sich dem Studio der Jurisprudenz zu widmen, während sein älterer Bruder Apothekenbesitzer am Orte war. In einem kleinen Dachstübchen in der Altstadt ( AI tst.- Markt) wohnend, nur mit den spärlichsten Mitteln versehen, da seine Eltern arm waren, erwarb er sich seinen Unterhalt meistens durch Stunden- geben. Nach den für Preussen so unglücklichen Kriegsjahren 18Ü6 und 1807, in 'deren Folge viele aus den von Preussen abgetretenen Polnischen Provinzen entlassene Beamte zurückkehrten, um hier Anstellungen zu suchen, und die Kräfte in der Pharmacie nicht hinreichten, um allen Ansprüchen zu genügen, entschloss er sich im Jahre 1807 zur Pharmacie überzugehen, welchem Berufe er sich mit reger Thätigkeit widmete und grosse Umsicht, sowohl in der Apotheke seines Bruders, als in der während der Kriegszeit auf dem Hintern Haberberge errichteten Feld - Apotheke an den Tag legte. Im Jahre 1812 machte Dulk in Berlin sein Examen als Apo- theker der ersten Classe, und übernahm am 1. Januar 1815 seines Vereinszeituug. 105 Bi-uders Apotheke für alleinige Rechnung, während letzterer sich aufs Land begab. Einen Jüngern Bruder verlor Dulk in der Schlacht bei Leipzig, dem durch die Chefs des Hauses Brückner, Lampe &. Comp, in Leipzig, die mit dankenswerthester Aufopferung, Pflege und Fürsorge sich seiner annahmen, die letzten Lebenstage erleichtert wurden. Im Juli desselben Jahres heirathete Dulk E m i 1 i e , geborene Härtung, welche ihm jedoch frühzeitig im Jahre 1822 durch den Tod entrissen ward. Aus dieser Ehe stammen 2 Söhne und 3 Töchter. Ein Jahr darauf vermählte er sich mit seiner Nichte, der 2ten Tochter seiner noch lebenden Schwester: Arnholdine, geborene Tischler und hatte aus dieser Ehe 3 Söhne und 4 Töchter. F. Ph. Dulk war ein zärtlicher Familienvater und stets für die Ausbildung seiner Kinder in körperlicher und geistiger Beziehung sorgfältig bedacht. War er die Woche über durch Geschäfte und literarische Thätigkeit in Anspruch genommen, so durfte am Sonn- tage Keines seiner Kinder, Schwiegerkinder und Enkel im traulichen Familienkreise fehlen. In diesem dann zahlreichen Kreise verging der Abend bei gemüthlicher, geistig-reger Unterhaltung, sowie auch bei Musik, deren grosser Liebhaber er wai-, wozu die persönliche Bekanntschaft mit Louis v. Beethoven in seiner Jugend viel beigetragen haben mag. Ausflüge in die freie Natur, so wie der regelmässige Sommeraufenthalt am Seestrande erhielten ihn und seine Familie bei steter Frische. Sehr befreundet war er mit dem verstorbenen Geh. Rath Prof. Dr. Sachs hierselbst, der zugleich Hausarzt und intimer Haus- fi-eund war, so wie mit vielen andern lebenden Professoren und Gelehrten. Ferner stand er mit dem verstorbenen Staatsminister H. Th. V. Schön Exe. in einem innig freundschaftlichen Verhält- nisse und besuchte ihn bis an sein Lebensende auf dessen Gute Preuss. Arnau bei Königsberg. So eifrig Dulk von Anbeginn seiner pharmaceutischen Lauf- bahn bemüht war, sich die Chemie in ausgedehnter Weise anzu- eignen, so rastlos verwandte er als praktisch ausübender Apotheker seine freien Stunden zum besondern Studium derselben. Er fand bald Gelegenheit, durch einige wissenschaftliche Vorträge in der Königsberger, von dem verewigten Astronomen B es sei gestifteten physikalisch-ökonomischen Gesellschaft, deren Mitglied er im Jahre 1822 (Januar) geworden war, und durch Mittheilungen aus seinen chemischen Versuchen die Aufmerksamkeit seiner Freunde zu erregen^ die ihm_ den Vorschlag zur tiabilitirung als akademischer Docent unterbreiteten, welcher auch im Jahre 1825 ausgeführt wurde. Seit dieser Zeit hat Dulk ununterbrochen an der Universität Vorlesungen gehalten. Dem von einer Menge, zum Theil noch lebender strebsamer Männer, unter diesen auch der durch seine treff"lichen Werke im Gebiete der physiologischen Chemie berühmte Prof. Dr. CG. Lehmann, im Jahre 1828 ausgesprochene Wunsch, private Vorlesung über analytische Chemie zu halten, kam Dulk gern nach, so wie er auch mehrere Winter Vorträge über Chemie, durch Experimente erläutert, vor Damen und Herren in seiner Pri- vatwohnung abhielt. Nachdem Dulk im Jahre 1827 zum Ehrenmitgliede der Gesell- schaft für gesammte Mineralogie zu Jena ernannt Avar, erlangte er die ausserordentliche Professur an der Universität Königsberg 1830 und wurde auch in demselben Jahre Ehrenmitglied der physikalisch- 106 Vereinszeitung. medicinischen Gesellschaft zu Erlangen, so wie im Jahre 1832 Ehren- mitglied der pharmaceutischen Gesellschaft zu St. Petei'sburg. 1833 wurde Dulk ordentlicher Professor. 1837 Ehrenmitglied des stud. Pharmaceut.-Vereins zu München. 1838 Ehrenmitglied der pharmaceut. Gesellschaft zu Rheinbayern. 1839 correspondiren- des Mitglied der kaiserl. königl. Gesellschaft der Aerzte zu Wien. 1841 Mitglied der königl. deutschen Gesellschaft zu Königsberg i. Pr. und 1844 schmückte ihn Se. Majestät der König mit dem rothen Adler -Orden. Für verschiedene Zeitschriften sind von Dulk wissenschaftliche Abhandlungen, so wie für: Annal. der Chemie und Phj'sik, Journal für prakt. Chemie, Repert. für Pharmacie, Archiv für Pharmacie, Berliner Jahrbuch für Pharmacie erschienen. Ausserdem ein Lehr- buch der Chemie in zwei Auflagen und der Commentar zur Preuss. Pharmakopoe, von dem, ein in Reutlingen herausgekommener Nach- druck ungerechnet, fünf Auflagen erschienen sind. Als Abgeordneter der Stadt Königsberg schloss Dulk sich mit den beiden anderen Abgeordneten der Opposition an, ohne sich jedoch vorsätzlich bei den Verhandlungen des Landtages persönlich zu betheiligen. Seine wissenschaftliche Thätigkeit, die ihn vollständig fesselte, auch wohl sein herannahendes Alter, machten in ihm den Wunsch rege, sich aus dem Apothekeugeschäfte zurückzuziehen; daher ver- kaufte er Anfangs 1849 seine Apotheke und lebte zurückgezogen, dabei aber stets in lebhaftem, geistigem Verkehr mit der Aussenwelt. Seine Vorlesungen, die er so lange im eigenen Hause, in einem besondern Auditorio, gehalten, setzte er mit Eifer in dem Universi- tätsgebävide fort, trotzdem, dass er die Erfüllung seines Wunsches auf ein neues chemisches Laboratoiüum nicht mehr erlebt hat. Seine Kräfte schwanden allmälig, hervorgerufen durch ein lang- jähriges Herzleiden und nur sein lebhafter Geist erhielt ihn. — Im September des Jahres 1852 bekam er einen Schlaganfall, der ihm Anfangs die Sprache raubte, so dass er gezwungen war, seine aka- demische Lehrthätigkeit einzustellen, die durch Hrn. Dr. Spirgatis hier bis zur Ankunft seines definitiven Nachfolgers Hrn. Prof. Dr. Werther vertreten wurde. Zwar besserte sich sein Zustand, jedoch ohneHofi^nung auf längere Dauer; sein lebhafter Geist nöthigte ihn, weiter seine Studien fortzusetzen, die er, seiner Ausgabe des Com- mentars zur Pharmakopoe ausschliesslich widmend, aus verschiede- nen Journalen und Zeitschriften fast bis zum letzten Augenblicke concentrii'te. Alle seine, auch weiter von der Heimath entfernten Kinder hatten sich bei der Trauerkunde seiner Schlagberührung um ihn geschaart; er entschlief den 14. December 1852 Nachts 12 V2 Uhr bei vollem Bewusstsein. 3* Zur Medicinalpolizei. K. Bayerische Verordnung, die Behandlung der Gesuche um die Erlauhniss zum Verkaufe von Geheimmitteln betreffend. Das k. Bayerische Staatsministerium des Innern hat in obigem BetrefP an sämmt^iche k. Kreisregierungen folgende sehr zweck- mässige Verordnung ergehen lassen, welche auch dem k. Ober- Vereinszeitung. 107 Medicinal - Ausschüsse mit der Eröffnung mitgetheilt wurde, das» derselbe zunächst berufeii und in der Lage ist, durch strenge Prü- fung der Angaben über Mischung und Bereitung kosmetischer Mittel und durch genaue Probung der sogenannten Geheimmittel, dann durch hiernach bemessene Gutachten über die Zulässigkeit des Ver- kaufes solcher Mittel die Minderung der desfallsigen Gesuche und der Nachtheile zu bewirken, die aus der eingeschlichenen Vermeh- rung von kosmetischen und Geheimmitteln erwachsen. Staatsministe ri um des Innern. In der Allerhöchsten Verordnung vom 13. Mai 1838 (lieg.-Blatt S. 381) ist bestimmt, dass kosmetische Mittel nur nach erfolgter Begutachtung des Medicinal- oder des Ober-Medicinal-Ausschusses in Bezug auf Mischung, Bereitung und Verkaufspreis, — dann sogenannte Geheimmittel nur nach erlangtem Privilegium, dessen Ertheilung von der Anerkennung der angegebenen heilsamen Wir- kung des Mittels durch den Ober-Medicinal-Ausschuss abhängig ist, verkauft werden dürfen. Hiernach ist für kosmetische vrie für arzneiliche sog. Geheim- mittel eine vorgängige Prüfung durch die Medicinal -Behörden un- bedingt nothwendig. . Bisher sind nun diese Prüfungen als Official- sache behandelt worden. Allein hierfür lässt sich ein genügender Grund nicht entnehmen, zumal diese Prüfungen, sie mögen die Gewiihrung oder ZurückAveisung des Gesuches zur Folge haben, immer nur durch das Gesuch im Interesse von Privaten veranlasst werden. Das unterzeichnete Staatsministerium hat daher nach vorgän- gigem Benehmen mit den k. Staatsministerien der Finanzen, dann des Handels und der öffentlichen Arbeiten zur näheren Ausführung der Bestimmung der Allerhöchsten Verordnung vom 13. Mai 1888 beschlossen, zu verfügen was folgt: 1) Die Prüfung der kosmetischen Mittel, so wie der sog. Geheim- mittel, hat von den zuständigen Medicinal -Behörden jederzeit mit aller Umsicht und Strenge zu geschehen, und ist von denselben niemals eine Verkaufs- und resp. Privilegiums - Bewilligung zu be- antragen, wenn irgend bezüglich der Mischung und Bereitung eines kosmetischen Mittels oder in Ansehung der heilsamen Wirkung eines sog. Geheimmittels ein Zweifel besteht. 2) Bei der gutachtlichen Aeusseruug über den für solche Mittel zu bestimmenden Verkaufspreis ist nicht nach den für die Apotheker gegebenen Taxen, sondern nach jenen Preisen sich zu achten, um welche die betreffenden Ingredienzien aus chemischen Fabriken und sonst im Handel regelmässig zu haben sind; für die Bereitung ist der möglichst billigste Ansatz zu bestimmen. 3) Die Prüfung, dann die Bewilligung zum Verkaufe von kos- metischen und von Geheimmitteln unterliegt der Taxe unter den nachfolgenden Bestimmungen: 4) Für die Untersuchung der kosmetischen Mittel und ebenso für die Erpi-obung der Geheimmittel ist die Taxe nach Ziffer 16 der Medicinal -Taxordnung vom 31. März 1836 mit 2 fl. 30 kr. bis 4 fl. (ausschliesslich der Auslagen für Reagentien, die besonders anzusetzen sind), dann für das hierüber abzugebende Gutachten nach Ziff. 7. ibidem weiter die Taxe mit 3 — 8 Thlr., je nach der Schwierigkeit der Arbeit, vom Gesuchsteller zu entrichten, es mag das gestellte Gesuch hiernach bewilligt werden oder nicht. 5) Die Taxirung der amtlichen Ausfertigung auf das bezügliche 108 Vereinszeitung. Gesuch ist von dieser Untersucliungstaxe unabhängig und richtet sich nach der allgemeinen Taxordniing. 6) Die Einhebung der sub 4) bezeichneten Taxe geschieht mit den übrigen, in Folge solcher Gesuche anfallenden Taxen und Kosten; erstere sind jedoch als Medicinaltaxen, welche den bei den betreffenden Prüfungen beschäftigt gewesenen Mitgliedern des Medi- cinal- und beziehungsweise Ober -Medicinal- Ausschusses auszube- zahlen sind, gesondert zu ven-echnen. 7) Die Bewilligung zum Verkaufe kosmetischer Mittel vmd ein Privilegium für sog. Geheimmittel darf dem Betheiligten vor Bezah- lung der Taxe nicht ausgehändigt werden. Die k. Regierungen haben diese Anordnungen geeignet zur allgemeinen Kenntniss zu bringen und für deren genauen Vollzug Sorge zu tragen. Damit hierbei gleichförmig verfahren werde, wird weiter Folgendes bestimmt: a) Bei allen vom 1. August d. J. an in solchen Gegenständen auf Grund von Gutachten des k. Ober-Medicinal-Ausschusses ergehen- den Ministerial-Entschliessungen wird die Taxe ausgesprochen wer- den, welche nach vorstehender Ziff. 3. zu entrichten ist; die k. Regierungen haben Sorge zu tragen, dass diese Taxen alsbald nach der Einhebung von der Unter -Behörde direct und lediglich mit kurzer Anführung der betreffenden Ministerial-Entschliessung an die Regie -Venvaltung des unterzeichneten Staatsmiuisteriums ein- gesendet werden. b) Die Ki-eis-Medicinal-Ausschüsse sind anzuweisen, bei jedem Gutachten, das sie auf Grund der Allerhöchsten Verordnung vom 13. Mai 1838 abgeben, ausdrücklich auch die Taxe und den oder die Bezugsberechtigten zu bezeichnen. c) Nach dieser Bezeichnung ist der schuldige Taxbeti-ag in die ergehende Verfügung aufzunehmen, und letztere jederzeit ausdrück- lich „an das Tax -Amt der Regierung K. d, I. wegen Vormerkung des Medicinal -Taxbetrages" zu signiren. d) Das Tax -Amt hat diese Vormerkung nach der Anlage zu führen und damit zugleich die Controle über die richtig erfolgende Einsendung der Taxe durch die Unter - Behörden, dann den fort- laufenden Ausweis über die Hinauszahlung der eingegangenen Bei- träge an die Empfangsberechtigten zu verbinden. e) Würde eine Taxeinsendung für den Kreis-Medicinal-Ausschuss verzögert, so hat das Tax-Amt der Regierung K. d. J. dieser darüber Anzeige zu erstatten, damit die Beitreibung eingeleitet wird. Hiernach ist das Weitere zu verfügen. München, den 9. Juli 1856. Auf Sr. Königl. Majestät Allerhöchsten Befehl. Graf von Reigersberg. An sämmtliche k. Regie- Durch den Minister der General- rungen K. d. I. ergangen. Secretair Ministerialrath Epplen. Neue Quacksalberei. P. P. (Datum des Poststempels: 20. November 1856.) Der ungetheilte Beifall, mit welchem überall der von uns debi- tirte, von dem Herrn Medicinalrath Dr. Magnus, Stadt -Physikus in Berlin, approbirte Brust -Syrup aufgenommen wird, und die zahlreichen Bestellungen, welche in .Vereinszeitung. 109 Folge dessen uns darauf von nah und fern zugehen, bestimmen uns, zur Bequemlichkeit des consumirenden Publicums, unsere Läger auf eine damit in Einklang stehende Zahl zu bringen, weshalb wir uns erlauben, Ihnen ein solches hiermit in Commission anzubieten. Rabatt geben wir 2ÜProc. und nehmen Fracht, Porto und diejenigen Annoncen, welche wir ausdrücklich bewilligen, auf unsere Rechnung. Auch liefern wir Placate, welche ausser in Ihrem Geschäftsiocale auch in Gasthöfen und Bahnhofs -Restaurationen, wie in der Post- Passagier-Stube etc. aufzuhängen wären. Der Verkaufspreis der i/i Flasche ist 2 Thlr., der 1/2 Flasche 1 Thlr. Gegen jeden veralteten Husten, Brustschmerzen, langjährige J-Ieiserkeit, Halsbeschwerden, Verschleimung der Lungen, Krampf- und Keuchhusten, Blutspucken (ja selbst gegen Schwindsuchtshusten) zur sofortigen Linderung des Reizes und Beförderung des Auswurfes des zähen stockenden Schleimes erweist sich dieser Syrup, wpnn kein anderes Mittel anschlagen will, als überraschend heilkräftig; mit einem Worte: wer erst damit einen Versuch gemacht, kauft davon mit Freuden wieder und empfiehlt ihn weiter. Diese ausser- ordentlichen Wirkungen sind es, welche unserer Waare überall einen dauernden Absatz trotz aller Concurrenz sichern und uns veranlassten, dieselbe nicht zu scheuen, sondern mit ihr — der voll- kommensten Anerkennung gewiss — in die Schranken zu treten. Wir schmeicheln uns mit der Hofluung, schleunigst mit einer zustimmenden Antwort beehrt zu werden, und können Ihnen die Versicherung geben, dass Sie die Annahme unserer Offerte "eben so wenig in Hinsicht Ihres kaufmännischen Renommes, als in lucrativer Beziehung zu bereuen haben werden. Wenn Sie aber zu unserm Be- dauern auf diesen reellen Artikel zu reflectiren nicht geneigt sein sollten, würden Sie uns durch gefällige baldige Ueberweisung dieses Circulars an eine andere geachtete Firma dort sehr verbinden. In diesem Falle wäre keine Nachricht nöthig; in ersterem bitten wir aber am liebsten umgehend darum, um Sie recht bald in Besitz der Pi-obesendung setzen zu können. Mit Hochachtung ergebenst Wilhelm Mayer & Comp. Breslau, Ritterplatz t'l^'9. - Durch die Post gelangte am 20. November diese gedruckte Anzeige, die an einen hiesigen Kaufmann bestimmt war und von diesem mir überwiesen wurde, in meine Hände. Sie ist ein schlagender Beweis von der Art und Weise, wie durch Leute, die der Medicin und Pharmacie fern stehen, also durch Laien das Publicum benachtheiligt wird : denn es kann nur eine Prellerei genannt werden, Avenn eine Flasche Syrup, deren Werth höchstens 10 Sgr. beträgt, um 2 Thlr. verkauft wird. Aber weit grösser ist der Nachtheil, den die Kranken dadurch erleiden, dass sie nach einem unbekannten Heilmittel greifen und so die ratio- nelle Hülfe verabsäumen. Endlich aber ist diese Art und Weise der Pfuscherei dem Ansehen der Medicin und Pharmacie nachtheilig, besonders dadurch, dass vom Staate angestellte Medicinal- Beamte sich nicht scheuen, einer so unverschämten Pfuscherei und Lüge ihre Hülfe durch Empfehlung zu leihen. Wann wird man anfangen, diesem Unwesen zu steuern? D. R. 110 Vereinszeitung. Zur Toxikologie. Ein neues gefährliches Verschönerungsmittel — schreibt das medicinische Wochenblatt „The Lancet^ — droht in Mode zu kom- men, wofern das Publicum nicht bei Zeiten auf dessen Gefährlich- keit aufmerksam gemacht wird. Es ist . die Belladonna, die seit Kurzem als Mittel „dem Auge Glanz, Lebhaftigkeit und Anziehungs- kraft zu verleihen" öffentlich in den Zeitungen angepriesen wird. Die Annonce will das schöne Geschlecht durch die Versicherung anlocken, da^s die Orientalinnen ihre feurigen Augen lediglich dem Gebrauche der Belladonna verdanken. Die Wirkung dieser Gift- pflanze auf die Pupille und die unausbleiblichen verderblichen Folgen bei längerer Anwendung derselben verschweigen die markt- schreierischen Händler, so dass es nothwendig angerathen scheint, die schönheitssüchtige Frauenwelt vor diesem Englischen Toiletten- Kunststück zu warnen. {Ztgsnachr.) B. 4. Technologisches. Hamlins Mastic (Citliic jpaint). Derselbe wird in England zum Abputzen der Fa9aden, zu inne- ren und äusseren Verzierungen verwendet, namentlich aber salpetrige, feuchte .Wände zu bekleiden. Er haftet ebenso auf Stein, wie aiif Holz und Metall. Sein Auftragen geschieht mit Oel. Derselbe wird dargestellt aus 50 Th. Kalkmergel, 50 Th. Kieselsand und 9 Th. Bleiglätte. (Würzb.gem. Wochenschr. 1866. No.31.) B. Ueber die Prüfung des Guano auf seinen Werth als Dünger. Bei dem in dieser Zeit enorm gesteigerten Verbrauche des Guano sind auch schon vielfache Verfälschungen desselben vorge- kommen, welche dessen Werth sehr verringern, und es ist deshalb unerlässlich, ihn beim Einkauf einer Prüfung zu untei-werfen. Wittstein hat sich deshalb der Mühe unterzogen, eine genaue Untersuchung des Guano vorzunehmen und giebt in Folgendem das Verfahren an. Qualitative Unters2(,chung des Cruano. Zur Erleichterung und bessern Einsicht für die quantitative Untersuchung ist es nöthig, eine qualitative vorangehen zu lassen. Die verschiedenen Sorten echten Guanos sind in ihren äusseren Merkmalen oft sehr ungleich; es ist daher zur Feststellung bestimm- ter Anhaltspuncte nothwendig, von den besseren Sorten auszugehen, und dies sind zugleich diejenigen, welche den Namen peruanischer Guano führen. Der echte peruanische Guano besitzt aber folgende Merkmale. Es ist ein gelbbraunes bis chocoladebraunes, erdiges, feinkrüme- liges, oft in grössern Klumpen lose zusammengeballtes, etwas feuch- tes Pulver, verbreitet einen eigenen urinösen, fast excrementartigen, zum Niesen reizenden Geruch, und hat einen schwachen, stechend salzigen Geschmack. In seiner Masse finden sich zahlreiche weisse, leicht zerdrückbare Krumen, welche an der Luft bald verwittern, Vereinszeitung. 111 in Staub zerfallen und dabei einen sehr starken ammoniakalischen Geruch verbreiten. Für sich erhitzt, entwickelt der Guano weisse, stark ammonia- kalisch riechende Dämpfe, schwärzt sich, verbrennt mit schwacher Flamme und hinterlässt eine grau - bis bläulich - weisse schlackige Asche, welche 30—35 Proc. vom Gewichte des angewandten Guano beträgt. Ist die Asche gelblich oder röthlich, so deutet dies auf Verfälschung mit Lehm etc., sie wiegt dann auch mehr, oft bis 80 und mehr Proceute. Die Asche löst sich in Salzsäure bis auf einen Rückstand, der von gutem (ungetrocknetem Guano) nur 1 — 2 Proc. beträgt. Mit Kalkhydrat und Wasser angerührt riecht der Guano stark ammoniakalisch, besonders beim Erwärmen. Je stärker der Ammo- niakgeruch, um so besser ist der Guano. ]3eim Trocknen im Wasserbade verliert er höchstens 20 Proc. am Gewicht: ein grösserer Gewichtsvei-lust deutet auf absichtliche Befeuchtung. In Wasser geworfen, fällt der Guano rasch zu Boden, durch Kochen mit Wasser werden ihm 50 — 60 Proc. entzogen, mithin blei- ben 40 — 50 Proc. ungelöst. Schlechte Sorten hinterlassen 70—80 Proc. unlöslichen Rückstand. Ein mit in Wasser löslichen Salzen (Koch- salz etc.) verfälschter Guano hinterlässt zwar bei der Behandlung mit Wasser einen verhältnissmässig geringen Rückstand und würde unter diesem Gesichtspuncte als eine gute Sorte erscheinen, wenn auf den Aschengehalt keine Rücksicht genommen würde. Mit Salzsäure Übergossen erzeugt der Guano nur schwaches Aufbrausen. Starkes Brausen deutet auf beigemengten Kalk; in diesem Falle liefert er auch viel Asche. Mit Salpetersäure befeuchtet und in einer Porcellanschale ein- getrocknet, nimmt der Guano eine schöne rothe Farbe an. In concentrirte Chlorkalklösung geworfen entwickelt der Guano sofort Gasblasen von Stickstoff. Quantitative Untersuchung des Guano. Die Zahl der im Guano seither gefundenen Bestandtheile ist sehr beträchtlich, es sind folgende: Salmiak, oxalsaures Ammoniak, harnsaures Ammoniak, phosphor- saures Ammoniak, schwefelsaures Kali, schwefelsaures Natron, phos- phorsaure Ammoniak-Magnesia, phosphorsaurer Kalk, Chlornatrium, Alaunerde, wachsähnlicher Stoff, humussaures Ammoniak, kohlen- saurer Kalk, kohlensaures Ammoniak, unbestimmte organische Stoffe, AVasser, Sand. Es wäre nicht allein sehr zeitraubend, sondern auch zum Be- hufe der Werthbestimmung des Guano völlig überflüssig, eine Ana- lyse auszuführen, wodurch sämmtliche Bestandtheile desselben quan- titativ ausgemittelt würden. Man erreicht den beabsichtigten Zweck sehr gut, wenn man auf die quantitative Bestimmung folgender näherer Bestandtheile Rücksicht nimmt: Wasser, organisdae Mate- rien iucl. Ammoniak, phosphorsaurer Kalk iucl. phosphorsaure Mag- nesia, Alkalisalze und Sand. Nur hat man dann noch durch be- sondere Versuche den Stickstoff- und den Ammoniakgeh'alt des Guano zu ermitteln. 1) Bestimmung des Wassers. 500 Gran Guano versetzt man in einer tarirten Porcellanschale mit 10 Tropfen Salzsäure, mengt rnit Hülfe eines Glasstabes gut durcheinander, stellt die Schale auf ein Wasserbad und lässt sie daselbst so lange, bis nach wieder- 112 -- Vereinszeitung. holtem Wägen keine Gewichtszunahme mehr erfolgt. Auf diese Weise geht alles Wasser und keine Spur Ammoniak fort. 2) Bestimmung der organischen Materien incl. Ammoniak. 250 Gr. Guano werden in einem möglichst weiten Platin- oder Porcellantiegel vollständig eingeäschert. Zu dem Gewichte der hiei-bei gebliebenen Asch^ addirt man die Hälfte des in No. 1, gefundenen Wassers und zieht die Summe von 250 ab. Der Rest ist das Gewicht der orga- nischen Materien incl. Ammoniak. 3) Bestimmung des phosphorsauren Kalks incl. phosphorsaure Magnesia. Die in No, 2. erhaltene Asche wird mit verdünnter Salz- säure digerirt; die Solution von dem ungelöst gebliebenen Antheile abfiltrirt, dieser ausgewaschen und getrocknet. Das Filtrat versetzt man mit Ammoniak im schAvachen üeberschuss, sammelt den da- durch entstandenen Niederschlag von phosphorsaurem Kalk nebst phosphorsaurer Ammoniak-Magnesia auf einem Filter, wäscht, trock- net und glüht ihn. Er besteht nun aus basisch - phosphorsaurem Kalk ::= BCaO -\- PO^ nebst neutraler phosphorsaurer Magnesia != 2 MgO -[- P05, von denen die letztere etwa Vs bis 1/12 des Kalk- phosphats ausmacht. Die besondere quantitative Ermittelung des Magnesiaphosphats ist überflüssig. 4) Bestimmung der Alkalisalze. Die in No. 3. ■ von dem durch Ammoniak erzevigten Niederschlage abfiltrii-te Flüssigkeit enthält, wenn der Guano unverfälscht ist, nur noch Alkalisalze. Sie wird zur Trockne verdampft, die trockne Masse zur Verflüchtigung der Ammoniaksalze geglüht und der Rückstand gewogen. Er besteht wesentlich aus schwefelsaurem Kali und schwefelsaurem Natron, kann aber möglicher Weise auch kleine Antheile dieser Basen an Phosphorsäure oder Chlor gebunden enthalten, was zu ermitteln jedoch hier eben so wenig von praktischem Interesse ist, wie die besondere Bestimmung des Kalis und des Natrons. 5) Bestimmung des Sandes. Der in No. 3. durch die Behand- lung der Guano -Asche mit Salzsäure ungelöst gebliebene Antheil wird geglüht, gewogen und als Sand in Rechnung gebracht. 6) Bestimmung des Stickstoffs. Um die Menge des gesammten Stickstoffs des Guano, d. i. sowohl desjenigen des Ammoniaks, als auch desjenigen der stickstoffhaltigen organischen Materien genau kennen zu lernen, werden 10 Gran Guano nach der bekannten Methode von Varrentrapp und Will mit Natronkalk in einer Glasröhre, wie man sie bei Elementaranalysen benutzt, geglüht, und der dabei als Ammoniak entwickelte Stickstoff in Salzsäure aufge- fangen. Die salzsaure Flüssigkeit verdunstet man dann zu einem kleinen Volum, fällt den Salmiak mit Platinchlorid und absolutem Alkohol, sammelt den gebildeten Platinsalmiak auf einem gewogenen Filter, wäscht ihn mit absolutem Alkohol, trocknet ihn bei 100", wägt ihn und berechnet daraus den Stickstoff. 100 Theile Platin- salmiak enthalten 6,281 Theile Stickstofi". Die besseren Sorten Guano enthalten 12 — 14 Proc. Stickstoff; die schlechteren 1 — 5 Procent. 7) Bestimmung des Ammoniaks. Bequem und hinreichend genau ist der Weg, das vorhandene Ammoniak im Guano zu bestimmen, welcher auf dem Verhalten der Ammoniaksalze zu Chlorkalklösung beruht, die dabei ihren Stickstoff gasförmig entwickeln. Statt aber das entwickelte Gas aufzusammeln und zu messen, was wegen der starken Schatimbildung schwer ausführbar ist, hat Wohl er zweck- mässig anempfohlen, mit Hülfe des beistehenden einfachen Apparats das Volum von Wasser, welches von dem entwickelten Gase ver- drängt wird, zu messen. Vereinszeitimg. 113 Dieser Apj^arat l^esteht au» eioer P^laeche, die ungefähr 1/^ Pf und Wasser fasst, versehen mit einer zweimal gebogenen engen Glasrübre. Der eine, «twa« kürzere Schenkel d«r Röhre wird luftdicht durch einen in den Hals der Flasche pas- senden Kork gesteckt und unten aufwärts umgebogen, um hier- durch das Entweichen von Gas- bläschen möglichst zu verhüten. Er reicht bis nahe an den Boden der Flasche. Durch den Kork ^^ wird noch eine zweite ganz enge "~~| und kurze Röhre gesteckt, die ^ nur dazu dient, um der beim ^S Einstecken des Korks verdräng- ten Luft einen Ausweg zu geben. Der zweite, etwas längere Schen- kel der Rohre taucht in einen schmalen Cylinder oder eine R<)hre, die getheilt ist, am besten in Cubikcentimeter. Die Flasche wird halb mit frisch bei-eiteter, concentrirter, etwas freien Kalk enthal- tender Chlorkalklösung gefüllt und in dem beigezeichneten kleinen Glasgefäss (dem abgeschnittenen Ende einer Proberöhre), in welches man, damit es senkrecht schwimmend bleibt, einige Schrotkömer gelegt hat, 20 Gran Guano abgewogen. Vermittelst der beistehenden kleinen Handhabe von Eisendraht wird es in die Oberfläche der Chlorkalklösung gesenkt, so dass es darauf schwimmt, der Kork mit den Röhren luftdicht aufgesetzt, die Mündung der kleinen Röhre mit Wachs verschlossen und die Flasche bewegt, so das-s das Guano- gefäss umfällt und untersinkt. Es fliesst dann in den graduirten Cylinder dem Volum nach eben so viel Flüssigkeit aus, als sich aus dem Guano Stickgas entwickelt. Wenn die Flüssigkeit im graduir- ten Cylinder nicht mehr zunimmt, bringt man durch Senken des Cylinders den Stand desselben in gleiche Höhe mit der Flüssigkeit im Entwickelungsgefässe, nimmt den Wachspfi-opf ab, zieht den Kork heraus und lässt die noch die Glasröhre erfiillende Flüssigkeit KU der im Cylinder fliessen, worauf man die Maasstheile abliest. 100 C. C. Stickgas (entsprechend 100 C. C. Flüssigkeit im Cylin- der) wiegen 2,003 Gran und bilden mit 300 C. C. Wasserstoffgas, welche 0,429 Gran wiegen, 2,432 Gran Ammoniak. 20 Gran guter Guano entwickeln 70 — 100 C. C. Stickgas; der Ammoniakgehalt des guten Guano beträgt hiernach 7 — 12 Procent. In den schlechteren Sorten findet man oft kaum I/2 Proc. Ammo- niak. [Wittst.Vierteljahrschr. Bd. 4. H.3.) B. Arch. d. Pharm. CXXXIX.Bds. l.Hft. 114 Vereinszeitung. 5. Yerzeichniss der zu Dr. Menrer's Ehrenjnbiläam gezeichneten Beiträge. 1^ sar ^ scfr Vicedirectorium am. Bhein.- Kreis Bonn. Von den Herren: Schumacher, Ap. in Bornheim Dunkelberg, Ap. in Bonn , Staud, Ap. in Ahrweiler Thrän, Ap. in Neuwied Säur, Ap. in Flammersheim Schepperheyn, Ap. in Euskirchen . . . . Bresgen, Ap. in Münstereifel Ciaren, Ap. in Zülpich Dewies, Ap. in Ründerath . Hopp, Ap. in Mayen Blank, Ap. in Coblenz Wrede, Ap. in Bonn Kreis Ruhr. Von den Herren: Weeren, Ap. in Hattingen Hempel, Ap. in Dortmund Bädeker, Ap. in Witten . • Schwarz, Ap. in Sprokhövel . . . . . . Hasse, Ap. in Blankenstein Grevel, Ap. in Wengern Kannegiesser, Ap. in Herdecke Kreis Düsseldorf. Von Hrn. Kreisdir. Dr. Schlienkamp in Düs- seldorf Kreis Duisburg. Von den Herren: Mellinghof, Ap. in Mühlheim a/R Biegmanu, Ap. in Duisburg Vicedirectorium Westphalen. Kreis Herford. Von den Herren: Dr. L. AschofF, Ap. in Bielefeld . . . Steiff, Ap. in Rheda Krönig, Ap. in Gütersloh Dr. E. F. Aschoff, Ap. in Herford . . . Kreis Paderborn. Von den Herren : Eötgeri, Ap. in Rietberg Sonneborn, Ap. in Delbrück Giese, Ap. in Paderborn Latus 15 — 15 — 15 — 15 15 — 15 — 15 — 15 — 15 — 15 — 15 1 — 1 15 — 15 — 15 . — 15 — 15 — 15 20 20 20 13 15 15 15 24 20 10 13 28 Vereinszeitung. 115 4 ^r Transport Kreis Siegen. Von den Herren: Westhoven, Ap. in Olpe Eöseler, Ap. in Winterberg Posthoff, Ap. in Siegen Kreis Münster. reUen die Namen Kreis Arnsberg. Von den Herren: Wilsing, Ap. in Medebach Wrede, Ap. in Hilchenbach Cobet, Geh. in Siegen Vicedirectorium Hannover. Kreis Brinkum. Von den Herren: Wuth, Ap. in Diepholz Fröling, Ap. in Bassum Schwarz, Ap. in Harpstedt du Menil, Ap. in Brinkum Von Hrn. Stockmann, Ap. in Lehrte . . Kreis Stade. Von den Herren : Drewes, Wwe., Ap. in Zeven Hasselbach, Ap. in Dorum Dr. Hein, Ap. in Scharmbeck .... Kerstens, Ap. in Stade Müller, Ap. in Ottersberg Pentz, Ap. in Lesum Rüge, Ap. in Neuhaus Rasch, Ap. in Gnarrenburg Thun, Ap. in Visselhövede . . . . . Wuth, Ap. in Altenbruch Kreis Osnabrück. Von den Herren: Rassmann, Ap. in Dissen Becker, Ap. in Essen V. d. Bussche in Hünefeld Varnhagen, Ap. in Lintorf W. N. . Rump, Ap. in Fürstenau Schreiber, Ap. in Melle Vicedirectorium Braunschweig. Kl eis Blankenburg. Von den Herren: Sprengel, Ap in Dardesheifca Beichel, Ap. in Hornburg Latus — — 24 2 1 — 2 — 5 10 — 10 10 — 10 10 1 1 1 — 1 — 1 — 4 1 — 1 20 — 15 — 15 — 15 1 — — 15 — 15 15 — 15 — 15 5 12 1 — 1 — — 15 — 13 1 — 1 5 1 — 15 1 15 56 «* 116 Vereinszeitung. Transport . Dr. Lucanus, Ap. in Halberstadt . . . . Franke, Ap. in Oschersleben Denstorf, Ap. in Schwanebeck Schiller, Ap. in Pabstorf Vicedirectorium Mecklenburg. Kreis Güstrow. Von den Herren: Eichbaum, Ap. in Goldberg . . . . . . Engel, Ap. in Dargun Dr. Kühl, Ap. in Plan Müller, Ap. in Güstrow Sarnow's Erben, Ap. in Lübz Scheel, Ap. in Teterow HoUandt, Ap. in Güstrow Kreis Sfavenhagen. Von den Herren: Timm, Ap. in Malchin Gremmlei-, Ap. in Woldegk Fischer, Ap. in Friedland Dr. Grischow, Ap. in Stavenhagen . . . , LauflPer, Ap. in Wesenberg Engelke, Ap. in Mirow Burghoff, Ap. in Feldberg Siemerling, Hof-Ap. in Neubrandenburg . . V. Boltenstern, Ap. das. Dautwitz, Ap. in Neustrelitz Menzel, Ap. in Altstrelitz . Giesler, Ap. in Fürstenberg Kreis Bostoch. Von den Herren: Framm, Hpf-Ap. in Dobberan Dr. Kühl, Kaths-Ap. in Rostock Vicedirectorium Bernburg-Eisleben. Kreis Bernhurg. Von den Herren: Dr. Bley, Med.-Eath, Ap. in Bernburg . . Brodkorb, Ap. in Halle Dugend, Ap. in Nienburg Niebuhr, Ap. in Egeln Kanzler, Ap. in Calbe . . Lüdicke, Ap. in Gönnern Meyer, Ap. in Gernrode Kreis Eilenburg. Von den Herren: Jonas, Ap. in Eilenburg ....... Knibbe, Ap. in Torgau ^ , Richter, Ap. in Wittenberg Latus . 1 15 56 — 15 — 15 — 15 15 3 1 — 15 1 — 1 — 1 — 1 — 1 6 1 1 — 1 . — 1 15 — 15 — 15 — 15 1 — 1 — 1 — 1 — 1 11 1 _ 1 2 2 1 — 1 — 1 — 1 — 1 — ""■ 15 7 15 — 10 1 — 1 — — 89 28 15 15 15 25 Vereinszeitung. 117 ■y^ scji ^ sqr Transport . Kreis Dessau. Von den HeiTCn : Dr. Geiss, Ap. in Aken — 20 Andree, Ap. in Cöthen — 10 Hörn, Ap. in Schönebeck 1 Eehdanz, Ap. in Barby 1 Eeissner, Med. -Ass., Ap. in Dessau ... 1 Kreis Halle. Von den Herren: Dr. Franke, Ap. in Halle — 10 Colberg, Ap. das — 10 Kreis Eisleben. Von den Herren: Giseke, Ap. in Eisleben ....... 1 Häseler, Ap. das 1 Müller, Ap. in Mansfeld . 1 Bonte, Ap. in Hettstädt 1 Homung, Ap. in Aschersleben — 15 Krüger, Ap. das. . — 15 Münchhoff, Ap. in Ermsleben — 10 Helmkampf, Ap. in Sandersleben .... — 10 Hammer, Ap. in Gerbstädt — 10 Müller, Ap. in Sangerhausen Marschhausen, Ap. in StoUbei'g — 15 Tegetmeyer, Ap. in Kelbra — 5 Poppe, Ap. in Artern — 15 Brodmeyer, Ap. in Allstädt — 10 Kreis Naumburg. Von den Hen-en : Dr. Tuchen, Ap. in Naumburg 1 Trommsdorff, Med. -Ass., Ap. in CöUeda . . 1 Lindnei-, Ap. in Weissenfeis — 10 Graf, Ap. das — 10 Stutzbach, Ap. in Hohen -Mölsen .... — 10 Guichard, Ap. in Zeitz — 15 Schröder, Ap. das — 15 Gerlach, Ap. in Crossen — 10 Schocher, Ap. in Skölen ....... — 5 Vetter, Ap. in Wiehe Kreis Sommerfeld, Von den Herren: Blase, Ap. in Gassen — 15 Schulze, Ap. in Christianstadt — 15 Curtius, Ap. in Sorau — 15 Obiger, Ap. das — 15 Nicolai, Ap. in Triebel — 15 Köhler, Ap. in Frost — 15 Kühn, Ap. in Bobersberg 1 Ludwig, Ap. in Crossen 1 Knori', Ap. in Sommerfeld 1 Latus . 118 Vereinszeitung. 4 scjr 4 Sf Transport Vicedirectorium Thüringen. Kreis Erfurt. Fehlen die Namen Kreis Gotha. Von den Herren: Schäfer, Ap. in Gotha . Bahr, Ap. in Ruhla Dr. Bucholz, Hof-Ap. in Gotha .... Dannenberg, Ap. das Geheeb, Ap. in Geisa Hederich, Ap. in Gotha Krüger, Ap. in Waltershausen .... Lohse, Ap. in Tambach Moritz, Ap. in Ohrdruff Müller, Ap, in Lengsfeld Sinnhold, Ap. in Eisenach Kreis Saalfeld. Von den Herren: Koppen, Ap. in Eudolstadt DuflFt, Ap. das Göllner, Ap. in Kranichfeld Wedel, Ap. in Gräfenthal Sattler, Ap. in Blankenburg Lindner, Ap. in Königssee Zusch, Ap. in Gr. Breitenbach .... Piesberger, Ap. in Amt Gehren .... Fischer, Ap. in Saalfeld Schönau, Ap. in Oberweissbach .... Stickel, Ap. in Kaltennordheim .... Kreis Jena. Von den Herren: Herbrich, Ap. in Ebersdorf Dr. Mirus, Hof-Ap. in Jena Dr. Schröder, Hof-Ap. in Gera . . . , Buddensieg, Ap. in Tennstädt .... Kreis. Coburg. Fehlen die Namen Vicedirectorium Hessen. Kreis Cassel. Von Hrn. Dr. Fiedler, Med.-Rath in Cassel Kreis Fulda. Von den Herren: Sames, Ap. in Gelnhausen Stamm, Ap. das. Dr. Mörschel, Ap. in Bierstein Beyer, Med. -Ass. in Hanau Rullmann, Hof-Ap. in Fulda Kranz, Ap. in Nauheim Latics 13 10 10 10 15 10 10 10 15 10 15 — 15 — 10 — 15 — 17 — 17 — 17 — 17 — 7 — 15 — 15 1 — 15 — 15 — 15 10 113 13 28 10 10 15 10 ~ -- 151 13 Vereiiiszeitung. 119 4 -T 4 Transport Vicedirectorium Sachsen. Kreis Neustadt -Dresden. Fehlen die Namen Kreis Erzgebirg- Leipzig. Von den Herren: Martins, Ap. in Fi-ankenberg Kirsch, Ap. in Chemnitz Bruhm, Ap. das Fröhner, Ap. in Wechselburg .... Müller, Ap. in Waldheim Oertel, Ap. in Geringswalde Busch, Ap. in Burgstedt Fischer, Ap. in Colditz Dr. Göpel, Ap. in Werdau Grübler, Ap. in Merane Knackfuss, Ap. in Kochlitz Kreis Freiberg. Von den Herren: Urban, Ap. in Brand Walcha, Ap. in Siebenlehn Heinze, Ap. in Nossen , Krause sen., Ap. in Freiberg Krause jun.. Ap. das Rouanet, Ap. das , . . . Lotze, Ap. in Thum Kindermann, Ap. in Zschopau .... Heymann, Ap. in Marienberg .... Wiedemann, Ap. in Freiberg .... Kreis Altstadt -Dresden. Von den Herren: Müller, Ap. in Eosswein Gebauer, Ap. in Döbeln Kriebel's Erben, Ap. in Hohenstein . . Beyer, Adm. das Kraft, Ap. in WilsdruflF Starke, Ap. in Pottschappel Schütz, Ap. in Hain Vogel, Ap. in Lommatsch Dr. Bidtel, Ap. in Meissen Abendroth, Ap. in Pirna Busse, Ap. in Dohna Bienert, Ap. in Giesshübel Hofrichter, Ap. in Schandau Axt, Ap. in Neustadt Eder, Ap. in Dresden Kreis Voigtland. Von den Herren: Otto, Ap. in Elsterberg ....... Pinther, Ap. in Adorf Latus — — 151 17 — 17 1 1 — 1 — — 15 10 — 10 — 15 10 — 10 — 15 1 -^^ 6 1 1 — 1 — 1 — 1 — 1 — — 15 — 15 — 15 15 8 1 1 — — 15 — 15 15 1 — 1 — 1 — 1 — — 5 — 10 — 5 15 — 15 2 — 11 — 5 10 — 15 194 25 13 120 V&reinszeitung. ■^ sor fL Bauer, Ap, in Oelsnitz Bräcklein, Ap. in Elster Transport Vicedirectorium der Marken. Kreis Charlottenburg. Von den Herren: Pauckert, Ap. in Trenenbrietzen Dannenberg, Ap. in Jüterbock . Liman, Hof-Ap. in Charlottenburg Hensel, Hof-Ap. in Potsdam . . Lange, Hof-Ap. das Kreis Erxlehen. Von den Herren: Voigt, Ap. in Wolmirstedt Schulz, Ap. in Gommern . . J^chmann, Ap. in Erxleben Kreis Arnswcdde. Von Hrn. Knorr, Ap. in Labes Kreis Angermünde. Von den Herren: Bolle, Ap. in Angermünde Noack, Ap. in Oderberg . . Kreis Berlin. Von den Herren: Riedel, Ap. in Berlin . .. Blell, Ap. das Riedel, Ap. das Beyrich, Ap. das Schacht, Ap. das A. Meyerhoff, Ap. das. . . Stresemann, Ap. das. ... Voigt, Ap. das Günther, Ap. das. .... Phemel, Ap. das Altmann, Ap. das E. Meyerhoff, Ap. das. . . Dr. Müller, Ap. das. ... Dumann, Ap. das. .... Kreis Stendal. Von den Herren: Senf, Ap. in Calbe a/M, . . Woltersdorf, Ap. in Arendsee Hentschel, Ap. in Salzwedel . Zechlin, Ap. das Fieth, Ap. in Diesdorf . . . Treu, Ap. in Stendal . . . Liatus _ 15 194 1 — 15 2 — — — — _ 5 1 — 20 — 10 2 — 15 — 15 15 1 — — — — — — — — -^ — ,- — ■'^ 14 15 — 15 1 — — 15 — 10 — X0V2 3 — — 222 13 15 31/2 Vereinszeitung, 121 Transport Vicedirectorium Preussen- Posen. Kreis Posen Kreis Lissa. Von den Herren: Kurtz, Ap. in Bomst Plate, Ap. in Lissa Blüher, Ap. in Lissa Kreis Königsberg in Pr. Von den Herren: Schulz, Ap. in Labian Schienther, Ap. in Insterburg .... Klein, Ap. in Tilsit Bernhardi, Ap. das.^^ Quiring, Ap. in Barten Bredschneider, Ap. in Königsberg . . . Bucholz, Ap. in Angerburg Corsepius, Äp. in Widminnen .... Engel, Ap. in Hohenstein Ebel, Ap. in Nicolaichen Fischer, Ap, in Domnau Friedrich, Ap. in Neidenburg .... Hahn, Ap. in Orteisburg Hell wich, Ap. in Bischofstein .... Hille, Ap. in Erlau Herrmann, Ap. in Goldapp Dr. Ihlo, Ap. in Fischhausen .... Kunze, Ap. in Uderwangen Lottermoser, Ap. in Rastenberg .... Mehlhausen, Ap. in Wehlau Mertens, Ap. in Gerdauen Ohlert, Ap. in Tapian Packheiser, Ap. in Seeburg Romecke, Ap. in Lötzen Ross, Ap. in Lapiennen Schenk, Ap. in Kaukehnen . . . . . Schmidt, Ap. in Pillau , Szitnick, Ap. in Ango Weiss, Ap. in Caymen Will, Ap. in Priedland Wächter, Ap. in Tilsit Wittrin, Ap. in Heiligenbeil hiervon Abzug Porto . . . bleiben Vicedirectorium Schlesien. Kreis Kreuzburg. Von den Herren: Sehliewa, Ap. in Cosel Finke, Ap. in Crappitz Le-hmann, Ap. in Kreiizburg Latus — — 222 1 — 1 15 — 15 1 ^^ 2 — — — — — — — 5 — 15 — — 15 — — — — — — — — — 15 — 25 — — — — 15 — — 2 — 1 — 33 — 17V-? 32 121/2 32 1 1 — l — 3 — 257 3V2 121/2 16 122 Vereinszeitung. _^ 4 Transport Göde, Ap. in Guttentag Göldel, Ap. in Peiskretscham Kalkowsky, Ap. in Tost . Telke, Ap. in Kreuzburg Kreis Reichenbach. Von den Herren: Liier, Ap in Freiburg Schönborn, Ap. in Canth Grundmann, Ap. in Zobten Eüdiger, Ap. in Frankenstein Drenkmann, Ap. in Glatz Sommerbrodt, Ap. in Scbweidnitz .... Lonicer, Ap. in Landeck Fischer, Ap. in Mittelwalde Luge, Ap. in Reinerz Neumann, Ap. in Wünschelburg Kreis Grüneberg. Von den Herren: Hänisch, Ap. in Glogau Meissner, Ap. das Krause, Ap. in Polkwitz Pelldram, Ap. in Sagan Müller, Ap. in Freistadt Weimann, Ap. in Grüneberg Wege, Ap. in Neustädtel Bormann, Med.-Ass. in Liegnitz . . . . . Hertel, Ap. das Hoffmann, Ap. in Goldberg Kreis Oels. Von den Herren: Tieling, Ap. in Juliusburg Matthesius, Ap. in Festenbei-g Scholtz, Ap. in Bernstadt Güntzel-Becker, Ap. in Wohlau Riemann, Ap. in Guhrau Tinzmann, Ap. in Stroppen Aust, Ap. in Löwen Oswald, Ap. in Oels Sperr, Ap. in Brieg Werner, Ap. das Wilde, Ap. in Namslau Kreis Ryhnik. Von den Herren: Cochler, Ap. in Tarnowitz Dr. Friedrich, Ap. in Myslowitz Fritze, Ap. in Rybnik Hausleutner, Ap. in Nicolai Höfer, Ap. in JPless Krause, Äp. in Königshütte Latus 3 257 — 15 — 15 15 1 — 5 15 — 15 — 15 — 15 1 — 1 — — 15 — 15 — - 15 — 15 6 1 1 — 1 — — . 15 — 10 1 — — 15 1 — 1 — 1 8 1 — 15 — 20 1 — 1 — 1 — 1 — 2 — 1 — 1 — 1 11 15 1 — 1 — 1 — 1 — — 15 5 — 288 Vereinszeitung. 123 ■•1 sjr 15 15 15 15 15 Transport . 5 Krause, Ap. in Gleiwitz 1 Oesterreich, Ap. in Ratibor 1 Reche, Ap. in Gleiwitz Skeyde, Ap. in Ratibor 1 Schöfinius, Ap. in Pless 1 Stahn, Ap. in Beuthen Vogdt, Ap. in Bauerwitz Wollmann, Ap. in Loslau Louis, Geh. in Tarnowitz Spira, Geh. in t*less Vicedirectorium Holstein. Kreis Glüclcstadt. Von den Herren: Mahn, Ap. in Elmshorn 1 Wolf, Ap. in Glückstadt 1 PoUitz, Ap. in Kellinghusen — 15 Kirchhoff, Ap. in Hohenwestedt — 15 Lütge, Ap. in Poppenbüttel — 15 Nissen, Ap. in Trittau — 15 Kreis Reinfeld. Von den Herren: Kross, Ap. in Nortorf Lindemann, Ap. in Bramstedt Thun, Ap. in Segeberg Martens, Ap. in Neustadt Claussen, Ap. in Oldenburg Kreis Schleswig. Von den Herren: Fehlen die Namen . Mecklenburg, Ap. in Leck Paulsen, Ap. in Sonderburg ....... Kreis Lübeck, Von Hrn. Dr. Geffcken, Ap. in Lübeck . . Nachträglich: Kreis Minden. Von den Herren: Venghauss, Ap. in Rahden — 15 Meyer, Ap. in Levern — 15 Hartmann, Ap. in Oldendorf — 15 Sasse, Ap. in Dielingen — 15 König, Ap. in Bückeburg — 15 Faber, Ap. in Minden — 15 Lampe's Erben, Ap. in Lübbecke — 15 Ohly, Ap. das — ^" 15 Biermann, Ap. in Bünde — 15 Rike, Ap. in Neusalzwerk — 15 288 16 11 15 Latus _ 321 IM Vereinszeitung. r 4 s hatte 570,5 Schmelzpunct und 520 Erstar- rungspunct, gab, mit einem gleichen Gewicht Alkohol geschmolzen, ein dunkles Filtrat, wovon 1 Tropfen den- di'itisch sternförmig erstarrte. Der Rückstand M^urde mit 0,6 seines Gewichtes Alkohol behandelt und das Aus- geschiedene von 59 — 600 Schmelzpunct mit dem zuerst Erhaltenen vereinigt. Die dunkel gefärbte alkoholische Mutterlauge gab bei neuer Verseifung und Zersetzung 206 Ueher LeickemvacJis (Adipocire). mit Schwefelsäure kein Anzeichen vom Vorhandensein einer flüchtigen Säure. Aus dem Barytsalz Hess sich etwas ölsaurer Baryt ausziehen. Die fette Säure aus der alkoholischen Lösung schmolz bei 61^ — 62^ und erstarrte bei 45<^. Der gelbe Rückstand, welcher die reichlichste Menge ausmachte und wachsartige Oberfläche hatte, schmolz bei 43^ — 46^ und erstarrte bei 40^ — 45<^. Das Adipocire No. 2. wurde mit einem gleichen Ge- wicht Alkohol geschmolzen, nach dem Erkalten gepresst, das aus dem Filtrat noch Abgeschiedene mit dem Press- rückstand vereinigt. Das Schmelzen mit Alkohol wurde unter jedesmaliger Verminderung des letzteren zweimal nnd zuletzt noch dreimal mit gleichem Gewicht wiederholt, wobei eine, weisse, blättrige Masse und eine gefärbte Flüssigkeit resultirten. Die weisse Fettmasse verhielt sich beim Krystallisiren wie sogenannte Margarinsäure. Die Schmelzpuncte der fünf letzten Producte von der Behandlung mit Alkohol waren: " Schmelzpunct Erstarrungspunct No. ' 2. 580 530 3. 580 530- -520 4. 580 530- -520 5. 580- -580,5 530 6. 600 550- -540 Die alkoholischen Flüssigkeiten setzten Fette ab von folgenden Schmelz- und Erstarrungspuncten : Schmelzpunct Erstarrungspunct No. 1. 360 — 460 ? 410 ? blieb lange durch- 1. 360_460 ? 410 ? blieb lani scheinend 2. 390 — 410 370 _ 350,5 4. 590 _ 620 400,5—350 5. 620 — 660 580 _ 530 6. 530 _ 660 ? 410 9 wurde erst lieber Temperatur all- mälig matt. Dass es isomere Modificationen der Fette gebe, hält Wetherill nicht für so ausgemacht, wie Duffy, sondern schreibt das spätere Erstarren des geschraolzönefi Fettes bei steigender Temperatur der Entstehung einer Verbin- dung aus den verschiedenen Gemengen des Fettes zu. Bei Zusatz von essigsaurer Magnesia und Essigsäure zu der alkoholischen Lösimg No. 6. schieden sich zuerst glimmerartige Schuppen, dann beim Erhitzen ein Oel auf der Oberfläche aus. Die Schuppen waren eine Seife, lieber Leichemvachs (Adipoclre). 207 deren Säure 720 — 730 Schmelzpunct hatte, also Stearin- säure war; das Oel verhielt sich wie Palmitinsäure (62^ Schmelzpunct, 47^ — 39^ Erstarrungspunct). Das feste Fett No. 6., welches das am meisten durch Krystallisation gereinigte war, lieferte bei wiederholter Behandlung mit Alkohol und bei nochmaliger fractionirter Fällung mit essigsaurer Magnesia Proc^ucte, deren Schmelz- punct und Silbersalz Palmitinsäure anzeigte. Aus der alkoholischen Mutterlauge wurden durch successive Fällung zwei Magnesiasalze erhalten, von denen das aus der neutralen Lösung gefällte aus MgO, C^-^Ü^^O^ bestand und das aus der alkalischen erhaltene weisse amorphe aus 2 MgO, C^'^H-^^O^. Die Säure bei beiden schmolz bei 61 0. Eine weitere Untersuchung durch fractio- nirte Fällung, zur Aufsuchung der Stearinsäure, Avar Avegen Mangel an Material nicht thunlich. Das fossile Adipocire von Bison americanus war ein weisses Pulver, unter dem Mikroskop amorph, talkig- anzufühlen, von etwas unter 0,8365 spec. Gew. Durch heisse Salzsäure werden erdige Bestandtheile ausgezogen, und das Fett erstarrt dann verwirrt krjstallinisch 5 aus Alkohol krystallisirt es wie Margarinsäure. An siedenden absoluten Alkohol giebt die rohe Masse nichts ab ; ein Beweis, dass die fette Säure an eine erdige Base gebun- den ist. Beim Verbrennen im Tiegel bildet sich kein Acrolein und es bleiben 10,6 Proc, weisser. Asche, die sich ohne Brausen in Salzsäure löst. Die 'Zersetzung des Fettwachses durch Salzsäure war von einem ranzigen Geruch begleitet, die abgeschiedene Säure schied beim Schmelzen- eine schwarze, flockige Masse ab, wurde gelblich, wachsähnlich und hatte öl^ Schmelzpunct. Das Adipocire bestand demnach aus: Fett nebst etwas Farbstoff 86,31 Proc. Kalk und Spuren von phosphors. Kalk. . . 10,10 „ flockiger organischer Substanz 3,ö9 „ oder nach Abzug der organischen Substanz aus: fetter Säure 89,5 Kalkerde 10,5. Demnach scheint das fossile Adipocire ein neutrales Kalksalz der gewöhnlichen fetten Säuren des Talgs zu sein. Versuche über die Bildung des Adipocire. Im März 1854 wurde ein Theil rohe und ein Theil gekochte Muskelfaser von dem Herzen eines Ochsen auf 208 Ueher Leichenioacks (Adipocire). einem Objectglase unter einem Deckglase mit Wasser eingeschlossen und mit Siegellack ringsum 'verschlossen. Im April und Mai und selbst im December war keine wesentliche Veränderung eingetreten. Im November 1853 wurden 100 Grm. Käse in ein lose verschlossenes Gefäss gebracht^ mit Wasser bedeckt, das Wasser wurde zeitweilig erneuert. Ein Stück vom Käse war des Vergleichs halber zurückbehalten und in Papier verwahrt worden. Im December 1854 war der Käse in eine weisse, dicke, eiterähnliche Masse, leichter als Wasser, verwandelt; unter dem IVIikroskop zeigten sich blattartige Krystalle und einige Oeltropfen. Der zurück- behaltene Käse war hart und auf der Oberfläche ölig. Beide wurden, der erstere unter Wasser, der letztere für sich, in verschlossenen Gefässen bei Seite gesetzt. Im November 1853 wurden 673 Grm. eines Ochsen- herzens mit Schuylkillwasser in einem verschlossenen Gefäss hingestellt und 816 Grm. eines solchen mit Citronensyrup und Mineralwasser. Im December 1854 hatten die Höhlen und Klappen noch ihre Gestalt und die cJwrdae tendineae waren vollkommen erhalten. Die Substanz im Mineral- wasser war weniger zerfallen, als die andere, aber schwarz vom Schwefeleisen. Die Muskelfaser im Innern war bei beiden schmutzig-gelbroth und zeigte unter dem Mikroskop noch ihre Structur, jedoch ohne die Querstreifung; bei der im Schuylkillwasser gelegenen Probe waren die Fasern zerbrochen, wurden von Alkohol nicht angegriffen und schrumpften mit heisser Essigsäure zusammen. Das Wasser reagirte stark alkalisch. Zwei gekochte Eier, entschält, im Gewicht von 88 Grm., zwei andere, mit Nadelstichen bis in die Mitte versehen, im Gew. 97 Grm., und zwei andere, nicht entschält, im Gew. 96 Grm., wurden zusammen mit Wasser übergössen und in verschlossenem Gefässe aufbewahrt. Bald begannen sie sich zu zersetzen und verbreiteten heftigen Geruch. Im Decem- ber 1854 waren die entschälten Eier in gelblich -weisse Stücke zerfallen, das Wasser reagirte stark alkalisch; am Boden befand sich ein dicker Absatz, der unter dem Mikroskop nichts Krystallinisches zeigte. Im December 1853 Avurde ein Ochsenherz von 1240 Grammen Gewicht in einer tubulirten Vorlage mit Sand so bedeckt, dass man noch einen Theil des Herzens sehen konnte. Auf den Sand Hess man tropfenweise Wasser fallen und zog dieses nach Belieben ab. Im Mai 1854 war die organische Masse schwarz und 1/2 Zoll über ihr Ueher Leichenwachs (Adipocire). 209 begann eine grüne parasitische Vegetation. Im Juni ^\T_irde das Herz, welches seine Gestalt beibehalten hatte, zer- schnitten; die Trennung der Kammern war deutlich, Klap- pen und chordae tendineae Avohl erhalten, der grössere Theil der Fleischsubstanz roth, weich, von Speckconsistenz, stinkend und unter dem Mikroskop amorph, vermischt mit gestreiften Muskelfasern. Das Fett, Avelches absicht- lich vom Herzen nicht entfernt worden war, zeigte sich hart, weiss und ähnlich dem Adipocire. Das Experiment wurde nun fortgesetzt. Im December 1854 wurde das Herz herausgenommen, an der Luft getrocknet, und wog nun bloss 107 Grm., wesentlich aus dem Fett bestehend. Die chord. tend. waren völlig, die Klappen nur andeutungs- weise erhalten. Der Geruch war talgig und zugleich wie Adipocire. Das Fett war hart und glich ganz dem Lei- chenwachs, war theilweise schwerer, theilweise leichter als Wasser, körnig, ein anderer Theil endlich war butter- artig und von 0,8365 spec. Gew. Keiner der verschiede- nen Theile enthielt Fettkügelchen, sondern nur Aggregate von eckiger, weisser Fettsubstanz von ungefähr 1/4 Durch- messer der Fettkügelchen. Aether zog das Fett aus und hinterliess zusammengeschrumpfte Membranen, die in Essigsäure meist transparent wurden. Das Fett enthielt 0,102 Proc. Asche und verrieth beim Verbrennen keinen Geruch nach Acrole'in. Der Schmelzpunct war ungefähr 47^. Im Februar 1855, bis zu welcher Zeit das Fett in lose verstopftem Gefäss aufbewahrt war, wog es 97 Grm., d. h. 7,8 Proc. des ursprünglichen Herzens. Mit Alkohol geschmolzen und stark abgepresst erhielt man 66 Proc. Fett, Berechnet man dies auf die ursprüngliche Masse des Herzens, so erhält man für diese 4,4 Proc. Fett, was wohl geringer iat, als der wirkliche Gehalt desselben. Aus der alkoholischen Lösung wurde ein dunkel gefärbtes Fett erhalten, welches umkrystallisirt heller wurde, bei 690 — 700 schmolz und sich wie Stearinsäure verhielt, obwohl das Barytsalz nur 19,65 Proc. BaO ent- hielt, wahrscheinlich war die Reinigung nicht hinlänglich. Obwohl Wetherill beim Beginn seiner Versuche zu der Annahme geneigt Avar, dass aus den Blut bilden- den Substanzen sich das Leichenwachs bildet, so ist er nach Vollendung derselben vielmehr der Meinung, dass nur das im Körper vorhandene Fett das Adipocire abgebe, ja dass sogar ein kleiner Theil des ursprünglichen Fettes bei der Fäulniss verloren gehe, indem er an der Zersetzung Aldi. d. Pharm. CXXXIX. Bds. 2. Hft. 14 210 Vivianit in menschlichen Knochen. des faulenden Fibrins Theil nehme. Die Umbildung des gewöhnliclien neutralen Fettes in Leichenfett besteht in dem Verlust von Glycerin und fast der ganzen Oelsäure, so dass nichts als Stearin- und Palmitinsäure übrig blei- ben. Eine ähnliche Verwandlung zeigen ja auch die Talg- kerzen, welche 100 Jahre in einer Grube gelegen hatten. (Vergl. Beetz, Poggd. Ännal. LIX. 111.) Aus den Versuchen in den verschlossenen Flaschen sieht man, dass, wenn die Menge des Fettes zum Fibrin nur gering ist, ersteres mit letzterem zugleich zerstört wird. So mag es auch bei vielen Leichen der Fall sein, namentlich wenn der feuchte Erdboden eine Zeit lang die Zersetzungsproducte zurückhält. Dass die Muskelfasern nicht zur Bildung von Adi- pocire beitragen, ist sehr wahrscheinlich, sonst würde man doch einmal unter dem Mikroskop eine Andeutung von der Structur der Faser gesehen haben, und in den obigen Versuchen hätte doch eine bemerkbare Zunahme an Fett eintreten müssen. {Journ. für prakt. Cliem. Bd. 68. H, 1. — Transact. of ihe Americ. Philos. Society. Vol. XI.) H. B. Yivianit in menschlichen Knochen. Nickles beschreibt (Compt.rend. T.XLI. 1855. No.26. p. 1196) zwei stark blaugrün gefärbte Knochen eines weib- lichen Skeletts (den cubitus und de« radius), welche sich auf dem Gottesacker von Eumont (Meurthe) unter den dort seit Jahrhunderten aufbewahrten Gebeinen vorgefun- den haben. Der Ellenbogenknochen war zerbrochen und zeigte auch im Innern seiner Masse die Färbung. Nickles überzeugte sich, dass diese nicht von Kupfer herrührt, sondern, wie er durch Schmelzen mit Alkali fand, aus phosphorsaurem Eisenoxydul besteht. Die Markröhre der Knochen zeigte sich unter der Loupe mit vielen glänzenden Puncten besetzt, welche unter dem Mikroskop als rhomboidale Prismen erschienen, wovon die einen durch horizontale Prismen begrenzt, die andern dagegen von oktaedrischen Flächen an beiden Enden der Makrodiagonale begrenzt waren. Die Krystalle konnten ihrer geringen Grösse wegen nicht gemessen werden; doch reichte das Material hin, Phosphorsäure und Eisen darin genau nachzuweisen. Die Krystallform dieser Verbindung machte es gewiss, dass diese Krystalle Vivianit seien. Wirkung des Chloroforms auf das Blut. 211 Die Entstehung dieser Verbindung ist so zu erklären, dass der phosphorsaure Kalk der Knochen durch das eisenhaltige Wasser, in welchem sie auf diesem Gottes- acker gelegen haben mögen, zersetzt wurde und sich phosphorsaures Eisenoxydul daraus gebildet hat. Bekanntlich hat auch schon früher Hai ding er (Journ. für prakt. Chem. Bd. 46. p. 181) das Vorkommen von Vivianit in einem menschlichen Knochen beschrieben und seine Entstehung ähnlich erklärt. Auch S ch 1 o s s - berger fand in dem Magen eines Strausses zwei Nägel, welche gänzlich mit phosphorsaurem Eisenoxydul über- zogen waren. (Journ. für prakt. Chem. Bd. 68. H. 3.) H. B. lieber die Wirkung des Chloroforms auf das Blut. Dr. Jackson hatte Gelegenheit, das Blut einer Frau zu analysiren, welche den Wirkungen der Einathmung des Chloroforms erlegen war. Er fand, dass das Blut durch das Chloroform zersetzt war und dass das Formyl- chlorid sich in Formylsäure verwandelt hatte, welche er durch Destillation gewann. Das Chlor hatte sich mit dem Blut vereinigt, welches die Eigenschaft zu coaguliren und beim Aussetzen an die Luft sich zu röthen verloren hatte. (Journ. de Pharm. d'Änvers. Mai 1856.) A. 0. Secretion von ßuttersäure, beobachtet bei Käfern. Die Laufkäfer, viele Arten der Gattung Carahus, lassen, wenn man sie reizt, einen übelriechenden Saft aus einer am After liegenden Drüse, der, wie J. Pelouze nachweist, Buttersäure enthält. Dabei ist einerseits zu beachten, dass diese Insektenarten Fleischfresser sind, und dass andererseits, wie Pelouze beobachtet hat, alle Theile des Darmcanals vom Menschen, auch vom Hunde, die Eigenschaft haben, den Zucker imd die Stärke, ebenso wie es durch Casein geschieht, in Buttersäure zu ver- wandeln. {Compt. rend. T. 43. — Chem. Centrhl. 1856. No. 44.) B. 14* 212 III. Eiiteratur und üritilL. Canstatt's Jahresbericht über die Fortschritte in der Pharmacie und verwandten Wissenschaften in allen Ländern im Jahre 1855. Neue Folge. 5r Jahrgang. Erste Abtheilung. Würzburg 1856. (Fortsetzung von Bd. CXXXIX. Heft 1. p. 78.) Scrophularineae. Scrophularineen. — Leptandra virginiea. Der Ysirksame Bestandtheil dieser amerikanischen Arzneipflanze wird Leptandrin genannt und auf folgende Weise dargestellt: Die gröblich zerstossene Pflanze wird mit 90procentigem Alko- kol ausgezogen, von der filtrirten Tinctur der Alkohol wieder ab- destillirt, der Rückstand noch heiss mit der dreifachen Volummenge kalten Wassers vermischt und 8 Tage lang ruhig stehen gelassen, wobei sich das Leptandrin daraus absetzt. Man sammelt es nun, wäscht es völlig mit Wasser aus vmd lässt es trocknen. Es bildet eine dem Asphalt ähnlich aussehende, schwarze oder graubraune, harzige, nach Cyan riechende und schmeckende Masse, schmeckt bitter, aber nicht widrig, verändert sich nicht an der Luft, hat einen glasglänzendeu Bruch, reagirt ganz neutral und giebt ein russähnliches schwarzes Pulver. In Alkohol schwer löslich, in Was- ser unlöslich. Dieser Körper, welcher von Merrel in Cincinnati dargestellt ist, scheint also eine unreine Harzmasse zu sein, die wegen ihres Ansehens als Arzneimittel genauer untersucht zu werden verdient, gleichwie auch die Körper, welche als Zusätze dazu bereits gegeben und noch empfohlen werden, nämlich Podophyllin, Hydrastin, Iri- din, Baptisin, Caulophyllin u. s. w., indem wir davon noch keine Kenntniss haben. Labiatae. Labiaten. — Marruhium vulgare. Strychneae. Strychneen. Ruhiaceae. Rubiaceen. — Rubia tinctoria. Coffea arabica. Cincliona. — Ln vorigen Jahresberichte kündigte Wiggers die Quinologie von Delondre und Bouchardat als eine sehr wich- tige Erscheinung über die Chinarinden an. In diesem Jahresberichte berichtet nun Wiggers specieller darüber, da in dieser Zeit das Werk selbst in seine Hände gelangt ist und die HH. Delondre und Bouchardat ihm höchst bereitwillig vortreffliche Proben von allen den Rinden, deren Beschreibung, Abbildung und Untersuchung den Gegenstand des Werkes bilden, zugesandt haben. Das Werk umfasst vier Abtheilungen. In der ersten giebt es einen kurzen historischen üeberblick über die Chinarinden, haupt- sächlich um damit zu zeigen, wie den Chinabäumen in dem grös- seren Theile der Chinazone, nämlich im Norden von Peru und in Literatur. 213 ganz Columbien, wieder eine grössere Aufmerksamkeit gewidmet werden müsse, als seit dem Anfang dieses Jahrhunderts. Die zweite ist eine kurze Skizze von der Reise mit ihren Beschwerden und Gefahren, welche Delondre am 3. October 1846 von Bordeaux aus begann und von welcher er am 23. Juni 1848 nach Havre zurückkehrte. Auf dieser Reise berührte er Rio Janeiro, Valpa- raiso, Arequipa, und drang dann bis Cuzco vor, wo er mit Wed- dell zusammentraf, mit dem er dann in Gesellschaft die Wälder von Santa Anna, Cocabambilla u. s. w. bis zu einer Plöhe von 15,000 Fuss über der Meeresfläche auf ihren Bestand an China- bäumen untersuchte. Nach Erreichung seiner Endzwecke nahm er denselben Weg wieder zurück. In der dritten Abtheilung werden alle von den Verfassern gesammelten Chinarinden kurz beschrie- ben, durch colorirte Zeichnung versinnlicht und der Gehalt an Chinabasen darin nach eigenen Bestimmungen angegeben, um da- mit den Werth der Rinden am einfachsten und sichersten vorzu- legen. Alle Rinden sind auf 23 grossen Kupfertafeln vortrefflich colorirt und überall, wo es erforderlich war, noch zwei und meh- rere Rindenstücke von ungleicher Form und Grösse abgebildet, und haben diese Abbildungen wohl den höchsten Grad der Vollkom- menheit erreicht, indem sie die Rinden so naturgetreu repräsen- tiren, dass man in einiger Entfernung natürliche Stücke auf Papier liegend zu sehen glaubt. Durch solche Abbildungen ist hier viel mehr erreicht worden, als durch Seitenlange wörtliche Beschrei- bung. Die vierte Abtheilung legt aus allen Resultaten gezogene Schlüsse für die" Praxis vor. •Vor Aufstellung der einzelnen Rinden selbst lässt Wiggers folgende allgemeine Bemerkungen vorangehen: Seit einigen Jah- ren, d. h. seit den in mehreren der vorhergehenden Jahresberichte besprochenen regierungsseitigen Beschränkungen und des gegen- wärtigen gänzlichen Vei'bots der Einsammlung von den so werth- vollen Chinarinden in Bolivia sind die allgemeinen merkantilischen Verhältnisse der China in ein ganz anderes Stadium getreten. Während mau in Folge jener regierungsseitigen Eingriffe eigentlich hätte erwarten sollen, dass die China regia und das allgemein wohl ausschliesslich daraus bereitete Chinin zu unerschwinglichen Prei- sen steigen und bei uns selbst wohl einmal ganz ausgehen würden, verhält es sich damit gegenwärtig gerade umgekehrt, und China regia sowohl als auch Chinin sind fast ganz auf den früheren nie- drigsten Preis zurückgekommen: das Chinin, weil es nicht mehr aus der China regia dargestellt wird, welche bis dahin zu enormen Quantitäten dazu verwandt wurde, dass z. B Pelletier, Delondre und Levaiilant im Jahre 1837 eine Quantität von 12 Mill. Suro- nen (1 = 140 — 150 Pfund, in Summa also ungefähr 1740 Mill. Pfund *) für ihre gemeinschaftliche Fabrik zu Havre ankauften ; und die China regia selbst, weil sie nur noch den Bedarf als Heil- mittel in Substanz zu versorgen hat, zu welcher verhältnissmässig sehr geringen Verwendung die bis zum gänzlichen Verbot der Ein- sammlung auf den Lagern in La Paz u. s. w. angehäuften grossen Massen davon seitdem überreichlich genügt haben und wohl noch lange Zeit ausreichen werden, worin ausserdem der Grund liegt, dass wir jetzt in unserm Handel vorzugsweise mehr oder weniger alte China regia sehen, stellenweise aber auch frische Waare, welche *) Die Angabe scheint doch wohl übertrieben? B. 214 Literatur. zu der Vermuthung berechtigt, dass in den Wäldern von Bolivia noch fortwährend im Geheimen die Königschina geschält und schmug- gelnd ausgeführt wird. Ausserdem kann wohl eine ansehnliche Ergänzung der China regia als Heilmittel in Substanz durch gute aber viel billigere columbische Chinai-inden in den Ländern,«, wo noch keine strenge Controle über die Arzneimittel gehandhabt wird, nicht in Abrede gestellt werden. Versucht man doch, und zwar gegenwärtig mehr als sonst, selbst in den Ländern, wo eine scharfe Aufsicht über die Arzneimittel eingeführt ist, die China regia häu- fig genug mit derselben mehr oder weniger und zum Theil selbst so täuschend ähnlichen columbischen Chinarinden zu vermischen und zu substituiren, dass schon sehr geübte Augen dazu gehören, die Unterscheidung zu erkennen. Wollte man jedoch die China regia nach ihrem Fallen im Preise zu so grossen Quantitäten wie früher wiederum zur Bereitung von Chinin verwenden, so kann man mit Sicherheit voraussagen, dass die China regia in sehr kurzer Zeit mangeln und sie selbst, wie das Chinin, zu einer unerschwing- lichen Höhe im Preise steigen würden, und wollte man zur Deckung dieses Mangels die Einsammlung dieser China in den Wäldern von Bolivia wieder in der früheren rücksichtslosen Weise betreiben, so würde eine gänzliche Ausrottung des sie liefernden Baumes sicher nicht mehr lange auf sich warten lassen. Die columbischen Chinarinden sind es, deren genauere und sichere Kenntniss von Delondre und Bouchardat erstrebt und in ihrer „Quinologie" für die ganze Welt niedergelegt Avorden ist, und welche gegenwärtig in einem vielleicht noch grösseren Maass- stabe wie früher wieder eingesammelt werden, um sie wie bisher, und vielleicht noch ausgedehnter, zum Arzneigebrauch, hauptsäch- lich aber und vielleicht ausschliesslich zur Fabrikation von China- basen zu verwenden. Enthalten sie von diesen nun auch nicht ßo viel, wie die früher verwandte China calisaya, so sind sie doch um so viel wohlfeiler; dass der Preis des Chinins und eben damit zugleich auch der der China regia durch sie auf einen erwünschten Punct hat wieder zurückgebracht werden können. Die Speculation hat selbst in Bogota eine Chinin-Fabrik hervorgerufen, welche wegen ihrer durch die Lage bedingten, leichteren, billigeren und constan- ten Versorgung mit den besten columbischen Rinden natürlich vor- zugsweise begünstigt sein muss. Aber mit welchen der columbi- schen Chinarinden diese und die übrigen grossen Chinin-Fabriken von England, Nordamerika, Frankreich u. s. w. versorgt werden, wissen wir eigentlich nicht, und Delondre und Bouchardat haben nun das grosse Verdienst, dass sie vxns durch Bestimmung des Gehalts an Chinabasen den Werth aller der Rinden, wie sie gegenwärtig in Columbien gesammelt werden, in einer so schönen und uneigen- nützigen Weise kennen lehren, dass man sich wohl einen Begriff darüber machen kann, nach welchen Rinden man sowohl für die Verwendung als Ai-zneimittel, als auch für die Bereitung von Chi- nin greifen wird, und dass sie dafür um so mehr unsern Dank in Anspruch nehmen, als es doch wohl nur ihr Hauptzweck hat sein können, ihre schon von Pelletier begründete grosse Fabrik mit guten columbischen Chinarinden fortwährend sicher zu versorgen. Bleibt man daher auf der jetzt betretenen Bahn, wendet man die China regia nur zum Arzneigebrauch und die columbischen Chinarinden zur Bereitung von Chinin an, so ist an zu hohe Preise und noch weniger an einen gänzlichen Mangel dieser beiden Arz- neistoffe für die nächste Zukunft nicht zu denken. Literatur. 215 In der Hinsicht nun, dass die columbischen Chinarinden die erwähnte wichtige Bedeutung wieder erlangt haben, und nun in Folge dessen die genaue Kenntniss der einzelnen Rinden ein Be- dürfniss geworden . ist, tritt das Werk von Delondre und Bou- chardat als eine der bedeutendsten und wichtigsten Erscheinun- gen in dei' Literatur über China auf. Die von Delondre und Bouchardat beai-beiteten Chinarin- den sind theils echte oder von wirklichen Cinchona-Arten abstam- mende, und theils falsche oder von andern und meist wohl dersel- ben Familie (Cinchoneen) angehörigen Baumarten gewonnen. Wig- gers führt sie hier alle auf: 1. China flava dura. Umfasst eine Reihe von Rinden, welche eine dichtere Textur und in Folge derselben eine grössere specif. Schwere besitzen. Nach Wiggers Ansicht gehöi-en dahin: a) China de Bogota, 3 bis 3,2 Proc. schwefelsaures Chinin. b) „ Huanuco plana., 0,6 Proc. schwefelsaures Chinin. c) „ „ lutea, 0,6 „ „ „ d) „ carabaya plana, 1,2 bis 1,8 Proc. schwefeis. Chinin. e) „ „ convoluta. f) „ „ pallida, 0,2 Proc. Chinidin, 0,3 Proc. schwe- felsaures Cinchonin. g) „ granatensis. li) „ pitayo, liefert 2,0 bis 2,5 Proc. schwefelsaures Chinin, weshalb diese Rinde auch hauptsächlich zur Fabrikation von Chinin verwendet wird. i) „ de Quito flava, 0,3 Proc. schwefeis. Chinin. k) „ „ grisea, 0,6 „ „ „ l) „ de Cusco vera. 2. China flava fibrosa. Die hier unterzustellenden Rinden haben eine viel faserigere und lockere Textur und sind daher we- niger hart und specif. schwer. Nach Wiggers Ansicht gehören dahin : a) China de Cusco flaua^i sehr schwach chininhaltig. &) „ „ „ fusca, ebenso. c) „ „ „ rubra, ebenso. d) „ „ Carthagena rosea, liefert 1,55 schwefeis. Chinin, wonach sie also sehr werthvoll ist. e) „ „ „ lignosa, liefert 2 Proc. schwefeis. Chinin. /) „ aurantiaco - rubra. g) „ rubra Mutis, enthält 1,2 bis 1,4 Proc. schwefelsaures Chinin. h) „ aurantiaca caniculata, liefert 1,5 bis 1,6 Proc. schwe- felsaures Chinin. i) „ „ convoluta, liefert 1,8 Proc. schwefelsaures Chinin. k) „ „ flavescens, giebt 1,2 bis 1,4 Proc. schwefel- saures Chinin. l) „ maracaibo, sehr schwach chininhaltig. 3. China regia, liefert 3,0 bis 3,2 Proc. schwefeis. Chinin. 4. „ Huanuco convoluta, sehr schwach chininhaltig. 5. „ Loxa, vera, ebenso. 6. „ „ nigricans, ebenso. 7. „ Jaen. a) China Jaen nigricans, liefert 1,0 Proc. schwefeis. Chinin. b) „ „ cdbida } enthalten gar keine Base. c) _yi „ jusca \ 216 Literatur. 8. China alba. a) 'China alba brasiUana, falsche Chinarinde. b) „ „ granatensis, giebt 0,12 Proc. schwefeis. Chinin. 9. China de Ocanna fiisca, sie ist die rothe blasse China, welche O. Henry bereits analysirt hat und 0,18 Proc. schwefeis. Chinin erhielt. 10. China de Ocanna rubra. Wegen Mangels an Chinabasen haben Delondre und Bouchardat diese Rinde unter die fal- schen Chinarinden gestellt. 11. Cortex de Argentina rubra, falsche Chinarinde. 12. China rubra brasiliensis, desgl. 13. China nova surinamensis {China Savanilla). Sie hat für uns keine andere Wichtigkeit, als dass man sie der China , rubra beizumischen versucht. 14. China de Para rubra. 15. China nova rubra. Man findet diese Rinde in den letzteren Zeiten häufig der China rubra beigemengt und sie wird am häu- figsten anstatt Cortex adstringens brasiliensis im Handel und in den Apotheken angetroff"en ; enthält keine Chinabase. 16. China nova brasiliensis. Wiggers stellt fest, dass man die China californica nur für die Zweigränder von dem Baume halten kann, dessen Stamm und Astrinden die China nova basilien- sis bilden. 17. China africana, sehr schwach chininhaltig. Das Vaterland dieser Rinde sind die Lagos -Inseln an der afrikanischen Küste. Grosse Aehuliehkeit hat diese Rinde mit der Cortex Geoffroyae jamaicensis, allein schon wegen der citroneugelben Farbe des sich ebenfalls bandförmig ablösenden Bastes dei-selben ist sie diese Rinde nicht. Aber dagegen ist Wiggers der Ansicht, dass sie die Co7'- tex Pereirae, die Pingnaciba der Brasilianer ist, bei denen sie als Fiebermittel in Ruf steht, welche nach Guibourt von einer Val- lesia inedita herstammt und in welcher Blanc und Correa dos Santos, Goos und Fischer eine Pflanzenbase gefunden haben, die sie Pereirin nennen. In der vierten Abtheilung: ihres Werkes suchen endlich De- londre und Bouchardat darzulegen, dass das bisher fast ganz unbeachtet geblienene Cinchonin ebenso gut me Chinin verwandt werden könne, und dass dessen Mitverwendung die einzige wirk- same Maassregel sei, um den Preis des Chinins in Zukunft auf einem erwünschten Standpuncte zu erhalten. Nach Briquet lei- sten 4 Theile schwefelsaures Chinin dieselben Dienste, wie 3 Theile schwefelsaures Chinin. Gomphosia chlorantha. Dieser Baum hat für uns dadurch Inter- esse bekommen, dass seine Rinde, die Cortex Gomphosiae chloran- thae, in neuester Zeit der Calisaya- China, wie Howard berichtet, unterzuschieben versucht worden ist. Sie enthält keine Pflanzen- base, liefert aber bei der Destillation mit Wasser eine ansehnliche Menge nach Narcissen riechendes ätherisches Oel. Fraxineae. Fraxineen. — Fraxinus ornus. Lorantheae. Lorantheen. — Viscum album. Umbelliferae. Unibelliferen. — Petroselinum sativum. Das Apiol von Joret und Homolle aus dem Petersiliensamen dargestellt, welches sich als ein vortrefiliches China-Surrogat erwiesen hat, wird in folgender Weise erhalten: Der Petersiliensamen wird mit 70- bis SOprocentigem Alkohol bis zur Erschöpfung ausgezogen, die vermischten Auszüge mit Thierkohle behandelt, filtrirt, 3/4 des Alko- ^tUP^ Literatur. 217 hols davon abgezogen, der Rückstand in Aether gelöst, die filtrirte Lösung verdunstet, bis jede Spur von Alkohol und Aether entfernt worden ist, der Rückstand mit Vs seines Gewichts Bleiglätte gut zusammengerieben und dann 48 Stunden absetzen gelassen. Das Apiol schwimmt dann oben auf der Bleiglätte, es wird davon ab- genommen und durch ein wenig Kohle filtrirt, worauf es fertig ist und folgende Eigenschaften besitzt: Es ist ein fast farbloses oder schwach gelbliches, öliges Liquidum, schmeckt scharf und piquant, riecht specifisch, wie der gepulverte Samen, hat 1,078 spec. Gew. bei -|- 120, trübt sich bei — 12", ohne zu erstarren, ist unlöslich in Wasser, sehr löslich in Alkohol und nach allen Verhältnissen in Aether und Chloroform. Es ist nicht flüchtig, sondern wird in höherer Temperatur zer- stört, indem es ohne Rückstand verbrennt. Die grösste Aehnlich- keit hat das Apiol mit einem fetten Oel, aber es ist kein solches, indem es dafür ein zu grosses spec. Gewicht und viele andere ver- schiedene Verhältnisse darbietet; Joret und Homolle betrachten es als einen ganz eigenthümlichen natürlichen Bestandtheil, wofür auch die Wirkungen sprechen, in Betreff welcher jedoch auf die Abhandlung verwiesen werden muss. In andern Umbelliferen sol- len analoge Körper vorkommen, -die sie Anisol, Cariol, Cuminol und Phellandrol nennen, über die bis jetzt nichts Weiteres mitgetheilt worden ist. Ptychotis Adjoioan. Das Stearopten aus dem ätherischen Oel des sogen. Adjowaen-Samens ist vonStenhouse untersucht worden. Hydrocotyle asiatica. Krarneriaceae. Krameriaceen. — Jünmeria triandra. Nach Schuchardt haben wir jetzt wenigstens drei Ratanhiawurzeln zu unterscheiden 1. Rad. Ratcmhiae peruv. 2. Rad. Ratanhiae antil- licae. 3. Rad. Ratanhiae granatensis. Papaveraceae. Papaveraceen. — Sancjuinaria canadensls. Be- kanntlich hat Dana schon 1819 in der Wurzel dieser nordameri- kanischen Pflanze eine Base gefunden und dieselbe Sangninarin genannt, welche dann Schi el nach der Formel C39H'6NOS zusammen- gesetzt fand. Als dann Probst und Polex in dem Chelidonium majus ausser einigen andern Körpern eine Base fanden, die sie Chelerythrin nannten, schien diese Base dieselbe zu sein, wie San- guinarin. Allein die auch von Schiel für das Cholerythrin gefun- dene Zusammensetzung = C36H16N0S Hess die Identität noch nicht völlig zum Beschluss bringen. Schiel hat nun beide Basen vergleichend untersucht und er hat sie identisch und nach der Formel C38H16N08 zusammen- gesetzt gefunden. Papaver somniferum. In Rücksicht auf den Unterschied, wel- cher in London, bekanntlich auch von Merk, zwischen einem Smyrnaer und einem Konstantinopolitanischen Opium gemacht wird, äussert sich Maltass dahin, dass derselbe nicht mehr existirt. Das reinste Opium wird bei Ushak, Bogaditza und Simav ge- wonnen. Die Stücke sind klein, zusammenhängend und daher un- ansehnlicher. Karahissar und dessen Umgegend producirt i/s der ganzen jährlichen Ernte, die Stücke von daher sind grösser, aber von geringer Qualität. Wilkin hat sich mehrere Jahre lang in den Opium-Districten aufgehalten, ist mit der Sprache der Bewohner vertraut, und ihm verdankt Maltass die folgenden statistischen Angaben über die Production von Opium. 218 Literatur. Uebersicht zweier Opium -Ernten. Gute Mittelernte Volle Ernte Karahissar 400 Körbe 500 Körbe Afion Cassaba 50 „ 100 „ Sandukli 200 „ 250 „ Sitchauli 60 „ 80 „ Karamuk 25 „ 30 „ Tzai 30 „ 40 „ Bolavadin ,50 „ 60 „ Ushak 250 „ 400 „ Ishikli 100 „ 200 ^ Ekme, Takanak, CouUah ... 100 „ 200 „ Tzal, Baklan ....... 80 „ 100 „ Simav, Ghadiz, Eunovassi, Taou- chauli 200 „ 250 „ Kutayah . • '. 40 „ 50 „ Bogaditza, Eskihissar .... 30 „ 50 „ Ak^Shair 250 „ 300 „ Yalavetz 250 „ 300 „ Karagatz, Sparta, Bourdroun . 150 „ 200 „ 2265 Körbe 3110 Körbe. Gewöhnlich wird die gesammte, alljährlich in der asiatischen Türkei producirte Quantität im Durchschnitt auf 400,000 Pfund geschätzt. Papaverin. Diese von Merck entdeckte Base ist von Ander- son analysirt und in Rücksicht ihres Verhaltens gegen Salpeter- säure, Chlor, Brom und Jod untersucht worden. Die Analyse ergab Resultate, welche der Formel C^OH^iNO^ entsprechen, wodurch also Merck's Angalien völlig bestätigt werden. Cruciferae. Cruciferen. — Sinapis nigra. Cistineae. Cistineen. — Cistus creticus. Sferculiaceae. Sterculiaceen. — Adansonia digitata. Erythroxyleae. Erythroxyleen. — Erythroxylon Coca. Rhamneae. Rhamneen. — Rhamnus frangula. In Rücksicht auf das von Bu ebner aus Rhamnus frangula dargestellte Rhamno- xanthin bemerkt Wiggers, dass dieser Farbstoff durch Bins- wanger's Arbeit schon drei Jahre lang bekannt sei, und dass durch Vergleichung beider Angaben derselbe nicht umhin könne, Buchner 's neuen Farbstoff als mit Binswanger's Rhamnoxan- thin für identisch zu erklären. Aquifoliaceae. Aquifoliaceen. -- Ilex aquifolium. Euphorbiaceae. Euphorbiaceen. — Siphonia elastica. Ueber die verschiedenen Sorten von Kautschuk in Bezug auf ihre Quel- len und Gewinnung hat Weddell interessante Mittheilungen ge- macht. Wir können danach drei Sorten unterscheiden: 1) Kautschuk der Artocarpeen. Wird von verschiedenen Bäu- men aus der Familie der Artocarpeen gewonnen, namentlich in Mexiko von Castilleja elastica, im tropischen Amerika von Cecropia peltata, in Asien und der neuen Welt von Ficus-Kvien, und Ficus elastica ist die Hauptquelle des sogen, ostindischen Kautschuks. 2) Kautschuk der Apocyneen. Wird von verschiedenen Bäu- men aus der Familie der Apocyneen gewonnen. Es giebt deren drei Arten: Das Kautschuk von Singapore (Pülo-Penang) wird auf Sumatra und Borneo von Urceola elastica, das Kautschuk von Madagascar auf Madagascar von Daliea gummifera \ind ein Theil Literatur. 21 9 des brasilianischen Kautschuks in den mittleren Theilen von Bra- silien von Haricornia speciosa gewonnen. 3) Kautschuk der Euphorbiaceen. Wird, wie es scheint, nur von der Siphonia elastica gewonnen und im Handel nach dem Hauptausfuhrplatze desselben Para- Kautschuk, aber in Schriften auch amerikanischer Kautschuk genannt. Es umfasst den grössten Theil des in den europäischen Handel kommenden brasilianischen Kautschuks. Der Baum ist fast über das ganze Flussgebiet des Orinoco, des Maranhon und dessen oberen Nebenflüssen verbreitet. Die Kautschukbäume lassen sich mit milchgebenden Kühen vergleichen : je mehr Milch diesen entzogen wird, desto mehr repro- duciren sie; ähnlich jene Bäume. 20 Bäume liefern aus einem cingehauenen Loch zusammen im Durchschnitt 1 Liter Milchsaft, tind sie können dieselbe Quantität alle Tage mehrere Monate lang liefern, wenn in dieselben täglich mit gehöriger Schonung ein neues Loch, von unten nach oben damit fortschreitend, eingehauen wird. Nach Spruce sind es zwei Siplionia-Ayien, aus denen auf den Höhen von Rio Negro und in den Niederungen des Cassiquiare das Kautschuk gewonnen wird, nämlich: Sirjhonia lutea, Avelche längliche Blätter und gelbe, sehr wohl- riechende Blumen hat, und Siphonia hrevifolia, welche kurze Blätter und purpurfarbige Blumen hat. Beide sind ungefähr lOOFuss hohe Bäume mit einer dünnen, weichen Rinde. Nach Spruce sollen sich mit der Gewinnung des Kautschuks 25,000 Menschen beschäftigen. Rutaceae. Rutaceen. — Ruta graveolens. Quassia amara. Jucjlandeae. Juglandeen. — Juglans regia. Papilionaceae. Papilionaceeu. — Myroxylum piibescens. Ononis spinosa. Astralagus. Mimoseae. Mimosen. — Acacia. Dryadeae. Dr3'adeen. — Brayera anthelmintica. Bu ebner hat eine Infusion der Kussoblüthen mit chromsaurem Kali und Schwe- felsäure destillirt, aber dabei keine spirige Säure erhalten. Diese Säure oder Salicin enthalten sie also nicht, wie mau sonst wohl wegen der Stellung von Brayera im Systeme der Botanik hätte erwarten können. B. Pharmakognosie des TJiierreiches. Class. Äbranchia. Sanguisugo officinalis. — Die meisten tödt- lichen Krankheiten der Blutegel sollen nach Du cor von der Elek- tricität der atmosphärischen Luft herrühren, auf welche Ansicht er durch die Bemerkung geführt wurde, dass er die Thiere bei bevor- stehenden Gewittern unruhig und darauf ki-ank werden sah, und als er daneben Pflanzen- und Thierstofi'e enthaltende Flüssigkeiten in einem Glasgefässe nach einem Gewitter zersetzt fand, dagegen nicht in einem Gefässe von Metall, was er sich dadurch erklärt, dass das Glas als schlechter Leiter die Elektricität zurückhält und anhäuft, während das Metall dieselbe wie durch ein Sieb fortstrei- chen lässt : deshalb brachte er die Egel in ein verzinntes kupfernes Gefäss und will gefunden haben, dass sie sich den Sommer über darin ebenso gut wie im Winter halten. Class. In-secta, Ordo Hemiptera. — Coccus Cacti. Ueber die Cultur der Cochenille auf den vier Canarischen Inseln Teneriffa, Fortaventura, Lanzarotta und Gomera hat v. Minutoli speciellere 220 Literatur. Nachrichten gegeben. Nach demselben soll die Production für das Jahr 1853 1,300,000 Pfund betragen haben. C. Pharmakognosie des Mineralreiches. Petroleum. IL Pharm acie. A. Apparate und Geräthschaften. Scheideflasche. Zur Trennung von zwei über einander ge- lagerten Flüssigkeiten (z. B. ätherischen Oelen von Wasser, Aether von Wasser u. s. w.) empfiehlt Löwe folgende Vorkehrung: Man wählt eine schmale cylindrische Glasflasche mit etwas schlankem Halse und Glasstöpsel und ersetzt ihn durch einen guten Kork, der mit zwei Löchern durchbohrt ist. Durch das eine Loch steckt man ein Glasrohr, welches bis nahe auf den Boden der Flasche reicht, und ausserhalb einen kurzen, hoi-izontal abwärts gebogenen Schenkel hat, um durch dasselbe Luft in die Flasche einströmen zu lassen, wenn die Flüssigkeit aus der letzteren ausfliessen soll. Durch das zweite Loch steckt man ein kurzes Glasrohr, welches in der Flasche genau mit dem Kork endet, und ausserhalb der Flasche nur so lang ist, um eine Röhre von vulkanischem Kaut- schuk, die mit dem Mohr'schen Quetschhahn versehen ist, anbinden zu können, und in dem andern Ende dieser Kautschukröhre ist noch ein Stück Glasröhre befestigt, woraus die Flüssigkeit hervor- fliesst. Ist alles so eingerichtet, so kehrt man die Flasche um, lässt die Flüssigkeiten sich völlig gleich über einander schichten und öffnet den Quetschhahn. Die untere Flüssigkeit fliesst nun ohne Bewegung des Inhalts der Flasche aus, indem die Luft durch das andere Rohr oben in die Flasche strömt. Ist eine der Flüssigkeiten abgeflossen, oder will man sonst das Ausfliessen unterbrechen, so braucht nur der Quetsehhahn geschlossen zu werden. B. Pharmacie der unorganischen Körper. 1. Elektro-negative Grundstoffe und deren Verbindungen unter sich. Oxygenium. Sauerstoff. Hydrogenium. Wasserstoff'. Sidphur. Schwefel. Acidum sidphuros. Um schwefligsaures Gas einfach und billig im Grossen für technische Zwecke zu entwickeln, empfiehlt Mus pratt in seiner „Technischen Chemie" I. 770,. das Erhitzen eines ange- messenen Gemenges von Schwefel und entwässertem Eisenvitriol, wobei sich das schwefligsaure Gas in Menge entwickelt, weil sich dabei FeO, S03 mit 2 At._ Schwefel in FeS und in 2 S02 umsetzt, wonach man die Verhältnisse von FeO, SO^ und von Schwefel leicht ermessen kann. Nitrogenium. Stickstoff. Phosphorus. E. Mitscherlich erklärt es für das empfindlich- ste Mittel zur Nachweisung des Phosphors bei Vei-giftungen, dass mau die verdächtige Masse mit einer angemessenen Menge von Wasser und Schwefelsäure der Destillation unterwirft. Diese ge- schieht am zweckmässigsten aus einem langhalsigen Kolben, der mit einem langen, engen, zweischenkligen Glasrohre luftdicht ver- bunden ist, dessen dritter, senkrecht hinabsteigender Schenkel durch ein weiteres Glasrohr hindurchgeht und darin so eingeschlossen ist, dass man ihn darin, ähnlich wie bei einem Göttling'schen Kühl- Apparat, fortwährend und dadurch abkühlen lässt, dass man kaltes Wasser durch ein Trichterrohr bis auf den Grund leitet, während Literatur. 221 das erwärmte Wasser etwa durch ein Seitenrohr abfliesst. Das durch dieses Kühh-ohr unten hervorragende ^nde des Destillations- rohrs mündet in eine untergesetzte Vorlage. Die Destillation nimmt man zweckmässig im Dunkeln vor, um das Leuchten des Phosphors, wenn er vorhanden ist, beobachten zu können, was während der Destillation statt findet und vorzüglich da bemerkt wird, wo die übergehenden Dämpfe durch den abgekühlten Theil des dritten Schenkels durchgehen. Enthält die Masse auch nur 1/40 tJran Phos- phor, so kann man in etwa 1/2 Stunde 3 Unzen abdestilliren, ohne dass dieses Leuchten aufliört. Alkohol und Aether verhindern das Leuchten nur so lange, bis sie davon abdestillirt worden sind. Mitscherlich hält es für durchaus erforderli-ch, bei Unter- suchungen auf Phosphor denselben als solchen bestimmt nachzuwei- sen, und ist dieses auch durch die nach Mitscherlich's Methode ausgeführte Destillation vollkommen möglich. Nicht bloss ist es das dabei fortwährende Leuchten, welches sein Vorkommen beweist, sondern man erhält dabei auch in der untergesetzten Vorlage kleine in dem Destillat umherschwimmende Phosphorkügelchen in einer für den Beweis hinreichenden Menge condensirt. Als Corpus Delicti giebt man dem Berichte sowohl die Masse, welche bei der Destillation das Leuchten zeigt, als auch das De- stillat mit den darin schwimmenden Phosphorkügelchen bei. Arsenicum. Stihium. Chlorum. Brormim. Borum. Carbo- nicum. 2. Elektro - positive Grundstoffe (Metalle) und alle ihre Verbindungen. Kalium. Cyanetum ferroso -Tcalicum. In der Fabrikation des Kaliumeisencyanürs nach dem wohlbekannten Verfahren durch Glü- hen von Thierkohle mit Pottasche und Eisen hat Bramwell da- durch eine sehr ökonomische Verbesserung angebracht, dass er der ausgelaugten Kohlenmasse zu einer neuen Schmelze nicht wieder Pottasche, sondern schwefelsaures Kali oder daraus bereits mit Kohle reducirtes Schwefelkalium und eine zur Bindung des Schwe- fels reichlich hinreichende Menge von Eisen zusetzt und dann glüht. In gleicher Art wird zur Bereitung des Natriumeisencya- nürs verfahren, indem man hier schwefelsaures Natron oder Schwe- felnatrium für die zweite Schmelze anwendet, und Reindel em- pfiehlt das Natriumeisen cyanür als viel billiger einer ausgedehnteren technischen Verwendung, namentlich zur Fabrikation des Berliner- blau, als es bis jetzt gefunden hat. Jodetuin Kalicum. Das Jodkalium wird nicht selten von Aerz- ten mit Quecksilber-Präparaten zusammen verordnet. Nach wissen- schaftlichen Principien kann zwar schon a prioi'i die Unverträg- lichkeit damit und die durch die Wechselwirkung entstehende Zersetzung eingesehen werden, aber Procter hat doch Versuche darüber angestellt, um ein sicheres Urtheil darüber zu bekommen. Mit Quecksilberchlorür setzt es sich in Chlorkalium und in Queck- silberjodür um, und zwar sowohl in der Kälte, wie in der Wärme, wenn beide Körper zu gleichen Atomen auf einander wirken. Ist aber Jodkalium im Ueberschuss vorhanden, so wirkt dieses auf das Quecksilberjodür und setzt sich damit um in metallisches Queck- silber und Kalium-Quecksilberjodid = KJ -j- HgJ. Mit Quecksilberoxydul und einem Ueberschuss von Jodkalium bilden sich Kali und Quecksilberjodür, das letztere verwandelt sich dann weiter in metallisches Quecksilber und in Quecksilberjodid, 222 Literatur. welches mit dem überschüssigen Jodkalium Kalium-Quecksilberjodid hervorbringt. Mit Quecksilberoxyd entstehen zunächst Kali und Quecksilber- jodid, welches letztere dann mit überschüssigem Jodkalium eben- falls Kalium-Quecksilberjodid hervorbringt. Mit weissem Präcipitat bildet Jodkalium langsam und unter Entwickelung von Ammoniak eine Lösung, deren neue Bestand- theile nicht weiter untersucht wurden. Natrium. — Natrum carbonicum. Zur Fabrikation des kohlen- sauren Natrons im Grossen hat sich Schlösing ein Verfahren pa- tentiren lassen, welches sich darauf gründet, dass wenn man eine concentrirte Lösung von Kochsalz mit Ammoniak versetzt und dann Kohlensäure darauf wirken lässt, zweifach-kohlensaures Natron, was sich dabei schon grösstentheils von selbst ausscheidet, und Chlor- ammonium gebildet werden. Es ist klar, dass sich dabei erst koh- lensaures Ammoniak bildet, was sich zu den erwähnten beiden Pro- ducten mit dem Kochsalz umsetzt. Die Fabrikation besteht in fünf Operationen. Bei der ersten wird die erwähnte Umsetzung bewirkt, bei der zweiten die Auf- sammlung des allsgeschiedenen zweifach-kohlensauren Natrons, bei der dritten die Verwandlung desselben in einfach - kohlensaures Natron durch Glühen, bei der vierten die Wiedergewinnung" des überschüssigen kohlensauren Ammoniaks aus der Mutterlauge durch Erhitzen, und bei der fünften die Weidergewinnung des Ammoniaks aus dem Chlorammonium der Mutterlauge durch Erhitzen mit Kalk- milch, worauf aus derselben nach dem Klären und Verdunsten noch unzersetztes Kochsalz gewonnen werden kann. Lithium. Ammonium. Baryum. Strontium. Magnesium. Calr dum. Aluminium. Ferrum. Manganum. Zincum. Cadmium. Eine Reihe der Salze von Cadmium ist von Hauer untersucht worden. Was das officinelle Cadmium sulphuricum an- betrifft, so kann, wie schon aus früheren Untersuchungen bekannt ist, dasselbe mit einem verschiedenen Wassergehalt krystallisiren. Es wurden nämlich: 2CdO, S03 4- HO von Kühn, CdO,S03 4- HO von Kühn, 2CdO,S03 -}- 5H0 von Rose dargestellt, und diese Salze sind auch von Hauer erhalten worden. Als dieser aber dann auch das C^O; S03-J-4HO von Stromeyer, das als gewöhnlich officinell betrachtete Salz, darstellen wollte, be- kam er dieses nicht, und glaubt daher die Existenz von CdO, S03 -|-4H0 überhaupt in Zweifel ziehen zu müssen. Das Salz, was er bekam, war 3(Cd0, S03) -j- 8 HO, ein Salz, wovon 0,59 Th. nur 1 Th. Wasser von -|- 23" zur Lösung bedürfen und welches sich in heis- sem Wasser nicht viel leichter löst. Dass sich aber Strom eyer bei einer so einfachen Bestimmung des Wassergehalts in einem stabilen Metallsalze um 2^3 zu viel geirrt haben sollte, ist dem, wel- cher dessen Genauigkeit jahrelang mit angesehen hat, nicht wahr- scheinlich, und dieser Umstand kann nur die Vermuthung veran- lassen, dass ausser dem 3 (CdO, S03) -|- 8 HO auch noch das CdO, S03 -f-4H0 existirt, und dass jenes von Strom eyer nicht für dieses genommen worden ist. Für dieses gewöhnliche schwefelsaure Cad- miumoxyd stellt jedoch Rammeisberg die Formel CdO, S03 -f- 3 HO auf. Bism,uthum. Plumhum. Cuprum. Hydrargyrum. Aurum. Literatur. 223 C. Pharmacie der organischen Körper. 1. Pflanzensäuren. 2. Organische Basen. Caffeinum. Zur Bereitung des KafFeins empfiehlt Paccetti anstatt des caffeinarmen Catiees den daran reicheren Thee, und dazu die folgende Behandlung desselben. Man bereitet daraus zunächst durch Auskochen mit Wasser u. s. w. ein dickflüssiges Extract, setzt noch warm auf jedes Pfund davon 2 Unzen feingeriebene Pottasche hinzu, welche beim Durch- rühren ein starkes Aufbrausen hervorbringt, und behandelt die Masse entweder in diesem weichen Zustande, oder nach dem Ti-ock- nen und Zerreiben mit Alkohol, bis dieser nichts Bemerkenswerthes mehr auszieht. Die Alkohol-Auszüge werden filtrirt, durch Destil- lation vom Alkohol befreit und die rückständige Flüssigkeit ange- messen zur Krystallisation verdunstet. Das angeschossene Cafi'ein wird zwischen Leinwand ausgepresst und durch Umkrystallisiren mit Wasser rein weiss dargestellt. Die schwarzen Theesorten lie- fern nach diesem Verfahren mehr Caffein als die grünen, wie die folgende Uebersicht ausweist: Grüner Thee gab .... 0,82 Proc. Caflfein öemeiner schwarzer Thee . 0,90 „ „ Derselbe (andere Sorte) . . 1,16 „ „ Schwarzer Congothee . . . 2,55 „ „ Es kommt also auch auf die Sorte von dem schwarzen Thee viel an. Die billigste Gewinnung würde jedoch wohl darin bestehen, dass man die Blätter des Kafi'eestrauches zum Handelsgegenstande zu bringen sich bemühte und diese nach Paccetti 's Methode auf Caffein bearbeitet. 3. Materia cellulosa. Zellstoff^. 4. Amylum. Stärke. 5. Saccharum. 6. Fermentatio. 7. Gährungsproducte. 8. Pinguedines. Fette. 9. Olea volatüia. Flüchtige Oele. 10. Resinae. Harze. D. Pharmacie gemischter Arzneikörper. Aquae medicatae. Destillirte Wässer. Aquae minerales. De- cocta. Emplastra. Emulsiones. Extraeta. Linimenta. Pidveres. Sapones. Spiritus. Syrupi. Tablettae. Tincturae. Rademacher's Arzneimittel. Aqua Qwassiae. Das nach Rademacher abdestil- lirte Wasser muss doch wirklich etwas enthalten, indem es, wie Jonas gezeigt hat, sowohl Eisen chlorür braun, als auch eine mit Wasser verdünnte Lösung von Guajakharz blau färbt, selbst wenn man es noch mit der achtfachen Menge Wasser verdünnt hat. Aber was darin ist, wurde nicht erkannt. Geheimmittel. Racoliol aus der Apotheke des Hrn. Hand- tel zu St. Martin in Presburg, die Flasche zu 1 Fl. C M. käuflich, früher als Mittel wider die Cholera und nach deren Verschwinden für schwache Magen, ist nach der Untersuchung eines Ungenannten eine Mischung von Alkohol, Wasser und Zucker, mit einer gerin- gen Menge von irgend einem nach Aepieln riechenden Oel aro- matisirt. 224 Literatur, Miscellen. — Zahnkitt. Einen Zahnkitt nach Ponton erhält man durch Auflösen von 1 Th. Mastix in 2 Th. Collodium, welcher, wenn man einige Tropfen davon mit fein geschnittener Baumwolle in die mit Zucker gereinigte Zahnhöhle steckt, sofort fest anheftet, über ein halbes Jahr darin sitzen bleibt und selbst das weitere Verderben des Zahnes zu verhindern scheint. Kothe Tinte. Kindt hat gefunden, dass sich die aus Coche- nille bereitete rothe Tinte jahrelang hält, wenn man sie anstatt mit kohlensaurem Natron oder Kali, mit so viel kohlensaurem Am- moniak bereitet, dass dieses in der Tinte im Ueberschuss bleibt. Die Kressler'sche Vorschrift zur Bereitung einer schönen rothen Tinte besteht darin, dass man 4Loth bester gepulverter Cochenille in eine Lösung von 4 Loth krystallisirtem kohlensaurem Natron in 1 Pfund destillirtes Wasser schüttet, eine Stunde unter öfterem Unirübren stehen lässt, filtrirt und der bläulich -rothen Flüssigkeit nach und nach ein pulverisirtes Gemenge von 4 Loth Alaun und 4 Loth Weinstein zusetzt, bis die gewünschte Höhe der rothen Farbe entstanden ist, indem man nach jeder Portion das Aufbraur sen vorübergehen lässt. Alan lässt nun die Tinte sich absetzen, giesst sie klar ab und versetzt sie mit einer Lösung von 3 Loth Gummi arabicum in ein wenig Wasser und etwas Nelkenöl. Das Werk fährt fort, eine überaus wichtige Sammlung für die Erleichterung der Uebersicht der wichtigeren Arbeiten auf dem Gebiete der Pharmacie zu repräsentiren. Dr. L. F. Bley. 225 Zweite Abtheilun^. Vereins -Zeitung, redigirt vom Directoiium des Vereins. 1. Biographisches Denkmal für He inrich s ann. Heinrich Osann, vordem Hof- Apotheker in Jena, geboren im Jahre 1789 zu Saleck bei Naumburg, woselbst er von seinem Yater, dem dortigen Prediger, seinen Jugendunterricht empfing, trat im löten Lebensjahre (1805) bei dem damaligen Hof-Apotheker Wilhelmi in Jena als Lehrling ein und fand an Rittler seinen Lehrer und bald auch väterlichen und bewährten Freund. Hierzu mochten wohl die harten Bedrängnisse nach der verhängnissvollen Schlacht am 14. October 1806 beigetragen haben, welche beide schon früher näher an einander führten, als dieses sonst im Leben zwi- schen dem Provisor und Lehrling in Apotheken zu geschehen pflegt. Nach überstandener Lehrzeit suchte Osann in weiteren Kreisen, namentlich in den Hauptstädten Norddeutschlands und in Berlin, vollkommenere Ausbildung und Belehrung in seinem Fache. Von hier zurückgekehrt, nahm er 1814 die ihm angetragene Stelle eines Provisors in hiesiger Hof-Apotheke an und widmete sich unter Döber einer 's Führung, der ihm stets Freund blieb, neben dem Geschäfte in der Officin, mit regstem Eifer dem tieferen Studium der Chemie und Pharmacie. Er bildete sich, durch diese akade- mische Anregung gehoben, zu einem der kemitnissreichsten und tüchtigsten Apotheker aus. Als nach dem Ableben Wilhelmi's 1827 Ritt 1er in den alleinigen Besitz der Hof-Apotheke gekommen war, wurde ihm sein treuer Gehülfe Osann Schwiegersohn und Compagnon des Geschäfts zugleich. Kurze Zeit danach, im Jahre 1829, erfuhr die dortige Hof- Apotheke nicht nur eine zeitgemässe, radicale Reorganisution durch die Einrichtung, in welcher sie jetzt noch blüht, sondern Osann entfaltete nun auch als Mitdirigent des Geschäfts eine Thätigkeit, welche Letzterem den bekannten, mit Recht so weit ausgebreiteten Ruf brachte. Ohne die höchst schätzbaren Verdienste seines vor- treflPlichen väterlichen Freundes, des damals schon alternden Ritt- 1er, im Geringsten zu schwächen, ist es doch ausser Zweifel, dass Osann in jener Zeit und bis zu seinem Austritte in jeder Hinsicht die Seele dieses wahrhaft ausgezeichneten Apothekengeschäfts war. Wer erinnert sich nicht gern dieses gegen Arme und Reiche, bei' Tage wie in der Nacht stets dienstbereiten, humanen, freund- Arch. d. Phai-m. CXXXIX.Bds. 2.Hft. 15 226 Vereinszeitung. liehen und feingebildeten Mannes, der fast ein halbes Jahr- hundert hier am Orte zum Wohle Leidender wirkte? Am 5. d. M. geleiteten seine Freunde dessen irdische Ueber- reste zur Ruhestätte, wo sie neben seinem Freunde Ritt 1er und denen seiner ihm vor mehreren Jahren vorangegangenen Gattin beigesetzt wurden, nachdem dessen mehrjährige unheilbare Gehirn- leiden, welche vornehmlich in ausgebreiteten Arterien- Verknöche- rungen bestanden, ein Schlagfluss am 2. d. M. geendigt hatte. Wir haben in ihm einen braven Mann verloren. Friede sei- ner Asche ! 2. Vereins - Angelegenheiten. Veränderungen in den Kreisen des Vereins. Im Kreise Altstadt-Dresden ist Hr. Vicedir. Ficinus gestorben. Hr. Apoth. Dr. Struve ist nach Verkauf seiner Apotheke ausgeschieden, dessen Nachfolger, Hr. Apoth. Richter, eingetreten. Im Kreise Crefeld ist Hr. Apoth. Marks in Uerdingen ausgeschieden, Hr. Kütze in Crefeld eingetreten. Im Kreise Sommerfeld ist Hr. Apoth. Zauke in Pforten eingetreten. Im Kreise Braunschiveig ist Hr. Apoth. Bischoff in Hasselfelde eingetreten. Im Kreise Erfurt ist Hr. Apoth. Zimmermann in Erfurt eingetreten. Im Kreise Lübeck ist an die Stelle des Hrn. Kindt dessen Nachfolger im Ge- schäfte, Hr. Apoth. Eduard Martin Friedrich Leonhard Gott- schalk getreten. Aus demselben Kreise ist Hr. Hof- Apoth. Kindt in Eutin durch Tod geschieden. Im Kreise Arnsberg bleibt Hr. Apoth. Knaup Mitglied. Im Kreise Berlin ist Hr. Apoth. Simon an die Stelle seines verstorbenen Herrn Vaters eingetreten. Im Kreise Münster sind eingetreten die Herren: Apoth. Bracht in Haltern, „ Engelsing in Altenberge, „ Eylardi in Harsewinkel, „ Speith in Oelde. Im Kreise Gotha wird Hr. College Brückner in Salzungen ferner Mitglied bleiben. Im Kreise Pritzwalk ist Hr. Apoth. Keil in Havelberg eingetreten. Der Kreis Königsberg ist also getheilt worden: A. In Kreis Königsberg. 1. Bred sehn eider, Vicedir., Ap. in Königsberg. 2. Hille, Ki-eisdir., Ap. in Pr. Eylau. Vereinszeitung. 227 3. Fischer, Ap. in Domnau. 4. Wittrin, Ap. in Heiligenbeil. 5. Pitt er, Ap. in Creuzburg. 6. Schmidt, Ap. in Pillau. 7. Ihlo, Ap. in Fischhausen. 8. Will, Ap. in Friedland. 9. Kunze, Ap. in Uderwangen. 10. Mehlhausen, Ap. in Wehlau. 11. Ohlert, Ap. in Tapiau 12. Wächter, Ap. in Tilsit. 13. Klein, Ap. in Tilsit. 14. Bernhardi, Ap. in Tilsit. 15. Schulz, Ap. in Labiau. 16. Ho ff mann, Ap. in Schaaken. 17. Weiss, Ap. in Caymen. 18. Ros, Ap. in Lappienen. 19. Schenk, Ap. in Kaukehmen. B. In Kreis Angerburg. 1. Bucholz, Kreisdir., Ap. in Angerburg. 2. Luttermoser, Ap. in Rastenburg. 3. Thiel, Fabrikant, z. Z. in Adl. Ranten. 4. Quiring, Ap. in Barten. 5. Herrmann, Ap. in Goldapp. 6. M arten s, Ap. in Gerdauen. 7. Schienther, Ap. in InsteEJjurg. 8. Friedrich, Ap. in Neidenburg. 9. Engel, Ap. in Hohenstein. 10. Hahn, Ap. in Orteisburg. 11. Kollecker, Ap. in Allenstein. 12. Ebel, Ap. in Nicolaiken. 13. Packheiser, Ap. in Seeburg. 14. Romeycke, Ap. in Lötzen. 15. Szittnick, Ap. in Argo. 16. Leonhard, Ap. in Rhein. 17. Hell wich, Ap. in Bischoffstein. 18. Bredemeyer, Ap. in Benkheim. Notizen aus der Gener alcorrespondenz des Vereins. Hrn. Dr. M eurer über die Stiftung zu Ehren seines Jubel- festes. Von Hrn. Med.-Rath Dr. J. Müller wegen Statuten zu sei- ner Stiftung. Ihm Dank gesagt. Von denHH. Hör nung, Kraut- hausen, Stölter, Landerer, Eder, Dr. Herzog, Med.-Rath Overbeck, Dr. A. Overbeck, A. Hendess, Dr. Witting jun., Kümmell Einsendungen für das Archiv. Von Hrn. Dr. Gräger Vorschläge zum Besten des Vereins. Mehrere Beiträge zur Wacken- roder-Stiftung und Meurer's Ehrengeschenk. Von Hrn. Kreisdir. Ibach wegen pharmaceut. Angelegenheiten. Von Hrn. Kreisdir. Birkholz wegen neuer Veranstaltungen für Studirende der Phar- macie in Breslau. Von den HH. Vicedir. Claussen, Bucholz, Bredschneider und M eurer für Ficinus wegen Eintritte neuer Mitglieder und Abgangs einiger älterer. Von Hrn. Dr. M eurer Meldung von des Hrn. Vicedir. Ficinus Ableben. Bestellung sei- nes Naehfolgers, Hrn. Kreisdir. Vogel. Von Hrn. Vicedir. Löhr wegen neuer noch restirender Abrechnungen der Kreise Crefeld 15* 228 Vereinszeitung. und Düsseldorf. Von den HH. Med.-Rath Dr. fi edler und Ober- Med.-Ass. Dr. Wild in Cassel wegen der Vereinsleitung in den Hessischen Kreisen. Von Hrn. Kreisdir. Eder wegen Bestellung eines Diploms. Von Hrn. Hof-Apoth. Dr. Steege in Bukarest w^egen Archiv-Bestellung für das Medicinal-Collegium. Von Hrn. Vicedir. Bredschneider wegen nothwendig anderer Kreiseinthei- lung des Kreises Königsberg, Zertheilung in Kreis Königsberg und Angerburg. Von Hrn. Dir. Dr. Geiseler Anmeldung neuen Mit- gliedes. Von Hrn. Langerfeld in Dresden wegen Auftrages des Hrn. ricinus. Von HH. Prof. Dr. v. Martins und Dr. Th. Mar- tins wegen Nachrichten aus Brasilien. Von Hrn. Berg-Commiss. Ketschy wegen Ein- und Austritts von Mitgliedern. Von Hrn. Dir. Dr. Geiseler wegen neuer Mitglieder. Von HH. Prof. Dr. Ludwig und Privatdoc. Dr. Reich ardt wegen Arbeiten für das Archiv. Von Hrn. Dr. Lander er Sendung mehrerer Werke. Von Hrn. Kreisdir. Kümmell wegen Pension für Wwe. Schütte. Von Hrn. Vicedir. Löhr wegen dergl. für Wwe. Hecker. Von Hrn. Kreisdir. Dr. Witte wegen seiner Uebernahme der Vereinsgeschäfte. Von Hrn. Dr. Kohl in Bonn wegen Arbeiten zum Archive. Von Hrn. Apoth. Wese wegen Preisfrage. Von HH. Hof-Apoth. Dr. Mirus, Osann's Nekrolog. Von Hrn. Med.-Eath Dr. Fiedler Nekrolog Harnier's. Von Hrn. Senat. Schmidt Nekrolog des sei. Dr. Schmidt in Sonderburg. Von Hrn. Vicedir. Bredschneider Anmeldungen in den Kr. Danzig und Posen. Anfrage wegen un- regelmässiger Sendung des Jahrbuches für prakt. Pharmacie. Von Kreisdir. Knorr wegen Diploms für Hrn. Zanke in Pforten. Von Hrn. Med -Rath Dr. Müller Einsendung für's Aichiv. Von Hrn. Dr. Herzog wegen Eintritts in Kreis Braunschweig. Von Hrn. Kreisdir. Dr. Geffcken in Lübeck wegen Todes des Hrn. Kindt in Eutin und Eintritts des Hrn. Gott seh alk, Nachfolgers von Hrn. Kindt in Lübeck. Statuten der Müll er' sehen Stiftung für studirende Pharmaceuten. §. 1. Das vom Apotheker Dr. Müller in Berlin zu diesem Zwecke gegebene Capital beträgt Eintausend Thaler Pr. Cour., welche durch fi'eiwillige Beiträge und andere Vermächtnisse noch erhöht wird. §. 2. Die vorstehend erwähnte Summe von Eintausend Thalern, welche dem Directorium des Apotheker- Vereins von Norddeutschland über- geben, so wie die ferner für diese Stiftung noch eingehenden Bei- träge, hat dasselbe unter dem Namen der Müller'schen Stiftung für studirende Pharmaceuten gegen pupillarische Sicherheit auszuleihen und sich überhaupt der Verwaltung der Stiftung zu unterziehen. §. 3. Die Zinsen sollen alljährlich dürftigen, fleissigen und talent- vollen Pharmaceuten gegeben werden, welche eine Universität oder ein Institut zur ferneren Ausbildung besuchen wollen. Wer ein solches Stipendium beansprucht, muss seine Zeugnisse mit einem Gesuche an das Oberdirectorium des Apotheker- Vereins in Norddeutschland einsenden. Vereinszeitung. 229 §. 5. Diejenigen Candidaten sollen vorzugsweise berücksichtigt wer- den, welche neben der nachzuweisenden Dürftigkeit sich mehrere Male an der Lösung der für Pharmaceuten vom Apotheker- Vereine von Norddeutschland jährlich gegebene Preisfragen betheiligen. §• 6- Weder verwandtschaftliche noch andere Rücksichten sollen bei der Wahl des Candidaten, welcher das Stipendium erhalten soll, influiren; nur dessen Eigenschaften in sittlicher und wissenschaft- licher Beziehung entscheiden. , §. 7. Wem einmal das Stipendium, welches jährlich bis zum Jahre 1860 in Fünfundvierzig, von da ab in Fünfzig Thalern Pr. Cour, bestehen soll, zugesichert ist, erhält es während seiner Studienzeit bis zur beendigten Staatsprüfung als Apotheker, wenn er während seiner Studienzeit die Würdigkeit durch Zeugnisse eines seiner Leh- rer nachweist, welches am Schlüsse jeden Semesters geschehen muss. §. 8. In der General - Versammlung des Apotheker- Vereins, welche jeden Herbst statt findet, soll über die zu wählenden Candidaten für das Stipendium entschieden werden. §. 9. Einen Monat vor der General - Versammlung sind von dem Directorium des Apotheker- Vereins dem Stifter des Stipendiums sämmtliche eingehende Meldungen nebst Zeugnissen der Candi- daten zur Einsicht zu übersenden. Er hat das Recht, in Ueber- einstimmung mit dem Directorium des Vereins Candidaten für das Stipendium zu bezeichnen, oder die Wahl dei-selben der General- Versammlung zu überlassen, worin alsdann durch Stimmenmehrheit entschieden werden muss, welchem Candidaten das Stipendium ertheilt werden soll. §. 10. Wenn der Fall eintreten sollte, dass kein Candidat im Bereiche des Apotheker -Vereins von Norddeutschland für das Stipendium berücksichtigt werden könnte, so können auch Candidaten im Be- reiche des Apotheker-Vereins von Süddeutschland dasselbe erhalten, worüber dann geeigneten Orts Mittheilungen zu machen sind. §. 11. Sollte aus irgend einem Grunde der Apotheker -Verein von Norddeutschland in den Fall kommen, sich auflösen zu müssen, so wird hiermit festgesetzt, dass das bis dahin gesammelte Capital die- ser Stiftung entweder einem der Directoren des Apotheker-Vereins, oder einer andern sichern Person zur Verwaltung zu übergeben, resp. dessen Zinsen zur Verwendung für studirende Pharmaceuten XU bringen. Dieselbe soll indess gehalten sein, jedes Jahr in irgend einem Journale Rechnung über-? die Stiftung abzulegen und sich über die Sicherstellung des Capitals stets auszuweisen. §. 12. Eine, Aenderung dieser Statuten kann ohne Zuziehung des Stifters (so lange er lebt) nicht vorgenommen werden. So geschehen Berlin, am 9. October 1856. Dr. Johannes Müller. 230 Vereinszeitung. Auf den Wunsch des Herrn Medicinalraths Dr. Müller erklä- ren wir gern unsere Zustimmung zu dem Statut einer Stiftung, welche dazu dienen soll, bedürftigen aber würdigen und talentvol- len Pharmaceuten Unterstützung bei ihren Studien zu gewähren, deren Gründung wir, Namens der Pharmacie, als eine das wissen- schaftliche Streben unserer jungen Fachgenossen fördernde, mit Dank als höchst ehrenwerth anerkennen. Das Directorium des Apotheker- Vereins in Nord- deiitschland. Dr. L. F. Bley. Dr. E. F. Aschoff. Overbeck. Faber. Dr. L. Aschoff. Dr. Geiseler. Dr. Herzog. An die Herren Kreisdirectoren und Mitglieder des nord- deutschen Apotheker-Vereins im Vicedirectorium Sachsen. Durch das ehrende Vertrauen des Directoriums unsers Vereins zum Nachfolger unsers zu unserm innigen Bedauern so früh voll- endeten Collegen Ficinus, des seitherigen Verwalters des Vice- directoriums Sachsen, ernannt, verfehle ich nicht, die Herren Kreis- directoren, so wie sämmtliche Herren Mitglieder des Vicedirec- toriums Sachsen hierdurch freundlichst zu begrüssen und dieselben zu ersuchen, die Versicherung entgegen zu nehmen, dass es mein eifrigstes Bestreben sein wird, die Pflichten des mir gütigst über- tragenen Amtes nach bestem Wissen und Gewissen, neben der bisher geführten Verwaltung des Kreises Dresden - Neustadt, zu erfüllen. Indem ich hierbei auf Ihre kräftige Mitwirkung rechne und um Ihre gefällige Unterstützung bitte, zeichne ich hochachtungsvoll Engel-Apotheke zu Dresden, ergebenst den 25. Januar 1857. F. H. Vogel. Bericht über die am 8. Juli 1856 zu Glückstadt abgehal- tene Versammlung für die Kreise in Holstein und Schlesioig. Anwesend waren die Herren: Bergmann aus Crempe, Eller aus Glückstadt, Ewes aus Pinneberg, Jahn aus Neumünster, Kr oss aus Nortorf, Lehmann jun. aus Rendsburg, Lindemann aus Bramstedt, Müller aus Itzehoe, Meckelburg aus Leck, Stinde aus Itzehoe, Wolff aus Glückstadt und der Unterzeichnete. Der Unterzeichnete konnte nicht unterlassen, bei der Eröffnung der Versammlung sein Bedauern auszudrücken, dass nur so wenige Mitglieder sich eingefunden. Es wurde darauf mitgetheilt, dass wir leider seit der letzten Versammlung ein Mitglied, Herrn Wolf in Burg, durch den Tod verloren, wogegen Herr Vasmer in Altona als Mitglied eingetreten. Demnächst legte Unterzeichneter der Versammlung die Abrech- nung pro 1855, sowohl für das von ihm verwaltete Vicedirectorium, als auch über den von ihm verwalteten Kreis Reinfeld vor. Die Ausführung der im vorigen Jahre gefassten Beschlüsse, namentlich die Sammlung von Vorschriften zusammengesetzter Mit- tel, wie sie im Handverkauf häufig verlangt werden und wozu die Pharmakopoe keine Vorschrift gegeben, und der Zusammenstellung sogenannter Provinzialismen musste bis weiter verschoben werden, Vereinszeitung. 231 da keine Beiträge dazu geliefert, als nur von einem Collegen. Herr Kross aus Nortorf schlägt vor, ein Verzeichniss circuliren zu las- sen, damit ein Jeder seine Bemerkung dabei machen könne, welcher Vorschlag angenommen wurde. Herr Wolff legte der Versammlung das Resultat von Bohrun- gen zur Erlangung eines artesischen Brunnens vor. Es war die Bohrung auf 500 Fuss fortgesetzt, musste dann leider unterbrochen werden, weil der Bohrer abbrach. Es waren auf diese Tiefe unge- fähr 20 verschiedene Erdarten zu Tage gefördert. Herr Wolff zeigte darauf der Versammlung einen von ihm construirten, aus drei mit einander verbundenen Cylindern bestehenden Apparat zur Entwickelung von Schwefelwasserstoff vor. Derselbe war so ein- gerichtet, dass stets eine beliebige Quantität Gas ausströmen konnte, und sobald der Hahn geschlossen wurde, hörte auch die Entwicke- lung in dem ersten Cylinder auf. Herr Wolff zeigte ferner ein Oleum Melissae vor zu 12 Seh. pr. Unze; nach von ihm eingezogenen Erkundigungen soll dies Oel nicht von einer Melissenart, sondern von Grasart destillirt werden. Zur Bereitung des Oleum Uni sul- phuratum wurde von demselben vorgeschlagen, nur so lange die Mischung zu erhitzen, bis ein auf eine kalte Platte gefallener Tro- pfen keinen Schwefel mehr fallen lasse, dann gleich nach der Ab- kühlung die ganze Masse mit der vorgeschriebenen Menge Ol. anisi oder Ol. terebintli. zu versetzen, worin sich dann der Bals. sulphu- ricis leicht und vollständig löse. Der Unterzeichnete bemerkte dabei, dass er diese Methode als auf eigener Erfahrung begründet empfehlen könne. Der Unterzeichnete theilte der Versammlung seine Erfahrung mit über die Aufbewahrung der Syr. violar., ruhi idaei, ribium, zur Bestätigung einer früher empfohlenen Methode, solche Säfte kochend heiss in erwärmte Flaschen zu füllen, worin sie sich dann Jahre lang unverdorben erhielten. Da der Verbrauch von Säften jetzt viel geringer wie früher ist, so schlägt Herr Wolff vor, dieselben mit wenig Spiritus zu versetzen, und zeigte der Versammlung einen auf diese Weise conservirten Syr. chamomillae, der gewiss nichts zu wünschen übrig Hess. Nachdem man sich noch mehrfach über verschiedene Auffas- sung einiger Tax-Ansätze unterhalten hatte, schritt die Versamm- lung zur Wahl eines Versammlungsortes für das folgende Jahr, und wurde durch Mehrheit der Stimmen für Itzehoe entschieden, womit die Versammlung endete. Oldenburg in Holstein, im October 1856. Claussen, Vicedirector. Bericht über die Kreisversammlung zu Münster am 22. Novemher 1856. Auf ergangene Einladung der Ki-eisdirectoren hatten sich heute folgende Mitglieder in dem Saale des Rheinischen Hofes hierselbst versammelt. Anwesend : Herr Apotheker Koop von Aahaus „ „ Krauthausen von Epe „ „ Nienhaus von Stadtlohn „ „ Hörn von Drensteinfurth - _ Redicker von Hamm 232 Vereinszeitung. Herr Apotheker König von Burgsteinfarth ^ „ Vahle von Olfen , „ Krauthausen von Münster „ , Albers von Ibbenbühren „ j, Unkenbold von Ahlen „ „ Huly von Senden „ „ Kreisdirector Giese von Paderborn „ Med. -Ass. „ Wilms von Münster „ Apotheker „ Müller von Arnsberg „ „ König von Sendenhorst „ „ Engel sing von Altenberge „ , Brinkmann von Borken „ y, Verhoef von Soest „ „ Albers von Lengerich „ „ Oelrichs von Münster „ „ Tosse von Buer „ „ Borgstette von Tecklenburg „ _^ „ Feldhaus von Horstmar j, „ Dudenhausen von Recklenhausen „ Administr. Gö decke von Münster „ Reg.-Med.-Eath Dr. Tourtual von Münster „ Kreisphysikus Dr. Bernay von Münster als Gast „ Apotheker von der Marck von Hamm. Nachdem Hr. Med.-Assessor Wilms die Versammlung in einer Anrede begrüsst hatte, übernahm derselbe auf den Wunsch der anwesenden Collegen den Vorsitz. Da die heutige Versammlung eine combinirte war und Mitglie- der der Kreise Münster, Arnsberg und Paderborn enthielt, so brachte Hr. etc. Wilms zunächst die engeren Angelegenheiten des von ihm verwalteten Kreises Münster zur Sprache. Betreffend den Journal -Lesezirkel, der vielleicht einer der reichsten unseres Ge- sammt- Vereins ist, wurden die seither gehaltenen Bücher beizube- halten gewünscht. Ferner berichtete Hr. etc. Wilms über einige, die Pharmacie betreffende Gegenstände, wozu ihm hauptsächlich eine kürzlich aus- geführte Reise nach Berlin Veranlassung gegeben hatte; namentlich erstreckte sich der Bericht über Pharmakopoe, Taxe und die sich daran knüpfenden Hoffnungen und Befürchtungen, endlich über die Ausbildung der jungen Pharmaceuten, und sprach der Bericht- erstatter seine lebhaften Wünsche für Abänderung des bisherigen Gehülfen - Examens aus, welchen die Anwesenden beistimmten. Die Kreise Arnsberg und Paderborn waren nicht genügend vertreten, um ihre engeren Kreis-Vereins-Angelegenheiten berathen zu können, da jedoch das heute aufgenommene Protokoll durch das Archiv auch den Nichterschieneiien mitgetheilt werden soll, so brachte Hr. Kreisdirector Müller von Arnsberg den Collegen eine pünctlichere Absendung der Schriften des Journal -Lesezirkels, so wie eine lebhaftere Betheiligung, namentlich Seitens der jüngeren Fachgenossen, an Gehülfen -Unterstüzungs- Gassen und die anderen Stiftungen des Vereins recht dringend in Erinnerung Hierauf ging man zu den Mittheilungen wissenschaftlichen Inhalts über. Hr. Medicinal -Assessor Wilms sprach : 1) über die Bereitung von Ferrum chloratum und empfahl die Anwendung der leichten Krystallisirbarkeit und Verwitterbar- keit des Präparats^ als Mittel zur zweckmässigen Herstellung Vereinszeitung. 233 desselben. Das hiernach bereitete Präparat wurde vorgezeigt und als vorzüglich anerkannt; 2) über die Apparate zur Bereitung des Aq. Amygdal. amar.^ namentlich über die Construction derjenigen, welche der Vor- schrift in der jetzigen Pharmakopoe als Muster gedient haben, so wie über eine zweckdienliche Abänderung derselben für kleinere Geschäfte. Hr. Apotheker Albers von Lengerich besprach den Eisengehalt der auf Pulverisirmaschinen hergestellten Pulver, wonach die nach der alten Methode durch Stossen im eisernen Mörser hergestellten Pulver bedeutend weniger Eisen enthalten, als die auf den Pulve- risirmaschinen bereiteten. Derselbe machte sodann Mittheilungen über Bereitung von Liq. ferr. sesquichlorat. Und Liq. ferr. acet. Bei der durch diesen Gegen- stand hervorgerufenen lebhaften Discussion, an der sich unter Ande- ren auch die HH. G. Albers von Ibbenbühren und Krauthausen von Epe betheiligten, machte der Unterzeichnete auf den in jüngster Zeit häufig beobachteten Gehalt des Schnellessigs an Aldehyd auf- merksam. Hr. Krauthausen von Epe ermahnte die Collegen, ihren Essig selbst zu bereiten und theilte zu dem Ende eine pas- sende Vorschrift mit. Endlich berichtete Hr. Albers (Lengerich) über die giftigen Eigenschaften des Narthecium ossifragum, nach dessen Genuss das Vieh erkranken und selbst krepiren soll. Hr. Alb er s hatte die Untersuchung dieses Gegenstandes noch nicht beendet und behielt sich weitere Mittheilung hiei'über vor. — Hr. Reg.-Med.-Rath Dr. Tourtual hielt die Beobachtung bei dem massenhaften Vorkommen des Narthecium ossifragum in den nörd- lichen Theilen des Reg. -Bez. Münster für äusserst wichtig und machte den Redner darauf aufmerksam, bei seinen ferneren Arbei- ten die einzelnen dargestellten Bestandtheile unter Zuziehung eines Thierarztes gleich hinsichtlich ihrer Wirkung auf den thierischen Organismus zu prüfen. Hr. Kreisdirector Müller aus Arnsberg legte eine Reihe selte- ner Droguen, schön krystallisirter Salze, seltener Mineralien und Pflanzen von der Nordseeküste zur Ansicht vor. Hr. Apotheker Borgstette von Tecklenburg zeigte ostindische Früchte, so wie interessante rheinische Mineralien. Hr. Apotheker König von Burgsteinfurth theilte schöne Ver- steinerungen aus dem sandig -glaukomtischen Kalkstein des Schöp- pinger Berges und des Wealdengebirges von Ochtrup mit. Unter ersteren verdienen ein Stück der RücJienwirbelsäure eines grossen Sauriers (wahrscheinlich eines Mosasaurus), unter letzteren wohl- erhaltene Schuppen eines dem Genus Lepidotus angehörenden Fisches, so wie die Koprolithen der Wealdenbildung besondere Erwähnung. Apotheker von der Marck theilte das Resultat seiner Unter- suchung über den Colchicingehalt der officinellen Co/cÄiciim- Prä- parate mit. Demzufolge ist Acetum radicis Colchici das stärkste; dann folgt Vinum radicis Colchici, darauf Tinct. sem. Colchici und endlich Vinum sem. Colchici. Die Abscheidung und Bestimmung des Colchicin geschah nach der von Schacht und Wittstock angewendeten und in Casper's Vierteljahresschrift mitgetheilten Methode, bei deren Anwendung nach Ansicht des Redners zwar kein absolut richtiges, aber doch ein relativ brauchbares Resultat erhalten würde. 234 Vereinszeitung. Ferner sprach er über die Ursache der alkalischen Eeaction der im hiesigen Kreidemergel vorkommenden Wässer, als welche er eine Verbindung von Kalkerde und Natron mit einer organischen, die Rolle einer äusserst schwachen Säure spielenden, Substanz, an- sah. Die sauren Eigenschaften dieser letzteren sind so gering, dass die Bläuung des Lackmuspapiers nicht dadurch gehindert wird. Beim Glühen verkohlt sie unter Hinterlassung unlöslicher kohlen- saurer Kalkerde und löslichen kohlensauren Natrons. Sodann über die so häufig vorkommende kupferhaltige Glätte und die Herstellung eines kupferfreien Bleiessigs aus solcher Glätte vermittelst Hinein- bringens dünner Bleistückchen bis zum Aufhören der Kupferreaction. Da manche Glätten von Haus aus fein vertheiltes, metallisches Blei enthalten, so ereignet es sich mitunter, dass man aus schwach kupferhaltiger Glätte dennoch einen kupferfreien Bleiessig erhält. Die HH. Müller von Arnsberg und Alb er s von Lengerich theilten bei dieser Veranlassung ihr Verfahren zur Prüfung kupfer- haltiger Glätte mit. Endlich zeigte derselbe rohes und gereinigtes Hesperidin aus Cardin al-Essenz, Cumarin aus der Tinct. Aperulae adoratae und einen eigenthümlichen, blauen Farbstoff aus derselben Tinctur. Hr. Medicinal- Assessor Wilms besprach noch das Vorkommen von Birnöl im Essigäther, welches sich bei Rectification grösserer Quantitäten in dem letzten Antheile des Destillates finde. Derselbe erwähnte, dass darin nach Wittstock auch bisweilen Buttersäure- äther vorkommen soll. Es wurden zwei Proben eines solchen Aethers vorgezeigt und dai"iu von den Anwesenden das Birnöl erkannt. Das letztere wurde auch, so wie einige andere dahin gehörige Verbin- dungen, als: Apfelöl, Buttersäureäther, Ameisenäther etc. zur Ver- gleichung im reinen Zustande vorgezeigt. Derselbe zeigte ferner einige Standgefässe aus bleihaltigem Glase vor, deren innere Oberfläche durch Essigsäure, Salpetersäure und Chloj-wasserstoflFsäure corrodirt war. Dieselben hatten sich bei der Revision der Haus -Apotheke eines Arztes vorgefunden, wodurch nicht allein die genannten, sondern überhaupt alle sauren Mittel, z. B. Acetum scillüicum und aromaticum, bleihaltig geworden waren. Der Hr. Reg.-Med.-Rath Dr. Tourtual bemerkte, wie eine Controle der Glasfabriken in dieser Beziehung nützlich sein würde. Ebenso erwähnte der Hr. Apotheker Krauthausen von Epe, dass jetzt eiserne emaillirte Töpfe im Handel vorkämen, deren Emaille so viel Blei enthalte, dass kalter Essig darin schon nach wenigen Stunden stark bleihaltig werde. Hr. etc. Wilms hatte zur Besichtigung noch mehrere Kupfer- erze vorgelegt, welche ihm vom Apotheker Iskenius aus Stadtberge eingesandt waren, ferner einen seltenen bei Münster aufgefundenen Pilz : Geaster fornicatus Fries und eine durch besondere Form aus- gezeichnete Alge aus dem Salzburgischen, die Conferva Saut'eri Ag., mitgetheilt vom Prof. Heis. Derselbe zeigte endlich noch den Geisler'schen Vaporimeter vor, erläuterte dessen Construction und stellte damit Versuche an. Hierauf wurden die durchgelesenen Journale der Lesezirkel den anwesenden Collegen zum Verkauf ausgeboten. Ein gemeinschaftliches Mittagsessen, mit vielen mitunter recht heiteren Trinksprüchen gewürzt, in denen unter Anderen unser Kreisdirector Hr. Müller aus Arnsberg als Jubilarius begrüsst und ihm für die nun schon 25jährige, erfolgreiche Verwaltung der Kreise Paderborn und Arnsberg der Dank der Versammlung dargebracht Vereinszeitung. 235 wurde, bildete den Schluss der Versammlung, welche im nächsten Jahre an einem anderen Orte Westphalens wiederum abzuhalten gewünscht wurde. Abends besuchte die Mehrzahl der Anwesenden das statt findende Cäcilia-Concert und blieb nach demselben noch bis spät vereinigt. W. von der Marck. 3. Die studirenden Piiarmaccutcn in Breslau. Bei den vielen Klagen der Apotheker über selten zuverlässige Gehülfen ist es eine recht wohlthuende Erscheinung, wenn man das eifrige, regsame, wissenschaftliche Treiben der studirenden Pharma- ceuten der Breslauer Universität beobachtet. Während es bekannt ist, dass der Charakter des Studiums der Pharmaceuteu bisher im Allgemeinen den des Studiums für das Examen an sich trägt, zeigt der Ernst und der Eifer der Breslauer Pharmaceuten unverkennbar den des Strebens nach tieferer, gründlicher Ausbildung für den ferneren Beruf. Es waren bisher sogen. Einpauker, die immer mehr auf das Gedächtniss, als auf das Verständniss einwirken, zum Examen durchaus nothwendig und es ist chai-akteristisch, dass das hier nicht nöthig ist. Es ist aber auch in der That hier ein besonderes Ver- hältniss. Es ist der studirende Pharmaceut dem Professor nicht fremd, der Professor liest nicht bloss sein CoUeg, unbekümmert, ob der Zuhörer etwas lernt oder nicht, im Gegentheil, er interessirt sich für denselben, es liegt ihm daran, dass er was lerne und er zeigt dies dadurch, dass er, wo es das Bedürfniss erheischt, ent- weder für einzelne oder mehrere besondere Demonstrationen und Vorträge oder ausserordentliche Kepetitorien und Examinatorien hält. Zu diesem belebenden und aufmunternden Verhältniss tritt die leichte Zugänglichkeit der chemischen und botanischen Anstalten hiesiger Universität, welche den grossen Vorzug haben, dass die allgemein verehrten Vorsteher derselben einen ganz besonderen Werth für die praktische Seite derselben zu erkennen geben. Es ist die Einrichtung eines Laboratoriums, worin 50 Praktikanten analysiren, gewiss staunenswerth, dass, wenn man in dasselbe ein- tritt, man beinahe gar nicht von Dämpfen, Säuregei'uch, Schwefel- wasserstoff u. dergl. belästigt wird und es ist gewiss interessant zu hören, dass ebenso im chemischen Auditorium die Vereinigung des Chlorgases mit Antimon z. B. gezeigt wird, ohne dass die Zuhörer im Geringsten von Chlorgas belästigt werden. Es dürfte hinreichend bekannt sein, dass das Laboratorium in jeder Beziehung vollendet eingerichtet und reich ausgestattet ist und es ist wohl nicht zu verwundern, wenn obenein unter der Leitung eines Lehrers von so seltener Klarheit, Ausdauer, Unverdrossenheit und Liebenswürdigkeit, wie Löwig, ein frischer regsamer Geist unter den Arbeitenden herrscht, dass sie bald Selbstvertrauen gewinnen und dass selbst der minder begabte Kopf Fortschritte macht. Die Universitäts-Apotheke ist eins der wenigen pharmaceutischen Institute, in welchem noch alle pharmaceutischen und chemischen Präparate gearbeitet werden und Prof. Duflos, der Vorstand der- selben, der väterliche Freund der jungen Pharmaceuten, weiss wohl am besten, wo es denselben fehlt und thut redlich das Seine, um ihnen die wissenschaftliche Seite der praktischen Pharmacie so bei- zubringen, wie sie leicht geniessbar ist. 236 Vereinszeitung. In dem botanischen Garten ist eine ganz besondere Sorgfalt verwendet, das Studium der officinellen Gewächse und deren Ver- wechselungen zu erleichtern; es ist ein besonderer Werth auf die Gruppirung der natürlichen Familien gelegt; es ist neuerdings die Aufstellung eines überaus lehrreichen Profils einer Steinkohlen- formation bewirkt, wo das gehobene, durchbrochene und verschobene Steinkohlengebirge in natürlicher Umgebung der dabei betheiligten Gebirge frei vor Augen liegt und sich leicht erklären lässt und es ist überhaupt dahin gewirkt, durch Anschauung eine allgemeine Auffassung des Charakters der grossen Pflanzenwelt neben der Kenntniss der einzelnen Pflanzen und ihrer Arten zu erlangen. Es kennt in Schlesien ein Jeder das grosse Verdienst des hoch- berühmten Directors des botanischen Gartens, des Herrn Geheimrath Göppert, um die allgemeine Verbreitung naturwissenschaftlicher Kenntnisse für das grosse Publicum und es ist natürlich, wenn der berühmte Mann sich der Pharmaceuten besonders annimmt und eine Vorliebe für den Stand zeigt, dem er einst selbst angehörte. Zur weiteren höheren Ausbildung sind den Pharmaceuten die physikalischen und minei-alogischen Vorlesungen der in der wissen- schaftlichen Welt bedeutenden Autoritäten Frankenheim und Römer geboten, wo ihnen auch Gelegenheit wird, die dazu gehö- renden, von den beiden Herren dirigirten reichen Cabinette studiren zu können. Ausser anderen naturwissenschaftlichen A'^orträgen sind noch besonders die eines jungen, vielversprechenden Privatdocenten, eines früheren Schülers der Professoren Löwig und Bunsen, des Dr. Landolt, von speciellem Interesse. Derselbe lehrt die technisch so wichtige Maassanalyse und physikalische Chemie und es finden seine Collegien vielen Anklang. Was nun den jungen Pharmaceuten hier noch ganz besonders zu Statten kommt, ist, dass sie sehr viel an Zeit ersparen, als sämmt- liche Collegien in und in unmittelbarer Nähe der Universität gelesen werden. So jung das Breslauer Institut (sei es erlaubt, das so segensreich harmonische Zusammenwirken der für die Pharmaceuten wichtigsten Lehrer hier so zu nennen) noch ist, so sind doch jetzt schon nütz- liche Folgen unverkennbar und man kann sich der angenehmen Hoffnung nicht erwehren, dass das belebende und befruchtende Universitätsjahr einen unendlich wohlthuenden Einfluss auf die Pharmacie im Allgemeinen ausüben und der eifrige Ernst sich aus- zubilden mit dem Examen, wie es meist bisher der Fall war, nicht schon abgethan sein wird. Es lässt sich dann hoffen, dass die in das Geschäftsleben rückkehrenden Pharmaceuten auch einen neuen Geist in ihre jüngeren Collegen bringen werden und dass die in den letzten Jahren so überwiegende und den Geschäften so nach- theilige Vergnügungssucht zurückgedrängt und eine grössere Liebe zum Fache und regerer Eifer zur Pflichterfüllung hervorgerufen werden wird. B. Vereinszeitung. 237 4. Zustände in der Medicin und Pharmacie. Skizze über den Zustand der Pharmacie in Frankreich und England. Ein Engländer lässt sich über den Zustand der Pharmacie in diesen beiden Ländern in folgender Weise aus : Man behauptet gewöhnlich von den Franzosen, sie seien kein „arzneivertilgendes" Volk, sobald sie aber das Bedürfniss nach Arznei fühlten, hätten sie dieselbe auch gern möglichst gut, welchem Ver- langen auch die Landesgesetzgebung durch die, auf die Ausbildung der Medicinalpersonen, verwendete Sorgfalt Rechnung trägt. Die Engländer dagegen sind als „Arzneischlucker" bekannt, kümmern sich aber eben so wenig um die Güte dessen, was sie einnehmen, noch darum, wie es zubereitet worden, wenn sie nur grosse Quan- titäten für ihr Geld erhalten. Die britische Gesetzgebung lässt daher auch diese Angelegenheit sich durch den Zufall regeln, indem sie es dem Freihandel und der Concurrenz überlässt, die Wünsche des Publicums zufrieden zu stellen. Ein Hauptgrund, warum die fi'anzösischen Apotheker denen Englands so bedeutend überlegen sind, liegt wohl in der besseren Ausbildung derselben, so dass überall, wo an einem Etablissement das Wort „Pharmacie" zu lesen, auch der Inhaber desselben das wirklich ist, was sein Name sagt, ein „ Pharmacien" . Welche wohl- thuende Erscheinung für den Fremden, wenn er in den französischen Apotheken Leute von Bildung und Intelligenz antrifft, denen er sich unbesorgt anvertrauen darf. In England dagegen, wo an den Apotheken die Worte: ^Chemist and Di'uggisf, und an den Staudgefässen derselben noch altmodige Symbole prangen, kommt es vor, dass man in einem solchen Locale Arsenik statt Calomel durch den Lehrling erhält, der einen Unter- schied zwischen beiden nicht zu machen weiss, oder, dass man in die Hände eines frühreifen jungen Mannes fällt, der sich rühmt, schon ein Jahr servirt zu haben. Dies mögen allerdings ausnahms- weise Fälle sein, sie dienen indess dazu, den Gesetzzustand, so wie den grossen Unterschied zu zeigen, der zwischen qualificirten Apo- thekern und einer Classe von Krämern besteht, welche durch die Laiidesgesetze ebenfalls als „Chemists and Druggists" anerkannt werden. Die Apotheken Frankreichs sind elegant vind bequem einge- richtet. Das Zimmer des Principals ist Studir-, Bibliothek- und Untersuchungszimmer und enthält alle zu einer chemischen Analyse erforderlichen Gegenstände. Ebenso ist das Laboratorium praktisch eingerichtet und mit allen zu pharmaceutischen Arbeiten nöthigen Apparaten wohl versehen. Ausserdem finden sich getrennte Räume oder Abtheilungen vor für Pillen, Tabletten, Pulver, Tincturen, Gifte, ein allgemeiner Vorrathsraum, so wie ein Speicher für Mine- ralwässer. Es giebt in Frankreich noch, wie ehedem in Preussen, zwei Classen von Apothekern, die erste Classe für die grossen Städte, die zweite Classe für kleinere Städte und das platte Land. Die Apotheker erster Classe müssen zur Erlangung des Diploms einen vorgeschriebenen Studiencursus durchmachen, mehre chemische und pharmaceutische Präparate darstellen und eine Abhandlung schreiben. 238 Vereinszeitimg, Noch verdient ein Etablissement erwähnt zu werden, welches von einer Anzahl von Apothekern zu dem Zwecke, sich selbst und Andere mit reinen und unverfälschten Präparaten und Droguen zu versorgen, errichtet worden ist und den Namen Pharmacie cen- trale des Pharmaciens de France führt. Es gleicht der Apothecaries Hall in London, nur hat es keinen Detailhandel. Die Einrichtung jenes Instituts ist musterhaft, und sehensvverth. Unter andern findet sich dort eine Maschine zur Darstellung der in Frankreich so be- liebten „Tablettes", die man eine Dampfdruckpresse im Kleinen nennen könnte, mittelst welcher zwei Personen täglich über 200 Pfd. der bestgeformtesten Tabletten zu fertigen im Stande sind, ohne dass sie nöthig haben, sie mit den Fingern zu berühren. Eine Dampfmaschine von sechs Pferdekraft treibt eine Droguenmühle, Mörser und Siebe arbeiten durch Dampf, ebenso ein wirksamer Apparat zum Zerkleinern der Hölzer und Wurzeln. Man geht jetzt damit um, das Instiut in noch ausgedehntere Räumlichkeiten zu verlegen, ebenso wird das Zweig -Etablissement desselben in Lyon jetzt vergrössert. Viele Apotheker in Paris und in den Departe- ments haben ein pecuniäres Interesse an dem Gedeihen dieser An- stalt und benutzen sie schon aus diesem Grunde. Während in Frankreich ein jeder Apotheker mehr oder weniger die Fähigkeit besitzt, Verfälschungen zu entdecken, finden wir da- gegen in England eine beträchtliche Anzahl von Käufern, die nicht im Stande sind, die Reinheit und Güte der ihnen angebotenen Chemikalien und Droguen zu untersuchen, daher denn auch der niedere Preis dieser Waaren gewöhnlich als Lockspeise benutzt wird. Sobald aber der Nutzen des Verkäufers fast auf Null herab- gedrückt wird, so ist die Verschlechterung der Waaren eine ganz natürliche Folge davon, und werden sich eben deshalb die streng- sten Gesetze gegen diesen Unfug so lange als unwirksam erweisen, bis alle Apotheker im Stande sind, Verfälschungen und Betrügereien zu entdecken. Für dieses Factum liefert das Gesetz gegen den Ver- brauch des Alauns zum Brodbacken einen schlagenden Beweis. In Frankreich halten überdies die Apotheker etwas auf ihre vom Staate anerkannte und sich auf fachliche Qualification grün- dende Standesehre und Standeswürde. Der Ehrgeiz ist bei ihnen ein mächtiger Hebel und sie streben darnach, sich durch Güte und Eleganz ihrer Waaren auszuzeichnen, und opfern nicht, wie dies in England geschieht, die Echtheit den niederen Preisen. {Fhann. Journ. and Transact. Oct. 1856. p. 201 ff.) Hendess. Ueber den Zustand der Medicin in Persien berichtet General Ferrier in seinen Caravan Journeys and Wanderivgs Folgendes : Die Halcim bashee (Aerzte) nehmen eine hervorragende Stellung in der Gesellschaft von Herat ein. Unter ihnen sind Mirza Asker, Mirza Mahommed Hussein, Goolam Kader Khan und Agha Hussein. In ihren Augen ist jeder Europäer ein Arzt; die Unter- haltung dreht sich fast immer um die Heilkunde. Sie selbst suchten mir eine hohe Meinung von ihrem Talent beizubringen, und ich war dazu verdammt, einen langen abgeschmackten Discours afgha- nischer Gelehrsamkeit anzuhören. Sie führen auch verschiedene Droguen bei sich und baten mich, ihnen mitzutheilen, in welcher Weise gewisse chemische Präparate, die sie von Brittisch -Indien Vereinszeitung . 239 erhalten hatten, angewendet werden müssten, da sie die Wirkung derselben nicht kannten. Wie sie sagten, hatten sie diese Arzneien in steigender Gabe verordnet, bis sie die Fälle ermittelten, worauf sie anwendbar waren. Wie viel unglückliche Patienten durch dieses System getödtet waren, mochte ich nicht fragen: aber Mirza Asker zog ein Glas mit Cyanquecksilber aus der Tasche und fragte, was für ein Teufelssalz das sei? „Es ist mir nicht von Nutzen gewesen", sagte er: „denn von hundert Personen, denen ich es gab, ist nur Einer ci;rirt, alle Andern starben." Nach der Medicin kam die Alchemie an die Eeihe: sie suchen dort eifrig nach dem Stein der Weisen. Sie sind überzeugt, dass ihn die Engländer gefunden haben und ihren Picichthum dieser Entdeckung verdanken. Sie glauben, alle europäischen Goldstücke seien ursprünglich Eisenstücke, durch gewisse Proceduren in Gold metamophosirt. Die Aerzte baten mich, sie in das Geheimniss ein- zuweihen, und es war mir nicht möglich, sie vom Gegentheil zu überzeugen. {Pharm. Joum. and Transact. Aug. 1856.) A. 0. Arzneigefässe in Irland. Das Medicinal - CoUegium in Duhlin hat verordnet, dass alle zum äusserlichen Gebrauche bestimmten Arzneien nur in eckigen, dagegen alle innerlichen Arzneien nur in runden Gefässen abgegeben werden sollen. Ebenso sind eckige Gefässe bei giftigen und heftig wirkenden Stoffen, sowohl zu Standgefässen, als bei deren Abgabe an das Publicum in Anwendung zu bringen. (Pharm. Journ. and Transact. Nov. 1856. jp. 289.) Hendess. Rom, 6. März. Die Homöopathie hat in Italien ziemlich spät Eingang gefunden, aber neuerdings beträchtliche Fortschritte ge- macht, freilich theilweise in der Art, dass der Begründer des Lehr- svstems seine Nachfolger schwerlich immer als solche anerkennen wüi'de. Hier hat sie auch in vornehmen Häusern Eingang gefunden und manche vornehmen Familien, die sich sonst nach Papst Gre- gors Beispiel und Vorschrift nicht leicht auf Neuerungen einlassen, schwören zu Hahnemann"s Fahne. Eine homöopathische Apotheke existirt hier wie in Florenz, wo es wie hier gleichfalls verschiedene Aerzte desselben Glaubens giebt. Die in Spoleto erscheinende fPivista Omiopatica' trägt das ^Similia Similibus''^ an der Spitze, welches man auch wohl auf den Aushängeschildern der homöopathi- schen Apotheken und -Dispensaries" liest, {Allgem. med. Centr.-Ztg. 5. April 1856.) Berlin, -i. October 1856. Den sämmtlichen hiesigen Apo- thekern ist durch eine Circular- Verfügung des Königl. Polizei- Präsidii aufgegeben worden, die sonst auf Grund eines Receptes ohne Weiteres auf Verlangen repetirte Arznei Morphium aceticum ■von jetzt an nicht mehr anders verabfolgen zu lassen, als wenn die jedesmalige Verabfolgung auf dem betreffenden Recepte von dem Arzte aufs Neue vorgeschrieben ist. Da die Aerzte von dieser Verfügung seither noch keine Kenntniss hatten, so hat die Massregel oftmals zu Weiterungen der Apotheker mit dem Publicum geführt, welchen durch eine Rücksichtsnahme der Aerzte auf jene Verfügung fortan vorgebeugt werden kann. iW. Z.~* 240 Vereinszeitung. Juli 1856. Seitens der k. Regierung in Magdeburg ist, in Folge einer Revision der, aus Staats- oder anderen öflFentlichen Fonds zu berichtigenden Arznei -Rechnungen, den Aerzten grössere Sparsam- keit im Arznei- Verordnen, ohne den Zweck der Kur zu gefährden, dringend anempfohlen worden. Das Medicinal-Collegium in Coblenz hat die Regeln einer angemessenen Oekonomie im Verordnen der Arzneien, so wie eine Auswahl von Arzneimitteln und Magistral- Formeln zusammenstellen und durch den Druck veröffentlichen lassen. Dresden, 6. Juli 1856. Die Kreisdirection zu Leipzig hat in einer Bekanntmachung die Bestimmung des Mandats über den Verkauf von Arzneiwaaren eingeschärft und die Meinung, als stehe den sogenannten homöopathischen Aerzten, so wie der homöopathischen poliklinischen Anstalt allhier das Recht zu, die von ihnen verordneten Arzneien selbst zu bereiten und an ihre Kranken zu verabreichen, als eine „durchaus unstatthafte" erklärt. Cassel, 7. August, Die „Cass. Ztg." meldet: „Durch Ministe- rial-Beschluss vom 24. Juni ist, nachdem sich herausgestellt, dass die in der Medicinal-Ordnung von 1830 für die Zulassung der Praxis auswärtiger Aerzte und Wundärzte vorausgesetzte Wechselseitig- keit in Preussen nicht beobachtet wird, vielmehr ausserpreussische Aerzte vielfachen Beschränkungen unterworfen sind, dahin Ver- fügung getroffen worden, dass in Zukunft die im Preussischen zur Praxis berechtigten Aerzte, Wundärzte und Geburtshelfer in Kur- hessen nur dann zur Berufs - Ausübung zugelassen werden, wenn: 1) entweder einzelne Kranke aus besonderem Vertrauen dieselben zu Rathe ziehen oder örtliche Verhältnisse, insbesondere in Grenz- orten und bei dem Mangel inländischer Medicinalpersonen, es wün- schenswerth machen: wobei darauf zu halten ist, dass diese Praxis nicht unverhältnissmässig über die Grenzorte ausgedehnt, auch nicht zum Nachtheil der inländischen Aerzte zum haupsächlichen Erwerb gemacht wird; 2) wenn gegen die Persönlichkeit und wissenschaft- liche Ausbildung derselben nichts einzuwenden, auch gegen ihr praktisches Verfahren keine begründete Klage erhoben ist; 3) wenn dieselben die kurhessischen Medicinalgesetze zur Richtschnur neh- men, und 4) die hessische Honorartaxe nicht überschreiten, wobei die Minimalsätze derselben zu Grunde zu legen sind." 5. medicinisches^ Arzneistoffe^ Arzneimittel. Medicinalwaaren in Nicaragua, Man ist nicht beflissen, von dem grossen Reichthum der Küsten- striche an officinellen Pflanzen, wie z. B. Sarsaparilla, Vanille, Ipe- cacuanha, Rhabarber, Tamarinde u. s. w. jene Vortheile zu ziehen-, welche die Natur selbst hier gewissermaassen aufdringt. Von allen diesen Producten werden nur ganz geringe Quantitäten gewonnen und ausgeführt. Der Preis im Hafen von San Juan ist für Sarsa- parilla 12 — 15 Piaster pr. Ctr. ; für Ipecacuanha 9 — 12 Piaster pr. Ctr.; für Rhabarber (Mechoacanna) 6 — 8 Piaster p» Ctr.; für Tama- rinde 2 — 2V2 Piaster pr. Ctr.; für Copaiva-Balsam 2 Piaster pr. Gal- Vereinszeitung. 241 lone (5 Bouteillen). (Wanderungen durch Nicaragua etc. v. Dr. C. Scherzer. Braunschiveig 1817. S. 131.) Ueher die Materia medica von Indien. Folgende Zusammenstellung der Materia medica von Indien wurde von Dr. Pereira begonnen: bevor er dieselbe beendigt hatte, üben-aschte ihn plötzlich der Tod. Das Material zu der Arbeit hatte hier der verstorbene Dr. John Eilerton Stocks geliefert. Thierische Substanzen. 1. Kuch Kodee, die Schalen von Cypraea moneta. 2. Kodee Suchee, die Schalen von Cypraea annulus. 3. Kodee, die kleinen weissen Schalen einer Marginella, welche Pomet als Porcelaine en coquillage beschreibt. (Histoire des Droques^ 1694, Part.II. Liv.l. pag.97—104). Alle drei Schalen werden calcinirt und das Pulver auf Wun- den gestreut. 4. Kohna nag, die Excremente der Fledermaus. 5. Mcnh lousari. Dr.. Stocks berichtet, es sei ein kleines rothes Insekt aus dem Genus Mutella, und werde als starkes Aphrodisia- cum mit gebraucht. (Yergl. Ai7islie, Materia Indica, Vol. II. p.117.) 6. Peoree {Purree) — Indian Yelloiv, Jaune Indien. (Guibourt, Hist. des Drag. IV. p.91.) — In Indien sagt man, es werde aus dem Urin der Kuh gewonnen, nachdem sie gelbe Mangoblätter gefressen. Guibourt rechnet zweifelsohne Kämpfer 's Masaiig de Vao (Ämoenifates, p. 392) mit Recht zu dieser Substanz. 7. Peoree, eine hellere Sorte. 8. Gooloochund, eine Mischung von Purree und Sandelholz, welches die Hindus zur gelben Steinzeichnung gebrauchen. 9. Puneer mai Shutur, ein Aphrodisiacum, identisch mit dem Pun-eer mayeh shootir des Ulfax Udiviyeh*). Nach Dr. Stocks ist es geronnene Milch aus dem Magen todter Kameele. Vegetabilische Substanzen. Rinden. 10. Bhoyputs, Rinde von Betula Bhoyputtra, No. 669, Ulfax Udwigeh, No. 232, Taleef Shereef**). 11. Darsheeshan, No. 885, Ulfax Udivigeh, besteht aus kleinen Stücken einer sehr dicken Rinde von dunkelrothbrauner Farbe und stark zusammenziehendem, scharfem und bitterem Geschmack. 12. Injibar, eine braune faserige Rinde von unbekanntem Ur- sprünge. 13. Kubur Post, Rinde von Capparis galatea, von grauer Farbe und bitterem Geschmack. E XU d a t e. 14. Chundris, Anime dure Orientale; Guibourt, Hist. de^ Droques, Tom. III. p. 425. 15. Decamalee Gum, stammt von Gardenia lucida Roocb. *) Ulfax Udwigeh, Materia medica compiled by Noureddeen Mo- hammed Abdullah Shirazy, Calcutta 1793. **) Taleef Shereef, Indian Materia medica, translated by G. Play- fair. Calcutta 1833. Arch.d.Phai-m.CXXXIX.Bds.2.Hft, 16 242 Vereinszeitung. 16. Gummiharz von Dorema aureum, wurde von Dr. Stocks in Beludschistan gesammelt und hat die grösste Aehnlichkeit mit dem officinellen Ammoniakgummi. Die Beschreibung der Mutterpflanze findet sich in Hooker' s Journal of Botany, Vol. IV. p. 149. 17. Gummiharz von Ferula Orientalis Linn., von Dr. Stocks gleichfalls in Beludschistan gesammelt. Es hat einen stark bittern, eigenthümlichen Geschmack. 18. Gummiharz einer unbekannten Ferula, von cubebenähn- lichem Geschmack. Weder dieses, noch das vorige gleicht dem officinellen Stink-Asant. 19. Furfyoon, ein Gummiharz in kleinen Stücken, mit den Samen einer Euphorbia vermengt. Es ist dunkelbraun. 20. Goon, Sarcocolla. 21. Gunda Biroza oder Bercha, ein trocknes Harz in Muschel- schalen; beim Erwärmen verbreitet es einen aromatischen Geruch. Es wird in Indien gegen Tripper gebraucht. Nach O'Shangnessy stammt es sowohl von Bosivellia thurifera, wie von Pinus longi- folia *). 22. Harz von Juniperus phoenicea Linn., von Dr. Stocks in Beludschistan gesammelt. 23. Kuteelo, Gummi von Bomhax gossypium L., Cochlospermum gossypium DC. Es ist identisch mit dem Kut-hee-ra der Ulfax Udurgeh. 24. Saht Kundroo, ein mastix-ähnliches Harz von Pistacia Khin- juk und P. Cabulica. Es dient in Indien und Afghanistan zum Ausfüllen hohler Zähne. (Siehe Kämpfer, Ämoenitates, pag. 413; Hooker' s Journ. of Bot. IV. p. 143.) 25. Turunjabeen. identisch mit Turen-jee-been des Ulfax Udioi- yeh, ist nach Dr. Stocks die Manna von Tamarix dioica. Mar- tiny und Boyle schreiben sie Alhagi Maurorum zu. Bl üth en. 26. Booeemaderan, Blüthen von Achillea santolina L., einer in Afghanistan wachsenden Pflanze. 27. Koongoo Taro, ein Färbemittel; sind die Blüthen einer Tamarix. Früchte und Samen. 28. Ahoober, Früchte von Juniperus Phoenicea L., sind grösser als die gewöhnliehen und von rothbrauner Farbe. 29. Chaksoo, Samen von Cassia absus L., werden gegen Augen- entzündungen gebraucht. 30. Hub Bidsdn, Hu-bul Bul-sdn, No. 756. Ulfax Udiviyeh, eine kleine Beere. 31. Khakshee, kleine Samen von röthlicher Farbe, welche von Persien eingeführt werden. 32. Kidhuttee, kleine hellbraune Samen einer Leguminose. 33 Mahlib, Prunus Mahaleb L. Wächst in Kelat, Beludschi- stan und Afghanistan. 34. Mowit, Beere von Myrtus communis, 35. Ootungun, sind nach Dr. Stocks die Samen von Acantho- dium hirtum. 36. Ptmeen fota, die trocknen Früchte von Puneeria coagulans Stocks, werden sowohl in Substanz, wie als Aufguss gegen Unver- daulichkeit gebraucht. *) Beugal Dispensatory, p. 283 und 612. Vereinszeitung. 243 37. Kinro, ein dünner Kuchen aus den schleimigen Samen von Salvia plebeja RBr. 38. Bamputtree^ eine Species Myristica. 39. Unab, Frucht von Zizyphus vidgaris. Kräuter. 40. Äfsunteen, ist nach O'Shangnessy das Product von Arte- misia Indica Willd. 41. Gul Miryem, Anastatica Hierochontia, bekannter unter dem Namen der „Rose von Jericho", welche beim Eintauchen in Wasser ihre Zweige in merkwürdigerweise verbreitet, beim Trocknen aber wieder kugelig aufrollt. Guibourt sagt: „Des charlatans profi- taient autrefois de cette proprietö pour pr^dier aux femnies encevutes un heureux accouchement, si, mettant cette rose tremper dans l'eau pendant leurs douleurs, elles la voyaient s'epanouir; c'est ce qui avait presque toujours bien." In dieser Weise Avird sie noch in Indien gebraucht. 42. IspruJc, eine Species von Delphinium, wird in Afghanistan zum Färben gebraucht. 43. Kashmeeru pidl., Blätter von Rhododendron campanulatum. 44. Khurfor, das gröbliche Pulver von Seddera latifolia Höchst. 45. Khutsoo, Blätter imd Früchte von Pteropyrum Oliverii. 46. Moodheree, Antichorus depressus. 47. Murwo, gröbliches Pulver filziger Blätter und Stengel. 48. Nibo, gröbliches Pulver der Anticharis Arabica Endl. 49. Panel, Blätter und Stengel von Pogostemon Patchouli Lep. 50. Seivur, die bittern Blätter der Rhazya stricta Decaise. 51. Zurnib, nach Dr. Royle {Illustrations, p.3ö3) die Blätter einer Taxus. Würz ein. 52. Trockne Wurzel der ^sa/oe^t'c/a- Pflanze, von Dr. Stocks 1850 in Beludschistan gesammelt. Hierbei findet sich folgende Be- merkung von Dr. Pereira: „9 inches long, 21/2 inches in dia- meter, somewhat tapering, a fibrous tuflf at the top. Cortex ash- coloured. Substance intern eile, whitish, very fibrous, like a bündle of thea, white, deal sharings. Odour that of asa foetida." 53. Bahman Soorkh. Beh-man No.ö73. U/fax Udioiyeh. Ra- dix Bellen y^ubri. — Grosse Ungewissheit herrschte lange über den Ursprung dieser Drogue. „Nulla res tantam sententiarum diversi- tatem prorenoit, quam harumce radicum origo," schrieb Geoffroy 1741. Geoffroy*), Pomet**), Hill***) u.a. beschreiben sie als eine dicke Wurzel, ähnlich der Rad. Jalappae. Bergiusf) nennt sie cylindrisch und sagt, sie sei 1 Zoll und darüber dick und werde in 4 Zoll lange Stücke zerschnitten. Matthiolosff) hat sie einige Zoll lang abgebildet. Die von Indien erhaltene W^urzel besteht aus unregelmässigen Stücken, von denen das grösste 2 Zoll lang und 3/^ Zoll dick ist. Die runzelige Rinde ist röthlich. Sie ist geruchlos und schmeckt schwach zusammenziehend. *) Tractatus de mat. med T.II. p. 18. **) Histoire des Drogues. Paris 1694. ***) Hist. of the Mat. med. Lond. 1751. t) Mat. med. Stockholm 1778. tt) Comment. Basil. 1674. 16 = 244 Vereinszeitung. 54. Bahman Siifed, weisse Behenwurzel, von Centaurea Behen. Die aus Indien erhaltenen Stücke sind 3/^ Zoll dick und etwa 2 Zoll lang, weisslich, stark längswurzelig, geruchlos und fast geschmacklos. 55. Injibar, Rad. Bistortae. 56. Irsa, Wurzel einer Iris^ hat aber wenig Aehnlichkeit mit der florentinischen Veilchenwurzel. 57. Jadivar, besteht aus unregelmässigen Stücken einer grossen fleischigen Wurzel. In der Abkochung lässt sich durch Jod viel Amylum nachweisen. 58. Kapoor Euchree, Wurzelstock von Hedychium spicatum Sm. 59. Koolinjan, Wurzelstock von Alpinia galanga. 60. Koot, Wurzel von Auklandia Costus. 61. Kurioo, eine bittere Wurzel von unbekanntem Ursprünge. 62. Mailmira, Wurzel von Coplis Teeta. 63. Mooslie Sufed, nach O'Shangnessy die Wurzel von Bom- bax malaharicum DC.\ das Pulver, mit Wasser angerührt, soll einen dicken Schleim bilden und ein passendes Nahrungsmittel fürEecon- valescenten sein. 64. Mooslir Sujah, Wurzel von Murdannia scapiflora Royle. 65. Wurzel von Rheum Ribes L. 66. Shikakul, Stücke einer fleischigen Wurzel von angenehmem Geschmack. 67. Soorinjan, von einer Species Colchicum. Sie ist gelblich- weiss, 1 — 11/2 Zoll lang und von schwach bitterem Geschmack. 68. Tootia Haroonee oder Haron Tootia. Allerlei. 69. Kungoo, ein rothes Pulver, welches die Hindus zum Stirn- zeichnen gebrauchen. 70. Rusoot, Extract von Berberis Lyeium Royle, wird bei Augen- krankheiten angewandt. (Vergl. eine interessante Abhandlung von Dr. J. Y. Simpson: „On some ancient Greek Medical Vases for confaining Lykion". 71. Sakun. Kleine, runde, adstringirende Galläpfel einer Ta- marix, welche sowohl in der Heilkunde wie in der Technik ge- braucht werden. Unorganische Substanzen. 72. Zift Roomee, wird äusserlich als Aphrodisiacum gebraucht. 73. Moomiyayee, Mumia nativa persica (Kämpfer, Amoenitates, p. 516), eine glänzend schwarze, bituminöse Substanz, wird äusser- lich als Pflaster, und auch innerlich angewandt. Kämpfer sagt darüber: „Ossibus vero glatinendis tanta claret efficacia, ut frac- turos cranum in animantibus paucis diebus, in puUis quidem triduo, in pullis gallinaceis intra diem vertontem modo rite reducta sint, firmare et ad usum stabilire eredatur. 74. Fulles, eine unreine, in Indien natürlich vorkommende Soda. 75. Joio Khar, Jeiua-khar der Ulfax Udiviyeh, schwefelsaures Natron. 76. Kohlensaures Natron. 77. Kungun Khar, Borax. 78. Boorah Armenee, Booreh Urmeny des Ulfax Udtviyeh, be- steht aus borsaurem Natrium, Calcium- und Magniumoxyd. 79. Sufed Soormah, Kalkstein. 80. Sung Shah Mahsood, ein Talkerde-Kalkstein. 81. Maksood. Vereinszeitung. 245 82. Sung Lajvurd. Lapis Lazuli. 83. Sunjarah, Speckstein. 84. Sunjarah Subz., grüner Speckstein. 85. Yushm. Lapis hephriiieus, war früher auch in England gebräuchlich. 86. Sochur-loon, Alaun. 87. Phitkee, Feder-Alaun. 88. Pa/i, unreine schwefelsaure Thonerde. 89. Schieferthon. 90. Met, Walke erde. 91. Met Jangree, eine der vorigen ähnliche Erde. 92. Khurree Muttee, gleichfalls eine Erde. 93. Hurmajee, eine glänzend rothe Thonerde. 94. Sona Geeroo, ebenfalls eine rothe Erde, aber härter als die vorige. 95. Gil Armeaee, eine rothe Erde, welche mit Säuren stark braust. 96. Jist, Zink. 97. Sung-Busree, Augensteiu. 98. Sung Rasikh, ein unreines Eisenoxyd. 99. Soormah Soorkh, Eisenglimmer. 100. Khoobsuldeed, Eisenrost. 101. Sung, Ahun Ruba, Magnetstein. 102. Subzee. 103. Dalchichnah, ätzender Quecksilbersublimat. {Pharm. Journ. and Transact. May 1855. p. 503 ff.) A. 0. Ueber Brasiliens Heilmittel etc.; von The od. Peckoldt. (Fortsetzung.) Momordica opereidata. Buxa Paidista. Ein schöner Baum des Ur- waldes; sein Vorhandensein ist ein Zeichen, dass das Land vorzüglich zum Landbau dienlich ist. Besonders häufig an den Ufern der Para- hyba. Benvitzt werden nur die Samenkapseln, von der Grösse einer Gurke, innen mit einem faserigen Gewebe und dazwischen liegen- den Samenkörnern ausgefüllt. Diese Fasern haben denselben den Namen Buxa gegeben, welches so viel sagen will als „Pfropfen für 's Gewehr", und haben den Vorzug, dass die Feuchtigkeit nicht durch die Hülle (Kapsel) dringt und der Jäger stets am Walde trockne Ladepfropfe bereit findet. Ich glaube die Franzosen nennen die Frucht Pomme de merveille. Dieselbe hat höchst drastische und diuretische Eigenschaften und wird besonders gegen Hydrops an- gewandt. Die Pflanzer bereiten daraus ein Extract auf kaltem Wege und geben es in obiger Krankheit zu 6 bis 10 Gran. Das Decoct in der Dosis von I/2 Unze zu 16 Unzen Colatur wird als Eröifnungskur gegen Bleichsucht der Neger gegeben; noch schwä- cher wenden es die Pflanzer bei Unregelmässigkeit des Monatlichen und herpetischen Ausschlägen an. Momordica Luffa. Cabacinho. Die Frucht wird -wie die vor- hergehende benutzt und hier im Lande der Coloquinthe subsistuirt. In den nördlichen Provinzen, wo sie häufiger wächst, wird das Medicament sehr hoch geschätzt und gegen Wassersucht auf fol- gende Weise gegeben. Der vierte Theil einer Frvicht wird mit hinreichendem Wasser 12 Stunden macerirt, colirt und die Flüs- sigkeit dem Eiweiss ähnlich zu Schaum geschlagen. Diese Ai-beit 246 Vereinszeitung. wird noch 2 bis 3 Mai wiederiiolt und dann damit ein Klystier gegeben. Innerlich wird eine Tinctur gegeben, welche aus 4 von den Samenkörnern gelieferten Früchten und 1 Flasche Zuckerbrannt- wein nach zwölfstündigem Digeriren bereitet wird und alle Tage 3 Unzen genommen. Es wird natürlich mit grosser Vorsicht an- gewandt. Bromelia Ananassa. Die Ananas ist hinreichend in Europa bekannt, wird hier aber bedeutend grösser. Die Pflanzer umziehen damit die KafFeepflanzungen und Wege: in der Blüthezeit gewährt dieses einen herrlichen Anblick, die schön rothen Blumenbüschel aus den silberglänzenden Stachelblättern hervorragend, scheinend, als wenn die Federbüsche eines Regiments Soldaten dorthin gesteckt und dann auf dem an der Sonnenseite gelegenen Felde schon die grossen goldglänzenden Früchte den Gaumen anziehend. Man bereitet hier meistentheils eine Art Meth, welcher als magenstär- kend gerühmt und bei Brechneigungen löffelweise gegeben wird, in grösserer Dosis als Diureticum. In der Hitze ein sehr angeneh- mes kühlendes Getränk. Oryza sativa. Arroy. Ausser dem Hauptnahrungsmittel wird es als ein vorzügliches Mittel gegen die hier so häufige Dian-höe gegeben. Geröstet und fein gestossen, mit einer Abkochung von ungeröstetem Reis zu einer weichen Latwerge gemacht und l'2stünd- lich esslöflFel weise genommen, bessern selbst starke Blutdiarrhöen in kurzer Zeit. Man bereitet auch hier zu Laude einen sehr an- genehm schmeckenden Essig davon. Eupatotmim Ayapana. Ayapana. Die. ganze Pflanze wird als ein vorzügliches Sudorificum geschätzt und selbst für die medicinischen Zwecke angepflanzt. Das gestossene Kraut dient als Breiumschlag auf Wunden. Sehr empfohlen gegen Schlangenbiss ; der frisch aus- gepresste Saft mit Zuckerbranutwein von jedem einen Esslöflfel voll gegeben und die zerstossenen Blätter auf die Bisswunde gelegt und häufig erneuert. Musa sapienhim. Banana da Terra. Ausserdem dass die Frucht die hiesige Lieblingsnahrung, sowohl der Weissen als der Schwar- zen, und die Hauptnahrung der Indianer ist, so werden derselben auch viele mediciuische Tugenden beigelegt. Besonders gerühmt bei den hier so viel vorkommenden krebsartigen Wunden (hier For- migueira benannt). Die Früchte werden abgeschält, wenn sie noch unreif sind, dann klein gestossen und der Brei aufgelegt; es darf aber während der Kur kein anderes Medicament benutzt werden. Roh sind diese Bananen ganz schlecht schmeckend, dahingegen gekocht oder gebraten sehr schmackhaft, und können sogar Abends ohne Nachtheil genossen werden, welches bei den bessern Bananen- sorten nicht der Fall ist. Die Wurzel der M. paradisiaca ist ein Schlangenmittel und wird mit ihr wie mit allen als Antidot wir- kenden Wurzeln verfahren: dieselbe mit Branntwein gestossen, das Liquidum abgepresst und öfters genommen, selbst einige Tage als Nachkur. Es wird Wein und Essig davon bereitet, und letzterer ist sehr vorzüglich. Portulacca p)ateus. Baldraega. Das Hauptmittel der Sertao (Gebirgs-) Bewohner gegen Gonorrhea. In Verbindung mit Plan- tagoart {Tanchagem vide) habe ich sehr guten Erfolg bei vielen an dieser Krankheit Leidenden gesehen. Es wird eine Handvoll von jeder Pflanze zu 1 Flasche Decoct, zuweilen mit 1 Drachme Kali nitr., wenn er vorhanden, und mit Zucker versüsst; davon wird 1 Tasse Morgens, 1 Tasse Vormittags 11 Uhr und 1 Tasse beim Vereinszeitimg. 247 Bettgehen getrunken. Der Saft der gestossenen Poiiidacea-Füanze wird gegen Fluor alhum und besonders gegen Schleimdiarrhöen vielfach angewandt. Bei meinem Aufenthalte im Urwalde waren die Pflanzenblätter mit Limonensaft ein angenehm schmeckender Salat. Saccharmn officinarum. Canna de Assucar. Der Saft wird als erfrischend getrunken und gegen Blähungen angewandt. Das Rohr in ganzen Stücken auf Kohlen gebraten wird gegen Indigestionen gegeben und soll gegen Trunkenheit heilsam sein. Das Eohr in kleine Stücke zerschnitten und in einem irdenen Gefässe dem Nachtthau ausgesetzt, 8 Tage hindurch, alsdann der Saft von dem Kranken ausgesogen, welcher mit Ictericia behaftet, soll sehr erfolg- reich sein, wird wenigstens sehr vielfach benutzt : sollte es nicht helfen, so ist es doch eine angenehm schmeckende Kur. Cytisus Cajan. Giiandö, Andü oder Guandü. Die Blätter dieses Strauches werden gestossen, der Saft ausgepresst und mit Saft von Zuckerrohr vermischt, des Morgens nüchtern 1/2 Tasse und Abends 1/2 Tasse getrunken ; wird von den Laudieuten gegen innerliche Ge- schwüre benutzt. Citrus medica. Cidra. Die rohe Frucht ist nicht schmackhaft und verursacht Magenbeschwerden; die Pflanzer behaupten, dass die Neger vom Genüsse die sogen. Opilacäo (Bleichsucht) bekom- men. Bei Fiebern vortrefilich als Limonade. Mit Zucker einge- macht, ist es eine häufige Speise, und man rühmt es gegen Magen- beschwerden. Genipa brasüiensis. Jenipaj^o. Eine adstringirend säuerliche Frucht. Der Saft wird gegen Blennorrhea ventricidi gegeben. Die unreifen Früchte zerstossen als Cataplasma gegen sj'philitische Ge- schwüre mit Erfolg angewandt. Auch ist es ein allgemein empfoh- lenes Erfrischungsmittel für Schwindsüchtige, indem die reifen Früchte mit Zucker zu Gelee eingekocht werden. Die unreifen Früchte dienen auch als Farbestoff, dem Indigo ähnlich. Cecroina palmata. Imhaiha, UmbcaJja oder Amhaiha. Dieser hübsche, der Palme ähnelnde Baum ist der Lieblingsaufenthalt des Faulthieres, dessen silberglänzende grosse Blätter seine Leckerbissen im Urwalde sind; ich habe dasselbe oft mit Vergnügen darauf beobachtet, auch mich überzeugt, dass es ziemlich schnell klettern kann, wenn es nöthig ist. Die Blattknospen werden mit Zucker zu einer Latwerge ange- stossen und gegen die hier sogen, weisse Diarrhöe gegeben, ebenso gegen heucori-liea und Gonorrhea. Das Mark des Stammes wird auf Leinen gestrichen, als Umschlag auf krebsartige Geschwüre mit vielem Erfolg angewandt. Die Kohle des Holzes ersetzt vollständig die Lindenkohle; ich benutze dieselbe vielfach. Solanum Joazeiro. Joaz. Man erzählt viele Wunder von die- ser Frucht. Wenn ein Auge verwundet ist, so legt man ein kaltes Cataplasma von der zerquetschten Frucht darauf, und am folgenden Tage soll das Auge gesund, und im Fall die Sehkraft verschwunden, dieselbe vollständig wieder hergestellt sein. Ich habe nie Gelegen- heit finden können, mich von diesem Wunder zu überzeugen. Canna glauca. Herva dos feridos oder Imhiri. Das Decoct der Pflanze als Bad gegen rheumatische Schmerzen wird mit Recht gerühmt. Die gestossene Pflanze als Umschlag der leidenden Theile bei Gichtbeschwerden lindert sogleich die heftigen Schmerzen, ebenso 248 Vereinszeitung. bei allen Arten von Wunden, besonders gegen bobatische Wunden (Art Syphilis) wirksam. Die beste Wirkung, welche ich bei der- artigen Wunden von dem Kraute beobachtet, ist die schnelle Rei- nigung, welches die Kur ungemein befördert. Das Decoct der Pflanze geben die Landleute gegen Mercurialismus, einige Mal des Tages eine Tasse warm getrunken. Die unreifen Früchte gestossen, der ausgepresste Saft gegen heftige Ohrenschmerzen ins Ohr geträufelt. Die Wurzel wirkt wie Rad. Pyreihri gegen Zahnweh und das Pulver mit Kohle vermischt benutzen die Landleute zu Zahnpulver. Das hiesige Stachelschwein, hier Luiz Cachorro genannt, wird von den Quacksalbern hoch in Ehren gehalten, seiner ausgezeichnet medicinischen Eigenschaften wegen. Besonders haben die hiesigen sein wollenden Hebammen davon stets einen Vorrath in ihren mit Kräutern und Wurzeln angefüllten Taschen. Die Stacheln werden geröstet, fein gestossen und in kleinen Dosen gegeben, nm die Nachgeburt zu befördern. Auf ebendieselbe Weise zubereitet und mit Zuckerbranntwein angefeuchtet, soll es gut gegen Asthma sein. Als Nachtrag zu Agave americana habe ich zu bemerken, dass es wohl das vorzüglichste Mittel gegen Ungeziefer der Thiere ist. Das starke seifenartige Blätterdecoct als Waschung. Cantagallo, den 14. December 1855. Notizen über nordamerikanische Droguen. Prof. Procter jun. in Philadelphia giebt zu den folgenden, dem dortigen Museum der pharmaceutischen Gesellschaft geschenk- ten amerikanischen Droguen die beigefügten Erläuterungen. Hydrastis Canadensis Rad. — Gelbe Wurzel, Goldsiegel, Oran- genwurzel, Grundraspelbeere etc. Fam. Ranuncidaceae. -Wächst in den Verein. Staaten und Canada, vorzüglich häufig westlich vom Alleghany-Gebirge. Von den Ureinwohnern als Farbestoff benutzt, wird sie jetzt als Tonicum, als Waschmittel gegen venerische Ge- schwüre und zu Einspritzungen bei Gonorrhöe angewendet. Du- rand fand darin einen eigenthümlichen, stickstoffhaltigen, krj^stal- lisirbaren Körper, von ihm Hydrastin genannt, der ebenfalls arz- neiliche Verwendung gefunden hat, und zwar wegen seiner speciel- len Wirkung auf die Schleimhäute bei Durchfällen, Dysenterie, Gastritis u. s. w. Sanguinaria Canadensis. R}ii::"ma. — Blutwurzel. Fam. Pa- paveraceae. Die Pharmakopoe der Verein. Staaten lässt daraus eine Tinctur und ein alkoholisches Extract darstellen, die häufig und vorzüglich als reizende Expectorantien benutzt werden, wiewohl sie auch narkotische und brechenerregende Eigenschaften besitzen. Die Wurzel enthält Sauguinarin, das nach Shell mit dem aus Cheli- donium majus dargestellten Chelerithrin identisch sein soll. Podophyllum peltatum. Rhizoma. — Mai-Apfel, Alraun, wilde Limonie. — Eine der werthvollsten und wirksamsten amerikani- schen Droguen. Enthält ein von Lewis zuerst dargestelltes, dem Ehodeoretin der Jalappe ähnliches Harz, das Podophylliu, das ebenso kräftig als Jalappenharz wirkt. In die Pharmakopoe der Verein. Vereinszeitung, 249 Staaten ist ein wässerig-alkoholisches Extract dieser Wurzel auf- genommen. Eryngium aquaticum. Rad. — Knopf-Schlangenwurzel. — Fam. Apiaceae. In die Pharmakopoe aufgenommen. Gentiana ochroleuca. Rad. — Morast-Enzian. — Wenig benutz- tes bitteres Tonicum, Wurmmittel und AdsttHngens. Blüht in den südlichen Staaten im September und October. Caidophyllum thalictroides. Rad. — Wollwurzel. — Fam. Ber- herideae. Sehr geschätztes Emenagogum und Antispasmodicum, das auch schweiss- und harntreibende Eigenschaften besitzen soll. Durch Anwendung der Bereitungsweise des Jalappenharzes stellt man dar- aus das Caulophyllin dar. Hydrangea arborescens. Rad. — Fam. Saxifrageae. In der Pharmakopoe aufgeführt, findet sie in Form von Decocten, und als flüssiges Extract eine ausgedehnte Anwendung gegen Steinkrank- heiten, gegen welche sie schon die Cherokee-Indianer benutzten. Dioscorea villosa. Rad. — Kolikwurzel. — Fam. Dioscoreaceae. Die Pflanze stellt einen zarten Weinstock dar, wächst an Hecken und Zäunen, und blüht im Juni und Juli. Wird als ein Antispas- modicum betrachtet, das bei Leberkolik fast specifisch wirkt. Auch benutzt man ein daraus . dargestelltes, Dioscorein genanntes Harz. Trillium pendulum. — Fam. Trilliaceae. Als Adstringens, Toni- cum und Antisepticum geschätzt, und gegen Haemoptysis, Mennor- rhagie, Leucorrhöe etc. im Gebrauch. Corydalis formosa. — Als stärkendes, harntreibendes und mil- derndes Mittel angewandt. Soll in chemischer Hinsicht unserer Corydalis bidbosa ähnlich sein. Prinos verticillatus. — Schwarze Erlenrinde, Winterbeere. — Fam. Aquifoliaceae. Stärkend und zusammenziehend. Steht in hohem Ansehen als äusserliches Mittel gegen krebsartige Geschwüre, gegen welche auch innerlich eine Abkochung davon gegeben wird. Ist in die Pharmakopoe der Verein. Staaten aufgenommen. Ebenso Xantliorrhiza apiifolia. — Fam. Ranuneulaceae. Wächst häu- fig in den westlichen und südlichen Staaten und besitzt tonische Eigenschaften, ähnlich der Quassia. Die Indianer benutzten die AVurzel zum Gelbfärben. Cypripedium pubescens. Rad. — Gelber Frauenschuh, amerik. Baldrian, Nerven wurzel. — Vertritt bei den Kräuterdoctoren der Verein. Staaten die Baldrianwurzel und besitzt wirklich entschie- dene krampfstillende und beruhigende Eigenschaften, daher sie bei Hysterie und nervöser Aufregung mit grossem Nutzen gegeben wird. Auch andei-e Arten, wie parviflorum, acaule^ spectabile etc., werden benutzt. Asarum Canadense. — Wilder Ingwer, Canadische Schlangen- wurzel. — Enthält ein scharfes, aromatisches, flüchtiges Oel und ein scharfes Harz. Ist in die Pharmakopoe aufgenommen. Popidus tremuloides. Cort. — Amerik. Espe. — Enthält Salicin und ist ein Volksmittel gegen Wechselfi eher. Aralia nudicaidis. Rad. — Falsche Sassaparille, kleine Spike. — Fam. Araliaceae. Schweisstreibendes Mittel gegen rheumatische AfFectionen. Panax quinquefoUzim. Rad. — Ginseng. — Wird in den west- lichen Staaten gesammelt, aber von den Aerzten wenig verordnet. Iia die Pharmakopoe aufgenommen, wie auch Apocynum androsaemifolium. Rad. — Hundsgift, Bitterwurzel. Fam. Apoeynaceae. Ein wenig benutztes Emeticurn und Tonicum. 250 Vereinszeitung. Apocynum Cannabinum. — Indian. Hanf. — Als brechenerre- gendes, purgirendes, harn- und sehweisstreibendes Mittel in der Pharmakopoe aufgeführt. Den Namen „Indian. Hanf" führt auch noch eine andere amerikanische Pflanze, Antirrhinum liviare, so wie die Gunjah der Indianer. Asclepias incarnata. — Ein in die Pharmakopoe aufgenomme- nes, wenig benutztes, wurmtreibendes Mittel, das auch bei Asthma und Rheumatismus Nutzen stiften soll. Xanthoxylum fraxinium. — Dornen-Esche. — Fam. Xanthoxy- laceae. Ebenfalls in der Pharmakopoe aufgeführt. Gillenia trifoliata. Bad. — Indian. Arznei, amerikan. Ipeca- cuanha. — In die Pharmakopoe aufgenommen. Gillenia stipulacea. Bad. — Bowmaun's Wurzel, westind. Arz- nei. — Fam. Bosaceae. Besitzt grossen medicinischen Werth, der aber wegen der brasilian. Ipecacuanha nicht die rechte Würdigung findet. Iris versicolor. Bad. — Blaufahne. — Diese in der Pharma- kopoe aufgeführte Wurzel wird von den gewöhnlichen Aerzten wenig benutzt, dagegen steht sie bei den Kräuterdoctoren in gros- sem Ansehen, die sie statt der Mercurialien gebrauchen, ihr mil- dernde, abführende, Avurm- und harntreibende Kräfte zuschreiben, und auch ein daraus bereitetes, ölig - harziges Extract unter dem Namen Iridin in Anwendung bringen. Liatris spicata. Bad. — Knopf-Schlangenwurzel, Klapperschlan- gen-Meister. — Fam. Asteraceae. Ein Diureticum mit tonischen, reizenden und die Menstruation fördernden Eigenschaften. Gegen Schlangenbiss wird sie innerlich und äusserlich angewendt. Collinsonia Canadensis. Bad. cum hb. — Pferde - Melisse. — Fam. Lamiaceae. Ein Tonicum und Adstringens, welches frisch ga- strische Erscheinungen und zuweilen Erbrechen hervorbringt. Wird auch als Diureticum benutzt. Baptisia tinctoria. Cort. radicis. — Wilder Indigo. — Fam. Fabaceae. Wegen ihrer antiseptischen Wirkung gebraucht zu Gur- gelwässern imd Waschmitteln bei krebsartigen Geschwüren des Mun- des und Halses, bei Mercurialgeschwüren und als Breiumschlag bei bösartigen, zum Krebs neigenden Geschwüren. Durch die Kräuter- doctoren findet sie Anwendung im Scharlach und Typhus. Stillingia sylvatica. Bad. — Königin-Wurzel, Königin-Lust. — Fam. Euphorbiaceae. Ihrer brechenerregenden, abführenden und beruhigenden Eigenschaften wegen in die Pharmakopoe auf- genommen. Leptandra virginica. Bad. — Fam. Scrophulariaceae. Ein von den Kräuterdoctoren wegen seiner directen Einwirkung auf die Leber hochgeschätztes und von ihnen statt der Mercurialien benutz- tes Mittel. Sie nennen ein daraus bereitetes harziges Extract Lep- tandrin. Geraniam vaaculatum. Bad. — Kranichschnabel, Krähenfuss. — Eins der besten und kräftigsten, rein adstringirenden einheimischen Arzneimittel, das viel Tannin enthält. Als Pulver mit Erfolg auf- gelegt bei Epistaxis, bei Blutungen nach dem Zahnausziehen, als Decoct bei Mundfäule, Leucorrhöe, Mennorrhagie etc. In die Phar- makopoe aufgenommen. Helonias dioica. Bad. — Falsche Einhornbeere, Teufelsbiss. — Fam. Melanthaceae. Bei Krankheiten des Uterus als specifisches Tonicum, wie auch als Diureticum im Gebrauch. Vereinszeitung. ■ 251 Juglans cinerea. Cort. rad. interior. — Weisse Wallnuss, But- ternuss. — Hat als mildes Catharticum Aufnahme in die Pharma- kopoe gefunden. Jeffersojiia Diphylla. Rad. — Zwillingsblatt, Rheumatismus- Wurzel. — Fam. Berherideae. Als harntreibendes und reizendes Diaphoreticum bei Rheumatismus, Syphilis etc. angewandt. Asclepias tuherosa. Bad. — Stechwurzel. — Diaphoretictim und Expectorans. Myrica cerifera. Cort. rad. — Wachsbeere. — Fam. Myria- ceae. Findet bei den sogen. Thompsonianern (den Coffiniten Eng- lands) als stimulirendes Adstringens bei Diarrhöe und Dysenterie ausgedehnte Anwendung. Euphorbia corollata. Rad. — In die Pharmakopoe aufgenom- men. Die Rinde derselben wird von den Kräuterdoctoren als Eme- ticum, Diaphoreticum und Expectorans gegeben. Euphorbia Ipecacuanha. Rad. — Wilde Ipecacuanha. Eben- falls in der Pharmakopoe verzeichnet und gleich der vorigen an- gewandt. Ptelea trifoliata. Cort. rad. — Strauchklee, WaflFel-Esche, Flü- gel-Samen. — Fam. Xanthoxylaceae. Stimulirendes Tonicum., woraus ein ölig- harziges Extract, Ptelein, bereitet wird. Polemonium reptans. Rad. — Amerikan, Gi'iechen - Baldrian, Jacobsleiter, Blauglocke. — Fam. Polemoniaceae. Als Diureticum und Adstringens im Rufe. Sabbatia angularis. Hb. — Amerikan. Tausengüldenkraut. — Fam. Gentianeae. Ein ausgezeichnetes tonisches Bitter. Gaidtheria procximbens. — Rebhuhnbeere, Theebeere, Winter- grün. — Fam. Ericaceae. In der Pharmakopoe aufgenommen. In Substanz als reizendes Gewürz vorzüglich in der Küche benutzt. Zum pharmaceutischen Gebrauch wird daraus ein ätherisches Oel destillirt. Wächst in Nordamerika sehr häufig. Betula lenta. Cort. — Schwarzbirke, Kirschbirke, Riechbirke. — Wird wie die Gaultheria zur Destillation eines ätherischen Oeles gesammelt. Beide Oele sind nach Procter identisch und präexi- stiren nicht, sondern sind das Resultat der Einwirkung eines eigen- thümlichen neutralen Stoffes — Gaultherin — auf einen dem Emul- sin ähnlichen Köi-per. Coenus florida. Cort. — Hundeholz. — Hat als Tonicum und Adstringens Aufnahme in die Pharmakopoe gefunden, wird aber auch als Hausmittel gegen Wechselfieber benutzt. E^ipatoriwn perfoliatum. — Pharmak. der Ver. St. — Ein In- fusum davon wirkt, kalt genommen, als Tonicum., warm als Dia- phoreticum, und stark bereitet als, Adjuvans bei Brechmitteln. Wird stark verbraucht. Prunus Virginiana. Cort. — Pharmak. der Ver. St. — Wilde Kirschbaumrinde. — Wird von Cerasus Serotina gesammelt. Ent- hält Amygdalin und einen dem Emulsin ähnlichen Körper. Findet mit Recht eine sehr ausgedehnte Anwendung als Tonicum und be- ruhigendes Mittel. Chenopodium anthelminticum. Fruct. — Pharmak. der Ver. St. — Wurmsamen, Jerusalem-Eiche. — Wird wie Sem. Cinae benutzt. Auch wird das ätherische Oel dieses Samens als Anthelminticum häufig verordnet. Cimicifuga racemosa. Rad. — Pharm, der Ver. St. — Schwarze Schlangenwurzel. — Fam. Rammculaceae. Sehr geschätzt und be- nutzt bei acuten Rheumatismen, Veitstanz, Epilepsie etc. Ein durch 252 Vereinszeitung. Fällung mit Wasser aus der concentrirten Tinctur dargestelltes harziges Extract wird unter dem Namen Macroytis verordnet. Diospyros Virginiana. Fruct. immat. — Pharmak. der Ver. St. — Fam. Ebenaceae. Enthält viel Gerbsäure, ausserdem Zucker und Aepfelsäure. Sobald die Frucht reift, verschwindet das Tannin und der Zuckergehalt nimmt zu. Wenn die reife Frucht einige Fröste erlitten hat, bildet sie eine beliebte Speise. Evonymus atropurpureus. — Spindelbaum. — Fam. Celastraceae. Als Diureticum und Catharticum bei Wassersucht, jedoch wenig, angewandt. Gelseminum sempervirens. Rad. — Gelber Jasmin der südlichen Staaten. — Fam. Apocynaceae. Soll beachtenswerthe Eigenschaften besitzen. Medulla Sassafras. — Pharmak. der Ver. St. — Sassafras-Mark. — Als schleimiges Mittel bei Augenentzündungen, wie die Quitten- kerne, in Anwendung. Monarda-Campher. — Stearopten von Ol. Monardae punciatae. Sassy-Rinde von Erythrophylaeum (judiciale?) vom Cap Palmas. ' Oleum Erigeroni, erhalten durch Destillation des Erigeron Ca- nadense mit Wasser. Wird neuerdings gegen Blutflüsse in Dosen von 4 — 6 Tropfen 4 Mal täglich mit ausgezeichnetem Erfolge ge- geben. Das Kraut selbst wird als Diureticum gegen Nierensteine benutzt. {Pharmac. Journ. and Transact. Novhr. 1856. p. 268 etc.) Hendess. 6. Technologisches. Untersuchungsverfahren der Seife auf ihren mercantilen Werth. Dr. Heeren theilt im Nachstehenden ein Verfahren, Seife auf ihren mercantilen Werth zu prüfen, mit, welches sich am aller- zweckmässigsten erwiesen haben soll. Ausser einer kleinen, ziemlich empfindlichen Waage und zuge- hörigem Gewicht bedarf man nur eines recht grossen Uhrglases und einer Porcellantasse. Das Gewicht des Uhrglases wird ein für alle Mal bestimmt, damit man nicht nöthig habe, dasselbe jedesmal von Neuem abzuwägen. Die zu untersuchende Seife wird in Späne ge- schnitten, worauf man momentan 60 Gran (I/4 Loth) genau abwägt, in die Tasse schüttet und mit etwa 4 Esslöflfeln voll Regenwasser übergiesst. Man stellt nun die Tasse auf einen warmen Ofen oder eine heisse Platte, um die Seife vollständig aufzulösen, giebt sodann etwa 20 Tropfen Salzsäure hinzu und lässt die Tasse so lange in der Wärme stehen, bis sich das aue. der Seife abgeschiedene Fett in Gestalt eines klaren Oels auf der Oberfläche des Wassers zeigt. In der Zwischenzeit wägt man ebenfalls 60 Gran weisses Wachs so genau als möglich ab, giebt es, nach erfolgter Klärung des Fettes in der Tasse, hinzu, und stellt das Ganze zum vollständigen Erkalten an einen recht kühlen Ort. Durch den Zusatz des Wachses wird das aus der Seife abgeschiedene Fett, in eine harte Masse verwan- delt, welche nach vollständigem Erkalten sich von den Wänden der Tasse ganz leicht ablöst, sich ohne erheblichen Verlust aus der Tasse nehmen und durch gelindes Drücken zwischen Löschpapier von dem etwa anhängenden Wasser befreien lässt. Man bringt sie in das tarirte Uhrglas, fügt auch das, in höchst geringer Menge an den Seitenwänden der Tasse etwa sitzen gebliebene, mit einem Vereinszeitung. 253 Messer sorgfältig abgenommene Fett hinzu und stellt das Uhrglas zum Schmelzen des Inhaltes auf die heisse Platte, die man zur Unterlage des Glases mit etwas Sand überdeckt. Diese Schmelzung ist nöthig, weil die Fettmasse, trotz der Abtrocknung zwischen Löschpapier, zuweilen noch einige Tröpfchen Wasser im Innern beherbergt, welche die Wägung ungenau machen würden, und in dem durchsichtigen Uhrglase zum Vorschein kommen. Sollte nun dieses der Fall sein, so treibt man die Hitze etwas höher, um das am Boden des Glases und des zugesetzten Wachses, und erhält so das Gewicht des aus der Seife abgeschiedenen Fettes. Die Menge des zur Seife verwendeten Fettes erhält man, Avenn man zu der gefundenen Menge den 19ten Theil addirt. Von guten, obwohl frischen Kernseifen ist daher zu verlangen, dass sie nach unserer Untersuchungsart 61 — 63 Proc. Fettmasse geben. Bei gefüllten Seifen würden, wenn man auf 100 Pfund Fett 200—220 frische Seife rechnet, 431/5 — 47 Proc. Fettmasse erfolgen; doch würde eine solche Seife schon als eine ziemlich schlechte zu betrachten sein. Bei Untersuchung einer guten, ziemlich abgetrockneten Seife wurden 54 Proc. Fettmasse gewonnen, welche Zahl nach Heeren's Erachten für käufliche, also schon etwas getrocknete, gefüllte Seife als Norm angenommen werden dürfte. Eine gute, aus ungebleichtem Palmöl und Colophonium dar- gestellte gelbe Palmölseife, in etwas getrocknetem käuflichen Zu- stande, gab 52 Proc. Fettmasse. (Mittheil, des Hannov. Gew.-Ver. 1855.) B. 7. Die deutsche Münzemigung. So viel von den Beschlüssen der Münzconferenz bisher be- kannt geworden ist, können wir dieselben im Interesse des Ver- kehrs als einen bedeutenden Schritt zur deutschen Münzeini- gung begrüssen. Gegenwärtig haben wir in Deutschland 9 Münz- gebiete, nämlich: 1) Gebiet des 14 Thaler- (21 Fl.) Fusses. 1 Thlr. a 30 Sgr. k 12 Pf. = (241/2 Fl.) Fl. 1, 45 Kr. = (20 Fl.) Fl. 1, 25 Kr. 26/7 Pf. Anhalt- Bernburg, -Dessau, -Köthen, Braunschweig (1 Thlr. a 24 Ggr. ä 12 Pf.), Hannover (1 Thlr. k 24 Ggr. a 12 Pf.), Hessen-Cassel, Lippe-Detmold, Lippe -Schaumburg, Luxemburg, Mecklenburg -Schwerin (1 Thlr. k 48 Schill, ä 12 Pf.), Mecklenburg-Strelitz (1 Thlr. ä 48 Schill.), Ol- denburg (1 Thlr. k 72 Grote k 5 Schwären), Preussen, Eeuss, Sach- sen (1 Thlr. k 30 Ngr. ä, 10 Pf.), Sachsen- Altenburg (1 Thlr. k 30 Ngr. k 10 Pf.), Sachsen-Gotha, Sachsen- Weimar-Eisenach, Schwarzburg- Kudolstadt (Unterhen-schaft), Waldeck. 2) Gebiet des 241/2 Guldenfusses. 1 Fl. k 60 Kr. ä 4 Pf. = (14 Thh-.) Thb. — 17 Sgr. l^h Pf. = (20 Fl.) Fl. — 48 Kr. 39/io Pf. IBaden, Bayern, Frankfurt, Hessen - Darmstadt, Hessen - Homburg, Nassau, Sachsen -Coburg, Sachsen -Meiningen, Schwarzburg-Eudol- stadt (Oberherrschaft), Würtemberg. 3) Gebiet des 20 Guldenfusses. 1 Fl. C.-Mze. ä 60 Kr. a 4 Pf. = (14 Thlr.) Thlr.— 21 Sgr. —Pf. = (241/2 Fl.) Fl. 1, 13 Kr. 2 Pf.; Oesterreich (ausserdem 1 Fl. Wien. Währ, ä 60 Kr. = (14) Thh-. — 8 Sgr. 3 Pf. 1 Lira austriaca = 1/3 Fl. C.-M.), Lichtenstein. 4) Bremen. 1 Thlr. Gold ä 72 Grote = (14 Thlr.) Thlr. 1, 4 Sgr. = (20 Fl ) Fl. 1, 37 Kr. 1/2 Pf. = (241/2 Fl.) Fl. 1, 59 Kr. 254 ' Vereinszeitung. 5) Hamburg. 1 Mrk. Bco. ä 16 Schill, ä 12 Pf. = (14 Thlr.) Thlr. - 15 Sgr. 24/io Pf. = (20 Fl.) Fl. — 43 Kr. l2/io Pf. = (241/2 Fl.) Fl. — 52 Kr. 35/10 Pf. 1 Mrk. Cour, a 16 Schill, ä 12 Pf. = (14 Thlr.) Thlr. — 12 Sgr. = (20 Fl.) Fl. — 34 Kr. ll/e Pf. = (241/2 Fl.) Fl. — 42 Kr. 6) Lübeck. 1 Mrk. Cour, ä 16 Schill. ä~12 Pf. = 12 Sgr. 7) Luxemburg, wie Preussen und Belgien. 8) Limburg, wie Niederlande. 9) Schleswig, Holstein, Lauenburg, wie Dänemark: 1 Ethlr. ä 6 Mrk. ä 16 Schill. = (14 Thlr.) Thlr. — 22 Sgr. 84/io Pf. = (20 Fl.) Fl. 1, 4 Kr. 31/2 Pf. = (241/2 Fl.) Fl. 1, 19 Kr. 1/5 Pf. 2 Ethlr. = 1 Thlr. Species. Von diesen umfassen nur drei, nämlich das Gebiet des 14- Thaler-, des 20 Gulden- und des 24V2 Guldenfusses grössere Län- der-Complexe, während die übrigen auf enge Localitäten beschränkt sind. Die Aufgabe der Münzconferenz war nun zunächst, diese drei Münzfüsse in gi-össere Uebereinstimmung zu bringen. Als Gewichtseinheit gilt in Deutschland für die Münzsysteme die Cölnische feine Mark, aus welcher 14 Thaler, 241/2 fl. rhein. Währung und 20 fl. Conv.-Mze. geprägt werden. Nach den Be- schlüssen der Münzconferenz soll nun eine andere Gewichtseinheit, nämlich das Zollpfund, substituirt werden. Da nun die Cöln. feine Mark gleich ist 0,23386 Kilogrm., das Zollpfund gleich 0,50000 Kilogrm,, so gehen von Preussischen Thalern ziemlich genau 30 (genau 29,932) auf das Zollpfund feinen Silbers, von Gulden süd- deutscher Währung 521/2 fl. Die Diff"erenz ist so gering, dass sie innerhalb des sogen. Remediums, d. h. innerhalb der nach der Münz- gesetzgebung zulässigen Abweichung von dem gesetzlichen Gewicht des in dem einzelnen Thalerstücke enthaltenen Silbers liegt. Wenn daher nach den Beschlüssen der Münzconferenz Preussen zum 30 Thaler-, die süddeutschen Staaten zum 52V2 fl--Fusse übergehen, so ist dies nur eine, nach der neuen Münzgewichts-Einheit modi- ficirte, andere Benennung des bisherigen Münzfusses, der materiell unverändert fortbesteht. Anders ist es mit Oesterreich. Wenn dieses den 45 Guldenfuss nach neuer Benennung annimmt, so ist dies ziemlich genau dasselbe, als wenn es nach den gegenwärtigen Benennungen vom 20- zum 21 Guldenfusse überginge. Der Fein- gehalt seiner neuen Gulden wird mit andern Worten um 1/21 gerin- ger, als dies nach seiner gegenwärtigen Münzgesetzgebung der Fall. Im Interesse der deutschen Münzeinigung konnte Oesterreich dieses Zugeständniss um so leichter machen, als vermöge seiner Valutenverhältnisse der Werth des coursirenden Bankgeldes kein fester ist. Während jetzt 14 Preuss. Thaler nach ihrem Reiugehalt gleich sind 20 Oesterreich. Silbergulden, werden sie künftig 21 Oesterreich. Gulden gleich sein, und das Preuss. Zweithalerstück als Vereinsmünze wird genau 3 Oesterreich. Gulden entsprechen, wie es 31/2 süddeutschen Gulden entspricht. Das Silberpari zwi- schen hier und Wien wird 100 Thaler (= 150 Gulden) sein. Durch diese Vereinssilbermünze von 2 Thlr. = 3 Fl. Oe.sterr. = 3V2 Fl. südd. Währung ist ein grosser Schritt zur deutschen Münzeinigung gewonnen, und ist es nur zu wünschen, dass für die Bedürfnisse des Grosshandels sich eine einheitliche Goldmünze anschliesse. Vereinszeitung. 255 8. Uebersicht über den Absatz von Blutegeln im Jahre 1856 aus der Blut- egelhandlung von G. F. Stölter & Co. in Hildesheim. Bei dem Jahresschlüsse zu der von uns expromittirten Rech- nungsablage verpflichtet, unterziehen wir uns diesem Geschäfte diesmal um so lieber, als die Theilnahme an unserer bekannten im Jahre 1854 dem norddeutschen Apotheker- Vereine gemachten OflFerte sowohl der Zahl der Beigetretenen nach, als auch in Rücksicht auf die derselben gezollten Anerkennung uns lebhaft dazu auffordert und die dankbarste Erwähnimg verdient. Nach unserer letzten Rechnungsablage, die im vorigjährigen Julihefte des Archivs der Pharmacie abgedruckt vorliegt, verblieben aus dem Jahre 1855 noch 109 nicht erledigte Conten mit dem Saldo von 895 0$ 8 ^r, für welche wir die Entschädigungsstückzahl ad 1940 Blutegeln zurückbehielten. Diese auf die Entschädigung für abgestorbene Blutegel im Jahre 1855 Bezug habende Rechnung erledigt sich nun dahin, dass im Laufe des Sommers noch etwas über das zurückgehaltene Aequivalent von den oben genannten Conten in Anspruch genommen wurde und haben wir uns ohne Zweifel mit der pünctlichen Lieferung dieser Mehrforderung die Zufriedenheit unserer geehrten Geschäftsfreunde gesichert. Mit dieser Lieferung findet die Rechnung für das Jahr 1855 ihren vollständigen Abschluss und könnten wir nunmehr die Zahlen für uns sprechen lassen, wenn uns nicht das hin und wieder sehr auffallende Verfahren einiger unserer Correspondenten es rathsam erscheinen Hesse, noch einige Bemerkungen namentlich für solche Herren einfliessen zu lassen, die der Offerte noch beizutreten ge- sonnen sein möchten. Es gebietet unser eigenes Interesse und das Aller, welche an unserer Offerte Theil nehmen, dass die von uns zugesicherte in natura erfolgende Schadloshaltung nur solchen unserer Kunden zu Theil werde, die ihren ganzen Bedarf an Blutegeln, wenigstens für das jedesmal laufende Jahr lediglich und allein permanent aus unserer Handlung beziehen und können wir von dem bisher von ~ uns zum wahren Vortheil und Gedeihen des Unternehmens stricte inne gehaltenen Grundsatze, nur erst nach Ablauf des Rech- nungsjahres die Entschädigung zu liefern, ohne grosse Inconvenien- zen und unnöthige Arbeiten nicht abweichen, mithin auch nur Denjenigen eine besondere Berücksichtigung angedeihen lassen, die die von uns gestellte Bedingung, ihren Bedarf an Blutegeln aus- schliesslich von uns zu beziehen, in keinem Falle verletzten. Wir dürfen daher von dem Billigkeitsgefühle unserer Geschäftsfreunde erwarten und ohne von ihnen etwas Drückendes zu fordern, dass man nicht etwa gleich nach Verbrauch der Blutegel oder aber im Laufe des Rechnungsjahres die etwa nöthigen Entschädigungen realisirt zu sehen wünsche, sondern den Jahresschluss als den geeig- netsten Zeitpunct abwarte, an welchem die Gesammtverluste von uns zu ersetzen seien. Es sind aber, wie gesagt, ganz gegen unsere Erwartung, die wir von dem gebildeten, billig denkenden und ge- wissenhaften Publicum hegen, mit dem wir in Verbindung zu stehen das Vergnügen haben, doch, wenn auch nur vereinzelte. Fälle vor- gekommen, Avo man unsere Verpflichtung auf Entschädigung in Folge unzeitiger Bestellungen in einem ganz ungewöhnlichen, der Offerte nicht entsprechenden und zu hohen Maasse in Anspruch 256 Vereinszeitung. nahm, ja sogar höchst unbilliger Gelddecorte sich erlaubte, wozu man so wenig berechtigt war, als wir dazu verpflichtet sind. Dies geschah namentlich von solchen, die in der Kegel nur in den für den Bezug von Blutegeln so höchst ungünstigen, durch Hitze, Ge- witter und Temperaturwechsel auf die Gesundheit dieser Thiere ungemein nachtheilig influirenden Sommermonaten ihren Bedarf von uns bezogen und dann für den in jener Jahreszeit nie zu ver- meidenden Verlust sofort eine vollständige Entschädigung verlangten, demnächst aber den uns kränkenden und sie selbst und ihre Um- sicht nicht besondei-s ehrenden Schritt thaten, in der dem Versand der Blutegel günstigen Zeit ihren Bedarf anderweit, namentlich von Hausirern zu entnehmen, welche letztern wohlweislich in der eben genannten Zeit vorzugsweise ihre Geschäftsreisen machen, vor dem Handel in den Sommermonaten aber eine leicht zu erklärende Furcht zeigen und dann nicht reisen, während stehende Etablissements, die dann natürlich mehr als gewöhnlich in Anspruch genommen werden, stets den Nachtheilen ausgesetzt bleiben, welche die Som- mermonate unausbleiblich mit sich führen. Ja sogar bis an das Wunderliche wurden die Ansprüche auf Entschädigung gesteigert, indem in einem Falle nach einer angeblich genau geführten Todten- liste eine Entschädigung von 217 Stück Blutegel gefordert wurde, während sich doch ergab, dass im Ganzen nur 150 Stück von uns bezogen waren, woraus denn zur Evidenz erhellt, dass in diesem Falle auch von anderen Handlungen Egel bezogen sein mussten und dass die dabei statt gehabten Verluste — wie wir gern anneh- men — in-thümlich uns aufgebürdet werden sollten. Dass aber das eben getadelte Verfahren solcher Kunden in Betreff gesteigerter Entschädigungsforderungen auch noch den wohl in Anschlag zu bringenden Nachtheil herbeiführt, dass den nach unserer Intention zu berücksichtigenden milden Stiftungen des norddeutschen Apo- theker-Vereins nicht die beabsichtigten Emolumente erwachsen, springt zu sehr in die Augen, als dass es weiter ausgeführt zu wer- den verdiente. Um so mehr aber werden diejenigen Herren, die jenes nicht zu rechtfertigende Verfahren einschlugen und deren Aufträge wir bei einem solchen nur unsern effectiven Schaden be- zielenden Verhalten lieber entbehren möchten, von jetzt an bestrebt sein, auch im Hinblick auf das von uns erstrebte Vereins-Interesse erst nach vollständigem Bezug ihres ganzjähx-igen Bedarfs ihre Ent- schädigungen von uns entgegen zu nehmen, so wie auch Niemand die von uns eben gemachten Bemerkungen, die uns von dem Interesse unserer Kunden eben so nothwendig als von unserem eigenen geboten wurden und deren reelle Absicht Niemand ver- kennen wird, um so weniger übel deuten kann, als es unser eifrig- ster Wunsch ist, mit allen unsern geehrten Geschäftsfreunden stets in grösster Harmonie zu arbeiten. Aus allen diesen Gründen und namentlich aus dem Umstände, dass bei einem ganzjährigen Bezug die Sommermonate durch die günstigen Monate wieder ausgeglichen werden, müssen wir sowohl in unserem eigenen Interesse, als auch in dem der milden Stiftungen auf eine strenge Innehaltung des von uns und unsern resp. Correspondenten einmal angenommenen Modus halten, damit uns das angenehme Gefühl nicht getrübt werde, unsere Kunden zufrieden gestellt und den milden Stiftungen des nord- deutschen Apotheker - Vereins aus der qu. Offerte immer grössere Vortheile hervorgehen zu sehen. Wurde es nämlich schon im vorigen Jahre bei einer Entschädi- gungsstückzahl von 17,091 Blutegeln möglich, den milden Stiftungen Vereinszeitung. 257 die Summe von 50 Thlr. Crt. zu überweisen, so glauben wir nicht zu weit zu gehen, wenn wir annehmen, dass in diesem Jahre bei der sich am Schlüsse der nachfolgenden Uebersicht ergebenden Entschädigungsstückzahl von 27,986 Blutegeln eine noch grössere Summe für den genannten Zweck zu unserer besonderen Genug- thuung erübrigen lassen wird. Nicht unerwähnt dürfen wir es ferner in diesem Begleitschreiben lassen, dass es hin und wieder vorgekommen ist, dass Einzelne die von uns offerirte Entschädigung von 30 pro mille als unbedeutend bezeichnet haben. Diese Meinung kann nur aus einer irrthümlichen Auffassung unserer Offerte entspringen. Denn es muss hierbei ganz besonders ins Auge gefasst werden, dass durch diese Entschädigungssummen die Verluste unserer Kunden, welche in einzelnen Fällen im Som- mer allerdings mehr sein können, in den kühleren Monaten dagegen sich auf Null reduciren, im Durchschnitt am Jahresschlüsse aus- geglichen werden, wodurch sich denn auch, wie schon bemerkt, unser billiges Verlangen rechtfertigt, dass alle an der Offerte Theil- nehmenden das ganze Jahr hindurch ihren Bedarf an Blutegeln nur aus unserer Handlung beziehen. Das von uns offerirte Aequi- valent erweist sich aber auch schon dadurch als vollkommen befrie- digend und ausreichend, dass, wenn bei Einzelnen mal grössere Verluste zu ersetzen sind, bei der Mehrzahl die Verluste sich als ganz unerheblich und nicht des Nenneus werth herausstellen. Fasst man indess die einzelnen von uns als Entschädigung zu gewährenden Posten in ihrer Totalsumme zusammen, so wird Nie- manden die sich sodann ergebende Entschädigungsstückzahl als unbedeutend erscheinen und wenn wir darauf hinweisen, dass für dieses laufende Jahr mehr als 27,000 Stück Eutschädigungs-Blutegel, also in Geld eine grössere Summe als Tausend Thaler zu zahlen sein werden, so hoffen wir, dass nicht allein jene unbegründete Meinung in Betreff der Niedrigkeit des Entscliädiguugsmodus auf- gegeben werden, sondern dass man uns gern zugestehen wird, alles Mögliche aufgeboten zu haben um unsere geehrten Geschäftsfreunde thunlichst zufrieden zu stellen und sie vor Verlusten zu schützen, was bei einem difficilen Artikel wie Blutegel wahrlich keine zu leichte Aufgabe ist — eine Hoffnung, die jeder Billigdenkende uns gewiss nicht zerstören wird. Schliesslich fühlen wir uns noch gedrungen, den hohen Behör- den für diejenigen Erleichterungen und Begünstigungen in Betreff der frankirten Versendung unserer Blutegel, welche nunmehr auf den ganzen deutschen Postverein ausgedehnt sind, unsern aufrich- tigen Dank auszudrücken, indem dadurch ein gleichmässiger Preis für alle Apotheken erzielt ist und machen wir in Folge von jenen Vergünstigungen unsere Geschäftsfreunde darauf aufmerksam, dass sie alle ihre Zuschriften vind Geldsendungen unfrankirt an -uns einsenden wollen, wogegen sie die Zusendung der Blutegel stets frankirt erwarten dürfen. Stückzahl der im Jahre 1856 im norddeutschen Apotheker- Vereine verkauften BkitegeL /. Vicedirectorium am Rhein. 1) Kreis Cöln 1800 St. 2) „ Aachen 1600 „ 3) „ Bonn 1800 „ 4) Kreis Crefekl 2600 St. 5) „ Duisburg 2200 „ 6) „ Düsseldorf.... 2900 , Arch iPhaim. CXXXIX.Bds. 2.Hft. 17 258 Vereinszeitung. 9) 10) Kreis Eifel 2400 St. „ Elberfeld.... 4800 „ „ Emmerich. . . 1400 „ „ Schwelm .... 2600 „ 11) Kreis Siegburg 2500 St. 12) „ Trier 2300 „ 13) „ St. Wendel. . 1100 „ Summa.... 30000 St. IL Kreis Arnsberg.... 10800 St „ Herford 8200 „ „ Lippe 5400 „ „ Minden 13700 „ Vicedirectorium Westphalen. 5) Kreis Münster 3200 St. 6) „ Paderborn.... 7300 „ 7) „ Siegen 6600 „ Summa . 55200 St. III. Vicedirectorium Hannover. 1) Kreis Hannover . . . 10200 St. 2) „ Hildesheim . . 13369 „ 3) „ Lüneburg. . . . 7800 „ 4) „ Hoya-Diepholz 5300 „ 5) „ Oldenburg . . 8900 „ 6) Kreis Osnabrück. . . 10200 St. 7) „ Ostfriesland . 12400 „ 8) „ Stade 4300 „ 9) „ Harbu rg 3900 „ Summa,... 76369 St. IV. Vicedirectorium Braunschweig. 1) Kreis Braunschweig 6800 St. 1 3) Kreis Blanke nburg.. 4900 St. 2) „ Andreasberg.. 3200 „ Summa.... 14900 St. V. Vicedirectorium Mecklenburg. Kreis Stavenhagen . . 1100 St. „ Rostock 2700 „ Kreis Güstrow 4100 St. „ Schwerin 6200 „ Summa.... 14100 St. 1) 2) 3) 4) VI. Vicedirectorium Bernburg - Eisleben. Kreis Eisleben 2800 St. i 5) „ Bernburg .... 1900 „ 1 6) „ Bobersberg . . . 1100 „ | 7) „ Dessau 2700 „ I 8) Kreis Eilenburg . „ Halle „ Luckau . . . „ Naumburg . Summa. . 2700 St. 6900 , 2100 „ 2400 „ 22600 St. VII. Vicedirectorium Kurhessen. 1) Kreis Cassel 8200 St. 2) „ Eschwege .... 4300 „ 3) „ Corbach 2800 „ 4) 5) Kreis Hanau 4700 St. „ Treysa 4200 „ Summa . 24200 St. VIII. Vicedirectorium Thüringen. Kreis Erfurt 6700 St. • „ Altenburg .... 4900 „ „ Coburg 1200 „ „ Gotha 2600 „ 5) Kreis Jena 4200 St. 6) „ Saalfeld 2900 „ 7) „ Sondershausen 1600 „ 8) „ Weimar 1100 „ Summa. 25200 St. IX. Vicedirectorium Sachsen. 1) Kreis Neust.-Dresden 4000 St. 2) „ Altst.- Dresden 1900 „ 3) „ Freiburg 2100 „ 4) „ Lausitz 4300 „ 5) Kreis Leipzig 2100 St. 6) „ Leipz.-Erzgeb. 4600 „ 7) „ Voigtland 1700 „ Summa. 20700 St. Vereinszeitung. 259 X. Vicedirectorium Preussen- Posen. Kreis Königsberg. . . 1100 St, „ Bromberg 1600 „ „ Conitz 2200 „ „ Danzig 2700 „ 5) Kreis Lissa 1900 St. 6) „ Elbing 1300 „ 7) „ Posen 2700 „ Summa. 13500 St. XI. Vicedirectorium der Marken. 1) Kreis Königsberg. . 1900 St. 2) „ Angermünde. 1300 „ 3) „ Arnswalde... 2600 „ 4) „ Berlin 10700 „ 5) „ Charlottenburg 2600 „ 6) 7) 8) 9) 10) Ki-eis Erxleben .... 1100 St. „ Pritzwalk. .. 4300 „ „ Neu-Ruppin. . 4600 „ „ Frankfurt a/0. 5900 „ „ Stendal 6100 „ Summa. 41100 St. XII. Vicedirectorium Schlesien. Kreis Oels 4100 St. i 5) „ Breslau 2700 „ 1 6) „ Görlitz 2300 „ 7) „ Kreuzburg.... 1900 „ 8) &eis Neisse 2200 St. „ Neustädtel .... 1600 „ „ Eeichenbach.. 2300 „ „ Eybnik 2800 „ Sunima. 19900 St. XIII. Vicedirectorium Holstein. 1) Kreis Schleswig 1300 St. | 3) Kreis Lübec k 5600 St. 2) „ Altona-Reinfeld 1900 „ | Summa 8800 St. XIV. Vicedirectorium Pommern. 1) Kreis Wolgast 2200 Stück, 2) „ Stettin 6 000 „ Summa. . . . 8200 Stück. Eecapitulatio. 1) Vicedirectorium am Rhein 30,000 Stück, 2) „ Westphalen 55,200 „ 3) ,, Hannover 76,369 „ 4) „ Braunschweig 14,900 „ 5) „ Mecklenburg 14,100 „ 6) „ Bernburg -Eisleben 22,600 „ 7) „ Kurhessen 24,200 „ 8) „ Thüringen 25,200 „ 9) „ Sachsen 20,700 „ 10) „ der Marken 13,500 „ 11) „ Preussen - Posen 41,100 „ 12) „ Schlesien 19,900 „ 13) „ Holstein 8,800 „ 14) „ Pommern 8,200 „ Summa 374,769 Stück. An Nichtmitglieder des norddeutschen Apo- theker-Vereins sind verkauft: 1) An Apotheker 64,900 Stück, 2) „ Aerzte und Chirurgen 41,600 „ Latus.... 106,500 Stück. 260 Vereinszeitung. Tramport... 106,500 Stück 374,769 Stück 3) An Blutegelhändler: a) Umherreisende 72,000 „ b) in Hannover 5,000 „ c) „ Bremen 8,000 „ d) „ Berlin 50,000 „ e) „ Danzig 5,000 „ f) „ Breslau 1,200 „ g) „ • Lienzingen 1,400 „ h) „ Triest ; 50,000 „ i) „ Posen 5,000 „ k) „ Leipzig 6,000 „ 1) „ Cöln 42,000 „ m) an Drogueriehandlungen . . . 62,000 „ 4) Ueberseeisch: a) Nach New- York 80,000 „ b) „ Rio -Janeiro 25,000 „ c) „ Buenos - Ayres 20,000 „ d) „ Bogata 15,000 „ e) „ Caracas 1,000 „ f) „ Stockholm 3,000 „ 558,100 „ Summa aller Verkäufe an Blutegel .... 932,869 Stück. Die Entschädigungs - Stückzahl auf vorstehende Verkäufe ad 932,869 Stück ä 30 pro Mille beträgt also 27,986 Stück Blutegel, woran alle diejenigen Geschäftsfreunde participiren, welche im Jahre 1856 ihren ganzen Bedarf an Blutegel fortwährend und ausschliesslich von uns bezogen haben. Conf. Archiv der Pharmacie, Augustheft 1854 pag. 223 bis 231. Indem wir nun untenstehend das Preis- Verzeichniss für das lau- fende Jahr folgen lassen, erlauben wir uns noch darauf hinzuweisen, dass wir durch verdoppelten Eifer und die äusserste Aufmerksamkeit, welche uns das vermehrte Zutrauen unserer Geschäftsfreunde und der wachsende Umfang unseres Geschäftes geboten, in den Stand gesetzt sind, eine eben so billige als gesunde, kräftige und allen Anforderungen der Heilkunde entsprechende Waare zu liefern. Der verwichene Sommer war unsern Einkäufen in den Productionsländern ganz besonders günstig und da wir, was den Transport betrifft, alle möglichen durch die jetzigen Verbindungsmittel gewährten Vortheile nie aus dem Auge verloren, so glückte es uns ganz besonders, die Blvitegel selbst aus den entlegensten Einkaufsländern mit einer sol- chen Raschheit in unsere Teiche zu schaffen, dass der Transport die Qualität nicht im Geringsten afficiren konnte. Daneben haben wir in Folge dieses schnelleren Transports und höchst reichhaltiger, die Preise niedrig haltender Einfänge unsere Teiche so reichlich gefüllt, dass wir den Anforderungen eines grösstmöglichen Consums für das laufende Jahr werden genügen können, woraus sich dann auch ergiebt, dass, wie sich auch immer die Conjuncturen in diesem Artikel gestalten mögen, wir stets in der Lage sein werden, unsern Geschäftsfreunden die von uns zu beziehende Waare ohne wesent- liche Preisveränderung in dem Jahre 1857 belassen zu können. Und da sich nun auch unsere jetzige Verpackungsmethode — thönerne Cylinder mit Moorerde — über deren ungemeine Zweck- mässigkeit uns von nah und fern sehr anerkennende Zuschriften zukommen, in den letzten 21/3 Jahren bei mehr als 8000 Sendungen Vereinszeitung. 261 als durchaus zweckentsprechend bewährt und selbst bei den weite- sten Entfernungen als ein untrügliches Schutzmittel herausgestellt hat, so glauben wir annehmen zu können, dass wir in Ansehung der Billigkeit und der Güte unserer Waare mit jedem Concurrenten zu rivalisiren im Stande sind, und dass Die- jenigen in einen Irrthum fallen, welche die Ansicht hegen, von anderen Handlungen ihre Blutegel nach den ihnen zugegangenen höchst unbestimmten, die Qualität und Grösse nicht genau bezeich- nenden und deshalb täuschenden Preis-Notirungen „ohne Verbind- lichkeit" billiger beziehen zu können. In dieser Beziehung bemer- ken wir noch ergebenst, dass sich in Folge regimineller Vorschriften unsere Blutegeleintheilung, durch welche den Officinen eine sofor- tige Beurtheilung der Qualität der Waare verschafft werden soll, von denen anderer Handlungen sehr wesentlich unterscheidet. Unter Hinweisung nun auf die unten verzeichnete Eintheilung unserer Blutegel in vier Sorten, die bei anderen Handlungen meistens nur in zwei zusammenfallen, geben wir zu bedenken, dass die Ansicht, als ob die sogenannte Mittelsorte von anderen Handlungen billiger als von uns verkauft werde, durchaus fehl geht. Denn die Mittel- sorte dieser Handlungen ist nichts Anderes, als unsere sogenannte kleine, die wir zu einem niedrigeren Preise als jene ihre mitt- lere verkaufen, wovon sich auch schon einige Zweifler, die, einige Zeit uns ihre Aufträge entziehend, gar bald zu uns zurückkehrten, nachdem sie sich von der Richtigkeit unserer obigen Angabe durch mehrfache Versuche überzeugt hatten, und müssen wir noch aus- drücklich darauf aufmerksam machen, dass in unserem Preis -Ver- zeichnisse die resp. Sortengrösse durch die jedesmalige An- gabe des Gewichtes garantirt wird. Hieraus ergiebt sich dann auch von selbst, dass unsern resp. Kunden eine stete untrügliche Controle darüber an die Hand gegeben wird, ob die von ihnen speciell beorderte Sorte auch wirklich zu ihren Händen gelangte. Preis - Verzeicliniss der Bhitegelhandlung von G. F. St ölt er & Co. in Hildes- heim, laut regimineller Taxe pro 1857. Hiriido niedicinalis. Beste AVaare, frisch aiis Teichen entnommen, incl. aller Un- kosten, Emballage und frankirter Uebersendung mit Garantie für die Gesundheit der Blutegel. Kleine Sorte (Gewicht ä Mille 2 Pfd.) 60 St. 2 ,$ — sgr 100 „ 3 „ 5 „ von 200 bis 1000 St. in einer Sendung a 100 „ 3 „ — „ Mittlere Sorte (Gewicht ä Mille 3 Pfd.) 60 „ 2 „ 20 „ 100 „ 4 „ 5 „ von 200 bis 1000 St. in einer Sendung ä 100 „ 4 „ — , Gemisciite Sorte (Gewicht a Mille 41/2 Pfd.) 60 „ 3„ 5„ 100 „ 5 „ 5 „ von 200 bis 1000 St. in einer Sendung ä 100 „ 5 „ — „ Grosse Sorte (Gewicht ä Mille 6 Pfd.^ 60 „ 3 „ 20 „ 100 „ 5 „ 25 „ von 200 bis 1000 St. in einer Sendung ä 100 „ 5 „ 15 „ Die als „gemischte Sorte" bezeichnete ist an Grösse der von anderen Handlungen als „grosse Sorte" notirten entspre- chend und ist namentlich die mittlere und gemischte Sorte zum Vorrathe in Apotheken besonders zu empfehlen. 262 Vereinszeitung, 9* Notizen zur praktischen Pharmacie. Ehreneriveise. Se. Excellenz der Minister der geistlichen, Unterrichts- und Medicinal- Angelegenheiten, Herr v. Raumer in Berlin, empfing am K. Preuss. &önungs- und Ordensfeste den rothen Adlerorden I. Classe, Hr. Geh. Medicinalrath Prof. Dr. E. Mitscherlich in Berlin den rothen Adlerorden H. Classe mit Eichenlaub, Hr. Geh. Medi- cinalrath Dr. Hörn den rothen Adlerorden HI. Classe mit der Schleife, Hr. Geh. Medicinalrath Dr. Staberoh die dritte Classe desselben Ordens mit der Schleife, der Apotheker Beinert in Charlottenbrunn in Schlesien eben- falls den rothen Adlerovden HI. Classe mit der Schleife. Der Oberdirector Medicinalrath Dr. Bley in Bernburg ist von der pharmaceutischen Gesellschaft in Brüssel mit dem Diplom eines correspondirendeu Mitgliedes beehrt worden. Preisaufgabe. Die Versammlung des allgemeinen Vereins deutscher Gerber hat in ihrer Sitzung am 13. October beschlossen, die dem Gerber so wichtige Ermittelung des Gehalts der verschiedenen Gerbmate- rialien an wirksamem Gerbstoff zur Preisaufgabe zu erheben. Es wird also ein einfaches, auch dem Nicht- Chemiker hinreichend leicht zugängliches Verfahren verlangt, um den Gerbstoff der ge- nannten Materialien, besonders der Eichenrinde, mit einer für prak- tische Zwecke hinreichenden Genauigkeit zu ermitteln. Der Preis ist auf fünfzig Thaler festgestellt. Die Preisbewerber haben ihre Eingaben in gewohnter Art mit einer Devise zu versehen, ihren Namen aber in einem beigegebenen, verschlossenen, mit derselben Devise versehenen Couverte zu nennen und beides bis zum 1. August 1857 an den Herrn Lederfabrikanten Söhlmann in Linden vor Hannover einzusenden. Zu Preisrichtern sind die Professoren Feh- lin g in Stuttgart, Stein in Dresden und Heeren in Hannover ernannt, und es ist beschlossen, dass der Preis jedenfalls zuerkannt werden solle, und wäre auch nur eine einzige Preisschrift ein- gegangen. Sollte der Verfasser der gekrönten Preisschrift die im nächsten Herbst statt findende Versammlung der deutschen Gerber durch seinen Besuch erfreuen, so wird ihm dazu eine Extra- Vergütung von 30 Thlr. für Reisekosten zugesichert. Todes - Anzeige. Am 2. November v. J. endete der Tod durch ein plötzlich ein- getretenes üebel das thätige Leben eines unserer lieben Collegen, des Kreisdirectors für Dithmarschen, Ludwig Anton Friedrich Rüge in Heide, in dem kräftigen Lebensalter von 33 Jahren. Geboren zu Heide im Jahre 1824, erlernte derselbe die Phar- macie von 1840 bis 1844 in der Löwen-Apotheke zu Hadersleben. Nach beendigter Lehre trat derselbe als Gehülfe in das Geschäft seines Vaters bis zu Michaelis 1846. Nachdem er nun ein Jahr die Kieler Universität besucht, machte er sein Staatsexamen, in wel- Vereinszeitung. 263 chem ihm einstimmig der erste Preis zuerkannt wurde. Zu seiner ferneren Ausbildung studirte er darauf noch ein Jahr in Berlin, welches er, der dort im März entstehenden Unruhen wegen, ver- licss. Von 1848 bis 1850 ist er öfter Soldat und Feld-Apotheker gewesen, worauf er im August 1850 die Apotheke seines Vaters übernahm und sich erst im Juli 1854 verheirathete. Ausser seiner Wittwe, seinem Kinde und seinem bejahrten Vater beklagen Viele seinen frühen Hingang, denn er war Vielen ein treuer Freund und ein vortrefflicher College. Todes - Anzeige. Am 4. Januar entschlief sanft nach längeren Leiden im bald vollendeten 67sten Lebensjahre Herr Ober-Medicinal-Director Dr. Heraus, vormal. Kurfürstl. erster Leibarzt und Ober-Hofrath, Rit- des Kui-fürstl. Wilhelms-Ordens und nach der Zeitfolge der ange- tretenen Praxis Senior der hiesigen Aerzte. Er war eines der ältesten Ehrenmitglieder des Apotheker- Vereins, dem er schon seit 1825 augehörte und in welcher Eigenschaft ihm der 14te Band des Archivs der Pharmacie zugeeignet wurde. Den pharmaceutischen Angelegenheiten, besonders dem Geschäfts- betriebe der Apotheker, womit er sehr gut bekannt war, widmete er die grösste Aufmerksamkeit, und wenn sie Gegenstand einer amtlichen Besprechung wurden, so unterstützte er gern die desfall- sigen Anträge der Sacliverständigen nach Möglichkeit. Seine Verdienste um die Kurhessische Medicinalverfassung sind fin erkannt, und betheiligte er sich vorzüglich an der 1827 erschie- nenen Pharmacopoea Hassiae electoralis und der bald darauf gefolg- ten ersten Arzneitaxe für Kurhessen, woran es seither noch immer gefehlt hatte, so wie an der Medicinalordnung vom 10. Juli 1830 und der ihr 1823 schon vorausgegangenen Verordnung, den Ver- kauf und die Aufbewahrung der Gifte betreffend. Auch bekleidete er bis 1855, so lange es ihm seine Gesundheit erlaubte, die Stelle als erstes Directionsmitglied des Landkranken- liauses und als Vorstand der Entbindungs-Anstalt hierselbst, die ])eide wegen ihrer sehr zweckmässigen Einrichtung ihm Vieles zu verdanken haben, so Avie er sich ebenfalls um die städtische Armen- verwaltung deren beständiger Vorsitzender er seit 1836 fortwährend ■^var, sehr verdient gemacht hat, so dass in dankbarer Anerkennung dafür Oberbürgermeister und Stadtrath Veranlassung nahmen, ihm das Ehrenbürgerrecht zu ertheilen, als er voriges Jahr Ki-ankheits halber dieses Amt niederlegte und ausschied. Diese Anstalten und das Ober-Medicinal-Collegium, in denen er so einsichtsvoll und thätig viele Jahre lang gewirkt hat, haben durch diesen Todesfall einen beklagenswerthen, schwer zu ersetzen- den Verlust erlitten. Dies dürfte wohl genügen, dem Verstorbenen zur Würdigung seiner vielseitigen segensreichen Thätigkeit, als einem dadurch so ausgezeichneten Ehrenmitgliede des Apotheker-Vereins, fortdauernd ein ehrenvolles Andenken zu bewahren. Einem mit seinen Lebensverhältnissen näher Vertrauten möge es aber vorbehalten bleiben, ihm ein verdientes biographisches Denk- mal zu weihen. Cassel, den 4. Januar 1857. 264 Vereinszeitung. Rechnung s - Ahlegung. Die HH. Vicedirectoren werden ersucht, die Abrechnungen so- bald als möglich, spätestens vor dem 1. April d. J., an den Rech- nungsführer einzusenden, damit die Directorial-Couferenz zeitig statt finden könne. Das Directorium. Anzeigen. In dem chemisch -pharmaceutischen Institute der Universität Halle beginnen die Vorlesungen und praktischen Uebungen gegen Ende des April d. J. Anfragen und Anmeldungen, namentlich der- jenigen, welche auf die Beneficien des Instituts Anspruch machen wollen, sind möglichst bald an den unterzeichneten Director zu richten. Halle, im Februar 1857. Prof. Dr. W. Heintz. Im chemisch - pharmaceutischen Institute zu Jena beginnt mit dem 20. April d. J. der St»mmercursus. Aufragen und Anmeldungen wolle man zeitig richten an den unterzeichneten Director Jena, Dr. Hermann Ludwig, den 10. Februar 1857. ausserord. Professor. Gehülfenstelle. Einem mit guten Attesten versehenen soliden Pharmaceuten kann sogleich eine Stelle nachgewiesen werden durch Apotheker Dr. C. Herzog in Braunschweig. — Auch ist daselbst zu Michaelis d. J. eine Lehrlingsstelle vacant. Lehrlingsstelle - Gesuch. Für einen jungen Mann aus guter Familie und mit guten Schul- kenntnissen suche ich zu Ostern d. J. eine Lehrlingsstelle. Erfurt, den 15. Februar 1857. Biltz, Apotheker. Pharmaceuten werden placirt durch E. Range in Schwerin (Mecklenburg). Apotheken - Verkäufe. Eine Apotheke von 8500 ^ Medicinalgeschäft, 380 i$ Mieths- ertrag, ist für 52,000 ^; — 1 desgl. von 6000 4 Geschäft, neues Haus mit Garten, für 43,000^; — 1 desgl. von 4200 ^ Medic.-Ge- schäft, 200 4 Miethsertrag, für 28,000 ^; — 1 desgl. von 2600 ^ Med.-Geschäft, für 15,000^ zu verkaufen, und mehrere andere Apotheken verschiedener Grösse durch L. F. Baarts 4 Co. Berlin, Jägerstrasse 10. Berichtigung. Aus dem Kreise Schleswig sind zu Dr. Meurer's Jubiläum ein- gegangen: Von Hrn. Paulsen 2^. Hofbuchdruckerei der Gebr. Jänecke zu Hannover. ARCHIV DEßJllARMCIE. CXXXIX. Bandes drittes Heft. flffmmataMBffijaoivwus Erste Abtheilun^» I. Fliysik, CSiemte und praktiisclie Pliamaacie. Vorschläge für äe beabsichtigte nene Ausgabe der Preissischen Landespharmakopöe, vom pharmaceu- tischea Standpuncte aus; vom Mediciaal-Assessor Fr. Wilms in Münster. (Fortsetzung von Bd. CXXXIX. Heft 2. p.l53.) Folia Sennae. — Im Texte dürfte der Tinevelli-Sen- nesblätter, welche schön getrocknet sind und weder Stiele noch Hülsen enthalten, gedacht werden können. Die mit Stielen und oft mit vielen Cynanchumblättern vermengteü Alexandriner geben oft eine trübe schleimige Infusion und sollten eigentlich wegfallen. Formylum trichloratum. (Chlor oformium.) — Die <5rstere Benennung würde besser der übrigen Nomenclatur der Pharmakopoe anpassend sein. Zur Befreiung des käuflichen Präparates vom Alko- hol würde ich Schütteln mit 1/4 des Gewichtes Wasser, Trennung, Mengung mit dem gleichen Gewichte englischer Schwefelsäure und Rectification über Wasserdampf empfeh- len. Wenn das Chlorcalcium nicht sehr fein zerrieben ist, entwässert es nicht so gut als Schv,-efelsäure, welche auch deshalb besser ist, weil sie einen kleinen Rückhalt an Alkohol bindet, wenn die Rectification unterbrochen wird, sobald das rasche Tröpfeln aufhört. Arch.d.Pharm. CXXXIX. Bds. 3.Hft. 18 266 Wihns, Fungus Cynoshati (seu Rosae) würde als Material zur Tinctur, jedoch nur als friscli zu verwenden, aufzuneh- men sein. Glycerinum. — Als äusseres Mittel findet das Glycerin immer mehr Anwendung. Die Bereitung kann wohl füg- lich aus dem Bleipflaster (oder der zum Heftpflaster die- nendenMasse) durch dreimaliges Auswaschen mit der Hälfte destillirten Wassers geschehen, Eindampfen auf Vio^^^ ^/i2 der angewendeten Pflastermasse, vollständige Abscheidung des Bleigehaltes durch Schwefelwasserstoffgas, Filtration und Abdampfung zur Syrupsconsistenz im Dampfbade. Die Ausbeute beträgt je nach dem mehr und minder vollständigen Auswaschen des Pflasters 11 — 14 Unzen von 21 Civilpfd. Masse. Die Pflaster sind übrigens, nach- dem sie vom überschüssigen Wassergehalte befreit worden sind, eben so brauchbar, weil das Glycerin beim Malaxi- ren mit Wasser ohnehin grösstentheils entfernt wird, die Klebfähigkeit aber durch Glycerin nur beeinträchtigt werden kann. Herba Aconiti. — Dieses Kraut wird hier niemals für sich angewendet, sondern nur im frischen Zustande zur Bereitung des Extractes gebraucht. Es würde dies, wie mir scheint, durch die Bezeichnung herha recens, wie bei Qielidonium und Lactuca virosa, anzuerkennen sein. Damit müsste zugleich Streichung in der Series erfolgen. Die Tinctur wird gewiss besser aus frischem Safte bereitet. Herha Ballotae lanatae. — Es ist mir nicht bekannt geworden, dass dieses Kraut in Westphalen jemals ge- braucht sei. Demzufolge muss ich Streichung beantragen. Herha Bursae pastoris. — Wenn die Tinctur aus dem frischen Kraute Aufnahme finden sollte, so würde das Kraut als recens zu erwähnen sein. Herha Galeopsidis. — Als Lieber'scher Thee ist dieses Kraut (Galeopsis ochroleuca Lam.) noch mehrfach im Ge- brauche, verdiente daher vielleicht Aufnahme. Herha Lycopodii wird nur höchst selten gebraucht und würde, wenn die Pharmakopoe nur allgemein gebrauch- Vorschläge für die neue Freussische Pharmakopoe. 267 liehe Droguen haben soll, gewiss in Wegfall kommen können. Es würden sonst gewiss wieder eine grosse An- zahl Kräuter, von denen das eine oder andere einmal in Gebrauch gezogen wird, aufgenommen werden müssen und dadurch der alte unnütze Ballast der Apotheken er- neuert werden. Da, wo irgend ein nicht in die Phar- makopoe aufgenommenes Kraut gewünscht wird, über- nehmen die Apotheker bereitwillig die Beschaffung, wovon die zahlreichen herbae in dem von Schacht und Voigt ausgearbeiteten Anhang der Taxe den besten Beweis liefern. Herha Puhatillae gehört zu den nie vorkommenden Mitteln und gewiss mit Recht, da das getrocknete Kraut, so wie das bereits ausgemerzte Extract wenig oder gar keine Wirksamkeit besitzt, als Jierha recens könnte es indessen unter Wegfall aus der Series beibehalten werden, wenn eine Tinctur aus dem frischen Kraute, welche ge- wiss die geeignetste Form sein wird, aufgenommen würde. Herha Tanaceti. — Als Material zur Bereitung des ätherischen Oeles wäre das mit den Blüthen eingesammelte Kraut aufziinehmen. Herha Virgaureae. — Die blühenden Spitzen mit den Blättern von Solidago Virgaurea L. haben seit dem Er- scheinen des Rademacher'schen Werkes eine so ausge- dehnte Anwendung gefunden, dass dadurch vielleicht die Aufnahme in die Pharmakopoe motivirt Averden könnte. Hirudines. — Es dürfte im Texte auch der im Han- del öfter vorkommende und brauchbare Sanguisuga inter- rupta Sav. Erwähnung verdienen. Beiläufig bemerkt wäre es sachgemäss, wenn für die verschiedenen Grössen auch entsprechende Preise durch die Taxe festgesetzt würden. Hydrargyrum depuratum. — Auf eine weniger um- ständliche und kostspielige Weise würde sich reines Queck- silber herstellen lassen, wenn 2 Pfd. käufliches Metall mit 1/2 Unze Liquor Ferri sesquichlorati, welchem vorher die gleiche Menge Wasser zugesetzt worden, in einer starken Flasche innig durch Schütteln gemengt wird und damit 24 Stunden in Berührung bleibt. Nachher wird mit Zusatz 18* 268 Wilms, von 1 Pfd. Wasser das Ganze in einer Porcellanschale entleert und 2 Drachmen Zinnchlorür und eben so viel ChlorwasserstofFsäure hinzugefügt, worauf man unter Um- rühren erwärmt, bis das Quecksilber zusammengeflossen ist. Dasselbe wird gut abgewaschen, abgetrocknet und durch dichte Leinwand gedrückt. Hydrarg. nitricum oxydvlatum. — Unter Wegfall des Liquor Hydrargyri nitrici würde es zum medicinischen Gebrauche passender sein, das trockne neutrale Salz vor- räthig zu halten. Die von Mohr im Commentar, 2te Auflage, pag. 103 gegebene Vorschrift scheint gut zu sein, geprüft habe ich dieselbe indess noch nicht. Hydrarg. oxydidatum nigrum. — Die Bereitungsvor- schrift würde mit Auflösung des vorstehenden frisch be- reiteten Salzes zu beginnen haben, weil kein Liquor vor- räthig. Infusum Sennae compositmn. — Da diese Composition in den kleineren Geschäften wegen der leichten Verderb- niss nicht vorräthig gehalten werden kann, daher öfters einzelne Unzen bereitet werden müssen, so würde es zweckmässig sein, dem Quantum des Ganzen ein einfaches Gewichts verhältniss zu geben und zugleich die jetzt noch fehlende genaue Angabe, wie viel die zweite Colatur be- tragen muss, hinzuzufügen. Es ist dies in der Regel 41/2 Unzen, besser würden 4 sein, dann käme auf jede Unze 1 Drachme Folia Sennae und Natro-Kali tartaricum und 11/2 Drachme Manna. Die erste Colatur müsse 3, die zweite 4 Unzen betragen. Der Mohr'sche Vorschlag, ein eingedampftes Infusum vorräthig zu halten, scheint mir nicht praktisch zu sein; in einigen Fällen, wo ich ein solches Präparat bei Apotheken - Revisionen vorfand, war dasselbe stark mit Schimmel bedeckt und musste cassirt werden. Kali aceticum. — Die Abdampfung im vollen Dampf- bade bei 90 — 1000 C. würde für dieses Salz gewiss ge- stattet werden können. Kali carhonicum de-puratum. — Die bisherige Vor- Vorschläge für die neue Preussisclte Pharmakopoe. 269 sclirift zur Darstellung dieses Salzes ist einfach und giebt bei Anwendung eines guten Rohmaterials ein für den Zweck genügend reines Präparat, da überall; wo der kleine Gehalt an Chlorkalium, schwefelsaurem Kali und Kieselsäure hinderlich ist, reines Kali gebraucht werden muss. Heisse Auflösung der Pottasche und Krystallisatio- nen halte ich entschieden für überflüssig und unpraktisch. Kali sulphuricum.. — Da das käufliche Salz häufig nicht unbedeutende Mengen schwefelsaures Natron enthält, welches durch Umkrystallisiren nur unvollständig getrennt werden kann, so würde es zweckmässig sein, unter Weg- fall des rohen und gereinigten Salzes, die Selbstbereitung in folgender Art vorzuschreiben. Die Reste von der Reinigung des kohlensauren Kalis Averden mit Wasser zum Kochen erhitzt, durch verdünnte rohe Schwefelsäure beinahe neutralisirt und nach Zusatz von etwas zertheiltem Fliesspapier und Kohlenpulver durch Leinen siedend heiss filtrirt. Die nach dem Erkalten von den Krystallen abgegossene Flüssigkeit wird auf den nicht gelösten Rest zurückgegeben und die Operation wieder- holt, so lange noch reine Krystalle von schwefelsaurem Kali erhalten werden, welche mit kaltem Wasser abgespült und getrocknet aufzubewahren sind. Die Arbeit kann ohne Bedenken in Kupfergefässen vorgenommen werden, wenn nur dafür gesorgt wird, dass die Flüssigkeit etwas überschüssiges Alkali enthält. Kalium hromatiim. — Das Bromkalium ist hier zu- weilen als äusseres Mittel angewendet worden, dasselbe könnte vielleicht, ohne dass jedoch durch die Series die Verpflichtung, es vorräthig zu halten, auferlegt würde, aufgenommen werden. Die Bereitung kann analog der nachfolgend für das Jodkalium beschriebenen Methode geschehen. Kalium jodatum. — Die bisherige Methode hat be- sonders den Uebelstand, dass der Niederschlag von Eisen- oxyduloxyd eine nicht unbeträchtliche Menge Jod zurück- hält und wegen seiner schlammigen Beschaffenheit schwer 270 Wilms, auszuwaschen ist. Die von Freundt vorgeschlagene Methode; Jod in Aetzkaliflüssigkeit zu lösen, einzudampfen und nach Zusatz von Kohlenpulver in Eisengefässen zu glühen, giebt ein sehr alkalisches Salz, wenn nicht später eine grosse Menge Jodwasserstoffsäure zur Neutralisation angewendet wird. Nach sorgfältiger und vielfacher Prü- fung mehrerer anderer besonders empfohlenen Methoden muss ich derjenigen mit Schwefelbaryum den Vorzug geben und zur Aufnahme empfehlen. Dieselbe ist billig und giebt, wenn auf nachfolgende Weise verfahren wird, ein reines Präparat, welches allen Anforderungen ent- spricht. Das Schwefelbaryum (wie bei Baryum chloratum dargestellt) wird in die vier- bis fünffache Menge destil- lirten Wassers, welches vorher in einer Porcellanschale über dem Dampf bade erhitzt ist, unter beständigem Rüh- ren eingetragen und so lange Jod zugetzt, bis die über- stehende Flüssigkeit farblos erscheint. Alsdann werden auf je 16 Unzen verbrauchtes Jod 11 Unzen oder so viel vorher in destillirtem heissen Wasser gelöstes schwefel- saures Kali hinzugesetzt, bis eine mittelst der Pipette klar abgenommene Probe weder durch sclnvefelsaures Kali, noch durch etwas vorher abgenommene Jodbaryuralösung getrübt wird. Hierauf wird filtrirt und der Niederschlag vollkommen ausgewaschen. Die Filtrate werden einge- dunstet, bis sie noch etwa das 2'/2 bis Sfacho von der verbrauchten Menge Jod betragen, nach dem Erkalten mit einer kleinen Menge Aetzkaliflüssigkeit bis zur schwach alkalischen Reaction und hierauf mit so viel gesättigtem Schwefelwasserstoffwasser versetzt, dass die Flüssigkeit deutlich darnach riecht, wozu '/g vom Gewichte des ver- brauchten Jods hinreicht. Nachdem das Ganze 12 Stunden lang der Ruhe überlassen ist, wird das etwa ausgeschie- dene Schwefeleisen durch Filtration entfernt, das Filtrat mit Jodwasserstoffsäure neutralisirt und krystallisirt. Die Bereitung der hierzu erforderlichen kleinen Menge Jod- wasserstoffsäure ist bereits in der Pharmakopoe enthalten. Liehen Islandicus ab amaritie liheratus. — Da dieses Vorschläge für die neue Preussische Pharmakopoe. 271 Mittel nicht selten von den Aerzten gewünscht wird^ so wäre die Aufnahme der in der fSchacht'schen Sammlung pag. 37 enthaltenen Vorschrift wünschenswerth. Linimentum Aeruginis. — Bekanntlich reducirt der Traubenzucker in der Wärme die Kupferoxydsalze sehr schnell zu Oxydulsalzen, bei diesem Präparate geschieht dies während des Abdampfens fast vollständig, bei Revisio- nen sind mir öfter Fälle vorgekommen, wo alles Kupfer aus- geschieden war. Ein ungleich besseres und länger un- zersetzt bleibendes Präparat wird erhalten, indem man i/2 Unze krystallisirtes essigsaures Kupferoxyd mit 2 Drach- men Acetum concentratum zusammenreibt und ohne Erwär- mung 12 Unzen gereinigten Honig hinzumischt. Diese Vorschrift empfehle ich zur Aufnahme. Liquor Ammoniaci caustici. — Die von Mohr ge- machte Erfahrung, dass bei Vermehrung des Kalks die Ausbeute etwas grösser wird, kann ich nach Versuchen, die in grösserem Maassstabe angestellt wurden, bestätigen. Es würde demnach nützlich sein, das Verhältniss vom Kalk zum Salmiak auf 5 zu 4 festzustellen. Liq. Ammoniaci succinici. — Mit Anwendung der nur einmal umkrystallisirten rohen, noch gelblichen ölhaltigen Säure könnte der Zusatz des rectificirten Bernsteinöles auf die Hälfte verringert werden, weil schon jetzt der grössere Antheil ungelöst auf dem Filter zurückbleibt. Liq. Chlori. — Zur Bereitung könnte des geringeren Preises wegen gewiss rohe Chlorwasserstoffsäure vorge- schrieben werden, weil dieselbe ein eben so reines Chlor- gas liefert als reine Säure. Wegen des grössern specifi- schen Gewichtes würden auf 4 Unzen Mangansuperoxyd 10 Unzen genügen, verdünnt mit 6 — 8 Unzen Wasser. Da es besonders auf eine nicht zu stürmische regelmäs- sige Entwickelung des Chlorgases ankommt, so würde gröblich zerstossener Braunstein vorzuziehen sein. Wenn die Gasentwickelung über Wasserdampf vorgenommen wird, so ist es bei angemessener Verdünnung der Säure nicht gut möglich, dass etwas davon ins Präparat gelangt; um 272 Wihns, dem aber vollständig vorzubeugen, muss das Gas vor Absorption durch einige Unzen Wasser geleitet werden. Als Prüfung auf Chlorwasserstoffsäure wäre es besser, zu bestimmen, dass das mit metallischem Quecksilber ge- schüttelte Wasser Lackmuspapier nicht röthen dürfe; es würde aber auch die Bemerkung, dass es von Chlorwasser- stoffsäure frei sein müsse, genügen, ohne alle Angabe der Methode, dem allgemeinen Princip der Pharmakopoe ge- mäss. Liq. Ferri acetici. — Es ist gut, sobald die schwach alkalische Reaction der vom Niederschlage abfliessenden Waschflüssigkeit aufhört, dem Wasser, welches zur fer- neren vollständigen Auswaschung dient, eine kleine Quan- tität Ammoniakliquor (etwa I/32) zuzusetzen und nach der vollständigen Entfernung des Salmiaks noch einmal mit destillirtem Wasser auszuwaschen. Nur dann bleibt die aus diesem Präparate bereitete Tinct. Ferri acetici aetherea immer klar und gelatinirt nie. Es müsste demnach auch anstatt hene elotiim im Texte perfecte elotuin heissen. Im Uebrigen ist die bisherige Vorschrift sehr gut. Liq. Ferri sesquichlorati. — Kein Präparat habe ich bei den Apotheken - Revisionen so häufig von fehlerhafter Beschaffenheit als das vorstehende gefunden. Häufiar ent- hielt es Salpetersäure, oft war Chlorür darin, in vielen Fällen, wo offenbar nach Vorschrift von Mohr rohe Salz- säure dazu angewendet war, enthielt es nicht unbeträcht- liche Mengen schwefelsaures Oxyd, auch wohl Kalk. In dem daraus bereiteten Spiritus Ferri chlorati aethereus fanden sich dann nicht selten Krystalle von schwefelsaurem Eisenoxydul ausgeschieden, oder derselbe war braun, grünlich -dunkelgrün bis schwarz gefärbt, wenn Salpeter- säure vorhanden war. Da diese Verunreinigungen auch in das Ammoniacum hydrochloratum ferratinn übergehen, so ist es, wie ich glaube, nöthig, eine Methode vorzu- schreiben, welche unter allen Umständen ein völlig reines und von überschüssiger Säure möglichst freies Präparat Jiefert. Unter allen Methoden muss ich in dieser Beziehung Vorschläge für die neue Preussische Pharmakopoe. 273 derjenigen den Vorzug einräumen, nach welcher eine Chlorürlösung mittelst eingeleiteten Chlorgases in Chlorid verwandelt Avird. Wenn die Einleitung des Chlors auf eine zweckmässige Weise geschieht, so ist dieselbe auch für den Operirenden mit keinerlei Unbequemlichkeit ver- bunden. Ich habe dieselbe immer im Laboratorium vor- genommen, ohne dass irgendwie Chlorgeruch lästig wurde, wenn der Cylinder, worin sich die Chlorürlösung befand, vor einer gut ziehenden Kaminöffnung gestellt und mit gewalztem Kautschuk verbunden war, in welchem ein Glasrohr steckte, wodurch das überflüssige Gas dem Ka- min zugeführt wurde. Nach mehreren Arbeiten habe ich folgende Gewichtsverhältnisse praktisch gefunden. 8 Civilpfd. Liq. Ferri chlorati, mit 16 Pfd. destillirtem Wasser verdünnt (von nicht verdünnter Flüssigkeit wird das Gas nur wenig absorbirt) kommen in den Absorptions- cylinder. Zur Gasentwickelung kommen 5 Pfd. C. Braun- stein in nussgrossen Stücken nebst 18 Pfd. C. rohe Chlor- wasserstoffsäure und 6 Pfd. C. Wasser in den Kolben. Vom Braunstein bleiben circa II/2 Pfd. übrig, dadurch, dass derselbe in Stücken angewandt und die Säure ver- dünnt wird, erzielt man eine langsame und continuirliche Gasentwickelung, worauf es besonders ankommt. Der Kolben steht auf einem Trichter und wird durch zuge- lasseüen Wasserdampf erwärmt. Sobald bei voller Er- hitzung die Gasentwickelung aufhört, ist auch kein Chlorür mehr im Präparate, von welchem auch von Zeit zu Zeit zur Prüfung durch ein Glasröhrchen etwas herausgenom- men werden kann. Es ist nöthig, zwischen Kolben und Absorptionsgefäss eine kleine Woulf'sche Flasche mit Sicherheitsrohr anzubringen, um ein Zurücktreten von Flüssigkeit aus dem Cylinder in den Kolben zu verhüten. Die nun in Chlorid verwandelte Flüssigkeit wird über dem Dampfbade auf ö^/jg Pfd. eingedunstet und hat als- dann 1,540 spec. Gew. Oefter tritt beim Abdampfen eine Trübung ein, namentlich dann, wenn die Chlorürlösung vorher einige Zeit mit der Luft in Berührung war; ein 274 Wüms, tropfenweiser Zusatz von reiner Chlorwasserstoffsäure, höch- stens bis zur 1/2 Unze; reicht aber zur Lösung des basi- schen Chlorids völlig aus. Diese bisher in so concen- trirtem Zustande vorgeschriebene Flüssigkeit hat aber noch die unangenehme Eigenschaft; bei kühler Aufbewah- rung nach einiger Zeit zu krystallisiren; weshalb eine grössere Verdünnung gewiss nöthig sein wird. Bringt man bei obiger Arbeit die Flüssigkeit durch Abdampfung auf 8 Pfd. C; d. h. auf das Quantum der angewandten ofiicinellen Chlorürlösung, so hat dieselbe folglich den gleichen Eisengehalt und 1;333 spec. Gew. Alsdann kry- stallisirt dieselbe nicht mehr und besteht aus 1 Th. kry- stallisirten Eisenchlorid und ^^4 Th. Wasser. Das Vor- räthighalten des krystallisirten Chlorids halte ich für unzweckmässig; weil dann fast in allen Fällen vor der Anwendung Auflösung nöthig ist. Nach Mittheilung eines Apothekers; welcher grosse Quantitäten des krjstallisirten Salzes bereitet hat; sprengen diese nach einiger Zeit die Gefässe, vielleicht, indem das Salz eine andere Krystall- form annimmt. Demnach wäre es gewiss am zweck massig- sten; wenn das spec. Gew. auf 1;330 — 1,335 bestimmt würde; zugleich müssten alsdann, damit der Eisengehalt der daraus zu bereitenden Präparate nicht alterirt würde, überall etwas über ^^g mehr vorgeschrieben werden, weil ll^/g Th. einer Flüssigkeit von 1,333 spec. Gew. 8 Th. einer von 1,540 gleich sind; nahezu betrüge dies 3 Th. anstatt 2 von der bisherigen Flüssigkeit. Liq. Hydrargyri nitrici würde wegfallen, wenn das krystallisirte neutrale Oxydulsalz vorräthig zu halten wäre. Liq. Kali hydrici. — Es würde wohl zweckmässig sein, dieser Flüssigkeit ein geringeres spec. Gewicht zu geben, weil sie dann leichter farblos herzustellen ist, etwa 1,190 — 1,200. Dasselbe gilt für Liq. Natri hydrici. — Von diesem würde zu Sapo medicatus dann eine entsprechende grössere Menge vor- zuschreiben sein. Liq. ßtihii chlorati. — Derselbe würde, wie ich glaube, Vorschläge für die neue Preussisclie Pharmalcopöe. 275 wohl wegfallen können, indem er hier nie zur Anwendung kommt. Magnesia usta. — Bekanntlich lässt sich die kohlen- saure Magnesia ohne Glühen durch Erhitzung in einem eisernen Gefässe von der Kohlensäure befreien. Ich habe dazu im Archiv der Pharmacic; Juni 1855; pag. 277 einen geeigneten Apparat beschrieben. Die damit bereitete Magnesia ist nach der Erfahrung hiesiger Aerzte eben so wirksam, als die durch starkes Glühen dargestellte. Dem- nach würde ich vorschlagen, die Vorschrift dahin abzu- ändern, dass die kohlensaure Magnesia so lange, entweder in einem bedeckten Tiegel geglüht, oder in einem passen- den gusseisernen Gefässe unter Umrühren erhitzt werden müsse, bis eine herausgenommene, mit Wasser gemischte Probe auf Zusatz von Chlorwasserstoffsäure keine Gas- entwickeluug mehr zeige. Masticlie. — Wenn der Mastix als Zusatz zu einigen Pflastern wegfiele, so könnte derselbe vielleicht gestrichen werden, da er für sich keine arzneiliche Anwendung fin- det, zumal bei dem jetzigen enormen Preise. Mel depm'atum, — Die bisherige Methode der Phar- makopoe entspricht allen Anforderungen, ich muss mich daher ausdrücklich für deren Beibehaltung, entschieden aber gegen alle künstlichen Klärungsmittel, als Tannin oder Leim, aussprechen, von denen, wie ich mich über- zeugt habe, so leicht etwas ins Präparat übergehen kann. Gut würde es s-ein, frisch geglühte Kohlen vorzu- schreiben. Natrum carhonicum crudum und depuratum. — In neuerer Zeit ist bekanntlich oft eine rohe Soda vorge- kommen, welche Cyannatrium enthielt, weshalb ich die Bemerkung, dass beide Präparate davon frei sein müssen, für nöthig halte. Natrum nitricum crudum. — Der käufliche Chilisal- peter enthält immer Jodnatrium. Ich habe den Jodgehalt in der Mutterlauge von 24 Pfd. C. bestimmt. Dieselben 276 Wilms, ergaben 24 Gran Kupferjodiir == 15,984 Jod. Es dürfte hierauf besonders bei Natrum nitricum depuratum Rücksicht zu nehmen sein, da leicht bei zu weit fortgesetztem Auskrystallisiren der Auflösung Krystalle erhalten werden, die Jodnatrium ent- halten. Natrum phosphoricum. — Dieses von vielen Aerzten sehr geschätzte Mittel ist durch die bisherige Vorschrift der Pharmakopoe so sehr vertheuert^ dass es in Folge dessen nur noch höchst selten angewendet wird. Erwägt man, dass das jetzige Präparat dennoch nicht vollkommen chemisch rein ist, indem das dazu verwendete Natrum carbonicum depuratum nicht völlig frei von Chlornatrium und schwefelsaurem Natron zu sein braucht, so ist nicht abzusehen, weshalb nicht eine andere Vorschrift gegeben werden soll, welche ein weit billigeres und kaum minder reines Präparat liefert. Eine solche ist folgende: 6 Pfd. weiss gebrannte, fein gepulverte Knochen werden mit 4 Pfd. rohe Schwefelsäure, die zuvor mit 32 Pfd. Wasser verdünnt ist, angerührt, im Dampfbade 24 Stunden dige- rirt, hierauf durch Leinen iiltrirt und der Rückstand noch zweimal mit 12 Pfd. Wasser angerührt, von Neuem auf- gegeben. Die vereinigten Filtrate werden mit 5^/4 Pfd. gereinigtem kohlensauren Natron übersättigt und im Dampf- bade auf die Hälfte eingedunstet. Nach nochmaliger Fil- tration wird durch fernere Abdampfung und Abkühlung so lange krystallisirt, bis ungefähr 5 oder 51/2 Pfd. Kry- stalle erhalten sind, worauf die rückständige Flüssigkeit zu verwerfen ist. Die erhaltenen Krystalle werden in 3 Th. heissem destillirten Wasser gelöst und nochmals krystallisirt, so lange die zuletzt entstehenden Krystalle nicht zu sehr mit schwefelsaurem Natron verunreinigt sind. Ein so bereitetes Salz giebt in angesäuerter Lösung mit Barytsalzen nur schwache Trübung und ist zum medicinischen Gebrauche hinreichend rein. Oleum Ahsintliii. — Zur Darstellung sowohl dieses als aller derjenigen Oele, welche aus leichteren lockeren Vorschläge für die neue Preussisclie Pharmakopoe. 211 Vegetabilien erhalten werden, ist es vortheilhafter, den Wasserdampf auf die trocknen, in ein mit dem Helm zu verschliessendes Fass oder sonst geeignetes Gefäss lose eingefüllten Substanzen einwirken zu lassen, indem da- durch in bedeutend kürzerer Zeit, also auch billiger, eine vollständige Erschöpfung an Oel bewirkt wird, ohne dass dieses in seinen Eigenschaften dem aus einer mit Wasser eingeteigten Substanz erhaltenen irgendwie nach- steht. Oleum amygdalarum aethereum. — Die Vorschrift, dass das zur Bereitung dieses Oels dienende Destillationsgefäss mit einer Rührkurbel versehen sein müsse, scheint mir sehr empfehlungswerth zu sein. Dasselbe gilt für meh- rere, bisher nach Vorschrift des Ol. Ahsynthii zu berei- tende Oele. Dahin gehören: Ol. Anisi, Ol, Carvi, Ol. Caryophylloriim, Ol. Foeni- culi, Ol. Juniperi, Ol. Sahinae, Ol. Valerianae. — Bei diesen würde demnach in Betreff des Apparats auf die Vorschrift zu Ol. amygd. aethereum zu verv/eisen sein. Oleum Baisami Copaivae. — Das ätherische Oel des Copaivabalsams wird in neuerer Zeit häufig angewendet ; falls dasselbe Aufnahme fände, würd.e zur Bereitung die bisherige Vorschrift für Oleum Galhani zu adoptiren sein : 16 Unzen Balsam geben 6 — 7 Unzen wasserhelles Oel. Oleum Cacao. — Die jetzige Vorschrift, wo das Oel aus einer fein präparirten Cacao, in Form eines flüssigen Breies, gepresst wird, ist nicht praktisch, weil die Press- säcke so sehr leicht dabei reissen, oder von der feinen Masse etwas mit hindurchgeht. Das Oel lässt sich aber mit grosser Leichtigkeit aus nur gröblich gepulverter gerösteter Cacao gewinnen, wenn dieselbe erwärmt, mit */5 ihres Gewichts kochendem Wasser gemischt, und dann möglichst rasch zwischen warmen Platten ausgepresst wird. Die auszupressende Substanz bleibt dabei fest und giebt das Oel leicht aus, während das Wasser vollständig im Rückstande bleibt. Es würde demnach im Texte 278 Wilms, unter Wegfall des Wortes „trita^^ heissen müssen: ,^cum parte quinta aquae communis fei'vidae Tnixta.''' Oleum Cajeputi. — Die Series für kleine Städte ent- hält nur dieses so häufig kupferhaltige Oel; es würde die Bestimmung, dass in allen Officinen auch das rectificirte Oel vorräthig sein müsse, besser sein. OL Calami, Ol. Chamomillae citratum, Ol. Chamom, purum. — Diese würden auf die bei Ol. Ahsynthii ange- gebene Weise ebenso gut und vortheilhafter zu bereiten sein. Oleum Crotonis. — Es ist bei diesem wichtigen Mit- tel fast unmöglich, ein verfälschtes Oel von achtem mit Sicherheit zu unterscheiden, daher würde es zweckmässig sein, die Pressung des Semen Tiglii dem Apotheker vor- zuschreiben. Oleum Cuheharum. — Das ätherische Oel der Cube- ben ist neuerdings mehrfach in Gebrauch gekommen und könnte wohl aufgenommen werden, jedoch ohne dass durch die Series die Verpflichtung, es vorräthig zu halten, auf- erlegt würde, da es noch nicht zu den allgemein gebräuch- lichen Mitteln gehört. Die Bereitung würde nach der für Oleum Anisi oben gedachten ausgeführt werden. Das Oel ist sehr dickflüssig, daher schwer durch Filtration, besser aber durch schwache Erwärmung in verschlosse- nen Gefässen und Abgiessen zu klären. Es setzt auch leicht Stearopten ab, welcher event. vor Dispensation durch Erwärmung und Umschütteln aufzulösen ist. Das Civilpfund Cubeben giebt 13 — 15 Drachmen Oel. Oleum Galhani. — Wenn der Gebrauch dieses Mit- tels überall, wie hier, gänzlich aufgehört hat, so würde die Streichung nur zweckmässig genannt werden können. Oleum Menthae crispae, Ol. MeniJiae piperitae, Ol. Sal- viae würden sämmtlich besser, wie oben bei Ol. AhsyntTiii bemerkt, bereitet werden. Von der nochmaligen Destil- lation des Ol. Menthae piperitae würde Abstand genommen werden können. (Vergl. Geiseler's Versuche, Archiv der Pharmacie, Mai 1856, pag. 153.) Vorschläge für die neue Preussische Pharmakopoe. 279 Oleum Sinapis. — Wie bei Ol. amygdal. aeth. wäre auch hier der Destillir- Apparat mit Rührkurbel anzu- wenden. Oleum Tanaceti Avürde wie Ol. absynthii ohne Eintei- gung durch Dampf zu bereiten sein. Ossa usta alba. — Cfr. Natrum phosphoricum, als käufliches Rohmaterial aufzuführen. Oxymel scilliticum. — Ohne Nachtheil für das Prä- parat kann die Abdampfung auch bei 80 — 90^0. vor- genommen werden. Oxymel simplex. — Einfacher würde es jedenfalls sein, wenn 24 Unzen Mel depuratum mit II/2 Unzen Acetum concentratum gemischt würden. Das Präparat kommt in Allem mit dem bisherigen überein, nur wird die Abdam- pfung erspart und dei* Säuregehalt ist constant. Pasta Glycirrhizae. — Die Abdampfung der Lösung geschieht besser ohne Kochen in einer Porcellanschale über dem Dampfbade, wobei die entstehende Haut fort- während zur Seite geschoben wird. Das so sehr leichte Anbrennen wird hierdurch vollständig unmöglich und man erhält eine helle klare Pasta ohne alle Bläschen. Das Ausgiessen und Austrocknen ist bequemer in Kap- seln von Weissblech, welche schwach mit Mandelöl be- strichen sind, wie früher vorgeschrieben war. Das Papier ist von der Pasta, ohne dass dieselbe das Ansehen ver- liert, schwer zu entfernen. Pasta gummosa. — Die Abdampfung im Dampfbade ist auch hier unbedingt besser. Picrotoxinum. — Dasselbe wird als äusseres Mittel in neuerer Zeit wohl in Gebrauch gezogen. Die Auf- nahme als chemisches Fabrikat würde der Aufbewahrung als Gift wegen nützlich sein, ohne dass jedoch die Series das Vorräthighalten vorschriebe. Pilulae aloeticae. — Diese Magistralformel, welche wenig Eingang gefunden hat, würde gewiss wegbleiben können. Ebenso die folgenden: Pilulae Jalapae, P. odontalgicae. — Dieselben können 280 Wilms, überall da, wo sie Anwendung finden, bald angefertigt, resp. vorräthig gehalten werden. Die Vorschriften sind, wie viele andere hin und wieder vorkommende Recept- formen, genugsam bekannt, gehören aber nicht in die Pharmakopoe. Plumhum jodatum. — Das Jodblei ist in neuerer Zeit so häufig in Gebrauch gezogen worden, dass dessen Aufnahme gerechtfertigt scheint. ■ Eine Auflösung von 1 Unze Jodkalium in 8 Unzen Wasser wird durch 11 Drach- men Plumhum aceticum dejouratum., welches vorher in 1 Pfund Wasser gelöst und filtrirt ist, gefällt. Der völ- lig ausgewaschene Niederschlag wird bei 250 C. im Dun- keln getrocknet und bei Ausschluss des Lichtes aufbe- wahrt. 1 Unze Jodkalium liefert 10^/2 Drachme. Plumhum nitricum. — Käufliches Fabrikat, würde, als zur Bereitung des Spir. aefher. nitrici dienend, aufzuneh- men sein. Pulpa Tamarindorum. — Wenn man die erAveichten und durchgeriebenen Tamarinden auf einen Filtrirbeutel von nicht zu dichtem Gewebe giebt und unter zuweiligem Umrühren abtropfen lässt, das Flüssige für sich über dem Dampfbade zur dünnen Extractconsistenz eindunstet, sodann die auf dem Filter zurückgebliebene Pulpa und eine dem Ganzen entsprechende Menge gepulverten Zuckers hinzumischt, während es noch erwärmt bleibt, so wird die nur sehr langsam vor sich gehende Abdampfung der ganzen pulpösen Masse sehr abgekürzt. Ich würde die dem entsprechende Abänderung der Vorschrift in Vor- schlag bringen. Ob es nicht noch zweckmässiger wäre, anstatt der bisherigen Pulpa, die zur Consistenz eines flüssigen Extracts verdampfte, mit Zucker versetzte wäs- serige Extraction der Tamarinden als Extr. Tamarindi saccharatum einzuführen, würden vergleichende ärztliche Versuche über die Wirksamkeit desselben und der extra- hirten Pulpa zu entscheiden haben. Die Form wäre ohne Bedenken vorzuziehen. Radix Alcannae könnte füglich gestrichen werden, da Vorschläge für die neue Preussische PharraaJcopöe. 281 dieselbe niemals als Arzneimittel, woM aber als Farbstoff zu Pomaden, Haarölen eto. dient. Radix B7'ijoniae ist ein nicht unwirksames, von man- chem Arzte geschätztes Mittel, was wohl wieder aufge- nommen werden könnte. Rad. Colchici. — Obwohl die Pharmakopoe nur den Bulbus recens kennt, so hat doch die Arzneitaxe eine Radix concisa aufgeführt; es bleibt daher zweifelhaft, ob mit dieser recens oder 'siccata gemeint ist. Hier ist Rad. Colchici nie gebraucht worden, ebenso wenig F^?^^f»^ rad. Colchici'^ die Aerzte ziehen sämmtlich Vinum sein. Colchici vor. Mir scheint auch, es könne bei Letzte- rem bewenden, mithin die Radix aus der Pharmakopoe wegbleiben. Rad. Glycirrhizae echinatae. — Die Bemerkung, dass das Pulver nur aus dieser bereitet werden müsse, wie es der Gebrauch längst ergeben hat, scheint mir nicht über- flüssig zu sein. Es könnte dann überall, wo das Pulvet in Ccmpositionen eingeht, z. B. Pidvis Glycirrhizae com- positus und gummosus, das Wort echinatae wegfallen. In der Receptur würde, wie es bisher Usus, nicht Vorschrift war, als Pulver nur echinata dispensirt werden. Rad. Glycirrhizae glabrae. — Der Beisatz, dass diese Wurzel zu den Species gebraucht werden müsse, wäre wünschenswerth, da sie billiger als echinata und gewiss ebenso wirksam ist. Sie würde dann zu den Species ad decoctum lignorum und ad infusum pectorale Anwendung finden und hier das Wort echinatae wegfallen müssen. Es würde das nicht ausschliessen, dass der Arzt nicht auch zu Thees die Rad. Glycirrhizae echinatae vorschrei- ben könne, für gewöhnliche Fälle ist es jedoch unnützer Luxus. Rad. Graminis. — Dem allgemeinen Gebrauche ge- mäss wird die Queckenwurzel schon im frischen Zustande zerschnitten. Es könnte dies durch die Bemerkung ,^con- cisa prostat'''' legalisirt werden. Gleichzeitig müsste die Sdries nur die zerschnittenen Wurzeln aufführen, da das Arcli. d. Phai-m. CXXXIX. Bds. S.Hft. 19 282 Wilms, Vorräthighalten d&r unzerschnittenen, Verwechselungen halber, hier unmotivirt ist. Bad. IpecacuanJiae. — Es wäre empfehlenswerth, die jetzige, fast ganz unausführbare Bestimmung, beim Pul- vern keinen Rückstand zu lassen, dahin abzuändern, dass i/g Rückstand bleiben müsse, welcher zu verwerfen sei. Radix Paeoniae. — Wenn diese dem Wurmstich so sehr leicht ausgesetzte Wurzel überall so wenig gebraucht wird, wie in Westphalen, so würde dieselbe aus der Reihe der vorräthig zu haltenden Mittel unbedenklich zu strei- chen sein. Rad. Pimpinellae. — Alle Preussischen Pharmako- poen, von der ersten Ausgabe an bis zur fünften incl.y haben nur die Rad. Pimpinellae (alhae) von Pimpinella saxifraga Linn. einzusammeln vorgeschrieben. Die 6te Ausgabe ist mit einem Male davon abgewichen und hat nur die Pimpinella nigra Willd., welche gewiss nicht blosse Varietät der P. saxifraga ist, als Stammpflanze^ von der die Wurzel gesammelt werden soll, vorgeschrie- ben. Dadurch ist ein grosser Theil der Apotheker des Staates in die Unmöglichkeit versetzt, den Bedarf an dieser Wurzel selbst einzusammeln, hat mithin keine Ga- rantie, im Handelswege frische, nicht über ein Jahr alte Wurzeln zu bekommen, weil die Pimp. nigra W. nur im nördlichen und südlichsten Deutschland wächst, im mitt- leren und nordwestlichen aber gar nicht vorkommt. Pim- pinella saxifraga ist dagegen durch ganz Deutschland bis in die Alpen hinein sehr häufig. Ausserdem habe ich mich überzeugt, dass die sowohl in Berlin als in an- dern Theilen des Staates im Handel vorkommende dünne und lange Wurzel der Pimp. nigra W. in Geruch und Geschmack der kürzeren, dickeren und helleren, gelblich weissen Wurzel der Pimp. saxifraga L., welche hier ge- sammelt und ein Jahr lang aufbewahrt war, keineswegs gleichkommt, vielmehr bedeutend nachstand. Ich muss demnach die Einführung der früher immer officinellen Vorschläge für die neue Preussische Pharmakopoe. 283 Bad. Pivip. albae, eingesammelt von Pimp. saxifraga L., dringend befürworten. Wegen des Gehalts an flüchtigem Oele wäre die Vor- schrift, sie in wohl verschlossenen Gefässen aufzubewah- ren, zweckmässig. Rad. Valerianae. — Wie bei Rad. Serpentariae scheint mir die Bemerkung: ,^bene inclusa servetur'-^ am Platze zu sein, die noch hinzuzufügen wäre. Santoninum. — Unter Anführung der Bereitungs- methode würde dieses Mittel von der Pharmakopoe gleich wie Morphium aufgenommen, zugleich aber auch als che- misches Fabrikat in die Tab. A. verzeichnet werden kön- nen. Nach mehreren mir von verschiedenen Aerzten ge- machten Mittheilungen sind nach grösseren Gaben von Santonin Vergiftungszufälle (Erbrechen und blutiger Urin) beobachtet worden, ob es demzufolge unter die Separanda aufzunehmen sei, stelle ich dem Ermessen anheim. Jeden- falls würde es nöthig sein, den Conditoren und Drogui- sten die Zubereitung und den Verkauf von Esswaaren, welche Santonin oft in sehr ungleichmässiger Vertheilung enthalten, unbedingt zu untersagen. Sapo guajacinus ist ein fast ganz ausser Gebrauch gekommenes Mittel, für dessen Wegfall gewiss noch wei- tere Motive vorliegen werden. Seeale cornutum. — Der Zusatz, dass es vor Aufbe- wahrung in wohlverschlossenen Gefässen vollkommen aus- getrocknet sein müsse, scheint nicht überflüssig zu sein, da ich lufttrocknes nach nicht langer Aufbewahrung häu- fig mit Milben bedeckt fand. Semen Cardui mariae. — Der Samen von Süyhium marianum Gärtn. ist bereits so in den Arzneischatz ein- gebürgert, dass dessen Aufnahme wohl nicht beanstandet werden kann. Es dürfte darauf Rücksicht zu nehmen sein, dass nur der reife, braungraue, etwas hell punctirte Samen anzuwenden, der unreif gesammelte, hellgelblich- graue zu verwerfen ist. Letzterer kommt jetzt nicht sel- ten im Handel vor. 19* 284 Wilms, ' Sem. Hyosciami findet besonders als Zusatz zu Samen- Emulsionen hier noch häufig Anwendung, weshalb ich die Wiederaufnahme desselben für nützlich halte. Sem. Tiglii. — Als Material zur Selbstbereitung des Crotonöls (wenn diese beliebt würde) aufzunehmen. Species ad decoctum lignorum. Species ad infusum pectorale. — Zu beiden könnte füglich die billigere und extractreichere Bad. GlycirrJiiz. glahrae (vergl, S. 281) Anwendung finden. Spiritus Aetkeris chlorafi. — Bei mehreren Arbeiten habe ich, trotzdem Alkohol von 0,810 zur Darstellung verwendet worden war, ein Präparat von 0,820 und 0,821 erhalten, daher möchte ich die Normirung des spec. Ge- wichts auf 0,818 bis 0,822 vorschlagen. Spir. Äetheris nitrosi. — Ueber dieses Präparat habe ich eine Arbeit im Archiv der Pharmacie, Bd. 82. H. 3. p. 279 — 284 verööentlicht, welche in Canstatt's Jahres- bericht pro 1855 von Wiggers besprochen ist; zum Theil muss ich mich auf dieselbe hier beziehen. Bei Destillation von verdünnter Salpetersäure, oder salpetersauren Salzen und Schwefelsäure mit Alkohol ent- steht nicht allein, wie man bisher gewöhnlich annahm, salpetrigsaurer Aether, sondern auch salpetersaurer Aether, und zwar eine um so grössere Menge des letzteren, je verdünnter die Säure ist und je weniger salpetrige Säure dieselbe schon ursprünglich enthält. Werden salpeter- saure Salze angewandt, so ist die Menge des entstehen- den salpetrigsauren Aethers noch geringer. Das officinelle Präparat wurde nach den ältesten Vorschriften aus sal- petersaurem Kali und Schwefelsäure, oder einer nicht sehr concentrirten Salpetersäure mit Alkohol bereitet. Dies war der Spiritics nitri dulcis der alten Aerzte, nur diesem gilt der ursprüngliche Ruf als Arzneimittel. Später stellte man durch Zusammenbringen von salpetriger Säure oder der solche in grosser Menge enthaltenden rauchenden Salpetersäure mit Alkohol den reineren salpetrigsauren ■ Vorschläge für die neue Preussische Pharmakopoe. 285 Aether dar und glaubte^ theils durch den ähnlichen Ge- ruch beider Aetherarten, theils dadurch getäuscht, dass jeder nach den älteren Vorschriften bereitete Spir. nitri dulcis mehr oder weniger salpetrigsauren Aether enthielt, das officinelle Präparat bestehe nur aus diesem. Die Vorschrift der jetzigen Pharmakopoe scheint aus dieser irrigen theoretischen Ansicht hervorgegangen zu sein. Dieselbe hat den grossen Uebelstand, dass sie ein Prä- parat liefert, welches fast unmittelbar nach der Bereitung schon sauer reagirt, in kurzer Zeit aber bedeutend sauer wird. Ferner soll noch der an Aether reichste erste An- theil des Destillats verworfen werden, kurz ich glaube, dass eine gänzliche Abänderung der Vorschrift hier drin- gend nöthig ist. ■ . Nach den von mir darüber angestellten Versuchen glaube ich, es wird am besten sein, wenn man zur An- wendung eines salpetersauren Salzes zurückkehrt, und zwar hat das Bleisalz in dieser Beziehung entschiedene Vorzüge. Einmal enthält es weder Chlorverbindungen, noch Schwefelsäure, hat ferner nur 3'/2 Proc. Wasser, was insofern wichtig ist, als die Gegenwart von Wasser die Zerlegung von allen zusammengesetzten Aetherarten befördert, endlich wird es durch 1 Aeq. Schwefelsäure schon vollständig zerlegt, so dass bei der Destillation kein Ueberschüss von dieser Säure angewendet zu werden braucht, wodurch namentlich gegen das Ende der Destil- lation entweder einfacher Aether entstehen, oder zur Bil- dung von salpetriger Säure -und dadurch von einer grösse- ren Menge salpetrigsauren Aethers Veranlassung gegeben werden könnte. Demnach würde ich folgende, wieder- holt von mir geprüfte und ein durchaus tadelfreies und haltbares pharmaceutisches Präparat liefernde Vorschrift zur Aufnahme empfehlen. 71/2 Unzen krystallisirtes salpetersaures Bleioxyd wer- den höchst fein zerrieben und getrocknet in einer Retorte mit einer zuvor bereiteten Mischung aus 24 Unzen alko- holisirtem Weingeist (0,810) und 2^/2 Unzen rectificirter 286 Wilms, Schwefelsäure von 1,843 — ^^1,845 spec. Gew. übergössen und nach angelegtem Kühler und Vorlagegefäss bei ge- lindem Kochen davon 22 Unzen abdestillirt. Das Destil- lat wird mit 30 — 40 Gran einfach kohlensaurem Kali unter öfterem Umschütteln so lange in Berührung gebracht, bis alle freie Säure entfernt ist. In eine Retorte abge- gossen, welche 10 Gran gebrannte Magnesia enthält, wird über dem Dampf bade rectificirt, bis 20 Unzen übergegan- gen sind, so dass dabei der Rückstand nicht völlig trocken wird. Das spec. Gewicht beträgt 0,824 — 0,825, würde daher auf 0,823 — 0,827 festgestellt werden können. Das Präparat ist farblos, niemals gelblich, zeigt erst nach längerer Aufbewahrung eine Spur Säure und hat einen sehr kräftigen, aber angenehmeren, obstähnlichen, ätherischen Geruch, als das jetzt officinelle. Wie schon beim Essigäther gesagt, wird das alte Vorurtheil gegen die Anwendung von Bleisalzen, zu den durch wiederholte Destillation bereiteten Präparaten, auch hier nicht Platz greifen können, da die Unmöglichkeit, dass jemals Blei in das zweite Destillat kommen könne, zu einleuchtend ist, Ueberdies liefert die Methode noch ein billigeres Präparat als die jetzige, weil die beschwerliche Darstel- lung von rauchender Salpetersäure wegfällt, salpetersaures Bleioxyd aber von Fabriken zu technischen Zwecken im Grossen rein und billig dargestellt wird. Noch glaube ich darauf aufmerksam machen zu müs- sen, dass für das von mir vorgeschlagene Präparat der Name Spiritus Aetheris nitrici wohl passender sein würde, weil dasselbe hauptsächlich aus salpetersaurem Aether besteht. Allerdings ist darin auch noch etwas salpetrig- saurer Aether enthalten, das würde dem aber nicht ent- gegenstehen, indem z. B. Spir. Aeth. cJilorati auch nicht allein Chloräther enthält, die officinellen Behauptungen überhaupt nicht überall die chemische Zusammensetzung vollständig ausdrücken, wofür die Pharmakopoe in Cal- caria hypochlorosa, Hydrargyrum oxydulatum nigrum, Ka- lium sulphuratum u. a. Beispiele darbietet. Vorschläge für die neue Preussische Pharmakopoe. 287 Spiritus Fern chlorati aethereus. — Wenn ein Liquor Ferri sesquichlorati von geringerem spec. Gewichte einge- führt würde, so dürfte auf eine entsprechende Gewichts- vermehrung Rücksicht zu nehmen sein ; um kein Wasser in das Präparat zu bringen, könnte vielleicht auch der Liquor z. B. von 1,333 spec. Gew. im Dampfbade gelinde bis auf 2^3 seines Gewichts vorher eingedunstet werden. Spiritus Formicarwm. — Die mit Weingeist getödte- ten Ameisen müssen vor der Destillation wohl gerieben werden, es geht dann eine grössere Menge Säure in das Präparat über, als wenn man unzerriebene anwendet. Spiritus Sinapis. — Die Vorschrift zu diesem beque- men und beliebten Mittel verdiente Aufnahme. Spritus Vini alcohölisatus. — Das essigsaure Kali hat zur Entwässerung des Alkohols durchaus keine Vorzüge vor dem rohen Chlorcalcium, wie es aus dem Rückstande der Ammoniakbereitung durch Auflösung, Filtration und Eindampfung zur staubigen Trockne erhalten wird. Rei- ner Alkohol von 0,833 spec. Gew. bedarf nur i/g, von 0,840 aber schon ^/g seines Gewichts davon, um ein De- stillat von 0,810 spec. Gew. zu geben. 16 Theile Alko- hol geben, je nach dessen spec. Gew., 12*/2 — 13 1/2 Theile von 0,810. Das Chlorcalcium muss vor der Destillation in verschlossenen Flaschen im Alkohol völlig aufgelöst werden. Die Bereitung ist weniger kostspielig, weil das rohe Chlorcalcium als Nebenproduct werthlos ist. Spongiae compressae werden kaum noch gebraucht, weshalb ich Streichung beantragen möchte. Stannum chloratum. — Das käufliche Salz dient zu- folge S. 267 zur Reinigung des Quecksilbers. Wenn jene Vorschrift adoptirt würde, müsste die Aufnahme in die Pharmakopoe, nicht aber in die Series erfolgen. Stihium sulphuratum aiirantiacum. — Der Zusatz : j^sit a natro sulphurico liher'-'- dürfte nicht überflüssig sein, weil in neuerer Zeit manche Differenzen bei Revisionen darüber entstanden sind, wenn das mit dem Präparate 288 Wilms, gekochte Wasser mit Barytsalzen Trübung erzengte. Be- kanntlich hat sich ergeben, dass dies in den meisten Fällen von einer Spur Schwefelsäure herrührte, die sich im Goldschwefel immer neben einer kleinen Menge Anti- monoxyd während des Trocknens bildet. Durch chemi- sche Mittel eins wie das andere zu entfernen, halte ich nicht für rathsam, weil das Präparat immer dieselben enthalten hat und diese möglicher Weise an der arznei- lichen Wirkung Theil haben können. Stipites dulcamarae. ■ — Es ist allgemein üblich, die Bittersüssstengel im frischen Zustande zu zerschneiden, weil dies nicht allein leichter und gleichförmiger zu be- wirken ist, sondern dann auch das Trocknen rascher vor sich geht, wodurch Ansehen und Wirksamkeit gewiss besser erhalten werden. Zweckmässig würde es sein, dies im Texte durch „concisi prostanf-' anzudeuten und demgemäss nur Stipites Dulcamarae concisi in die Series aufzuführen. Verwechselungen halber ist das Vorräthig- halten ganzer Stengel nicht nöthig, weil zerschnittene ebenso leicht zu erkennen sind. Succus Glycirrhizae depuratus. — Die Vorschrift würde zweckmässig dahin abgeändert werden können, dass nur Abdampfung bis zur Extractconsistenz vorgeschrieben würde. In dieser Form hält sich das Präparat gut, ist zu Mixturen leichter, zu Pillen ebenso gut verwendbar als das bisherige, welches, weil es so hygroskopisch, zu Pulvern als Zusatz nicht geeignet ist, wozu als Corrigens viel besser das Pulver der Wurzel dient. Bei Verwen- dung zu flüssigen Arzneien würden diese billiger, indem dabei die Lösung des trocknen Extracts wegfiele. Von obigem extractförmigem Succus Glycirrhizae de- puratus geben 2 Theile mit 1 Theil kochenden Wassers gelöst, eine gute haltbare Auflösung, welche sowohl für die Armenpraxis, als zur Aufnahme in die Militair-Phar- makopöe, anstatt der bisherigen schlechten, leicht schim- melnden Solution, Empfehlung verdient. Als Notiz könnte das Verräthighalten einer solchen Solutio succi GlycirrJiiz. Vorschläge für die neue Preussische Pharmakopoe. 289 depurati, welche ungefähr die Hälfte ihres Gewichts an reinem trocknem Succus enthält, legalisirt werden. Eine Auflösung von 1 zn 2 und mehr ist zu dünn und gährt im Sommer zu leicht. Sidphur praecipitatum. — Dieses Präparat giebt, be- sonders wenn es einen geringen Rückhalt an Feuchtig- keit hat; nach einiger Zeit dem damit geschüttelten Was- ser leicht etwas Schwefelsäure ab, weshalb die Bemer- kung, dass es säurefrei sein müsse, wie bei Sulphur de- puratum am Platze wäre. Syrupe. — Mit Ausnahme der aus frischen Frucht- säften zu bereitenden Syrupe würde ich empfehlen, alle bisher noch zu kochenden Syrupe in bedeckten Gefässen im Dampfbade bereiten zu lassen. Bei Anwendung des feinsten Zuckers, welcher bisher schon überall vorgeschrie- ben ist, werden dieselben ebenso klar und haltbar, wie die gekochten, nur dürfen sie nach dem Coliren nicht bedeckt werden; auch ist das vorgeschriebene Einfüllen in ausgetrocknete Gefässe nach völligem Erkalten uner- lässlich. Im Dampfbade dunstet bei Bereitung in bedeck- ten Schalen der Syrup nie zu weit ein_, so dass später niemals ein Auskrystallisiren von Zucker statt findet und immer ein übereinstimmendes Quantum Syrup erhalten wird. Die Syrupe der Fruchtsäfte, z. B. Cerasorum, Ruhi Idaei und Succi eitrig dürfen nicht im Dampfbade berei- tet werden, weil sie sonst, Avie mir die Erfahrung gezeigt hat, nach einiger Zeit, zuweilen erst nach Monaten völlig fest werden^ ähnlich wie roher Honig. Erhitzt werden sie wieder flüssig und vollkommen klar, krystallisiren aber nach einiger Zeit von Neuem. Der Rohrzucker des Syrups geht hierbei, wie die Krystallform zeigt, in Trau- benzucker über, wahrscheinlich durch Contact mit der in den Fruchtsäften noch enthaltenen gleichartigen Zucker- art, welche letztere wohl durch das Kochen in die un- krystallisirbare Modification verwandelt wird. An gekoch- ten Syrupen habe ich niemals diese Erscheinung bemerkt. 290 Wilms, Nach Obigem würden aus den gehörig geklärten oder filtrirten Extractionen, nachdem der zugesetzte Zucker darin z^^rgangen, folgende Syrupe durch Erhitzung über dem Dampfbade bis zur Klärung in verschlossenen Ge- fässen zu bereiten sein: Syr. Althaeae. Syr. Baisami Peruviani. Syr. Cinna- momi. Syr. Cort. Aurantii. (Beim Pomeranzenschalensyrup ist das Quantum der Colatur zu gering angegeben. Für die gegebene Vorschrift beträgt dasselbe 25 — 26 Unzen, nicht 22, nach der Filtration. Es ist aber nicht nöthig, deshalb mehr Zucker zuzusetzen, weil dieser wegen des Vehikels ohnehin leicht auskrystallisirt.) Ferner im Dampf- bade zu bereiten: Syr. Croci. Syr. Flormn Aurantii. Syr. Glycirrhizae. Syr. Ipecacuanhae. Syr. Ehei. (Die Filtration der Colatur ist bei diesem wünschenswerth zur völligen Klärung.) Syr. Senegae. Syr. Sennae cum Manna. (Wenn die Manna zugleich mit den Sennesblättern infundirt wird, so krjstallisirt dieselbe erfahrungsmässig nicht aus.) Syr. Simplex. — Zur Aufnahme würde wohl sehr geeignet sein (vergl. S. 150): Syr. Ferri jodati, und zwar in folgender Art, wobei der Zucker ohne Erwärmung gelöst und die Abdampfung vermieden wird, weil der Syrup sich dabei dunkler färbt, nicht selten sogar Trübung erleidet. 1 Drachme Eisen- pulver wird in einem gusseisernen Mörserchen mit ^/2 Unze destillirtem Wasser übergössen und in kleinen Antheilen 3 Drachmen Jod zugesetzt. Nachdem die braune Farbe der Flüssigkeit verschwunden ist, wird dieselbe durch ein sehr kleines Filtrum in ein Glaäcylinderchen filtrirt, welches 1 Unze gepulverten feinsten Zucker enthält und der Rest auf dem Filtrum mit wenigen Tropfen destillir- tem Wasser ausgewaschen, bis der Inhalt des Cylinders 15 Drachmen beträgt. Bedeckt mit einem Glasplättchen, wird derselbe unter Öfterem Umrühren so lange hinge- stellt, bis der Zucker vollkommen gelöst ist, worauf der Vorschläge für die neue Preussische Pharmakopoe. 291 Syrup in kleinen, völlig anzufüllenden Gläschen kühl auf- bewahrt wird. Syr. Rhoeados. — Fast von allen Syrupen wird die- ser hier am häufigsten gebraucht, weshalb mir dessen Aufnahme nützlich zu sein scheint. Ich würde jedoch empfehlen, denselben, nach Vorgang der ersten drei Aus- gaben unserer Landespharmakopöe, wieder aus frischen Blüthen bereiten zu lassen, weil der Syrup dann, wenn das Aufkochen in einem blanken Kupferkessel geschieht, die ungemein schöne intensiv rothe Farbe behält. In Krügen aufbewahrt, hält sich derselbe ein Jahr lang ohne die mindeste Veränderung. Tartarus horaxatus. — Das seither von allen Aus- gaben der Pharmakopoe angegebene Verhältniss von 1 Th, Borax zu 3 Th. Weinstein weicht gänzlich von dem durch die Praxis sich ergebenden ab, indem ich, bei Anwen- dung von reinem Weinstein, im Mittel der gegenseitigen vollständigen Lösung ein Verhältniss von 1 zu 2 fand. Zur Lösung von 48 Th. Weinstein waren 22^/2 bis 25^/2 Theile Borax erforderlich. Nothwendig muss dieser lange fortgeführte Irrthum berichtigt werden. Vielfach findet man den Boraxweinstein in Hand- büchern als eine durchscheinende gummiähnliche Masse in~ ungepulvertem Zustande beschrieben. Er lässt sich dann zwar zu Pulver zerreiben, enthält aber noch erheb- lich Wasser, zerfliesst sehr leicht und ballt in den Gefäs- sen fest zusammen. Die Pharmakopoe schreibt Austrock- nen vor; geschieht dies vollständig, so verliert das Prä- parat das durchscheinende Ansehen und wird matt poi*- cellanartig, zerbröckelt sehr leicht, backt niemals in den Gefässen zusammen^ ist überhaupt weniger empfindlich gegen Feuchtigkeit, ohne darum minder leicht und voll- ständig auflöslich zu sein. Es wäre wünschenswerth, wenn die Austrocknung bis zu diesem Zustande ausdrücklich vorgeschrieben würde. Tartarus purus. — Wegen der Irrungen, die bereits dadurch vorgekommen sind, dass unter Tart, depuratus 292 Wüms, pulv. auch der von weinsaurem Kalk befreite beschrieben ist, halte ich es für nützlich, wenn der letztere unter vorstehendem Namen als besonderes Präparat aufgeführt würde. Tinctura Aconiti. — Zweckmässig wäre die Aconit- tinctur wohl aus dem Safte des frischen Krautes zu bereiten, welcher mit dem gleichen Gewichte Alkohol vermischt und nach dreitägiger Maceration filtrirt würde. Tinct. Bursa j)astoris. — Die aus dem frischen Safte bereitete Tinptur wird von einigen Aerzten angewandt; ob dieselbe schon in die Pharmacopöe aufgenommen zu werden verdient, möchte ich nicht unbedingt bejahen. Tinct. Cardui Mariae, nach der in der Schacht'schen Sammlung enthaltenen Vorschrift bereitet, wird wegen der häufigen Anwendung wohl aufzunehmen sein. Tinct. Castorei aetherea und Tinct. Castorei canaden- densis aetherea finden überall, so weit mir bekannt gewor- den, nur noch in höchst seltenen Fällen Anwendung; da dieselben überdies durch die betreffenden Alkoholtincturen mit etwas Aetherzusatz völlig ersetzt werden können, so scheint mir die Streichung beider angemessen. Tinct. Chelidonii, aus dem frischen Safte des Krau- tes bereitet, wird an manchen Orten häufig gebraucht, könnte daher wohl aufgenommen werden. Tinct. Chinoidei ist ein so gangbarer Artikel gewor- den, dass deren Aufnahme nicht länger wird beanstandet werden können. . • Tinct. Conii würde übereinstimmend mit andern Tinc- turen wohl zweckmässiger aus gleichen Theilen des fri- schen Saftes und Alkohol bereitet werden. Tinct. Cupri acetici findet hin und wieder Anwen- dung, die Rademacher'sche Vorschrift liefert aber ein Prä- parat, welches einen bedeutenden Ueberschuss an schwe- felsaurem Kupferoxyd enthält, welcher zum Theil nach einiger Zeit auskrystallisirt. Zur Zerlegung von 3 Th. schwefelsaurem Kupferoxyd sind nicht S^/g, sondern nahe 49/j6 essigsaures Bleioxyd erforderlich. Wenn die Auf- Vorschläge für die neue Preussische Pharmakopoe. 293 nähme dieser Tinctur beliebt werden sollte, würde ich eine dem Gehalte entsprechende Auflösung von krjstal- lisirtem essigsaurem Kupferoxyd in Alkohol und Wasser in Vorschlag bringen. "^ ' Tinct. Ferri acetici (Rademacheri). — Obwohl auch diese Composition sehr in Aufnahme gekommen ist, so scheint mir doch deren unveränderter Uebergang in die Pharmakopoe kaum angemessen, nicht allein wegen des wechselnden^ Gehalts an Oxydul und Oxyd, so wie an Eisen überhaupt nach dem Alter der Tinctur, sondern wegen des Bleigehalts. Eine entsprechende Mischung von dem officinellen Liq. Ferri acetici mit Wasser, Essig und Alkohol (oder statt des Essigs Äcetum imrum) würde rationeller und billiger, herzustellen sein. Tinct. Fungi Cynoshati. — Dieses nach den Angaben der Aerzte sehr wirksame Mittel verdiente hiernach Auf- nahme. Da aber die Wirkung, wie ich glaube, zum grossen Theile den im Rosenschwamm enthaltenen Lar- ven des Cynips Rosae zugeschrieben werden muss, so würde ich vorschlagen, den frischen Rosenschwamm zer- schnitten mit 4 Th. rectificirten Weingeist zu extrahiren. Hiesige Aerzte rühmen gerade die so bereitete Tinctur. Tinct. GaTbani ist hier völlig obsolet, könnte auch wohl überhaupt entbehrlich sein. Tinct. Jodi. — Das Jod löst sich nur schwer in der vorgeschriebenen Menge Alkohol, weshalb ich für nütz- lich halte, zur früheren Vorschrift, wonach alkoholisirter Weingeist angewendet wurde, zurückzukehren. Tinct. Nicotianad ist hier seither äusserst selten ge- braucht worden; sollte sie ferner beibehalten werden, so würde die Bereitung aus dem frisch gepressten Safte, gleich wie ähnliche Tincturen, wohl ebenso zweckmässig sein, als die bisherige Vorschrift. Tinct. Ptdsaiillae. — Eine aus dem frischen Safte bereitete Tinctur würde das getrocknete unwirksame Kraut völlig entbehrlich machen. 294 Wilms, Tinct. Quassiae (ligni) gehört hier zu den häufig vorkommenden Mitteln, würde demnach Aufnahme ver- dienen. Tinct. Rhf/i aquosa. — Weit haltbarer ist eine ohne wesentliche Veränderung bereitete doppelt starke Tinctur. Der aus 1^/2 Unzen Rhabarber und dem kohlensauren Kali mit 12 Unzen Wasser kalt bereitete Auszug wird nach dem Pressen im Dampfbade auf 4 Unzen verdun- stet, erkaltet filtrirt und auf das Filtrum 2 Unzen spiri- tuöses Zimmtwasser nachgegossen, so dass das gesammte gemischte Filtrat 6 Unzen beträgt. Jede Unze enthält dann den Auszug von 2 Drachmen Rhabarber. Ich halte diese von Busse und Andern vorgeschlagene Modifica- tion für empfehlenswerth. Tinct. Variolariae. — Ein hier zu Zeiten mit gutem Erfolge gebrauchtes billiges Fiebermittel für leichtere Fälle. Die Tinctur wird aus der abgeschabten Flechte im Verhältniss der Vorschrift zur Tinctura Cascarillae bereitet. TrocMsci Ipecacuanhae werden kaum noch irgendwo gebraucht, könnten daher füglich wegfallen. TrocMsci Santonini. — Um dem immer mehr sich verbreitenden, nicht unbedenklichen Debit des Santonins in dieser Form durch Conditoren und Droguisten ein Ende zu machen, wird die Aufnahme derselben in die Pharmakopoe nicht beanstandet werden können, um so mehr, da die Zeltchen als wirkliches Arzneimittel von Aerzten häufig verordnet werden. Im Archiv der Phar- macie, 1855, Augustheft, pag. 151, ist von mir eine Vor- schrift veröfi'entlicht, nach welcher dieselben leicht her- gestellt werden können, die ich daher zur Aufnahme in die Pharmakopoe empfehle. Unguentum Kalii jodati. — Wenn zur Bereitung die- ser Salbe gutes, frisch ausgewaschenes Ädeps suillus an- statt des Unguentum rosatum verwendet wird, so färbt sie sich weit später gelb, die Mengung kann auch ohne An- wendung von Wärme bewirkt werden, was bei der schon Vorschläge für die neue Preussische Pharmakopoe. 295 >/5 Wasser enthaltenden Rosensalbe nicht möglich ist, da- her giebt die jetzige Vorschrift oft eine schon während der Bereitung sich gelb färbende Salbe. Variolaria amara. — Als Rohstoff zu Tinctur (vergl. p. 294) vielleicht aufzunehmen. — Pertusaria communis de Cand. var. variolosa Wallroth. Die Soredienform dieser überall häufigen Flechte!, ausgezeichnet durch grosse Bit- terkeit. Ein einheimisches, nicht unwirksames Mittel, dessen Tinctur, das Picrolichenin enthaltend, gewiss oft die theuren Chinapräparate ersetzen kann. Vinum camphoratum. — Diese Magistralformel, wel- che selten oder nie Anwendung findet, würde wegfallen können. Vinum Madereinse. — Wegen der Verwendung zur Tinct. Opii crocata, deren spec. Gewicht bei den Revisio- nen geprüft werden muss, würde die Angabe des spec. Gewichts wünschenswerth sein, weil nicht selten das nicht vorschriftsmässige spec. Gewicht jener Tinctur dem Ma- deira zugeschrieben wird. Ein solcher, welcher eine Tinctur von richtigem spec. Gew. gab, auch acht zu sein schien, hatte 0,995 spec. Gewicht. Vinum radicis Colchici. — Da schon ein Vinum sem. Colchici, der hier allein gebraucht wird, officinell ist, so würde der aus der frischen Wurzel zu bereitende Wein um so eher wegfallen können, als jene nicht zu jeder Jahreszeit zu haben ist. Vinum seminis Colchici würde nebst der Tinct. sem, Colchici wohl als „caute servanda'-'' zu bezeichnen sein. Zincum aceticum gehört zu den allmälig in Gebrauch gekommenen Mitteln, welche von der Pharmakopoe auf- genommen werden können. 2 Unzen basisch kohlensau- res Zinkoxyd geben in 8 — 9 Unzen concentrirtem Essig (1,040) unter Zusatz von 6 Unzen destillirtem Wasser gelöst, durchschnittlich S^/^ Unzen krjstallisirtes Salz. Zincum chloratum. — Zweckmässiger und billiger würde das Chlorzink aus Metall durch Auflösung in rei- ner Chlorwasserstoffsäure bereitet. Eisen und andere 296 Wilms, Metalle können analog wie beim schwefelsauren Zink- oxyde abgeschieden werden. Zincum ferro-cyanatum. — Dieses Präparat wird zwar nicht häufig, jedoch an vielen Orten gebraucht; es wäre vielleicht nützlich, dasselbe aufzunehmen, um eine be- stimmte gesetzliche Vorschrift zur Bereitung zu haben. Die in der Schacht'schen Sammlung enthaltene giebt ein brauchbares, jedoch ziemlich schwer vollkommen aus- zuwaschendes Präparat. Aus 4 Unzen Zinkvitriol habe ich durch Fällung mit der gleichen Menge gelben Ferro- cyankaliums durchschnittlich 3'/2 Unzen erhalten, 4 Th. Zinksalz mit 8^/2 Th. Ferrocyankalium gaben 31/4, 4 zu 3 aber nur 3 Th. Niederschlag. Zincum oxydatum. — Wie bei der kohlensauren Mag- nesia, ist es beim basisch kohlensauren Zinkoxyde noch zweckmässiger, die Kohlensäure durch Erhitzen ohne Glü- hen auszutreiben, weil dann das Zinkoxyd niemals eine bleibende gelbliche Färbung annimmt. Zweckmässig würde es auch sein, nach Austreibung der Kohlensäure noch- maliges Auswaschen vorzunehmen, weil dabei das Was- ser immer noch eine Reaction auf Schwefelsäure giebt, wenn das kohlensaure Salz auch vorher bis zum Auf- hören dieser Reaction ausgewaschen war. Die Tabellen betreffend. — In die Tab. 0. der bisherigen Pharmakopoe ist das Extr. Stramonii aufzu- nehmen vergessen worden. Aqua Opü dürfte darin zu streichen sein, dagegen würde Seinen^ Tinctura und Vinum Colchici wohl dahin gehören. Nützlich würde es sein, wenn am Schlüsse der Tab. B. und C. die Bemerkung hinzugefügt würde, dass alle in Officinen vorhandenen, von der Pharmakopoe nicht aufgenommenen Medicam ente, die ihrer Natur nach zu den sogenannten Giften resp. Separanden gehörten, auch bei der betreffenden Gattung aufzubewahren seien. So z. B. Aconitin, Atropin, Brucin, Colchicin wie Strychnin, Arsensäure und deren Salze, so wie die der arsenigen Säure, wie letztere selbst, also im Giftschranke. Ferner Vorschläge für die neue Preussische Pharmakopoe. 297 Ärgentum nitricum crystallisatum j Cupimm carhonicum, Herha Cicutae virosae, Taxi haccatae, Extr. Elaterii, Plum- hum tannicum, Tinct. Pulsatillae, Sabadillae u. s. w. gleich denen in der Tab. C. aufgeführten. Die grosse Ungleich- mässigkeit, mit welcher in Bezug auf diesen Punct das Revisionsgeschäft in den verschiedenen Bezirken gehand- habt wird; macht eine solche Bestimmung dringend nöthig ; es würden dadurch viele sehr begründete Klagen der Apotheker über Willkür mancher Revisoren völlig be- seitigt. Nützlich wäre es endlich, wenn dem Sinne der In- struction über die Apotheken-Revisionen vom 21. October 1819 gemäss, darüber Bestimmung getroffen würde, was zu den stark riechenden Arzneimitteln zu rechnen sei. Zu diesen sogen. Fragrantien müssen, wie mir scheint, nur diejenigen Mittel gezählt werden, vvelche, w^m auch in verschlossenen Gefässen aufbewahrt, dennoch andern in der Nähe befindlichen, ebenso verschlossenen Mitteln ihren Geruch mittheilen können, die also an einem von allen übrigen Medicamenten getrennten Platze, jedes ein- zeln £ür sich allein, aufzubewahren sind. Jene Instruc- tion sagt: „Moschus, Asand u. s. w.", lässt also ganz unbestimmt, was weiter als die genannten noch damit gemeint ist. Es theilen aber weder Castoreum, noch des- sen. Tincturen, selbst nicht die Tincturen und Wässer der Asa foetida den nebenstehenden Mitteln ihren Geruch mit, noch viel^ weniger ist dies bei Kampfer und äthe- rischen Oelen der Fall. Diese und ähnliche Mittel sind aber bisher, je nach dem mehr oder weniger empfind- lichen Geruchsorgane des Revisors, dem unbestimmten u. s. w. subsumirt, für Fragrantien erklärt und wohl alle zusammen in ein und denselben Schrank spedirt worden, was sicher eben nicht sehr zweckmässig genannt werden kann. Es würde aber gewiss vollkommen genügen, wenn folgende drei Mittel: 1. Asa foetida mit Asa foetida depiirata, 2. Kreosotum, 3. Moschus mit '^inct. Moschi Arch. d. Pharm. CXXXIX. Bd.i. 3. Hft. ■ 20 298 Wams, VorscJiläge für die neue Preuss. Pharmakopoe. durch die künftige Pharmakopoe^ entweder vermittelst einer Tabelle, oder bei jedem Mittel selbst durch die Bemerkung: „a& omnibus aliis medicamentis separatum (cum Tinctura etc.) servetur^' bestimmt als Fragrantien charakterisirt würden. In Betreff der Series medicaminum, welche die Be- stimmungen der Pharmakopoe localgemäss reguliren soll_, möchte ich noch den Wunsch hinzufügen, dass dieselbe künftig eine bessere Auswahl der in den Apotheken klei- ner Orte vorräthig zu haltenden Mittel treffen möchte. Es muss darin jetzt Manches gehalten werden, was dort niemals gebraucht wird, während man bei allgemein ge- bräuchlichen Mittel das bezeichnende Sternchen vermisst. Die Pharmakopoe kann und soll nach meiner Ansicht manche Mittel enthalten, welche auch nicht überall die Officinen grösserer Orte vorräthig zu haben brauchen, es darf aber kein wichtiges, wenn auch selten in Ge- brauch kommendes Mittel darin fehlen. Die 6te Auflage ist in der Beschränkung in diesem Sinne zu weit gegan- gen, deshalb hat jetzt die Series nur einige wenige schnell zu bereitende Composita als überall nicht vorräthig zu haltende Mittel aufgeführt. Diese Anzahl Avird künftig noch durch manche andere Mittel zweckmässig vermehrt werden können. Lässt sich dann die Series in Bezie- hung auf die Officinen kleiner Orte für den ganzen Staat nicht zweckmässig entwerfen, so mag dies für jede Pro- vinz besonders geschehen, das wird aber kaum nöthig sein, wenn die Bedürfnisse der Land-Apotheken den Ver- fassern nur bekannt sind und gehörig berücksichtigt werden. Endlich halte ich die Bestimmung für nützlich, dass allen Apothekern gleichmässig die Verpflichtung auferlegt werde, jedes in der Pharmakopoe enthaltene Mittel, ohne Rücksicht darauf, ob die Series es zu halten vorschreibt, oder nicht, vorkommenden Falles in der kürzesten Frist zu beschaffen. Löhr, Untersuchung eines Brunnenwassers. 299 Untersuchung eines Brunnenwassers, welches in unverhältnissmässig kurzer Zeit in einem Dampfkessel einen bedeutenden^ den Betrieb behin- dernden Kesselstein absetzte, und die Angabe des Mit- tels, womit derselbe zum grössten Theil beseitigt wurde ; vom Apotheker M. J. Löhr. Vor einiger Zeit wux-de ich ersucht, über einen Uebel- stand, welchen ein Brunnenwasser durch das Absetzen einer sehr grossen Menge sogenannten Kesselstein in dem Dampfkessel einer Oelmühle, die Tag und Nacht mit circa 160 Ohm Wasser gespeist wurde, hervorbrachte, Aufschluss zu ertheilen und wo möglich ein Mittel anzugeben, um diesem Uebelstande, wodurch der Dampfkessel unverhält- nissmässig zu leiden hatte, wenigstens theilweise zu be- seitigen. Um vielleicht in einem ähnlichen Falle einen Anhaltepunct zu geben, nehme ich Veranlassung, diese Untersuchung der OefFentlichkeit zu übergeben. Nachdem das Brunnenwasser, wie auch der sehr feste, schieferartige Kesselstein untersucht worden war, so lag die Annahme nicht fern, dass das kohlensaure Natron wohl das zweckmässigste Mittel sei, um den bedeutenden Absatz zu vermindern, und dieser Zweck wurde dadurch erreicht, dass jeden 80 Ohm Brunnenwasser, welche ge- wöhnlich in einem Tage verbraucht wurden, bevor das- selbe in den Dampfkessel kam, 8 bis 10 Loth gereinigte Soda zugesetzt wurde. Seit der Zeit, als diese letz- tere Quantität Soda angewendet wurde, hörten die Klagen des Fabrikanten über zu grosse Menge Kesselstein auf. Um aber in einem solchen Falle ein Mittel angeben zu können, scheint es mir nothwendig, dass man auch die Substanzen kenne, womit man zu thun hat, damit das richtige Gegenmittel gefunden werde; deswegen lasse ich 20* 300 Löhr, Untersuchung eines Brunnenwassers. die Untersuchung des Brunnenwassers, wie auch die An- gabe der Bestandtheile des Kesselsteins hier folgen. Das Brunnenwasser war klar, perlte etwas bei dem Schütteln, röthete vorübergehend das Lackmuspapier, zer- setzte augenblicklich den Seifenspiritus und hatte den Geschmack eines gewöhnlichen, sogen, harten Wassers. Das spec. Gewicht betrug bei -|- 10^ R. 1,002 bis 1,003. Beim Erwärmen bis «Bum Kochen schäumte das Wasser stark und setzte nach ;Verflüchtigung der Kohlen- säure einen Niederschlag ab, welcher sich bei dem fer- neren Abdampfen bedeutend vermehrte. Gegen Reagentien verhielt sich das Wasser wie folgt: Kalkwasser erzeugte weisse Trübung und später Nie- derschlag. Salpetersaures Silberoxyd ebenso. Salpetersaurer Baryt ebenso. Oxalsaures Ammoniak ebenso. Phosphorsaures Natron ebenso. Salmiaklösung ergab die Gegenwart von Thonerde. Schwefelwasserstoff- Ammoniak dunkle Trübung und Niederschlag. Cyaneisenkalium, ■ sehr geringe Reaction auf Eisen. Galläpfeltinctur ebenso. 1 Pfd. des fraglichen Brunnenwassers =r 7680 Gran, bis zur staubigen Trockne verdampft, gab einen Rückstand von 7 Gran, von welchen nach dem Glühen noch 6 Gran übrig blieben; berechnet man nun dieses Quantum auf 1 Ohm zu circa 120 Quart = 270 Pfd. des im Dampf- kessel consumirten Wassers nur auf circa 6 Loth, so giebt dieses für die 80 Ohm, welche in einem Tage verbraucht werden, immerhin 15 Pfd. feste Bestandtheile, und wenn man auch nur die Hälfte dieses Rückstandes annehmen will, welche sich in dem Dampfkessel als Kesselstein absetzen kann, so werden für den Betrieb von Tag und Nacht mit 160 Quart Brunnenwasser 15 Pfd. übrig bleiben müssen! Obige 6 Gran Rückstand bestehen nach der vorgenommenen Analyse aus: Harms, über das Harz vom Kousso. 301 Kohlensaurer Kalkerde 1,350 „ Talkerde 1,050 Kohlensaurem Eisenoxydul . . 0,150 Schwefelsaurer Kalkerde.... 1,550- Chlorkalium 1,000 Chlornatrium und Kalium. . . 0,400 Thonerde und Kieselerde. . . 0,300 Verlust 0,200 6,000. Die Untersuchung des Kesselsteins stellte nun noch als Hauptbestandtheile desselben heraus : Kohlensaure Kalk- und Talkerde, schwefelsauren Kalk mit etwas Eisen etc. Ueber das Harz vom Eousso; von Ed. Harms. Die' nachstehenden Notizen über das Harz vom Kousso möchten vielleicht bei einer späteren Untersuchung, die von der einen oder anderen Seite unternommen werden wird, ein Paar beachtenswerthe Anhaltepuncte abgeben. Das Harz besitzt eine stark saure Reaction und verdrängt die Kohlensäure aus den kohlensauren Alkalien. Beim Auflösen in denselben hinterbleibt ein Rückstand von etwa 1^/2 Proc, der zum grössten Theil aus Chlorophyll besteht und ausserdem eine ansehnliche Menge kohlen- sauren Kalks enthält. Versetzt man die alkalische Lösung mit einem Ueberschuss von Chlorbaryum, so entsteht zunächst ein Niederschlag von kohlensaurem Baryt, dem dann ein anderer folgt — eine Verbindung von Baryt mit Harzsäure. Die abfiltrirte Flüssigkeit zeigt sich schwach gefärbt und giebt auf Zusatz von Salzsäure einen voluminösen, käsigen Niederschlag, der sich beim Erwär- men der Flüssigkeit als eine lockere, leicht zerbröckelnde Schicht an der Oberfläche zusammenzieht. Dieses Harz ist in Wasser nicht völlig unlöslich, ertheilt demselben eine saure Reaction und wird daraus durch Salzsäure 302 ' LandereTf milchig gefällt. Durch allmäliges Verdunsten des Wassers erhält man es zuweilen in warzenförmigen oder blumen- kohlartigen Massen, welche auch entstehen, wenn die spirituose, mit etwas Wasser verdünnte Lösung des rohen Harzes einer langsamen Verdunstung ausgesetzt wird.. Die weingeistige Tinctur des Kousso setzt mit der Zeit einen Niederschlag von reinem Kalk ab. Das Resultat dieser so unvollständigen Untersuchung besteht wesentlich darin, dass das Harz des Kousso durch Chlorbaryum in zwei verschiedene Säuren getrennt werden kann, wovon die eine mit Baryt ein lösliches, die andere ein unlös- liches Salz bildet. Die Fortsetzung der Versuche über das Harz des Kousso scheiterte namentlich an dem Mangel an Ver- brennungsröhren. Vielleicht hätten Sie die Güte, mir bei passender Gelegenheit die Quelle mitzutheilen, wo ich böhmisches Glas erhalten kann. Ich würde dann auch die Untersuchung über das Marrubiumbitter, die ich Ihnen längst schuldig bin, wieder aufnehmen können. Bis dahin beschäftige ich mich mit anderen Arbeiten und werden die Resultate derselben binnen Kurzem nachfolgen. üeber Cubebinum; von Dr. X. L a n d e r e r .in Athen. Das so hinreichend bekannte Cubebinum hatte ich bei der Bereitung des Extr. Cubehar. oleoso - resinosum., welches ich mittelst Aetherweingeist darstellte, zu erhalten Gelegenheit, und da ich dasselbe in schöner, krystallini- scher Masse erhielt, so will ich es durch einige Worte näher beschreiben. Mittelst des Deplacirungs- Apparats hatte ich eine Tinct. Ciibehar. aetheream erhalten, die ich an einem sehr kühlen und der Verdunstung wenig geeig- neten Orte der freiwilligen Verdunstung überliess. Nach Verlauf von einigen Wochen hatte sich eine Menge nadel- Zersetzung des Jodblei- Ainylum durch das Sonnenlicht. 303 förmiger Krystalle, die in einer Masse zusammengehäuft gewesen, gebildet, welclie auf Zusatz von concentrirter Schwefelsäure schön karmoisinroth gefärbt wurden. Die- ses sogen. Cubebinum zeigte sich in Wasser grösstentheils unlöslich, jedoch das damit geschüttelte Wasser hatte einen sehr durchdringenden Geschmack nach Cubeben; durch Sieden mit Weingeist löste es sich auf und die gesättigte Lösung erstarrte nach dem Erkalten zu einer krystallinischen Masse. üeber die Zersetzung des Jodblei -Amylnin durch das Sonnenlicht. von Dr. X. Lander er in Athen. Ln Journal de Pharmacie las ich die Versuche über die Zersetzung des Jodblei -Amylum durch das Sonnen- licht, die in Afrika von einem Pharmaceuten angestellt wurden, und der in Folge dieser den Vorschlag machte, dieses Jodblei - Amylum zur Photographie zu benutzen. Ich wollte auch mit der griechischen Sonne und zwar während des 22. bis 26. Juni einige Versuche anstellen. Die Resultate waren über alle Erwartungen. Ich bereitete ein Jodblei, das sowohl im trocknen, als auch im feuchten Zustande seine schöne gelbe Farbe noch im Sonnenlichte behielt, wenn es auch nach längerer Zeit anfing sich zu dunkeln. In der That jedoch bewunderungswerth ist die augenblickliche Zersetzung- desselben, wenn es mit Kleister vermischt dem Sonnenlichte ausgesetzt wird. In dem Augenblicke, wo ich diese Mischung an das Sonnen- licht brachte, trat auch schon die Zersetzung ein, das früher schön goldgelbe Gemisch wurde bräunlich, bläulich und durchlief eine Menge von Farbennüancen, bis dasselbe tief blau oder schwarzblau wurde und sich nun in unver- änderlichem Zustande so erhielt. Dass sich nun ein sol- ches mit Jodamylumblei imprägnirtes Papier zur Photo- 304 Landerer, loachsahnliche Materie aus einem Grabe. graphie benutzen lässt, ist leicht zu ersehen, und so kön- nen Bilder hervorgebracht werden, die blauschwarz auf gelbem Grunde sind; um jedoch diesen Bildern den gelben Grund, welcher ebenfalls durch Einwirkung des Sonnen- lichtes schwach werden würde, zu nehmen, so werden dieselben in eine Lösung von Chlorammonium eingetaucht, wodurch das Jodblei in Chlorblei umgewandelt wird, das nun keiner Veränderung durch das Sonnenlicht mehr ausgesetzt ist, wodurch mithin die Bilder schwarzblau auf weissem Grunde erscheinen. lieber eine wachsähnliche Materie ans einem hellenischen Grabe; von Dr. X. Land er er in Athen. In letzter Zeit wurden in Athen wieder mehrere Marmorsärge aufgefunden und in denselben fanden sich auch verschiedene Gefässe, die zum Aufbewahren von Schminken und ähnlichen Zwecken gedient haben mögen. Unter diesen waren auch zwei Lampen, von denen die eine noch einen Theil einer harzigen oder wachsähnlichen Masse enthielt, die als Brennmaterial gedient haben dürfte ; diese Ueberbleibsel waren jedoch durch Tausende von Jahren so verändert, dass es sich nicht bestimmen lässt, welcher Natur dieselbe gewesen sein mag. Durch Glühen eines Theiles im Platinlöffelchen entzündete sie sich unter Verbreitung eines harzähnlichen Geruches und unter Ab- setzung starken Russes. Durch Digestion mittelst Alkohol wurde ein Theil gelöst und diese Lösung setzte beim Verdunsten eine schmierige, wachsähnliche Masse ab, die schwach saure Eigenschaften besass und mittelst kausti- schem Kali zu einer seifenähnlichen Masse sich vereinigte. Da diese Masse sich von saurer Natur zeigte, ,so möchte ich sie gleich wie Braconnot eine ähnliche Substanz, Jonas, über technische Amoendung des Wasserglases. 305 die derselbe aus einer alten Lampe erhalten hatte, eben- falls „Cerantsäure", aus Cera und Antiquus, nennen. Was nun das Vorkommen von wachsähnlichen Stoffen in alten Gräbern anbetrifft, so sind diese wahrscheinlich nichts Anderes, als durch Jahrtausende verändertes Wachs, und dasselbe rührt von aus Wachs gefertigten Gegen- ständen her, die den Todten mit in das Gab gegeben wurdtsn. Es ist bekannt, dass das Grab der Frau sich von dem des Mannes durch das Auffinden von Gegen- ständen zu erkennen giebt, mit denen die Frau während ihres Lebens mehr oder weniger umging, in diesem finden sich Balsambüchsen, Thränengefässe, Schminken, Spiegel, Ringe, schöne Lampen und zierlich geformte Gefässe, während in dem Grabe des Mannes sich höchstens Lam- pen finden. In den Gräbern der Kinder finden sich oft die niedlichsten Figürchen und andere kleine Gefässe, die dem Kinde während des Lebens nur zum Spielzeuge dienen konnten, ihnen von den Eltern auch mit in das Grab gegeben wurden, Dass es in den alten Zeiten Künstler gab, die wirklich Wachsbossirer waren, erhellt aus dem Worte Kr|poitX6i)r|?; diese gaben sich mit der Verfertigung solcher Gegenstände ab, die als Spielzeug dienten. Demzufolge schreibe ich das Auffinden solcl^er wachsähnlichen Materien der Existenz von Wachsgegen- ständen zu. Ein Beitrag über die technische Anwendung des Wasserglases; von L. E. Jonas, Apotheker in Eilenburg. Die Erfahrung lehrt, dass oft an neue allgemein nütz- lich werden könnende Gegenstände der Lidustrie Anforde- rungen gestellt werden, die ihrer Natur nach unerfüllt bleiben müssen. 306 Jonas, über technische Anwendung des Wasserglases. Herr Dr. L. Marquart hat im Dingler'schen polyt. Journal, Bd. 111, H. 6, S. 105 ff. eine aus seinen Erfah- rungen hervorgegangene Zusammenstellung der nützlichen Verwendung des Wasserglases niedergelegt. Sie umfassen: den Anstrich desselben auf Holz- und Kalkmörtel, wie Stein; Anstrich desselben auf Metalle, Glas, Porcellan, Verkieselungen von Steinen, namentlich Kalkstein und solchen, welche leicht verwittern, Anfertigung von hydrau- lichem Kalk, Cemente, Druck auf Papier und Gewebe und endlich des Kittens von Glas, Porcellan und Metallen. Es sind diese recht interessante, gemeinnützige Bei- träge für die Empfehlung desselben, wenn auch solche Vielen bekannte Erscheinungen und Anwendungen ein- schliessen. Aus denselben entnehmen wir, dass nicht allein nur die Kalksalze, sondern auch kieselsaure Metall- oxyde auf höchst einfachem Wege so technische Verwen- dung finden. Herr Dr. Marquart gedenkt in dieser Abhandlung des Fluorcalciums nicht und gerade diese Haloidverbin- dung scheint für die Industrie zu einer recht wichtigen Rolle unter den Kalksalzen für das Wasserglas bestimmt zu sein, denn das Kalksilicat mit Fluor, was sich durch Zersetzung mittelst kieselsaurer Natronflüssigkeit bildet, ist von besonderer Härte und Dauerhaftigkeit. Wird basische kieselsaure Natronflüssigkeit (das Was- serglas) mit pulverisirtem Fluorcalcium in einem Glas- gefässe gekocht, so wird letzteres matt geätzt und die erkaltete Masse gesteht zu einem steinartigen Conglomerat. Dies Fluorsilicium - Kalksilicat wittert, wie alle mittelst Wasserglas und Kalksalze resp. Kalkhydrat für technische Zwecke dargestellte Verbindungen, nach einiger Zeit Natron aus, wodurch die Dichtigkeit der Masse, überhaupt die Nützlichkeit der neuen Erfindung beeinträchtigt wird. Ich habe durch Zusatz von gepulvertem weissen Glase zur Fluorcalciummasse und Wasserglas in einem Verhältniss von 2 Fluorcalciumpulver (Flussspath), 1 ge- pulverten weissen Glases mit so viel concentrirter Wasser- Lichtenberg, einige chemisch -pharmaceutische Notizen. 307 glaslösung; dass daraus ein weicher Brei entstehe, dieser Auswitterimg zum Theil begegnen wollen und eine Masse zum Anstrich für alle bereits bekannten Gegenstände erzielt, die fabelhaft fest und daher haltbar, praktisch erscheint. Diese Masse eignet sich ganz besonders zu einem Kitt für Glas und Porcellan überall da, wo auf die auf den Rissen oder den zusammengelegten Trümmern ange- brachte Teigmasse nicht Rücksicht zu nehmen ist, welcher letzteren durch Metalloxyde eine beliebige Farbe ertheilt werden kann. Dahin gehören im technischen Betriebe Laboratorien; dass zerbrochene Retortenschalen, damit beschlagen und scharf getrocknet, eine fernere Anwendung unter gewissen Umständen zulassen, namentlich tubulirte Gegenstände, hermetisch einzukittende Glasröhren^ zer-- brochene Fensterscheiben, Gläser, Töpfe und metallene Geräthschaften weiter verwendbar zu erhalten. Zu Signaturen an Gefässen, indem mittelst eines Pin- sels zu diesem Zwecke die Gläser öfters bestrichen wer- den, bis sich die beanspruchte Decke gebildet hat. Die- ser Anstrich lässt weiter Oelfarbe zu, und wegen der etwas rauhen Fläche, dass solche, mittelst einer Feder auf dieser vertheilt, geschrieben werden kann. Einige chemisch -pbarmaceutisclie Notizen; vom Apotheker Lichtenberg in Mühlberg a. d. Elbe. Bereitung des Bieipflasters. Der ausgezeichnete Chemiker Dr. Wittstein in München giebt folgende Vorschrift in seinem vortrefflichen Werke: „Anleitung zur Darstellung und Prüfung chemi- scher Präparate" (München, Joh. Palm'sche Hofbuchhand- lung) zur Bereitung des Bleipflasters: In einem kleinen kupfernen oder irdenen Geschirr 308 Lichtenberg, vermenge man 6^/3 Th. aufs Feinste gepulverte Bleiglätte mit 1^/4 Th. Wasser und setze das Gemenge einer gelin- den Wärme, etwa in einem Dampf- Apparate, aus. Gleich- zeitig wiege man 10 Th. Baumöl in einem kupfernen Kessel, welcher wenigstens 50 Th. fassen kann, erhitze dasselbe und trage, wenn es zu rauchen und zu prasseln beginnt, unter beständigem Umrühren mit einem hölzernen Spatel von dem erstgedachten warmen Gemenge löffelweise in der Art ein, dass nicht eher eine neue Portion hinzu- kommt, bis die vorige ganz oder beinahe gelöst ist oder bis das jedesmal statt findende Blasenwerfen und die Entwickelung von Wasserdampf nachgelassen haben. Nach dem Eintragen der letzten Portion erhitze man noch ein Paar Minuten, nehme dann eine Probe der Masse heraus und knete sie unter Wasser. Zeigt sie sich bildsam, ohne das Wasser milchig oder fettig zu machen, so lasse man erkalten und bringe das Pflaster in die übliche- Form. Sollte jedoch die Masse sich noch nicht malaxirfähig zeigen, so müsste, unter zeitweiligem Zusatz von 1 bis 2 Loth warmen Wassers, das Kochen noch eine Weile fortge- setzt werden, was indessen noch 1/4 Stunde erfordern dürfte. 12 Pfd. Pflaster, auf die vorgeschriebene Weise be- reitet, waren in 2^]^ Stunden fertig gemacht und empfiehlt sich somit auch diese Vorschrift des Dr. Wittstein für alle pharmaceutischen Laboratorien. Das Wasser ver- dampft übrigens sehr leicht im Dampf- Apparat in dem erwärmten Gemenge von Bleiglätte und Wasser, upd darf man daher nicht versäumen von Zeit zu Zeit dasselbe zu ersetzen. Nach Mittheilungen des Herrn Oeffner aus dem Wittstein'schen Laboratorium in München wird die Pflaster- bildung noch mehr beschleunigt, sobald man eine Quan- tität altes Pflaster, circa 1 Pfd. auf 10 Pfd. Baumöl, hinzu- setzt, in letzterem zergehen lässt und dann in bekannter Weise weiter verfährt. Angestellte Versuche haben auch dies Resultat be- stätigt. ' einige chemisch - pharmaceutische Notizen. 309 Bereitung des Fliegenpapiers. ' Man kann sich leicht grössere Mengen Fliegenpapier in kurzer Zeit und mit wenig Mühe in folgender Weise darstellen : Man löse 3 Loth weissen Arsenik in einem passenden Gefässe durch Kochen in 2'/2 Quart oder Maass Wasser auf. Nach vollständiger Lösung wird die Flüssigkeit in ein hölzernes Gefäss gegossen, in welches man vorher 4 Buch graues oder weisses Fliesspapier, in Schichten von 6 Bogen, hineingelegt hat. Das Papier ist mit einem Bret bedeckt und mit Gewichten beschwert worden. Die Flüssigkeit zieht sich sehr bald in das Papier, die Lagen werden öfters umgewendet und dadurch eine ziemlich gleichmässige Vertheilung der Flüssigkeit bewirkt. Alsdann lässt man das so durchdrungene Papier im Freien auf einer Leine trocknen und bewahrt solches unter den gehörigen Vorsichtsmassregeln zum weiteren Gebrauch auf. Lupinensamen als Kaffeesurrogat. Dr. Fleischer in Hohenheim fand auf einer Wande- rung durch das Montaluner Thal, dass die Bewohner daselbst sich der gerösteten Lupinensamen als Kaffee- surrogats bedienen. Dieser Gebrauch existirt aber auch schon in manchen Gegenden unseres deutschen Vater- landes, z. B. in der Provinz Sachsen. Der eigenthümliche Bitterstoff der Lupinen kann durch einen heissen Aufguss mit Wasser, in welchem sie einen oder mehrere Tage aufzuweichen sind, grösstentheils ent- fernt werden. Die Lupinen sind alsdann zu trocknen, in einer Kaffeetrommel zu rösten und gemahlen ganz in derselben Weise wie Kaffee zum Getränk zu benutzen. 2^3 echter Kaffee mit 1/3 von dem Bitterstoff befreiter und gerösteter Lupinensamen geben, auf die bekannife Weise bereitet, ein sehr wohlschmeckendes Getränk. Selbst bei der Hälfte Lupinen und der Hälfte Kaffee ist der eigenthümliche Lupinengeschmack kaum zu bemerken. 310 Herzog, In der Regel werden in meiner Heimath in den Haushaltungen die rohen Lupinen nicht mit Wasser extra- hirt, sondern sofort geröstet gemahlen und mit einem gewissen Zusatz von Kaffee zum Getränk benutzt. Trocknen, Abdampfen und Destilliren mittelst eines kleinen Luftheizungs-Apparats; von Dr. C. H e r z g. Schon seit geraumer Zeit benutze ich beim Trock- nen kleiner Niederschläge behufs Anstellung chemischer Untersuchungen mit besonderer Vorliebe den kleinen Trocken- Apparat, welcher zuerst von Berzelius empfoh- len und von H.'Rose verbessert wurde. Derselbe findet sich beschrieben in dem Handwörterbuche der Chemie unter dem Artikel „Austrocknen" pag. 647, und Rose 's analytischer Chemie, 2. Bd. p. 868, Artikel „Wasserstoff", Nichts desto weniger habe ich denselben sehr selten bei Apothekern angetroffen, und ist der Zweck dieser Mittheilungen, demselben sowohl mehr Eingang zu ver- schaffen, als auch noch einige wesentliche Modificationen anzugeben, wodurch dessen Gebrauch ungleich prakti- scher wird. Man kann nach meiner Construction den Apparat sowohl zum Trocknen, als zum Verdunsten, aber auch zum Destilliren kleiner Mengen von Flüssigkeiten ein- richten, wie sich aus beigefügter Zeichnung leicht ersehen lässt. Der kleine kupferne Apparat wird auf einen eiser- nen Stridden gestellt und mittelst einer einfachen Spiritus- lampe erhitzt, welches in den meisten Fällen völlig ge- nügend ist; will man jedoch stärkere Hitze geben, so schiebt man eine Fuchs'sche Lampe unter, die in alle den Fällen den Vorzug vor der Berzelius'schen Lampe verdient, wo durch die strahlende Wärme der Spiritus- Trocknen, Abdampfen etc. mittelst Luftheizungs- Apparats. 311 behätter sich allzu leicht erhitzen kann und somit ein Ueberkochen des Weingeistes zu befürchten ist. Die Erwärmung der Substanzen im Apparate ge- schieht bekanntlich durch den sich bildenden heissen Luftstrom; die Temperatur desselben kann man beim Trocknen und Destilliren mittelst eines Thermometers beobachten, jedoch zeigt derselbe beim Destilliren immer einige Wärmegrade mehr, als der Inhalt der Retorte, da durch die strahlende Wärme des Kupfermetalls das Queck- silber in dem Thermometer rascher steigt. Ist der Tubus in der Retorte einigermaassen weit genug, so steckt man daher zweckmässig das Thermometer direct in die Flüs- sigkeit. Will man den Apparat vorzugsweise zum Destillircn benutzen, so lässt man denselben gleich 1/2 Zoll höher und breiter machen. Die Annehmlichkeit, nicht mit Was- serdämpfen, nicht mit einem Oel- oder Chlorcalciumbade zu thun zu haben, und doch eine gute Regulirung der Destillation behufs Fractionen etc. vornehmen zu können, ist in der That sehr gross ; ausserdem destilliren selbst die meisten Flüssigkeiten von hohem Siedepuncte viel leich- ter und ohne Stossen, da der ganze Raum der Retorte durch den oberen, wenn auch leichten Verschluss fast gleichmässig erwärmt wird. Ueber die Differenzen des Thermometerstandes aus- serhalb und innerhalb der Retorte bei bestimmten Tem- peraturgraden erlaube ich mir demnächst noch einige Anhaltspuncte mitzutheilen. Beim Trocknen der Niederschläge bringt man die- selben in einen kleinen Platintiegel, den man auf den kleinen Stridden stellt, oder man macht sich zweckmässig aus kleinen Stäbchen von der Grösse der Zündhölzer, durch Zusammenbinden derselben an einem Ende, eine Art Trichter-Skelett, wo man die Filter hineinlegt, setzt den Deckel mit den beiden Oeffnungen auf und verstopft die eine mittelst eines Korkes, indem man durch die 312 Herzog, andere das Thermometer, das ebenfalls durch einen Kork geht, bis nahe über das Filter bringt. Zum Verdunsten kleiner Mengen Flüssigkeit in einem Schälchen oder Uhrglase setzt man einen besonderen Deckel mit verschiedenen Ringen auf; denn Avenn man das zu verdunstende Fluidum direct auf den Innern Strid- den setzen will, so kann theiis das Schälchen nur mit Mühe aus dem heissen Metallcylinder herausgenommen werden, theiis wird aber bei ätherischen oder alkoho- lischen Flüssigkeiten die Temperatur zu rasch steigen. Hat man aber kleine Porcellanschalen mit einem Stiele zur Disposition, so kann man die erste Verdunstung aller- dings auf dem Innern Stridden vornehmen, indem man den Stiel durch die seitliche Oeffnung des Apparats sich bewegen lässt. Wer einmal die Annehmlichkeit dieses kleinen Appa- rats kennen gelernt hat, wird schwerlich die verhältniss- mässig geringe Menge Spiritus in Anschlag bringen, wel- che bei Anstellung derartiger Versuche erforderlich ist. Fiff. IL Fisr. I. Der vorstehende Apparat hat die Form eines runden Cylinders, ist 4i 2 Zoll hoch und hat 31/2 Zoll im Durch- Trocknen, Ahdamjpfen etc. mittelst Luftheizung s-Apjjarats. 313 raesser (Preuss. M.) ; derselbe ist von Kupfer und müssen die Näthe hart gelöthet sein, damit sie durch die Hitze nicht aufspringen. Der Deckel a Fig. I., welcher einen Rand von '^j^ Zoll hat, wird von oben aufgesetzt und muss gut schliessen. Er hat an einer Seite einen Ausschnitt h. Ganz unten am Apparat ist ein offenes Rohr (Fig. IL h) zum Einströ- men der kalten Luft, und diesem gegenüber ist ein Ein- schnitt von oben 1 Zoll Weite bis zu 1/3 der ganzen Höhe. Zu beiden Seiten dieses Ausschnittes befindet sich ein Falz, worin sich 2 Schieber c beliebig hoch und niedrig schieben lassen. Der untere Schieber wird nur benutzt, wenn die feste Wand g, worauf der Hals einer Retorte ruht, etwa noch zu niedrig sein sollte. Der obere Schie- ber wird auf den Hals der Retorte herabgeschoben, um dadurch das Ausströmen der erhitzten Luft so viel als thunlich zu verhindern. Im Deckel ist eine Oefihung e, aus welcher der Tubus der Retorte hervorsteht. Eine zweite Oeifnung mit Ansatz an der Seite im Deckel d dient dazu, um darin ein Thermometer vermittelst eines durchlöcherten Korkes zu befestigen. Soll der Apparat nur zum Verdampfen benutzt wer- den, so wird, wie schon erwähnt, nur ein anderer Deckel aufgesetzt (s. Fig. IL). Fig. III. Fig. III. ist der kleine Stridden, welcher von oben in den Apparat gesetzt wird und auf drei Stäbchen dergestalt auf dem Boden ruht, dass die bei & einströmende Luft durch die Löcher der untern Scheibe geht. Dieser Einsatz ist 2 Zoll hoch. Schliesslich bemerke ich noch, dass man nicht etwa aus ökonomischen Rücksichten den Apparat von Eisen an- fertigen lassen darf, da dessen Brauchbarkeit durch das ungleich geringere Wärmeleitungsvermögen des Eisens bedeutend verringert wird, wovon ich mich durch ver- gleichende Versuche hinlänglich überzeugt habe. Aich.d.Phai-m. CXXXIX.Bds.3.Hft. 21 314 Herzog, Verbesserte Construction der sogen. Florentiner Flaschen; von Dr. C. Herzog. Die unter dem Namen Florentiner Flaschen in den Officinen hinlänglich bekannten Gefässe zum Auffangen ätherischer Oele haben in der Regel den Uebelstand; dass sie bei der Destillation einen zu grossen Theil des Oeles mit dem Wasser in das vor die Flasche gestellte Gefäss übergehen lassen. Dieses hat seinen Grund hauptsächlich in der Schwierigkeit bei Anfertigung der Flaschen auf der HüttC; den sogen. Schwanenhals auf eine zweckmäs- sige Weise anzusetzen ; entweder sitzt dieser Hals zu hoch an der Flasche, oder die untere Oeffnung desselben, geht zu weit "an der Flasche in die Hohe, wodurch beim Ein- fliessen des Destillats und der dadurch verursachten Strö- mung derselbe Nachtheil entsteht. Wollte man nun auf der Hütte den Hals ganz unten an der Flasche mit enger Oeffnung anblasen lassen, so würde derselbe zu zerbrech- lich und für die Praxis untauglich. Fer](ier haben solche Flaschen den Uebelstand, dass beim Abnehmen des Oels, nachdem der Schnabel des Halses verstopft ist, in die Flasche Wasser nachgegeben werden muss, wodurch das Oel selbst bei möglichster Vorsicht in Bewegung kommt und leicht an dem Halse adhärirt. Das Oel wird dann mit dem Heber abgenom- men und das, letzte dUirch Baumwolle überzogen. Um allen diesen Uebelständen zu begegnen, wendet man, zweckmässig Flaschen an, die dicht über dem Boden einen kleinen Tubus liaben, in welchen sich mit Leich- tigkeit ein liork einpassen lässt ; derselbe wird durchbohrt TJ^nd ein rechtwinkelig gelöthetes B,lechrohr von J/4 Zoll i,^^ D^u^Q^i.messer hinein gesteckt. Dasselbe ist so leicht, dass es keiner Stütze weiter bedarf; wer jedoch ängstlich ist, kann durch eine,y^leine Schlinge von geglühtem Eisen- draht das Rohr an dem Halse leicht befestigen. Verbesserte Construction der Florentiner Flaschen. 315 Oben mündet das Rohr in einen kleinen Trichter, um das Wasser bequem nachgiessen zu können, nachdem das kleine seitliche, etwa 4 — 41/9 Zoll lange, etwas nach unten geneigte Rohr mittelst eines Korkes verschlossen ist. Hierdurch wird das Oel von unten nach oben ge- schoben welches natürlich ebenfalls langsam geschehen muss. Das Blechrohr mit dem Trichter ist etwas höher als die Flasche, und wenn man daher die Glasflasche oben mit einem kleinen, nicht zu tiefen Ausgusse versehen lässt, so kann durch vorsichtiges Nachgeben des Wassers durch den Trichter das Oel in ein untergehaltenes Gefäss aufgefangen werden. Das letzte noch mit Wasser ver- mischte Oel lässt man in einem kleinen, unten verstopften Glastrichter sich abscheiden. Dass das kleine seitliche Blecbrohr in der angemessenen Höhe des Halses ange- bracht wird, bedarf wohl kaum der Erwähnung. Was die Form der Flasche selbst betrifft, so muss dieselbe möglichst schlank sein, damit das Oel nicht unter der Wölbung hängen bleibt, denn das bekannte Rund- drehen auf dem Tische hat nicht immer einen günstigen Erfolg. Hat man iiur eine sehr geringe Ausbeute an Oel zu erwarten, so stellt man ein ca. ^\/^" weites Glasrohr c, an dessen Ende ein kurzes 3" langes und einige Linien weites Rohr e mittelst eines Korkes d eingefügt ist, in die Flasche u, setzt einen Trichter darauf. Das Rohr, welches im Gan- zen so lang wie die Flasche ist, vertritt die Stelle eines Hebers und muss daher oben mit demDaumen verschlos- sen werden können. Vorstehende einfache Figur versinn- licht die Form einer solchen Flasche, a die Glasflasche, ca. 1' hoch, h das mittelst eines Korkes befestigte Blech- rohr, c d e das Glasrohr, welches die Stelle eines Hebers vertritt. 21* 316 II. MonatsberieM. Heber Zoisit wwd das Vorkommen von Zirkonerde in diesem Mineral. Der Zoisit, nach dem Baron Zois so genannt; findet sicli an dem westlichen Abhänge der Saualpe in Kärnten und zwar in einer Höhe von 6000 Fuss, wie auch unweit des Kupplerbrunnens. Prof. A. Schrott er vermuthete schon im Jahre 1829, dass dies Mineral Zirkonerde ent- halte, zu welchem Schlüsse 'er um so mehr berechtigt war, weil sich im Zoisit zuweilen Hyacinthe (Zr2 03 -[- SiO^) vorfanden, die aus dem ersten auskrystallisirt sein mussten. Genannter Chemiker hat nun K u 1 e s z a ver- anlasst, eine Analyse des Zoisits vorzunehmen, deren Re- sultate hier folgen: In 100 Theilen des Minerals fand er 44,000 SiO^, 30,975 AP 03, 17,775 CaO, 4,925 Fe2 03 und 2^000 Zr2 ü^. Wir besitzen demnach im Zoisit eine neue Quelle der Darstellung der Zirkonerde. (Sitz.-Ber. der Akad. der Wissensch. zu Wieii. Bd. 14. p. 352 — 357. — CJiem.- pharm. Centrhl. 1855. No. 14. p. 224.) lieber Arsenzinnverbinduigen. Häffely hat sich das Studium der Arsenzinnverbin- dungen zur Aufgabe gestellt. Giesst man zu einer titrirten Lösung von zinnsaurem und arsensaurem Natron einen Ueberschuss von Salpeter- säure und erhitzt zum Sieden, so fällt ein weisser gallert- artiger Niederschlag, der aus Arsensäure, Zinnoxyd und Wasser besteht. Gewaschen und bei gewöhnlicher Tem- peratur getrocknet, bildet dieser Körper durchsichtige Stücke. Dieser Körper hat die Zusammensetzung 2 SnO^^ AsO5-{-10HO. Die 10 At. Wasser entweichen beim Trocknen im Wasserbade. Die Analyse des trocknen Körpers gab: Arsenhaltige Schwefelsäure von Arsenik zu befreien. 317 berechnet Zinn 45 46,3 44,52 Arsen .... 27,2 26,3 28,31. Phosphorsäure im Ueberschusse giebt mit Zinnoxyd eine Verbindung 2 Sn O 2, P O 5 + 10 H O. Häffely wendet nun eine titrirte Lösung von arsen- saurem Natron an, um das käufliche zinnsaure Natron auf seinen Zinngehalt zu prüfen. Er fügt zu einem bestimm- ten Gewichte desselben ein bekanntes Gewicht von arsen- saurem Natron und sammelt den Niederschlag 2Sn02, AsO^ und berechnet dann die darin enthaltene Menge Arsen- säure und Zinnoxyd. Die abfiltrirte Flüssigkeit wird mit Schwefelwasserstoff behandelt, um die darin enthaltene Menge Arsensäure als Schwefelarsen zu fällen. Da man weiss, wie viel man von derselben hinzugesetzt hat, so findet man auch, wie viel Arsensäure das Stannat beigemengt enthielt. Behandelt man das Salz 2 Sn02, As05 + 10 HO mit Natron, so spaltet sich dieses in zwei verschiedene Natron- salze. Das eine enthält alles Arsen und krystallisirt zuerst in seidenglänzenden Nadeln aus. In der Mutterlauge bleibt gewöhnliches zinnsaures Natron 2 (2Sn02, AsO^) -I- 9NaO = 6NaO, Sn02,2As05' -f 3 (NaO, Sn02). Dieses Salz erhält man auch, wenn man 2 Aeq. drei- basisches arsensaures Natron mit 1 Aeq. Zinnoxydhydrat kocht. (Nimmt man Thonerdehydrat, so bekommt man ein Aluminat vom Natron). Die Analyse dieses Salzes gab: As 05 25,113 Sn 02 7,887 Na O 19,6 HO 48,0 100,6. Zinnsaures Natron braucht man als Beizmittel in der Färberei. Häffely hat verschiedene Versuche gemacht, um zu ermittein, ob Zinnoxydhydrat allein bessere Dienste thue, als das arsensaure Zinnoxyd. Er findet, dass das Zinnoxydhydrat allein reinere Farben liefert. (Phil. Mag. 4. Ser. V. 10. — Chem.- pharm. Centrhl. 1855. No. 53.) B. Eiüe arsenhaltige Seliwefelstäure von Arsenik zu befreien. Die Methode Lowe's, eine arsenhaltige Schwefel- säure von Arsenik zu befreien, gründet sich auf die leichte 318 Bereitung des Eisenoxyduloxyds. Ueberführung der Oxyde des Arsens in leicht zu ver- flüchtigendes Arsenchlorid und unterscheidet sich von der Methode A. Buchner's nur dadurch, dass Löwe in die erwärmte arsenhaltige Schwefelscäure fein gepulvertes Koch- salz zur Bildung eines salzsauren Stromes eintragen lässt, während Buchner empfiehlt, in die erhitzte Schwefelsäure einen massigen Strom von salzsaurem Gas zu leiten, um alles Arsenik schnell als Chlorarsenik daraus zu entfernen. (Buchn. 71. Bepert. Bd. 5. H.3.) B. Bereitimg des Eiseiioxyduloxyds. Durch die Wirkung des Wassers und der Luft auf Eisenfeile erhält man ein recht schönes Präparat; aber dieses Verfahren erfordert 6 — 8 Tage und es findet sich immer mehr oder weniger Eisenoxyd beigemengt. Hierdurch fand sich Seput, Apotheker in Constan- tinopel, veranlasst, nach einem Verfahren zu suchen, wel- ches in kurzer Zeit ein reines Product ohne Bei- mischung von Eisenoxyd gäbe. Er Hess 1 At. schwefelsaures Eisenoxydul, 1 At. schwe- felsaures Eisenoxyd und 4 At. kohlensaures Natron auf einander reagiren. Hierbei entwickelt sich Kohlensäure, es bildet sich schwarzes Eisenoxyduloxyd und schwefel- saures Natron: FeO, S03 -I- Fe2 03, 3S03 -f 4NaO, C02 = 4 C02 -f Fe304 -f 4 NaO, S03. Die Operation selbst nimmt man auf folgende Weise vor: Man verwandelt zunächst 200 Grm. krystallisirten Eisenvitriol auf die gewöhnliche Weise in schwefelsaures Eisenoxyd, verdampft zur Trockne, reibt es dann mit 1200 Grm. destillirtem Wasser an und erhitzt es nun in einer Porcellanschale langsam bis 80^. Sobald das Salz gelöst ist, entfernt man die Schale vom Feuer und fügt 560 Grm. krystallisirtes kohlensaures Natron hinzu, unter beständigem Rühren. Wenn die Reaction bewirkt ist, wird das Ganze noch auf 100^ erwärmt, und hierauf 100 Grm. krystallisirter Eisenvitriol, vorher in einer hin- reichenden Menge destillirten Wassers gelöst, hinzugefügt. Letzteres Salz wird seinerseits durch überschüssiges koh- lensaures Natron vollständig präcipitirt. Die anfangs rothe Masse wird allmälig schwarz. Unter beständigem Rühren verdampft man zur Syrups- consistenz, entfernt dann die Schale vom Feuer, befreit Bereitung des Uraniums. 319 das schwarze Präparat durch Auswaschen von den lös- lichen Salzen, bringt es dann auf ein Filter und lässt es bei gewöhnlicher Temperatur auf Fliesspapier trocknen. Das so erhaltene Präparat bildet eine vollkommen schwarze, glänzende, gummige Masse, welches schon beim Keiben zwischen den Fingern zu Pulver zerfällt. (Journ. de Pharm, et de Chim. Fevr. 1856.) A. 0. Heber die Bereitung des Urauiuins. Schon im Jahre 1842 stellte P^ligot jenes Metall isolirt dar durch Behandeln des Uraniumchlorürs mit Kalium, theils als schwarzes Pulver, theils in Form von metallisch glänzenden Stücken. Da diese Operation aber in einem Platintiegel vorgenommen wurde, so musste man die Bildung einer Legirung des Uraniums und Platins befürchten. Andererseits wollte die Operation in nicht metallischen Tiegeln nie gelingen, da diese bei der zu plötzlichen Temperaturerhöhung beständig springen. Die Leichtigkeit, Avomit man heutigen Tages das Natrium gewinnt, veranlasste Peligot, seine Versuche wieder aufzunehmen, indem er statt des Kaliums Natrium anwandte. Nach mehreren unfruchtbaren Versuchen erhielt er endlich das reine Uranium auf folgende Weise: Die zur Zersetzung des grünen Uraniumchlorürs nöthige Menge Natrium wird in einen Porcellantiegel ge- bracht und mit recht trocknem Chlorkalium, darauf mit einem Gemisch dieses Salzes und des zuzusetzenden Ura- niumchlorürs bedeckt. Der Tiegel wird hierauf bedeckt, und dann in einen irdenen mit Kohlenstaub ausgefütterten Tiegel gestellt, der seinerseits ebenfalls mit einem irdenen Deckel bedeckt wird. Der Zusatz des Chlorkaliums hat zum Zwecke, die Reaction weniger lebhaft zu machen. Der Tiegel wird erhitzt, bis die Reaction eintritt, welche man an einem starken Knall erkennt, worauf man den Tiegel in den Windofen stellt und 15 — 20 Minuten lang in Weissglühhitze lässt. Nach dem Erkalten findet man im Porcellantiegel eine geschmolzene Schlacke', welche mehrere Ui*aniumkügelchen einschliesst. So bereitet besitzt dieses Metall eine gewisse Dehn- barkeit; obgleich hart, ist es doch leicht durch Stahl zu ätzen; seine Farbe erinnert an Nickel oder Eisen. An der Luft nimmt es eine gelbliche Farbe an, in Folge einer geringen oberflächlichen Oxydation. Zum Roth- glühen erhitzt zeigt es plötzlich ein lebhaftes Aufglühen 320 ßpec. Wärme mehrerer Elemente etc. und bedeckt sich mit einem voluminösen schwarzen Oxyd, in dessen Innern man das noch nicht oxydirte Metall findet, wenn die Einwirkung der Hitze zu rechter Zeit unterbrochen wurde. Sein spec. Gewicht ist = 18,4. Folglich ist es nächst Platin und Gold der specifisch schwerste Körper, den wir kennen. Peligot beweist ferner, dass man das Uranium auch durch Behandlung des grünen Chlorürs mit Aluminium erhalten kann. Die grosse Flüchtigkeit des Aluminium- chlorürs erklärt diese Erscheinung. Das Studium dieses interessanten Materials verspricht Peligot weiter fortzusetzen. (Journ. de Pharm, et de Chim. Mars 1856.) A. 0. Die specifisclie W«ärme mehrerer Elemente und gemsscr Verbindungen ist neuerdings von V. Regnault, der sich schon früher mit Ermittelung der Wärmecapacität vieler elemen- taren und zusammengesetzten Körper beschäftigte, bestimmt worden. Specifische Wärme ist diejenige Wärmemenge, welche gleichen Gewichtsmengen verschiedener Körper zugeführt werden muss, damit diese gleiche Temperaturerhöhungen erfahren. Für die verschiedenen Körper ist diese Wärme- menge verschieden, ja selbst für gleiche Körper schwankt sie nicht unerheblich, je nachdem diese Körper bei ver- schiedenen Temperaturen auf ihre specifische Wärme ge- prüft, oder in verschiedenen Aggregatzuständen den Unter- suchungen auf diese Verhältnisse unterworfen werden. Als Wärme - Einheit gilt bei diesen Bestimmungen die- jenige Wärmemenge, welche nöthig ist, die Gewichtseinheit Wasser (beispielsweise 1 Grm., 1 Kilogrm. oder auch 1 Pfd. Wasser) um 1^ C. zu erwärmen (z. B. von 0« C. auf 10 _C., oder von 990 C. auf lOOO C.). Die Bestimmung der spec. Wärme fester Körper geschieht gewöhnlich in der Weise, dass eine gegebene Menge des Körpers auf eine bestimmte Temperatur, bei welcher er weder erweicht, noch durch Verdunstung etwas von seinem Gewicht verliert, erhitzt und nun durch Ein- tauchen in eine denselben nicht chemisch ändernde kältere Flüssigkeit abgekühlt wird. Aus der Temperaturzunahme der ihrem Gewichte nach genau bekannten Flüssigkeit (welche meistens reines Wasser ist) berechnet man nun Spec. Wärme mehrerer Elemente etc. 321 mit Berücksichtigung der nöthigen Correctionen wegen Wärmeleitung der Gefässe, Wärmeverlust durch Strah- lung etc., die spec. Wärme des fraglichen Körpers. Statt den Körper zu erwärmen, kann derselbe auch, wenn er ein leicht schmelzbarer, leicht erweichender ist, durch eine Kältemischung abgekühlt und nun in die wärmere Flüssigkeit (z. B. bei Natrium in Steinöl von gewöhnlicher Temperatur, während Natrium auf etwa — 250 C. erkaltet ist) eingetaucht werden. Aus der Wärmezunahme der genau gewogenen Flüssigkeit u. s. w. berechnet man dann die spec. Wärme des Körpers. Dulong und Petit sprachen zuerst das merkwürdige Gesetz aus: Die specifischen Wärmen der Elemente sind den Atomgewichten der letzteren wechselsweise proportional (Les chaleurs specißqties des corps simples sont reciproquement proportionelles ä leurs poids atomiques). Nach dem stren- gen Wortlaute dieses Gesetzes sollte das Product aus der specifischen Wärme eines Elementes und dem Atomge- wichte desselben immer eine und dieselbe Zahl sein. Allein in Regnault's früheren Versuchen schwankt dieses Product zwischen den Zahlen 36 und 41 (wenn das Atom- gewicht der Elemente, Sauerstoff = 100, angenommen wird). Z. B. Aequivalent des Tellurs = 806,5, ältere Be- stimmung der spec. Wärme des Tellurs = 0,05155, Pro- duct aus beiden = 806,5 . 0,05155 = 41,57. Die neueste Bestimmung Regnault's ergab als spec. Wärme des destillirten Tellurs 0^04737, des gefällten Tellurs 0,05165. Mit Annahme der ersteren Zahl erhält man als Product 0,04737 . 806,5 = 38,20. Diese Schwankungen rühren daher, dass die bei den Versuchen bestimmte Wärmecapacität der Körper nicht allein die spec. Wärme ihrer Atome, d. h. diejenige Wärme- menge enthält, welche nothwendig ist, um die Temperatur eines Atoms oder Aequivalents um 1 Grad zu erhöhen, sondern auch noch diejenige Wärme, die dazu verbraucht wird, um die Ausdehnung der Körper zu bewirken, ihre Erweichung, die Umlagerung der Krystallmolecule. Wäh- rend bei festen Körpern die Producte aus Atomgewicht und spec. Wärme zwischen 36 und 41 schwanken, beträgt das Product für die elementaren Gase Sauerstoff, Wasser- stoff, Stickgas kaum 24, für Clilorgas, Bromdampf 29,5 u. s. w. Nach Regnault darf das Gesetz von Dulong und Petit nicht als ein strenges physikalisches Gesetz ange- 322 Spec. Wärme mehrerer Elemente etc. nommen werden, sondern nur als ein solches, welches als annäherndes Gesetz von grossem Nutzen in der Chemie ist, sobald es sich darum handelt, unter mehreren Atom- gewichten, welche für einen und denselben Elementar- körper vorgeschlagen werden, das wahrscheinlichste zu ermitteln. Auf dieses Gesetz gestützt, schlug Regnault schon vor längerer Zeit vor, die Atomgewichte der Alkali- metalle und des Silbers auf die Hälfte der bis dahin an- genommenen herabzusetzen, eine Forderung, welche auch von Seiten der Isomorphie gerechtfertigt erscheint. Diese Aenderung findet nach und nach Eingang in den chemi- schen Schriften. Also K2 0, Na2 0, Li2 0, Ag2 anstatt KO, NaO, LiO, AgO. Die Pariser Industrie -Ausstellung von 1855 lieferte Regnault das Material zu seinen neuesten Untersuchun- gen über die spec. Wärme der Elemente. Hier können natürlich nur die Resultate von Reg- nault 's Untersuchungen Platz finden. Er fand folgende Zahlen als die spec. Wärme der genannten Elemente: Osmium (von Fremy dargestellt) = 0,03063. Rhodium (von Desmontis, Chapuis & Comp, er- halten) = 0,05408. Iridium (von denselben) = 0,0363. „ (von Meyendorff erhalten) ältere Bestim- mung = 0,03683. Alumium, von D e v i 1 1 e dargestellt, nach einer Untersuchung von Salvetat aus 88,35 Proc. reinem Alu- mium, 6,38 Proc. Kupfer, 2,87 Proc. Silicium, 2,40^ Proc. Eisen und Spuren von Blei bestehend, zeigte ohne Cor- rectionen die spec. Wärme 0,20556. Wegen der Unreinig- keiten corrigirt, wurde die Zahl 0,2181 gefunden. Alumium, von Rousseau dargestellt, 2 Proc. Eisen und Spuren "von Silicium enthaltend. Uncorrigirte spec. Wärme = 0,21224. Corrigirt = 0,2143. Das Product der letzteren Zahl aus dem Atomgewichte des Alumiums 170,98 ist 36,64. Kobalt (von Johnson und Mathey in London, koh- lenstoffhaltig) = 0,10696. Nickel (von derselben Quelle, sehr kohlenstoff'haltig) = 0,11095. Eine frühere Bestimmung Regnaul t's mit aus oxalsaurem Nickeloxydul durch Glühen im Verschlusse dargestellten Nickel hatte 0,1086 ergeben. Regnault glaubt, dass die wahre spec. Wärme des reinen Nickeis nicht über 0,103 liege. Natrium = 0,2934 (die zur Bestimmung benutzten Erstarrung spunde einiger Elemente. 323 Proben stammten die eine von J. v. Liebig, die zweite von Rousseau). Tellur, destillirtes = 0,04737. Gefälltes = 0,05165. Selen, zwischen — 270 C. und ■\- 80 C. das metal- lische = 0,07446, das glasige = 0,07468. Selen, zwischen 200 C. und 900 Q. (Jas metallische = 0,07616, das glasige = 0,1031. Chlorlithium = 0,28213. (V. EegnauU-, Ann. de Chim. et de Phys. 8. Ser. Mars 1856. T.XLVL p. 257 — 301.) Dr. H. Ludioig. Erstarrungspiincte einiger Elemente. Victor Regnault fand die Erstarrungspuncte des geschmolzenen Schwefels, Jods, Natriums und Kaliums wie folgt: Schwefel bei 1130,60 Geis. Jod „ 1130,58 „ Natrium „ 970,63 „ Kalium „ 550^43 „ Bei allen diesen Körpern zeigte sich beim Abkühlen der geschmolzenen Masse ein Punct, bei welchem die Temperatur eine Zeitlang stationär blieb, in Folge der bei Abscheidung von Krystallen oder bei der Erstarrung überhaupt in grösserer Menge freiwerdenden Wärme. Beim Kalium fand nur ein schnell vorübergehendes Be- harren der Temperatur statt; es entweicht bei diesen Metallen die latente Schmelzwärme nur langsam und noch bei -{- 350 C. hat es dieselbe noch nicht vollständig ent- wickelt. (V. Regnaidt; Annal. de Chim. et de Phys. 3. Ser. Mars 1856. T.XLVL p. 257 etc.) Dr. H. Ludioig. llinwandlimg des Kohieuoxyds in Ameisensäure. Von der, Betrachtung ausgehend;, dass Kohlenoxyd zur Ameisensäure in demselben Verhältnisse steht, wie das ölbildende Gas zum Alkohol, indem die beiden Gase von den correspondirenden Verbindungen nur durch die Elemente von Wasser verschieden sind: C2H204 == C202 4- 2 HO, C4H602 = C4H4 -f 2 HO, so wie, dass das Kohlenoxydgas durch Erhitzen der Amei- sensäure mit concentrirter Schwefelsäure wie das ölbil- dende Gas aus dem Alkohol erhalten werden kann, hat Berthelot versucht, das Kohlenoxyd auf ähnliche Weise 324 Umwandlung des Kohlenoxyds in Ameisensäure. in Ameisensäure umzuwandeln^ wie er das ölbildende Gas in Alkohol übergeführt hat. Statt aber die Fixation der Wasserelemente durch Schwefelsäure, welche sich mit dem Alkohol verbinden kann, zu erzielen, bediente er sich des Kalis, welches sich mit der Ameisensäure ver- binden kann. In einen ^/2 Liter fassenden Ballon bringt man lOGrm. schwach befeuchtetes Kalihydrat, füllt dann den Ballon mit reinem Kohlenoxyd und schmilzt denselben über der Lampe zu. 10 bis 12 dieser Ballons werden in einem Wasserbade 70 Stunden lang bis 100^ C. erhitzt. Nach dieser Zeit öffnet man die Ballons unter Quecksilber und findet, dass das Kohlenoxyd fast vollständig vom Kali absorbirt worden ist. Der Inhalt des Ballons wird in Wasser gelöst, mit Schwefelsäure übersättigt und destillirt. Das Destillat wird mit PbO, C02 gesättigt, gekocht und filtrirt. Aus dem Filtrat setzen sich beim Erkalten Krystalle von ameisensaurem Bleioxyd ab, die alle Eigenschaften des auf anderem Wege dargestellten Salzes haben, besonders die, in Berührung mit Schwefelsäure reines Kohlenoxyd zu liefern. Berthelot hat ein Verfahren gefunden, die Amei- sensäure in grosser Menge und auf leichte Art aus der Oxalsäure darzustellen. Bekanntlich zerfällt die Oxalsäure beim Erhitzen in Kohlensäure, AVasser und Kohlenoxyd: C4H2 08 = 02 04 _|_ C2 02 + H2 02. Im Momente dieser Zersetzung treffen sich Kohlen- oxyd und Wasser im Entstehungszustande und es bilden sich auch wirklich geringe Mengen von Ameisensäure, wie dies Gay-Lussac bei der trocknen Destillation der Oxalsäure schon nachgewiesen hat. Um aber die Verbindung des Wassers mit dem Koh- lenoxyd in diesem Falle vollkommen zu erzielen und die- selbe in reine Kohlensäure und Ameisensäure umzuwan- deln, ist es nöthig, einen anderen Körper zuzufügen, der durch Contact wirkt. Berthelot hat dazu das Glycerin für geeignet befunden. Schon früher (Journ. für 'prakt. Chem. Bd. 62. p. 186) hat er angegeben, dass Oxalsäure, mit Glycerin bis 1000 erhitzt, sich in Kohlensäure und bei dem Glycerin zurück- bleibende Ameisensäure zerlegt: C4H2 08 = C2 04 -f C2H2 04. Sein Verfahren ist folgendes : In eine Retorte von Umwandlung des Kohlenoxyds in Ameisensäure. 325 2 Liter Inhalt bringt er 1 Kilogrm. käufliche Oxalsäure; 1 Kilogrm. syrupdickes Glycerin und 100 — 200 Grm. Wasser, verbindet eine Vorlage damit und erhitzt sehr langsam auf lOO^. Es beginnt bald eine lebhafte Gas- entwickelung von reiner Kohlensäure und nach Verlauf von ungefähr 12 — 15 Stunden ist alle Oxalsäure zersetzt. Die Hälfte ihres Kohlenstoffs und Sauerstoffs hat sich in Form von Kohlensäure entwickelt. Etwas Wasser mit Ameisensäure beladen destillirt über, während die grösste Menge der letzteren bei dem Glycerin zurückbleibt. Man kann die Ameisensäure gleich durch Sättigen mit kohlen- saurem Bleioxyd davon trennen; jedoch ist folgende Me- thode besser. Man bringt in die Retorte 1/2 Liter Wasser und de- stillirt, unter Ersetzung des übergegangenen Wassers, bis 6 — 7 Liter Flüssigkeit überdestillirt sind. Im Destillat ist dann fast säinmtliche Ameisensäure, während in der Retorte reines Glycerin zurückbleibt, das zu weiteren Versuchen wieder benutzt werden kann. Aus 3 Kilogrm. käuflicher Oxalsäure erhielt er 1,051 Kilogramm Ameisensäure. Nach der Gleichung C4H208 -[- 4H0 = C204 4- 4H0 -j- C2H204 müssten 3 Kilogrm. Oxalsäure 1,09 Kilogrm. Ameisensäure geben. Der sehr geringe Unterschied zwischen Berech- nung und Versuch erklärt sich durch Verunreinigungen der Oxalsäure, die 2,7 Proc. betrugen. Bei dieser leichten Darstellungsweise der Ameisen- säure ist nur zu beachten, dass man die Operation nicht zu schnell und nicht bei höherer Temperatur vor sich gehen lässt. Wenn man zu schnell verfährt und die Temperatur zu hoch steigt, so beschleunigt sich die Koh- lensäure -Entwickelung und, so wie sie aufhört, erreicht die Masse bald die Temperatur von 190^ — 200^0.; nun- mehr entwickelt sich reines Kohienoxyd. Die während der Zeit abdestillirte Flüssigkeit enthält nicht 1/10 der Ausbeute an Ameisensäure. Die Entwickelung des Kohlenoxyds tritt bei 200^ ein, indem die in der Retorte vom Glycerin, wie Ammoniak vom Wasser, gelöste Ameisensäure zersetzt wird. Bei dieser Zersetzung ist das Glycerin nicht betheihgt: denn wird reine Ameisensäure in zugeschmolzenen Röhren einige Stunden zwischen 2000 und 2500 erhitzt, so zersetzt sie sich in Wasser und Kohlenoxydgas. Es kann auf diese Weise auch reines Kohlenoxyd dargestellt werden. Erhitzt man Oxalsäure, statt mit 326 Zersetzung der Bromwasserstoffsäure durch Quecksilber. Schwefelsäure, mit Glycerin, so erhält man die beiden Gase, welche die Schwefelsäure gemischt giebt, einzeln, zuerst die Kohlensäure, dann das Kohlenoxyd. Das sich entwickelnde Kohlenoxyd ist so rein, dass es nicht mit Kali gewaschen zu werden braucht. Die nach der angegebenen Weise erhaltene Ameisen- säure ist völlig rein und frei von Oxalsäure. Aus 500 Grm. käuflicher Oxalsäure wurden nach diesem Verfahren 500 Grammen reines ameisensaures Bleioxyd erhalten. Von dem in der Retorte zurückbleibenden Glycerin geht nur ein sehr kleiner Theil verloren, indem auf 1 Liter Wasser sich nur 1 Grm. davon mit verflüchtigt. (Compt. rend. T.XLI. 1855. No.22. p. 955 u. T.XLIL 1856. No.9. p.447. — Journ. für prakt. Chem. Bd. 68. H.3.) H. B. Zersetzimg der Broinwasserstolfscäure durch das Quecksilber. Man weiss, dass die gasförmige Jodwasserstoffsäure durch Quecksilber rasch zersetzt wird in Jodquecksilber und in WasserstojBf. Nach Berthelot geht die Zersetzung der Bromwasser- stoffsäure nicht so rasch von Statten. Lässt man Brom- wasserstoffgas 1 Jahr lang in Flaschen, die ein wenig Quecksilber enthalten, so findet man am Ende dieser Zeit, dass sich Bromquecksilber gebildet hat. Oeffnet man die Flaschen über Quecksilber, so tritt dieses bis zur Hälfte ein; die andere Hälfte ist von reinem Wasserstoff erfüllt. Aus 2 Vol. Bromwasserstoff entstand also 1 Vol. Was- serstoff HBr + Hg2 = Hg2Br -f- H. Dasselbe Resultat wird schneller erhalten, wenn man Bromwasserstoff und Quecksilber 50 Stunden lang in verschlossenen Röhren auf 1000 erhitzt. Trocknes Quecksilber zersetzt weder Schwefelwasser- stoff bei lOO^j noch Chlorwasserstoff bei 200^. {Journ. de Pharm, et de Chim. Mai 1856.) A. O. Ueber das Mutterkorn der Clumaceem. Tulasne's ausgezeichneter Beobachtungsgabe ver- danken wir die endliche Aufklärung der wahren Natur des Mutterkorns, die kaum einen Zweifel mehr übrig lässt. Nach Tulasne's Definition bildet sich das Mutter- korn in einem feinwolligen Gewebe, welches äusserlich Mutterkorn der Clumaceen. 327 4en Fruchtknoten des Roggens (oder der andern betref- fenden Graminee) von unten herauf überzieht und von diesem übersponnenen Fruchtknoten sich nährt. Dieser wollige Ueberzug ist voller Höhlungen und in jede Höh- lung strecken sich kurze Fäden hinein, welche kleine elliptische Körnchen an ihrer Spitze tragen. Dieses ist dasselbe, was Leveille ßphacelia, was Corda Hyrnenula nannte, und was Beide richtig als den Anfang des Mutter- korns erkannten. Es ist aber kein eigener, für sich be- stehender Pilz, obgleich diese Körnchen in Wasser gelegt Fäden treiben und sich vermehren, sondern nur das erste Stadium eines Pilzes mit den Itzigsohn'schen Körperchen, die Einige für Pollen, Andere für Lagerkeime halten — mit andern Worten ein Spormogonium mit Spermatien, wie bei den Lichenen und auch bei vielen Pilzen. Es ist vielmehr eine Schwamm-Mutter, ein Mycelium; nicht das erste zarte, wollige Mycelium, denn dieses trug die Sper- matien und fällt zusammen, wenn die Spermatien reif in die Lüfte sich zerstreuen, sondern eine fortwachsende, sich immer mehr verdichtende zweite Form des Myce- liums, bestimmt, einen Winter zu überstehen und erst im kommenden Frühjahre die wahre Frucht, den vollkomme- nen Pilz hervorzubringen, gleichsam eine Puppe, aus der im nächsten Jahre der Schmetterling hervorgeht. Reife Mutterkörner, sogleich oder bald nach der Ernte in feuchte Erde gesenkt, oder in feuchten Sand gelegt und mit Moos überdeckt, ohne andere Zuthat unter Glä- sei'n in kalten Zimmern aufbewahrt, gaben (einige nach 3 Monaten noch im Herbste desselben Jahres, andere in 5 — 6 Monaten im April, Mai oder Juni des folgenden Jahres) kleine gestielte, höckerige rothe Knöpfchen, die sich unter dem Mikroskop als eine Kolbensphärie zeigten, ähnlich der S-phaeria opMoglossoides und beschrieben von Fries als Sphaeria (jetzt Cordiceps) piirpurea im Syst. mycol. II. p.S25. Tulasne nennt die Gattung Claviceps. Zahlreiche Versuche von Mutterkörnern von den ver- schiedensten Grasarten von Seeale cerecde, Triticum hyher- num, Triticum repens, Arrhenatherum elatius, Brachypodium silvaticum, Dactilis glomerata, Älopecurus agrestris, Poa aquatica, Glyceria fluitans, Antoxantlium odoratum, Amino- phila areania, Lolium perenne und temidentum gaben den nämlichen Pilz. Etwas verschieden davon, aber ganz gleicher Gattung war ein anderer Pilz, welcher aus dem Mutterkorn der Heleocharis uniglumis, multlcauUs und Baeothrigon, femer 328 Beitrag zur Kenntniss der Curassao-Äloe. ein dritter Pilz, welcher aus dem Mutterkorn der Molinia caerulea und Phragmites communis wachsen. Tulasne nennt die dritte Art Claviceps microcepliala, die zweite auf Binsen Claviceps nigricans und die allererst beschriebene auf Roggen u. s. w. Claviceps purpurea. Letztere hält er für einerlei mit Spliaeria entomorrhiza der Flora danica, nicht Dickson's, und einerlei mit Kentrosporium mitra- tum Wallroth's, nicht Bonorden's. Auffallend mag es allerdings sein, dass, während das Mutterkorn zum Schaden der Ernten allenthalben in Europa und oft im Ueberflusse vorkommt, der rothe Pilz nur höchst selten in einzelnen nördlichen Gegenden gesehen worden ist, da doch seine rothe Farbe ihn leicht verrathen müsste, wenn er eben so häufig als das Mutterkorn wäre. Man trennt sich daher schwer von dem Zweifel, ob er wirklich eine weitere Entwickelung des Mutterkornes, ein drittes Lebensalter des Pilzes, oder nicht vielmehr ein eigener Parasit sei, der dem Mutterkorne nicht näher angehört, als die Cordyceps militaris mit der Paupe der Phalaena Cossus, aus der sie ihre Nahrung zieht, in Ver- bindung steht. Nachdem aber so viele Versuche mit Mutterkörnern von den verschiedensten Grasarten aus ver- schiedenen Gegenden und verschiedenen Jahrgängen über- einstimmend mit der Claviceps purpurea endigten^ so muss man doch wohl glauben, dass die Verbindung der Clavi- ceps mit dem Mutterkorne keine bloss äusserliche, sondern ' eine innerliche organische ist. Auch müsste die Claviceps purpurea^ wenn sie ein Parasit wäre, gleich der C. ophio- glossoides, capitata und militaris doch wohl ein ähnliches Fadenmycelium haben, wovon aber nicht das Mindeste bemerkt worden ist. Unmittelbar aus der weissen Masse des Mutterkornes, durchbrechend die schwarze Umklei- dung, steigt allmälig das Köpfchen empor. Die Pilze sind klein, nur 4 Linien hoch, der Knopf nicht dicker, als eine starke Stecknadel, mag daher im freien Felde, auch da, wo das Ackerfeld nicht umgebrochen wird, trotz der rothen Farbe leicht dem Auge entgangen sein. {Ann. de scienc. natur. P. Botanique. 1853.) B. Beitrag zur Resiütiiiss der Curassao-Aloe. Wegen der kräftigen Wirkung und besonders starken Geruches dieser Aloesorte, welche jetzt wenig mehr im Handel vorkommt und fast in Vergessenheit gerathen ist, nahm R. J. Haaxmann Veranlassung dieselbe zu unter- Beitrag zur Kenntniss der Curassao - Aloe. 329 suchen. Er legte sich folgende Fragen zur Beantwor- tung vor: 1) von welcher Pflanze stammt die Aloe, auf Curassao bereitet, ab? 2) auf welche Weise wird daselbst das Aloe-Extract bereitet? 3) welchen Handelswerth hat man diesem Producte zuerkannt und welclien Weg hat es im Handel genommen ? 4) durch Avelche Eigenschaften unterscheidet sie sich von den bekannten Aloesorten oder mit welcher hat sie die meiste Aehnlichkeit? In Bezug der ersten Frage herrscht bis jetzt eine vollständig verkehrte Ansicht und alle frühern Nachrichten darüber von Buchner, Faber u. A. müssen deshalb rectificirt werden, da der Baron von Raders, früher Gouverneur der Insel Curassao, die umfassendsten Auf- schlüsse über diesen Punct gegeben. Cu.rassao, eine niederländische Insel in Westindien, so wie die derselben nahegelegenen Inseln können wegen, der lange anhaltenden Dürre und des unfruchtbaren Bo- dens nur wenig Pflanzen liefern. Die daselbst vorkom- mende Aloe ist nur die Aloe vulgaris Lam. mit gelben Blüthen und von dieser Aloesorte allein wird dort das Extract bereitet. Was die Bereitung des Aloe-Extracts oder eigentlich eingedickten Saftes betriift, so befolgt man nach v. Ra- ders folgende Methode: Im Monat Februar blüht auf Curassao die Aloe und wird dann ein Aloefeld ganz mit gelben Blüthen bedeckt, _ wie bei uns ein 'Kohlsamenfeld, von Hunderten Kolibris besucht, welche mit ihren feinen langen Schnäbelchen den Honig aus den Blumen holen. Einige Monate nach der Blüthezeit, die sehr trocken ist, haben die Blätter der Aloe eine bräunliche Farbe angenommen und, sobald diese Erscheinung eingetreten, kann man erst aus den Blättern einen stark bittern Saft erlangen, mithin ist dieses also die Zeit der Ernte. Man verfertigt sich nun einige Rinnen von mehreren Ellen Länge, mit der" erforderlichen Menge Stützen ver- sehen, aus Planken und bringt dieselben mit den nöthigen Zobern zur Aufnahme des Saftes auf die Aloefelder. Hinter je einer Reihe Pflanzen wird eine solche Rinne aufgestellt und an das eine Ende das Gefäss zur Aufnahme des Saftes. Jede Rinne wird mit abgeschnittenen Blättern Arch. d.Pharra.CXXXIX.Bds.S.Hft. 22 330 Beitrag zur Kenntniss der Curassao - Aloe. der Aloe gefüllt^ worauf der Saft ohne irgend Anwendung von Pressen abläuft und die zurückbleibenden gallert- artigen Blätter enthalten nur noch wenig bittere Bestand- theile. Der Saft wird dann in kupfernen, jetzt verzinnten Kesseln über Feuer eingedickt und, nachdem er concen- trirt genug ist, in Kürbisschalen oder kleine Kisten aus- gegossen, einige Wochen offen stehen gelassen und verpackt. Die Beurtheilung einer Aloesorte hinsichtlich ihres Werthes als Heilmittel ist sehr verschieden. Während man hier besonders solche Aloesorten schätzt, welche sehr glanzreich und durchscheinend sind, wie jetzt eben die Aloe capensis so schön vorkommt und welche der Aloe succotrina gleich geachtet wird, sieht man in England besonders die leberfarbigen, wie die Barbados-Aloe, welche ihrer stark purgirenden Eigenschaften wegen viel ange- wendet wird. Im Anfange scheint es viel Beschwerden verursacht zu haben, eine gute Sorte Aloe curassavica zu bereiten und in den Handel bringen zu können, welches die ver- schiedenen Producte beweisen, indem sie in ihren physi- schen Eigenschaften sehr abweichen. So z. B. wurden einmal 77 Kisten Aloe curassavica eingeführt, welche alle verschiedenfarbig waren. 11 Stück schön leberfarbig, 6 „ weniger do., 4 „ glänzend, 20 „ glanzlos, 10 „ dunkel und glänzend, 7 „ feuersteinartig, 1 „ mürbe, 6 „ nicht zerreiblich, 6 „ kappartig und feucht, 6 „ feucht. Diese auffallende Verschiedenheit ist jedoch nur allein den mannigfachen Methoden zuzuschreiben, welche man beim Abdampfen des Saftes anzuwenden pflegte. Die Curassao - Aloe besitzt indess Eigenschaften, wo- durch sie sich von den andern bei uns bekannten Sorten imterscheidet. Obgleich man im Aeussern dieser Aloe nichts Auffallendes bemerkt und es vorkommt, dass sie für Succotrina-, Cap- und Barbados -Aloe gehalten wird, so lässt sie sich doch bei einiger Erfahrung sogleich durch den eigenthümlichen Geruch erkennen und von anderen Sorten unterscheiden. Derselbe tritt besonders hervor beim Durchbrechen und beim Erwärmen. Beitrag zur Kenntniss der Cur assao - Aloe. 331 Er ist eigenthümlich aromatisch, wenig angenehm. Der frühere Gouverneur von Curassao, Herr v. Raders, jetzt in den Niederlanden, welcher sich um die Aloecultur sehr verdient gemacht hat, bezeichnet den Geruch der- selben mit dem von Neger seh weiss gleich. Obgleich nun ein solcher Vergleich rein subjectiv ist, so ist es doch sicher, sofern nicin einmal Negerschweiss und Aloe curassavica gerochen, letztere immer gleich erkennen wird. Die 8 Sorten, welche Haaxmann erhalten und von deren Aechtheit er versichert war, besassen folgende physische Eigenschaften : 1) Aloe curassavica. Auswendig schön dunkel gelb- lich-rothbraun, glänzend, auf dem Bruche muschelige rothbraun, an den Rändern rothbraun durchscheinend. Ein dünnes Blättchen ambrafarbig durchscheinend. Das Pulver schön goldgelb. 2) Gelbe bestäubte Stücke, beim Abreiben dunkel rothbraun glänzend, auf dem Bruche leberfarben, schim- mernd, undurchscheinend. Pulver orangegelb, 3) Dunkel röthlich-braun, glänzend, doch weniger als die vorhergehende Sorte, etwas körnig. Auf dem Bruche dunkel leberfarben, sehr zerbrechlich, undurchscheinend. Pulver etwas heller, als das vorhergehende, mehr citro- nenartig gelb. 4) Auf dem Bruche glänzend muschelig, dunkel leber- farbig, Pulver heller, citronenartig gelb. 5) Noch nicht erhärtet. Ein viereckiges Stück mit zusammengelaufenen Rändern. Von Aussen und Innen mit No. 4. übereinstimmend. Auch das Pulver nicht von 4) zu unterscheiden. 6) Auswendig dunkel leberfarbig-braun, wenig Glanz, etwas körnig von Ansehen, schwer zu brechen. Auf dem Bruche eckig, braun leberfarben, undurchscheinend. Schwer zu pulverisiren, das Pulver orangegelb, hell zimmtfarbig. 7) Körnige, dunkelbraune Stücke, wenig Glanz, Bruch eckig, leicht zerfallend, zerbrechlich. Leicht zu Pulver zu bringen. Pulver grünlich -gelbbraun. 8) Dunkel gelbbraune Stücke. Bruch etwas muschelig, mehr eckig, mehr Glanz als 7), leicht zerreiblich. Pulver orangegelb, etwas dunkler als 6). Im Jahre 1842 wurde vom Minister des Innern die chemische Untersuchung der Aloe curassavica befohlen und sie dem Herrn Prof. van der Boom-Mesch in Leyden übertragen. Sie erstreckte sich auch auf mehrere andere 22* 332 Beitrag zur Kenntniss der Curassao - Aloe. Sorten und wurde dabei hauptsächlich festgestellt, wie viel lösliche Stoffe in kaltem und kochendem Wasser die ver- schiedenen Sorten enthalten. Kaltes Wasser. Aloesorten Menge der in kaltem Farbe der Wasser unlöslichen Stoffe Auflösung 1) Aloe lucida 14,33 Proc dunkelgelb 2) „ succotrina 18,00 „ hellgelb 3) „ capensis 21,64 „ dunkler gelb als No.l. 4) „ hepatica 20,66 „ hellgelber als No. 1. 5) „ barbadensis . . . 14,70 „ rothgelb 6) „ aegj'ptiaca .... 14,32 „ braungelb 7) „ de Mocca 31,44 „ braunroth 8) „ caballina 19,33 „ brauiigelb 9) „ curassavica . . . 5,90 „ hellgelb. Kochendes Wasser. 1) Aloe lucida 4,33 Proc braun 2) „ succotrina. .... 9,42 „ hellbraun 3) „ capensis 8,33 „ hocligelb 4) „ hepatica 4,00 „ dunkelbraun 5) „ barbadensis . . . 4,35 „ dunkel rotlibraun 6) „ aegyptiaca. . . . 5,66 „ dunkel gelbbraun 7) „ de Mocca 21,68 „ ...... dunkelbraun 8) „ caballina 15,00 „ schwarzbraun 9) „ curassavica . . . 4,35 „ braun. In dem Berichte wurde angeführt, dass die Farbe des kalten wässerigen Auszuges der Aloe curassavica, so lange die atmosphärische Luft keinen Zutritt hat, gelb bleibt, beim Zutritt derselben aber braunroth wird. Die alkoholische Lösung ist erst goldgelb, später wird sie schön violettroth. Die wässerige Lösung wird durch Schwefelsäure - niedergeschlagen. Durch Behandlung mit Wasser, Glau- bersalz imd Alkohol liefert sie das sogenannte Aloebitter. Die kalte wässerige Auflösung wird durch neutrales essigsaures Bleioxyd braun gefällt; basisch - essigsaures Bleioxyd fällt sie gelb. Durch Alkalien und Eisenoxyd- salze wird die Farbe der Auflösung in Wasser dunkler. Aus diesen Versuchen folgert man, dass die Aloe curassavica alle Eigenschaften besitzt, welche man einer guten und brauchbaren Aloe zuschreibt. Ausheute aus verschiedenen Sorten Aloe an Extract. 1) Aloe curassavica (A) lieferte 56 Proc. Extract. aquos. 2) „ „ (B) „ 48,6 „ 3) n n i^J n 44 „ „ „ 4) „ „ . (D) „ 52 „ 5) „ „ (E) „ 51,7 „ „ „ Notiz über das schwefelsaure Jodchinin. 333 6) Aloe bepatica lieferte 15 Proc. Extract. aquos. ' J n n . n "" n n v 8) n « n 15 « V n 9) „ Barbados (feinste) lieferte 50 „ „ „ 10) „ „ (mittel) „ 43 „ 11) „ aegyptica „ 20 „ „ „ 12) „ bepatica (v. Jobst) „ 30 „ „ „ 13) „ de Mocca ^ 40 „ „ „ 14) „ capensis lucida „ 43 „ „ „ 15) „ y, „ „ o5 „ „ „ Die Curassao-Aloe liefert also das meiste Extract und schliesst sich demnach am meisten der Barbados- Aloe an. (Tijdsch. voor Wetensch. Pharmacie. Aus dem Holland, von Dr. Johannes Müller.) Notiz über das schwefelsaure Jodchiiiin. W. B. Herapath hat früher die Darstellung und Eigenschaften der Krystalle von schwefelsaurem Jodchinin beschrieben, welche Prismen bilden, die für einen von Glasplatten reflectirten polarisirten Lichtstrahl durchaus nicht durchgänglich waren, wenn die Fläche der Länge der Prismen rechtwinkelig gegen die Ebene der ursprüng- lichen Polarisation gestellt wurde. Diese Prismen bezeich- net Herapath mit a. Eine zweite Art, die Varietät ß derselben Krjstalle, die einen verticalen polarisirten Lichtstrahl auch vollständig absorbiren, wenn die Fläche ihrer Länge parallel liegt mit der der Ebene der ursprünglichen Polarisation, erhält man durch Auflösen von 10 Gran zweifach-schwefelsaurem Chinin in 1/2 Flüssigkeitsunze Alkohol, worin 3 Gran Benzoe- säure gelöst sind. Man fügt 2 Drachmen Wasser dazu, erwärmt, bis man eine vollkommene Lösung erhalten, fügt dann wenige Tropfen der Lösung von Jod in Alkohol dazu und^ stellt die Lösung ruhig hin, worauf die Krystalle sich allmälig ausbilden. Dieser Körper hat 1,895 spec. Gew., Terpentinöl, Aether, Wasser lösen höchstens ^''OOOi siedendes Wasser etwa i/jqoo- Alkohol von 0,837 lö'st i/ggo bei 570 F. und in der Siedehitze von 1/5Q, welches sich beim Erkalten in ß-Prismen ausscheidet. Essigsäure löst ^/gQ beim Siede- puncte. Concentrirte Schwefelsäure löst ihn schnell, ver- dünnte Salzsäure dagegen greift ihn nicht an, concentrirte röthet ihn erst, lässt ihn dann zu einer gelben Flüssig- keit, aus welcher strahlenförmige, dunkel gefärbte Nadeln sich ausscheiden. Salpetersäure, Schwefelwasserstoff, Alka- 334 Fraxinin. — Mangostin. lien zersetzen die Verbindung. (Fhilos. Mag. 4. Ser Cliem. -pharm. Centrhl. 1855. No. 26.) B. Fraxinin. J. Stenhouse hat den aus der Rinde von Fraxinus excelsior dargestellten krystallisirbaren Bitterstoff^ der „Fraxinin" genannt ist, genau untersucht. Nachdem die Krystalle durch Umkrystallisiren aus Weingeist gereinigt waren, bis sie farblos erschienen, hatten sie ihren bitteren Geschmack verloren und einen süssen angenommen. Der Analyse unterworfen ergaben sie alsBestandtheile C ^2JJ HQ 3 2^ waren also nur Mannit, dessen bitterer Geschmack durch anhängende Unreinigkeiten bedingt ist. (An7i. der Chem. u. Pharm. XV. 255 — 256.) G. ^langostin. Die Schalen der Früchte des auf den ostindischen Inseln cultivirten Mangostabaumes (Garcinia mangostana) hatten sich bei Fieberkranken heilsam wie die Chinarinden erwiesen. Dadurch veranlasst unterwarf Dr. W. Schmid die Schalen einer chemischen Untersuchung. Das wässe- rige Decoct enthielt grösstentheils eisenschwärzenden Gerbe- stoff und hinterliess abgedampft einen gelben krystallini- schen Rückstand, der, in heissem Alkohol gelöst, nach dem Abdampfen amorphe gelbe Massen fallen liess, die einen neuen Stoff, von Schmid „Mangostin" genannt, gemengt mit vielem Harz, enthielten. Um das Harz zu entfernen, wurde das unreine Mangostin in Alkohol gelöst und die Lösung mit basischem Bleiacetat gefällt. Das erhaltene gut ausgewaschene Mangostinbleioxyd wird in Alkohol vertheilt und durch Schwefelwasserstoff in der Wärme zersetzt, die filtrirte Lösung sodann in der Sied- hitze bis zum Milchigwerden versetzt, und das nach dem Erkalten und durch Verdunsten des Alkohols sich aus- scheidende Mangostin zur völligen Reinigung noch einige Male aus verdünntem Alkohol umkrystallisirt. Das reine Mangostin krystallisirt in dünnen, schön gold- gelben, glänzenden Blättchen, ist geruch- und geschmack- los, schmilzt bei 900 C.^ ohne Wasser zu verlieren, ist schwerer als Wasser, wird bei starker Erhitzung zersetzt, zum Theil aber sublimirt, ist unlöslich in Wasser, leicht löslich in Alkohol und Aether und reagirt nicht auf Lack- muspapier. Verdünnte Säuren lösen es in der Wärme lieber das Furfurin. 335 auf und scheiden es beim Erkalten unverändert wieder ab; coneentrirte Salpetersäure verwandelt es in Oxalsäure, Schwefelsäure zersetzt es, Alkalien lösen es mit gelb- bräunlicher Farbe auf und von Metallsalzen wird es, mit Ausnahme des basisch-essigsauren Bleioxyds, nicht gefällt. Es reducirt die Oxyde der edlen Metalle, wird durch Eisenchlorid dunkel grünschwarz gefällt, auf Zusatz von Säuren aber wieder entfärbt. Aus der Analyse Hess sich für dasselbe die Formel: C40H22O10 berechnen. Da einige andere Körper, welche von Pflanzen der- selben natürlichen Familie, der Garcinia viangostana an- gehört, abstammen, hinsichtlich ihrer Formel und ihrer chemischen Eigenschaften in gewisser Beziehung zu dem Mangostin zu stehen scheinen, z. B. Gummigutt (von Gar- cinia Gutta) nach Johnston die Formel C^OHi^O^i hat, so schien es Schmid möglich, dass durch Oxydation von Gummigutt Mangostin erhalten werden könnte. Er be- handelte deshalb Gummigutt mit Salpetersäure in der Wärme und erhielt in der That einen krystallinischen Körper, der in Bezug auf seine Reactionen ein dem Mangostin analoges Verhalten zeigte. Indisches Gelb (Purrce), aus dem Absatz des Harns von Kameelen erhal- ten, wenn solche die Früchte von Mangostana mangifera gefressen haben, besteht hauptsächlich aus euxanthinsaurer Magnesia, welche Säure nach der Formel C^OH^^O^i zusammengesetzt ist. Diese Formel aber steht in naher Beziehung zu der des Mangostins sowohl, als auch zu der des Gummigutts, Schmid hält es daher wohl für denkbar, dass Mangostin und ebenso Gummigutt durch den Lebensprocess in Euxanthinsäure übergeführt werden können. (Annal. der Chem. u. Pharm. XVII. 83 — 88.) G. lieber das Furfurin. L. Svanberg und C. E. Bergstrand haben einige Salze des Furfurins untersucht, nämlich: Das zweifach - schwefelsaure Furfurin, 0^0312 06 N2, HO, S03 -^ HO, S03 -f. 7 HO. Ein an gewöhnlicher Temperatur verwitterndes Salz, das bei 80— 9i)<^C. schon sich zu zersetzen scheint. Seine Lösung schmeckt sauer und bitter. Das neutrale Salz wurde nicht erhalten. Beim Erhitzen der ziemlich concentrirten Lösung des sauren Salzes, wie der mit Furfurin gesättigten Lösung desselben scheidet sich ein schwarzbraunes Pulver ab und in der Lösung bleibt ein Körper, der durch Ammoniak 336 Ueher das Furfurin. nicht mehr pulverförmig niedergeschlagen wird, sondera sich als eine zähe Masse ausscheidet, die nach einigem Zusammenkneten steinhart wird. Das phosphorsaure Furfurin, (C30H12O6N2HO -f- 2H0) -\- PO^, bildet gerade vierseitige Prismen, die bei 150^ nichts an Gewicht verlieren, bei 200 — 2150 zu einer schwarzen glasigen Masse schmelzen, die sich in warmem Alkohol löst und nun nicht mehr auf gewöhnliche Phos- phorsäure reagirt. Das halbsaure phosphors. Furfurin, (2C30H12O6N2HO -'pHO)-]-PO^> erhalten durch Versetzen der Lösung vonl At. des vorigen Salzes mit 1 At. Furfurin in Wasser gelöst^ Erwärmen und Filtriren. Schiefe vierseitige Prismen, die trocken luftbeständig sind, in kochendem Wasser und Alkohol leicht löslich, in Aether fast unlöslich, ertragen 135 — 170*^ ohne Zersetzung und erhalten sich in noch höherer Temperatur wie voriges Salz. Die Lösung dieses Salzes ist neutral. - Neutrales phosphorsaures Furfurin, (C30Hi2O6N2HO)3 -f-P05, Die Lösung dieses Salzes reagirt alkalisch. Sie schmeckt, wie die der beiden vorigen, bitter. Pyrophosphorsaures Furfurin, 2(C30Hi2O6N2HO), P05 -|- 2 HO, wird durch Sättigen von Pyrophosphorsäure mit der Lösung des Furfurins in Alkohol beim Eintrocknen im Exsicator als eine krystallinisch glasige Kruste erhalten. Saures weinsaures Furfurin krystallisirt aus einer ziemlich sauren Lösung des Furfurins in Weinsäure in schief vierseitigen Prismen. Mit Kali erhitzt geben diese Ammoniak aus und man erhält kein Furfurin wieder. In Verbindung mit diesen Salzen des Furfurins besprechen Svanberg und Bergstrand die Eigenthümlichkeit der Entstehung des Furfurins, seiner Constitution im Vergleich zu anderen stickstoffhaltigen Körpern. Das Furfurii::. und eine bis jetzt nicht grosse Anzahl von Verbindungen ent- stehen aus 3 At. eines organischen Körpers und 2 At. Ammoniak unter Austritt von 6 At. Wasser. Diese Kör- per sind: 3 (C14H6 02) Bittermaudelöl +2H3N — 6H0 = C42H18N2_ Hydrobenzamid, 3 (C14H502) -\- 2 H3N — 6 HO r= C42H15N2 Ä 70nPxizo vi 3 (C10H4O4) Furfurol -|-2H3N — 6H0 = C30Hi2N2()6 Furfuramid, 3 (C16H8 04) Anisylwasserstoff 4-2H3N — 6H0 = C48H24N2 06 Anishydramid, 2, (C14H6 04) Salicylwasserstoff -f2H3N- 6H0 = C42H18N2 06 Salicylimid. Elaylchlorür. — Verfälschung des Zuckers mit Alaun. 337 Um die Eigenthümlichkeit der Bildung dieser Körper zu bezeichnen, schlagen Svanberg und Bergstrand vor, diese Körper „Aralide" statt „Amide" zu nennen. (Overs. of Kongl. Vetenkaps. akad. Foerhandl. 1854. — Chem. Centrbl 1856. No. 10.) B. Elaylchlornr. Zur Bereitung des Elaylchlorürs giebt Limpricht folgende, das Zusammenleiten des Elaylgases und Chlor- gases umgehende und die Darstellung erleichternde Vor- schrift : Eine tubulirte Retorte wird mit einer Chlormischung, aus 2 Tb. Braunstein, 3 Th. Kochsalz, 4 Th, Wasser und 5 Th. Schwefelsäure bestehend, zur Hälfte gefüllt und als Vorlage ein Kolben lose angefügt; in dem Tubulus befe- stigt man mittelst eines Korkes ein Glasrohr, das etwa I/o Zoll in die Mischung eintaucht und welches mit einem Apparate zur Entwickelung des Elaylgases in Verbindung steht. So lange dieses Gas durch die Chlormischung streicht, wird die Retorte durch Unterlegung nur einer Kohle sehr gelinde erwärmt und erst zuletzt destillirt man das gebildete Elaylchlorür durch Anwendung stärkerer Hitze über. Beobachtet man zu Anfang diese Vorschrift beim Erwärmen der Chlormischung, so wird man während der ganzen Operation nicht von Chlordämpfen belästigt. Wo Steinkohlengas zu Gebote steht, wird man natür- lich dieses am vortheilhaftesten zum Elaylchlorür benutzen, aber auch die Bereitung des Elayls aus Weingeist und Schwefelsäure verliert alle Unannehmlichkeit, die im star- ken Schäumen des Gemisches beim Erhitzen bestand, wenn man nach Wo hier 's Angabe dieses mit Sand zum dicken Brei anrührt. Das so aus 2 Unzen Weingeist in ungefähr II/2 Stunde erhaltene rohe Product lieferte reich- lich 1 Unze reines Elaylchlorür. (Ann. der Chem. u. Pharm. XVIII. 245 — 246.) G. Yerfälschung des Zuckers mit Alaun. Diese neue Art der Verfälschung berichtet Borsa- reUi. Man entdeckt sie am leichtesten durch Behandeln des verdächtigen Zuckers mit Alkohol von 90 Procent, wobei der Alaun allein zurückbleibt, den man dann in Wasser löst und diese Lösung weiter mit salpetersaurem Baryt und kohlensaurem Ammoniak prüft. (Giornale di farmacia di Torino. — Journ. de Pharm. d'Anvers. Juinl854.) _ A. 0. 338 Constitution des Blutes verschiedener Gefässe. lieber die Constitution des Blutes verschiedener Gefässe und den Zuckergehalt derselben. Aus Lehmann's Untersuchungen über die Ver- schiedenheiten des Blutes verschiedener Venen im Ver- gleiche zu Arterienblut, welche sich auf das Blut ver- schiedener Venen und Arterien bei 5 Pferden beziehen, ergiebt sich Folgendes : Der Faserstoffgehalt des Blutes der kleineren Venen ist höher als der der Arterien. Es scheint, als würde das Fibrin in den Capillargefässen gebildet. Das Blut der Jugularvenen scheint eben so viel Faserstoff zu enthalten, wie das der Arterien, oder mannich- fachen Schwankungen zu unterliegen. Der Faserstoff des Hohlvenenblutes wurde sehr gering gefunden, selbst in den Fällen, wo es mit dem nicht fibrinfreien Leberblute gemischt war. Das Wahr- scheinlichste dürfte sein, dass das Fibrin hauptsächlich im Laufe des Arterienblutes gebildet, dass seine Menge im Capillargefässsysteme, wo sicherlich noch viel Sauer- stoff gebunden wird, erheblich vermehrt wird, dass das- selbe aber in den grösseren Venen zu Grunde geht. Früher ist von Lehmann mit Sicherheit nachgewiesen worden, dass im Capillarsysteme der Leber das Fibrin des Pfortaderblutes gänzlich schwindet. Hinsichtlich der festen Bestandtheile des Blut- serums stellt sich Folgendes heraus: Das Blut derCava enthält stets mehr^ die kleineren Venen und die V. jugidaris enthalten stets weniger, als das entsprechende arterielle Blut. Die Zunahme der festen Bestandtheile gegenüber den kleineren Venen dürfte wohl leicht aus dem Zuflüsse des von der Leber und den Nieren zuströmenden, erheblich concentrii'ten Blutes ab- zuleiten sein. Dass dagegen das Arterienblutserum con- stant weniger feste Stoffe und also mehr Wasser enthält, als das der Hohlvenen, dürfte schwer zu deuten sein, wenn man nicht etwa annehmen will, dass das Serum des Cavablutes bei seiner Umwandlung in arterielles einen Theil seiner festen Bestandtheile zur Bildung von Blut- körperchen abgebe. Was den Salzgehalt des Serums betrifft, so zeigt sich derselbe fast constant grösser im Arterienblute, als in dem aller Venen. Diese Vermehrung der Salze im Arterien- blute kann natürlich nur eine relative sein, bedingt durch den Untergang organischer Materien in den Lungen; dies Constitution des Blutes verschiedener Gefässe. 339 beweist auch der Vergleich der Salze im festen Rück- stande des Serums aller Venen mit dem des Arterien- blutes. Dass die organischen Bestandtheile des Blutes in- den Lungen eine erhebliche Verminderung erleiden, ist ausser allem Zweifel, so wenig man auch der Annahme geneigt sein kann, dass in den Lungen eine unmittelbare Consumtion oder Verbrennung stattfinde. Die sich in den Lungen ausscheidende Kohlensäure dürfte aber doch wohl im venösen Blute nicht so locker gebunden sein, als man jetzt gewöhnlich anzunehmen geneigt ist. Man sollte nun glauben, dass diese Vernichtung organischer Materien sich lediglich auf die sogenannten Extractivstoflfe erstrecke, und das beweisen auch durch- schnittlich die betreffs dieser Stoffe erhaltenen Resultate : allein selbst ein Theil des Albumins geht bei dem Durch- gange durch die Lungen zu Grunde und wird möglicher Weise in Fibrin und andere nicht gerinnbare Stoffe um- gewandelt. Vergleicht man namentlich den Albumingehalt der festen Rückstände des Serums der verschiedenen Blutarten, so ergiebt sich eine constante Verminderung desselben im Arterienblute : im Mittel findet man im festen Serumrückstande des Arterienblutes 2 Proc. weniger als in dem der Venen. Lehmann wendet sich dann, zur Vergleichung des Wassergehaltes des Gesammtblutes und des Gehaltes an Blutkörperchen in den verschiedenen Blutarten. Hier tritt ihm vor Allem eine neue Bestätigung des von Bec- querel und Rödler und vielen Anderen ausgesprochenen Satzes entgegen, dass der Wassergehalt des Blutes ge- wöhnlich im umgekehrten Verhältnisse zum Blutkörperchen- gehalte steht. In dem von Lehmann untersuchten Blute der kleineren Venen ist constant mehr Wasser (durch- schnittlich 6 Proc.) enthalten, als in dem der Arterien, an sogenannten trockenen Blutkörperchen aber constant weniger (durchschnittlich ebenfalls 6 Proc). Ebenso fand er im Blute der Cava, wenn dasselbe unterhalb der Ein- mündungssteile der Lebervenen gesammelt wurde, constant weniger (2 Proc.) Blutkörperchen als im Arterienblute. Nur in dem Falle, wo das Blut aus dem Brusttheile der unteren Hohlvene entlehnt wurde, zeigte sich das Cavablut reicher an Blutzellen als das der Arterien. Diese Er- fahrung dürfte nur eine Bestätigung der von ihm früher mitgetheilten Thatsaclie sein, wonach das Lebervenenblut reicher an Blutzellen, als das Blut aller anderen Gefässe gefunden wurde: denn die grössere Menge der in dem oberen Theile der aufsteigenden Hohlvene enthaltenen 340 Constitution des Blutes verschiedener Gefässe. Blutkörperchen ist wohl nur von dem Zuflüsse des Leber- venenblutes abzuleiten. Zuckergehalt des Blutes verschiedener Gefässe. Ber- nard hat schon früher darauf hingewiesen, dass der im Blute zuweilen gefundene Zucker, so wie namentlich C. Schmidt ihn in gemischtem Blute verschiedener Thiere nachgewiesen .hat, hauptsächlich aus den Venis hepaticis abstamme, und dass er gewöhnlich schon beim Durch- gange des Blutes durch die Lungen zerstört werde. Die von Lehmann über den Zuckergehalt des Blutes ver- schiedener Gefässe an Pferden gemachten Beobachtungen stimmen damit überein, die an Hunden und Kaninchen nicht so. Vergleichevide Analysen des Lehervenen- und Pfort- aderhlutes bei Hunden nach Fleischkost. Diese Unter- suchung schliesst sich der früher (s. Centralblatt 1851, S. 244) *) bei Pferden angestellten an. Jetzt aber wurde mit Hunden operirt, die 2 Tage reine Fleischnahrung (Pferdefleisch) bekommen hatten. Es stellen sich, ver- gleicht man diese Resultate mit den früheren mit Pferde- blut erhaltenen, keine so grossen Verschiedenheiten heraus, wie man sie bei der ganz verschiedenen Nahrung von beiderlei Thieren etwa erwarten sollte. Es geht aus diesen Untersuchungen hervor, dass vom Pfortaderblute der Hunde mehr Serum abgeschieden wird, als vom Lebervenenblute ; das Verhältniss des Serums zum Blutkuchen im Pfortaderblute würde sich hier = 100 : 255,5 und im Lebervenenblute =. 100 : 651,8 herausstellen, während Lehmann früher bei Pferden das Verhältniss in ersterem Blute = 100 : 193 und in letzterem = 100 : 563 gefunden hatte. Die Menge des Fibrins wurde im Pfortaderblute der Hunde durchschnittlich geringer gefunden, als in dem der Pferde, nämlich in ersterem = 0,445 Proc, in letzterem = 0,506 Proc. Das Serum des Pfortaderblutes enthält auch bei Hunden mehr Wasser und weniger feste Be- standtheile, als das des Lebervenenblutes. Hier enthält das Serum des Pfortaderblutes durchschnittlich 10,18 Proc. und das der Lebervenen = 12,53 Proc. fester StoÖB, während beim Blutserum der Pferde sich die Mittelzahlen für die festen Stoffe = 8,057 und 10,614 Proc. heraus- gestellt hatten. Vergleicht man die festen Bestandtheile des Serums beider Biutarten, so findet man zunächst das Albumin des *) S. d. Arch. Bd. 68. S. 200 u. f. Constitution des Blutes verschiedener Gefässe. 341 Lebervenenblutserums in erheblicher Abnahme gegenüber dem des Pfortaderblutserums. Unter den festen Stoffen sind im Serum des erstgenannten Blutes durchschnittlich 10 Proc. weniger Albumin enthalten, als in dem des Pfortaderblutes 5 in diesen Blutarten bei Pferden betrug jene Differenz durchschnittlich nur 8 Proc. Bei Fleisch- fressern scheint also das Serum beim Durchgange durch die Leber noch mehr Albumin zu verlieren, als bei Pflanz enf r e s s ern. Auch bei Hunden enthält das Serum des Leber- venenblutes erheblich weniger Salze, als das des Pfort- aderblutes; in 100 Th. fester Serumstoffe finden sich im Serumrückstande des Lebervehenblutes durchschnittlich 2,610 Th. Salze weniger als in dem des Pfortaderblutes ; bei Pferden wurde diese Differenz im Durchschnitt = 3,208 gefunden. Dass dieser Verlust an Serumsalzen, den das Blut bei seinem Durchtritt durch die Leber erleidet, hauptsächlich durch den Uebergang derselben in die Galle bedingt wird, ist schon nach den bei den Pferden ge- machten Erfahrungen nicht zu bezweifeln. Hinsichtlich der Extractivstoffe beider Blutarten stellt sich sowohl im flüssigen Serum als in den festen Bestand- theilen desselben eine erhebliche Zunahme im Leber- venenblute heraus. Diese Zunahme der Extractivstoffe des Blutes in der Leber ist um so beachtenswerther, als es wohl keinem Zweifel unterliegt, dass die Gallenbestand- theile wenigstens zum Theil mit aus den von der Pfort- ader zugeführten Ex^ractivstoffen gebildet werden. Hinsichtlich des Cruors von Lebervenenblut des Hundes findet sich gerade umgekehrt wie im Serum bei- der Blutarten dvirchgängig eine erhebliche Vermehrung der Salze (gegenüber dem der Pfortader); wohl ein deut- licher Beweis dafür, dass die im Lebervenenblutserum fehlende Salzmenge zum Theil in die Blutkörperchen übergegangen ist. Diese also auch bei Hunden constatirte Thatsache dürfte wohl eine neue Stütze der von Leh- mann bereits früher ausgesprochenen Behauptung bieten, dass die Blutzellen in der Leber wesentliche Veränderungen erleiden, wenn solche nicht selbst neu gebildet werden sollten. Zugleich leuchtet ein, dass gewisse Salze den Blutkörperchen, ganz unabhängig vom Serum, durchaus eigenthümlich sein müssen, ein Umstand, über welchen C. Schmidt zuerst Aufklärung gegeben hat. Fettgehalt des Lehervenen- und Ifortaderhlutes. Wegen der Bedeutung, die das Fett, namentlich das ölige, wahr- 342 Constitution des Blutes verschiedener Gefässe. scheinlich bei der Gallebildung hat, hat Lehmann wieder- holt Fettbestimmungen in dem der Leber zufliessenden und davon abfliessenden Blute bei Pferden und Hunden vorgenommen. Die folgenden Bestimmungen sind Fett- gehalte, bei 1400 getrocknet. " Fettgehalt in 100 Th. festen Rückstandes bei I. II. m. IV. PL^^D. Pf Lv. PL^^l^. pT^^L?. Pferden 2,793 2,614 2,885 2,756 3,194 2,940 — — Hunden 5,641 3,244 4,919 3,091 5,384 2,937 4,222 3,001. Hierbei ist zu bemerken, dass die Hunde wenige Stunden vor der Tödtung mit Fleisch gefüttert waren, weshalb es als natürlich bedingt erscheint, dass das Pfort- aderblut der Hunde mehr Fett enthielt als das der Pferde. Dagegen ist es auffallend, dass dieser Fettgehalt beim Durchgange des Blutes durch die Lebercapillaren bei Hunden in viel grösserer Menge schwindet, als bei Pferden, so dass das Lebervenenblut der Pferde durchschnittlich nur wenig ärmer an Fett erscheint, als das der Fleisch- fresser. Diese Thatsachen scheinen nun zwar dafür zu sprechen, dass durch den Fleischgenuss und namentlich durch dessen Fettgehalt eine reichlichere Bildung von Galle erfolgt. Lehmann führt aber auch gegen diese Ansicht sprechende Gründe weiter auf, und h^lt die Frage darum noch nicht für abgeschlossen. Zuckergehalt des Lehervenen- und Pfortaderhlutes hei Hunden unter verschiedenen 'physiologischen Verhältnisseh. Die Hunde, an denen diese Versuche angestellt wurden, sind theils 2 Tage lang ohne Nahrung geblieben, theils eben so lange mit rohem Pferdefleisch gefüttert, theils 2 Tage lang nur mit gekochten Kartoffeln genährt, bevor sie getödtet wurden. Das Blut wurde aus beiden Venen- systemen gesammelt, und nach Bestimmung des festen Rückstandes jeder einzelnen Blutprobe eine möglichst grosse Quantität Blut dazu verwendet, um auf die unten näher zu beschreibende Weise Zuckerkali darzustellen; das letztere ward in Wasser gelöst, mit etwas Weinsäure versehen und mit Hefe in dem bekannten Fresenius'schen Apparate der Gährung ausgesetzt. Im Pfortaderblute dreier Hunde, welche während zweier Tage keine feste Nahrung erhalten hatten, wurde auch nicht eine Spur Zucker gefunden. Vom Hunde a. wurden aus 100 Th. festen Rückstandes des Lebervenenbluts 0,764 Th. Zucker (C12H12 012) gefunden. Vom Hunde b. wurden aus 100 Th. ^ Constitution des Blutes verschiedener Gefässe. 343 festen Rückstandes 0,638 Th. Zucker erhalten; vom Hunde c. 0,804 Proc. Das Pfortaderblut von drei anderen Hunden, welche 2 Tage lang mit rohem Pferdefleische genährt und noch 5 Stunden vor der Tödtung mit solchem gefüttert worden waren, enthielt keine Spur Zucker. Vom Hunde a. wurden aus 100. Th. festen Rückstandes des Lebervenenblutes 0,814 Th. Zucker erhalten; vom Hunde h. 0,799 Proc; vom Hunde c. 0,946 Proc. Im Pfortaderblute von 2 Hunden, welche 48 Stunden lang mit gekochten Kartoffeln gefüttert und 3 Stunden nach der letzten Fütterung getödtet worden waren, wurde Zucker gefunden, allein in so geringen Mengen, dass eine quantitative Bestimmung unmöglich war. Im Lebervenen- blute fanden sich dagegen grosse Mengen von Zucker. Der Hund a. lieferte auf 100 Grm. fester Stoffe dieses Blutes 0,981 Grm. Zucker; der Hund h. 0,854 Grm. Zucker. Ueher den vermeintlichen Zuckergehalt des Pfortader- hlutes nach Fleischkost. Chemische und physiologische Unter- suchungsmethode. Die vorstehenden Versuche haben er- geben, dass das Pfortaderblut, bei rein animalischer zuckerfreier Nahrung der Thiere, stets frei von Zucker ist, dass aber das Blut der Lebervenen mehr Zucker enthält, als das Blut irgend eines anderen Blutgefässes. Da sich aber an verschiedenen Orten, besonders in Frankreich, Stimmen für das Vorkommen von Zucker im Pfortaderblute auch nach Fleischgenuss erhoben und damit Zweifel gegen Bernard's Theorie der Zuckerbildung in der Leber und auch gegen dessen Untersuchungsmethode erhoben haben, so handelt Lehmann in einem eigenen Capitel diesen Gegenstand ganz besonders ab, wovon kurz Folgendes : Grösstentheils liegen die Abweichungen in den Re- sultaten der Bestimmungen des Zuckers in den Unter- suchungsmethoden selbst begründet. Lehmann hat die Trommer'sche Methode und die daraus hervorgegangenen Prüfungsweisen auf Zucker schon vor einer Reihe von Jahren wesentlich verbessert. Er zieht den Zucker aus dem darauf zu prüfenden Material mittelst Alkohol aus, und trennt ihn von anderen Stoffen dadurch, dass er den Zucker aus dieser Lösung mittelst Kali fällt. Es fallen hierbei allerdings mit dem Zuckerkali auch wohl Ver- bindungen von Kali mit mineralischen Säuren, namentlich Phosphorsäure und einer organischen Materie nieder; allein 344 Constitution des Blutes verschiedener Gefässe. nie sah er, dass diese die Reaction verhinderten oder sie bei der Abwesenheit von Zuckerkali imitirten. Ist viel Zucker in Lösung, so scheidet sich auf Kalizusatz die Verbindung sogleich in Form eines voluminösen, beim Stehen zusammenklebenden Niederschlages aus; ist da- gegen die Menge des Zuckers (sei es Krümel- oder Milchzucker) nur gering, so fängt die Flüssigkeit erst an zu opalisiren, trübt sich allmälig mehr und das Kali- saccharat senkt sich als firnissähnliche Masse zu Boden. Der Niederschlag ist an der Luft zerfliesslich und sehr leicht in Wasser löslich ; mit Kupfervitriol und Kali geben selbst die geringsten Mengen die schärfste Reaction, wie sie nur ganz reiner Zucker zu geben pflegt ; die Gährungs- probe, die natürlich in einigermassen zweifelhaften Fällen stets in Anwendung zu bringen ist, lässt sich ebenfalls sehr leicht und sicher ausführen, indem man die wässerige Lösung des Kalisaccharats vor dem Zusätze von Hefe mit etwas Weinsäure neutralisirt oder schwach ansäuert. Diese Methode lässt nun die geringsten Mengen Zucker noch erkennen und, wie Lehmann sich überzeugt hat, wird bei ihrer Anwendung auch kein Zucker über- sehen; die Methode zerstört nicht etwa vorhandenen Zucker. Eben so wichtig als die grösste Sorgfalt bei Aus- führung der chemischen Bestimmung ist aber auch die physiologische Methode. Zur Entscheidung über das Vor- kommen von Zucker im Pfortaderblute ist es unerlässlich, dass man sich ein Blut verschaffen muss, wie es in dem fraglichen Venensysteme wirklich vorhanden ist. Lehmann geht dann zu einer ausführlichen Be- sprechung der Methode über, wie das zu untersuchende Blut aufgesammelt werden soll, und Aveist nach, dass Figuier's Auffindung des Zuckers im Pfortaderblute nur von der fehlerhaften Art und Weise, wie er das Pfort- aderblut sammelte, herrührt; der gefundene Zucker gehört beigemengten Blutarten an. Namentlich weist Lehmann nach, dass man so häufig viel zu grosse Mengen Blut den Organen entzogen hat, deren Blut man untersuclien wollte. Chemische Constitution verschiedener^ Parthien aus der Pfortader gesammelten Blutes. Um thatsächlich nachzu- weisen, t^^as Lehmann aus vielen anderen Gründen schloss, dass übergrosse Mengen aus der Ader eines lebenden Thieres entlehnten Blutes nicht das Blut in der Beschafienheit repräsentiren, wie es während des Lebens Constitution des- Blutes verschiedener Gefässe. 345 des unverletzten Thieres in dem betreffenden Blutgefässe strömt, hat derselbe eine besondere Versuchsreihe an- gestellt: Es wurden einem zweijährigen, 22,3 Kilogrm. schweren, männlichen Hunde 418,8 Grm. Blut in 3 Par- thien aus der Pfortader entzogen. Die erste Parthie (I.) = 136,24 Grm. spaltete man in 35,4 Grm. Serum und 100,8 Grm. Blutkuchen; die zweite (II.) = 117,36 Grm. in 27,8 Grm. Serum und 89,56 Grm. Blutkuchen, und die letzte (III.) = 165,2 Grm. in 51,7 Grm. Serum und 1 13,5 Grm. Blutkuchen. Die erste Parthie enthielt 0,6003 Gramm Faserstoff, die zweite 0,3088 Grm. und die dritte 0,0355 Grm. Folgende Tabelle enthält die auf 100 Th. berechneten Resultate dieser Analysen und giebt eine Uebersicht über die Differenzen, die sich in der Constitution der einzelnen Parthien dieses aus einer und derselben Pfort- ader entzogenen Blutes ergeben haben : Pfortaderblut. I. II. lU. Serum 26,0 23,7 31,3 Blutkuchen 74,0 76,3 68,7 Serum. Wasser 89,750 90,491 90,481 Fester Rückstand 10,250 9,509 9,519 Albumin 8,189 7,939 7,823 Salze 0,951 0,954 0,986 ExtractivstoflFe 1,110 0,616 0,710 Trockne Serumstoflfe. Fett 1,468 1,597 2,310 Alkoholextract 6,115 6,647 11,102 Wasserextract 7,264 7,079 7,147 Unlösliches 85,153 84,677 79,441 Salze (in 100 Th. trocknen Serums) 9,279 10,003 10,361 Cruor. Wasser 75,523 73,746 77,326 Fester Rückstand 24,477 26,254 22,674 Coagulables 21,027 24,234 - Salze 0,963 0,864 0,873 Extractivstoffe 2,487 1,156 — Trockne CruorstofFe. Fett 1,209 1,491 3,274 Alkoholextract 2,693 1,046 2,356 Wasserextract 1,994 2,091 2,356 Unlösliches ohne MineralstoflFe 92,729 94,009 91,082 Mineralstoffe des Unlöslichen 1,375 1,363 1,032 MineralstoflFe trocknen Cruors 3,899 3,291 3,851 FaserstoflP 0,441 0,268 0,021 Q (AVasser 23,335 21,447 28,321 berum ^ p^^^^ g^^g.^ 2,665 2,253 2,979 ^ i Wasser 55,446 56,000 53,102 ^^^^^ 1 Feste StoflPe 18,113 20,032 15,577 Arch. d. Pharm. CXXXIX. Bds. 3. Hft. 23 346 Constitution des Blutes verschiedener Gefässe. Gesammtblut. L II. III. Wasser 78,781 77,447 81,423 Feste StoflFe 21,219 22,553 18,577 Trockne Blutkörperchen nach Pre- vost und Dumas 11,781 14,199 9,991 Nach C. Schmidt. Feuchte Blutzellen 47,124 56,796 39,964 Intercellularflüssigkeit 52,876 43,204 60,036. Es ergiebt sich aus vorstehenden Ergebnissen, dass die drei Parthien aus der Pfortader entlassenen Blutes hinsichtlich des flüssigen Serums nahe mit einander über- einstimmen. Es ist dabei bemerkbar, dass das an Blut- körperchen gewöhnlich nicht sehr reiche Pfortaderblut zunächst eine erhebliche Zunahme an Blutzellen erhalten hat, später aber eine so erhebliche Verminderung, dass diese weit unter das normale Mittel gefallen ist. Das Serum, ist indessen gleich vom Anfange an diluirter geworden und behält seine geringere Concentration noch in der dritten Parthie fast gleichförmig bei. Bei den einzelnen Bestandtheilen der trocknen Rück- stände des Serums tritt eine allmälige Abnahme des Albumins und eine entsprechende Zunahme der Salze vor Augen. Während aber in der zweiten Parthie die einzelnen Extractivsubstanzen denen der ersten Parthie ziemlich gleich bleiben, treten in der dritten Parthie rücksichtlich des Fettes und der in Alkohol löslichen Stoffe enorme Unterschiede hervor. Der trockne Rück- stand des Serums der dritten Parthie enthält nahezu das Doppelte an Fett und Alkoholextract von dem, was die Rückstände des Serums der ersten und zweiten Parthie enthalten. In den Analysen des Cruors tritt überall die That- sache hervor, dass in der zweiten Parthie jenes Pfortader- blutes weit mehr coagulable Materie oder Zellensubstanz enthalten ist, als in der zuerst und zuletzt gesammelten Parthie; in letzterer macht sich namentlich auch der Reichthum an Wasser und an Fett bemerklich. Kaum ist nöthig zu erwähnen, dass der Faserstoff mit der Menge entleerten Blutes allmälig abnimmt. Im alkoholischen Extracte der dritten Parthie endlich wurde eine quantitativ nicht bestimmbare Spur Zucker nachgewiesen, von wel- chem in dem der ersten und zweiten Parthie nichts zu finden war. Am Schlüsse der Abhandlung stellt Lehmann noch die Frage, ob im Pfortaderblute, dem Magen- oder Darm- inhalte nach Fleischkost ein Stoff enthalten sei, aus Voi'komme^i von Schioefelcyankalium im Speichel. 347 welchem nach bekannten Methoden Zucker erzeugt wer- den könne. Er beschreibt eine Reihe von Versuchen, durch welche er dargethan hat, dass auch eine solche Substanz in jenen Organen nicht vorkommt. Versuche mit Emulsin, Schwefelsäure, die angestellt wurden, um das Material jener Organe in Zucker und irgend eine andere Substanz zu spalten, haben negative Resultate ergeben. (Journ. für prakt. Chem. Bd. 67. S. 321 — 359. — CTiem. Cenirbl 1856. No. 28.) . H. B. Heber das Vorkommen von Scliwefelcyankalium im Speichel. Bekanntlich giebt der Speichel des Menschen die Reaction von Schwefelcyanwasserstoff. L enget giebt als Resultate einer Untersuchung über dieses Vorkommen Folgendes an: 1) Das Vorkommen von Schwefelcyankalium im Spei- chel des Menschen ist nicht durch gewisse zubillige und pathologische Einflüsse bedingt, es ist ein ganz normales. 2) Das Schwefelcyankalium findet sich nicht blos in dem Speichelgemenge des Mundes, sondern auch in dem der Parotiden, der submaxillaren und sublingualen Spei- cheldrüsen. 3) Seine Gegenwart ist ein Judicium von Speichel- flüssigkeit, denn andere Secrete, wie Schweiss, Urin, Thränen, Flüssigkeit des Gehirns und Rückenmarkes, Blutserum, die Secrete, die durch blasenziehende Mittel angesammelt Averden, enthalten keine Spur von Schwefel- cyanverbindungen. 4) Dieses Salz ist im Speichel stets in variablen, aber nur sehr kleinen Mengen vorhanden. Die Variationen im Gehalte hängen weder vom Alter, noch vom Geschlechte, noch von der Ernährungsweise, noch von eigenthümlichen Zuständen des Nervensystems ab, sondern allein von der Concentration des Speichels. 5) Bei sehr grosser Verdünnung des Speichels, welche erscheint, wenn derselbe sehr reichlich abgesondert wird, kann das Schwefelcyankalium in so geringer Menge da sein, dass die Reagentien es nicht mehr anzeigen, dann aber braucht man den Speichel nur abzudampfen und zu concentriren, um die Reaction zu erhalten. 6) Der gesunde oder krankhafte Zustand der Zähne ist bezüglich dieses Vorkommens von Schwefelcyankalium ohne Einfluss. 23* 348 Kalkgehalt der Seide etc. 7) Das Schwefelcyankalium entsteht nicht durch eine spontane Zersetzung des Speichels. 8) Um es zu isoliren, thut man am besten, vorzugsweise den Speichel von noch nüchternen Individuen zu analysiren. 9) Yon allen Salzen eignet sich das Eisenchlorid am besten, vim das Schwefelcyankalium zu entdecken, es ertheilt dieser Flüssigkeit, wenn sie hinreichend concentrirt ist, eine schöne blutrothe Farbe. 10) Keine andere organische oder unorganische Sub- stanz, die im Speichel enthalten ist, giebt diese Reaction, und irrthümlich ist die Meinung, dass die rothe Färbung durch essigsaure Salze, die der Speichel enthalten sollte, entstehen könne. (Comjpt. rend. T. 42.. — Chem. Centrhl. 1856. No. n.) B. Heber den Kalkgehalt der Seide und daraus ent- springende tlebelstände beim £ntschälen. Man hat seit einigen Jahren häufig beobachtet, dass die Seidenstoffe von lichten Farben, und besonders die Taffte, bald nach ihrer Fabrication eine grosse Anzahl von dunkelen Puncten oder Flecken bekommen. Diese Flecken nimmt man AnfSfUgs nicht mehr, und später, wenn sie sich zeigen, ist die Waare als beschädigt anzu- sehen. Es kam im Interesse der Lyoner Fabrikanten darauf an, die Ursache dieses Fleckigwerdens zu finden. Guinon hat nun beobachtet, dass im Verlaufe des Entschälens der Seide, selbst wenn dieses versuchsweise mit destillirtem Wasser und einer vorzüglichen Seife geschah, auf der Seide immer eine Kalkseife sich bildete. Es schien hieraus hervorzugehen, dass die Seide von Natur eine Quantität Kalk enthält, die ihr durch das Entschälen selbst zum Theil entzogen werde. Guinon hat nun in der That gefunden, dass die Seide an verdünnte Salzsäure Kalk abtritt, so wie auch, dass die mit Salzsäure aus- gezogene und gewaschene Seide viel weniger Seife zum Entschälen fordert, wie die nicht mit Salzsäure behandelte. Die Bestimmungen des Kalkes in der Seide haben ergeben, dass in 1 Kilogrm. Seide folgender Sorten an Kalk ent- halten sind: Gelbe französische Trama 0,49 Grm. Kalk. AVeisse französische Rohseide . . . 0,44 ^ „ Chinesische Seide 0,30 „ „ Andere Sorte derselben 0,48 „ „ Gelbe bengalische Seide 0,42 » „ Seide von Tussah 0,78 „ „ Aschenanalyse von Ochsenfleisch, Blut und Galle. 349 Nach Guinon's Meinung ist es nun dieser Kalk- gehalt; der wahrscheinlich ein wesentlicher Bestandtheil des Seidenstoffes der Raupe ist, der beim Entschälen in Kalkseife übergeht, und diese Kalkseife macht nachher in der Hitze, beim Pressen und der übrigen Appretur der Seidenstoffe jene Flecken. (Compt. rend. Tom. 42. — Chem. Centrbl. 1856. No. 15.) B. Aschenanalyse von Ochsenflcisch^ Blut und Galle. C. Dietrich hat die bei lOOO getrocknete Substanz erst über einer Weingeistflamme schwach verkohlt und dann in einer Muffel verbrannt. Die Kohle der Galle hat er zuvor noch mit Barythydratlösung angefeuchtet, getrocknet und dann verbrannt. Die Resultate der chemischen Analyse finden sich in nachstehender Tabelle. Aschenbestandtheile des des der Ochsen- Ochsen- Ochsen- fleisches, blutes. galle. NaCl — 50,10 36,68 KO 37,46 6,72 5,45 NaO - 12,36 33,23 CaO 0,83 1,28 0,98 MgO 2,11 1,13 0,67 Fe2 03 0,75 11,78 0,18 P05 33,06 5,89 0,29 S03 3,52 6,04 8,09 C02 8,38 2,53 13,84 Si03 2,26 2,06 0,28 K Gl 11,63 — — 100,00 99,89 99,69 Aschenprocente 8,3 3,64 5,83. (Zeitschrift für Pharmacie. 1856. Bd. 8. pag. 163.) E. 350 III. liiteratur und üritilL. Die Homburger Heilquellen, mit in den Text eingedruck- ten Hglzschnitten zur Erläuterung der Entstehung; Bohrung; Fassung und Chemie der Sprudelquellen, von Dr. Julius Hoff mann. Homburg v. d. Höhe; Verlag des Herausgebers. 1856. 8. 166 Seiten. Die Homburger Heilquellen gehören ihrem chemischen Charak- ter nach in die Classe der eisenhaltigen salinischen Säuerlinge und besitzen einen Eeichthum au äusserst wirksamen Bestandtheilen, der sie mit vollem Rechte in die vorderste Eeihe der europäischen Heilquellen stellt. Als Trinkquelle zeichnet sich besonders die Elisabethquelle aus, von welchem Koryphäen unter den salinischen Säuerlingen Liebig schon im Jahre 1836 sagt: „Es möchte wohl in Deutsch- land schwer sein, ein Mineralwasser zu finden, welches gleichen Keichthum an wirksamen Bestandtheilen mit dem Homburger Mine- ralwasser darzvibieten vermöchte." Worin liegt dieser Eeichthum? In dem verhältnissmässig com- binirten Gehalte an Chlormagnium, Chlorcalcium, kohlensauren Erden und freier Kohlensäure zu dem darin enthaltenen Kochsalz, ■welch' letzteres in vielen analogen salinischen Wässern in Nähe und Ferne, insofern solche gleichzeitig als Trinkquellen Anwendung finden sollen, zu stark prädominirt. Die Zahl der Kurfremden betrug im Jahre 1834, wo die ersten Versuche mit den Homburger Heilquellen angestellt wurden, nur 155; im Jahre 1835 vermehrte sich die Zahl auf 188, 1836 auf 294, 1837 stieg die Zahl auf 805, 1841 auf 1171, 1842 auf 1732, 1843 2694, 1844 — 3222, 1845 — 4525, 1847 — 5137, 1850 - 6624, 1852 7295, 1853 — 8638, 1854 — 9012, 1855 — 9623. Wären Homburgs Trinkquellen so reichhaltig an Kochsalz, wie die Kreuzn&cher, Nauheimer und unzählige andere Soolen, so wür- den sie nicht als Trinkbrunnen benutzt werden können und nicht den Ruf, den sie als Gesundbrunnen gemessen, erreicht haben. Von dem Ragoczy unterscheidet sich Hombiirgs Elisabethquelle dadurch, dass sie fast ausschliesslich aus Chlorverbindungen (NaCl, MgCl, CaCl) besteht, während der Ragoczy schwefelsaures Natron und eine namhafte- Menge schwefelsauren Kalk enthält, welche letztere Verbindung für die heilbringende Wirkvxng der Homburger Quel- len, und namentlich für den Verlauf der Kur, nur störend sein würde. Besonders charaktei-istiseh für Homburgs Heilquellen ist die Gegenwart des Chlorcalciums in namhafter Menge. Literatur. 351 Geh. Sanitätsrath Dr. Prieger in Kreuznach sagt nach seiner 30jährigen Erfahrung daselbst in seiner Broschüre über die Gebrauchs- weise der Elisabethquelle zu Kreuznach: „Sie hat den Vorzug vor den übrigen Salzquellen, dass sie gar keine schwefelsauren Salze enthält. Dadurch dass der Kalk in der Kreuznacher Elisabethquelle nicht in der nachtheiligen Verbindunug mit Schwefelsäure, sondern als Chlorcalcium vorhanden ist, eignet sie sich auch vor allen an- dern zum mnern Gebrauch. Dieser als einzig dastehenden Ver- bindung verdankt man auch die grossen Kur-Erfolge." Der Besprechung der eigentlichen Heilquellen ist eine Betrach- tung der Molkenbäder vorausgeschickt. Die Ziegenmolken in der Homburger Anstalt werden jeden Tag frisch zubereitet; die Zube- reitung beginnt jeden Morgen um 3 Uhr und wird von einem Sen- ner des Cantons Appenzell ausgeführt. Daran schliesst sich eine Besprechung der Kaltwasserheilanstalt des Pfingstbrunnens zu Homburg. In dem Wasser des Pfingstbrun- nens vereinigen sich alle zu einer Kaltwasserheilanstalt nöthigen guten Eigenschaften in hohem Grade : 1) die Quelle ist eine freiwillig ausfliessende; 2) sie ist ausnehmend rein und frei von fremdartigen Sub- stanzen ; 3) sie ist ununterbi'ochen klar; 4) sie ist sehr ei-giebig; 5) sie besitzt im Winter und Sommer eine unveränderliche Temperatur von 80E.; 6) sie entspringt in der Anstalt selbst und unmittelbar aus dem Felsen, und ergiesst sich auf den Badenden, ohne zuvor mit der Atmosphäre in Berührung zu kommen; 7) sie hat einen natürlichen Fall von 24 Fuss Höhe, so dass keine Di-uckwerke nöthig sind; 8) sie ist reich an Kohlensäure und aufs Sorgfältigste gefasst, um das Entweichen der Kohlensäure zu hindern und dem Wasser jene Frische zu erhalten, die einen so belebenden Keiz auf Nerven und Muskeln ausübt; 9) sie ist ein ganz vorzügliches Trinkwasser, das einen reinen, frischen und äusserst angenehmen Geschmack hat, und ein wahrer Labetrunk, besonders im Sommer. Beigegeben ist ein Holzschnitt, welcher das System der Was- serleitung der Kaltwasserheilanstalt veranschaulicht: die Einrich- tung der Vollbäder, der Douchen, Eegen- und Staubbäder, Sitz- und Wellenbäder. Der Betrachtung der süssen Quellen folgt die der Mineralquel- len im Allgemeinen, der salzigen Quellen Homburgs insbesondere. Aus dieser allgemeinen Betrachtung ist der von Humboldt aus- gesprochene Grundsatz hervorzuheben, dass im Allgemeinen die heissesten Quellen die reinsten sind, d. h. am wenigsten mineralische Stoffe aufgelöst enthalten. Ein kalter Säuerling z. B , wenn er bei seinem Emporsteigen sich nicht mit süssen Wässern mischte, wird reichhaltiger an mineralischen Substanzen der verschiedenenartig- sten Gesteine sein, welche er auf seiner ausgedehnteren Reise (wäh- rend welcher er erkaltet) bespülen muss, als eine heisse Quelle, die direct aus den Tiefen der Erde hervorsprudelt. Nach einem kurzen allgemein geologischen Abrisse gelangt der Verf. zur Betrachtung der geoguostischen Verhältnisse um Homburg. 352 Literatur. „Beobachten wir die Säuerlinge, welche dem Meeresboden der Wetterau entsteigen, so finden wir, dass dieselben am Saume der Gebirgskette, am Rande des Schiefergebirges, wo die Tertiärforma- tionen anstossen, hervortreten. Dieses hat darin seinen Grund, dass die mächtige Thonbedeckung in der Wetterau die Ausströ- mung der Wässer und der Kohlensäure abdämmt, dass die Quellen daher auf den Ablagerungs- und Schichtenflächen herstreichen und erst da zum Vorschein kommen, wo sie einen Ausweg an die Ober- fläche finden. Nur zufällig kommen auch tiefer in der Wetterau Säuerlinge zu Tage, wo Basalt - Eruptionen durch tertiäre Thon- massen dem Wasser den Ausweg ermittelten. In Folge der Basalt- eruption nächst dem Seedrann (bei Homburg) mögen auf gleiche Weise durch die Schichtenstörung Spalten sich geöffnet haben, aus welchen die Elisabethquelle zu Tage tritt." „Die Aufnahme ihres Salzgehalts verdanken die Homburger Mineral- quellen wahrscheinlich vorzugsweise neben den Sedimenten des alten Meeresbodens der Steinkohlenformation, welche am Rande des rheini- schen Schiefergebirges herzieht, und nicht Steinsalzlagern, weil ihr Procentgehalt nicht über 3 steigt; ebenso wenig dem etwa durch die Erde unter dem Meeresspiegel durchdringenden Meerwasser. Die Kohlensäure wird ihnen wohl durch den Zersetzungsprocess des kohlensauren Kalks durch Kieselerde unter Mitwirkung heissen Was- sers geliefert, und nicht durch die Braunkohlenformation." An die geologisch -geognostischen Verhältnisse Homburgs reiht der Verf. die Besprechung der Bohrversuche daselbst, erläutert die- selben durch geognostische Karten, bespricht das Geschichtliche der artesischen Brunnen, die Theorie der Sprudel, und gelangt zur Fas- sung der einzelnen Quellen. Hier begegnen wir einer genaueren, in die Einzelnheiten eingehenden, durch Abbildungen erläuterten Be- schreibung der Quellenfassungen, namentlich derjenigen des Sool- sprudels, zum Zwecke der Anwendung der Kohlensäure zu Gas- bädern, die Fassung des Elisabethbrunnens, des Stahlbrunnens, des Kaiserbrunnens (Sprudels), des Ludwigsbrunnens. Hier ist hervor- zuheben, dass ausser Holzröhren und den früher allgemeiner ange- wandten Eiseublechröhren jetzt auch Kupferröhren angewendet wer- den, besonders dann, wenn das Wasser doppelt-kohlensaures Eisen- oxydul gelöst enthält, welches die Auflösung des Kupfers gänzlich verhindert und das etwa ' gelöste Kupfer regulinisch ausscheidet. Die Eisenblechröhren sind ganz zu vermeiden, da sie sich ungemein rasch durch Oxydation abnutzen. Es folgen nun die Resultate älterer und neuerer Analysen der Homburger Quellen, nämlich die im Jahre 1836 durch Justus von Liebig ausgeführte Analyse des Elisabethbrunnens; die von dem- selben 1842 vorgenommene Analyse des Stahlbrunnens, welchen Liebig „als einen stark eisenhaltigen salinischen Säuerling" be- zeichnet; die 1846 vom Verf. Jul. Hoffmann angestellte, auch im Archiv der Phai-macie, Bd. 98. Heft 2. mitgetheilte Analyse des Ludwigbrunnens; die 1856 von demselben vorgenommenen Analysen des Kaiserbrunnens und des Soolsprudels. Die Temperatur des Kaiserbrunnens ist 90 R., bei 10° R. äusserer Lufttemperatur. Das spec. Gewicht 1,00833 bei lO« R. Die Temperatur des Soolsprudels 120R., bei 10° R. äusserer Lufttemperatur. Spec. Gew. 1,02258 bei IQOR. Literatur. 353 1 Pfund Wasser = 16 Unzen = 7680 Gran enthält: im Kaiserbrunnen im Soolsprudel Chlornatrium 104,94255 148,04275 Gran Chlorkalium 0,27724 1,92000 „ Chlormagnium 8,52326 8,38272 „ Chlorcalcium 17,50425 16,76544 „ Schwefelsauren Kalk .... 0,16588 0,26265 „ Kohlensauren Kalk 0,68012 11,11910 „ Kohlensaures Eisenoxydul . . 0,53222 6,57945 „ Kieselerde 0,08678 0,10368 „ Freie Kohlensäure 51,90912 88,09420 „ Brommagnium Spuren 0,15360 „ Thonerde „ Spuren Quellsäure „ „ Quellsatzsäure „ „ Chlorammonium „ y, Organische Materie „ „ Kohlensaures Mangamoxydul . . 0,10368 „ Kohlenwasserstoff ..... Spuren SchwefelwasserstoflF „ ~184,62142 281,52727 Gran. Die 51,90912 Grm. Kohlensäure = 109,1597 Cubikzoll bei der Quellentemperatur Die 88,0942 „ „ = 185,31892 Cubikzoll bei der Quellentemperatur. Im Vergleich zu den Quellen, welche in die Classe der Eisen- wässer gehören, erscheint der Soolsprudel der Analyse nach als eine starke Eisenquelle. „Er ist so reichhaltig an kohlensauren und Chlorverbindungen, dass er wahrscheinlich nur als Gas- und Badequelle verwendet werden, in dieser Anwendung aber gewiss segensreiche Dienste leisten wird." Der Kaiserbrunnen reiht sich seinem chemischen Verhalten nach vorzugsweise als Trinkquelle an die Elisabethquelle In den Absätzen der Quellenbassins wurde qualitativ Phosphorsäure und Arsensäure nachgewiesen. Dem Bericht über die Analysen der Homburger Wässer folgt eine Besprechung über die Anwendung der Wässer, besonders der Säuerlinge zu Bädern. Der Verf. ist der Ueberzeugung, dass die Wirkung der Chlormetalle der Innern Anwendung, dem Trinken des Wassers unter Mitwirkung der freien Kohlensäure, so wie der doppelt -kohlensauren Salze, die Wirkung eines Bades in einem salinischen Säuerlinge aber hauptsächlich der freien Kohlensäure und der natürlichen doppelt - kohlensauren Verbindung unter Mit- wirkung der Chlormetalle zuzuschreiben sei. Zum Unterschiede von den gewöhnlichen Salzbädern nennt derselbe deshalb die Bäder salinische Säuerlinge bei kunstgerechter Construction des Bade-Appa- rats „Mineralsoolgasbäder". Er bespricht nun die beste Methode der Erwärmung solcher kohlensäurereichen Wässer zu Bädern, um ihnen die grösstmögliche Menge von Kohlensäure zu erhalten, und findet als zweckmässigste IMethode die Erwärmung in Badewannen mit doppeltem Boden durch Wasserdämpfe, die in die Zwischenräumen beider Böden geleitet werden. Dies beweist er durch direct deshalb angestellte 354 Literatur. sorgfältige Versuche. Wird nun während der Erwärmung noch Kohlensäuregas in das Mineralwasser eingeleitet, so bleiben bei der Temperatur, die sich für warme Bäder am besten eigne (etwa bis -\- 24*' R.) noch weit grössere Kohlensäuremengen in dem Wasser zurück, als ohne diese Operation. Nach diesem bespricht der Verf. noch die Thermalwässer und giebt zum Schluss noch Betrachtungen über die praktische Anwen- dung der Homburger Quellen, die mit diesem Jahre hergerichteten Kohlensäurebäder, Kiefernadelbäder u. s. w. Aus dem Mitgetheilten ergiebt sich die Reichhaltigkeit dieses sich vortheilhaft von vielen andern Badeschriften unterscheidenden Werkes. Wir vermissen darin mit Vergnügen die breitspurigen Lobeserhebungen der segensreichen Wirksamkeit der Mineralquel- len, und finden statt derselben schlagende Zahlen über die Zunahme der Besucher, sorgfältige Analysen der Wässer selbst, gründliche Angaben über geognostische Verhältnisse, Fassung der Quellen, verdienstvolle Untersuchungen über beste Verwendung der kohlen- säurereichen Quellen zu warmen Bädern, gesunde Ansichten über die „eigenthümliche Wärme" der Thermen, ein lesenswerthes Capi- tel über Molken-Anstalten, AlpenhevT und Bergwiesen, und können mit gut-irm Gewissen das Werk des Fachgenossen (Hr. Dr. J. Hoff- mann ist Besitzer der Engel- Apotheke zu Homburg) den Lesern des Archivs empfehlen. „Der A^erf. hat sich über manche Gegenstände des Quellen- wesens, über denen bis hierher ein gewisses, anscheinend absicht- lich verbreitetes Dunkel ruhte, ohne Hinterhalt ausgesprochen, um den Gegenstand mehr zum Allgemeingut zu machen." Das Publicum ist dem Hrn. Verf. hierfür zu Dank verpflichtet und wird das Gebotene gewiss mit Freuden benutzen. Dr. Hermann Ludwig, ausserord. Prof. lieber das Formelle bei gericlitlich - chemisclien Unter- suchungen von Dr. Johann Kudolph Wild. Cas- sel 1857. Der Verfasser, Ober-Medicinal-Assessor und Apotheker in Cas- sel, hat während seiner 32jährigen Praxis als Apotheker Gelegen- heit gehabt, manche interessante chemisch - toxikologische Unter- suchung vorzunehmen, und dabei die Beobachtung gemacht, wie eine Anweisung zur formellen Behandlung solcher Arbeiten an- gehenden Chemikern nützen könne. Dieses ist die Veranlassung zu gedachter Schrift. Im ersten Paragraph handelt das Werk über Gutachten -Abgabe im Allgemeinen. Der Verf. spricht dabei aus, dass es zweckmässig sei, bei Be- auftragung zu gerichtlich -chemischen Untersuchungen nur tüchtig wissenschaftlich durchgebildete Männer, welche auch mit den nöthi- gen Hülfsmitteln an Büchern, Utensilien, Reagentien versehen seien, auszuwählen. Dabei hat er vollkommen Recht, und es dürfte nicht schwer halten, manche chemisch-toxikologische Arbeit als unhaltbar nachzuweisen, worüber manche Erfahrungen vorliegen. Literatur. 355 Der §. 2. bespricht die Beauftragung zur Abgabe eines Gut- achtens und deren Annahme. Hier warnt der Verf. vor aller Uebereilung, räth die gvösste Vorsicht an und erläutert das durch Beifügung von bemerkens- werthen Beispielen. Im §. 3. ist von den Gerichtsärzten die Rede. Mit seinem Ur- theil über die Qualität der Gerichtsärzte zur Lösung naturwissen- schaftlicher Fragen ist der Verf. sehr zurückhaltend und bescheiden. Man sieht, er möchte liier mehr sagen, aber Niemand verletzen. Die Wahrheit erscheint hier die, dass in solchem Falle selten ein Gerichtsarzt ein gründliches Urtheil abgeben kann. Er kann es meistens nur in Beziehung auf die Wirkung des Stoffes und niuss sein Urtheil erst auf die chemische Prüfung des Chemikers basiren. Deshalb kann in solchen Fällen das Urtheil des Arztes nur einseitig ausfallen; es ist a,lso nothwendig, dass ein Naturkun- diger, Chemiker oder Botaniker hinzutrete. In vielei) Fällen kann dabei ein Apotheker, Avenn er ein wissenschaftlicher Mann ist, der fleissig in seinem Fache und im Besitze nöthiger Hülfsmittel ist, die nützlichsten Dienste leisten, aber man kann nicht alle Apothe- ker dazu gebrauchen, da nicht jeder befähigt, unterrichtet und zu- verlässig genug ist. §. 4. Von den Giften und deren Eiutheilung. — Dieses Capitel ist keinesAvegs bestimmt zu einer umfassenden Betrachtung der Giftstoffe, es enthält vielmehr nur eine sehr einfache Classification. Es betrachtet die Gifte als: 1) ätzende und scharfe, 2) als betäu- bende, 3) als austrocknende und zusammenschnürende. §. 5. Von den Gegengiften. — Bei diesen ist die Anwendung des Eisenoxydhydrats gegen Arsenikvergiftung nicht hervorgehoben und auf die Anwendung des Gerbstoffs bei giftigen Alkaloiden zu wenig Gewicht gelegt. Von Phosphorvergiftungen ist gar nicht die Eede. Leider ist kein sicheres Gegenmittel bekannt: denn die vorgeschlagenen, Chlor und gebrannte Magnesia, haben sich noch nicht bewährt, auch tritt nach gemachten Erfahrungen die Ver- änderung der Blutmasse zu schnell ein. §. 6. Die Chemie in ihrer Anwendung auf Polizei. — Wenn S. 36. angeführt wird, dass die durch die Polizeibehörde angeord- neten Untersuchungen häufig nicht mit der Sorgfalt behandelt wür- den, als die auf Veranlassung des Gerichts, so gilt das wohl nicht im Allgemeinen, sondern nur für einzelne Falle und Orte. Aber in der Eegel sind diese Prüfungen auch nicht .so wichtiger Art. Doch wird der gewissenhafte Chemiker sie ebenfalls mit Umsicht ausführen. §. 7. Strafrechtliche Anwendung der Chemie. — Dem Aus- spruche des Verf, dass die Gegenwart gerichtlicher Personen bei chemischen Untersuchungen mehr hinderlich als nützlich sei, muss ich aus mehrfacher Erfahrung beitreten; doch habe ich auch ge- funden, dass die Obergerichte das Beisein eines Juristen während der Arbeit für unnöthig erklärten. §. 8. Ermittelung der physikalischen EigensclTaften. — Die an- geführten Merkmale sind vollkommen ausreichend. §. 9. Qualitative Analyse. — Die Prüfung der Wirkung der ausgemitteken Giftsubstanzen auf die Pupille eines Thieres ist bis- weilen wichtig und deshalb zu berücksichtigen. 356 Literatur. Die Gegenwart Unberufener ist unnütz und nicht zu dulden. Man trifft bisweilen entgegengesetzte Ansichten. Ein Professor einer Hochschule, welcher mit einer chemisch-toxikologischen Unter- suchung beauftragt war, lud das Publicum dazu ein. §. 10. Mikroskopische Untersuchung. — Die Wichtigkeit steht ausser allem Zweifel. §. 11. Quantitative Analyse. — Den Mageninhalt selbst zu wägen, dürfte in den meisten Fällen unnütz sein, wichtig aber, die Menge des ermittelten Giftes zu bestimmen. §. 12 Die Schriftstücke im Allgemeinen. §. 13. Vom HandprotocoUe. — Der hier gemachte Vorschlag ist beachtenswerth. §. 14. Von der Relation. — Umständlich ist hier alles Nöthige berücksichtigt. §. 15. Obergutachten. — Die Leidenschaftslosigkeit bei Abfas- sung eines Obergutachtens ist durchaus erforderlich, es wird aber dagegen dennoch öfters gefehlt. Die gedachte Schrift ist eine mit Sachkenntniss und praktischer Einsicht verfasste, und deshalb den Chemikern, Apothekern und Aerzten, welche mit polizeilichen oder gerichtlichen Untersuchungen beaufti-agt werden, zu empfehlen. Dr. L. F. Bley. Versuch einer allgemein einzuführenden pharmaceutischen Buchführung von Baur und Lein er. Leipzig und Heidelberg 1856. In der Einleitung sagen die Verf., dass die Fortschritte der Pharmacie die Nothwendigkeit einer wissenschaftlichen Buchhal- tung hervorgerufen. Sie hätten sich bemüht, die rechte Mitte zu halten zwischen einer oberflächlichen Aufschreiberei und einer zeit- raubenden Hin- und Herschreiberei. Capitel Rechnung und Haus- haltung seien von ihnen vollständig von der Buchhaltung des Ge- schäfts getrennt. Folgendes ist die Eintheilung und Einrichtung: Gebiet, Auf- gabe und Vertheilung der Geschäfte des pharmaceutischen Buch- führens. Es wird hervorgehoben, dass bei der eigenthümlichen Stellung des Apothekers der Staat eine Buchführung vom Apotheker zu ver- langen das Recht habe. Das eigentliche Gebiet der pharmaceuti- schen Buchführung zerfalle in eine Geldrechnung und eine Waaren- rechnung, getrennt von Haushalts- und Vermögensrechnung, welche Privatsache sei. System der Buchführung. I. Vermögens -Aufnahme. — A. Inventur des Geschäftsfonds, a) Casse-Inventur. b) Waaren-Inventur. B. Geld -Vermerk. II. Geldrechnung. — a) Tagebuch, Baarlosung. b) Belege zur Einnahme -Rechnung, a. Receptmappe mit Tagesrecepten. ß. Re- ceptkasten mit Monatsreceptur fürs ganze Jahr, c) Belege zur Aus- gabe-Rechnung, Facturen, Frachtbriefe, Quittungen. C. Geldaufschreibung, a) Einnahme- Rechnung, b) Schuldner- Verzeichniss. c) Ausgabe-Rechnung. Literatur. 357 D. Geldzusammenstellung, a) Cassabuch. b) Cassaprüfung. III. Waaren-Rechnung. — E. Waaren-Vermerk. a) Defect-Tafel. a. Präparate, ß. Pulver etc. y- Abzufassendes, b) Giftscheine. F. Waaren - Aufschreibung, a) Elaborationsbuch oder Heft. a. für Präparate, ß. für Pulver. '{. über Trocknen frischer Vege- tabilien etc. b) Giftverkaufsbuch. G. Waarenzusammenstellung. a) Waarenbuch. ct. Arzneiw^aa- ren. ß. Geräthschaften. b) Waarenvorraths-Verzeichniss. Einrichtung und Begründung der Geschäftsbücher. — Hier wird nur das Verfahren erläutert. Geheim-Rechnung. — Zur Uebersicht des Vermögenszustandes. Als Rubriken dienen: 1. Vermögenssache. 2. Mobilien-Iuven- tur. 3. Waaren - Inventur. 4. Familiensache. 5. Pachtverträge. 6. Apotheker-Licenz. 7. Dienstpersonal. 8. Apotheken -Visitation. 9. Gutachten. 10. Militair - Lieferung. 11. Armen - Lieferung. 12. Sehuldenbeitreibung. Bei Einrichtung der Geheim - Rechnung können die Arten der kaufmännischen Buchhaltung ohne Abänderung gelten. Es kann gebucht werden nach Weise der a) Capital - Buchführung ; h) Einfachen Buchhaltung; c) Doppelten Buchführung. Die ganze Einrichtung ist zwar sehr übersichtlich, allein doch nicht so einfach, vielmehr zu mannigfaltig, als dass die Buchfüh- rung für kleinere Apothekengeschäfte recht passend gefunden wer- den könnte, sie dürfte bei ihrer Ausführung zu viel Arbeitskräfte in Anspruch nehmen, für grosse Geschäfte aber würde durchaus ein eigener Buchhalter nothwendig sein. Die Einrichtung lässt sich aber vereinfachen und Unnützes beseitigen, und es steht zu hoffen, dass die Herren Verfasser ihr Werkchen noch einer Umarbeitung unterwerfen, um es so brauchbar als möglich zu machen, wozu viel gutes Material vorhanden ist. Dass dieses bald geschehen möchte, ist sehr zu wünschen. Dr. L. F. Bley. Anleitung zur qualitativen und quantitativen Analyse des Harns, so wie zur Beurtlieilung der Veränderungen dieses Secrets, mit besonderer Rücksicht auf die Zwecke des praktischen Arztes. Zum Gebrauch für Mediciner und Pharmaceuten bearbeitet von Dr. C Neubauer, Assistenten am chemischen Laboratorium zu Wiesbaden, und Dr. J. Vogel, ord. Professor der Medicin und Director der medicinischen Klinik in Halle. Mit 3 lithograph. Tafeln und 21 Holzschnit- ten. Bevorwortet von Prof. Dr. Fresenius. 2te Auflage. Wiesbaden 1856. Die im Jahre 1844 erschienene erste Auflage war schon nach so kurzer Zeit vergriffen. Dr. Neubauer vei-band sich mit dem Dr. J. Vogel, damals noch Professor der Medicin an der Univer- sität Giessen, um das Werk durch eine von diesem bearbeitete „Anleitung zur Beurtheilung der Veränderungen des Harns" für Aerzte noch nützlicher zu machen. 358 Literatur. Der erste Theil enthält die Lehre von den Eigenschaften und dem Verhalten der im Harn vorkommenden Bestandtheile zu "Rea- gentien und unter dem Mikroskope, so wie Anleitung zur qualita- tiven und quantitativen chemischen Untersuchung des normalen, wie abnormen Harns. Die erste Abtheilung handelt von dem physikalischen und che- mischen Charakter des normalen Harns. Normale Harnbestandtheile. Harnstoff. — Die Menge des abgeschiedenen HarnstofiFs ist sehr wechselnd und abhängig von der Nahrung, wie Prof. Leh- mann nachgewiesen hat. Im Durchschnitt enthält der normale Harn 2,5 — 3,2Proc. Harnstoff, von welchem binnen 24 Stunden 22 bisSGGrm. entleert werden. Hinsichtlich des mikroskopischen Ver- haltens ist auf den Funke'schen Atlas verwiesen, aus dem die nö- thigen Figurentafeln entlehnt worden sind. Harnsäure findet sich zu Viooo Theil im Harn nach Leh- mann. Hier ist auch die Rede von den Zersetzungsproducten, als: Alloxan, Alloxantin, Murexid. Hippursäure. — Harnfarbstoffe. — Ueber blauen Farb- stoff sind interessante Beobachtungen mitgetheilt. Kreatinin und Kreatin. Ersteres ist vorzugsweise im Fleische, letzteres im Harn vorhanden, in dem auch ersteres vorkommt. Das Kreatin soll die stäi-kste organische Base des Thierreiches sein; es ist weniger scharf charakterisirt, als das Kreatinin, obschon letz- teres ein Zersetzungsproduct aus ersterem ist. Ei weiss. — Die Vorschrift zur Nachweisung ist eine durch- aus sichere, was um so wichtiger ist, als den Aerzten auf das Vor- kommen desselben im Harn viel ankommt, und die gewöhnliche Weise bloss mittelst Eeagentien oft zu falschen Schlüssen führt. Ebenso ist es bei den Versuchen über Zucker. Gallenstoffe. — Die Auffindung im Harn ist schon schwie- rig. Lehmann hat darüber in seiner physiologischen Chemie Nütz- liches mitgetheilt. Milchsäure ist ebenfalls von Lehmann sehr genau erörtert. Buttersäure findet sich selten ttnd nur in Spuren. Unorganische Bestandtheile. Hier finden sich: Chlornatrium, schwefelsaure Salze, phosphor- saiires Natron, Kalk und Talkerde, Eisen- und Ammoniaksalze, endlich Schwefel was.sersto ff. Als zufällige Bestandtheile sind abgehandelt: Kohlensaure Al- kalien, organische Säuren, neutrale pflanzensaure Alkalien. Harn- säure setzt sich im lebenden Organismus um, zu Harnstoff und Oxalsäure. Freies Jod erscheint im Harn mit Natron. Es finden sich hier eine Menge von Stoffen aufgeführt, welche sich im Harn wieder- finden lassen, wenn sie als Nahrungs- oder Arzneimittel genossen sind. Harnsedimente. — Hier sind die von Scheerer gemachten Beobachtungen benutzt. Nicht-organisirte Sedimente. — Hierunter finden sich die Betrachtungen über Harnsäure, harnsaure Salze, Oxalsäuren Kalk, Erdphosphate, Cystin. Organisirite Sedimente. — Schleim, Blut, Eiter, Harncylin- der, Spermatozoiden. Literatur. 3Ö9 Die zweite Abtheilung umfasst die Gewichtsbestimmungen. — I. Allgemeine Bestimmungen. Specifisches Gewicht. Bestimmung des Wassers. Bestimmung der feuerbeständigen Salze. Bestimmung des Farbstoffes. II. Bestimmung der einzelnen Körper. Hier ist jetzt die Titrir- methode eingeschaltet. Chlorbestirnmung nach Liebig. Als Anhang ist die Queck- silberbestimmung nach Lieb ig angeführt. Harn.stoffbestimmung. — Phosphorsäure. — Schwefelsäure. Zuckerbestinimung mittelst Kupfervitriollösung. ]5ei Ausführung dieser Methode wird mit Eecht die starke Verdünnung empfohlen, sowohl den Harn als die Kupferlösung stark vordünnt anzuwenden. Es wird dann die analytische Bestimmung aller im Harn vor- kommenden Stoffe berührt. Endlich i-st auch die Ausführung der quantitativen Analyse gelehrt; auch eine praktische Anleitung zur approximativen Schätzung gegeben (nach Beneke). Am Schlüsse des ersten Theiles sind analytische J^elege mit- getheilt. Wir können nur unser Urtheil über die erste Auflage des Bu- ches wiederholen, dass das Werk eine höchst dankenswerthe Arbeit ist, welche in der vorliegenden zweiten Auflage noch wichtige schätzbare Erweiterung erhalten hat und deshalb die weiteste Ver- breitung verdient unter Chemikern wie Aerzten. Zweiter Theil. Die Semiotik des menschlichen Urins oder Würdigung und Bedeutung der Veränderungen dieser Flüssigkeit, mit besonderer Eücksicht auf die Zwecke des praktischen Arztes, von Julius Vogel. In der Einleitung spricht sich der Verf. auf eine entschiedene Weise gegen den Missbrauch der Beurtheilung der Krankheiten aus dem Urin aus, weiset aber auch hin auf den ansehnlichen Nutzen bei richtiger Kenntniss. Die erste Abtheilung umfasst die qualitativen Veränderungen des Urins und der Harnsedimente. Harnfarbe. — Die Farbe ist ein wichtiges Zeichen für den Arzt zur Beurtheilung eines Krankheitszustandes; so ist die Gegen- wart eines blassen Urins ein fast absolut sicheres Zeichen des Nicht- stattfindens einer heftigen acuten fieberhaften Krankheit. Die ab- normen Färbungen des Urins zerfallen in zwei Gruppen: a) wesent- liche, bedingt durch Blutfarbstoff, G allen farbstoff, Uroxanthin, Uro- glaucin undUrrhodin; b) zufällige, aus Speisen, Getränken, Arz- neien herrührende; so kann nach dem Gebrau clie von Senna und Eheum eine braunrothe, ja blutrothe Färbung -des Urins entstehen. Geruch des Urins ohne Wichtigkeit. Trübe oder klare Beschaffenheit. Chemische Eeaction des Urins. — Wichtig für den Arzt ist die saure oder alkalische Eeaction Hier sind wenige aber wich- tige Fingerzeige gegeben. Das Auftreten ungewöhnlicher abnormer Bestand- theile im Urin. — Der Verf. bemerkt, dass die Erkennung nicht ganz leicht sei. Mittelst Salpetersäure, welche bei Gegenwart von viel Eiweiss eine intensiv weisse Trübung, ja Bildung eines weissen Magma veranlasst, kann die Gegenwart nicht leicht verkannt wer- den, wenn die Menge ansehnlich ist, bei geringen Mengen hingegen, wo kaum merkliche Trübung eintritt. Man soll ein Liqueur-Gläs- 360 Literatur. eben zu 2/3 mit Harn füllen und dann langsam Salpetersäure tro- pfenweise an dem Glase hinzulaufen lassen, so dass diese unten sich sammelt. Bei Gegenwart von Eiweiss entsteht eine trübe, nach oben scharf abgegrenzte Schicht, welche eben dieses Con- trastes wegen nicht leicht übersehen wird und so leicht geringe Spuren von Eiweiss zu erkennen giebt. Bei Gegenwart von harn- sauren Salzen entsteht zwar auch eine Trübung, die aber nur nach vinten hin gegen die Säureschicht scharf abgegrenzt scheint, wäh- rend sie nach oben hin in wolkigen Streifen fast den ganzen Harn durchzieht. Es wird ferner bemerkt, dass das Erkennen des Eiweiss durch Aufkochen des Urins täuschen könne; die entstehende Trübung könne bisweilen von phosphorsauren Erden abhängig sein, ohne dass Eiweiss zugegen sei. Auch wenn der Urin alkalisch, sei die Gegenwart des Eiweiss nicht durch Coaguliren erkennbar. Es werden so alle wichtigen Bestandtheile des Urins betrachtet und die Erkennungszeichen der krankhaften Symptome daran ge- knüpft. In einer Schlussbetrachtung werden einzelne Krankheits- fälle durch Mittheilung der Krankengeschichte erläutert. Ange- hängt sind 3 Tafeln mit sehr sorgfältigen Abbildungen von mikro- skopischen Erscheinungen der im Urin vorkommenden Körper, so wie eine Farbentabelle für den Urin, nebst einer Erklärung. Auch findet sich eine Preistabelle der zur Harnanalyse nöthigen Gegen- stände von Lehmann und Kugler in OfFenbach, so wie der Apparate von J. H. Niemann in Alfeld im Königreich Hannover. Die Ausstattung ist dem Innern Werthe des Werkes würdig entsprechend. Dr. L. F. Bley. 361 Zweite Abtheilung". Vereins -Zeitung, redigirt vom Directorium des Vereins. 1. Zur Reform der Pharmacie. Stadtkyll, den 20. November 1856. Verehrter Herr Oberdirector! Der rheinpreussischen Apotheker, welche dem deutschen Apo- theker-Verein zugethan sind, sind wenige, und wird die Zahl immer kleiner. Woran liegt das? Glauben möchte ich, dass die Nicht- mitglieder unsers Vereins Zweck und Ziel dieses nicht kennen. Und ist doch vmser Zweck und unser Ziel so nützlich für das öffentliche Wohl, wie nöthig, auch löblich und ehrend für unsern Stand. Sollte man annehmen wollen, diejenigen Apotheker Rheinpreus- sens, welche dem Vereine nicht angehören, seien brodneidisch, un- coUegialisch, selbstsüchtig, unopferwillig für einen rühmlich beste- henden Verein, indifferent gegen pharmaceutische Wissenschaften und entsprechende Leetüre wie Studien, so möchte das nicht immer zutreffen. Viele Apotheker sind nicht im Vereine, weil sie mal nicht wollen; andere sind zu beschränkt, allerdings nicht im Kopfe, sondern, wie man sagt, im Beutel, denn dieser schrumpft, nachdem die Examengelder verausgabt sind, oft so zusammen, dass er nicht einmal mehr Raum hat für etwas Unmaterielles, als da sind: Ge- danken, die dahin sich richten, wo grosses rühmliches Streben besteht u. s. w. Es sind freilich die Zeiten längst vorbei, wo der Apotheker so gestellt war, dass er ohne Sorge um die Existenz sich nachhaltig nebenbei den Wissenschaften widmen konnte. Heut' zu Tage ist es ungleich kostspieliger, naturwissenschaftliche Studien und For- schungen zu treiben, als ehemals. Die Apothekergeschäfte lohnen sich durch die Taxe und eigenthümliche Richtung der Heilkunde ungleich weniger, als vormals. Das Geld hat ungleich geringeren Werth, als ehemals. Der Apotheker muss also mehr von diesem (Geld-Tauschmittel) haben als sonst; unrichtiger Weise ist es aber nicht so: es entbehrt dieser Stand eines natürlichen Schutzes; sich selbst helfen kann er nicht, wie viele andere Stände, weil seine Wirksamkeit in enge Grenzen gebannt ist. Dass der Verein in der Rheinprovinz so gering der Zahl nach vertreten ist, mag auch daher kommen, dass fast nie Kreisversamm- lungen abgehalten werden. Solche Versammlungen, wozu auch Nichtmitglieder eingeladen werden, sind der Vermehrung des Ver- eins, daher Vermehrung alles Guten, sehr dienlich. Im Kreise Eifel hat fast jedes Jahr eine Kreisversammlung statt gefunden, Arch. d. Pharm. CXXXIX.Bds. 3.Hft. 24 362 Vereinszeitung. die freilich nie stark besucht werden konnte, bei jedem Theilneh- menden aber nützliche und angenehme Erinnerungen hinterlassen hat. Durch das geschmälerte Einkommen, dabei Theurerwerden aller Bedürfnisse, muss man jetzt ohne Gehülfen das Geschäft be- treiben, es konnten daher an der auf den 29. September d. J. in Prüm anberaumten Kreisversammlung nur wenige anwesend sein. Es wäre sehr zu wünschen, wenn doch höchsten Ortes klar gemacht würde, wie dringend nöthig es ist, dass das Einkommen der Land- Apotheker verbessert werde. Will man, der grösseren Apotheken- geschäfte wegen, die Grundsätze, woraus man dem Apotheker sein Einkommen resultirt, nicht ändern, dann möge man aber wollen müssen, dass denjenigen Apothekern, welche an Orten wohnen, wo nur ein Arzt existirt, vom Staate oder von den betreffenden Ge- meindebezirken, wofür die Apotheke angelegt ist, baarer Zuschuss geleistet werde. Es wäre dieses viel erspriesslicher für das Publi- cum, als wenn der Apotheker gezwungen ist, Nebengeschäfte zu treiben. Die Apotheken werden des Publicums wegen concessionirt, weshalb auch das Publicurri die moralische Verpflichtung hat, für entprechendes Bestehen der Apotheken verantwortlich zu sein. Die Apotheken sind sanitätspolizeiliche Anstalten, es hat also das sani- tätspolizeiliche Regime die Verpflichtung, den Apotheker so zu stel- len, dass er als solcher pure bestehen kann. Nachtheilig ist dem Vereine, dass viele Kreisdirectoren gar zu viel Beitragsgeld an Porto verbrauchen, ausser Verhältniss stehend mit den Ausgaben für Journale. Man sehe nur die Rechnungs- ablage im December-Hefte 1855. Erfreulich ist es, dass die Mehrzahl der Apotheker des Regie- rungsbezirks Trier unserm Vereine angehören, und wollen wir hoffen, dass wir dieses auch mit der Zeit von den andern rheini- schen Regierungsbezirken sagen können. Auch ist aufrichtige Col- legialität in unserm Regierungsbezirke vorherrschend. Unser hu- mane Chef, der Geh. Reg.-Med.-Rath Dr. Tobias in Trier, Kenner der pharmaceutischen Verhältnisse, hat auch Freude an den Apo- thekern seines Bezirks und hält sie werth; hinwiederum ist dieser kenntnissreiche Herr geliebt und hochgeachtet, und bringt jeder Apotheker gern ein Opfer, um den Anordnungen eines solchen Vor- gesetzten vollständig zu genügen. Gott gebe dem Guten und Nützlichen Anerkennung und gebüh- renden Lohn. Stets mit Hochachtung Ihr ergebener Diener der Kreisdirector C. D. Ibach. Auf den Wunsch des Herrn Verfassers theilen wir seine Zu- schrift mit. Wenn die Lage der Apotheker verbessert werden soll, so wird dazu die erste Bedingung sein, dass sie einig zusammen- stehen und das Ziel treuester Pflichterfüllung festhalten in dem Streben, wissenschaftlich im Niveau der Fortschritte zu bleiben, nicht ermüden und gemeinsam die Schritte zur Abstellung der Be- drängniss der Pharmacie durch Pfuscherei und Quacksalberei thun. Die Collegen mögen in Kreisversammlungen umsichtig in gesetz- licher Weise die Sachlage berathen, damit in der Generalversamm- lung weitere Beschlüsse gefasst werden können, wozu das Direc- torium gern mitwirken will. Das Directorium. Vereinszeitung. 363 In Sachen der Gehülfen- Unterstützung. Das Directorium des norddeutschen Apotheker- Vereins hat mit dem Novemberhefte des Archivs eine Aufforderung an sämmtliche Gehülfen und Lehrlinge wegen Betheiligung an der Unterstützungs- casse mit der Verwarnung ergehen lassen, dass nach den Statuten des Vereins in Zukunft nur Diejenigen unterstützt werden sollen, welche Beiträge zu der Unterstützungscasse geleistet haben. Obgleich das genannte Institut ein so höchst wohlthätiges ist, dass Niemand den grossen Segen desselben in Abrede stellen kann, — obgleich es an Aufforderungen, hierbei sich zu betheiligen, nie fehlt und nie gefehlt hat, — obgleich das in Anspruch genommene Opfer ein so geringes ist, dass es Jeder zu bringen im Stande ist, — und obgleich Niemand weiss, in welche Lage des Lebens er über kurz oder lang unverschuldet gerathen kann, so betheiligen sich nach den vorliegenden Erfahrungen die Herren Gehülfen nicht allgemein an dieser höchst nützlichen Einrichtung der Gehülfen- ünterstützung. Es geschieht dies nicht sowohl aus Mangel an Wohl- thätigkeitssiun — welchen ich vielmehr in einem vorliegenden Falle, wo ich ihre Hülfe anrief, rühmend und dankend anerkennen muss — sondern es hat vielmehr feinen Grund in dem Unterlassen einer auf die Selbsterhaltung gerichteten Pflicht. Mir liegt eine Geschichte vor, die recht klar und deutlich zeigt, wie ohne alle Ahnung das Unglück über Jemand hereinbrechen und ohne eigenes Verschulden die eigene Existenz aufs Gefährlichste bedrohen kann. Ein junger Mann, der in meinem Geschäfte früher einige Jahre arbeitete, sich durch Zuverlässigkeit und sittliche Führung auszeich- nete und dieses Lob in seinen weiteren Conditionen erntete, litt an einiger Schwerhörigkeit, die ihn aber nicht hinderte, seine Staats- prüfung vor der delegirten Examinations-Commission in Breslau recht gut zu bestehen. Nachdem er wieder in Condition gegangen, verlor er während eines heftigen Schnupfens das Gehör gänzlich, verfiel in eine langwierige Unterleibskrankheit und wurde so mit Einem Male in die trostloseste Lage versetzt. Mittellos, krank und ohne augenblickliche Hülfe, schilderte er mir seine Lage in der unglücklichsten Gemüthsstimmung, und bedauerte es dabei aufs Höchste, dass er nur Ein Mal einen Beitrag zur Gebülfen- Unter- stützungscasse geleistet habe und dadurch wahrscheinlich einer Unterstützung aus jener Gasse verlustig gehen werde, deren er jetzt so dringend bedürfe, und zwar um so mehr, wenn sich sein Gehör bis zu dem nöthigen Grade nicht wiederfinden sollte, um das erlernte und liebgewonnene Fach ausüben zix können. Auf meine diesfällige Bitte waren die Herren Collegen, so wie die Herren Gehülfen meines Verwaltungsbezirks so freundlich, nam- hafte Unterstützungen für den Unglücklichen zu zeichnen und ein- zusenden, und finde ich mich veranlasst, meinerseits den gütigen Gebern hiermit öffentlich zu danken. Hätte der junge Mann sich einen Anspruch an die Unter- stützungscasse durch fortlaufende Beiträge erworben, so hätte er bei seinem grossen Unglücke den Trost, dass durch eine Unter- stützung aus der Gehülfen-Unterstützungscasse wenigstens für einen Theil der nothwendigsten Lebensbedürfnisse gesorgt wäre. So wie seine Lage jetzt ist, ist sie im höchsten Grade beklagenswerth. Nicht das Alter allein und die Abnahme der Kräfte vermag eine Unfähigkeit für die Ausübung des Berufs herbeizuführen, auch der Jugend stehen die Gefahren offen, die unverschuldet über sie 24* 364 ' Vereinszeitung. hereinbrechen können. Eine ernste Mahnung, die dargebotene Ge- legenheit nicht unbenutzt vorübergehen zu lassen, um in der Zeit der Noth auf eine sichere Hülfe rechnen zu können! Einen Beleg für die Richtigkeit dieses Ausspruches hielt ich für Pflicht im Interesse der jüngeren Fachgenossen in der Geschichte dieses Unglücklichen niederzulegen. Stehen ähnliche Fälle auch vereinzelt da, so kann doch Keiner behaupten, dass er davon ausgeschlossen bleibe; Jader kann einem traurigen Geschick unerwartet verfallen, und die Pflicht der Selbst- erhaltung gebietet, den traurigen Folgen dieser Möglichkeit recht- zeitig vorzubeugen. Grünberg in Schlesien. Weimann. 3. Vereins -Angelegenlieiteii. Veränderungen in den Kreisen des Vereins. Im Kreise Fulda ist eingetreten: Hr. Dannenberg in Fulda an Stelle des Hrn. Giesse. Ln Kreise Eschwege wird mit Ende d. J. ausscheiden: Hr. Schaumburg in Roten- burg. Im Kreise Cassel scheiden aus zu Ende d. J.: Hr. Biede in Carlshafen und Hr. Thurm in Zierenberg. Itu Kreise Berlin ist eingetreten: Hr. Apoth. Simon in Berlin. Im Kreise Siegen ist Hr. Apoth. Lang in Gladenbach gestorben. Im Kreise Königsberg i. d. N. sind eingetreten: Hr. Apoth. Brüning in Zehden, „ „ Jädicke in Lippehne. Im Kreise Grüneberg ist eingetreten: Hr. Apoth. Dräger in Grüneberg. Im Kreise Hannover ist eingetreten: Hr. Apoth. und Fabrikant Stackmann in Lehrte, dem zugleich die A'^erwaltung des Kreises an Stelle des Hrn. Dr. Stromeyer übertragen ist. Im Kreise Leipzig ist Hr. Apoth. Rüg er in Brandis eingetreten. Im Kreise Oels ist eingetreten: Hr. Apoth. Lange in Pless. Im Kreise Erfurt ist eingetreten: Hr. Apoth. Walther in Mühlhausen. Seinen Austritt pro 1858 hat angezeigt: Hr. Dr. G rag er daselbst. Als auswärtiges Mitglied ist beigetreten: Hr. George Jess^ Trost in Colchester. Im Kreise Breslau sind ausgetreten: Hr. Apoth. Noehr und Hr. Apoth. Geissler in Breslau. Eingetreten ist: Hr. Apoth. Heinrich daselbst. Vereinszeitung. 365 Im Kreise Gör'litz ist Hr. Apoth. Gasten in Muskau eingetreten. Ebenso Hr. Fabrikant Fellgiebel in Schönberg, als ausserord. Mitglied. Im Kreise Neisse sind ausgeschieden: Hr. Apoth. Witzel in Neisse, Hr. Ru- precht in Zülz, Hr. Wetzchky in Gnadenfeld; eingetreten: Hr. Ernst in Neisse, Hr. Wehl in Zülz. Im Kreise Altenburg ist ausgetreten: Hr. Medicinalrath Dr. Seh u bar t. Im Kreise Weimar ist Hr. Hof-Apoth. Ho ff mann in Weimar in Stelle seines ab- gehenden Vaters, des Hrn. Bergraths Dr. Ho ff mann eingetreten. Im Kreise Düsseldorf ist Hr. Apoth. Kemmerich in Wevelinghoven wegen nicht erfüllter Verbindlichkeit gestrichen und wird für seine Reste ge- richtlich in Anspruch genommen werden. Hr. Apoth. Rave in Geldern hat seine Apotheke verkauft. Hr. Burdach ist aus Diis- seldorf nach Pinsterwalde gezogen. Hr. Gattung in Vierssen ist gestorben und die Apotheke in die Hände des Hrn. Zapp, früher in Crefeld, übergegangen. Hr. Dür seien aus Odenkirchen befin- det sich in unbekannter Abwesenheit. Hr. Kreisdir. Dr. Schlienkamp, welcher vom Januar 1856 an die Verwaltung des Kröises übernommen, ist bemüht, wiederum die regelmässige Ordnung herzustellen. Im Kreise St. Wendel ist Hr. Apoth. Kühl in Kreuznach eingetreten. Im Kreise Aachen wird Hr. Becker in Eschweiler mit Ablauf des Jahres aus- scheiden. Aus Washington hat die Smithsonian Institution mehrere interessante Werke zur Bibliothek eingesandt. Notizen aus der Generalcorrespondenz des Vereins. Von Hrn. Vicedir. Dr. Wild wegen An- und Abmeldungen von Mitgliedern. Von HH. Hornung, Prof. Dr. Lander er, Dr. Witt- stein, Dr. Lucanus, Apoth. Engel, Dr. Ramdohr, Kreisdir. Weimann, Beiträge zum Archiv. Von HH. Kreisdir. Dr. Mül- ler, Vicedir. v. d. Marck, Vicedir. Bucholz, Vicedir. Vogel, Vicedir. Grischow, Dir. Dr. Geiseler, Vicedir. Werner, Vicedir. Berg-Comm. Retschv, Dir. Faber, wegen Zutritts von Mitgliedern, Tod des Hrn. Lang'in Gladeubach. Von Hrn. Dir. Dr. Riegel Bei- trag für die Bibliothek, de.sgl. von HH. Hofr. Dr. Stöckhardt, Dr. Stammer u. Dr. Wittstein. Von Hrn. Vicedir. Brodkorb wegen Leiturg der Journalzirkel. Von Hrn. Kreisdir. Muth eben deshalb. Von HH. Vicedir. Grischow und Apoth. Franckwegen Ehrenerweisungen an verdiente Mitglieder. Von Hrn. Clifford wegen Mitgliedschaft des Vereins. Von Hrn. George Jesse Trost in Colchester wegen dergl. Von Hrn. Kreisdir. Dr. Tuchen in Naumburg Einsendung des Legats des verstorbeneu Hm. Collegen Staacke in Freiburg von lÜOl^ zur Gehülfen-Unterstützung. Von 366 Vereinszeitung. Hrn. Dr. Felix Flügel Einsendung mehrerer Schriften der Smiih- sonian Society in Washington. Von Hrn. Hendess wegen Arbeit fürs Archiv. Von Hrn. Prof. Dr. Ludwig desgl. Von HH. Prof. Dr. Heintz und Prof. Dr. Ludwig wegen der neuen Vorlesungen im Sommer - Semester. Von HH. Kreisdir. Lehmann, Kreisdir. Brückner und Kreisdir. Müller wegen Beiträge zu M eurer 's Stiftung. Von Hrn. Med.-Eath Dr. Müller wegen seiner Stipen- dien-Stiftung. Von Hrn. Hofrath Dr. von Martius wegen Bei- träge zur Flora hrasüiensis. Von HH. Kreisdir. Schumann, Kreis- dir. Knorr und W ei mann wegen Pensionen für einige hülfs- bedürftige alte Gehülfen. Von Hrn. Dr. Eeichardt wegen Redac- tionsarbeiten. Von Hrn. Commerzrath Fr. v. Job st Notizen über pharmakognostische Gegenstände. 3. Zur Mcdicin und Toxikologie. üeher Syrupus und Conserva Mari veri ; von Dr. Lucanus. In beiden Formen ist Marum verum in neuester Zeit mit so ent- schieden günstigem Erfolge gegen Krampf husten, selbst gegen Keuch- husten angewendet, dass es namentlich in Berlin sehr schwer hält, frisches Kraut aufzutreiben. Die Conserve, aus 1 Th. frischem Kraut und 2 Th. Zucker für jeden Fall frisch bereitet, wirkt am sichersten und schnellsten, aber da es an frischem Kraut fast überall fehlt, so muss man zum. Syr. Mari veri seine Zuflucht nehmen. 1 Unze frisches oder V2 Unze trocknes Kraut wird mit 1 Unze Wein, Madeira oder Cherry, drei Stunden lang erweicht, dann 2V2 Unzen kochendes Wasser zuge- setzt und nach zweistündiger Infusion colirt und gepressi, damit man 3 Unzen Flüssigkeit erhält, aus welcher man mit 4 Unzen Zucker den Syrup nur durch Auflösen bereitet. Nachweisuugen von frischem Kraut werden Vielen willkom- men sein. Peretti's Chinap^^äjyarat, dessen Wirksamkeit gegen Wechselfieber gerühmt vnrd, berei- tet man auf folgende Weise: Gröblich gepulverte Chinarinde wird mit siedendem Alkohol von 35" ausgezogen, die erkaltete Flüssig- keit filtrirt, hierauf ein wenig Wasser zugesetzt und der Alkohol im Wasserbade abdestillirt. Den Rückstand verdampft man bis zur Syrupsconsistenz und setzt dann das 10 — 12fache destillirten Wassers zu. Auf diese Weise wird der grösste Theil des China- roths abgeschieden. Man filtrirt, verdampft das Filtrat wie früher, verdünnt mit der gleichen Menge Wasser und wiederholt diese Behandlung so lange, bis das erhaltene Extract sich auf Zusatz von Wasser nicht mehr trübt. Hierauf verdampft man bis zur Trockne. Das so erhaltene Präparat, welches das wirksame Princip der Chinarinden als Chinasäure und chinagerbsaure Salze enthält, ist löslich in Wasser und Alkohol, besitzt einen bittern, adstringiren- den Geschmack, eine röthliche durchscheinende Farbe und ist schwach sauer. {Giornale difarm. et di chim. di Torino. — Journ. de Pharm. d'Anvers. Dec. 1856.) A. 0. Vereinszeitung. 367 Ueber einige Cautelen, welche hei gerichtlich- chemischen Untersuchungen zu beachten sind. Es ist bekannt, dass bei gerichtlich-chemischen Untersuchungen die grösste Accuratesse und Vorsicht angewandt werden muss, wenn man durch Nichtbeachtung derselben nicht zu falschen Schlüssen gelangen will. In Beziehung auf diesen Gegenstand macht nun Dr. L. A. Büchner auf verschiedene Vorsichtsmaassregeln aufmerk- sam, die angewendet werden müssen, wenn bei dergleichen Unter- suchungen ein sicheres Resultat erzielt werden soll. So werde z. B. noch immer die Meinung aufrecht ei'halten, dass bei Vergiftungen der Hauptsitz des Giftes der Magen sei, und dass dieser daher und dessen Inhalt hauptsächlich der Untersuchung zu unterwerfen sei, während manche Gifte, den neueren Erfahrungen zufolge, doch leicht in die zweiten Wege übergehen. Es sei demnach nicht ge- nug, die Untersuchung auf den Magen allein und dessen Centralis zu richten, sondern es müsste dieselbe auch auf die übrigen Theile des Verdauungscanais und selbst auch auf andere Organe ausge- dehnt werden. Buchner führt dabei an, dass bei einer Arsenik- vergiftung, deren Untersuchung ihm übertragen wäre, im Magen, selbst durch die empfindlichsten Reagentien und durch die genaueste Untersuchung, nur eine Spur Arsenik hätte aufgefunden werden können, während dieses Gift mit Leichtigkeit in den untersten Thei- len des Dickdarms nachgewiesen wurde. Vor Allem macht B u ch n e r, bei einer Prüfung auf Arsenik, auf die Schneider'sche Methode aufmerksam, die in der Destillation des zu untersuchenden Körpers mit Kochsalz und Schwefelsäure besteht, wodurch das etwa vorhandene Arsenik in Arsenikchlorid ver- wandelt wird, und welche Methode in den meisten Fällen, wo es sich bloss um Ausmittelung von Arsenik handelt, als die leichteste und sicherste empfiehlt. Da es jedocli nicht selten vorkommt, dass bei Anwendung dieser Methode schweflige Säure auftritt, die sehr stö- rend bei der Operation einwirken kann, indem sich dieselbe im Marsh'schen. Apparate mit dem Wasserstoff zu Schwefelwasserstoff verbindet, dieser letztere aber wieder in der Glühhitze zersetzt wird, indem der sich abscheidende Schwefel mit dem Ai-senik Schwefel- arsenik bildet, so dass anstatt eines Metallringes von Arsen ein sol- cher von gelbem Schwefelarsen erhalten wird. Diesem Uebelstande lässt sich nach Buchner sehr leicht vor- beugen, wenn dem sauren Destillat ein Paar Körnchen chlorsaures Kali zugesetzt und dasselbe so lange erwärmt wird, bis dieses fast nicht mehr nach Chlor riecht. Hierdurch soll die geringste Spur schwefliger Saure aus dem Destillate entfernt werden, so dass weiter keine störende Einwii-kung davon zu befürchten ist. Ausser- dem wird auch angerathen, bei der Mengung der zu prüfenden Substanz mit Kochsalz gleich anfänglich etwas chlorsaures Kali zu- zusetzen, um dadurch von vornherein der Bildung von schwefliger Säure vorzubeugen. Sollte die anzuwendende Schwefelsäure etwa schweflige Säure enthalten, wie dies wohl vorkommt, so wird ein Zusatz von Chlor- wasser und Erwärmen der Säure vor ihrer Anwendung empfohlen. Um die Arsenikringe von denen des Antimons zu unterscheiden, wird die Pettenkofer'sche Methode, über die erhitzten Ringe Schwe- felwasserstofi^ streichen zu lassen und sie dadurch in leicht zu un- terscheidende Schwefelmetalle zu verwandeln, als die bequemste und sicherste empfohlen. {Buckn. Bepert. Bd. IV. H, 3.) O. 368 Vereinszeitung. Zur Verdauungslehre. Ueber die Verdauung stärkemehlhaltiger Stoffe hat der P. B. Ayres Untersuchungen angestellt, deren Resultate von den bis- herigen Annahmen zum Theil bedeutend abweichen. 1. Die Stärke- körner bestehen aus zwei in chemischer und gewerblicher Hinsicht verschiedenen Substanzen, einer Zellenhaut und einem gleichartigen Inhalte. 2. Älit der rohen und gekochten Stärke geht während ihres Aufenthalts im Magen der vierfüssigen Thiere und Vögel keine merkliche Veränderung vor. 3. Die Umwandlung der gekoch- ten Stärke in Dextrin und Traubenzucker wird hauptsächlich in den ersten Zellen des Dünndarms bewirkt, findet aber auch im fer- neren Verlaufe des Darmcanals statt. 4. Im Magen wird die Stärke nicht umgewandelt. Darum ist weder der Speichel noch der Magen- saft das Lösungsmittel bei der Verdauung, obgleich der Speichel für sich sie zu lösen vermag. 5. Gekochte Stärke wird viel leich- ter verdaut als rohe. 6. Galle wirkt nicht auf die Stärke und der Saft der Bauchspeicheldrüse scheint ebenfalls wenig verändernd einzuwirken. 7. Dagegen ist der Darmschleim ein wirksames Lö- sungsmittel. 8. Ist die Speise zu fein zertheilt, oder unfähig, im Magen coagulirt zu werden, so geht sie zu schnell in den Dünn- darm über und wird nur unvollkommen verdaut, ebenso wenn die Speise aus zu harten Stücken besteht, wo dann nur die äussere Schicht verdaut wird. Diese Sätze dürften namentlich in Betreff der Fütterung vieler Thiere mit stärkemehlhaltigen Stoffen, z. B. Kar.toffeln, auch für den praktischen Oekonomen nicht ohne Interesse sein. (Philos. Mag. — Hall. Ztschr. f. d. ges. Ndturw.) B. Ein sächsischer Förster Namens Gastell, der nunmehr 82 Jahre alt geworden, und das Geheimniss nicht mit sich in die Erde nehmen will, veröffentlicht folgendes Mittel gegen den Biss toller Hunde, welches er seit 25 Jahren gebraucht, und womit er Vielen, Men- schen und Vieh, geholfen haben will. Man besorge sogleich war- men Essig oder laues Wasser, wasche die Wunde aus und trockne sie; alsdann giesse man einige Tropfen Salzsäure in die Wunde, weil mineralische Säure das Speichelgift auflöst, wodurch die böse Wirkung aufgehoben wird. {Bl. f. H. u. Gew. l856.) B. Als Gegengift gegen Strychnin empfiehlt Pindell das Fett, nachdem er in seiner ärztlichen Praxis wiedei-holt die Erfahrung gemacht hatte, dass das Strychnin in doppelt und dreifach so starken Dosen, worin es sonst avxgen- blicklich tödtet, in Verbindungen mit Fett angewendet keinerlei Vergiftungssymptome hervorruft. (Journ. de Pharm, et de Chim. Fdvr. 1856.) _____ ^- Ö- Odontine. Odontine, ein sehr häufig gegen Zahnschmerz in Gebrauch ge- zogenes Mittel besteht aus: Cajeputöl 1 Scrupel, Wacholder- und Nelkenöl von jedem 1/2 Drachme in 1/2 Unze Schwefeläther aufge- löst. (Würzb. gem. Wochenschr. 1866. N0.I8.) B. Vereinszeitung. 369 4. Zur Naturgeschichte. Notizen zur Naturgeschichte von Griechenland; von X. Land er er. Ueber die in Griechenland vorkommenden Vögel. Da sich wahrscheinlich unter den mir befreundeten Lesern des Archivs einige Collegen befinden, die sich mit Ornithologie mehr oder weniger beschäftigen, so wage ich es, deren Aufmerksamkeit auf diesen Gegenstand zu lenken und die im heutigen Griechenland vorkommenden Vögel aufzuzählen- und mit kleinen Notizen aus den Schriften der Alten auszustatten. Unter den Raubvögeln ist vor allen Catliartes percnopterus oder Neophron percnopterus zu nennen. Derselbe kommt gegen Ende Aprils nach Griechenland, nährt sich von Aas, findet sich häufig mit Vultur albicollis, V. fulvus, V. cinereus zusammen und zankt sich häufig mit den in Griechenland so häufig vorkommenden, schakalartigen, halbwilden Hunden um das auf den Feldern herum- . liegende Aas. Da dieser Raubvogel, desa die Landleute Orneon nennen, unter den Heerden grossen Schaden anrichtet, so suchen die Leute ihn auf jede Weise zu erhaschen, was durch Schiessen oder noch häufiger durch Erschlagen auf folgende Weise bewerk- stelligt wird. Sieht man ihn in der Luft umherschwirren, so wird irgend ein Aas oder auch ein Stück Fleisch auf das Feld hinaus- geworfen, jedoch in die Nähe eines Hauses oder einer Kirche, um sich verstecken zu können, und mit langen Stangen versehen erwartet man den sich allmälig nähernden und auf das Aas niederstürzenden Adler. Theils aus Hunger, theils aus Fresssucht wird das Thier aufgezehrt, so dass der Adler nun nicht mehr im Stande ist, sich in die Höhe zu heben, sondern nur laufen kann. In diesem Augen- blicke nähert sich der Wächter mit der Stange, sucht ihn auf den Kopf zu schlagen, ihn taumelig zu machen und zu fangen. Auf solche Weise gefangene Adler werden häufig in die Städte lebendig gebracht und für 5 — 6 Drachmen verkauft. Zu den Son- derbarkeiten in Betreff des Aasgeiers gehört Folgendes : Im Jahre 1838 wiirde ein Aasgeier in Sparta erschossen. Derselbe hatte auf der Rückseite seines linken Flügels, zwischen den beiden Röhren- knochen, ein eisernes, m.it scharfen Widerhaken versehenes Pfeil- stück von 5 — 6 Zoll Länge stecken, in dem sich noch 2 — 3 Zoll des hölzernen Pfeiles befanden. Dieses Wurfgeschoss scheint afri- kanischen Ursprungs zu. sein, in Griechenland findet sich dasselbe wenigstens nicht, und wahrscheinlich war dieser verwundete Aasgeier aus Afrika nach Griechenland gekommen. Vultur fulvus. Sapxocpdvo?. V. leucocephalus. Findet sich in allen Peloponnesischen Gebirgen und auch in unbewaldeten Gegen- den Rumeliens. Der Geruchssinn dieses Geiers ist bewundenmgs- würdig. Kaum wird ein gefallenes Thier auf ein nahe gelegenes Feld hinausgeworfen, so findet sich derselbe zugleich mit den Hun- den ein und in wenigen Stunden ist ein ganzes Kameel oder Pferd bis auf die Knochen verzehrt. Die Ueberreste werden sodann von den Raben aufgezehrt. Auch diese Geier werden oftmals von den Bauern erschlagen, indem sie, nachdem sie gesättigt sind, faul und unbeweglich wie Statuen mit eingezogenem Halse auf den Felsen reihenweise sitzen bleiben, so dass man nur, im Falle man in deren Nähe kommt, aus der Bewegung sich überzeugen kann, dass sie 370 Vereinszeitung. lebende Wesen sind. Das Fleisch dieser Thiere besitzt einen sehr bemerkbaren Moschusgeruch. Vultur alhicollis findet sich in Gemeinschaft mit V.fulvus beim ,Verzehren des Aases. Aegypius cinereus. V. cinereus. Nistet auf den steilsten Felsen der kahlen Gebirge, steigt jedoch im Winter, wo die Heerden sich in den Ebenen finden, bis zum Meeresufer herab. Gypaetos barbatus. Dieser Vogel wird von den Bauern, und namentlich von den Hirten, seiner Raübsucht und Gefrässigkeit wegen eben so sehr gefürchtet, als die Wölfe und Schakale; frisst jedoch nur selten Aas. Auf dem Parnass wurde ein solcher Gypaetos von den Bauern mit Knitteln erschlagen, während er an einem Winterabende ein am Pfahle bratendes Lamm entführen wollte; er fiel todt in die Flamme. Die Eömer nannten ihn Bartgeier, Ossifraga. Von den eigentlichen Adlern findet sich der wirkliche Adler — Aqua reale — Aquila chrysaetos — sehr selten in Griechenland. Dieser Adler war dem Jupiter geweiht. Kaum ergreift er die zit- ternde Beute mit seinen durchdringenden Kralleu, so endet dieselbe unter Convulsionen. Ist das erbeutete Thier ein Huhn, so rupft er demselben am Bauche und zwischen den Füssen die Federn aus, dann beginnt er die Eingeweide herauszureissen und Stück für Stück mit Hastigkeit zu verschlingen. Aquila fulva. Aquila nobilis, so genannt bei den Alten wegen der tief schwarzen Farbe des Kopfes. Aquila rtaevia. A. elanga. Schreigeier. Da derselbe besonders den Hasen nachgeht, so wurde derselbe von den Alten Hasentödter genannt. Beim Verzehren der Beute breitet derselbe die Flügel gleich einem Calcuttischen Hahne aus, so dass er mit seinem Körper und den ausgebreiteten Flügeln einen Kreis beschreibt, innerhalb dessen er seine Beute verzehrt. Circactos seu Falco hrachydactylus. Da dieser Falke die Schlan- gen aufsucht und dieselben verzehrt, so wurde derselbe auch Schlan- genadler genannt; findet sich in den Attischen Gebirgen. Haliaetus. Seeadler. So genannt, weil sich derselbe immer an den Meeresufern, in den sandigen Buchten aufhält und die von den Wellen des Meeres ausgeworfenen Fische und Seethiere auf- sucht und verzehrt. Buteo vulgaris. Mäusefänger, weil er kleinen Thieren, Mäusen, Hühnern nachgeht. Er ist ein Zugvogel, kommt Anfangs November und hält sich th'eils in den Olivenwäldern, theils auf den mit Pinus cephalonica bewachsenen Hügeln von Griechenland auf. Im Monat Februar zieht derselbe wieder aus Griechenland weg. Unter den Falken finden sich: Falco subbuteo, Ispa-za bei den Griechen genannt, Falco Aesalon, F. rufipes, F. tinnunculus, Kev- ypi? der Alten, F. peregrinus, F. concolor. — Alle diese Falken werden von den Bauern ohne Unterschied Jeralci genannt, finden sich in allen Theilen Griechenlands und auf dieselben wird, da sie den Bauern Hühner und Tauben rauben, Jagd gemacht, sodann in die Stadt gebracht und auf dem Bazar verkauft, so dass man jeden Sonntag, wo die Landleute gewöhnlich in die Stadt kommen, viele dieser Falken kaufen kann. Aus den Accipiteren findet sich Accipiter nisus und A. palum- barius. Aus der Familie der Fliegenschnapper, Muscicapidae, finden sich: Muscicapa grisola, M. parva, M. albieollis, Inoglodytes euro- paeus. Vereinszeitung. 371 Aus der Familie der Bachstelzen, Motacülidae: Motacilla alba, M. boarula, M. sidphurea, Budyles melanocephala, cinereocapüla, Antlius rufescens, A. cervinus. Unter den Lerchen Alaudidae: Alauda arvensis, Galerida cri- stata, G. arborea, Mdanocorypha hracliydactyla, M. calcmdra. Aus den Schwalben, Hirundinidae^ kommen aus Afrika gegen Mitte März Hirundo urbica. Auch in Grieclienland werden diese Vögel sehr geliebt, und man scheut sich, dieselben aus den Häusern, wo sie sich einzunisten suchen, zu verjagen, indem man sie als Glück bringende Thierchen betrachtet. Cotyle rij^aria, Hirundo rustica. Aus der Familie der Segler, C'ypselidae, finden sich : Cypselus apus, C. melba. Diese beiden Vögel kommen mit den Aequinoctial- stürmen und bleiben den Sommer über in Giüechenland. Cajjri- mulgus europaeus, C. punctatus; man nennt dieselben Ziegenmelker, in(iem man schon zu Aristoteles Zeiten von diesem Vogel fabelte, dass er den Ziegen die Milch aussauge. Aus den EvT.berizaneae finden sich: Emberiza cirlus, E. cia, E. caesia, E. schoenichts^ Coccothraustes vulgaris^ Chlorospiza cMo7'is, Pyryita iialica, P. do7nestiea, Fringllla caelebs, F. montifringilla. Aus den Taubenarten finden sich in den Felsenritzen, besonders auf unbewohnten Inseln, • die wilde Taube, Agriop er ister on genannt. Tausende derselben werden erlegt und vorzüglich auf, den Inseln von den Leuten verspeist. Zu den am häufigsten vorkommenden Vögeln, die zu Tausenden gegessen werden, gehören die Turteltaube, Turtur auritus, Trigoni, ö Tpayiuv bei den Alten genannt. In grossen Schaaren erscheint dieselbe nach den Aequinoctialstürmen während des Monats April und findet sich um diese Zeit auf allen Inseln mehr oder weniger, auch im Peloponnes, besonders in der Maina. Ein guter Jäger ist im Stande, täglich 30 — 40 Turteltauben zu erlegen, daher sich während dieser Monate Hunderte von Menschen mit der Jagd auf dieselben abgeben. Da sie wegen ihrer grossen Anzahl nicht alle aufgegessen werden können, so werden sie auf den Inseln des Griechischen Archipels, besonders auf Tinos und Mykone, in Essig gelegt und als Xidata Ixigonia nach Konstanti- nopel und andern Städten Kleiuasiens versendet. Ein anderer Vogel, auf den wüthende Jagd gemacht wird, ist die Wachtel, Orfygioii Coturnix, gewöhnlich Ortike genannt. Auch diese kommen in zahllosen Zügen nach Morea und fallen besonders in die Maina ein, wo man dieselbe, wenn sie, ermattet von der See- reise von Afrika her, niederfallen, mit Netzen fängt. Die Getödteten werden theils im Peloponnes verspeist, theils eingesalzen oder in Essig eingemacht versendet, oder für den Winter aufbewahrt, oder auch nach Nauplia und Athen gebracht. Ein anderer Vogel, auf den zu jeder Epoche des Jahres Jagd gemacht wird, ist das Steinhuhn, Perdix graeca, P. saxatilis. Die- selben sind Standvögel, finden sich überall im Gebirge, brüten im Monat April und werden auch im Käfig gehalten. Nicht genug, dass sie zu allen Zeiten erschossen wei'den, sondern auf den Inseln des Griechischen Archipels werden auch von den Kindern die Eier aufgesucht und eingesammelt zum Essen. Allein auf den Inseln Zea und Thermia werden gegen 3000 .solcher Eier gesammelt, was auf jeden Fall sehr strafbar ist. Aus diesen Gründen hat sich dieses Huhn schon sehr vermindert und die Hauptstadt Athen versorgt sich damit von den Inseln Salamis und Aegina. Aus den Otideae, Trappen, findet sich : Otis tarda^ Agreopide ge- nannt. Ein Standvogel in bedeutenden Heerden, brütet in den grossen 372 Vereinszeitung. Ebenen Nordgriechenlands, bei Theben, in Libadien und auf der Insel Euböa. Die Jungen werden häufig beim Mähen des Getreides von den Landleuten gefangen. Glareola pratincola, rothfarbiges Sandhuhn, ist ein Zugvogel, kommt Mitte April, bleibt einige Wochen hier, hält sich in der Nähe des Meeres am Ausflusse kleiner Bäche auf. Oedicnemus crepitans, Regenpfeifer genannt. Ebenfalls ein Zug- vogel, brütet in Getreidefeldern, lebt auf unwirthsamen Haiden und zieht im September wieder hinweg. Die Jungen werden häufig ge- fangen, sind aber ihres nächtlichen kläglichen Geschreies wegen in der Nähe menschlicher Wohnungen höchst unangenehm. Aegralitis hiaticula, A. nunor^ Charadrius pluvialis, Vanellus cristatus, Strepsilas interpressa. Zu den wichtigsten und besonders von den Türken für heilig gehalteneu Vögeln gehört Ciconia alba, der Storch, AeXc/cos genannt, findet sich im heutigen Griechenland und in einigen Städten, wo noch türkische Häuser sind, z. B. in Lamia und Chalkis, während in andern Städten, wo Häuser von Stein und nach europäischem Style erbaut sind, keine Spur davon existirt. Tausende dieser Vögel finden sich in Konstantinopel und sie sind die Bewohner der Giebel der Türkischen Kirchen (Moscheen); täglich verlassen sie Morgens die Hauptstadt und begeben sich zu Tausenden nach den süssen Wässern, in die kolossalen Wasserreservoirs, von denen das Trinkwasser nach Konstantinopel geleitet wird, lieber die Wande- rung der Störche behalte ich mir vor, später eine kleine Notiz mitzutheilen. Ciconia nigra findet sich in den meisten Sümpfen des Landes. Aus den Reihern findet sich Ardea cinerea. Derselbe kommt nach den Aequinoctialstürmen nach Griechenland, verweilt kurze Zeit hier und geht gegen Herbst wieder hinweg. Ausser diesem Reiher finden sich auch : Ardea candidissima, A. nycticorax, A. stellaris, A. alba, A. purpurea, Yizkioc, des Aristoteles. Tausende dieser unschuldigen Thiere werden von den zerstörungssüchtigen Griechen erschossen, sodann nach der Hauptstadt gebracht und zum Kaufe ausgeboten, imd im Falle sich ein Käufer findet, für einige Kreuzer weggegeben. Diese Thiere werden hauptsächlich der Flaum- federn wegen erlegt, deren sich sogleich der Jäger bemächtigt und sie als ausgezeichnetes Haemostaticum verkauft. Diese Flaumfedern werden sehr theuer bezahlt und für 3 — 4 Drachmen das Dramm verkauft. Aus den Circinae: Circus aeruginosus und Strigiceps pygargus, St. cineraceus, St. pallidus. Unter den Eulen finden sich besonders Athene noctua, Kouxou- cpaYtct gewöhnlieh genannt. Diese Eule findet sich als Standvogel in allen Theilen Griechenlands, besonders häufig in den türkischen Städten, wo die Häuser denselben mehr Schlupfwinkel darbieten. Dieser Vogel ist es, der als Symbol der Minerva zur Seite steht, und auch in das Stadtwappen von Athen aufgenommen worden ist. Strix scops findet sich auf den Liseln des Aegäischen Meeres, Buho maximus und St. aluco, beide Staudvögel, finden sich in Oli- venwäldern und auf den mit Pinus cephalonica bewachsenen Hügeln und Waldungen. Ebenso finden sich Brachyotos palustris., Strix Tenymalmi und Otus vulgaris. Strix noctua oder passerina findet sich in allen Theilen des Landes; in einigen Theilen Griechenlands hält man denselben für einen Unglücksvogel und wünscht dessen Geschrei nicht zu hören, besonders wenn im Hause ein schwer Vereinszeitung. 373 Kranker sich befindet. Unter dem Landvolke in Deutschland herrscht die Meinung, dass er dem Kranken zuruft: „Komm mit", was von der Aehnliciikeit mit dessen Stimme „kivit" herstammt. Noch mehr hält man diesen Vogel für einen Vorboten des Todes, wenn er, was oft geschieht, an die Fenster klopft, indem er oft an ei'leuchtete Fenster hinfliegt und mit dem Schnabel daran klopft. Aus der Classe der rabenartigen Vögel, Corace$^ finden sich: Lantus minor, KecpaX.äs, d. h. Grosskopf, Lantus rufus, L. colluris, L. personatiis. Unter den eigentlichen Raben, Corvus, K6pa| genannt, finden sich : Corvus corax, C. Corone, C. cornix, C. monedula und C. fru- gilegus. Dieser letztere wird auf der Insel Zea Sauvogel genannt. Dieser Rabe sorgt für die Vervielfältigung der Eichenbäume auf folgende Weise: Während der Sommermonate sammelt sich derselbe die Eicheln von Quercus Aegüops und vergräbt sie zu Tausenden, um für den Winter Nahrung zu haben. Da derselbe wie natürlich auch viele Plätze, wo sich diese Früchte vergraben befinden, vergisst und dieselben sich dann entwickeln, so findet oft ein Gutsbesitzer Hunderte von emporkeimenden jungen Eichbäumchen. Phyrrliocorax graculus und P. alpinus. In Tripolitza findet sich eine Höhle, wo sie in ungeheurer Menge mit Columba levia, Strix bulo, Tardus cyancus zusammenleben. Agridothenes noscus, liirtenvogel. Die Landleute nennen den- selben „heiliger Vogel", "Ayiov IlouXt, weil sie sagen, dass er die Heuschrecken verfolge, umbringe und verzehre. Stm-nus vidgaris ist ein Zugvogel, der in ungeheuren Zügen sich in der Nähe des Meeres niederlässt und in Gemeinschaft mit Charadrius apricarius, Vanellus cristatus in sumpfigen Gegenden seinen Unterhalt sucht und diesen als Wache und Lärmmacher dient. Merops apiaster, clirysocephalus, Bienenfresser, kommt gegen Ende März in grosser Menge über das Meer und erst kurz vor Sonnenuntergang schwirrt er, Insekten haschend, bald hoch, bald tief an der Erde hin. Aus der Wiedehopf- und Kuckuckgattung finden sich der Wiedehopf oder auch Türkischer Hahn genannt und der Kuckuck. Cuculus canorus, C. rufus. Dieselben durchstreifen von Mitte bis Ende Api'il die Olivenwälder und die mit Pinus maritima bewaldeten Vorberge Griechenlands. Weil der Kuckuck in der Farbe dem Sperber ähnelt, so herrscht seit Aristoteles der irrige Glaube, dass sich der Kuckuck in einen andern Vogel verwandeln könne. Aus der Abtheilung der Kletterer, Scansores, findet sich unter den Spechten Picus viridis, der Nussfresser genannt, indem er von Nüs- sen und Eicheln leben soll und sich in Griechenland auch in den Eichenwaldungen von Messenien aufliält, Picus major, P. minor. lyux torrpdlla ist von Aristoteles Nuy.Xoßar^c, Nachtvogel, genannt und findet sich häufig im October bis März in Olivenbäumen herum- kletternd. Aus der Gattung Sitta: S. syriaca, Hirtenvogel, findet sich noch S. europaea, der sogenannte Blauspecht, in den nördlichen Gegenden Moreas. Aus der Gattung der Meisen, Paridae: Begidus crococephalus, R. pyrrocephalus in den Oliven- und Pinienwäldern, Parus major, P. coeruleus, P. palustris, P. pendulinus in den ipeisten Theilen des Landes. Zu den am häufigsten vorkommenden Vögeln gehört Merula vulgaris, Koaaacpo? genannt, Turdus viscivorus, T. musicus, Singdrossel. 374 Vereinszeitung. Dieser Vogel kommt aus den nahen Gebirgen, wenn dieselben an- fangen, sich mit Schnee zu bedecken, in die Ebenen und werden zu Hunderten von den Jägern erschossen. Oriolus galhula, wird Feigenfresser, Auxocpavoc, genannt, indem er sich während der Sommermonate grössteutheils von Feigen nährt. In Folge dieser Nahrung wird derselbe äusserst fett und als eine der beliebtesten Speisen in dieser Zeit geschossen. Aus der Abtheilung der Sänger, Oscines, finden sich: Sylvia oder Cettia altisonans, Calamodyta phragmitis, Cisticola schoenicola, Erythropygia galactotes, Sylvia turtoides^ Sylvia seu Salicaria, Olive- torum, so genannt, da er sich in Olivenwäldern und nur auf Oliven- bäumen findet. Hippolais salicaria, Sylvia melanocephala, S. cinerea, S. leucopogon, Curuca hortensis, C. orphea, C. atricapilla. Unter allen Singvögeln ist jedoch der beliebteste Lucinia philomela, 'AYjSovt genannt. Dieselbe findet sich in allen buschigen, mit Wasser reich versehenen Gegenden, auf Euböa, in Messenien, am Kephissus un- weit Athen, und jeder Grieche hält es für ungerecht, wenn ein Jäger eine Nachtigall erschiesst. Kehrt die griechische Familie von einem Landaufenthalt in die Stadt zurück, so erinnert man sich mit Freude der vergnügten Stimden, die man in der Nähe von Flüsschen zugebracht und sich an dem Schlage der Nachtigall ergötzt hat. Aus der Gattung Saxicollinae finden sich: Dandalus rubecula, das Eothkehlchen, zu jeder Jahreszeit, besonders jedoch im Winter. Ruticilla phoenicurus, R. lifhys, R. rubecula, Saxicola rubetra, Viti- flora aurita, V. oenantlie, V. stapazzina. Aus der Familie der Sichler, Tantalideae, findet sieh: Ibisfalci- nellus, während der Monate März und April aus Afrika komm.end, Lelekopoidi genannt. Derselbe wurde von den Alten, zum Unter- schiede des zu beschreibenden /. religiosa, schwarzer Ibis genannt. Wenn dieser Ibis auch in Gesellschaft des 1. religiosa in Afrika zusammenlebt, so kommt doch dieser geheiligte Ibis, Abu-Hanes von den Aeg.vptern genannt, nicht nach Griechenland. Derselbe wurde in den Tempeln von den Aegvptern aufgezogen, verehrt und einbal- ~samirt, v/eil er nach Einigen die lästigen Amphibien und Insekten verzehrt, nach Andern, weil er durch sein Erscheinen das Wachsen des Nils anzeigte; ihn zu tödten wurde für ein Verbrechen gehalten, lind noch jetzt Avird dieser Vogel von den Aegj^ptern in Ehren ge- halten. An den Meeresküsten finden sieh auch auf ihren Herbstzügen : Tringa maritima, Scolopax arquafa, Pelidra variabilis, P. minula, Totanus glareola, T. calidris, Limosa rufa. Aus der Familie der Schnepfen findet sich: Gallinago major, Scolopax rusticola in bedeutender Menge in der Nähe der Haupt- stadt und auch auf den Inseln des Griechischen Archipels. Tausende dieser Thiere werden zu allen Jahreszeiten auf die Tafel geliefert, und namentlich werden sie der Jäger Beute, wenn sie beim Fallen des Schnees auf den Gebirgen gezwungen sind, in die Ebenen hinabzuziehen. Sie flüchten sich dann in den nahen Olivenwald oder auch in die Weinberge, jedoch die Hunderte von Jägern, die sich für ein Paar Drachmen die Jagdfreiheit erkaufen können, finden sie leicht auf. Andere Vögel, die in verschiedenen Theilen des Landes vor- kommen, sind: Ortygometra pusilla, Gallinula, HemantojJus mela- nopterus. Letzterer findet sich in Meng,e auf den unbewohnten Inseln des Archipels. Vereinszeitting . 375 Aus den Natatores ist der Schwan, Cygnus miisicus, besondei-s zu erwähnen. Derselbe findet sich im Copais-See, brütet auf die- sem und anderen Seen und lebt in Gemeinschaft mit dem Pelikan. Anser albifrons, A. segetmn, 'ÄYpto-y^fjVa des Aristoteles, A. cinereus. Diese finden sich ziemlich häufig im nördlichen Griechenland und werden zu Hunderten während der Wintermonate erschossen. Mit diesen in Gesellschaft finden sich: Anas boschas, A.strepera, A. acuta, und A. clypeata, die Löff'elente. Auf die Bazars von Konstantinopel soll auch eine Entenart gebracht werden, die sich bei den süssen Wässern findet und deren Fleisch und Federn einen durchdringen- den Bisam- oder Moschusgeruch besitzt, so zwar, dass das Fleisch derselben dieses Moschusgeruches halber kaum zu geniessen ist und nur von ärmeren Leuten verspeist wird. Ganz besonders jedoch werden die Federn ausgerupft und sehr theuer verkauft. IDramm dieser Federn soll mit 6 — 10 Piastern bezahlt werden, und dieselben zum Füllen von kleinen Kissen verwendet werden. Ob nun diese Ente A. moschata ist oder sein kann, kann ich nicht bestimmen. Ausser diesen finden sich noch andere Enten, z. B. A. clangula, A. ferina, Mergus asiaticus und A. seit, Piatypus nigra, der Fisch- fresser, *FapocpdYoc genannt. Dieselbe geht den Fischen nach und nährt sich von denselben. Der Pelikan galt den Alten für ein Symbol mütterlicher Liebe, weil sie glaubten, er reisse sich selbst die Brust auf, um den Durst der Jungen mit eigenem Blute zu stillen. P. Carho, P. 2Jyg'^^aeus, P. cristatus, onoci-otalus finden sich auf verschiedenen Seen des Landes, werden sehr häufig erschossen und deren Fleisch von armen Leuten gegessen. Aus der Familie der Laridae finden sich : Sterna hirundo, St. minuta, Hydrochelidon nigrum. Dieselben sind oft in grossen Zügen an den Meeresufern und über sumpfigen Ebenen und Inseln herumschwärmend zu sehen. Endlich erwähne ich die Larus-Krten und unter diesen L,. minu- tus, melanocephalus, L. argentatus. Man nennt diese Vögel ihres Geschreies halber Glari. Dieselben .begleiten die Schiffe und er- haschen die in das Meer hinausgeworfenen Speisen der Passagiere. Zu Tausenden finden sie sich an den Meeresküsten und halten sich in den Felsenritzen und besonders auf unbewohnten und verlassenen Inseln auf. Sie werden oftmals erschossen, jedoch ist ihr Fleisch sehr hart und schwer verdaulich. Schliesslich erwähne ich noch den Sturmvogel, Procellaria avglo- rum, P.puffinus. Interessant ist bei diesen Vögeln, dass die Jungen bei der Berührung aus den Nasenlöchern eine thranige Flüssigkeit oft weit ausspritzen. Man nennt sie Sturmvögel, weil sie sich bei An- näherung eines Sturmes auf die Schiffe wagen und ruhig sitzen bleiben, wenn man sie nicht von ihrer Euhestätte verjagt. Zu diesen gehört auch P. thalassidroma^ Meerläufer, indem die- selben auf dem Meere fliegend über das Meer laufen, um Weich- thiere zu erjagen. Ich sah diese sonderbare Erscheinung sehr oft auf meinen Reisen nach den Inseln des Griechischen Archipels. Auch Podiceps auritus, P. minor sind auf den Binnenseen Grie- chenlands zu sehen. 376 Vereinszeitung. »*■ lieber den Thee und seine Acclimatisirung in Belgien hat H. Bonnewyn eine Schrift herausgegeben (Considerations sur le the et sur son acclimatement en Belgique, par H. Bonneivyn, Phar- macien de VHopital et des Hospices civils de Tirlemont; Gand 1856. Entrait des annales de la Societe de Mdddcine de Gand), aus welcher wir Einiges mittheilen wollen. In Europa wurde der Thee gegen die Mitte des 17ten Jahr- hvmderts durch die Holländer eingeführt. Im Jahre 1641 bespricht der gelehrte holländische Arzt Tulpius die Eigenschaften des Thees in seiner Sammlung medicinischer Beobachtungen und macht auf die Vortheile aufmerksam, welche Holland durch die Einführung dieser Blätter haben könne. 1667 verkündet der französische Arzt Jonquet das Lob des chinesischen Thees. 1679 schrieb Cornelius Bontekoe seinen Tractaat van het excellenste kruyd thee. Vor- züglich durch die Reisenden Kämpfer, Kalm, Osbeck, de Guignes und die Missionäre in China Duhalde und Lecomte erhielt man genauere Nachrichten über den ökonomischen und medicinischen Gebrauch des Thees. Die verbreitetste Ansicht der heutigen Botaniker über die Thee- pflanze ist, dass es nur eine einzige Theeart, nämlich Thea chinensis oder sinensis sei, von welcher die verschiedenen Theesorten abstam- men. Dieser Ansicht ist auch Bonnewyn; er läugnet jedoch nicht die Existenz mehrerer Varietäten, zu denen Thea cochinchinensis Loureiro, Th. oleosa und Th. cantoniensis gehören. Alle Theesorten des Handels lassen sich nach ihrer Farbe, welche sie in Folge ihrer Behandlung beim Trocknen oder Rösten erlangen, in 2 Classen theilen, nämlich in grüne und schwarze Theesorten. Zu dem grünen Thee gehören: 1) Hayswen-Skin oder Hyswin-Thee, eine Ausschusssorte. 2) Songlo oder Sonbo, eine sehr untergeordnete Qualität. 3) Tonkay, etwas besser als der vorige. 4) Hayswen-Thee, der feinste unter den grünen Theesorten. Seine Blätter sind gi-oss, graugrün, ganz, gut gerollt, ohne Staub. Sein Geruch ist lieblich, etwas krautig, angenehm. Seine Blätter sind etwas bläulich. 5) Perlthee, aus Jüngern Blättern, grau, fast silberglänzend. 6) Schiesspulverthee, ausgesuchte, kleine, zarte Blätter zu Kör- nern gerollt. Von angenehmem mildem Geschmack und Geruch. 7) Tehulan oder Tschulan. Eine selten im Handel vorkommende feine, mit den lieblichriecheuden Blumen der Lanhao (Olea fragravs) parfümirt. 8) Kaiserthee oder Bin kommt selten zu uns. Das, was die Kaufleute als Kaiserthee bieten, ist ein schöner Schiesspulverthee. Zu dem schwarzen Thee gehören: 1) Thee Bui oder Thee Bu, die gemeinste, am häufigsten benutzte Sorte. Wenig gerollte, oft ganz zerbröckelte, mit Staub bedeckte Blätter. 2) Camphuy Camphu, d. h. gewählte Blätter, auch unter dem Namen Congothee, Congfu, Campui. 3) Saotschaon oder Suschong, Suchou. Mit Sorgfalt gerollte Blätter. Von den Chinesen sehr geschätzt: Bräunlich, ins Violette, grosse, gut gerollte Blätter, wenig staubig, von Melonengeruch. Er kommt in nett bemalten Kisten zu uns ; die' schlechteren gemeineren Theesorten sind nicht so sorgfältig und nur in gewöhnlichen Kisten verpackt. Der Paot-schaon ist nur eine Varietät des Suschong. Vereinszeitung. 377 4) Pekao oder Peko, oder verstümmelt Pekingthee. Pekao be- deutet weisse Spitzen, weil er aus den ersten Blättern des Saot- schaon gebildet ist, denen man keine Zeit zur Entwickelung gelassen hat. Sie sind mit Flaum bedeckt und mit zarten Aestchen gemengt. Er ist fein, bewahrt aber sein Parfüm nicht lange und wird deshalb nicht bedeutend ausgeführt. Die ausgewähltesten Blättchen des- selben bilden den Lintschessin Thee. Die Russen schätzen den Pekao sehr. Was Bonnewyn über die Einsammlung und die Zubereitung des Thees anführt, stützt sich auf die Angaben Kämpfers und de Guignes; wir können diese als bekannt übergehen. Der beste Thee wird Ende Februar und Anfang März gesammelt, wo die Blätter noch sehr zart und mit leichtem Flaum bedeckt sind. Die zweite Ernte ist einen Monat später, die dritte ist im Juni, sie liefert die geringsten Sorten. Die frischen Blätter werden auf Platten geworfen und darauf kurze Zeit unter fortwährender Be- wegung der Einwirkung der Hitze ausgesetzt, darauf zwischen den Händen gerieben und gerollt, wodurch der Thee die bekannten Formen erhält. Zuweilen werden die Blätter vor der Röstung eine halbe Minute lang ins Wasser getaucht. Bei diesem Reiben zwischen den Händen, welches immer nach einer Richtung hin auf besondern mit feinen Binsenmatten belegten Tischen geschieht, dringt ein grünlicher stark riechender Saft heraus. Die Röstung und das Rollen zwischen den Händen geschieht noch 2 bis 3 Mal, bis der Thee die gehörige Form und Trockenheit besitzt. Nach kurzer Aufbewahrung wird er dann noch einmal getrocknet und in eisernen oder Porcellantöpfen aufbewahrt. Die Chinesen ertheilen dem Thee den lieblichen Geruch (das Bouquet) vorzüglich durch die Blüthen der Olea fragi-ans (den Lanbao). Ausserdem dienen zu ähnlichem Zwecke Vitex pinnata L., Chloranthus inconspicuus Sioartz, IlUcium Anisatum L., Nyctcmthus Samhac L., Camelia sesanqua L. und die Blüthen von Magnolia Juglans L. Versuche, den Theestrauch ausserhalb China und Japan zu cultiviren, sind von den Engländern in Bengalen, von den Franzosen in Cayenne und Algerien gemacht worden, die zu schönen Hoff- nungen berechtigen. Auch in Brasilien hat man mit Erfolg die Cultur des chinesischen Thees seit längerer Zeit . betrieben. Es heisst, dass dort viele Pflanzer die Kaffeecultur aufgegeben und sich der Theecultur zugewendet haben. Tliea holiea und Hyssonyong gedeihen dort am besten. Selbst in Ungarn sind in dem verflossenen Jahre gelungene Versuche mit der Theecultur gemacht worden. Auf Java- wird gegenwärtig der Thee mit einem ausserordentlichen Erfolge cultivirt. Chat in berechnet, dass bald der grauweisse Thee von Java in nichts dem feinen chinesischen Pekao nachstehen werde; der braunschwarze Javathee ist dem Sautschon zum Ver- wechseln ähnlich. Eine kleine Quantität von Thee, in Belgien producirt (die Production ist natürlich hier noch im Keime), glich nach Bonne- wyn in der Zusammensetzung und im Geschmack völlig dem ächten chinesischen Thee. Herr Liautaud, Chirurgien - Major der französischen Marine, und der englische Gärtner Ed. Fortune, welche beide vor wenigen Jahren China besuchten, haben über die Gegenden, in welchen der Theestrauch cultivirt wird, so wie über die Cultur des Thees selbst Folgendes mitgetheilt: Arch.d. Pharm. CXXXIX.Bcls. S.HFt. 25 ' 378 Vereinszeitung. Dev Theestrauch wird in China vom 20. bis zum 30. Breiten- grade cultivirt; ein zu heisses Klima ist ihm eben so verderblich, als ein kaltes. Die Zone der Orangen sagt ihm am besten zu. In weniger warmen Gegenden muss man ihn auf der Mittagsseite, in wärmeren Gegenden auf der Ostseite, ja selbst auf der Nordseite anpflanzen. Besonders liebt er etwas bergige Gegenden; in der Ebene giebt er nur mittelmässige Producte. Er liebt ein trocknes, leichtes, dem Wasser und der Luft leicht zugängliches Erdreich. Man pflanzt ihn auf grossen Strecken von 30,000 und mehr Quadrat- fuss. Die Pflanzen stehen 3 bis 4 Fuss auseinander. Im dritten Jahre liefern sie schon brauchbare Blätter ; im 7ten Jahre liefern sie nur noch kleine Mengen. Man schneidet alsdann den Stamm nahe der Wurzel ab, bald treiben aus dem Stumpf neue Schösslinge, die nun wieder reichliche Ernten geben Veränderung und Verfälschung des Thees. Man findet unter den normalen Theeblättern solche, die mit Rost bedeckt sind, bleiche, beim Einsammeln schon welk gewesene Blätter. Bei der Ueberfahrt hat mancher Thee durch das Meerwasser gelitten. Die Chinesen verfälschen den Thee oft mit fremden Blättern, Blätterstaub, Holzstückchen u. dgl. Bonne wyn hat durch zahlreiche Versuche nachgewiesen, dass der grüne chinesische Thee durch ein Gemisch von Berlinerblau, Curcuma und Talkpulver gefärbt ist. Durch Waschen des Thees auf einem Siebe mit kaltem Wasser und Absetzenlassen erhält man am Grunde der Waschflüssigkeiten diese Farbmaterialien. So wird der schwai-ze Thee grün und perlglänzend. Kupfersalze konnte Bonne wyn nicht finden. Accum hatte solche früher im grünen chinesischen Thee aufgefunden ; im schwarzen Thee hingegen war zuweilen Campecheholz -Abkochung das Farbraaterial. In manchem Thee ist Graphit und eisenhaltiger Sand gefunden worden, ja sogar chi-omsaures Bleioxj'd. Eine der häufigsten Verfälschungen, namentlich in England und Holland, ist die mit schon ausgezogenen Theeblättern. Im Jahre 1843 gab es allein in London 8 solcher Fabriken, die aus den Kaffeehäusern und Gasthäusern die ausgelaugten Theeblätter zusam.menkauften und darauf mit Gummi, Farbmaterialien u. s. w. frischen Thee verfertigten. Trotz strenger Verbole sollen noch bis auf den heutigen Tag- diese betrügei-ischen Fabrikationen in England betrieben werden. Ja man hat die Unverschämtheit so weit getrieben, die Excremente der Seidenraupen zu trocknen und zur Theever- fälschung, namentlich des Schiesspulverthecs, zu benutzen. Die Chinesen formen aus Theestaub und Theeblätterstückchen mittelst Gummischleim eine Theesorte, welche sie sehr aufrichtig Lin-Thee, falscher Thee, nennen. Eine andere Art der Verfälschung dea chinesischen Thees ist die folgende: Man kocht Theestaub, ver- gilbte Theeblätter, Theestengel und etwas guten Thee mit Wasser aus, infundirt mit dieser Abkochung fremdartige Blätter und giebt diesem dann die Form des ächten Thees. Europäische Theever- fälscher benutzen die Blätter der Esche, des HoUunders, des Schleh- dorns, der Ulme, der Kastanie, der Winde, der Pappel und vieler anderer, namentlich adstringirender Pflanzen zu diesen Verfälschungen. Nach Bonnewyn ist der Caravanenthec vorzüglicher als die gleichen, aber übers Meer zu uns gelangten Sorten des chinesischen Thees. Nach de Guignes gebrauchen die Chinesen den Thee mehr aus Nothwendigkeit, als aus Delicatesse, sie geniessen ihn ohne Vereinszeitung. 379 Zucker imd ohne Milch; der Hauptzweck seiner Anwendung ist, das schlechte Wasser geniessbar zu machen. In Japan derselbe Grund; desgleichen bei den Arabern. Die Chinesen erhitzen das zur Infusion des Thees dienende Wasser über Fichtenholzfeuer in Geschirren aus einer bestimmten Thonsorte und würzen den Thee mit Rosenessenz, Jasminessenz u. s. w. Gewöhnlich begnügt sich der Chinese damit, das heisse Wasser auf den Thee zu giessen, der sich in der Tasse befindet, aus welcher das Infusum getrunken Averden soll. Die Japanesen üborgiessen den feiugepulverten Thee mit siedendem Wasser. In England und Holland trinkt Eeicli und Arm Thee; der Spanier zieht die Chocolade vor, der Franzose den KaflPee, der Italiener die Sorbets. In St. Petersburg trinkt und raucht man Thee. Das Capitel über die chemische BeschaflPenheit des Thees und des The'ins kann übergangen werden, da es nur Bekanntes aus Liebig's, Paj^en's, Stenhouse's Angaben Zusammengestelltes enthält. Als eigene Untersuchung Bonnewyn's ist die Bestim- mung des Caffe'iugehalts im Martiniquecaffee hervorzuheben : er erhielt aus 1 Kilogrm. desselben 4,37 Grm. reines Caife'in, also 0,437 Proc. Robiquet und Boutron erhielten nur 0,358 Grm. CaflPein aus MartiniquekafFee, 0,206 Proc. aus MokkakaflFee, und nur 0,20 Procent aus KaflPee von Cayenne. Stenhouse fand in dem Paraguaythee, d.h. den Blättern von Hex paraguayensis 0,13 Proc. Thein. Peligot fand im Hyson-Thee 2,5fi bis 3,4 Proc. Thein und im Schiesspulverthee 2,20 bis 4,1 Proc. The'in. Bonne wyn führt einige pharmaceutische Formeln des Theins van den Corputs an, nämlich citronensaures, milchsaures und äpfelsaures The'in, Pillen, Syrupe, Pastillen, Tabletten und Pomaden aus diesen. Das citronensaure The'in erhält man durch Auflösung von The'in in einer wässerigen Lösung der Citronensaure bis zur Sättigung und Verdunstung bei 40" C. Es krystallisirt in langen seideglänzenden Nadeln. Es ist leicht löslich in Wasser. Man kann es auch erhalten durch Ausziehen des gepulverten Thees mit einer schwachen wässerigen Citronensäurelösung, Schütteln des Auszugs mit einem gleichen Volum Aether, Entfernen des Aethers durch Abheben und Verdunsten der wässerigen Lösung, wobei das citronensaure The'in krystallisirt. Ein Gemenge aus 1 Th. citroncnsaurem The'in und 4 Th. citronensaurem Eisenoxyd ist das citronensaure Eisenoxyd -The'in. Milchsaures The'in erhält man durch Auflösung des The'ins in verdünnter Milchsäure und Eindunsten bei gelinder Wärme. Es krys-tallisirt schwierig und bildet gewöhnlich eine amorphe I\Iasse. Aepfelsaures The'in erhält man vermittelst Aepfelsäure und The'in wie das vorige Salz. Es ist sehr löslich im Wasser und krystallisirt nadelfdrmig. Die medicinische Anwendung des Thees kann hier übergangen werden. Als Theesurrogate sind folgende Pflanzen vorgeschlagen worden und werden theilweise als solche benutzt: Die :irm-te Classe der chinesischen Bevölkerung bedient sich etatt des Thees der Blätter von Rhamnus theesavs Ij. In vielen europäischen Gärten giebt man die Cassine pcragua L. für den Theestrauch; diese Pflanze wird in Südamerika auch unter 25* 380 Vereinszeitung. dem Namen Paraguaykraut als Thee benutzt. Andere meinen das Paraguaykraut oder der Apalachenthee stammen von Prinus glaber. Die Blätter von Camelia resangua und Japonica werden zu- weilen als Thee benutzt und finden sich dem chinesichen Thee oft beigemengt. Nach Forster bedient man sich der Melaleuca scoparia L. als Thee. Unter dem Namen Antillenthee benutzen die Franzosen in Amerika die Blätter der Capraria biflora L. Nach Linne gleichen die Blätter der Alstonia theaeformis genau denen von Tliea boliea und werden auch als Ersatzmittel des Thees unter dem Namen Thee von Santafe de Bogota gebraucht. Erythroxylon coca L. ist der Thee der Peruaner, 2'eucrium thea Loureiro derjenige der Cochinchinesen. Die Kalmücken lassen sich nach Pallas den Aufguss der Blätter von Glycyrrhiza aspera L. schmecken, die sibirischen Tar- taren den der Saxifraga crassifoUa. Im nördlichen Amerika und im nördlichen Asien wendet man die Blätter von Ceanotlius ameri- canus oder den Thee von New -Jersey an; auch macht man dort von der Gaultlieria procumbens und dem Rhododendron chrysantlium einen gleichen Gebrauch. In Mexico benutzt man die Blätter von Chenopodium ambrosioides (Mexicothee). Auch die Blätter der Artemisia abrotanum, der Verbena triphylla sind als Theesurrogat in Vorschlag gebracht worden. Simon Paulli, Arzt des Königs von Dänemark (1667), be- trachtet die Myrica gale L. als ein Theesurrogat. Man hat die Vero7iica officinalis iJ., die Blätter von Rosa canina^ fragaria vesca, Prunus spinosa, Ligiistrum vulgare, Polygcda vtdgaris, Riibus acutus, Betula alba u. a. als Ersatzmittel vorgeschlagen, obgleich alle diese Pflanzen weder Thein noch das Aroma des Thees besitzen.- Hugo V. Mohl fand im Schwarzwalde die getrockneten Blätter von Hex aquifolium als Theesurrogat im Gebrauch, er erklärt diesen Stechpalmenthee für ein nicht zu verachtendes Surrogat. Am Cap der guten Hoffnung ist unter dem Namen Bushtea die Cyclopia latifolia de Candolle als Theesurrogat bekannt ; die Cyclopia genistoides als Honigthee. Am meisten eignen sich die Blätter der Coffea arahica, die Kaffeeblätter als Theesurrogat, als Kaffeethee: denn sie enthalten Caffe'in (-The'in) und geben auf ähnliche Weise wie der Thee ge- trocknet und schwach geröstet ein Präparat, dessen Aufguss den Thee ersetzen kann. Zur Aromatisirung hat man unter andern die Tonkabohne vorgeschlagen. Die jährliche Einfuhr von chinesischem Thee in England betrug 1793 gegen 23,000,000 Pfd.; 1832 belief sie sich auf 31,819,620 Pfd. und ist gegenwärtig auf 36,000,000 Pfd. gestiegen. In den Vereinigten Staaten von Nordamerika beträgt sie gegen- wärtig 20,000,000 Pfd. jährlich; in Holland 3,000,000 Pfd.; in Russ- land 1832 jährlieh 6,461,000 Pfd., heute wohl 4 Mal so viel; Deutsch- land braucht 430,000 Pfd. Belgien braucht jährlich 1,500,000 Kilogrm. Thee und zahlt dafür 12,000,000 Franken. China liefert jährlich 840.000,000 Pfd. Thee und erhält dafür gegen 200,000,000 Franken. England, die Vereinigten Staaten, Belgien, Holland, Frankreich Vereinszeitung. 381 und Russland consumiren täglicli 250,000 Pfd. Thee im Werthe von 1,500,000 Franken. Bonnewyn empfiehlt nun schliesslich dringend, Versuche mit der Acclimatisirung der Theepflanze in Europa zu machen. Dass der Theestrauch gar nicht so empfindlich gegen unser Klima sein könne, gehe aus einem Berichte des Abbe Voisin hervor, welcher sich als Missionär 12 Jahre in China aufgehalten. „Im Jahre 1833, sagt Voisin, machte ich eine Reise nach Mu-Pin, einem kleinen Fürstcnthume im Lande der Si-Fau (Tibet), unterm 30. Grade der Breite und dem 18. Längengrade des Meridians von Peking. Ich war erstaunt, auf den Bergen, welche ich zu übersteigen hatte, um nach Mu-Pin zu kommen, die schönsten Theebäumchen zu finden. Wir waren damals in den ersten Tagen des Mai und man fing erst an, den Ma'is zu säen. Bei meiner Abreise aus der Ebene, nur neun Meilen {Heues) von der Stelle, wo ich die Theesträucher bemerkt hatte, erntete man dort schon Gerste und Weizen etc. und auf den hohen mit Theebäumchen bedeckten Bergen war der Schnee noch nicht ganz verschwunden. In der Nacht vom 4. auf den 5. Mai fiel Schnee in Menge. Ich kan'n versichern, dass auf diesen Höhen die Kälte intensiver ist, als in Paris, selbst in den strengsten Wintern. Der Winter von 1832 auf 1833 war so streng, selbst in der Ebene, dass das Wasser der Flüsse und Teiche 3 bis 4 Zoll dick gefroren war. In dem Districte von Kiug-Tscheon, 15 bis 16 Meilen {Heues) weiter, avo man Thee von allen Qualitäten sammelt, war die Kälte noch heftiger als in dem Lande, wo ich mich damals befand. Allein die Bewohner dieser Gegend zeigten trotz der Strenge der Witterung niemals die geringste Unruhe hinsichtlich ihrer Thee- bäume. Ich habe die ganze Provinz Fo-Kieng (unterm 25. bis 27. Breitengrade) von Süden nach Nordwesten durchwandert, des- gleichen Fohn-Kiong (vom 27. bis 30. Breitengrade), welche unge- heure Quantitäten von ausgezeichnetem Thee liefern. Diese Provinzen sind sehr gebirgig, und der Winter ist dort so kalt, dass man selbst in den südlichsten Theilen derselben oft an den Strassen die Leichen erfrorener Menschen findet." Ueber den Thee findet sich in der Schrift des Dr. Ernst Freiherrn v. Bibra „die narkotischen Genu.ssmittel und der Mensch" (Nürnberg 1855) eine sehr vollständige Zusammenstellung des mer- kantilisch-, pharmakognostisch -, chemisch- und physiologisch Wissens- würdigen; beigegeben sind Abbildungen von Zweigen des Thee- strauchs in Naturselbstdruck. Auf dieses Werk, in welchem ausser dem Thee auch der Kafi'ee, die Kaff"eeblätter, Paraguay -Thee, Guarana, Chocolade, Fahan-Thee, Kath, Fliegenschwamm, Stech- apfel, Coca, Opium, Lactucarium, Haschisch, Taback, Betel u. s. w. vortrefflich abgehandelt und durch 6 Tafeln Abbildungen in Natur- selbstdruck {Coffea arahica^ Thea chinensis, Hex pa)-agiiaye7isis, Theohroma Cacao, Angraecum fragrans und Erigthroxylon Coca dar- stellend) illustrirt sind, kann ich nicht unterlassen, die Leser des Archivs aufmerksam zu machen. Jena, den 4. Januar 1857. Dr. Hermann Ludwig. 382 Vereinszeitung. Die Dattelpalme Äegyptens. Welch' schöner, herrlicher Baum ist doch die Dattelpalme! Schon der Name des königlichen Gewächses ist Poesie. Die Palme ist uns ein fast heiliger Baum; sie ist uns ein Symbol des Friedens und des Heils. Die stille Würde des hohen majestätischen Baumes mit semer prächtigen Krone, seinen goldenen und purpurnen Frucht- trauben, an denen oft über zweitausend Datteln hängen, ruft in der Brust eines jeden fühlenden Menschen einen mächtigen und doch höchst angenehmen, lieblichen Eindruck hervor. Was wäre ein orientalisches Bild ohne die Palme?! Sie erst giebt ihm wahres Leben, sie erst rahmt das Ganze passend ein; sie erst kräftigt und stärkt das glühende Kolorit der südlichen Landschaft. Wenn um das schlanke Minaret, um die weissgetünchten Häuser mit den sarazenischen Erkergittern sich Palmen gruppiren, dann erst fühlen wir das fremdartig Schöne des morgeuländischen Panoramas, dann erst empfinden wir in seiner wahren Stärke seine ganze Lieblich- keit und Anmuth. Und wie anspruchslos ist die Palme! Sie ge- deiht, blüht und reift im dürren Sande. Man glaube nicht, dass der Araber nicht auch den Werth seiner Palme erkenne. Seine Poesie ist ihr Bild. Denn gleich wie die Palme, dem Sande ent- stammend, im goldenen Sonnenlichte goldene Früchte reifen lässt, so entsprosst auch die arabische Dichtung einem gar dürren Boden, breitet und reckt sich aber mächtiglich und sendet ihre strahlenden Zweige fruchtbehangen weit hinaus. Er vergleicht seine Geliebte mit dem König der Bäiime: „Sie ist wie eine Palme so schlank"; er vergleicht mit ihr sein Weib, die Mutter seiner Kinder: „Sie ist so sorgsam wie die Palme!" ja er kennt die ganze Wichtigkeit der Palme, das beweist schon der herrliche Mythus, den sein dichterischer Geist erschuf. Nur wenig Worte hat ihm sein Khorahn überliefert und aus diesen wenigen Worten entstand eine liebliche Sage, aus einigen Fäden ein schimmerndes Gewand. Und wie immer, so auch hier, hat er auf die unerforschten Geheimnisse der Natur gelauscht und mit getreuer Benutzung dessen, was er betrachtet, eine an- muthige, freundliche Erzählung gegeben, wie es kam, dass der Palmenbaum jetzt Früchte trägt, Früchte, die das Gebet einer Frau ihm geschenkt: ,Die von dem Mohamedaner so hoch verehrte Jungfrau Maria langt mit ihrem Kindlein auf ihrer Flucht nach Aegypten in dem Palmenlande an. Ueberstanden ist der grösste Theil der mühseligen Reise der Armen, aufgezehrt aber auch ihre Nahrung; und ge- schwächt von dem' Wüstenwege, verbraimt von den Strahlen der nie verhüllten Sonne, mit versengten Füssen, denen der glühende Sand bei jedem Schritte neue Schmerzen bereitet, bricht sie in einem Palmenhaine müde und kraftlos, hungernd und dürstend zu- sammen. Doch nicht verzweifelnd richtet die hohe Frau ihre Blicke nach Oben; ihr klares Auge fleht fromm zu dem ewigen Vater, zu dem Beschützer der Ermatteten, Kranken und Hülflosen. imd er, der Allgütige, erhört das Gebet der beängstigten Seele der ver- schmachtenden Frau." „Siehe, zwischen den langgestielten Blättern hervor bricht eine keimende Schote und zeigt zerspringend der Hoffenden die goldene Blüthentraube der Dattel. Und die Knospen v^erden zu Blüthen, die Blüthen fallen ab und überschütten sie mit ihrem goldenen Samenstaube und wo sie abgefallen, hängen grüne Früchte, die sich in wenig Augenblicken purpur färben und neues Wachsthum fördert Vereinszeitung. 3^3 die Reife. Ehe die Heilige noch an Evhörung geglaubt, sind die Früchte gereift und saftig und süss, nährend und tränkend zugleich, fallen sie der durstigen Frau in den Schooss und erquicken sie und ihr Kindlein." Aus der sinnigen, dichterischen Auffassung dieser Sage erkennt man leicht, wie sehr der Araber seine Palme zu würdigen weiss. Aber sie ist ihm auch sehr wichtig. Während ihm die Frucht die Zeit der Reife hindurch in manchen Gegenden fast das einzige Nahrungsmittel liefert, ist sie getrocknet ihm unentbehrlich auf seinen Reisen; selbst seine Hunde fressen sie gern. Geti-ocknete Datteln kann man Jahre lang aufbewahren; frisch in Ziegenhäute gepackt und gepresst, halten sie sich nicht so lange, bleiben aber saftiger und wohlschmeckender; in Zucker eingesotten ist die Dattel ein unübertrefflicher Leckerbissen. Die Blüthe der Palme fällt in die Monate April und Mai. (Es giebt Bäume, welche nur männliche und andere, welche nur weibliche Blüthen hervorbringen ; desshalb muss der Araber die letzteren durch die ersteren künstlich be- fruchten.) Die männliche Blüthe ist eine prachtvolle goldgelbe Traube mit reichlichem Samenstaube. In den Monaten August, September und October beginnt die Reife der Datteln. Ein einziger Baum ist oft mit 20 Fruchttrauben beladen, von denen jede durch- schnittlich wenigstens 1500 Datteln trägt. Man kennt gegen 40 ver- schiedene Dattelsorten. Ist nun schon die Frucht der Palme wichtig, so ist es eben so sehr der Baum selbst. Nicht ein Stückchen verliert der Araber unbenutzt von ihm. Er spaltet die einzelnen Blätter, um Körbe und Matten aus ihnen zu flechten, verarbeitet seine Blattstiele (Djeried) zu „Khafass", dreht seine Fasern zu Stricken, klopft die dicken Enden der Blattstiele zu Besen, von denen er das Stück zu einem Pfennig vei-kauft und verwendet die Stämme zum Bau seiner Schöpfräder, Brücken und Häuser. Bios als Brennholz kann er den Stamm nicht benutzen, denn starkes Palmenholz brennt schlecht oder gar nicht. Kurz die Dattelpalme ist dem Araber so wichtig-, dass manche Stämme seines Volkes kaum leben könnten, wenn sie dieselben nicht besässen. — s. (Aus Dr. A. E. Brehm's Eeiseshizzert aus Nord - Ost - Afrika. 1S55. 2. Th. S. 14 ff.) TJi. M. Der Sago der Molukken. Der wichtigste Baum für die Eingebornen nicht nur auf Ambon, sondern auf allen Molukken ist die Sagopalme. Das Mark derselben macht die Hauptnahrung der Eingebornen aus; es ist ihnen, was den Chinesen und Indiern der Reis, was andern Völkern das G,e- treide. Diese Palme wird gewöhnlich im 15. Jahre reif; man haut sie dann um, spaltet den Baum unti arbeitet das Mark mittelst einer einfachen Haue von Bambus heraus. Der ganze Stamm besteht aus Mark, das kaum von einer zolldicken Rinde umgeben ist. Das Mark Avird theilweise in eine Art Trog gelegt, der aus dem ausgehöhlten Sagostamme verfertigt ist, und dessen Endseiten man mit Stücken geschlagenen Bastes verstopft. Durch Waschen und Kneten des Markes sondern sich die mehligen Thcilc.von den faserigen ab. Das von dem Mehle geschwängerte Wasser läuft durch den Bast, welcher die Stelle eines Siebes vertritt, in einen zweiten Trog, in welchem mit dem Waschen so lange fortgefahren wird, bis sich alle Mehltheile von den Fasern gesondert haben. 384 Vereinszeitung. ■ Sobald sich das Mehl gesetzt hat, lässt man das Wasser ab und die Arbeit ist beendet. Das Mehl -wird in nassem Zustande zu 25 bis 30 Pfund in Körbe verpackt, die gleich an Ort und Stelle von den grünen Blättern der Sagopalme gemacht werden. Eine besondere Eigenschaft dieses Markes oder Mehles ist, dass es nie trocken werden darf: man muss die Körbe mit dem Mehle von Zeit zu Zeit in Wasser stellen. Man bereitet aus diesem Mehle Brod und Papeta. Zur Be- reitung des ersteren bedient man sich eiserner oder irdener Geschirre, mit kleinen Abtheilungen, die man erst glühend erhitzt, dann von innen mit etwas Wasser befeuchtet. Man füllt sie hierauf ganz mit dem Mehle an, bedeckt sie mit Blättern, legt ein Brettchen darauf, das mit einem Steine beschwert wii-d, und lässt sie so lange stehen, bis sich Dunst entwickelt, ein Zeichen, dass die Brödchen gar sind. Noch einfacher ist die Bereitung der Papeta. Man schüttet an- fänglich etwas kaltes Wasser auf das Mehl, rührt es zu einem dicken Teige, giesst dann so viel heisses Wasser zu, bis es sehr flüssig wird, und lässt es erkalten. Die Papeta gleicht einer Sülze, oder einem steifen Kleister. Beide Gerichte, ohne andere pikante Ingredienzien genossen, schmecken überaus leer und fade. Aus diesem Nahrungszweige ist ersichtlich, dass das Volk für Leben und Unterhalt wenig zu thun braucht. Familien, die wenig oder keine Sagobäume besitzen, können sich leicht mehrere hundert Pfund Mehl mit wenig Arbeit erwerben Es ist nämlich Sitte, dass wenn ein Mann zu dem Eigenthümer eines reifen Sagobaumes geht und ihm sagt, dass er einen reifen Baum habe, den er (der Mann) für ihn umhauen wolle, der Eigenthümer stets seine Einwilligung giebt. Der Mann kommt dann mit einigen Gehülfen, schlägt den Baum, bereitet und packt das Mehl, eine Arbeit von 3 bis 4 Tagen ; dafür erhält er die Hälfte des Mehles nebst der Verköstigung während der Arbeit. Die Sagopalme, der Pisang (Bananen -Baum) gedeihen ohne alle Nachhülfe. Vor Kurzem wurde auf Ambon eine Sagofabrik errichtet, in welcher das schönste weisse Sagomehl, so wie der Perlsago producirt wird. Diese Fabrik kann jedoch nicht so billig arbeiten, wie jene auf Singapore, obwohl der Sago hier heimisch ist, und dort ein- geführt werden muss. Auf Singapore giebt es nämlich der arbeit- samen Chinesen genug, die sich mit einem geringen Lohne begnügen, während hier der träge Malaie nur durch Ueberzahlung zur Arbeit gezwungen werden kann. — s. (Aus Ida Pfeiffer' s zweiter Weltreise. Wien 1866. Th. 2. S. 154 u. 188.) Th. M. Indische Feigen. Auf der Insel Sardinien wachsen eine ungeheure Menge wilder indischer Feigen, die meist zur Schweinemast benutzt werden. Es bat sich nun gefunden, dass solche einen ausserordentlich reinen Spiritus liefern, und da der Centner dieser Frucht nur auf 6 Silber- groschen zu stehen kommt, so hat sich eine Gesellschaft gebildet, die Spiritusbrennerei im Grossen auszubeuten. (Oeffentliche Blätter 2855.) J. M. Vereinszeitung. 385 5. Versammlung der Naturforscher in Wien. Zum zweiten Mal öfFnete Wien seine gastlichen Thore den Männern der Wissenschaft und hiess sie in der Kaiserstadt will- kommen mit einer auch von den Behörden amtlich gewährten Gastlichkeit, mit einer Munificenz und Herzlichkeit, dass auch dem Kältesten das Herz aufgehen musste; ein harmonisches Band schlang sich um Alle, die dort aus so verschiedeneu Himmelsstrichen zu- sammengeströmt waren ; ganz Wien huldigte in wärmster Weise der Wissenschaft. Welch eine Genugthuung für den sinnigen Beob- achter, den Ausspruch: „Die Wurzel der Erkenntniss Gottes ruht im Gedanken", hier von Neuem so glänzend, so strahlend bewahr- heitet zu sehen! Die Wissenschaft ist auch eine Leuchte Gottes auf Erden; kein Volk, kein Staat kann dies intensive Licht des menschlichen Geistes, das er durch Jahrtausende sich errungen hat, entbehren ; sie allein ist das Triebrad der Welt geworden, ihre weit ausreichenden Leistungen haben einen solchen Umschwung im Leben der Menschheit hervorgerufen, ihr materielles Wohl so voll- ständig von sich abhängig gemacht, dass derselben sich zu entziehen, ja sie nur zu varnachlässigen, ein Todesurtheil der eigenen Wohl- fahrt wäre. In diesem Sinne begrüsste auch der erste Geschäftsführer der Naturforschei'versammlung, Pi'of. Hyrtl, die Gäste, indem er das Bild des Fortschritts der Wissenschaft innerhalb der kurzen Zeit der letzten 24 Jahre, seitdem die Versammlung in Wien zum letzten Male getagt hatte, aufrollte. Einen mächtigen Eindruck machte der Bedoutensaal, der von tausend und aber tausend Wachskerzen und sieben Riesenkrouen- leuchtern flimmerte, mit seinen vielleicht mehr als 4000 Gästen hervor. Mit Begeisterung wies der Redner die Entfaltung der Kenntnisse in allen Zweigen und namentlich in der Heilkunde nach. Mit den Fortschritten der Naturwissenschaften gehe die Ent- wickelung der Monarchie Hand in Hand. Physik und Chemie sind es vorzugsweise, denen wir die höchsten Errungenschaften verdanken, sagte der Redner. Die Bändigung der dämonischen Kraft des Dampfes, die Riesenwerke der Technik, welche die Lidustrie hiin- derthändig nach allen Richtungen fördert, die physikalisch-chemische Entdeckung, die uns gelehrt hat, mit Sonnenstrahlen statt des Griifels zu zeichnen und mit dem Blitze zu correspondiren — dies Alles gehört der Neuzeit. Jedes stromauf getriebene Schilf, jeder qualmende Schlot der Locomotiven, jedes schwingende Rad sind beredte Zeugen für die grosse, zeitgemässe Bedeutung der der technischen Anwendung zugekehrten Wissenschaft, auf deren un- gehiudertel- Entwickelung der wachsende Wohlstand der bürger- lichen Gesellschaft, der materielle Flor des Landes ruht. Allein unausgesprochen lag nicht nur der materielle, sondern auth der geistige Fortschritt der Menschheit in dieser Darlegung, denn all diese Errungenschaften halten gleichsam ein gefeites Schild dem Aberglauben entgegen, mögen auch hierarchische Bestrebungen hier und mittelalterliche Reactionsgelüste dort zeitweise diese Aegis mit dem Bannstrahle entgegnen. Als darauf durch ein Schreiben des Ministers v. Bach die Ver- sammlung von der Regierung und vom Bürgermeister v. Seiler seitens der Stadt Wien begrüsst worden war, theilte Prof. Schrötter, zweiter Geschäftsführer, den Anwesenden mit, welche Vorbereitung 386 Vereinszeitung. getroffen wäre, den Gästen den Aufenthalt in Wien so angenehm als möglich zu machen. Mit hoher Munificenz habe der Kaiser alle Auslagesummen der Versammlung bewilligt, so dass die bereits eingegangenen 8000 Gulden Einlagsgelder der Gäste zu rein wissen- schaftlichen Zwecken zu verwenden seien. Mit allgemeinem Beifall, laut dankend erhob sich die ganze Versammlung. Drei wissenschaftliche Vorträge beendeten diesig erste Zusammen- kunft. Prof. Sartorius aus Göttingen gab eine geologische Ge- schichte des Aetna. Dr. Scherzer sprach über die weisse und schwarze Bevölkerung Nordamerikas und Prof. Nöggerath aus Bonn über das ungarische Trachytgebirge. Um 1 Uhr constituirten sich im Polytechnischen Institut die Sectionen der verschiedenen Fachwissenschaften, bei denen die Anmeldung der weiteren Vor- träge gemacht wurde. Nächst der Medicin schien die Geologie am i-eichsten -vertreten. In der Geologie leuchteten die Namen Tyndal aus London, Frankland aus Manchester, Hooker, bekannt durch den Brief- wechsel mit A. V. Humboldt, aus dem Himalajagebirge, Beust aus Freiberg, Bernhard Cotta, Göppert, v. Carnal, Nögge- rath aus Bonn und b tu der aus Bern hervor. Gravert aus Greifswald war das Haupt discreter und analytischer Grössen; die Physiker Böttger (Erfinder der Schiessbaumwolle), Eisenlohr, Nörrenberg, Pückler, die Chemiker Fresenius, Löwig, Hoff- mann aus London zogen die Aufmerksamkeit auf sich. Unter den Botanikern fesselten Alexander v. Braun aus Berlin und Magnin-Tandon aus Paris. Im physikalischen Institute waren neun, höchst interessante Polarisationsinstrumente vom Prof. Nörrenberg aus Tübingen auf- gestellt und zeigte derselbe daselbst optische Phänomene im polari- sirten Lichte von wunderbarer Schönheit. Der nächste Morgen rief die Gelehrten zu den verschiedenen Sectionen zusammen, zu vielfach höchst interessanten Vorträgen. So fesselte der Vortrag des Prof. Heer aus Zürich, den er über die Insektenfauna von Radoboz hielt. Die schwefelführenden Kalk- mergeUdieses Orts haben nach seinen Untersuchungen bereits 303 verschiedene Arten von Insekten geliefert, die sich au.f 114 Genera vertheilen. Er gab die Eintheilung derselben und schloss mit der Bemerkung, dass die ganze Fauna daselbst eine merkwürdige Mischung von Formen gebe, welche räumlich sehr weit auseinander liegen. Neben Typen, wie sie jetzt bei uns oder in den Mittelmeer- ländern leben, erscheinen solche, die jetzt nur Indien und noch mehr Amerika angehören. Einen geologisch höchst interessanten Vortrag gab Prof. von Hin genau über Nagyag in Siebenbürgen. Die tellurischen Erze des Hajtobergs und des Csetraser Gebirgszugs wurden besonders hervorgehoben, weil sie reich an Gold sind. Die Goldproduction des Nagyager Bergwerks ist in den 100 Jahren von 1748 — 1847 auf 111,458 Mark goldisch Silber berechnet und findet bis in die neueste Zeit noch in einer Ausdehnung statt, welche zwischen 600 und 1200 Mark goldisch Silber jährlich beträgt. Der Vortrag gab die interessantesten Daten und schloss: „dass bei Golbina, ganz nahe vor dem mächtigen Kalkzuge, in neuester Zeit ein Kohlenlager entdeckt worden wäre, dessen Aufschluss erst in Angriff genommen werden soll. Aus Allem ging hervor, dass, da Vieles noch nicht geologisch festgestellt ist, Siebenbürgen noch eine überreiche und interessanj;e Fundgrube künftiger Forschungen bleibt. Vereinszeitung. 387 Dr. Höi-nes legte den eben vollendeten Band der fossilen Mollusken des Tertiärbeckens von Wien vor. Die Hörer folgten um so aufmerksamer allen Erläuterungen des gelehrten Forschers, da es sich um den Grund und Boden handelte, auf dem sie standen. In der i^hysiologischen, zoologischen und botanischen Section des Tages, die Prof. Alexander Braun aus Berlin eröffnete, machte das von C. v. Ettinghausen und Pokorny gemein- schaftlich vcrfasste Werk: „PhysiotyjJia 2^/aMto?^?/m austriacarum^ , ein Prachtwerk des Naturselbstdrucks, der k. k. Staatsdruckerei entstammend, allgemeines Aufsehen und erwarb sich die lebhafteste Bewunderung und einstimmigste Anerkennung, dass diese Methode der Pflanzenabbildung zur Förderung der Wissenschaft von unbe- rechenbarem Werthe sei und dass man nur ungestörten Fortgang und baldige Vollendung diesem bedeutungsvollen Werke wünschen könne. Den Hauptwerth fanden die gelehrten Mitglieder in der Darstellung der Nervatur der Blätter. Eine geschichtliche Abhandlung des Staatsraths v. Brandt aus Petersburg erregte philologisches Interesse. Die Kraniologie des Bibei's giebt überraschende Verschiedenheiten zwischen ameri- kanischen und europäischen Ba^en. Was die Araber über die Naturgeschichte dieses interessanten Thieres berichten, wurde gleich- zeitig mitgetheilt. Am 19. September fand die zweite allgemeine Versammlung im Redoutensaal mit gleichem, vielleicht mit erhöhtem Glänze statt. Die Sectioussitzungen boten heute ein eben so reiches als inter- essantes Programm dar. Prof. T^nda] aus London sprach in der Section für Physik über die Spal.+en im Gletschereise. Er glaubt, dass die Geologen von den Physikern ihre Principien zu holen hätten, um zu richtigen Resultaten zu gelangen. Er begründete seinen Vortrag auf eigene strenge Beobachtung. Bei seinem längei-en Aufenthalte in der Schweiz mit Prof. Euxleigh bestieg er, veranlasst durch die Ar- beiten des Prof. Forbes (welche die Gebrüder Schlagintweit den ihrigen über die Alpen zu Grunde gelegt hatten), einige Glet- scher. Am Grindelwaldgletscher beobachteten sie, wie die bald zerklüftete, bald zusammenhängende Structur einfach mechanisch durch Fall des Bodens und die Schwerkraft, die bald Spannung, bald Druck in der Masse erzeugt, zu erklären sei. In den Gletschern finden sich Spalten , die durch reines gefrorenes Wasser erfüllt werden. Hieran knüpfte er seine Erklärungen über die Schiefer- spaltrichtungen, welche gar nicht mit den Schichtungslinien überein- stimmen, und wies die analoge Bildung dieses Gesteins mit denen, der Gletscher nach. Nägeli aus Zürich sprach in der Section für Botanik und Pflanzenphysiologie über Formen, Verändei-ungen und Entwicke- lungen des Stärkemehls in den Pflanzen. Der vielfach Neues ent- haltende Vortrag währte 2V2 Stunde. Prof. Beer machte Mit- theilungen über Fruchtformen, Samen und Keimung der Orchideen, dieser wunderbaren, phantastischen Gebilde der Tropenländer. Er legte seine noch unvollendete Arbeit zu näherer Beleuchtung und Erwägung vor. die er durch Zeichnungen wie in Spiritus bewahrte Präparate erläuterte. Bei den angekündigten Vorträgen des Prof. Kolenati über eine fast 2000jährige lebende Eibe in Mähren wurde bei vielen Mitgliedern der Wunsch rege, diesen Stammbaum versunkener Ge- schlechter selbst zu besuchen. ( Untei-h. am häusl. Heerd. 1856. JS'o. 3 und 4.) B. 388 Vereinszeitung. 6. Technologisches. Ägriculturchemische Untersuchungen über die Runkelrübe. Aus der Abhandlung : „Ägriculturchemische Untersuchungen über dieRunkelrübe von Ritthausen", lassen sich folgende Schlüsse ziehen : 1) Der procentische Gehalt der frischen Eübe an Trockensub- stanz steigt mit der Abnahme des Gewichts; die kleineren Eüben enthalten mehr Trockensubstanz als die grösseren. 2) Im Verhält- niss zur Gesammtmenge der Trockensubstanz enthalten die kleinen Eüben weniger Mineralstoffe und Proteinsubstanzen, als die grösse- ren Eüben. Es erhöht sich deshalb der Nahrungswerth' der frischen Rübe nicht genau in dem Verhältnisse als die Trockensubstanz steigt, sondern etwas langsamer. 3) Die procentische Menge des Zuckers steigt in der frischen Eübe mit der Zunahme von Trockensubstanz, und zwar bei den in der Erde wachsenden Sorten ziemlich im ge- raden Verhältniss zu der Trockensubstanz, Avährend der Zuckergehalt bei den theilweise über der Erde wachsenden Varietäten in den kleineren Eüben verhältnissmässig höher sich erhebt. 4) Die Menge der Holzfaser scheint gleichmässigen Schwankungen nicht unter- worfen zu sein. 5) Man kann der chemischen Zusammensetzung nach im Allgemeinen nur zwei Grössen unterscheiden, grosse Rüben von 3—5 Pfd., kleine Rüben unter 2 Pfd. am Gewicht. Der Nah- rungswerth der kleineren verhält sich unter diesen Voraussetzungen zu dem der grösseren wie 5:6, d. h. 5 Pfd. der ersteren bringen denselben NähreflFect hervor, wie 6 Pfd. der letzteren. 6j Bei Aus- führung von vergleichenden Eübenanalysen scheint die Berücksichti- gung der Grösse der untersuchten Exemplare nicht ganz gleichgültig, insofern namentlich die Asche und die Proteinsubstanzen mit der verschiedenen Grösse bestimmte Veränderungen erleiden. (Neues Jahrb. für Pharm. Bd. 4. H.2.) B. Darstellung einer plastischen Masse durch Bildung von basisch - salzsaurem Zinkoxyd. Nach Sorel bildet das Zinkoxyd-Chloi-zink eine plastische Masse, die vollkommen erhärtet und zur Herstellung aller der Gegenstände, die man durch das Formen von Gyps bildet, ferner zum Anstreichen und Bemalen der Zimmerwände dienen kann. Es lässt sich beliebig färben. Man nimmt Chlorzinklösung von 50 — ßO^Beaume, löst darin 3 Proc. Borax oder Salmiak, was ein rasches Erhärten der Masse verhütet, und rührt in diese Flüssigkeit Zinkoxyd, z. B. die ge- schlämmten Eückstände von der Zinkweissfabrikation oder bei Roth- gluth calcinirtes Zinkweiss. Statt der Chlorziuklösung kann man auch die von isomorphen Chloriden, Eisenchlorür, Manganchlorür etc. anwenden. {Compt.rend. T.16. — Chem. Centrbl. 1856. No.lO.) B. Uolzpolitur. Malter 's Vorschrift zu einer neuen Holzpolitur besteht aus 1/2 Quart Alkohol, 1 Loth Gummilack und 1 Loth Sandarak. Das Ganze wird bei gelinder Wärme digerirt, bis eine Auflösung der Gummiharze erfolgt ist. Man nimmt nun eine EoUe von Tüthsal- Vereinszeitung. 389 band, legt etwas von der Glätte darauf und bedeckt es mit weicher Leinewand, welche mit kalt ausgepresstem Leinöl_ angefeuchtet worden ist. Dann reibt man das zu polirende Holz in einer kreis- förmigen Richtung, bedeckt jedoch nicht zu viel auf einmal. Das Reiben wird so lange fortgesetzt, bis die Poren des Holzes hinläng- lich angefüllt sind. Endlich nimmt man auch etwas Alkohol und Glätte, reibt ebenso wie zuvor und es erfolgt die schönste Politur. Daraufgegossenes Wasser erzeugt weder Flecken noch Risse. (Poly- techn. Centralhalle. 1865.) B'. " Dauer verschiedener Hölzer. M. G. L. Hart ig hat verschiedene Hölzer vergraben und ge- funden, dass die Linde, die amerikanische Birke, die Erle und die Espe in 3 Jahren, die Weide, die Rosskastanie und die Platane in 4, der Ahorn, die Rothbuche und Birke in 5, die Ulme, Esche, Hainbuche und italienische Pappel in 7 Jahren und theilweise in letzterer Zeit auch die Robinie, Eiche, gemeine Fichte, Weimouth- kiefer und Silberfichte von Fäulniss angegriffen werden. {Bon- plaiidla. 1855.) ' B. Bereitung des Genevers in Holland. Nach einer Mittheilung von Thomson bereitet man in Holland den Genever auf folgende Weise: 112 Pfd. Gerstenmalz und 228 Pfd. Roggenmehl maischt man mit 460 Gallons (4600 Pfd.) Wasser bei 720 ein und fügt, sobald die Zuckerbildung vollendet ist, so viel Wasser dazu, dass das Extract ein spec. Gew. von 1,047 hat, kühlt die Maische dann auf 270 ab und lässt sie in einen Gährungsbottieh fliessen. Ihre Menge beträgt dann ungefähr 500 Gallons. Man mischt sie mit 0,5 Gallon guter Hefe, wodurch die Maische rasch zu gähren anfängt und ihre Temperatur auf 320 steigt. Die Gäh- rung ist in 48 Stunden beendigt, aber doch nur unvollständig, denn in der Maische findet man jetzt immer noch circa 12 — 15 Pfd. Zucker. Die Maische bringt man nun in die Blase und destillirt sämmtliche Butter über. DasUebergegangene destillirt man zum zweiten Male und erhält dann die beste Sorte Genever. {Muspr. techn. Chem. 3. Bd. — Chem. Centrbl. 1856. No.o.) B. Verfahren, die Abfälle '»on vidkanisirtem Kautschuk loieder zu verivenden. Nach Ch. Goodyear werden die Abfälle fein zertheilt (unter dem Holländer), man mischt sie dann mit gleichfalls fein zertheiltem gewöhnlichen Kautschuk, indem man das Gemenge zwischen erwärm- ten Walzen hindurchgehen lässt, das hierdurch entstehende Blatt wird mehrfach zusammengefaltet und wieder gewalzt, bis die darin enthaltenen Theile gehörig gemengt sind, dann incorporirt man dem Gemenge so viel Schwefel, als das neu hinzugefügte Kautschuk erfordert, um sich vulkanisiren zu lassen. Endlich giebt man der Masse die Form, die sie haben soll und setzt sie der Hitze aus, bei der die Masse vulkanisirt wird. Soll die Masse hart werden, so setzt man ihr so viel Schwefel zu, dass derselbe etwa ein Drittel der ganzen Masse ausmacht. {Repert. of pat. inv. 1855. — Chem.- pharm. Centrhl. 1855. No. 53.) • B. 390 Vereinszeitung. 7. Handelsbericht. Obschon sehr interessante weitläufige Berichte, namentlich von Hrn. Lappenberg vorliegen, so sind wir doch wegen Mangels an Raum nicht im Stande, selbige mitzutheilen, und müssen uns daher mit dem nachstehenden kurzen genügen lassen. Hamburg, den 9. Januar 1857. Da nun schon zwei Jahre verflossen, dass von Agaricus keine Zufuhren eingetroffen sind, so sind unsere Läger jetzt sehr reducirt und notiren wir 60 Mrk. bei kleinem Begehr. — Die in jüngster Zeit etwas reichlicher ausgefallene Importation von Aloes Capensis hat den Werth hier sowohl als auch in London ermässigt; unsere Bestände belaufen sich auf ca. 13ü Kisten, die aber zum grösseren Theile nur geringe Waare ausweisen. Blanke harte Prima besitzen k 33 Mrk. — Unsere Vorräthe von Arroioroot haben sich sehr ge- lichtet und erklären sich somit die erhöhten Preise. — Mit Bals. Copaivae sind wir völlig 6 Seh. höher als zu Anfang des vorigen Jahres; die letzte Zufuhr fand prompt zu 18 Seh. Nehmer, und "gehen wir ersichtlich noch höheren Preisen entgegen, wenn die Gewinnung in Amerika kein besseres Resultat als 1856 liefert. — Bals. de Peru fast ganz geräumt. - — Die letzte Canth ariden - Ernte ist Avieder sehr ergiebig gewesen, die zugeführte Qualität war aber meistens nur mittelmässig und kann bei dem Manöver der polnischen Absender, ihre Vorräthe stets nur in kleinen Parcellen nach hier zu senden, kein Vertrauen zu dem Artikel aufkommen, weshalb die Preise auch in letzter Saison ziemlich stationair auf ca. 38 Seh. blieben. — Von Carohbe erhielten wir belangreiche Anfuhren, deren Qualität meistens zu wünschen übrig Hess. — Cas- sia fistula spielte nur eine unbedeutende Rolle und fiel die impor- tirte Waare grösstentheils tadelhaft aus. — Von Cort. Chinae Hua- nuco und Loxa kam die letzte Zufuhr in unsere Hända; wir haben von hübsch frischer röhriger Loxa. ziemlich dünn und chagrinirt, bemoost, zu 21 Seh. abzulassen ; feine frische, dicke chagrinirte, kvMtige Hua7iuco k 22 Seh., do. hübsch mitteldick und dünn ä 18 Seh. ^ Corf. Cascarillae, gut, grob und röhrig, k 22 Mrk. — Cubeben waren im vorigen Jahre ein auffallend träger Artikel, dessen Con- sum sich augenscheinlich verringert haben muss und wovon unsere Bestände gegenwärtig ca. 400 Säcke ausmachen. — Die Preise von Ostind. und Levant. Gummi arah. stellten sich 1856 noch billiger, ohne dass den Artikeln dadurch auf uuserm Platze ein grösseres Interesse zugewandt wäre; von Cap do. ward nichts Neues impor- tirt und fehlt solcher augenblicklich — Von Gummi Asplialt sind die letzt angebrachten Parthien noch unbegeben. • — In Gitmmi Ben- zoes sind wir mit f. fein weiss, amandol. Waare a 22 Seh. billig vei-- sorgt; schöne Siam von superfeinem Parfüm in granis, etwas stäu- big, a 32 Seh., sehr beachtenswerth. — Die letztjäbrigen Importen von Afrikan. Gummi Copal bestanden zum grösseren Theile aus elect. Sorte, die meistens prompt zu massigen Preisen, sowohl für's In- wie auch für's Ausland, Käufer fanden; derVorrath von rothem Angola ist sehr gelichtet; Coiorie Sorte verschafft sich bei Kleinem Eingang, Yon Manila kamen direct 150 Kisten ä2Ctr., theils hübsch rein, theils etwas grusig und unrein, die wohl zu 33/4 Seh. zu er- eteheri wären. — Der Gang der Preise von Zanzibar Copal war ein sehr interessanter. In Folge ungenügender Versorgung des Aus- Vereinszeitung. 391 landes öfFneten sich unserm Markte neue Auswege für den Artikel, die Preise von Prima-Waare nahmen dadurch einen Aufschwung von ca. 4 — 6 Seh., wogegen die Secunda-Sorten fast ganz ohne Ver- änderung blieben. Von Prima ist augenblicklich nur von klein- stückigem ä 211/2 Seh. Vorrath. — Die Zufuhr von Gummi Damar betrug 1052 Kisten; der Artikel verhielt sich das ganze Jahr hin- durch nur schleppend, unsere Bestände belaufen sich daher noch auf ca. 500 Kisten, gute elcct. Waare kaufen wir gegenwärtig a 63/4 Seh. — Die Erwartungen, welche man Anfangs vorigen Jahres an die Zukunft von Para Gummi elastic. knüpfte, haben sich nicht verwirklicht; der Artikel ist vielmehr allmälig von 22 Seh. auf 19 Seh. für reine Waare gefallen. Da wir im verflossenen Jahre ohne directe Zufuhr blieben, wandte sich die Frage andern Märkten zu. Die Fabrikation von Gummi elastic. ist auf dem Conti nente, und namentlich in Deutschland, im besten Flor und noch im Zunehmen begriffen: dieselbe beschränkt sich indess auf reine Waare, und sind unreine Qualitäten lästig zu veräussern. Die Importation von Ostind. betrug 1856 nur die Hälfte des 1855 eingeführten Quan- tums; der Vorrath ist gegenwärtig auf 40,000 Pfund zusammen- geschmolzen, und kauft man bei Quantitäten mühsam zu 7^/4 Seh. ä 77/9 Seh.; auch diese. Sorte, aus der hauptsächlich harte Gegen- stände fabricirt Averden, findet immer mehr Verwendung. — Der Begehr für Gutta Percfia, der eine Zeitlang ganz erstorben war, hat wieder zugenommen: der Vorrath von vrirklich guter Qualität ist aber sehr geringfügig. — Die Einfuhr von braunem amerik. Harz belief sich 1856 auf nur 26,595 Fässer gegen 51,482 Fässer im Jahre 1855: der Artikel genoss guter Frage und betrugen die Ver- sendungen über 37,000 Fässer ; unser heutiger Vorrath umfasst 18,000 Fässer und man hält auf 46 Seh. Unsere Bestände von hel- lem transp. Harz, wovon vv^ir ganz ohne Zufuhr blieben, sind sehr unbedeutend, und stehen die Preise ca. 12 Seh. bis 1 Mrk. höher, als zu Anfang des Jahres, um welche Zeit unsere Vorräthe auf 9000 Fässer angewachsen waren, die hauptsächlich ihren V»'eg nach England nahmen. E7igl. Harz und Gallipot spielten wie gewöhn- lieh nur unbedeutende Eollen. — Von Blätter-Hausenblasen empfingen wir wenige und zum Theil in Qualität stark abfallende Zufuhren: der Preis für Prima-Waare konnte sich demzufolge auf 103/4 Mrk. heben. — Cand. Ivgher hat sich in schöner W^aare sehr selten gemacht, die gegenwärtig I21/2 Seh. gilt. Die Zufuhr betrug 1932 Kisten. — Die Nachrieht von dem ungünstigen Ausfall der Manna- Ernte hob den Preis für gerace auf 22 Seh. — Von Ol. Anisi stello.ti kamen im vorigen Jahre 298 Kisten an ; sämmtliehe Ankünfte waren stets lange vor Eintreffen verkauft und in der Regel in Ansehung des zunehmenden Consums schnell disponirt. Die Preise haben stark geschwankt zwischen 8V2 i^ind 13 Mrk., bei Jahresschluss zeigte sich der Artikel aber wegen der Vorfälle in China in fester Haltung und fordern Inhaber 10^/4 Mrk. Wenn gleich die Erfahrung gelehrt, dass kein A^rtikel in seinem Consum zeitweiligeren Consum erfährt, als Ol. Anisi stellati, so dürfte doch ausser der Wahrscheinlichkeit, dass die beregten Ereignisse die Ausfuhr aus China für einige Zeit sistiren, der Umstand zu berück- sichtigen sein, dass Ol. Anisi vulgaris in diesem Jahre, wenn nicht keine, doch eine sehr winzige Rolle spielen wird, da die Vorräthe letzterer Sorte erschöpft sind und der kärgliche Ausfall der Anis- ernte den Werth des Geis sehr vertheuern muss. — Die Missernte von Ol. Bergamottae veranlasste eine Steigerung des Artikels auf 392 Vereinszeitung. 71/2 Mrk.; de Cedro blieb ohne Einwirkung und ist billig zu kau- fen. — Die niedrigen Nelken -Preise haben Ol. Caryopliyllorum auf einen so billigen Stand gebracht, wie solcher nie zuvor existirt hat. — Der Consum von Ol. Cajeputi ist nur unbedeutend und 'wurde durch die billig verkauften Importen des letzten Jahres kei- neswegs vergrössert. — Von Ol. Cassiae erhielten wir im verwiche- nen Jahre 89 Kisten; der Artikel erlitt eine Erniedrigung, als im Frühjahre gleichzeitig ca. 50 Kisten ankamen, hob sich aber zufolge seiner gesunden Lage und der überall nur kleinen Vorräthe suc- cessive auf 11 Mrk.; die Vorräthe, ca. 30 Kisten betragend, können erst im Mai durch die pr. „Hannibal" abgeladenen 15 Kisten einen Zuwachs erhalten, und haben sich mehi-ere Inhaber wegen der jüng- sten Ereignisse in China ganz vom Markte zurückgezogen. Der Artikel ist unserer Ansicht nach noch einer wesentlichen Verbes- serung fähig. — Von rohem amerik. Ol. Menth, pip. enthält unser Markt augenblicklich an ca. 7000 Pfd.; da die Qualität dieser Sorte allein den Preis bestimmt, so lassen sich die Notirungen nicht ge- nau präcisiren, der Consum wendet sich auch immer mehr den wirklich reinen Qualitäten zu, deren Werth sich aus diesem Grunde ziemlich behauptet. — Der Abzug von Ol. Ricini ist auf unserm Platze im Vergleich zu den englischen Märkten ein sehr unwesent- licher; von den importirten 1215 Kisten verbleiben uns noch ca. 650 Kisten Vorrath, aus gutem weissem Oel bestehend, wofür man 6'/4 Seh. verlangt, was unter Londoner Notirung ist. — Mit Piper longum sind wir ä 41/2 Seh. gut versehen, der Artikel war im vori- gen Jahre nicht von Interesse. — Quecksilber bleibt preishal- tend. — Von den 1856 import. 620 Ballen Rad. Galangae ist der grösste Theil noch in Importeurs Händen, bei den nun aber auf- gezehrten älteren Vorräthen und dem noch immer guten Abzüge des Artikels, Avobei die chinesischen Wirren nicht zu vergessen sind, dürfte diese Wurzel leicht zur Speculation aufmuntern. — Von span. Siissholz empfingen wir ca. 3000 Packen, gegenwärtig kaufen zu 133/^ Mrk., gutes russ. gilt 26 Mj-k. — Die Zufuhr von Jalappae betrug 177 Seronen, die Qualität der Importen wich aber ziemlich von einander ab, und stellten sich dem gemäss auch die Preise. — Ipecacuanliae erlitt einen bedeutenden Rückschlag, theils war die Ursache, dass man wusste, dass in Rio grosse Vorräthe auf- gespeichert lägen, die nur aus Furcht der Inhaber vor zu schlech- ten Resultaten nicht zur Verschiffung kamen, theils war es fehlen- der Bedarf, indem die Cholera überall nur ganz schwach auftrat; der Artikel wird unter solchen Umständen auch gegenwärtig a^^f seinem Werthe von 31/4 Mrk. nur mit Misstrauen angesehen. — Rad. Ratanh iae hat im letzten Jahre fast gar keine Frage gefunden, trotzdem die Preise über 50 Proc. heruntergingen. — Durch Ein- treffen belangreicher Zufuhren erlitten die -Preise^ von ch i n e s. Rhabarber einen plötzlichen Fall, von zugeführten 481 Kisten bleiben uns ca. 150 Kisten 'Vorrath : hübsche flache rothbrechende halbmundirte gilt gegeuwäi'tig 48 Seh., runde 46 Seh., Mittelwaare k 38 Seh. nur schwierig zu begeben. — Von Hond. Sassaparill em- pfingen wir 906 Seronen meistens schöne Waare, die prompt und zum Theil parthienweise hauptsächlich für Russland Käufer fan- den; Vera Cruz kaufen in schöner Waare gegenwärtig ä 83/8 Schill., die Importation belief sich auf 590 Ballen und zeigte der Markt eine sehr feste Haltung. — Rad. Senegae war schwach ge- fragt, der Preis wich von 56 auf 32 Seh., hob sich jedoch darauf wieder auf 39 Seh. — Die jüngst importirten 250 Fässer guten Vereinszeitung. 393 weissen Rio Sago gingen in unsere Hände und erlassen wir davon^ so lange Vorrath, k ö'^ln Seh. — Der Vorrath von Bahia Sago beläuft sich auf ca. 400 Säcke und kauft man davon nach Qualität zu 43/4 bis 5V4 Seh. — Bei einer Einfuhr von 9549 Kisten haben sich die Preise von ostind. Perlsago vollkommen behauptet und ■ist der Betrieb des Geschäfts sehr befriedigend ausgefallen. — Die Steigerung in Schellack erstreckte sich eigentlich nur auf orange Sorten, die einer ferneren Besserung empfänglich bleiben ; wir be- sitzen ganz feine Waare zu 9 1/2 Seh und fein mittel do. ä G^sSch.; unsere Hauptzufuhr bestand aus cerise, wovon noch ä 6^/4 Scb. Vorrath, und aus Blut-, der immer mehr in Aufnahme kommt. — Mit Sem. Cynae sind wir in den besseren grünen Sorten zu dßjg bis 6% Seh. gut versorgt, bräunliche Waare dagegen sehr knapp äö'/s und 53/g Seh. — Sabadill. wurde von Speeulanten zusammengekauft und gilt jetzt S^/g Seh. — Trotz einer Zufuhr von 1600 Kisten hat Sternanis eine überaus glänzende Rolle gespielt und die momentane Ermässigung auf 8V2 Seh. in ziemlich kurzer Zeit wieder eingeholt, der Abzug war sehr bedeutend, und ist der Artikel von den Speeu- lanten chinesischer Producte namentlich ins Auge gefesst worden, wodurch sich unsere Notirung von 91/2 Seh. motivirt. — Tama- rinden empfingen wir ca.. 1000 Fässer neue Calcutta, wovon circa 200 Fässer Vorrath bleiben, k I8V2 Mrk.; der Artikel muss sich in diesem Jahre bedeutend verbilligen, da sich enorme Abladungen nach England unterwegs befinden. — Nachdem die Preise von amerik an. Terpentinöl sich das ganze Jahr über sehr schwan- kend verhielten, erfuhr der Artikel im December in Folge sich nach England zeigenden Exports eine sehr entschiedene Steigerung und schloss mit 27 V2 Mrk. unter sehr günstigen Auspicien für das gegenwärtige Jahr. Wir notiren heute 25 '/2 Mrk. und behalten nur ca. 1000 Fässer Vorrath. Die Zufuhr von Blauholz-Extract hat 1856 die Plöhe von 43,900 Kisten erreicht, ein Quantum, das die ganze Importation der vorhergehenden 9 Jahre zusammengerechnet übersteigt; der Artikel findet immer mehr Eingang, und kann man sich für die Zukunft immer brillantere Resultate versprechen. Der jetzige Preis von 4'/2 Seh. ist so billig, wie selber zuvor noch nicht existirt hat. — Nachdem Curcuma sich im vorigen Jahre sehr aufräumte, ver- bleiben uns nur noch einige 1000 Pfd. Java und eine Kleinigkeit stark gestochener chines. ä 241/2 Mrk., pr. „Ontario" kommen circa 300 Ctr. Bengal. — Diui-Divi stellten sich im Laufe 1856 ca. 2 Mrk niedriger, werden jetzt aber wieder fest auf 83/4 Mrk. gehalten. — Für chines. Gallen, wonach die Frage ganz unregelmässig ist, zeigt sich in Folge der chinesischen Wirren eine festere Haltung. Bei den geringen Vorräthen von Levant. Gallen sind uns die directen Importen von Bombay (ca. 500 Ballen) sehr willkommen, man hat 65 Mrk. dafür vergeblich geboten, würde indess wohl zu ca. 70 Mrk. einig werden. — Man erwartet, dass rothes chrom- saures Kali in Bälde eine Erhöhung erfahren wird, theils der im Zollverein eingetretenen Steuerermässigung wegen, theils wegen der hohen Preise in Glasgow. — Von Orseille sind nur ca. 12,000 Pfd. Cap Verdis che ä 4^/4 Seh. im Markt. — Bengal. Saflor fehlt gänzlich, Bombay in hübsch farbiger Qualität zu 0V2 Seh. im Markt. — Von den im vorigen Jahre angebrachten 400 Seronen Cochenille lagern noch ca. 350 Seronen gute grobe silbergraue Honduras, womit Eigner fortfahren, auf 46V2 Seh. zu bestehen. — Terra Catechu spielte eine eigenthümliche Rolle, die Stellung der Arch. d. Pharm. CXXXIX.Bds. 3.Hft. -^ 26 394 Vereinszeitung. Märkte liess im Frühjahre einen bedeutenden Export nach Eng- land zu, und wird sich die Verminderung der Vorräthe in die- sem Jahre erst recht fühlbar machen, zumal der Verbrauch durch den höhern Preis noch keine Einschränkung erlitten hat. — Durch sehr beträchtliche Zufuhren von Terra Japonica (1,760,000 Pfund) erfuhren die Preise eine wesentliche Ermässigung, der Abzug war dennoch nur schleppend zu nennen, und behalten wir ca. 500,000 Pfd> Vorrath ä 12 '/2 Mrk. — Nach Baltimore Quercitron war in letzter Zeit grosse Frage, unser Markt enthält aber leider gar Nichts von dem Artikel. Bleizucker ist successive 3/^ Seh. billiger geworden. — Raffin, Camphor blieb im letzten Jahre ohne Speculation, durch Concur- renz der Fabrikanten wurde der Preis auf ca. 12 Seh. zurückgedrängt, — Chinin sulph. ist bei schwachem Begehr ansehnlich gewichen, '— Glätte und Mennie haben seit der Rücknahme des englischen 1 Ausfuhrverbotes weiter keine Rolle gespielt. — Jod und Jodkali bleiben ohne Interesse. — Soda cryst. und calc. sind gleich Natr. hicarbonic. etwas im Werthe avancirt. — Der Begehr nach Sal- miak war recht lebhaft und konnte man häufig nur auf Lieferung kaufen. — Sal volatile erfuhr nur kleine Fluctuationen. — Dass ostind. Salpeter nach Beeadigung des russischen Ki'ieges plötz- lich einen ungeheuren Fall erleiden würde, war leicht vorauszusehen; dass dieser Rückschlag aber ein so colossaler werden würde, um den Preis von 55 Mrk. bis auf 21 Mrk. zu werfen, hat gewiss Niemand erwartet. Diese ausserordentliche Ermässigung hatte dann alsbald einen grossen Begehr zur Folge, der unsere Läger sich vollständig realisiren liess. — Raffin, Salpeter war in jüngster Zeit auf unserem Markte billiger als in England und sind wohl noch ca. 60,000 Pfd. ä 30 Mrk. k 33 Mrk. nach Qualität käuflich. — Der Import von Chili - Salpeter betrug 1852: 80,988 Säcke, 1853: 39,112 Säcke, 1854: 42,952 Säcke, 1855: 45,596 Säcke, 1856: 163,258 Säcke; es erhellt hieraus, dass uns die letzten 12 Monate noch etwa 5000 Säcke mehr geliefert haben, als die vorhergehenden 4 Jahre zusammen. Im Juni, wo der Artikel 9 Mrk. galt, stellte sich ein sehr ansehnlicher Abzug nach England ein, der unsere Vorräthe wesentlich verkleinerte; die Folge war, dass die Preise bald darauf allmälig wieder anzogen und wir heute bei einem Vorräthe von nur 20,000 Säcken IO3/4 Mrk. notiren. Bei der bedeutenden Verwendung in chemischen Fabriken und dem zum Frühjahr zu erwarten stehen- den vermehrten Verbrauche für den Landbau lässt sich einer Besse- rung der Preise um so eher entgegensehen, als vorerst keine Zu- fuhren zu erwarten stehen. Die Einfuhr von Guaj'aquil-Cacao hat sich im vorigen Jahre auf die noch nicht dagewesene Höhe von 3,380,000 Pfd. belaufen^ da andere Plätze dagegen, namentlich die Häfen des Südens, wenig oder gar Nichts von dem Artikel empfingen, so eröffnete sich ein sehr beträchtlicher Abzug nach dem Mittelmeere und hob sich der anfänglich auf 4^2 Seh. herabgedrückte Preis bei Kleinem auf 63/^ Seh. und betragen unsere Läger zur Zeit nicht über 100,000 Pfd. Von anderen Gattungen kam äusserst wenig vor; von der beliebten Para Sorte erhielten wir nicht mehr als 211 Säcke, die rasch zum Versand genommen wurden; von Bahia sind noch 200 Säcke k 6V4 Schill, vorräthig, und von Domingo besitzen noch 350 Säcke indi- recter Importation ä 63/g Seh. Alle anderen Sorten fehlen vollständig; die im Juli zugeführten 207 Säcke Surinam waren von sehr schö- ner Beschaffenheit und verkauften sich schlank; Angostura, Vereinszeitung. 395 Caracas und Trinidad fanden stets einen schnellen AbzT7g. — Die Einfuhr von Cassialignea betrug während der letzten 12 Monate 31,416 Kisten und 7319 Matten, ein Quantum von so grossem Be- lange, wie der hiesige Platz nie zuvor in einem gleichen Zeiträume empfangen hat und welches die Zufuhren der beiden Jahre 1854 und 1855 zusammen noch um etwa 3000 Kisten übersteigt. Diesem Umstände zufolge fiel der Preis von 13 V2 Seh. auf 10 '/2 Seh., der Abzug war ebenfalls sehr bedeutend und wird mit 21,000 Kisten angegeben. Unser Vorrath beträgt ca. 11,500 Kisten, wovon Anfangs dieser Woche 6000 Kisten von Speculanten zu 103/^ Seh. angekauft wurden. — Cassia vera ist ganz incourant geworden. — Von den angebi'achten 1144 Kisten Flores Cassiae ging der grössere Theil nach England und enthält unser Markt nur noch 200 Kisten, wovon h 143/4 Seh. zu kaufen. — Ingber ist wenig gangbar, Macis und Macisn üsse werden meistens en detail gefordert. — Die Importen von Nelken stehen nicht mit dem Verbrauche im Einklänge; dieses Missverhältniss ergiebt sich am deutlichsten aus der Gegenüberstel- lung der Einfuhr von 600,000 Pfd. und des verbleibenden Vorrathes von 500,000 Pfd. Der zuletzt bezahlte Preis von ca. 41/2 Seh. ist so billig, wie wir ihn nie zuvor gekannt haben. — Auch Nelken- stengel gehen nur schwach und haben wir grosse Läger davon. — Von schwarzen Pfeffer- Sorten war Singapore stets die be- liebteste Sorte, es stehen nur unbedeutende Zuflüsse bevor. — Die Piment- Preise empfingen einen empfindlichen Schlag und konnten die seit October zugeführten 5000 Säcke nur zu 41/9 Seh. k 41/4 Seh. untergebracht werden. Die Importation von Co cos öl belief sich 1856 auf 30,000 Ctr., von Leinöl auf 120,000 Ctr. und von Palmöl auf 90,000 Ctr., wie immer fluctuirten die Preise auch im letzten Jahre sehr stark. — Thran ist kürzlich etwas billiger geworden. Berdien & Grossmann. 8. Notizen zur praktischen Pbarinacie. Offenes Sendschreiben des Apothekers Fritz Engel in Flohenstein in OjP. an die Apotheker Preussens. Meine Herren! Dass eine Reform des Apothekerwesens nicht nur wünschens- werth, sondern zweckmässig, ja sogar äusserst nothwendig, wird von Allen, welchen dieser Gegenstand nicht gar zu ferne liegt, zugegeben. Nur wie die Sache anzufangen, was und wie weit reformirt werdeij soll, darüber herrscht eine Meinungsverschiedenheit, welche sobald noch keine Einigung hoffen lässt. Jede Zeitschrift bringt Entwürfe zur Abänderung alter Uebel- stände; periodisch erscheinen Schriften, welche das alte Thema, nur in etwas veränderter Form, von Neuem wieder besprechen, Entwürfe zu einer neuen Apothekerordnung für den preussischen Staat sind dem betreffenden Ministerio vor langer — langer Zeit vorgelegt — und was, frage ich, haben Sie erlangt? Allerdings ist ein wichtiger Schritt vorwärts gethan — das Classensystem ist aufgehoben — ein Wunsch ist wenigstens erfüllt. Was aber weiter? Noch immer ist jenes längst veraltete Werk, der Boden, auf dem die pharmaceuti- schen Verhältnisse fussen — ich meine den Codex von 1801! Ein 396 Vereinszeitung. halbes Jahrhundert und darüber ist verflossen — noch aber bestellt jene historisch gewordene Apothekerordnung, die man aus tiefster Ehrfurcht kaum anzutasten wagt. Eine magna charta dieses De- cenniums! — Haben denn Chemie, Botanik, Physik, diese Töchter der Phar- macie, keinen Fortschritt gemacht? Wohin wir blicken, überall das Gegentheil. Die Wissenschaften sind vorgeschritten, die Anforde- rungen sind grösser geworden, die Zeiten haben sich sehr geändert; in allen Fächern sind zweckmässige Veränderungen eingetreten, nur der Apotheker soll stehen bei den Satzungen von anno 1, unerachtet diese zu der jetzt so veränderten Stellung der Pharmacie al-s Wis- senschaft und als Kunst nicht mehr passt. Und der Grund, meine Herren, warum gerade in der Pharmacie Alles so ehern stabil? Warum wir in unsern W^iuischen und Hoff- nungen getäuscht, warum unsere Klagen machtlos verhallen? Weil uns das gerade fehlte, was Alle haben, nur wir nicht; weil wir ent- behren, was zu erlangen Alle einstimmig wünschen : eine selbstständige Vertretung der Pharmacie durch Apotheker. Und dieser Wunsch muss Wahrheit werden, sobald Sie ernstlich wollen. Nicht einzeln, sondern viribus unitis treten Sie hervor. Mögen die Apotheker jedes Regierungsbezirks, jeder Provinz sich zusammenschaaren und mit den uns zur Seite stehenden wichtigen Gründen in einer umsichtig redigirten Petition dem betreffenden Ministerio, den hohen Häusern der Abgeordneten und, wenn es sein muss, Sr. Majestät dem Könige die Berücksichtigung jenes ersten aller Wünsche ohne Rückhalt vorlegen*). Auf diesem Fundament, das gelegt werden wird, sobald Ein Wille da ist, lassen Sie uns weiterbauen. Dies Eine gewonnen — Alles gewonnen. Konnte es Sie denn Wunder nehmen, dass Ihre Wünsche ad acta gelegt wurden? War denn Jemand da, der dieselben verstand? Lassen wir vorläufig den Streit, „ob Staatsbeamten oder nicht", „Gehülfen- hospital" etc. ruhen. Mag immerhin die Welt durch Ketten, Amu- lette, Pasten, Seifen, habituelle Leibesverstopfung u. s. w. beglückt werden, so viel sie will — auch diese Schwindeleien erreichen ihren Höhepunct und werden zu Grabe gehen. Sie wären es bei rechtem Ernst der Apotheker. Streben wir vor Allem auf jenes eine Ziel, das ja Aller Wunsch ist! Darum vorwärts und mit aller Kraft! Mineralien aller Art, einzeln, so wie Sammlungen, insbesondere Harzer, oder pharmaceutisch - chemischer Mineralien, in 100 guten Exemplaren von 2 — 4 Quadratzoll Grösse, welche in eben so vielen kleinen Pappkästen befindlich, mittelst dreier Einsatzkästen in einem säu- bern Pappkasten verwahrt und dann in einem Holzkasten verpackt sind, beide k 10«$; erstere, etwas geringer, einfach verpackt, für 5»$: letztere, von gleicher Güte ohne Etui, für 8^ bei C. W. Boree, Apotheker in Elbingerode am Harz. *) Auf die Wichtigkeit solcher Schritte ist von uns schon früher aufmerksam gemacht worden. Diese aber müssen mit Sach- kenntniss, Umsicht und in aller gesetzlichen Weise unternom- men werden. D. R. Vereinszeitiing. 397 Verzeichniss der Mineralien in den Sammlungen der verschiedenen Fundorte. Harze r. Alabaster. — Analzim. — Anhydrit. — Anthraclt. — Antlira- konit. — Antimon. — Antimonglanz. — Antimonnickel. — Anti- monsilber. — Apophyllit, weisser; do. rother. — Arragonit. — Ar- senik, gediegen. — • Arsenikkies. — Arseniknickel. — Asbest. — Axinit. — Bandjaspis. — Bleiglanz. — Bleischweif. — Bleivitriol. — Bournonit. — Brauneisenstein. — Braunspath. — Buntkupfer- erz. — Chabacit. — Datolith. — Desmin. — Doppelspath. — Eisen- glanz. — Fahlerz. — Faserkalk. — Feuerblende. — Federerz. — Flussspath. — Flussstein. — Gelbeisenstein. — Glaskopf'. — Granat. — Graphit. — Grünbleierz. — ^ Gyps, faseriger; do. spathiger. — Haarkies. — Haematokonit. — Harmotom. — Hausmannit. — Heu- landit. — Ilolzasbest. — Kalkmalachit. — Kalkspath. — Kammkies. — Katzenauge. — Kupferkies. — Magneteisenstein. — Magnetkies. — Manganit. — Marmor. — Metachlorit. — Natrolith. — Nickelglanz. — Nontronit. — Quarz. — Eealgar auf Kalkspath. — Ehodochrosit. — Rhodonit. — Eosenit. — Eothgittigerz. — Scheelit. — Schiller- spath. — Schwefelkies. — Schwerspath. — Selenblei. — Selenblei- kupfer. — Selenquecksilber. — Selenquecksilberblei. — Silber, ge- diegen. — Silberglanz. — Spatheisenstein. — Speiskobalt. — Spröd- glaserz. — Strontianit. — Turmalin. — Wad. — Weissbleierz — Wolfram. — Zinkblende. — Zinkenit. — Zundererz. Oder statt der vorgenannten auch folgende, ebenfalls vom Harze: Allagit. — Anthophyllit. — Amethyst. -:- Antimonocker. — Arsenik- silber. — Barytstein. — Bleierde. — Cbalcedon. — Diallag. — Eisenglimmer. — Eisenkiesel. — Eisenvitriol. — Eisenrahm. — Gal- mey. — Hornmangan. — Kupfervitriol. — Kalksintei-. — KalktuflP. — Kieselschiefer. — Misy. — Psilomelan. — Pyrolusit. — Prasem. Pistacit. — Prehnit. — Photicit. — Eogenstein. — Steinmark. — Selenkupferblei. — Strahlstein. — Ziegelerz. — Zinkvitriol u.m.a. Ferner mehrere der vorgenannten Species von verschiedenen Fund- orten des Harzes, z. B. Änthracit, Braunspath, Bleiglanz, Bournonit, Bleivitriol, Fahlerz, Federerz, Flussspath, Gyps, Granat, Kupferkies, Schwerspath, Schwefelkies, Spatheisenstein, Zinkblende, Zundererz u. m. a. P h a r m a c e u t i s eh e. Anmerk. Da die Zahl der officinellen Mineralien nach den älteren Handbüchern sehr gross, nach den neueren dagegen sehr gering ist, so sind die wichtigeren ausgesucht und diesen mehrere andere, dem Chemiker besonders interessante, hinzugefügt worden; namentlich darin sämmtliche bekannte Metalle vertreten. Eintheüung. 1. Classe. Metalloide. Schwefel, vork. als natürl. im Antimonglanz, Auripigment, Bleiglanz, Kupferkies, Molybdänglanz, Realgar, Schwefel- kies, Zinkblende, Zinnober. Phosphor „ im Phosphorit. Selen „ „ Selenblei, Selenbleikupfer, Selenquecksilber. Fluor „ „ Flussspath, Flussstein. Chlor r, „ Steinsalz. Kohlenstoff „ „ Braunkohle, Schwarzkohle, Graphit, Bernstein. Bor „ „ Sassolin, Tinkal. Kiesel „ „ Quarz, Halbopal, Tripel, Asbest, Glimmer, Meer- schaum, Lasurstein, Serpentin. 398 Vereinszeitung. 2. Classe. Metalle. A. Leichte Metalle, a. Alkalimetalle. Kalium, vork. im Glimmer, Orthoklas, Alaunstein. Natrium „ „ Steinsalz, Tinkal, Oligoklas. Lithium „ „ Lepidoltth, Triphjdlin. Baryum „ „ Barytstein, Scliwerspath, Witherit. Strontium „ „ Cölestin, Strontianit. Calcium „ „ Alabaster, Fasergyps, Gypsspath, Karstenit, Dop- pelspath, Faserkaik, Kalkspath. h. Erdmetalle. Magnium, vork. im Magnesit, Talk, Speckstein, Meerschaum, Cerium „ „ Cererit, Orthit. Lanthanium und Didymium, vork. im Tschewkinit, ersteres auch im Orthit. Yttrium, Terbium u. Erbium „ „ Gadolinit, ersteres auch im Yttrotantalit. Beryllium, vork. im Ber341. Alumium „ Zirkonium „ Thorium „ Titan, Aluminit, Alaunstein, Smirgel. Zirkon. Orangit, Pyrochlor. B. Schwere Metalle. a. Unedle, vork. im Rutil. Niobium „ „ Columbit, Wöhlerit. Tantal „ „ Yttrotantalit, Pyrochlor. Wolfram „ „ Scheelit, Wolfram. Molybdän „ „ Molybdänglanz. Vanadium „ „ VollDorthit. Chrom „ „ Chromeisenstein. Uran „ „ Uranpecherz. Mangan „ „ Pyrolusit, Hausmannit, Manganit, Manganspath, Rhodonit. Arsen „ als gediegener im Auripigment, Realgar, Arseniknickel. Antimon „ „ r, r, Antimonglanz, Antimonblende, An- timonnickel. Tellur „ "lim Blättertellur. Wismuth- „ als gediegen. Zink „ im Galmei, Zinkblende. Zinn „ „ Zinnstein. Blei „ „ Bleiglanz, Blättertellur, Weissbleierz, Selenblei. Eisen „ „ Magneteisenstein, Haematit, Brauneisenstein, Schwe- felkies, Spatheisenstein, Chromeisenstein. Kobalt „ „ Speiskobalt, Kobaltblüthe. Nickel „ „ Antimonnickel, Arseniknickel. Kupfer „ als gediegen im Kupferkies, Kupferlasur, Malachit, Rothkupfererz. h. Edle. Quecksilber, vork. als gediegen. Silber « n n und im Rothgittigerz. Gold „ „ „ Platin „ „ „ Ausserdem zwei vollständige Sammlungen, die eine ungefähr 4000 Exemplare in 4 — 6 Quadratzoll grossen , die andere 2200 Exemplare in 9 — 20 Quadratzoll grossen Stücken, meistens von ausgezeichneter Güte. Vereinszeitung. 399 Aufforderung. Die verehrten Mitglieder des Kreises ArnswaMe werden ersucht, die Journale vierwöchentlich prompt weiter zu befördern. Arnswalde, im Januar 1857. Muth. Rechnungs - Ahlegung. Die HH. Vicedirectoren werden ersucht, die Abrechnungen so- bald als möglich, spätestens vor dem 1. April d. J., au den Rech- nungsführer einzusenden, damit die Directorial-Conferenz zeitig statt finden könne. Das Directorium. Beiträge zum Ehrengeschenk des Hrn. Dr. Meurer. Aus Kreis Lausitz (Löbau) 8 *$ 20 s^ „ „ Schleswig von Hrn. Paulsen . 1 „ — „ (1 -^ war früher schon angezeigt) „ „ Rostock von Hrn. Bah Im an n in Schwaan 1- — . = 10 4 20 s^r. Offene Gehülfenstelle. Auf Ostern 1857 wird bei mir eine Gehülfenstelle vacant. Harry d'Oench zu Vlotho an der Weser. Blutegel - Preiscowraut für März und April von Thomas Clifford in Hamburg. Beste grosse graue Egel .... 4'/2 -^ pr. 100 Stück „ mittel „ „ .... 31/2 n „ » „ grosse grüne „ . . . . 4 „ „ „ „ mittel „ „ . . . . 3 „ „ „ Blutfreie, garantirte, medicinische Waare. Teiche und Reser- voirs in Hörn bei Hamburg und in Billwärder a. d. Bille. Thomas Clifford. Anzeige. Nachdem C. Moldenhauer nach freundschaftlicher Ueberein- kunft aus dem von uns unter der Firma: „Moldenhauer & Co." be- triebenen Chocoladenfabrikgeschäft mit dem 31. December v. J. aus- geschieden ist, führe ich das Geschäft mit meinem zweiten Associe E. Pässler unter der neuen Firma: „Meyer & Co." unverändert fort, und empfehle unsere Cacaofabrikate unter Versicherung der besten EflPectuirung meinen Collegen angelegentlich. Gernrode am Harz. Apotheker C. Meyer. 400 Verei7i8zeitung. Ehrenerweis. Ihre Hoheiten die Herzöge von Anhalt-Deesau und Anhalt-Bern- burg haben dem Oberdirector Medicinalrath Dr. Bley die Kitter- Insignien des Herzogl. Anhalt'schen Gesammt-Hausordens Albrecht des Bären zu verleihen geruhet. Vacante Gelmlfenstelle. Ein zuverlässig«', mit guten Zeugnissen versehener Pharmaceut findet sogleich unter günstigen Bedingungen eine Stelle bei Apotheker- Dr. Geisel er in Königsberg in der Neu mark. Verkaufs- Anzeige. Eine Essigfabrik in einer lebhaften Provinzialstadt, seit 20 Jahren in einer Hand, soll mit den dazu gehörigen, vor 10 Jahren neu erbauten Häusern, Garten, mit allem zum Betriebe der Fabrik gehörigen lebenden und todten Inventarium für 12^000,$ mit 3000 i;f Anzahlung verkauft werden. Desgleichen eine Essigfabrik in Berlin, seit 50 Jahren in einer Familie. Dieselbe befindet sich in einem gemietheten Locale und würde der Preis für das Inventai'ium und Waarenlager auf 2500*^ sich stellen. Näheres durch L. F. Baarts & Co. Berlin, Jägerstrasse 10. Pharmaceuten werden placirt durch E. Range in Schwerin (Mecklenburg). • ' Apotheken - Verkäufe. Eine Apotheke von 8500 ■^ Medicinalgeschäft, 380 ^ Mieths- ertrag, ist für 52,000 «$; — 1 desgl. von GOOO »$ Geschäft, neues Haus mit Garten, für 4'3,000*^; — 1 desgl. von 4200^ Medic.-Ge- schäft, 200 *f Miethsertrag, für 28,000 *f ; — 1 desgl. von 2600 ^ Med.- Geschäft, für 15,000^ zu verkaufen, und mehrere andere Apotheken verschiedener Grosse durch L. F. Baarts & Co. Berlin, Jägerstrasse 10. Berichtigung. In Krauthausen's Abhandlung, Archiv der Pharmacie, Band 139. Heftl. (Jan. 1857) Seite 43, Zeile 17 von oben lies: „Weinöl" statt „Weingeist". Hofbuchdruckerci der Gebr. Jänccke zu HannoYcr. Inhaltsanzeige. Erstes Heft. Erste Abtheilung. I. Physik, Chemie und praktische Pharmacie. Seite Beiträge zur pathologischen Chemie; von Dr. Ernst Wittin g jun., Apotheker in Höxter 1 Ueber Chloroform; von Dr. G. Ramdohr in Marburg 28 Prüfung eines Morphiumpulvers; von W. Lentz aus Kowalewo 35 ^Darstellung des Jodbleies; vom Apotheker Drude in Greeue. . 36 Vorläufige Mittheilungen über Kieselsäurehydrat und die Bil- dungsweise des Opals und Quarzes; von 0. Maschke in Breslau 37 II. Naturgeschichte und Pharmakognosie. Ueber die Weinbeerenlese in Griechenland; von Dr. X. Lan- derer in Athen 43 Ueber den Unterschied zwischen Labdauum creticum und Lab- danum cypricum; von Demselben 47 III. Monatsbericht 51—77 IV. Literatur und Kritik 78 Zweite Abtheilung. Vereins - Zeitung. 1. Biographisches Denkmal 89 2. Vereins -Angelegenheiten. Veränderungen in den Kreisen des Vereins 98 Directorial- Conferenz 98 Notizen aus der Generalcorrcspondenz des Vereins 99 3. Zur Medicin und Toxikologie 99 4. Zur Pflanzenkunde 106 vni Inhaltsanzeige. Seite Ueber die Strahrschen Pillen gegen habituelle Leibesverstopfung; ' ein Beitrag zur modernen Marktschreierei 374 Reinhard's Restitutor ... ; 375 Oeflfentliche Anpreisung und Verkauf von Geheimmitteln be- trefiFend 375 K. Bayerisches Ministerial-Eescript, die Vornahme chemischer Untersuchungen in gerichtlichen Fällen betreffend 376 5. Zur Medicin, Toxikologie und Pharmakognosie. Opium- Verfälschung 378 Grobe Opium- Verfälschung 378 Der Kampferbaum von Sumatra und Borneo, Dryobalanops Camphora Colebs 379 Ueber die eigentliche Heimath von Datura Stramonium L 382 Ueber Ervtrophleum judiciale oder den Sassy-Rindenbaum vom Cap Palmas 382 6. Bericht für die Theilnehmer an der „Offerte" der Blutegelhandlung von G. F. Stölter & Co. in Hildesheim, nebst Realisirung eines vorläufigen Beitrages ad 75 Thaler für die milden Stiftun- gen des norddeutschen Apotheker- Vereins 385 7. Notizen zur praktischen Pharmacie 390 ARCHIV DER PHAliMAClE. CXXXX. Bandes erstes Heft. Erste AbtheiluDg* I. Phyisik, Clieinle und pralLtisclie Pbarmaeie. Beiträge zur pathologischen Chemie; von Dr. Ernst Witting jun., Apotheker in Höxter. JJie Erscheinungen im lebenden Thier-Organismus, welche von pathologischen Zuständen herrühren, sind ver- hältnissmässig wenig Gegenstand systematischer chemi- scher Untersuchungen gewesen. Wenn es auch äusserst wichtig erscheinen konnte, zuvörderst die Rolle der che- mischen Reactionen bei den vitalen Processen überhaupt festzustellen, und jene beim normalen Lebensprocesse zu studiren, so ist es doch auffallend, gerade die abnormen Erscheinungen von der Chemie etwas vernachlässigt zu sehen, da sie, der gestörten Lebensthätigkeit in gewisser Art entzogen, am unbedenklichsten unter dem Einflüsse der chemischen Kräfte stehen. Wenn letztere im nor- malen Lebensprocesse absorbirt und ihre Processe als solche mehr oder weniger verwischt werden, so treten sie dafür um so offener zu Tage, wenn das Gleichgewicht aller Kräfte im Organismus gestört und dieser in den Krankheiten die Reactionen der Eleraentarkräfte zum Vor- schein kommen lässt. Darum würde dann im kranken Organismus das Verhältniss der chemischen Kräfte zum Leben am deutlichsten zu verfolgen sein, und die Thier- Arch.d. Pharm. CXXXX. Bds.l.Hft. 1 2 Witting, chemie im Allgemeinen gewiss grossen Gewinn aus ge- nauen Untersuchungen der durch Krankheit bedingten Erscheinungen ziehen. Aber es kann ausserdem noch unmittelbar ein praktischer Nutzen für die Medicin dar- aus gewonnen werden. Abgesehen davon, dass eine ratio- nelle Medicin überhaupt erst möglich wurde, nachdem die physiologische Chemie die wichtigsten Processe, welche das vegetative Leben des thierischen Organismus zeigt, richtig deuten gelehrt, so können auch eine richtige Pa- thologie, Therapie, Diagnostik und eine rationelle Phar- makologie ohne Mithülfe der Chemie durchaus nicht be- stehen. Wir wollen die Wichtigkeit des ■ Chemismus für das organische Leben durchaus nicht überschätzt wissen, wir betrachten ihn vielmehr nur als einen der dabei thätigen Factoren; aber bei pathologischen Zuständen gewinnt er ohne Zweifel das Uebergewicht über die andern, und zwar um so mehr, je heftiger die Krankheit auftritt. Man kann behaupten, dass jede Krankheit mit chemischen Erscheinungen verbunden sei, welche mit functionellen oder materiellen Veränderungen zusammenhängen. Wenn es gelänge, diese Veränderungen in allen Krankheiten zu verfolgen und sie als specifische und charakteristische nachzuweisen, so würde damit der Medicin ein ausser- ordentlicher Dienst geleistet. Nicht nur würde die Dia- gnostik sehr sicher werden, indem die subjectiven Symp- tome den mehr sicheren objectiven weichen müssten, und man zugleich die wesentlichen von den zufälligen und sympathischen unterscheiden würde, sondern es würde auch zugleich zu einer schärferen Trennung der Symp- tome von den Krankheiten selbst, zu der Charakterisirung der letzteren, zu ihrer Benennung und rationellen Behand- lung nicht wenig beigetragen werden. Ich sage: „nicht wenig", um mich dagegen zu verwahren, als wenn ich von einer Therapie, welche nur die chemischen Symp- tome bekämpfen wollte, das alleinige Heil erwartete. Viel- mehr bin ich der Ansicht, dass bei Vernachlässigung der Beiträge zur pathologischen Cliemie, 3 pathologischen Anatomie die pathologische Chemie nur der Diagnostik besonders zu Gute kommen würde. Die Hindernisse, welche bisher der Entwicklung einer pathologischen Chemie und ihrer praktischen An- wendung sich entgegenstellen, sind besonders zweier- lei Art. Sie liegen in der Unzulänglichkeit der bis- herigen Untersuchungsmethode und in den Lücken der physiologischen Chemie selbst. Was die Mangelhaftig- keit der analytischen Methode anbetrifft, so ist diese haupt- sächlich begründet durch die geringe chemische Charak- teristik der Substrate des Organismus, welche im Lebens- processe auftreten. Ist doch bis heute für die Protein- körper keine rationelle Formel gefunden, das Kreatin noch nicht rein dargestellt, über den Harnfarbstoff un- geachtet vieler Untersuchungen so gut wie Nichts bekannt, die Natur der sogen. Extractivstoffe noch sehr im Dun- keln u. s. w. Bedenkt man ausserdem, in welch' geringer Menge manche Stoffe auftreten, wie schwer oft die mecha- nische Reinigung und Trennung der zu untersuchenden thie- rischen Substanzen ist, so kann man sich nicht wundern, dass besonders die quantitative analytische Methode ihrer Be- stimmung, selbst die Trennung der Blut- und Harnbestand- theile noch Manches zu wünschen übrig lässt. Hieraus erklärt sich denn auch zum Theil, weshalb wir über die Genesis so vieler thierischer Stoffe, über die Rolle, welche sie im Organismus spielen, ja selbst über die Function mancher Organe noch im Dunkeln geblieben sind. So sind z. B. die Metamorphosen der Proteinkörper bei den physiologischen Processen nur zu ahnen, über die wich- tigsten Secretions- und Excretionsproducte wird gestritten, z. B. darüber, wo der Harnstoff, das Casein, das Taurin, die Hippursäure gebildet werden, ob das Gallenpigment nur ein Excretionsproduct sei, unter welchen Verhältnis- sen das Cholestearin entstehe u. s. w. Wie unklar ist man noch über die Entstehung des Hämatins und über seine Bedeutung ! Wenn solche Fragen noch nicht gelöst sind, und die physiologische Bedeutung von Körpern noch 1* 4 Witting, so wenig festgestellt ist; die im normalen Lebensprocesse stabil auftreten, so begreift man die Schwierigkeiten, mit welchen die pathologische Chemie zu kämpfen hat. Diese dürfen indess nicht abschrecken. Und in der That, ver- gleicht man die Producte, welche aus ganz bekannten, wohl charakterisirten Krankheitsprocessen hervorgehen, mit denen, welche bei normalen Functionen resultiren, so wird man freilich nicht immer specifische qualitative Un- terschiede entdecken; allein es stellen sich doch häufig quantitative Verhältnisse in der Zusammensetzung heraus, die keineswegs zu übersehen sind, und berücksichtigt man ausserdem das örtliche Vorkommen, so erhält man nicht selten untrügliche Diagnosen. So z. B. findet sich Albumin normal in allen thierischen Säften, welche der Ernährung dienen, im Blute, im Chylus, in der Lymphe u. s. w. Unter abnormen Verhältnissen aber in Se- und Excreten, und Morbus Brightii ist ausgezeichnet durch eine ausserordentliche Menge Eiweiss im Harn. Zucker findet sich normal nach dem Genüsse zucker- und stärk- mehlhaltiger Nahrungsmittel im Dünndarm, auch geringe Mengen im Chylus, so wie auch in der Leber, sehr sel- ten aber, und nur wenn grosse Mengen Zucker verzehrt sind, im Harn. Dagegen erscheint er im pathologischen Zustande, beim Diabetes mellitus, in grosser Menge im Harn. Diese wenigen Beispiele, denen ich noch meh- rere anreihen könnte, zeigen zur Genüge, welche Ge- sichtspuncte man bei der Aufstellung einer pathologi- schen Chemie für jetzt zu beobachten hat. Es kommt auf Oertlichkeit und Quantität an, welche man bei derartigen Untersuchungen ins Auge zu fassen hat. Um aber na- mentlich in Bezug auf die letztere festzustellen, welche Menge normal und welche abnorm erscheint, so ist eine grössere Zahl zuverlässiger Analysen derselben pathologi- schen Verhältnisse wünschenswerth, denn nur durch eine Vergleichung kann hier das Wesentliche vom Zufälligen unterschieden werden. In diesem Sinne habe ich mir seit mehreren Jahren Beiträge zur ■pathologischen Chemie. 5 zur Aufgabe gemacht, eine grössere Anzahl solcher Unter- suchungen auf dem Gebiete der pathologischen Chemie anzustellen, nicht nur, um zur Erweiterung dieser noch jugendlichen Doctrin etwas beizutragen, sondern um über- haupt auch zur Erklärung mancher noch dunklen Pro- cesse im thierischen Organismus einiges Material zu lie- fern. Ich habe die Analysen mit kritischer Berücksich- tigung aller bekannten Methoden mit möglichst grosser Genauigkeit angestellt, und es möchten daher die Resul- tate daraus ihren Werth auch dann nicht verlieren, wenn sie nicht immer in Bezug auf Qualität der Stoffe auffal- lend Neues bringen. Auf diesem Gebiete hat jede Ana- lyse ihren bleibenden Werth, die auf Zuverlässigkeit Anspruch machen kann; denn es handelt sich, wie oben gesagt, hauptsächlich noch um eine Vergleichung vieler Analysen. So viel es möglich war, habe ich bei der Untersuchung der pathologischen Erscheinungen jedesmal die Function sämmtlicher Organe, die irgendwie bethei- ligt erscheinen konnten, berücksichtigt, die Medication und Diät im Auge behalten, so wie überhaupt Alles, was nicht gerade höchst unwichtig schien, in Betracht gezo- gen. Schon deshalb erfordern solche Untersuchungen keine geringe Ausdauer und Geduld. Wie schwer es ausserdem in kleineren Städten in der Regel noch hält, sich das Material zu systematischen pathologisch - chemi- schen Forschungen zu verschaffen, wie oft man dabei auf Vorurtheil und Gleichgültigkeit stösst, das hat wohl Jeder erfahren, der sich mit solchen Arbeiten beschäftigte, und dem nicht gerade Lazarethe oder Kliniken das Material lieferten. Und somit lasse ich denn zunächst eine Anzahl Ana- lysen von Harn, Blut, von Excreten u. s. w. folgen, die ich in den letzten Jahren ausgeführt habe, und deren Reihe ich immer noch zu vervollständigen gedenke. Die Methode der Untersuchung betreffend, so werde ich das Nöthige an seinem Orte bemerken. 6 WiÜing, 1. Harn und Faeces bei Diabetes mellitus. Die folgenden Analysen betreffen einen Fall, in dem ich den Harn über ein Jahr lang von Zeit zu Zeit fort- während im frischen Zustande untersucht habe, und die Krankengeschichte^ wenigstens den späteren Verlauf, ge- nau verfolgen konnte. Die Kranke war ein Mädchen von etwa 7 Jahren; als mir der Harn zuerst zur Unter- suchung gesandt wurde, fand sich die Krankheit schon in hohem Grade vorgeschritten, indem der Zuckergehalt des Harns schon ein bedeutender war. Der Harn war durch die äusseren Kennzeichen charakterisirt, an denen man, nach öfterer Beobachtung von diabetischem Harn, ihn gewöhnlich schon von vornherein als solchen erkennt. Die Farbe war gelblich, aber blasser als beim normalen Harn. In den meisten der von mir untersuchten Fälle hatte der diabetische Harn eine blasse Rheinweinfarbe, zuweilen blässer und trübem Wasser ähnlich, und wurde namentlich nach längerem Stehen gewöhnlich vollkommen klar und durchsichtig, wobei sich dann ein flockiges Se- diment absetzte^ welches ich verhältnissmässig reich an Harnsäure fand, imprägnirt von gelbem Farbstoffe, wes- halb das Sediment gewöhnlich gelb gefärbt erschien. Die ursprünglich saure Reaction des Harns fand ich selbst noch nach einem Jahre in der Regel unverändert, eine Erscheinung, welche ohne Zweifel von gebildeter Milch- säure herrührt. Der Harn ist selten geruchlos, häufiger ist ihm, frisch gelassen, ein Geruch eigen, welcher an Honig erinnert. Um die Veränderung in den Excreten der Kranken genauer verfolgen zu können, will ich genau die Zeit, wann mir der Harn zugesandt wurde, angeben. Harn vom 8. Januar 1854. Die Kj-anke litt gerade etwas an Diarrhöe. Farbe und Geruch wie oben beschrieben. Spec. Gewicht = 1,044. Reaction: stark sauer. Obgleich der Harn möglichst frisch von einem Orte, 11/2 Stunde entfernt, in meine Hände gelangte, so hatte sich dem ungeachtet ein flockiges gelbes Sediment abge- Beiträge zur pathologischen Chemie. 7 setzt. Dasselbe betrug für nahezu 1000 Theile der Flüs- sigkeit = 0^395, und hiervon bestanden 0,257 aus Harn- säure, der Rest aus phosphorsauren Erden, organischer Materie und besonders Fett. Die Harnsäure charakte- risirte sich schon, als das Sediment unter das Mikroskop gebracht wurde, auf das Deutlichste unter den übrigen organischen Gebilden durch ihre rhombische Tafelform, und ausserdem durch die schöne rothe Reaction mit Sal- petersäure und Ammoniak. Krystallbildungen anderer Körper konnte ich unter dem Mikroskope nicht entdecken. Die Methode der Untersuchung betreffend, so will ich nur bemerken, dass der Zucker von mir nach der Trommer-Barreswil-Fehling'schen Methode bestimmt wurde. Wenn man eine Flüssigkeit anwendet, welche aus 1 Unze Kupfervitriol, 4 Unzen neutralem weinsaurem Kali und 14 — 16 Unzen Natronlauge von 1,12 spec. Gew. und so viel Wasser besteht, dass das Ganze 13852 Gran beträgt, so kann man diese bei gutem Verschluss in kleinen Glä- sern jahrelang zum jedesmaligen Gebrauche aufheben, ohne dass sie sich zersetzt oder Krystallbildungen absetzt. Uebrigens berechnete ich den Zuckergehalt nach der Menge des gewogenen Kupferoxyds, welches ich aus dem ausgeschiedenen Kupferoxydul durch Glühen erhalten hatte. Dieses Verfahren der Wägung ziehe ich der Titrirmethode durchaus vor, welche zwar schneller und bequemer von statten geht, aber weil sie subjectiv ist, nie den Grad der Sicherheit wie die erstere haben kann. Zu bemer- ken ist nur bei diesem Verfahren, dass der mit der Probe- flüssigkeit gemischte Harn möglichst vor dem Zutritt der Luft geschützt werden muss, indem sonst leicht Kohlen- säure angezogen wird, wodurch die Probeflüssigkeit zum Theil zersetzt wird und durch gefälltes kohlensaures Kupfer- oxyd der Niederschlag von Oxydul verunreinigt und ver- mehrt wird. In 1000 Theilen des filtrirten Harns fand ich: Wasser 925,288 Feste Stoffe . . . 74,812 8 Witting, Die festen Stoffe bestanden aus: Zucker 20,416 HarnstoflF 4,047 Extractivstoffe u. flüchtige Salze 45,805 Feuerbeständige Salze .... 4,444 74,712. Eiweiss niclit vorhanden. Harnsäure wurde gleich- falls nicht gefunden, wohl aber, wie oben beschrieben, im Sedimente. Die unorganischen Bestandtheile unter- suchte ich dann nach der von Rose in neuerer Zeit an- gegebenen Methode; die Asche gewann ich, indem ich die feingeriebene Kohle mit Platinschwamm in einem dünnen Platinschälchen verbrannte ; darauf behandelte ich die Asche mit Wasser, den ungelösten Theil mit Salpeter- säure u. s. w. und untersuchte jede Lösung für sich ge- trennt. Die Trennung der Phosphorsäure von den alka- lischen Erden etc., in dem durch Ammoniak aus der salpetersauren Lösung entstandenen Niederschlage, bewerk- stelligte ich vermittelst des metallischen Quecksilbers. Im Allgemeinen ist zu bemerken, dass bei diesen Analysen selbst bei Anwendung des Platinschwamm es nur selten eine ebenso weisse Asche wie bei den Pflanzen erhalten wird, indem die verhältnissmässig grosse Menge der Chloralkalien beim Zerfliessen Kohlenstäub chen ein- hüllt und deren Verbrennung schwierig macht. Die An- wendung einer allzu langen und zu starken Glühhitze ist nicht anzurathen, indem bei Anwendung von Platinschwamm eine Asche, selbst wenn sie nicht völlig weiss ist, kaum wägbare Spuren von Kohle enthält. A, Wässerige Lösung der Harnasche. Es bestanden 100 Theile der gelösten Stoffe aus: Chlornatrium 33,30 Kali 42,80 Natron 1,80 Phosphorsäure 11,92 Schwefelsäure 10,35 99,67. Beiträge zur 'pathologischen Chemie. 9 Daraus lassen sich folgende Salze berechnen: NaCl 33,30 3KO,P05 31,27 ,K0,S03 22,50 KO 9,45 3NaO,P05 3,15 99,67. Das überschüssige Kali ist vermuthlich ursprüng- lich in einer organischen Verbindung enthalten gewesen, oder an Kohlensäure gebunden, welche bei der Einäsche- rung ausgetrieben ist. B. Salpetersaure Lösung. Es waren in 100 Theilen der gelösten Stoffe: Kalkerde . . . Kalkerde . . . Magnesia • . . Eisenoxyd . . Phosphorsäure . . . 2,24 . . 30,32] . . 4,49 j . . 16,83 [ . . 46,04] Durch Ammoniak gefällt. 99,92. Die Phosphorsäure reicht aus, um mit der Kalkerde und der Magnesia, welche durch Ammoniak als phosphor- saure Verbindungen gefallt wurden, so wie mit dem gröss- ten Theile des Eisenoxyds, dreibasische phosphorsaure Salze zu bilden, so dass der Niederschlag, welcher aus der salpetersauren Lösung durch Ammoniak erhalten wurde, nach dieser Formel zusammengesetzt betrachtet werden kann : 8CaO,P05 56,30=1^^? |^;§ 3MgO,P05 9,85 = \%2 i§ Fe203,P05 31,03 =j 1^503 16,33 Fe2 03 0,50. Nach der Behandlung mit Salpetersäure blieben kaum wägbare Spuren eines Rückstandes ungelöst, der chemisch nicht weiter charakterisirt wurde. Von 100 Theilen Asche wurden durch Wasser gelöst . . . 83,27 durch Salpetersäure . . . 16,73 100,00. 10 Witting, Sämmtliclie Bestandtheile der Asche auf 100 Theile berechnet, ergaben: Kali 35,22 ^ Chlornatrium 27,72 * Natron 1,49 Kalkerde 5,44 Magnesia 0,75 Eisenoxyd - . 2,81 Phosphorsäure 17,62 Schwefelsäure 8,61 99,66. Berechnet man diese Bestandtheile auf 4,444 Theile, so besteht der Harn in 1000 Theilen aus: Wasser 925,288 Zucker 20,416 HarnstoflF 4,047 Extractivstoflfe und flüchtige Salze .... 45,805 Kali 1,572 Chlornatrium 1,236 Natron 0,066 Kalkerde 0,242 Magnesia ...... 0,033 Eisenoxyd 0,125 Phosphorsäure .... 0,786 Schwefelsäure 0,384 ^ 1000,000.^ Die Verbindungsweise der einzelnen unorganischen Bestandtheile ergiebt sich aus den Berechnungen, welche ich bei den einzelnen Lösungen mitgetheilt habe. Da- durch, dass die wässerige und die saure Lösung getrennt analysirt werden, wird nicht nur die Uebersichtlichkeit über die einzelnen Stoffe grösser, sondern es wird auch die Art ihrer Verbindungen sicherer festgestellt, als die- ses nach den älteren Methoden solcher Untersuchungen möglich war, wo der subjectiven Ansicht des Analytikers zu viel Spielraum gelassen und die Aufstellung der che- mischen Formeln oft nur einer Wahrscheinlichkeitsberech- nung gleich kam. Damit will ich indess keineswegs gesagt haben, dass wir durch diese Methode vollkommen Beiträge zur 'pathologischen Chemie. 11 darüber Aufschluss erhielten, wie die unorganischen Be- standtheile im Organismus präformirt vorkommen. Viel- mehr bin ich der Ansicht, dass während der Einäsche- rung nicht nur manche frühere Verbindungsverhältnisse modificirt werden können, sondern sich auch ganz neue Körper bilden mögen. Gilt dieses auch weniger von den Pflanzenaschen, so doch von den Aschen, welche aus ani- malischen Substanzen gewonnen sind, deren Gehalt an Schwefel z. B., um nur an Einiges zu erinnern, unzwei- felhaft zum Theil wenigstens, als Säuren in der Asche wiedergefunden wurde. Bei einer späteren Gelegenheit beabsichtige ich mich über diesen Pünct weiter auszu- lassen. Für jetzt muss ich indess bemerken, dass ich die Methode der Untersuchung, welche ich in Anwendung gebracht habe, für die dem jetzigen Stande der Wissen- schaft entsprechendste und für die rationellste halte. Die Resultate, welche ich aus den Analysen des Harns erhielt, welche ich nun während des ganzen Ver- laufs der Krankheit in kurzen Zwischenräumen anstellte, will ich im Folgenden nur in so weit ausführlich und im Einzelnen mittheilen, als es dem in der Einleitung' aus- gesprochenen Zwecke entsprechend ist, und auch, wo sich keine physiologisch-chemisch wichtige Veränderung in der Zusammensetzung des Excrets zeigte, darauf beschränken, den Zuckergehalt aus verschiedenen Zeitpuncten anzu- führen, um das Krankheitssymptom in seiner Entwicke- lung und ferneren Ausbildung zu zeigen. Der Harn enthielt in 1000 Theilen: Am 24. Februar 1854 .... 31,881 Zucker. „ 8. März 1854 32,194 „ n 27. „ „ 24,443 - „ „ 10. April „ . ... . . 21,900 „ „ 8. Mai „ 19,520 „ „ 15. Juni „ 22,132 „ „ 25. August 1854 27,949 „ „ 7. November 1854 . . . 38,040 „ 12 Witting, Am 21. December desselben Jahres fand ich in 1000 Theilen Harn: 37,150 Zucker, • 3;487 feuerbeständige Salze. Der filtrirte Harn enthielt keine Harnsäure, wohl aber war diese im Sedimente enthalten, welches auf dem Filter zurückblieb. Als ich den Harnstoff bestimmte, war der Harn nicht mehr ganz frisch, ich bemerke da- her ausdrücklich, dass ich die Menge, in welcher ich ihn fand, nur als eine annähernde betrachte. Sie betrug in 1000 Theilen Harn — 1,631. Keinesfalls indess möchte im Harne in den kalten Wintertagen während kurzer Zeit eine solche Zersetzung des Harnstoffs vor sich gegangen sein, um daraus das Missverhältniss, welches sich bei Vergleichung mit der Menge des Harnstoffs im Harne vom 8. Januar heraus- stellt, erklären zu können. Vielmehr halte ich die eben genannte Menge des Harnstoffs so sehr wenigstens nahe kommend derjenigen im ganz frischen Harne, um daraus, so wie auch mit Rücksicht auf meine andern dieser- halb angestellten vergleichenden Untersuchungen, zu dem Schlüsse mich berechtigt zu halten, dass die Menge des Harnstoffs im umgekehrten Verhältniss zu der des Zuckers steht. Die unorganischen Bestandtheile des Harns vom 21. December analysirte ich auf das Genaueste, und erhielt folgende Resultate: A, Wässerige Lösung. Es enthielten 100 Theile der gelösten Stoffe: Chlorkalium 11,55 Clilomatrium 35,97 Kali 39,93 Phosphorsäure 4,62 Schwefelsäure 1,98 Kieselsäure 5,94 99,99, Beiträge zur pathologischen Chemie. 13 Zu Salzen verbunden: K Cl 11,55 NaCl 35,97 3K0, P05 13,68 KO, S03 4,31 3KO,Si03 24,11 KO 10,37 99,99. B. Durch Salpetersäure gelöst. In 100 Theilen: Kalkerde 6,06 Kalkerde 36,36] Magnesia 6,06 ( Durch Ei-o.yd 12,l4^,St* Phosphorsäure .... 39,39) 99,99. Als der in Wasser unlösliche Theil mit Salpetersäure Übergossen wurde, entstand eine gelinde Entwickelung von Kohlensäure. Es ist deshalb anzunehmen, dass die durch Ammoniak nicht gefällten 6,06 Kalkerde mit die- ser Säure verbunden waren. Die Phosphorsäure steht in dem durch Ammoniak aus der sauren Lösung gefällten Niederschlage in solchem Verhältniss zu den Basen, dass sie mit der Kalkerde, der Magnesia und dem kleineren Theile des Eisenoxyds dreibasisch phosphorsaure Salze bilden kann. Der Niederschlag bestand demnach aus: 3CaO,P05 67,52 ^[^^^ If^l 3MgO,P05 13,30= jMgO 6,06 Fe203P05 2,09=j^gO3 1,10 Fe203 11,02. Wie bei der vorhergehenden Asche blieben von der Salpetersäure auch hier kaum wägbare Spuren eines in- differenten Körpers ungelöst. Das Verhältniss der durch Wasser und Säure gelös- ten Bestandtheile zu einander war in 100 Theilen: Durch Wasser gelöst .... 90,18 Durch Salpetersäure gelöst. . 9,82 100,00. 14 Witting, ^'^HSIr Sämmtliclie Bestandtlieile auf 100 Theile Asche be- rechnet ergaben: Chlorkalium ] . 10,41 Chlomatrium 32,44 Kali 36,06 Kalkerde 4,16 Magnesia .......... 0,59 Eisenoxyd 1,19 Phosphorsäure 8,02 Schwefelsäure 1,78 Kieselsäure 5,35 100,00. Mit Rücksicht auf die nicht ganz sichere Bestimmung des Harnstoffs, die oben schon besprochen wurde, unter- lasse ich es, die unorganischen Bestandtheiie einzeln nach dem Verhältnisse, wie sie in 1000 Theilen des Harns ent- halten sind, aufzuführen. Der Zuckergehalt des Harns nahm nun in überraschendem Maasse zu. Am 8. Januar 1855 enthielten 1000 Theile Harn 43,043 Zucker, „ 27. „ „ „ 1000 Theile Harn 48,635 Zucker, - 11. Februar „ „ 1000 Theile Harn 59,902 Zucker. Man sieht, dass in den letzten 4 Fällen die Progres- sion in der Zunahme innerhalb einer bestimmten Zeit ziemlich gleichmässig statt fand. Bald nach dem 11. Fe- bruar, an dem ich zum letzten Male den Harn erhalten hatte, starb das Kind. Am 11. Februar war das spec. Gewicht des Harns = 1,035. Das Aussehen des Harns war dem in der frü- heren Krankheitsperiode ganz ähnlich, jedoch zeigte sich kein Sediment, nur nach längerem Stehen bildeten sich einige Flocken. Ich fand den Harn frei von Harnsäure, Eiweiss und Gallenverbindungen. Die Menge des Harn- stoffs war verhältnissmässig viel geringer, als am 8. Ja- nuar und 21. December des vorhergehenden Jahres. Die Menge der unorganischen feuerbeständigen Salze betrug in 1000 Th. Harn = 5,208. Beiträge zur 'pathologischen Chemie, 15 Ehe ich zur Beschreibung der Darmenticerungen übergehe, will ich kurz Einiges über die Diät und die Medication während der Krankheit anführen. Die Kranke war während der längsten Dauer der Krankheit fast aus- schliesslich auf animalische Nahrung angewiesen. Es wurde ihr Fleischkost in der verschiedensten Form ge- reicht; nur in der letzten Periode, als eine wahre Gier nach vegetabilischer Nahrung eintrat, wie diese gewöhn- lich sich dann zeigt, wurde ihr auch diese erlaubt. Allo- pathische Arzneien erhielt das Kind verhältnissmässig sehr wenig, und zwar nur im Anfang und zu Ende der Krankheit. Aeusserlich wurden aromatische Bäder, inner- lich hauptsächlich frische Ochsengalle, je nach Bedürfniss abführende oder stärkende Mittel, und wegen scrophulöser Disposition Jodeisen angewendet. Auf die im Vorher- gehenden mitgetheilte Zusammensetzung der unorganischen Bestandtheile waren die Arzneien ohne Einfluss, indem sie nicht unmittelbar vor der Zeit eingenommen waren, zu welcher der Harn, dessen unorganische Bestandtheile ich analysirte, gelassen war. Am 21. December 1854 wurden mir gleichfalls die Faeces des Kindes zugesandt, welche am selben Tage wie der Harn entleert waren. Um eine Vergleichung unter den beiden Excreten in Bezug auf die unorganischen Bestandtheile anstellen zu können, analysirte ich auch die festen Darm-Excrete auf das Genaueste, und zwar nach derselben Methode, welche ich bei der Analyse der Harn- asche anwandte. Die Faeces waren consistent, lufttrocken, völlig ge- ruchlos, weisslich aschgrau, von der Farbe des gebrann- ten ungelöschten Kalks, bröcklich, beim Zerschneiden mit einem scharfen Messer stellenweis harzglänzend, im Allgemeinen äusserlich den trocknen Excreten der Hunde ähnlich. 100 Theile lufttrockne Faeces enthielten: Wasser 7,72 Asche 26,58 Organische Substanz . 65,70 100,00. 16 ^ Witting, A. Die Asche behandelte ich zuerst mit destillirtem Wasser. In 100 Theilen der dadurch gelösten Stoffe waren enthalten: Chlorkalium 3,24 Chlornatrium 1,97 Kali 72,04 Ealkerde 2,08 Phosphorsäure 5,98 Schwefelsäure 12,76 Kieselsäure 1,86 99,93. Zu Salzen verbunden: K Cl 3,24 NaCl 1,97 3KO,P05 17,71 K0,S03 21,32 KO 48,78 CaO,S03 5,05 SiOS 1,86 99,93. Die Kieselsäure reicht nur aus, um eine sehr kleine Menge des Kalis zu sättigen; das letztere muss wohl in einer organischen Verbindung, mit Fett vielleicht, aus- geschieden sein. Beim Zusatz von Salpetersäure zum wässerigen Auszuge entstand keine Entwickelung von Kohlensäure. Der vom Wasser ungelöste Rückstand wurde mit Salpetersäure behandelt. B. Salpetersaure Lösung. In 100 Theilen der gelösten Bestandtheile waren ent- halten : Kalkerde 1,34 Magnesia 0,97 Kalkerde 40,13] Magnesia 3,45 ( , Durch ■TT -, Q ni /Ammoniak Eisenoxyd 3,91 ^gf^jj^ Phosphorsäure .... 49,91) 99,71. Beim Uebergiessen mit der Säure entstand eine hef- tige Entwickelung von Kohlensäure, welche mit den durch Ammoniak aus der sauren Lösung nicht gefällten Erden Beiträge zur 'pathologischen Chemie. 17 verbunden war. Der durch Ammoniak entstandene Nie- derschlag enthält die Phosphorsäure in einem grösseren Verhältnisse zu den Basen, als zur Bildung von drei- basisch-phosphorsauren Salzen erforderlich ist. Berech- net man nämlich die Verbindungen als solche, so ergeben sich folgende Verhältnisse: 3CaO,P05 74,52= jCaO 40,13 3MgO,P05 7,57=jMgO 3,45 Fp203 P05 7 42 — i Fe203 3,91 P05 7,89. Berechnet man hingegen den Niederschlag nach der Formel: 8CaO, 3P05-f 2MgO,P05 -f- 2Fe203, 3P05, so erhält man: 8CaO,3P05 78,82 = 2MgO,P05 9,63 = 2Fe203,P05 8,77 = Fe203 0,18. Diese letztere Zusammensetzung ist die wahrschein- lichere-, es ergiebt sich dann, sämmtliche durch die Sal- petersäure gelösten Bestandtheile betrachtet, im Allgemei- nen eine grosse Uebereinstimmung mit der Zusammen- setzung der Knochenasche, eine Erscheinung, welche hier interessant ist und auf die ich später zurückkommen werde. Von der Salpetersäure blieb ein Rückstand ungelöst, welcher sich unter dem Mikroskope als Sand auswies und als eine unverdauliche Beimischung der Speisen betrachtet werden kann. Er betrug für 100 Theile der Asche 18,87. Die Verhältnisse der Stoffe in den Lösungsmitteln zu einander waren: Durch Wasser gelöst .... 4,67 Durch Salpetersäure gelöst . 76,46 Kückstand ...:..... 18,87 100,00. Axch. d. Pharm. CXXXX.Bds.l.Hft. 2 CaO P05 40,13 38,69 MgO P05 3,45 6,18 Fe2 03 P05 3,73 5,04 18 ■ i:^ ■ Witting, Sämmtliche Bestandtheile auf 100 Theile der Asche berechnet ergaben: Chlorkalium • • • 0,15 Chlornatrium 0,09 Kali 3,36 Kalkerde 31,79 Magnesia 3,37 Eisenoxyd .......... 2,98 Phosphorsäure 38,43 Schwefelsäure 0,59 Kieselsäure 0,08 Rückstand 18,87 99,71. Vergleicht man zunächst die im Vorhergehenden mit- getheilten Harn-Analysen mit der Zusammensetzung des normalen Harns, wie sie von Berzelius, Lehmann und Marchand angegeben ist, und sieht ab von den Verbindungen des Ammoniaks und der Milchsäure, deren Vorkommen nach den neuesten Untersuchungen im nor- malen Harn mindestens sehr zweifelhaft ist, und deren Bestimmung ich im Einzelnen nicht vorgenommen habe, so fällt das hohe specifische Gewicht, die geringe Menge Wasser, der Mangel an Harnsäure im filtrirten Harn, die grössere Menge an festen Stoffen überhaupt, der Zucker- gehalt, die verhältnissmässig sehr geringe Menge an Harn- stoff, die grössere Menge an Extractivstoffen und flüch- tigen Salzen und die geringe Menge an feuerbeständigen Salzen auf, wodurch sich der diabetische Harn vom nor- malen unterscheidet. Diese Erscheinungen sind nicht die Folge der genossenen ausschliesslich animalischen Nah- rung, sondern sie bilden das Krankheitssymptom, sie sind Folge der gestörten und regelwidrigen Umsetzung der Nahrungsmittel und der organischen Gebilde. Vergleicht man die Zusammensetzung von thierischem Fleisch, welches gewöhnlich genossen wird, mit der Zu- sammensetzung derjenigen Vegetabilien, welche zur Speise dienen, so ergiebt sich, dass eine animalische Diät bei normalem Lebensprocesse gerade die umgekehrten Gros- Beiträge zur pathologischen Chemie. 19 senverhältnisse, besonders in Bezug auf Harnstoff und auf die Summe der anorganischen Bestandtheile, hätte zur Folge haben müssen, als sich in diesem Falle ergeben haben. Diese theoretische Voraussetzung ist auch durch die Versuche, welche Lehmann an sich selbst anstellte, vollkommen bestätigt. Derselbe genoss eine Zeitlang nur animalische Kost und Wasser, und während einer andern Periode nur vegetabilische, und endlich einige Tage hin- durch ganz stickstofffreie Kost (Zucker, Stärke, Gummi u. s. w.). Es stellten sich folgende Verhältnisse heraus : In 100 Theilen Harn: , Animalische Kost Harnstoflf 5,379 Wasserextract, Alkohol- estract, Schleim . . 0,541 Kochsalz und Salmiak 0,537 Schwefelsaure Salze . . 1,151 Phosphorsaure Salze. . 0,552 Erden . 0,372 Bei vegetabilischer und stickstofffreier Nahrung nimmt also die Menge des Harnstoffs ab, ebenso die der anor- ganischen Bestandtheile, und die der Extractivstoffe ist grösser geworden, als bei animalischer Nahrung. Ver- gleicht man damit die Resultate meiner Analysen des diabetischen Harns, so stellen sich in Bezug auf die oben- genannten Bestandtheile gerade die umgekehrten Verhält- nisse heraus. Dieses Resultat scheint mir alle Aufmerk- samkeit zu verdienen, und eine wahrscheinliche Erklä- rung dafür halte ich nur dann für möglich, wenn man die Gesammtheit dieser Resultate zusammenfasst und das Verhältniss der gefundenen Bestandtheile zu den functio- nellen Lebensprocessen näher betrachtet. Ich will eine Erklärung dieser Erscheinungen versuchen, ohne indess dieser Betrachtungsweise bis jetzt etwas Anderes, als den Werth einer theoretischen Ansicht beizulegen. Aus dem Stärkmehl der Nahrungsmittel wird während der Ver- dauung, und zum Theil schon in den ersten Wegen, theils 2* itabilische Stickstofffreie Kost Kost 2,569 1,108 1,921 1,165 0,371 0,114 0,723 0,298 0,374 0,248 0,111 0,091 20 Witting, durch den Mundspeichel, theils später durch den pankrea- tischen Saft und Darmsaft, Dextrin und dann Trauben- zucker gebildet. Dem ungeachtet aber findet man ihn nur in äusserst geringer Menge im Chylus und im Pfortader- blute (nur im Lebervenenblute in grösserer Menge, wor- über später die Rede sein wird), indem er im Blute ausserordentlich schnelle Umwandlungen erleidet. Im nor- malen Lebensprocesse und bei hinreichendem Zutritt von Sauerstoff wird aus den Elementen des Zuckers schliess- lich Kohlensäure und Wasser gebildet, weshalb er zu den Respirationsmitteln gerechnet werden kann. Die Mittel- stufen zwischen dem Zucker und seinen Endproducten, die er während der Verdauung durchzugehen hat, sind noch wenig bekannt — genug, dass er unter normalen Ver- hältnissen im Blute verschwindet, und zwar in Folge einer Oxydation. Trifft man ihn in den.Secretionsorganen^ so ist man zu dem Schlüsse berechtigt, dass diese Oxy- dation, sei es in Folge einer krankhaften functionellen Thätigkeit, oder in Folge materieller Veränderungen nicht habe statt finden können. Unter gewissen Verhältnissen, wenn die Ernährung in einem übergrossen Verhältnisse zur Respiraton (Ox^datioo) steht, kann aus dem Zucker Fett gebildet werden ; obgleich wir das Wie und Wo die- ser Umänderung des Zuckers in Fett ribch sehr wenig kennen, so scheint aber doch so viel sicher zu sein, dass der Organismus, wenn er übrigens kräftig fungirt, sich auch unter gestörten Verhältnissen des Zuckers zu ent- ledigen und ihn in eine andere Form zu bringen sucht, unter der er noch Dienste zu leisten vermag. Wird nun diese Menge Zucker im Harn angetroffen, abgeschieden von den Nieren, einem Organe, welches die unverbrenn- lichen Bestandtheile des Blutes, so weit sie löslich sind, aus dem Organismus zu entfernen hat, so deutet diese Erscheinung oflFenbar darauf hin, dass dieser ausser Stande ist, irgend welchen weiteren Gebrauch von diesem Stoffe zu machen. Wie oben gesagt, würde kein Zucker im Harn auftreten, wenn derselbe oxydirt werden könnte. Beiträge zur pathologischen Chemie. 21 Da nun aber der ganze Respirationsprocess, die Oxyda- tion der verbrennlichen Bestandtheile der Ernährungs- flüssigkeit; welche sich im Blute befinden, nicht bloss abhängig ist von einem kräftig fungirenden Organe, son- dern auch von der zweckmässigen Mischung und Ver- bindung der Blutbestandtheile, so kann diese krankhafte Erscheinung auftreten, auch wenn der Lungen- Apparat in vortrefflichem Stande sich befindet. Es liegt daher nahe, zu untersuchen, in welcher Art beim Diabetes mel- litus Blut-Dyskrasien auftreten. Leider stand mir das Blut der Kranken für eine Analyse nicht zur Verfügung, so wie denn überhaupt Blut-Entziehungen unter diesen Verhältnissen nur in sehr seltenen Fällen geschehen dür- fen. Es ist aber eine bekannte Sache, welche wichtige Rolle gewisse unorganische Salze des Blutes bei dem Respirationsprocesse einnehmen. Dieselben finden sich, weil sie fortwährend durch die Nahrung ersetzt werden, im Harn wieder. Zu diesen gehören beim Menschen hauptsächlich die phosphorsauren Alkalien. Vergleicht man nun die Menge und das Mischungsverhältniss des diabetischen Harns in Bezug auf die unorganischen Salze mit denen des normalen, so findet man in vorliegenden Fällen zunächst eine ausserordentlich geringe Menge un- organischer Bestandtheile überhaupt. Dieselbe beträgt in dem Harn vom 8. Januar 1854 nur 4,444 in 1000 Thei- len, am 21. December 3,487 und am 11. Februar 1855 5,208, während die Aschenbestandtheile des normalen Harns etwa 16 bis 18 Theile in 1000 betragen, also etwa das Vierfache. Diese Differenz ist aufiallend gross und verdient um so mehr Aufmerksamkeit, wenn man erwägt, dass eine grössere Verdünnung des Harns, keineswegs Ursache davon sein kann, indem die Summe der aus- geschiedenen festen Stofie, wie die Analyse des Harns vom 8. Januar zeigt, grösser ist als beim normalen Harn. Was die Zusammensetzung der Asche des diabeti- schen Harns und das quantitative Verhältniss der einzel- 22 Witting, nen Bestandtheile zu einander betrifft, so ergiebt sich Folgendes. Die Analysen vom normalen Harn, welche als zuverlässig angesehen werden können, leiden übrigens alle an dem Fehler, dass die Zusammensetzung der Asche nicht deutlich aus der Zusammenstellung der Bestand- theile erkennbar ist. Namentlich bleibt man mehr oder weniger über das Verhältniss der Phosphorsäure zu den Basen im Zweifel, obgleich gerade dieses Verhältniss von besonderer Wichtigkeit für die Schlüsse auf die Zusam- mensetzung der Blutasche sein möchte. Nehmen wir als Anhalt des Vergleichs die Zusammensetzung des Harns vom 8. Januar 1854, weil damals das Kind ausschliess- lich animalische Kost erhielt, so ergiebt sich, dass die phosphorsauren Verbindungen in einem grösseren Ver- hältnisse zu den übrigen stehen, als dieses im normalen Harn der Fall ist. Dieses lässt sich erklären durch die animalische Kost, welche verhältnissmässig viel lösliche phosphorsaure Verbindungen in ihrer Asche enthält. Stöl- zel fand in 100 Theilen Ochsenfleisch-Asche 35,94 Kali und 34,36 Phosphorsäure. Staffel fand in der Kalb- fleisch-Asche 34,40 Kali und 48,13 Phosphorsäure. Die Quelle der phosphorsauren Verbindungen im Harn bei Fleischnahrung ist daher nicht zweifelhaft, und die obi- gen Resultate stimmen sehr gut mit den Untersuchungen Lehmann's überein, welcher gleichfalls bei animalischer Kost verhältnissmässig mehr phosphorsaure Verbindungen im Harn fand, als bei vegetabilischer und stickstofffreier. Das Verhältniss des Chlornatriums bietet in dem Harn vom 8. Januar nichts Auffallendes dar, wohl aber in dem vom 21. December, worauf ich alsbald zurückkommen werde. Ebenso ist die verhältnissmässige Menge des schwefelsauren Kalis nicht abnorm. Schwefelsaures Na- tron ist nach meinen Untersuchungen in dem Harn gar nicht enthalten, das schwefelsaure alkalische Salz ist nach meinen Resultaten nur von Kali gebildet, so wie auch die phosphorsauren alkalischen Salze hauptsächlich Kali zur Basis haben. Auffallend ist das Auftreten der nicht Beiträge zur •pathologischen Chemie. 23 geringen Menge Eisenoxyd im diabetischen Harn. Das- selbe findet sich im Ochsenfleische und Rindfleische in den Aschen nahezu zu 1 Proc. In der Asche des diabe- tischen Harns vom 8. Januar fand ich es zu 2^81 in 100 Theilen. Es liegt die Vermuthung nahe, dass die verhältnissmässig grosse Menge Eisen grösstentheils durch die Umsetzung der Blutbestandtheile in den Harn gelangt ist. Das Blut enthält das Eisen im Hämatin; nach En- derlin enthält die Blutasche in 100 Theilen: Phosphorsaures Eisenoxyd i ^^^„„^ Eisenoxyd \ ' Es ist nun bekannt^ wie sehr die Reactionen des Eisens bei Gegenwart mancher organischen Stoffe modificirt werden. So verhindert die Gegenwart aller nicht flüch- tigen organischen Substanzen seine Fällung durch Alka- lien, besonders zeichnet sich durch diese Wirkung der Zucker aus'; es liegt daher die Vermuthung nahe, dass das Vorkommen des Eisens im diabetischen Harn an den Zuckergehalt gebunden sei. Uebrigens ist hierbei auch das im diabetischen Harn nicht auffallende Auftreten der Milchsäure, ein Product der Umsetzung des Zuckers, nicht zu übersehen! Eine Vergleichung des Harns vom 8. Ja- nuar mit dem vom 21. December ergiebt bei einem noch grösseren Zuckergehalte eine noch geringere Menge un- organischer Verbindungen. Die Menge der phosphorsauren Verbindungen in letzteren hat aber bedeutend abgenom- men, ebenso die der schwefelsauren, dafür ist der Procent- gehalt der Chloralkalien, so wie auch das Kali gestiegen, und es tritt hier Kieselsäure in nicht unbedeutender Menge auf. Es ist möglich, dass eine kleine Veränderung in der Nahrung von einigem Einfluss auf diesen Unterschied gewe- sen sein mag, jedoch möchte der Grund mehr noch in der fortgesetzten Blutdyskrasie zu suchen sein. Die grössere Menge der Chloralkalien möchte wohl mit der grösseren Menge des Zuckers in Verbindung stehen. Ich erinnere an die leicht darzustellende Verbindung von Traubenzucker 24 Witting, mit Chlornatrium; welche in Krjstallen erhalten wird, welche 13,1 Proc. Chlornatrium enthalten. Im Allgemeinen ergiebt sich aus dem Vergleich der unorganischen Bestandtheile in diesem diabetischen Harn mit dem des normalen Harns, dass die Differenz, sowohl was die Gesammtmenge der Aschenbestandtheile, als auch was die Qualität und Quantität der einzelnen Bestandtheile betrifft, nicht unerheblich und der Schluss nicht zu gewagt ist, dass, wenn sie aus dem Blute stammen, dieses selbst keine normale Zusammensetzung habe, und dass nament- lich die unorganischen Bestandtheile darin überhaupt zu geringe vertreten sind, um ihrer Rolle bei den Lebens- processen völlig genügen zu können. Die Annahme, dass der Zucker in so grosser Menge erscheine, weil die Ver- dauungsproducte in dem späteren Verlaufe des Lebens- processes nicht auf normale Weise umgeändert werden, scheint mir eine Bestätigung in der relativ geringen Menge des Harnstoffs bei dieser Krankheit zu erhalten. Der Harnstoff entsteht durch Oxydation der stickstoff- haltigen Bestandtheile des Blutes, welche der Organismus als untauglich ausscheidet. Bei reichlicher Zufuhr von stickstofflialtiger Nahrung wird beim guten Verdauungs- processe eine grössere Menge Harnstoff ausgeschieden, als bei stickstoffarmer Nahrung. Findet man daher den Harn- stoff in relativ geringer Menge bei reichlicher stickstoff- haltiger Nahrung, so muss man annehmen, dass die Um- wandlung der stickstoffhaltigen Bestandtheile der Nahrung, welche in das Blut übergeführt sind, nicht bis zu den Endproducten gelangt ist. Man findet in diesen Fällen häufig einen verhältnissmässig hohen Gehalt an Harnsäure, aus welchem durch Oxydation der Harnstoff entsteht. In dem diabetischen Harn fand ich sie nur im Sedimente und allerdings, mit der Menge des Harnstoffs verglichen, in nicht geringer Menge, aber doch nicht so reichlich, um dadurch die Ausfuhr der stickstoffhaltigen Bestand- theile der Nahrung erklären zu können. Man muss an- nehmen, dass diese auch nicht einmal bis zur Harnsäure- Beiträge zur pathologischen Chemie. 25 bildung gelangen, dass sie wahrscheinlich schon im Darm- canale grösstentheils ausgeschieden werden. Und in der That findet diese Ansicht ihre Bestätigung in der Zusam- mensetzung der organischen Bestandtheile der Faeces. Unter dem Mikroskop besehen zeigten sie durchaus keine Reste organisirter Gewebe etc., sie bildeten eine hom<;^ene Masse, in der nur Sand vertheilt zu erkennen war. Aber den organischen Theil der Faeces fand ich ganz ausser- ordentlich stickstoffhaltig! Der Zuckergehalt im Harn bei Diabetes viellitus ist daher wohl nur ein Symp- tom, als eine Krankheitserscheinung anzusehen, entstanden wahrscheinlich in Folge von Blutdyskrasien, hervorgerufen durch eine Störung der functionellen Thätigkeiten der Organe überhaupt. Dieselben können durch mangelhafte Respirationsorgane, durch krankhafte Nervenafi'ection oder dergl. bedingt sein. So hat man gefunden, dass durch Verletzung der Medulla ohlongata Zucker im Harn auf kurze Zeit sich zeigt. Es wird daher wenig helfen, dem Krankheitsproducte durch animalische Diät das Material zu entziehen: es bildet sich dann vielleicht weniger Zucker, aber die Ursache der Krankheit ist damit keineswegs beseitigt. Diese besteht nicht in vermehrter Bildung von Zucker, sondern in der Anhäufung desselben, indem der Organismus ihn nicht umzubilden vermag. Es scheinen nicht die kohlenstoffreichen Körper allein zu sein, welche auf dem Wege der Umbildung, die sie zur Ernährung tauglich macht, stehen bleiben. Auch die stickstoffhaltigen scheinen ein gleiches Loos zu haben. Die Therapie muss vor Allem eine normale Umbildung der Bestandtheile der Nahrung, des Blutes, zu erreichen suchen. Aus der Methode der Bestimmung des Zuckers ersahen wir, wie sehr er geneigt ist, bei Gegenwart von Alkalien Sauerstoff aufzunehmen. Theoretisch liegt daher die Ansicht nahe, durch eine grössere Zufuhr von Alkalien zum Blute die Umbildung des Zuckers befördern zu können, und in der That will man in Frankreich schon bedeutende Erfolge dadurch erzielt haben. Jede vegetabilische Nahrung aus- 26 * Witting, 2uschliessen, erscheint mir nicht nur in Anbetracht, dass es darauf nicht ankommen kann, ob etwas mehr oder weniger von dem an sich unschädlichen Zucker auftritt, zwecklos, sondern geradezu schädlich, da nicht nur sehr bald eine noch grössere Störung in der Verdauung eintritt, sondern auch die sehr nützlichen kohlensauren Alkalien, welche sich namentlich nach dem Genüsse von Gemüsen zeigen und im Blute die Oxydation befördern, entfernt gehalten werden. Der vorliegende Fall beweist, dass im Organismus auch bei Entziehung aller vegetabilischen Nahrung Zucker auftreten kann, ja es ist höchst wahr- scheinlich, dass er ein Zersetzungsproduct stickstojEfhaltiger Substanzen im Organismus sein kann. Hierfür spricht der Umstand, dass im Lebervenenblute sich constant Zucker vorfindet, der wahrscheinlich von der Leber aus stickstoöhaltigen Substanzen gebildet wird. Vergleicht man schliesslich die Zusammensetzung der Faeces, welche zu derselben Zeit wie der Harn vom 21. December entleert wurden, mit der Zusammensetzung der normalen Faeces, wie sie Enderlin folgendermaas- sen angiebt: Kochsalz und schwefelsaures Alkali . . . 1,367 Phosphorsaures Natron (2 NaO + P05 . . 2,633 Phosphorsaurer Kalk i oq o-to Phosphorsaure Bittererde i Phosphorsaures Eisenoxyd 2,090 Schwefelsaure Kalkerde 4,530 Kieselerde 7,940 98,932, so ergiebt sich, dass ich in den diabetischen Faeces kein phosphorsaures Natron fand, dafür aber phosphorsaures Kali und Chlorkalium. Es ist aus Enderlin's An- gabe nicht zu ersehen, in welchem Verhältnisse die Phosphorsäure zu den Basen steht; bildet sie damit zwei- basische Salze, so würde die Zusammensetzung der Asche der normalen Faeces von der von mir gefundenen im Allgemeinen nicht sehr differiren. Um so grösser ist aber der Unterschied in Bezug auf die Gesammtmenge Beiträge zur pathologischen Chemie. 21 der Aschenbestandtheile der Faeces. Die getrockneten Faeces der Menschen enthalten etwa 6 bis 7 Proc. Mineral- salze. Ich habe 26,78 in der lufttrocknen gefunden, also etwa das Vierfache. Diese Erscheinung hängt höchst wahrscheinlich mit dem Auftreten des Zuckers unmittelbar zusammen. Das Auftreten der Milchsäure ist nach den neuesten Untersuchungen sowohl im normalen Harn als Blute sehr zweifelhaft geworden. Bei einigen krankhaften Zuständen jedoch, z. B. bei Puerperalfieber und bei Leu- chämie, ist sie im Blute gefunden, und im Harn bei Rhachitis, Osteomalacie, bei Fiebern, bei Störungen der Respiration, so wie überhaupt, wenn der Oxydationsprocess der Blutbestandtheile mangelhaft statt findet. Man kann sich daher auch nicht wundern, beim Diabetes mellitus, da dann der Zucker so reichlich Material zur Milchsäure- bildung liefert, diese Säure in ungewöhnlicher Menge auf- treten zu sehen, von den ersten Wegen der Verdauung, ja vom Speichel an bis zu den Excreten. Durch die energische Wirkung dieser Säure im Organismus, durch ihre Fähigkeit, starke Säuren aus ihren Verbindungen auszutreiben, den phosphorsauren Kalk sehr leicht auf- zulösen, ist es erklärlich, wie in den Faeces bei Diabetes mellitus die unorganischen Bestandtheile der Knochen in nicht geringer Menge vertreten sind, und zwar die Erden in einem solchen Verhältnisse zur Phosphorsäure, dass diese in grösserer Menge vorhanden ist, als zur Bildung von dreibasisch -phosphorsauren Salzen erforderlich ist. Die grosse Menge der unorganischen Bestandtheile der Faeces bei Diabetes mellitus möchte ich daher vorzüglich der Einwirkung der aus Zucker gebildeten Milchsäure auf die Knochensubstanz zuschreiben, deren Asche namentlich in Bezug auf die phosphorsaure Kalkerde aufiallende Aehnlichkeit mit der Zusammensetzung dieser festen Excremente zeigt. In wie weit die scrophulöse Disposi- tion des Kindes, bei welchem Zustande sich gleichfalls Auflösung der Knochensubstanz in hohem Grade häufig zeigt, mit dem Diabetes mellitus zusammenhängt, ob beide 28 Ramdohr, getrennte unabhängige Krankheitsformen sind, ob die eine die Folge der anderen sein kann, oder ob beide seeundäre Erscheinungen derselben Ursache sind, will ich für jetzt noch dahingestellt sein lassen. — In dem Folgenden werde ich zunächst die Analysen des Harns und des Blutes, welche ich bei einigen entzündlichen Krankheiten ausführte, mittheilen. lieber Chloroform; von Dr. G. Ramdohr in Marburg. Im Septemberhefte des Jahrgangs 1855 des Archivs der Pharmacie *) habe ich einige Versuche über Darstellung des Chloroforms beschrieben und daraus einen Schluss gezogen über die relativen Gewichtsmengen von Chlorkalk, Weingeist und Wasser, welche man am besten anwendet, so wie auch über die zu erzielende Ausbeute. Herr Dr. Walz hat in der neuem Zeit Versuche über denselben Gegenstand publicirt. Obgleich dieselben in Bezug auf die anzuwendende Weingeistmenge und die Ausbeute mit den meinigen nahe übereinstimmende Resultate geliefert haben, so ist dies doch im Verhältniss des Wassers zum Chlorkalk nicht der Fall. Ich erlaube mir daher, in dem Folgenden einige Worte hierzu zu bemerken; über die rationelle Formel des Chloroforms und die in neuerer Zeit öfters beobachtete Bildung von Chlorwasserstoffsäure bei der Aufbewahrung des Chloroforms ausserdem etwas hinzuzufügen. Vergleicht man die Vorschriften zur Darstellung des Chloroforms, so stellt es sich heraus, dass die relativen Gewichtsverhältnisse von Chlorkalk (öfters wird auch der Zusatz von Kalkhydrat empfohlen), Weingeist und Wasser sehr abweichend angegeben sind. In der mir zu Gebote stehenden Literatur habe ich die folgenden Vorschriften gefunden und lasse dieselben hier folgen. *) Bd. 83. S. 280. über Qdoroform. 29 Nach den Herren : Chlor- kalk Kalk- hydrat Weingeist Wasser Ausbeute Soubeiran 10 Kilogr. — 2Kilogrm.v. 85 Proc. 60 Kilogr. — Meurer Larocque u. Hurault 10 e: 10 Kilogr. 5 Kilogr. 1 Pfd. 80 Proc. l—l'/2 Liter 85 Proc. 30 ff 35 bis 40 Liter 5 bis 6 Unzen 655 Grm. Godefrin 5 Kilogr. — 1 Kilogr. 86 Proc. 30 Liter 250 Grm. Carl 10 ff — 40 Unzen 84 Proc. 18 Maass 91/2 Unz. Kessler Siemerling 40 Kilogr. 8 Theile 4 Kilogr. ITheil 4 Kilogr. ITheil IHectol. 14 Theile 4ffl3Unz. bis 6 ff 6 Unz. 0,32 Th. Simpson 4ff — 12Unz. 12 ff — Winckler 15 ff — 50Unz.v. 80 Proc. 45 ff 12 Unz. Oberdörffer 4ff 8Unz. 8Unz.v. 80 Proc. 16 ff 31/2 Unz. Bley Osanii und Hülsner 71/2 ff 24 ff 26Unz.v. 0,75 sp. G. 15 Maass 41/4 Unz. 16 Unz. Ich kam durch öfters wiederholte Versuche zu dem Resultat, dass man bei Anwendung eines Chlorkalks, wel- cher durchschnittlich 22,64 Proc. actives Chlor enthält, am besten auf 15 Pfd. von diesem 30 Unzen Weingeist von 0,845 spec. Gew. und 60 Pfd. Wasser anwendet. In der neueren Zeit ist von Herrn Dr. Walz (Neues Jahrb. für Pharm. Bd. IV. Heft 5. u. 6. p. 265) folgende Reihe von Versuchen veröffentlicht. Destillation Chlorkalk Weingeist Wasser Chloroform 1. 17 ff mit 25 Proc. activ. Chlor 36 Unz. V. 75 Proc. 13 ff 12 Unz. 2. 17 ff desgl. 36 Unz. ebenf. 13 ff 10 „ 3. 17ff „ 36 „ „ 13 ff 22 „ 4. 17ff „ 36 „ „ 13 ff 19 1/2 Unz. 5. 9 ff mit 20 Proc. activ. Chlor 23 Unz. V. 0,88 sp. G. 14 ff 91/4 Unz. 6. 9 ff desgl. 23 Unz. ebenf. 14 ff 10 „ 7. 9ff „ 23 „ 14 ff 9 . 8. 9ff „ 38 „ 14 ff 6 „ 9. 9ff „ 24 „ u. weingeisthalt. Waschwässer 14 ff 6 n 10. 9ff „ 24 Unz. ebenf. 14 ff 6 , nebst Wasch Wässer. 30 ., Ramdohr, Der Herr Verfasser fand, dass bei Destillation 2. und 3. die Masse sich von selbst erhitzte. In Bezug auf die anzuwendende Alkoholmenge sagt derselbe: „Es ist ein grösserer Weingeistzusatz als 2 Unzen auf 1 Pfd. Chlorkalk stets von Nachtheil und eben so nachtheilig wirken die weingeisthaltigen Wasch wässer. " Die Wassermenge, welche ich am zweckmässigsten fand in dem Verhältniss von 4 Th. auf 1 Th. Chlorkalk, ist nach Herrn Dr. Walz zu gross, weil zu viel Feuer- material erforderlich ist und die Abkühlung sehr schwer zu erreichen steht. Die Ausbeute bei der Versuchsreihe des Herrn Verfassers mit der von mir gefundenen ist nahezu übereinstimmend, denn nach dieser wurden \on 122 Pfd. Chlorkalk 109^/^ Unzen Chloroform gewonnen, während ich aus 160 Pfd. Chlorkalk 140 Unzen Chloro- form erhielt. In Hinsicht des Wasserzusatzes habe ich bei früheren Versuchen mit weniger Wasser gefunden, dass sich die Masse von selbst stark erhitzte; es fand sogar einmal eine Explosion statt, welche den Verlust des ganzen Quantums von Ingredienzien zur Folge hatte. Aus diesem Grunde halte ich die Wassermenge (4 Th. Wasser auf 1 Th. Chlorkalk) für nicht zu hoch. Man hat jeden- falls besondere Rücksicht auf die zur Anwendung kom- menden Destillations-Apparate und Kühlgeräthschaften zu nehmen. Bei Anwendung eines guten Dampf-Destillations- Apparates gelang es stets, die Abkühlung vollständig zu bezwecken, auch erforderte es verhältnissmässig nur kurze Zeit, bei gehöriger Spannkraft der Dämpfe selbst eine Mischung von 25 Pfd. Chlorkalk mit 100 Pfd. Wasser und der nöthigen Weingeistmenge auf den Temperaturgrad zu bringen, welcher zur Einleitung der Reaction erforder- lich war. In der neueren Zeit wird das Chloroform von vielen Chemikern nicht mehr als die Chlorverbindung des hypothetischen Radicals Formyl (C2H) = Formylchlorid ([C2H] C13), sondern als zur Methylgruppe gehörig be- trachtet. Die rationelle Formel = ([C^H] Cl-^) fand darin «6er Chloroform. ^1 eine Stütze, dass das Chloroform durch Behandeln mit in Weingeist gelöstem Aetzkali in ameisensaures Kali und Chlorkalium verwandelt wird. Die Verbindungen des Radicals (C2H) leiten sich auf ganz analoge Weise aus dem Methyloxydhydrat ab, wie die Verbindungen des Radicals Acetyl (C^H^) aus dem Aethyloxydhydrat, z. B. (C2H30.HO.) -f 4 O = (C2H03.HO) -f- 2 HO (C4H50.HO.) -f 4 O = (C4H303.HO) -{- 2 HO. Die Ameisensäure steht daher zum Methyloxydhydrat in derselben Beziehung, wie die Essigsäure zum Aethyl- oxydhydrat. Ebenso wie das Acetyl aus dem Aethyl entsteht, wird • auch die Bildung des Formyls aus dem Methyl angenommen. Indess kennt man weder die dem Aldehyd, noch die der acetyligen Säure, beide von dem Radical Acetyl ableitbar, die correspondirenden Verbin- dungen des Radicals Formyl. Versucht man den Me- thylalkohol durch Behandlung mit Braunstein und Schwefel- säure in die dem Aldehyd aus Aethylalkohol entsprechende Verbindung überzuführen, so erhält man eine bei 42^ C. siedende Flüssigkeit, das Methylal = C^HSO*. Es entsteht bei der Destillation gleicher Gewichtstheile Holzgeist und Braunstein mit 1 ^i^ ^^- Schwefelsäurehydrat, welches vor- her mit der gleichen Gewichtsmenge Wasser verdünnt ist. Dagegen bildet sich bei Oxydation des Methylalkohols mit chromsaurem Kali und Schwefelsäure oder mit Sal- petersäure, Ameisensäure. Erwägt man andererseits die Gründe, welche zu der Annahme führen, dass das Chloroform ein Körper ist, welcher in die Methylgruppe gehört, so lässt sich nicht verkennen, dass dieselben bei weitem mehr überzeugend sind. Es ist nach diesen vollkommen gerechtfertigt, das Chloroform, wie es bereits in mehreren Lehrbüchern der organischen Chemie geschehen ist, in die Methylgruppe zu stellen, denn durch Einwirkung von überschüssigem Chlor unter Mitwirkung der Sonnenstrahlen kann sowohl aus dem Methyl wasserstoffgas (Sumpfgas) ([C^HSJH), als auch aus dem Methylchlorür (C2H3C1) Chloroform gebildet 32 Ramdohr, werden. Als Endproduct der Einwirkung von Chlor auf Sumpfgas entsteht ein Chlorkohlenstoff (C2CH), welcher als Trichlormethylchlorür ([C2 Cl^] Cl) betrachtet werden kann. ([C2H3] H) -f 8 Cl = ([C2C13] Cl) -f 4 HCl. Ehe sich dieser Chlorkohlenstoff bildet, entsteht Chloro- form und die übrigen Verbindungen der gechlorten Methyl- ätherarten. Die durch Austausch von 1 At. H gegen Cl aus dem Sumpfgas resultirende Verbindung (C^ H^ Cl) stimmt in ihrer Zusammensetzung zwar mit dem Methyl- chlorür überein, sie löst sich jedoch in viel geringerem Maasse in Alkohol, als jenes; sie scheint daher mit dem Methylchlorür nicht identisch zu sein. Die übrigen Pro- ducte der Einwirkung von Cl auf ([C2H3]H) sind indess mit denen aus ([C^H^j Cl) und Cl identisch. Aus dem Trichlormethylchlorür ([C2 CP] Cl) lässt sich das Chlor nun umgekehrt wieder durch Wasserstoff ersetzen. Es entsteht zunächst Chloroform, indem 1 At. Cl durch 1 At. H ersetzt wird; man betrachtet daher das Chloroform als TT J Biehlormethylchlorür (C2 q^ Cl). Durch weiteren -Austausch des Cl gegen H entsteht Monochlormethylchlorür (C2 ^l j Cl), dann Methylchlorür ([C2H3] Cl) und zuletzt wird wieder Methylwasserstoffgas ([C2H3] H) gebildet. Diese Bildungsweisen des Chloroforms sprechen dafür, dass dasselbe das Radical Formyl nicht enthält, dass es vielmehr natürlicher als ein Methylchlorür betrachtet wird, worin 2 At. Wasserstoff durch 2 At. Chlor vertreten sind. Eine weitere Stütze erhält diese Ansicht durch das Ver- halten des auf gewöhnliche Weise bereiteten Chloroforms aus Weingeist gegen Chlor. Durch Einleiten von trock- nem Chlorgas in erwärmtes Chloroform wird dasselbe namentlich bei Mitwirkung des directen Sonnenlichtes in Chlorkohlenstoff ([C2C13] Cl) verwandelt, welcher als Tri- chlormethylchlorür zu betrachten ist. Das Verhalten des Chloroforms gegen Wasserstoff, über Cliloroform. 33 welcher sich im Status nascens befindet, scheint ebenfalls TT 1 ZU beweisen, dass die Formel (C^q^ Cl) (Bichlormethyl- chlorür) die richtige ist. TT . Bei der Behandlung von (C^ ^^2 Cl) mit metalli- schem Zink und verdünnter Schwefelsäure wird Chlorzink neben schwefelsaurem Zinkoxyd gebildet. Diese Art der Entstehung des Chlorzinks kann nur durch Abgabe von Chlor aus dem Chloroform erklärt werden und es lässt sich daraus mit Sicherheit der Schluss ziehen, dass ein neuer Körper aus demselben gebildet wird, welcher weni- ger Chlor enthält, als das Chloroform, und vielleicht an der Stelle des Chlors Wasserstoff dafür aufgenommen hat. Bei dieser Reaction ist das sich bald ausscheidende (ZnO.SO^) der weiteren Einwirkung hinderlich und man erreicht denselben Zweck mit weniger Mühe durch Be- TT 1 handlung von {^^ nu Cl) mit Zink und Chlorwassei'stoff- säure in verdünnter alkoholischer Lösung. Destillirt man nach beendigter Einwirkung die Flüs- sigkeit vom überschüssigen Zink im Wasserbade ab, so wird aus dem Destillat durch Vermischen mit Wasser eine Flüssigkeit ausgeschieden, welche nach der Reinigung mit Chlorcalcium, wiederholter Rectification etc. mit dem auf anderem Wege aus Methylchlorür erhaltenen Mono- TT2 1 chlormethylchlorür (C^ q^ Cl) identisch zu sein scheint. Der Vorgang Hesse sich demnach durch folgende Gleichung versinnlichen : (C2 Ji2 I Cl) + 2 H = (C2 ^l \ Cl) + HCl. Den völligen Nachweis der Identität dieses Productes aus dem Chloroform mit dem Monochlormethylchlorür habe ich bis dahin noch nicht liefern können. Jedenfalls ist aber das Verhalten des Chloroforms gegen H im Status nascens beachtenswerth und ich hoffe bald im Stande zu sein, die Untersuchung vervollständigen zu können. Arch. d. Pharm. CXXXX. Bds. 1. Hft . 3 34 Baradohr, über Chloroform. Die in neuerer Zeit öfters gemachte Erfahrung, dass im Chloroform HCl enthalten war, welche bei der Auf- bewahrung durch Zersetzung entstanden sein musste, lässt sich nicht wohl anders erklären, als dass das ursprüng- liche Präparat, wenn auch nur sehr geringe, Spuren eines fremden Körpers enthielt. Erfahruiigsmässig erhält man bei der Darstellung des Chloroforms aus Weingeist nur den vierten Theil des KohlenstofFgehaltes des letzteren im ersteren wieder und der zur Bereitung zu verwendende Chlorkalk muss überschüssigen Aetzkalk enthalten. Aber selbst der vierte Theil des Kohlenstoffs, wie er nach der folgenden Gleichung: 2 (C4H50, HO) + 8 (CaO, CIO) = C2 ^2 } Gl) + 3 (CaO, C2H03) -I- 5 (CaCl) ^- 8 HO resultirt, ist nicht vollkommen in der Ausbeute von Chloroform vorhanden. Vielleicht liegt der Grund hiervon darin, dass eine gewisse Menge Weingeist unzersetzt über- destillirt, so kann aber auch möglicher Weise gleichzeitig die Bildung eines andern Körpers vor sich gehen, so dass hieraus die Differenz folgt. Dies letztere ist wohl das Wahrscheinlichere und es wäre möglich, dass z. B. Alde- hyd (C^H^O^) gebildet würde, indem zunächst durch die Einwirkung von unterchloriger Säure auf Weingeist freies Chlor entstände: (C4H50,HO) + 5 (CaO, CIO) = (CaO, C2H03.) 4- (C2 ^2 I Gl) -}- 4 HO + 2 Cl und doch dies freie Chlor seinerseits mit Alkohol Alde- hyd bildete: (C4H60,HO) + 2 Cl = (C4H402) -f 2 HCh Entstände also gleichzeitig neben Chloroform Alde- hyd, so wäre das Vorhandensein von HCl im Chloroform vielleicht dadurch zu erklären, dass das Aldehyd vermöge seiner sehr leichten Zersetzbarkeit, namentlich bei Sauer- stoffzutritt, einen Theil des Chlors aus dem Chloroform zur HCl-Bildung veranlasste, während das Aldehyd selbst eine weitergehende Zersetzung erlitte. Lentz, Prüfung eines Morphiumpidvers. 35 Von dieser Vorstellung ausgehend, habe ich reines Chloroform mit reinem Aldehyd gemischt, die Mischung einige Tage stehen lassen und dann im Wasserbade destil- lirt. Das Destillat war HCl-haltig, so dass die^e Erschei- nung obige Ansicht wahrscheinlich macht. Bei der freiwilligen Zersetzung des Chloroforms und dem Auftreten der HCl ist gewöhnlich noch ein ölartiger, gelber Körper vorhanden, welcher specifisch leichter als das Chloroform ist. Ich habe bis jetzt noch nicht hin- reichendes Material sammeln können, um diesen Körper zu untersuchen und, bevor dies geschehen ist, lässt sich nicht wohl ein stöchiometrisches Bild über die Art der Zersetzung von Aldehyd mit Chloroform und Sauerstoff- zutritt entwerfen. Prüfung eines Morphiumpulvers ; von W. Lentz ans Kowalewo. Ein Arzt wünschte den Morphiumgehalt eines Pulvers zu wissen, welches er Herrn Dr. Ov erb eck übergab, der die Untersuchung durch mich ausführen Hess. Ä. Ich löste das Pulver unter Zusatz einiger Tropfen concentrirten Essigs in 1 Unze destillirtem Wasser auf, fügte dann etwas Chlorwasser und ein Stückchen Cyan- kalium zu, wodurch sich die Flüssigkeit bald röthlich färbte. B. Andererseits rieb ich i/g Gran Morphium mit etwas Zucker ab und behandelte dieses Pulver ganz in derselben Art wie Ä. Nach 12 Stunden hatte die Flüssigkeit Ä eine dun- kelrothe Farbe angenommen, die Flüssigkeit B eine hellrothe. Ich mischte nun 1 Drachme der Flüssigkeit A mit 1 Drachme destillirten Wassers. Diese Mischung hatte denselben Farbenton wie die Flüssigkeit B. 36 Drude, Darstellung des Jodbleies. Hiernach dürfte anzunehmen sein, dass das Pulver A die dqjppelte Menge Morphium enthielt, wie das Pulver B^ also 4/4 Gran *). Darstellung des Jodbleies; vom Apotheker Drude in Greene. Plumh.jodat. soll eigentlich dadurch bereitet werden, dass Kai. jodat. mit Plumb. acetic. gefällt wird; man kann es aber auch bereiten, wenn man Eisenjodür gleich mit Plumh. acetic. fällt. Auf folgende Weise erhielt ich ein sehr schönes Präparat. 4 Unzen Jod überschüttete ich mit 32 Unzen Aq. destill,, setzte 1 Unze 2 Drachmen 2 Skrupel Ferr. limat. hinzu und erhitzte so lange gelinde, bis die Flüssigkeit farblos geworden war^ filtrirte und wusch den Rückstand gut aus. Dann löste ich Q\]nzQn Plumb. acetic. in 18 Unzen Aq. dest., setzte dieser Lösung 1 Unze Acet. concenfr. zu und fällte die kalten Lösungen, indem ich die Bleilösung unter beständi- gem Umrühren in die Jodlösung goss, brachte dann den ent- standenen Niederschlag auf ein Filter und wusch so lange mit Aq. dest. aus, bis in der ablaufenden Flüssigkeit keine Spur Eisen mehr zu entdecken war. Der Niederschlag gab getrocknet 6 1/2 Unzen eines sehr schön gelben Prä- parates, welches völlig rein war, denn es löste sich sowohl in Liq. Kai. liydric, als auch in heissem Aq. dest. völlig auf. Nach der Berechnung hätte ich müssen etwas über 7 Unzen Jodblei erhalten, die geringere Ausbeute wird durch die freilich nur geringe LösHchkeit des Jodbleies in Wasser bedingt. Von diesem Präparate kann ich die Unze für 18 Ggr. ablassen. ") Aus einer einzigen Reaetion und zwar einer blossen Farben- nüance einen solchen Schluss zu ziehen scheint gewagt. Die Eed. Maschke, Mittheilungen über Kieselsäurehydrat etc. 37 Vorläufige Mittheilungen über Kieselsäurehydrat und die Bildungsweise des Opals und Quarzes; von 0. Maschke in Breslau*). Bei meiner letzten Untersuchung über Amylon ('siehe Erdmann und Werther, Journ. für prakt. Chem. Bd. LXI. H. 1.) hatte ich es in Glasröhren eingeschmolzen und diese, durch Bindfaden mit einander verbunden, viele Tage lang in einem Wasserbade erhitzt. Bei der Herausnahme die- ser Glasröhren bemerkte ich jedesmal, dass die aufliegende Seite des Bindfadens vollständig genau in einer Substanz abgedrückt war, die auf dem Glase unterhalb der Win- dungen des Fadens sich abgesetzt hatte. Diese Substanz war vollkommen klar und durchsichtig, hart wie Glas, unlöslich in Säuren und Aetzkalilauge, selbst wenn die Glasröhre lange Zeit damit gekocht wurde ; sie haftete dem Glase auf das Innigste an, bestand aber aus einer zu dünnen Lage, um ganz genau untersucht werden zu können ; und dennoch sind die mitgetheilten Eigenschaften wohl hinreichend, um mit Bestimmtheit annehmen zu können, dass jene Substanz Kieselsäure, und zwar in der Form des Quarzes, sei. Dieses interessante Factum, das wichtige Folgerungen für die Geologie versprach, veranlasste mich, die Eigen- thümlichkeiten der Kieselsäure genauer zu studiren, aber erst jetzt, (da mir Zeit und Mittel zu wenig zu Gebote stehen) vermag ich einige recht bemerkenswerthe Angaben zu liefern, die aber der Ausarbeitung durch Waage imd Polarisations -Instrument noch bedürfen. Wenn man eine verdünnte Lösung von Wasserglas durch einen Strom von Kohlensäure zersetzt, so erstarrt, wie bekannt, das Ganze zu einer steifen Gallerte von '') Diese Abhandlung war bereits vor längerer Zeit für das Archiv bestimmt, kann aber erst jetzt zum Abdruck komm-en, Die Red. 38 Masclike, Kieselsäureliydrat; wäscht man diese Gallerte zuerst so viel wie möglich mit destillirtem Wasser aus und vertheilt dann die Masse in Wasser, dem man sehr wenige Tropfen Salzsäure zugesetzt hat, bringt sie dann von Neuem auf ein Filtrum und wäscht wieder mit destillirtem Wasser aus, so erhält man das Kieselsäurehydrat endlich von ziemlich reiner Beschaffenheit; Spuren von Salzsäure wer- den mit grosser Hartnäckigkeit zurückgehalten. Die Löslichkeit einer solchen Gallerte ist erst noch vor Kurzem durch Struckmann (siehe Liebig' s Annalen Bd.XCIV. H.3) untersucht worden; meine Versuche stim- men mit den seinigen nicht überein; ich fand, dass sich während dreier Tage in 100 Wasser 0,09 Kieselsäure und in 100 kohlensaurem Wasser 0,078 Kieselsäure bei ge- wöhnlicher Temperatur unter Öfterem Umschütteln gelöst hatten. Ganz anders verhält sich aber die Kieselsäuregallerte gegen Wasser, wenn sie damit in verschlossenen Ge- fässen längere Zeit in einem Wasserbade erhitzt wird; es erfolgt eine vollständige Lösung — ja, es be- darf nicht einmal des Wasserzusatzes, da die Gallerte sich unter diesen Umständen von selbst verflüssigt. Eine solche verflüssigte Gallerte enthielt in 100 Theilen 2,49 Kieselsäure. Die flüssig gewordene Gallerte wird nicht gefällt selbst durch sehr bedeutende Quantitäten Alkohol; con- centrirte Salzlösungen jedoch bewirken ein Ge- latiniren, wenigstens erhielt ich dieses Resultat vor der Hand mit kohlensaurem Ammoniak, Chlornatrium und Chlorcalcium, und auch doppelt-kohlensaure Alkalien müs- sen dies bewirken, da ja eine Wasserglaslösung durch Hineinleiten von Kohlensäure gelatinirt. Ueberlässt man die flüssig gewordene Gallerte dem freiwilligen Abdünsten *), so tritt endlich ein Zeitpunct *) Geschieht das freiwillige Abdunsten auf einem Uhrglase, so zeigt der sich anfangs bildende Ueberzug an den Wandungen Mittheilungen über Kieselsäurehydrat etc. 39 ein, wo sie dick syrupartig wird; dann erstarrt sie zu einer weiclibrüchigen durchsichtigen Masse, die durch weiteres Austrocknen zerreisst und endlich harthrüchige durchsichtige Platten bildet, die ganz die Eigenschaften des edlen Opals besitzen. Sie lösen sich, selbst nach starkem Glühen, vollkommen und leicht in einer Lösung von Aetzkali oder kohlensaurem Alkali, sind vollkommen unlöslich in Wasser und hängen stark an der Zunge wie Thon; auch condensiren sie eine bedeutende Menge von Gasen, denn wirft man sie in heisses Wasser, so sieht man, unter anfänglichem Zischen, eine grosse Menge klei- ner Luftblasen in die Höhe steigen. Werden sie, z. B. auf einem Uhrglase, der Wärme der Hand ausgesetzt, so trüben sie sich in kurzer Zeit und erscheinen endlich emailartig weiss; dieses Aussehen scheinen sie bei ge- wöhnlicher Temperatur beizubehalten. Erhitzt man sie aber stärker, so werden sie wieder fast so durchsichtig wie vorher, und überlässt man sie nun der feuchten Luft, so fangen sie an nach und nach immer stärker zu opali- siren; werden sie dagegen in verschlossenen Gefässen aufbewahrt, so behalten sie ihre Durchsichtigkeit bei. Dasselbe Verhalten zeigen die geglühten Plättchen. Be- feuchtet man die emailartigen Stücke mit Wasser, so werden sie momentan wieder durchsichtig. Die durch Ei'hitzen durchsichtig gewordenen Stücke nehmen das Wasser mit grosser Energie, unter starkem Knistern, auf, und ist das überschüssige Wasser verdunstet, so kann man die beschriebenen Erscheinungen alle von Neuem hervorrufen. Eine Erklärung dieser überraschenden Eigen- thümlichkeiten kann nur die Waage und das Polarisations- Instrument geben; ich enthalte mich daher jeder Schluss- folgerung. Wird Kieselsäuregallerte, gleich nach dem Aus- waschen, entweder dem freiwilligen Abdunsten über- des Glases das schönste Farbenspiel, und da der Ueberzug nicht so leicht zu beseitigen ist, so eignet er sich ganz vor- züglich, um die Farben dünner Plättchen zu demonstrireu. 40 MascJike, lassen, oder bei Anwendung von gelinder Wärme aus getrocknet^ so erhält man ohne vorhergehendes Flüssig- werden auch opalartige Massen, die aber höchstens nur durchscheinend sind und viele Risse im Innern zeigen; lässt man sie dagegen in einem verstopften Glase meh- rere Tage oder Wochen stehen, so scheint sie zusammenzusintern und giebt dann bei gelinder Wärme Opalstücke von derselben schönen Beschaffenheit, wie die vorhin beschriebenen Plättchen. Nach diesen Vorausschickungen, dünkt mich, hat die Erklärung der Verkieselung der Pflanzen und die Bildung des Tabasheer keine besondere Schwierigkeit. Enthält nämlich das von den Pflanzen aufgenommene Wasser Kieselsäure und Salze gelöst, so muss nach Concentration des Saftes in dem Pflanzenkörper endlich ein Moment eintreten, wo die Salze gelatinirend auf das Kieselsäure- hydrat einwirken; die Gelatine trocknet aus und bildet endlich die opalartigen Massen, aus denen die verkieselten Pflanzen in der Regel bestehen. Es schien nun auch leicht, aus der flüssigen Kiesel- gallerte oder aus der bis zur Syrupsdicke abgedampften Lösung durch Krystallisation Quarz und Bergkrystall dar- zustellen — allein alle Versuche scheiterten, stets bildete sich nur Opal, der aber, als kleine schmale Plättchen in der Flüssigkeit umherschwimmend, durch . starke Reflec- tion des Lichtes zur Annahme von Krystallen wohl ver- leiten konnte*). Die Angabe von Struck mann und Doveri (siehe Liehig' s Annalen Bd. XCIV. H. 3) halte ich deshalb für unrichtig. Das Brunnenwasser jedoch, in dem sich der dünne Quarzabsatz auf den Glasröhren ge- bildet hatte, und das ausser Kieselsäure, kohlensaurer *) Nach Senarmont erhält man die Kieselsäure in mikroskopi- schen Krystallen von der Form und den Eigenschaften des Quarzes, wenn man eine Lösung von gallertartiger Kieselsäure in kohlensäurehaltigem Wasser oder sehr verdünnter Salzsäure sehr langsam auf 200 bis 300 Grad erhitzt. Ann. de Chim. et Phys. 1851. T. 32. p. 142. Mittheilungen über KieselsäureJiydrat etc. 41 Kalkerde und kohlensaurem Eisenoxydul auch ganz un- streitig ein kohlensaures Alkali^ wenn auch nur in gerin- ger Quantität, enthielt *), zeigte mir einen andern Weg, der, wie es scheint, zum Ziele führen kann. Wenn man nämlich in eine ziemlich concentrirte, beinahe kochende Lösung von kohlensaurem Kali Kiesel- gallerte bis zur Sättigung auflöst, so verwandelt sich alle überschüssig zugesetzte Gallerte bald in eine weisse, harte, sandig anzufühlende Masse. Lässt man die Lösung erkal- ten,, so erstarrt sie zu einer weissen, nicht gallertartigen Masse (verdünnte Lösungen dagegen gelatiniren), die sich nach und nach senkt und zusammendrücken lässt. Wäscht man sie, nachdem das kohlensaure Kali durch öfteres Drücken mit einem Spatel, so weit wie es angeht, heraus- gepresst ist, mit Wasser aus, so erhält man die Kiesel- säure nach dem Trocknen als ein weisses, sehr zartes, aber zusammengeballtes Pulver, das unter dem Mikroskop Molecularbewegung zeigt. Diese Kieselsäure löst sich nicht in Wasser, wohl aber in einer Lösung von kohlen- saurem Kali, was natürlich der Fall sein muss, da auch von sehr fein geriebenem Bergkrystall durch kohlensaure Kaliflüssigkeit bedeutende Mengen gelöst werden. . Wird aber die gesättigte Lösung bei derselben Tem- peratur, bei der die Lösung erfolgt ist, eingedampft, so bleibt sie klar, dagegen scheidet sich die Kieselsäure als vollkommen durchsichtige Haut auf der Flüssigkeit ab, die sich ungemein leicht, selbst an einem Platinspatel, festsetzt und sich unterhalb der Flüssigkeit zu einem durch- scheinenden Klumpen**) zusammenkneten lässt; kleinere *) Wurde das Wasser nur kurze Zeit gekocht, so färbte sich das rothe Lackmuspapier sehr bald blau und die Stärke dieser Eeaction nahm zu, je weiter die Flüssigkeit eingedampft wurde. Da in dem Brunnenwasser Salpetersäure enthalten ist, so unter- liess ich auch nicht auf Ammoniak zu prüfen, doch konnte ich bis jetzt keine Spur desselben darthun. Eine genaue Analyse hoffe ich in Zukunft mittheilen zu können. **) Enthält die Flüssigkeit Eisen, so bekommt der Klumpen eine rothe (amethj^^strothe) Farbe. 42 Maschke^ Mittheüungen über Kieselsäur ehydraf etc. Stücke derselben werden nach einiger Zeit in der heissen Flüssigkeit ganz durchsichtig. Wirft man aber solche 'Massen in Wasser, so zerfallen sie zu einem groben, sandig anzufühlenden Pulver, das in kohlensaurer Kali- ilüssigkeit leicht löslich ist; letzteres geht schon daraus hervor, dass die zusammengekneteten Massen, sobald das verdampfte Wasser ersetzt wird, sich wieder zu lösen beginnen. Ich habe nun diesen Versuch so abgeändert, dass ich in eine Glasröhre jenes grobe Pulver mit einer bei der Kochhitze des Wassers gesättigten Lösung von Kiesel- säure in kohlensaurer Kaliflüssigkeit einschmolz und sie acht Tage lang im Wasserbade erhitzte. Die Kiesel- säure war nach Verlauf dieser Zeit zum grössten Theil nur zusammengesintert, doch waren auch kleine Mengen vollkommen durchsichtig geworden ; wurde sie mit Liq, Kali carhon. Ph. hör. gekocht, so löste sie sich jetzt schon weit schwieriger; es waren also die Molecule der Kieselsäure durch die lange andauernde Hitze noch näher zu- sammengetreten. II. IVaturg^eschichte und Pliarnia- Rog^iiosie. lieber die Weinbeerenlese in Griechenland; von Dr. X. Lander er in Athen. Den Lesern dieses Archivs wird vielleicht eine Be- schreibung der Staphidenlese, die von der Weinlese in mancher Hinsicht verschieden ist, nicht uninteressant sein. Ich sah dieselbe in Vostiza und Korinth, und erlaube' mir sie im Nachfolgenden näher darzustellen. Von der Art und Weise, die Früchte von Vitis vini- fera apyrena, 2xaok genannt, auf Tennen ausgebreitet zu trocknen, erhielten sie den Namen Uvae minores Corin- tliiacae passae, von imndo-cre, ausgebreitet. Nach fünf unglücklichen Jahren, in denen die Korinthenpflanzungen durch die Traubenkrankheit zu Grunde gerichtet wurden, hat es der göttlichen Vorsicht gefallen, die armen Leute, welche fast an den Bettelstab gerathen, durch eine reiche Ernte zu erfreuen. Man schreibt das Aufhören dieser verheerenden Krankheit der Schwefelung zu; denn alle diejenigen Gutsbesitzer, die entweder nicht die Mittel besassen, sich den Schwefel zu verschaffen, oder es ver- nachlässigten, verloren ihre Frucht, und der Schwefel wurde OeTov, Medicamentum dwinum, d. i. göttliches Heil- mittel, genannt. Nicht zu übersehen ist jedoch, dass auch im heurigen Jahre eine aussergewöhnliche Trocken- heit statt fand und seit 6 1/2 Monat kein Regen fiel, wo- durch sich die Sporen des Oidiums vielleicht nicht ent- 44 Landerer, wickeln konnten. Dass der Schwefel zum Tlieil in Hydrothiongas umgewandelt wird, glaube ich dadurch bestätigen zu können, dass Abends in den Staphiden- pflanzungen aufgehängtes Bleipapier am andern Morgen in Folge der Bildung von Bleisulphurat sich braun und schwarz gefärbt zeigte. Ob vielleicht die Sporen dieser kryptogamischen Pflanze in einer mit Hydrothiongas ge- schwängerten Luft nicht keimen können, lasse ich dahin- gestellt. Nun zur Weinlese der Staphiden. Die Weinlese begann in früheren Jahren gegen den 10. bis 15. August, im gegenwärtigen Jahre am 1. August. Die Zeit der Lese wird durch die Demarchie allen in der Umgegend bis auf 10 bis 15 Stunden entfernt woh- nenden Leuten angezeigt, damit sie sich zu derselben einfinden. Tausende von Menschen finden zu dieser Zeit Beschäftigung und aus allen Ortschaften ziehen die Leute, Frauen und Kinder, mit Pferden und Eseln, auf denen die Körbchen und nöthigen Kleidungsstücke gepackt sind, nach den Städten Korinth, Vostiza, Patras u. s. w. und versammeln sich zu Hunderten auf den Marktplätzen, um sich für die Zeit der Lese dingen zu lassen. In Folge einer Uebereinkunft der grösseren Gutsbesitzer, die oft Tausende von Stremmen (Tagewerken) Staphidenpflanzun- gen besitzen, wird der Lohn öffentlich ausgerufen und in diesem Jahre zu 1 Drachme bis 1 Drachme 20 Lepta pr. Tag bestimmt, jedoch ohne alle Verbindlichkeit. Kinder erhal- ten 80 Lepta, und werden Pferde oder Maulesel beschäf- tigt zum Hintragen der Staphiden nach entfernten Alonen (Trockenplätzen), so wird der Eigenthümer mit 2 bis 21/2 Drachmen pr. Tag dafür entschädigt. Nach diesen Vorbereitungen, mit den nöthigen Lebensmitteln versehen, die in Brod, Käse, Oliven, Melonen und Wasser-Melonen bestehen, welche um diese Zeit in Umnasse vorhanden sind, ziehen die Weinleser, Männer, Frauen und Kin- der, nach den Staphidenpflanzungen, gewöhnlich Sonntag Abends; am Montag früh um 5 Uhr beginnt unter Jubel über die Weinheerenlese in Griechenland. 45 und Freudengeschrei die Weinlese. Das Abschneiden der Trauben geschieht mittelst kleiner Messer, sie werden in kleinen Körben übereinander geschichtet und gewöhnlich von den Frauen nach der Trockentenne gebracht. Bei der Lese der Trauben muss auf den Reifezustand der- selben Rücksicht genommen und nur diejenigen abge- lesen werden, die beinahe tiefblau oder schwarz aussehen, denn die einen röthlichen Schein zeigenden sind nicht hinreichend reif, auch nicht so süss und zuckerhaltig, als sie sein sollen und von den Käufern verlangt werden. Auf den Tennen angekommen, die man einige Tage vor- her durch Abbrennen von dem darauf befindlichen Un- kraute befreit, sodann gereinigt und mittelst einer Thon- lage, mit welcher Kuhdüngerwasser vermischt ist, so viel als möglich geebnet hat, werden nun die Trauben neben einander gelegt und wenn es möglich ist, täglich bis zur völligen Trockne umgewendet. Ist nun das Wetter gut und die Sonnenhitze kräftig, so geschieht das Trocknen in 6 bis 7 Tagen, und der Tag, an welchem der Eigen- thümer seine Ernte glücklich einbringen kann, ist eben- falls ein Freudentag für die ganze Familie. Sind nun die Rosinen trocken, so werden die Beeren von den Sten- geln mit einem kleinen Besen abgetrennt und auf diese Weise so viel als thunlich von allen fremden Körpern gereinigt, dann nach den Magazinen, die man Serails nennt, gebracht und auf Haufen zusammengeworfen. Hier schwitzen die Rosinen und kleben so fest aneinander, dass man sie mittelst eiserner Schaufeln von einander trennen muss, ehe man sie in die Fässer einstampft und versendet. Seit einigen Jahren hat man auch aus Eng- land eine Art Windmühlen eingeführt, um die trocknen Rosinen dadurch von allem Staube und Sande zu befreien. Auf eine viel mühsamere Weise geschieht dieses Reinigen auch durch Ausschwingen bei stark wehendem Nordwinde, wodurch aller Staub hinweggef